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  #1  
Alt 19.08.2016, 15:42
Mym78 Mym78 ist offline
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Standard Wie geht es weiter?

Hallo

Ich bin auf der Suche nach ein bisschen Beratung...

Meine Mutter, 61 hat vor 21 Jahren Brustkrebs diagnostiziert bekommen. In etlichen Operationen wurde die brust entfernt, wieder aufgebaut, wieder entfernt...

Sie hat Metastasen in den Knochen, ua wohl auch in der Wirbelsäule, vor etwa 6 Jahren ist ihr Oberschenkelknochen aufgrund einer Metastase gebrochen...

Neben der Krebsgeschichte hat sie diverse andere Erkrankungen. Künstliche Herzklappe, die Niere arbeitet nicht mehr richt Ostheoporose und Arteriosklerose.
Aufgrund der Gefäßverengungen hat sie vor etwa 4 Jahren einen Bypass im rechten Bein bekommen. Dieser musste mittlerweile mehrfach freigeputzt, erneuert und verlängert werden. Zuletzt Anfang der Woche in einer ziemlich aufwändigen OP, offenbar der letzte Versuch vor der Amputation.

Nun hat sie Anfang der Woche viel gebrochen, solche Episonden gab es immer mal wieder. Sie hatte starke Bauchschmerzen und offenbar Wasser im Bauch.
In einer endoskopischen Untersuchung wurde nun festgestellt, dass der Bauchraum und die Organe scheinbar "überzogen" sind mit feinsten Metastasen...
Um das Erbrechen zu lindern, hat sie eine Magensonde bekommen, die die Flüssigkeit aus dem Magen zurück führt.

Da sie eigentlich gerade auf der gefäßchirurgischen Station liegt, ist die Kommunikation etwas schwierig, der Allgemeinchirurg hält sich mit Informationen zurück, den Onkologen konnte ich noch nicht sprechen, meine Mutter hat bislang nur sehr vage Informationen, weil die Ergebnisse der Gewebeprobe noch ausstehen. Mir gegenüber sind die Ärzte etwas offener...

Ich frage mich nun allerdings, was das alles für uns heißt. Ich habe jetzt ein wenig quer gelesen und das macht mir ziemliche Angst....
Die Krankheit begleitet uns nun seit 21 Jahren, aber plötzlich ist sie wirklich bedrohlich..

Ich frage mich: Wird sie noch einmal normal essen können? Wird sie das Krankenhaus verlassen? Wie viel Zeit bleibt uns noch?
Was können wir zu ihrer Erleichterung tun?

Vielleicht kann jemnad mit meinen vermutlich unvollständigen und unspezifischen Erklärungen etwas anfangen und mir ein paar Informationen geben.
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  #2  
Alt 20.08.2016, 08:55
Mym78 Mym78 ist offline
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Standard AW: Wie geht es weiter?

Guten Morgen

Ist wirklich niemand hier, der mir ein bisschen was sagen kann?
Ich fahre nachher wieder zu meiner Mutter. Sie weiß noch gar nicht so richtig, was los ist, der Allgemeinchirurg äußerte sich ja so vage ihr gegenüber und sprach von "Veränderungen im Gewebe" und "wir müssen sehen, ob das mit ihrer Grunderkrankung zusammen hängt und wie wir dann medikamentös vorgehen".
Er fragte auch, wann die letzte Chemo gewesen sei, aber das ist schon ewig her, sie bekam in den letzten Jahren immer Zometa, Untersuchungen mit Kontrastmittel lehnte der #onkologe aufgrund der sehr beieinträchtigten Niere ab.

Im Moment versorge ich meine Mutter mit Wassereis, damit sie etwas lühles, "frisches" zu sich nimmt. Sie hat ja die Magensonde, von der wir gar nicht wissen, wie lange sie bleiben soll. Diese dient aber nicht der Ernährung, sondern nur dem Abführen von Flüssigkeit aus dem Magen, damit sie nicht erbricht. Sie hat nun aber schon lange nicht gegessen... Darf das einfach so sein? Sie ist ohnehin ein schmales, kleines Persönchen, hat nun aber schon deutlich an Gewicht verloren.
Wir bekommen so wenig Informationen, weil einfach auch noch nicht alles ausgesprochen wird, glaube ich... Was kann ich denn noch tun, um sie zu erleichtern? Habt ihr eine gute Idee, was sie trinken kann, das ihr gut täte?
Säfte sind wegen der Säure wohl nicht angeraten, sagte zumindest der chirurg. Mein Mutter hat auch große Angst davor, wieder Erbrechen zu müssen, sie hat sich da schon echt gequält.

