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  #1  
Alt 20.08.2010, 23:26
MontBlanc MontBlanc ist offline
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Standard Meine geliebter Schatz V hat es nicht geschafft

Hallo,

lese schon einige Zeit mit in diesem Forum.

Bei meinem geliebten Schatz wurde bei einer Mammographie, die Frauen ab 50 Jahren angeboten wird, Mitte April in der Brust ein Knoten entdeckt. Eine zweite Untersuchung mit Biopsie ergab, dass sie ein malignes Melanom (schwarzer Hautkrebs) in der Brust hat.

2 Wochen später nach div. CT´s und Magnetspintomographien wurden weitere Metastasen in der Lunge und im Bauch entdeckt. Bei der ersten CT nach der 2. Untersuchtung und Biopsie wurde uns bei der Ergebnisbesprechung mitgeteilt, dass keine weiteren Metastasen vorhanden sind. Wir waren zu Tränen gerührt und ich half meinem Schatz in den Mantel und gingen glücklich zum Ausgang und waren fast draussen, als uns der Radiologe nochmals zurückrief und uns eröffnete, dass er einen grosse Raumforderung im Bauchraum gefunden. Wir wurden auf weitere Untersuchungen verwiesen, die dann bis Mitte Mai dauerten. Nachdem wir das Ergebnis bekamen haben wir uns an eine Uniklinik gewandt, die uns nach einer Tumorkonferenz Hoffnung machten, dass alles zu operieren wäre. Eine Untersuchung fehlte noch die radiologische Untersuchung mit radioaktiven Stoffen (PET-CT). Nach einer weiteren Tumorkonferenz eine Woche später wurde die Nachricht, es wäre operabel zurückgenommen, Stadium IV. Das heisst binnen kürzerster Zeit wird dies zum Tode führen. Uns wurde noch eine Studie angeboten, auf die wir so sehr hofften. Bis zur endgültigen Entscheidung, ob das Tumorgen für das Medikamt passt, machten wir noch einmal eine Woche Urlaub. Das war vor 6 Wochen. Wir erfuhren am letzten Urlaubstag, dass sie für diese Studie nicht in Frage kam.

Eine herkömmliche Chemo hat sie abgelehnt. Während eines Arztbesuches habe ich in einer Zeitschrift gelesen, dass man gegen diesen Krebs impfen kann selbst im fortgeschrittenen Stadium IV. Wir waren so voll Hoffnung. Aber auch hier fiel sie durchs Raster.

Sie hat noch bis vor 5 Wochen gearbeitet. Sie konnte kaum noch essen und wurde immer schwächer. Die Ärzte teilten uns mit, dass eine Chemo nichts mehr heilt sondern nur das Leben etwas verlängern würde.

Sie hatte Gott sei Dank keine Schmerzen. Vor vier Wochen wurde ihr Bauch sehr dick.

Sie ging zum Hausarzt, der sie nicht untersuchte und ihr nur etwas entblähendes gab. Sie quälte sich weiter, bis wir im Internet lasen, dass es sich im fortgeschrittenen Stadium um Wasser handeln könnte.

Wieder zum Hausarzt mit dem Hinweis auf Wasser, eine Untersuchung hätte ihm schon vorher den Hinweis bringen können. Sie bekam Entwässerungstabletten, was absoluter Schwachsinn war. Nach 3 Tagen Quälerei brachte ich sie ins Krankenhaus, dort wurden 3,5 l Wasser aus dem Bauchraum abgelassen. Eine Entzündung wurde festgestellt, sie bekam Antibiotikatabletten und wurde nachhause geschickt. Dann brachte ich sie nach einer Woche erneut ins Krankenhaus, mit einer massiven Entzündung, sie hätte nie nachhause geschickt werden dürfen.

Sie behielten Sie exakt 10 Tage bis Sonntag vor 2 Wochen am Freitag wurde sie bis 12.00 Uhr nachmittags ultimativ aufgefordert eine Chemo zu machen, die sie ablehnte und dann holte ich sie ab.

