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Alt 06.12.2008, 08:11
Rebellin Rebellin ist offline
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Registriert seit: 06.12.2008
Beiträge: 13
Standard Ignoranz

Hallo Ihr Lieben
bin neu hier und brauche dringend ein bisschen Aufmunterung.

Ich bin Single und habe kaum noch Familie. Habe zum zweiten mal BK und stecke seit über einem Jahr in den Therapien.

Und wie geht das nun mit meinem sozialen Umfeld? Manchmal denk ich, ich bin auf dem falschen Planeten!
Ich höre nur Sprüche. Erlebe nur Ignoranz. Alle Welt vergisst, dass ich mitten in den Therapien stecke.
Und die Sprüche sind heftig! - "Hör doch auf mit dem Mist! / Lass das doch sein!" oder "Wieso? Du bist doch nicht krank!" oder "Die Therapien hast du selber so entschieden!" oder "Du übertreibst völlig!" oder wenn ich über all die Ignoranz klage, höre ich bloss: "Du musst halt Rücksicht auf die Leute nehmen!"
Nur das! Nichts anderes. Seit über einem Jahr.
Als ich mit der täglichen Bestrahlung nach acht Wochen endlich fertig war, und ich meine Freude einem Freund am Telefon mitteilen wollte, lautete die Antwort: "Ach ja ... das ist schön für dich!" (Er hatte es voll vergessen, bzw. gar kein Interesse daran.)

Dauernd bemühe ich mich (wenn die Leute so höflich fragen, wie's mir geht, und ich endlich die Chance bekomme, von mir zu reden), ihnen die Sache so zu erklären, damit sie es verstehen können. Aber sie wollen es gar nicht verstehen! (Denn dann folgen genau die obengenannten Sprüche!)

Sie alle (meine Leute, Kollegen, Freunde) wissen, dass ich mitten in der Chemo stecke. Dass ich da alle drei Wochen (alleine) hin muss, und ich hinterher total (alleine) schlapp bin, und es mir nicht gut geht.
Was passiert? (Nach mehrmaligem Klagen meinerseits so nach acht Monaten langsam): Sie rufen mich an, o ja, entweder alle drei Monate mal (um dann kein schlechtes Gewissen zu bekommen, und um dann sagen zu können: "Wiesoooo? Ich habe dich doch angerufen!") ja, und jetzt neuerdings auch direkt am Tage der Chemo - fragen dann schnell, wie es mir geht (so aus Höflichkeit), womit ich dann immer meine, ah, sie sorgen sich tatsächlich um mich! Aber letztendlich lassen sie mich zwei Sätze stammeln ("... geht mir nicht gut, bin halt schlapp, tut alles weh ..."), und dann plaudern sofort sie los, reden über sich, über ihre Wünsche, und ... ob ich nicht dann mal dies und jenes FÜR SIE nachfragen oder erledigen könnte!?

Ich halte das nicht mehr aus, echt! Wie ignorant sind eigentlich all diese Leute? Wie können die noch Forderungen und Erwartungen an mich stellen, wenn ich grad eine Chemo hatte?
Natürlich habe ich mich dann bei diesen Leuten beschwert, habe ihnen gesagt, dass mich das verletzt.
Was kriege ich zur Antwort? "Du bist halt empfindlich." oder "Du übertreibst."!

Echt, ich bin stinkewütend. - Wie gehe ich damit um?
Im Moment denke ich nur noch an Rückzug. Bin so schon einsam. Aber mein soziales Umfeld treibt mich - mit dieser Ignoranz - noch mehr in die Einsamkeit.

Nein, da gibt es nicht mal eine Person, die mich stützt! Niemand! Keiner begleitet mich, keiner will sich mit Krebs befassen, jeder hat seine eigenen Sörgelchen (die ihm wichtiger sind), ... und wenn ich ihnen genau von diesem Problem (Ignoranz) klagend erzähle, und wie weh mir das tut, sagen sie mir nichts anderes, als: "So ist es halt!" oder "Du musst das halt akzeptieren."

Muss ich das? Wenn ich weiss, dass so viel Ignoranz schädlich für mich ist?

Ich habe im Moment nicht die Kraft, nach neuen Leuten zu suchen, die Verständnis haben könnten. Ich bin auf jene angewiesen, die ich habe. Selbsthilfegruppe und Psychiater ... alles schon gehabt. Aber das nützt mir im Endeffekt nicht, wenn ich ein soziales Umfeld brauche, einfach Freunde, die mir zeigen, dass sie mich mögen, und dass ich wichtig bin. Ich brauche im Alltag meine Stützen, wo ich auch spontan sein kann im Reden, wo ich ehrlich sein darf. Wo ich auf ihre Liebe vertrauen darf.

"Hä? Wieso? Du bist doch nicht krank!"

Nein, echt!

Habt Ihr mir da ein paar Tips, wie ich damit umgehen soll? - Ausser in die Einsamkeit zu flüchten? Wie kriege ich die Leute dazu, dass sie mit ihrer Ingoranz endlich aufhören?

Rebellin

PS. Wenn ich meine Therapien dann endlich fertig habe, werde ich wohl oder übel alleine feiern müssen.
Ja. Ich werde mich besaufen. Alleine.

PS2. Schon gewusst? Singles mit Krebs leben weniger lang, als Krebspatienten, die in einer Beziehung sind oder familiäre Unterstützung haben.
Im Grunde fragwürdig, warum ich dann so um meine Lebensverlängerung kämpfe ... pfff!
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