Aufgrund der großen Bypassoperation am Bein ist sie leider auch noch sehr unbewegloch und gar nicht mobil, so dass sie sich nicht zutraut, in den Rollstuhl zu gehen, damit ich sie mal raus bringen kann. Ich versuche aber, sie heute nochmal zu fragen...

Ich wäre so dankbar über ein wenig Austausch. Mit meiner Mutter kann ich nicht richtig sprechen, so lange es unklar ist, mein Mann hört zwar zu und versucht zu helfen, ist aber gar nicht so im Thema, mein Vater (meine eltern sind getrennt, verstehen sich aber freundschaftlich) ist da eher pragmatisch oder verdrängt alles... Ansonsten möchte ich noch nicht mit anderen darüber sprechen, es ist so unausgegoren. Ich stehe also recht allein da mit meinen Fragen.
Bevor ich zu meiner Mutter fahre, besuche ich noch meine Oma, die in den letzten beiden Jahren bereits ihre 2 Söhne an den Krebs verloren hat. Nun geht es der Tochter schlecht... die arme Frau ist 90... Es ist so furchtbar.
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  #3  
Alt 20.08.2016, 09:44
man_dala man_dala ist offline
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Standard AW: Wie geht es weiter?

Liebe Mym,

auch wenn ich nicht so recht weiß, was ich dir schreiben soll, möchte ich dir antworten. Leider können nicht mal die Ärzte konkret sagen wie eine Krankheit (in eurem Fall mehrere) verlaufen wird.

Bei meiner Mama wurde auch immer nur angedeutet, umschreiben... nur die für ihre Krebsarzt spezialisierten Ärzte haben offen mit uns geredet. Begleiterscheinungen, Nebenwirkungen sind für die Ärzte lästig, gehören eben irgendwie dazu. Einmal wurde mir gesagt, ein Arzt beantwortet immer nur soviel, wie der Patient/Angehörige konkret nachfragt. Du kannst den behandelnden Arzt um einen Gesprächstermin bitten, ich empfehle dir, alle deine Fragen aufzuschreiben. Zur Unterstützung kann dich ja dein Mann (oder auch jemand anderes) begleiten.

Wir haben uns noch für alternative Heilmittel entschieden, auch um Beschwerden abzumildern. Bei Übelkeit hatten wir Nux Vomica, gegen Durchfälle Heilerde. Die anderen Mittel würden bei euch sicher nicht helfen, da diese speziell für meine Mama und ihre Erkrankung ausgesucht wurden. Zu der Problematik mit dem Trinken kann ich dir leider nichts sagen.

Ich kann aus deinen Beschreibungen herausnehmen, dass deine Mama schwer krank ist. Es ist furchtbar das als Tochter mitanzusehen. Unsere Mütter müssen das durchleben...

Ich schicke euch viel Kraft für diese schwere Zeit.

LG, man_dala
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  #4  
Alt 20.08.2016, 10:06
Schicksal86 Schicksal86 ist offline
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Standard AW: Wie geht es weiter?

Liebe mym,

Es tut mir sehr leid für deine Mutter und dir.
Auch meine Mutter hat Krebs im Endstadium.

Ich höre deine Verzweiflung raus, wie du ihr helfen kannst etc.,
Leider können wir nicht viel tun außer bei Ihnen zu sein.

Ihr müsst jetzt abwarten was bei den Ergebnissen rauskommt, aber wenn die Ärzte schon sagen verändertes Gewebe bedeutet das meistens nichts gutes.

Ich möchte dir die Hoffnung nicht nehmen, aber für mich hört sich das alles gar nicht gut an.

Ich wünsche euch viel Kraft und Glück
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  #5  
Alt 20.08.2016, 10:07
Mym78 Mym78 ist offline
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Standard AW: Wie geht es weiter?

Danke euch beiden schonmal für eure Antworten.