Am Montag nahmen wir sie noch im Rollstuhl mit zur Zeugnisüberreichung unserer Tochter zum Batchelerstudiengang. Es war unglaublich anstrendend für sie aber sie wollte unsere Tochter nicht enttäuschen. Dann lag sie noch eine Woche zuhause im Bett, bis sie am darauffolgenden Sonntag durch den Sonntagsdienst in auf unseren Wunsch in eine antroposophische Klinik gebracht wurde. Dort wurde uns eröffnet, dass die Nieren schon versagen und eine massive Entzündung im Bauchraum vorliege. Aufgrund einer Patientenverfügung wünschte mein Schatz, dass sie an keine Maschine gehängt wird, wovon uns der Arzt auch abriet. Die Nieren sollten auf natürlichem Wege wieder in Gang kommen. Sie kam auf die Intensivstation. Ich habe mich von ihr verabschiedet. Später habe ich nochmals angerufen und mit ihr gesprochen, sie fühle sich gut. Am Montagmorgen rief ich dort an und bekam von ihr die Auskunft, es gehe ihr gut, die Nieren- und Entzündungswerte hätten sich gebesert. Meine Kinder besuchten Sie und ich war den ganzen Montagabend bei ihr, sie ass auch wieder.

Als ich sie verliess, habe ich mich 3-mal von ihr verabschiedet. Es fiel mir unendlich schwer. Wir haben noch gescherzt und gelacht. Ich ging und wir winkten uns ein allerletztes Mal zu. Ich hörte auch ihre Stimme zum allerletzten mal.

Nach einer unruhigen Nacht, klingelte morgen ums 7.30 Uhr das Telefon, war gerade beim Frühstück machen, sah an der Vorwahl woher der Anruf kam und dachte bitte bitte nicht.

Es war ein Arzt, der mir mitteilte, dass sie mit meiner Frau nicht mehr kommunizieren können, es sei eine massive Blutvergiftung dazugekommen.

Mein Sohn und ich machten uns auf den Weg und waren eine Stunde später bei ihr. Unsere Tochter konnten wir nicht erreichen, sie war einem Funkloch. Unser Schatz hat sich verkrampft und gekämpft, bis unsere Tochter da war, dann entspannte sie sich. Sie konnte nicht mehr sprechen aber anhand von Bewegungen und Tränen die sie weinte, als ich und später meine Kinder sich bei Ihr für alles bedankten was sie für uns getan hatte konnten wir erkennen, dass sie alles mitbekam.

Wir waren 30 Jahre zusammen und 26 Jahre verheiratet unsere Kinder sind erwachsen und wir freuten uns auf eine gemeinsame Zeit ohne Entbehrungen und wollten noch einige Jahre geniessen. Sie schlief in unserem Beisein friedlch ein während meine Kinder ihre Hände hielten, und ich Sie im Arm hielt, nachdem sie noch auf die Priesterin gewartet hatte als sie das Kreuzzeichen auf die Stirn bekam. Sie öffneten zu diesem Zeitpunkt nochmals die Augen und sah mich mit Ihren wunderschönen braunen Augen an. Wir durften Sie bis zur letzten Schwelle geleitn, den letzten Schritt musste Sie alleine gehen.

Das war am 10.08.10 um 15.37 Uhr. Das war nicht einmal 4 Monate nach der Diagnose, 9 Tage vor Ihrem 51. Geburtstag, den sie gestern gefeiert hätte. Am vergangenen Dienstag war die Trauerfeier und nächste Woche Samstag wird ihre Urne in einem Friedwald beigesetzt unter einer wunderschönen Hainbuche. Sie wollte sich den Friedwald noch anschauen, das war aber aufgrund Ihrer Schwäche nicht mehr möglich. Und wir dachten sie würde den Krebs besiegen, es schaffen und haben bis zuletzt gehofft.

Aber das Bauchgefühl meiner Kinder und von mir sagt uns das es das richtige ist, dass wir sie im Friedwald beisetzen lassen.

Wir waren immer so gerne in der Natur und vor allem im Wald unterwegs.

Wir sind so unsäglich traurig. Was machen wir nur ohne sie sie war unser Mittelpunkt, unsere Sonne die nun in unseren Herzen weiterscheint.

So vieles blieb ungesagt, so vieles ungetan und wir leiden grosse Schmerzen über ihren Verlust.

Michael
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  #2  
Alt 20.08.2010, 23:47
Benutzerbild von susen10
susen10 susen10 ist offline
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Standard AW: Meine geliebter Schatz V hat es nicht geschafft

Hallo lieber Michael
Ich möchte dir mein herzliches Beileid aussprechen.
Deine Geschichte hat mich sehr berührt,man spürt die grosse Liebe in dir.
Ich kann dir nur ein wenig Trost spenden und denke es war eine gute Entscheidung
dich hier anzumelden.
Hier findest du immer jemanden der dir zuhört und für dich da ist,wenn es dir schlecht geht.
Mir hat es jedenfalls sehr geholfen.Mir steht der schwere Tag noch bevorMein Kind wird sterben.
Ich wünsche dir und deinen Kindern viel Kraft dies alles zu verarbeiten
und zu verstehen.
Lass dich fest drücken
Geli
__________________

_____________________


Ich bin gegangen, nur einen kleinen Schritt
und gar nicht mal weit.
Und wenn Du dorthin kommst, wo ich jetzt bin,
wirst Du Dich fragen warum Du
geweint hast.
unbekannter Verfasser
___________________________________________
Mein geliebtes Kind *18.09.1976 +29.08.2010
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  #3  
Alt 21.08.2010, 00:25
johanna84 johanna84 ist offline
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Standard AW: Meine geliebter Schatz V hat es nicht geschafft

lieber michael,
habe gerade eure geschichte gelesen und bin zu tränen gerührt.
es tut mir vom herzen leid, dass deine frau dich und deine kids so früh verlassen musste, mein herzliches beileid.

ich wünsche dir viel kraft für die kommende zeit,
johanna
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  #4  
Alt 21.08.2010, 03:04
Benutzerbild von Ute08
Ute08 Ute08 ist offline
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Standard AW: Meine geliebter Schatz V hat es nicht geschafft

Lieber Michael,
auch ich möchte dir mein Beileid aussprechen.
Deine Geschichte und die Liebe, die aus jeder Zeile spricht, haben mich sehr berührt.
Ich wünsche dir viel Kraft, um die kommende Zeit zu überstehen und Menschen um dich rum, die dich auch mal in den Arm nehmen.
und liebe Grüße
Ute
__________________
Meine Tochter Melanie + 31.10.2009 14.54 Uhr
Du durftest nur 17 Jahre alt werden.
Ich werde dich immer in meinem Herzen haben!!!
www.darkprincess-melaniehuemmer.de
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  #5  
Alt 21.08.2010, 08:23
Benutzerbild von Jessi77
Jessi77 Jessi77 ist offline
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Standard AW: Meine geliebter Schatz V hat es nicht geschafft

Lieber Michael,

die Tränen laufen mir die Wangen herunter, obwohl ich weder deine Frau noch dich kenne.

Soviel Liebe zwischen euch, soviel Kraft und Zuversicht im Kampf und doch soviele Ungerechtigkeiten und Rückschlage stecken in eurer Geschichte, in eurem Leben, eurem Leidensweg.

Es tut mir so unendlich leid, lass dich unbekannterweise in den Arm nehmen.
Wir können dies hier nur per Tastatur tun aber manchmal erreicht es das Herz.

Ich wünsche dir viel Kraft aber auch Zuversicht, dass du "dein" Leben nicht nur irgendwie durchstehst und aushälts - sonder irgendwann auch wieder "leben" kannst!

Jessi
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  #6  
Alt 21.08.2010, 11:06
MontBlanc MontBlanc ist offline
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Standard AW: Meine geliebter Schatz V hat es nicht geschafft

Zitat:
Zitat von susen10 Beitrag anzeigen
Hallo lieber Michael
Ich möchte dir mein herzliches Beileid aussprechen.
Deine Geschichte hat mich sehr berührt,man spürt die grosse Liebe in dir.
Ich kann dir nur ein wenig Trost spenden und denke es war eine gute Entscheidung
dich hier anzumelden.
Hier findest du immer jemanden der dir zuhört und für dich da ist,wenn es dir schlecht geht.
Mir hat es jedenfalls sehr geholfen.Mir steht der schwere Tag noch bevorMein Kind wird sterben.
Ich wünsche dir und deinen Kindern viel Kraft dies alles zu verarbeiten
und zu verstehen.
Lass dich fest drücken
Geli
Liebe Geli,

vielen Dank, auch ich wünsche Dir viel Kraft.

Wie vor zwei Wochen habe ich Brötchen eingekauft und Medikamente für sie besorgt um die gleiche Zeit. Am Dienstag war sie dann tod.

Es ist einfach entsetzlich. Es ist sonnig draussen aber ich sehe alles wie durch eine trübe Glasscheibe.