Ich hoffe, dass wir am Montag die Ergebnisse bekommen... Ich überlege schon hin und her, wie ich es leisten kann, bei meiner mutter zu sein dann. Ich müsste arbeiten, habe mich letzten sonntag schon vertreten lassen, weil da anstand, dass das Bein evtl nicht mehr zu retten ist.
Über das Bein wird irgendwie kaum mehr gesprochen, die Krankenschwestern schauen immer ganz mitleidig, einer der Chirurgen sagte so etwas wie : Wenn im bauchraum Metastasen gefunden werden, dnn reden wir hier nicht mehr von Jahren, sondern eher noch von Monaten... Die Ärzte sprechen mit mir ohne meine Mutter, das lässt es so ernst und "aufgeregt" wirken. Alle scheinen angst zu haben, meiner Mutter etwas zu offenbaren. Aber klar, es ist einfach auch nicht wirklich ihr Gebiet, nehme ich an, der Onkologe wird uns sicher mehr sagen können.

Mir zieht sich immer der Magen zusammen, wenn meine Mutter davon spricht, was sie vorhat, wenn sie aus dem KH entlassen wird. also nichts großes, sondern eher so alltägliche Dinge...
Andererseits klagt sie dann verständlicherweise immer wieder und fühlt sich ganz hoffnungslos und erschöpft. Ich denke, sie spürt diese Ungewissheit ja auch ganz deutlich.

Wir werden sehen, wie es weiter geht.
Ich danke euch schonmal für eure Antworten.


@schicksal: Mir gegenüber hat der Chirurg ja sehr deutlich von Metastasen gesprochen, die auch auf dem Darm liegen, diesen dadurch quasi versteifen und somit auch ein Grund für die Übelkeit sein können. Nur meiner Mutter gegenüber hat er es sehr, ich sage mal umständlich und vorsichtig ausgedrückt und sich auf die noch ausstehenden Befunde berufen.

Für dich und deine Mutter auch alles Gute!

Geändert von Mym78 (20.08.2016 um 10:11 Uhr) Grund: Ergänzung
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  #6  
Alt 20.08.2016, 12:40
hierfalsch hierfalsch ist offline
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Standard AW: Wie geht es weiter?

Hallo Mym

Meiner Erfahrung nach ist es ein schlechtes Zeichen, wenn niemand mit der Sprache heraus will. Man will halt nicht "entmutigen" sondern "positiv klingen" und so redet man wischi-waschi. Scheußlich - als ob's davon besser würde!

Was ich dagegen versuche ist Klartext und den RICHTIG hart. Also etwa "Also wenn ich Sie richtig verstehe, suche ich jetzt einen Hospizplatz? Oder brauchen wir den auch schon nicht mehr, weil wir nur noch von Tagen reden?" Normalerweise kommt DANN irgendwas. Entweder "Also soooo schlimm ist es noch nicht" oder "Das mit dem Hospiz ist ein guter Gedanke..." Wenn Du die Nerven hast, könntest Du das versuchen. :-)

Zu den Säften könnte ich besteuern, dass ich in den vergangenen Wochen (Chemo) dauernd brechen musste und gerade Säure nicht gut ging. Was ich komischerweise fast als einziges vertragen konnte war frisch gepresster Saft (blooooß nicht aus der Packung!!!). Keine Ahnung wieso. Hab mir tatsächlich ne Saftpresse gekauft. Frischer Orangen-Möhren-Saft war mit das letzte was noch ging an schlechten Tagen...
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  #7  
Alt 20.08.2016, 14:59
Safra Safra ist offline
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Standard AW: Wie geht es weiter?

Hallo,

ich kann nur von meinen Erfahrungen berichten. Ich hatte auch tagelang eine Magensonde, da ich auch ständig erbrach, und der Grund war ein Darmverschluss. Nicht durch Metastasen, sondern durch Verwachsungen nach Operationen im Bauchraum. Soweit ich weiß, muss so etwas an sich schnell operiert werden. Jedenfalls klingt es bei Deiner Mutter auch wie Darmverschluss, vielleicht fragst Du mal direkt danach. Habt Ihr eine Patientenverfügung, Vollmachten? Wenn ja, müsste man Dir auch Einsicht in die Krankenakte gewähren. Und Wasser im Bauchraum klingt wie Leberversagen. Da ist es dann nicht mehr eine Frage von Monaten... Also ich glaube, es steht sehr ernst um Deine Mutter. Es tut mir so Leid, aber ich kann nicht was Positives rüberbringen, wenn ich da nichts sehe. Es reicht ja schon, dass die Ärzte nicht Klartext reden. Ich würde versuchen, Akteneinsicht zu bekommen, damit ich weiß, was los ist.

Liebe Grüße! Safra
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  #8  
Alt 20.08.2016, 17:25
Elisabethh.1900 Elisabethh.1900 ist offline
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Standard AW: Wie geht es weiter?