Michael
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  #7  
Alt 21.08.2010, 11:08
MontBlanc MontBlanc ist offline
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Standard AW: Meine geliebter Schatz V hat es nicht geschafft

Zitat:
Zitat von johanna84 Beitrag anzeigen
lieber michael,
habe gerade eure geschichte gelesen und bin zu tränen gerührt.
es tut mir vom herzen leid, dass deine frau dich und deine kids so früh verlassen musste, mein herzliches beileid.

ich wünsche dir viel kraft für die kommende zeit,
johanna
Liebe Johanna,

herzlichen Dank, es tut gut zu wissen wenn Menschen an uns denken.

Michael
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  #8  
Alt 21.08.2010, 11:12
MontBlanc MontBlanc ist offline
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Standard AW: Meine geliebter Schatz V hat es nicht geschafft

Zitat:
Zitat von Ute08 Beitrag anzeigen
Lieber Michael,
auch ich möchte dir mein Beileid aussprechen.
Deine Geschichte und die Liebe, die aus jeder Zeile spricht, haben mich sehr berührt.
Ich wünsche dir viel Kraft, um die kommende Zeit zu überstehen und Menschen um dich rum, die dich auch mal in den Arm nehmen.
und liebe Grüße
Ute
Liebe Ute,

auch dir nachträglich mein allerherzlichstes Beileid. Es ist schlimm wenn man einen lieben Menschen verliert. Bei meinem Schatz war es auch viel zu früh aber bei einem Kind, es hatte sein ganzes Leben noch vor sich.

Es ist einfach schrecklich. Auch dir viel Kraft und Trost.

Michael
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  #9  
Alt 21.08.2010, 11:19
MontBlanc MontBlanc ist offline
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Standard AW: Meine geliebter Schatz V hat es nicht geschafft

Zitat:
Zitat von Jessi77 Beitrag anzeigen
Lieber Michael,

die Tränen laufen mir die Wangen herunter, obwohl ich weder deine Frau noch dich kenne.

Soviel Liebe zwischen euch, soviel Kraft und Zuversicht im Kampf und doch soviele Ungerechtigkeiten und Rückschlage stecken in eurer Geschichte, in eurem Leben, eurem Leidensweg.

Es tut mir so unendlich leid, lass dich unbekannterweise in den Arm nehmen.
Wir können dies hier nur per Tastatur tun aber manchmal erreicht es das Herz.

Ich wünsche dir viel Kraft aber auch Zuversicht, dass du "dein" Leben nicht nur irgendwie durchstehst und aushälts - sonder irgendwann auch wieder "leben" kannst!

Jessi
Liebe Jessi,

es ist alles noch so frisch, manchmal denkt man es geht nicht mehr, wir hatten so schöne Zeiten. Vor allem die Woche als wir nochmals weg waren.

Man möchte die Augenblicke festhalten, die Sonnenuntergänge über dem Wattenmeer, die Umarmungen im Meer, doch sie zerflossen wie die Zeit fliesst. Aber ich bewahre sie in meinem Herzen.

Herzlichen Dank für Deine Worte.

Michael
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  #10  
Alt 22.08.2010, 23:42
MontBlanc MontBlanc ist offline
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Standard AW: Meine geliebter Schatz V hat es nicht geschafft

Liebe Gabi,

diesen langen Leidensweg wurde meinem Schatz Gott sei Dank erspart. Ich glaube man kann nur entfernt sich vorstellen, was Du, Ihr durchgemacht habt.

Vielen Dank für Deine lieben Worte.

Bin wie betäubt, kann es einfach nicht fassen, dass sie mir nie mehr die Türe öffnet, mich nie mehr begrüsst als ich abends heim kam. Sie hat es immer mitbekommen, wenn ich nachhause kam.

Derzeit bleibt mir nur ein Bild mit zwei Kerzen und das Gedeck, dass wir für sie täglich aufdecken. Sie ist in meinem, unseren Herzen aber es schmerzt sehr.

Schlafe erst nach Erschöpfung ein und bin nach 4 Stunden wieder fit, um dann tagsüber erschöpft zu werden. Manchmal könnte man vor Sehnsucht verrückt werden.