Liebe Mym,
um überhaupt eine Therapie planen zu können, benötigen die Ärzte die Befundergebnisse aus dem Bauch. in den letzten Jahren gab es gerade bei Brustkrebs doch eine ganze Menge neue Erkenntnisse für die Behandlung.
Es ist sehr traurig, dass euch die Krankheit nun schon 21 Jahre begleitet. Ich hoffe, die Ärzte können Deiner Mutti helfen. Die Magensonde wird gebraucht, weil trotz der Probleme im Darm, Verdauungssäfte bilden und dann nach oben gedrückt werden. Sie lösen Übelkeit und Erbrechen aus.
Du schriebst, dass keine Untersuchungen mit Kontrastmittel möglich sind, es gibt allerdings spezielle Mittel für Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion.
Zitat:
Bevor ich zu meiner Mutter fahre, besuche ich noch meine Oma, die in den letzten beiden Jahren bereits ihre 2 Söhne an den Krebs verloren hat. Nun geht es der Tochter schlecht... die arme Frau ist 90... Es ist so furchtbar.
Die gesundheitlichen Probleme sind heute eher bei den Leuten aus der mittleren Generation, während viele andere so wie Deine Omi sehr alt werden und noch eine gute Gesundheit haben.

Herzliche Grüße an Dich,
Elisabethh.
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  #9  
Alt 23.08.2016, 12:59
Mym78 Mym78 ist offline
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Standard AW: Wie geht es weiter?

Hallo ihr Lieben

Meine Mama ist vor 2 Stunden auf der Palliativ aufgenommen worden.
Beim Anblick der Blumen auf der Terrasse kamen ihr die Tränen.... sie möchte gerne raus, aber nun bekommt sie gerade noch einen Schmerztropf und wird bestimmt müde.

Heute morgen war sie irgendwie ganz euphorisch ( kann das mit dem Schmerzpflaster zusammen hängen?) , hat Pfirsichpüree probiert und eben ein ganzes Wassereis gegessen und viel getrunken.

Leider hat uns der Arzt auf der Station, kaum dass wir da waren , mit der Frage der anschließenden Pflege überrumpelt... klar, sie kann nicht ewig auf der Station bleiben, aber ich habe noch gar nicht weiter gedacht, muss ich gestehen.... muss sie jetzt wirklich ins Heim?
Dass sie zu uns kommt, kann ich mir nicht vorstellen... das wäre allein räumlich schwierig... und die dauernde und spontane Schmerzmedikation... sie kann doch keine Tabletten schlucken...

Es ist echt so eine Achterbahn und unvorhersehbar...
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  #10  
Alt 23.08.2016, 14:04
Elisabethh.1900 Elisabethh.1900 ist offline
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Standard AW: Wie geht es weiter?

Liebe Mym, es ist gut, dass Deine Mutti erstmal auf der Palliativeinheit untergebracht worden ist.
Der Arzt muss die Frage nach der weiteren Pflege so schnell stellen, da die Betten auf den Stationen sehr stark gefragt sind, außerdem kann ein Patient nur so lange bleiben, wie die Betreuung auf dieser Station wirklich gebraucht wird. Die Krankenhäuser stehen da unter einem enormen Druck, die Kassen übernehmen dann die Kosten nicht mehr.
Deshalb muss man sehr zeitig über die weiteren Pflegemöglichkeiten nachdenken und mit den Angehörigen sprechen.
So weit ich Deine Beiträge verstanden habe, versucht man zur Zeit Deine Mutti auf Schmerzmedikamente einzustellen, da sie keine Tabletten einnehmen kann, sicherlich mittels der Pflaster und einer Medikamentenpumpe.
Es gibt spezielle ambulante Pflegedienste, die Palliativpatienten in häuslicher Umgebung betreuen. Kranken-und Pflegekassen übernehmen die Finanzierung.

Herzliche Grüße an Dich,
Elisabethh.
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  #11  
Alt 24.08.2016, 12:50
Mym78 Mym78 ist offline
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Standard AW: Wie geht es weiter?

Hallo ihr

Ich sitze mal wieder mit meinem Kaffee auf der Terrasse des Kh.
Der gestrige Tag war eine Achterbahnfahrt. Nachdem sich das Team der Palliativ besprochen hatte, wurde die Empfehlung fürs Hospiz ausgesprochen.
Das war für mich total erleichternd und nun hoffe ich, dass wir übergangslos einen Platz bekommen.

Die Stimmung meiner Mutter ist sehr wechselhaft. Von optimistisch bis zu total genervt und richtig garstig. Ich finde das vollkommen normal, aber es fällt mir trotzdem schwer, damit umzugehen.

Gestern habe ich meiner Oma den Ernst der Lage geschildert, sie ist natürlich total fertig. Gleichzeitig erzählt mir meine Mutter von all den schlimmen Kindheitserlebnissen

Mein Vater ist, obwohl die beiden seit 8 Jahren getrennt sind, total fertig und weint dauernd. Das habe ich noch nie erlebt.

Nur ich bleibe größtenteils gefasst und wundere mich, bzw frage ich mich, was mit mir nicht stimmt. Andererseits habe ich einfach auch das Glück, mich kümmern und etwas tun zu können.


Ich habe mich jetzt so viele Jahre mit der Erkrankung meiner Mutter auseinandergesetzt, war so oft mit im Kh ... habe immer überlegt, was wohl kommen wird, was passiert, wenn sich die Metastasen hier oder dort festsetzen... irgendwie fühlt es sich erleichternd an, dass es jetzt einfach ist, wie es ist, dass wir halbwegs Sicherheit haben.... dass für uns gesorgt ist...ich komme mir bei diesen Gedanken so schlecht vor.

Und ich frage mich, was auf uns zukommt.
Im Moment ist alles noch so " normal".
Gestern Abend saßen wir zu viert auf der Terrasse, haben Eis gegessen. Mein Sohn hat rumgetobt...
Klar, meine Mutter wird schneller müde, ob sie wirklich nochmal auf die Beine kommt und ein paar Schritte läuft, weiß ich nicht. Im Moment können wir ihre Immobilität noch auf die Op schieben...

EVtl will sie nachher mal Suppe probieren. Solche kleinen Erfolge machen mich gleich euphorisch, ich glaube, das ist meiner Mutter schon fast zu viel. Ich möchte diesen Normalzustand natürlich gerne lange behalten.... da bin ich auch egoistisch. Ich weiß aber, dass das nicht funktioniert.
Sie nimmt ja wirklich nur vernachlässigbar kleine Mengen flüssiger Nahrung zu sich....
Wie werden die nächsten Wochen? Wenn sie schwächer wird? Worauf muss ich mich einstellen?

Meine Oma fragte mich gerade ganz ungläubig, ob ich jetzt wirklich lesen könne, als ich sagte, ich gehe jetzt raus und gönne Mama eine Pause. Da frag ich mich dann schon, ob ich noch normal oder doch eher abgestumpft bin....
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  #12  
Alt 24.08.2016, 13:37
kerstin10 kerstin10 ist offline
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Standard AW: Wie geht es weiter?

Liebe Mym78,

ich finde es sehr schön, dass Du Deiner Mutter so nah stehst und bei ihr bist.
Aber auch, dass Du Dir Freiräume nimmst. Das ist sehr wichtig und keinesfalls egoistisch. Auch die Erleichterung, dass deine Mama in ein Hospiz kommt, empfinde ich als genau richtig. Denn dort haben alle Erfahrung im Umgang mit Krankheit, Schmerz, Wut, Trauer. Und auch für die Angehörigen gibt es alle Möglichkeiten diesen letzten Weg mitzubegleiten ohne alleine zu sein.
Was die nächste Zeit bringen wird, weiß niemand. Aber Du bist jetzt schon jahrelang mit der Krankheit und deren "Folgen" Deiner Mama sehr gut umgegangen. Du hast Verständnis für ihre Launen. Was auch nicht immer selbstverständlich ist. Ich war zum Beispiel bei meiner Mama furchtbar gekränkt, wenn sie recht garstig zu mir war. Auch ich bin mit ihr den Weg bis zum Schluss gegangen. Glaub mir, man wächst in jede Situation neu hinein. Mach Dir keine Gedanken wie es weiter geht oder was passieren wird.
Ich wünsche Euch noch viel schöne gemeinsame Zeit. Und. Pass auf Dich auf.
Kerstin
__________________
Meine geliebte Mama
geb. 25.01.1950
gest. 29.11.2009
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  #13  
Alt 25.08.2016, 21:04
Mym78 Mym78 ist offline
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Hallo Ihr

Heute hatten wir das Gespräch mit der Sozialarbeiterin der Station, die sich nun um einen Hospizplatz kümmert. Sie hat uns nocheinmal viel erzählt und ein Platz dort klingt wie ein Segen.