Wenn ich die Schicksale anderer lese, weiss ich dass es anderen auch so geht. Euch allen wünsche ich Trost und dass die Trauer über den geliebten Menschen irgendwann vorüber geht und der geliebte Mensch, der gehen musste einen festen Platz ohne Schmerz in Euren Herzen findet.

Alles Liebe

Michael
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  #11  
Alt 23.08.2010, 23:06
MontBlanc MontBlanc ist offline
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Standard AW: Meine geliebter Schatz V hat es nicht geschafft

Hallo,

jetzt nach 2 Wochen nach dem Tod meines lieben Schatzes habe ich es geschafft ihre Tasche vom Krankenhaus auszuräumen, ihre Handtasche war drin.

Das war immer topsecret für mich. Ging nie an Ihre Handtasche, obwohl sie immer lachte und es mir erlaubte, ich brachte sie immer zu ihr wenn ich daraus was wollte, meine Schlüssel etc.

Habe viele liebe Dinge gefunden, die sie täglich bei sich trug und sie an uns erinnerte.

Hatte Gott sei Dank allen verboten die Tasche auszupacken, es war ihr letztes Nachthemd darin, das sie auf dem Transport in die Klinik trug. Ein letzter Geruch von meinem Schatz.

Das bringt sie mir nicht wieder und ich frage mich immer wieder warum nur. Eine Frage auf das es letztendlich keine Antwort gibt.

Michael
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  #12  
Alt 26.08.2010, 01:40
MontBlanc MontBlanc ist offline
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Standard AW: Meine geliebter Schatz V hat es nicht geschafft

Heute haben meine Kinder und ich uns Gedanken gemacht, wie wir die Urnenbeisetzung am Samstag im Wald gestaltenwollen.

Jetzt nach der umtriebigen Zeit kommen die schmerzhaften Erinnerungen und die Gewissheit, dass wir uns in diesem Leben nie mehr sehen, nie mehr berühren und nie mehr küssen werden.

Es tut so weh. Ich vermisse Dich so sehr meine geliebter Schatz. Als Mann ist es schwierig die Trauer zu zeigen. Man muss sich dafür verkriechen wenn es uns mit voller Wucht trifft.

Michael
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  #13  
Alt 26.08.2010, 06:56
Stephani Stephani ist offline
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Standard AW: Meine geliebter Schatz V hat es nicht geschafft

Hallo Michael!
Erstmal mein Beileid. Du brauchst dich als Mann auch nicht verkriechen um deine Trauer zuleben. Es ist blödsinn wenn von vielen gesagt wird ein Mann muß stark sein und darf keine Tränen zeigen.

LG Ingrid
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  #14  
Alt 27.08.2010, 20:37
Benutzerbild von Sonnenblümchen
Sonnenblümchen Sonnenblümchen ist offline
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Standard AW: Meine geliebter Schatz V hat es nicht geschafft

Lieber Michael,
auch von mir zunächst einen letzten stillen Gruß. Bitte lass deine Trauer zu. Es muss wirklich absolut nicht für einen Mann schwer sein, seine Trauer zu zeigen.....ganz im Gegenteil. Ich schreibe dir, weil ich meinen Schatz auch vor 11 Wochen gehen lassen mußte. Ich weine täglich um ihn, vermisse ihn jeden Tag mehr. Der Schmerz wird einfach nicht weniger, aber ICH lasse ihn raus, den Schmerz und auch die Tränen vor jedem und zu jederGelegenheit.

Unser einziger Sohn kann mit seinen 27 Jahren nicht mit mir trauern. Er kann seine Tränen nicht zeigen und ist völlig introvertiert. Man sieht ihm auch keine Trauer an...zu keinem Zeitpunkt, nicht einmal, als sein Papa gerade 2 Stunden vorher verstorben war. Ich würde es mir und uns so sehr wünschen, dass er seine Trauer zeigen kann und es nicht runterschluckt, verdrängt und offen über seine Gefühle sprechen könnte.....wo ist da ein Unterschied zu machen zwischen den Trauernden.

Du schreibst, dass dein Schatz bereits 4 Monate nach der Diagnose gehen musste. Deine Frau hat keine Chemo gemacht, auch bei ihr war das Endstadium bereits erreicht.
Meinem Engel hat man am 28.Jan.09 eine 3-wöchige Überlebenszeit gegeben.
Eine Chemo wurde ausgeschlossen und nur aufgrund meines Bettelns ab März 09 dann doch verabreicht......das ganze ging dann 14-tägig über ein Jahr lang.....

Es ist so schmerzlich für dich, wenn man genau wie bei uns auf so viele gemeinsame Jahre zurückblicken kann und nun plötzlich ohne den geliebten Partner alleine weiter leben soll.
Du wirst dich fragen.....warum?
du wirst dich fragen.....für wen?
du wirst dich fragen.....was das alles noch für einen Sinn macht.
Diese Endgültigkeit hast du zwar registriert, aber noch längst nicht realisiert. Uns allen kommt es vor, als erlebten wir gerade einen immer noch andauernden Alptraum, der eines Tages wieder vorbei ist.

Die Situation mit der Handtasche habe ich genau in "umgekehrt" durchlebt. Ich habe mir die Frage gestellt, ob ich eigentlich berechtigt bin, in seinen persönlichen Dingen wie Brieftasche und Geldbörse z.B. rumzustöbern. Ich hatte dabei so ein schlechtes Gewissen, dass ich sofort meiner Freundin davon berichten mußte. Sie hat mich beruhigt und mir gesagt, dass mein Engel mir das nun alles "vermacht" hat, alles was ihm gehört hat, habe er mir vererbt. Das ist schon richtig und rein vom Verstand her auch einzuordnen, aber mein Gewissen hat mir dabei doch einen Streich gespielt.....Warum ist das so hab ich mich gefragt und bin dabei zu folgendem Entschluss gekommen....
Wir wünschen uns so sehr, dass unsere Liebsten plötzlich wieder bei uns "reinkommen", so als wären sie nur kurz zum Einkaufen weg gewesen, dass wir uns irgendwie beobachtet dabei vorkommen. so als wenn sie uns über die Schulter gucken würden und jeden Moment mit uns darüber reden könnten.
Michael, ich wünsche dir und deinen Kindern nun all die Kraft, die ihr jetzt auch im Hinblick auf den Friedwald brauchen werdet.
Es wird euch noch einmal alles abverlangt werden und bitte lass deine Trauer zu, lass deine Tränen laufen, lass sie raus und schrei dir deinen Kummer von der Seele , wenn du das brauchst.
Nur die, die jemals auch geliebt und ihr Liebstes verloren haben, können es verstehen, in welchem Gefühlschaos du dich befindest und all die anderen sollen einfach wegschauen, wenn sie den Anblick eines Trauernden nicht ertragen können.

Ein leiser Gruß
Petra
__________________
Er hat nie aufgehört, daran zu glauben, wieder gesund zu werden.....
Aus dem Glauben wurde Hoffnung, doch die Krankheit hat der Hoffnung keine Chance gelassen.



*28. Mai 1949 + 9. Juni 2010 in Bad Frankenhausen
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  #15  
Alt 29.08.2010, 02:54
Martin72 Martin72 ist offline
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Beiträge: 10
Standard AW: Meine geliebter Schatz V hat es nicht geschafft

Hallo Michael,

meine Name ist Martin und ich habe am 23.04. dieses Jahr meinen Schatz verloren. Sie hatte Lungenkrebs. Ich fühle mit Dir und ich weis, dass nix was ich Dir sagen kann Dich trösten könnte. Ich selbst fand nie die Kraft, hier öffentlich zu schreiben.

Aber ich weis, welche Fragen Dich quälen. Welche Unsicherheit, ihr jetzt, nach dem Sie sich nicht mehr äußern kann, gerecht zu werden.

Was ich mich selber die ersten Wochen frug, war, ob sie spürte wie sehr ich sie liebte. Ich war so panisch in den letzten Minuten, daß mich das Gefühl quälte, sie könnte sich nicht mehr geliebt gefühlt haben. Genauso wie Du stellte ich die Frage nach dem: "Was hätte ich ihr noch sagen wollen....?"


Die Wahrheit ist die, das sie es wussten. Mein bester Freund frug mich, nachdem ich ihm dies schilderte. "Von den grundlegenden Dingen - von dem was entscheidend ist- was war denn da noch unausgesprochen zwischen euch?"... Ihm und allen anderen um uns herum war viel offensichtlicher wie sehr wir uns liebten, als mir selbst.

Und so, wie Du deinen geliebten Menschen beschreibst, bin ich mir absolut sicher, auch bei Euch war es so.

Sehr besinnliche Gruesse

Martin
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