Meine Mutter schafft es nun schon allein vom Bett in den Rollstuhl und retour. Wenn wir so auf der Terrasse sitzen, macht es gar nicht den Eindruck, als wäre sie todkrank.
Sie möchte gerne, dass ihre Friseurin kommt, das versuche ich zu organisieren.... einen Termin für die Fußpflege haben wir auch vereinbart.

Gerade ist mir allerdings aufgefallen, dass sie heute weder Eis noch Pudding oder so probiert hat.
Für morgen wünscht sie sich allerdings kalte Gurkensuppe, die mache ich ihr und hoffe, dass sie schmeckt.

Heute Morgen habe ich ihr beim Waschen geholfen, ich dachte immer,,ich könnte das nicht....

Heute Abend habe ich ihr einen Bildband von Madeira geschenk, dahin plante sie vor zwei Wochen, als wir noch nicht alles wussten, einen Urlaub. Ich war mir nicht sicher, ob die Idee mit dem Buch nun eine gute war, aber ich glaube, es war okay.

Nun ringe ich mir mir, ob ich meinen Krankenschein verlängere. Übernächste Woche habe ich eh Urlaub.
Ich arbeite normalerweise ziemlich viel, das kann ich mir gerade nicht vorstellen.... da bliebe dann nur wenig Zeit für meine Mutter. Ich glaube, das kann ich nicht....
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  #14  
Alt 24.08.2016, 13:02
Mym78 Mym78 ist offline
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Hallo ihr

Ich sitze mal wieder mit meinem Kaffee auf der Terrasse des Kh.
Der gestrige Tag war eine Achterbahnfahrt. Nachdem sich das Team der Palliativ besprochen hatte, wurde die Empfehlung fürs Hospiz ausgesprochen.
Das war für mich total erleichternd und nun hoffe ich, dass wir übergangslos einen Platz bekommen.

Die Stimmung meiner Mutter ist sehr wechselhaft. Von optimistisch bis zu total genervt und richtig garstig. Ich finde das vollkommen normal, aber es fällt mir trotzdem schwer, damit umzugehen.

Gestern habe ich meiner Oma den Ernst der Lage geschildert, sie ist natürlich total fertig. Gleichzeitig erzählt mir meine Mutter von all den schlimmen Kindheitserlebnissen

Mein Vater ist, obwohl die beiden seit 8 Jahren getrennt sind, total fertig und weint dauernd. Das habe ich noch nie erlebt.

Nur ich bleibe größtenteils gefasst und wundere mich, bzw frage ich mich, was mit mir nicht stimmt. Andererseits habe ich einfach auch das Glück, mich kümmern und etwas tun zu können.


Ich habe mich jetzt so viele Jahre mit der Erkrankung meiner Mutter auseinandergesetzt, war so oft mit im Kh ... habe immer überlegt, was wohl kommen wird, was passiert, wenn sich die Metastasen hier oder dort festsetzen... irgendwie fühlt es sich erleichternd an, dass es jetzt einfach ist, wie es ist, dass wir halbwegs Sicherheit haben.... dass für uns gesorgt ist...ich komme mir bei diesen Gedanken so schlecht vor.

Und ich frage mich, was auf uns zukommt.
Im Moment ist alles noch so " normal".
Gestern Abend saßen wir zu viert auf der Terrasse, haben Eis gegessen. Mein Sohn hat rumgetobt...
Klar, meine Mutter wird schneller müde, ob sie wirklich nochmal auf die Beine kommt und ein paar Schritte läuft, weiß ich nicht. Im Moment können wir ihre Immobilität noch auf die Op schieben...

EVtl will sie nachher mal Suppe probieren. Solche kleinen Erfolge machen mich gleich euphorisch, ich glaube, das ist meiner Mutter schon fast zu viel. Ich möchte diesen Normalzustand natürlich gerne lange behalten.... da bin ich auch egoistisch. Ich weiß aber, dass das nicht funktioniert.
Sie nimmt ja wirklich nur vernachlässigbar kleine Mengen flüssiger Nahrung zu sich....
Wie werden die nächsten Wochen? Wenn sie schwächer wird? Worauf muss ich mich einstellen?

Meine Oma fragte mich gerade ganz ungläubig, ob ich jetzt wirklich lesen könne, als ich sagte, ich gehe jetzt raus und gönne Mama eine Pause. Da frag ich mich dann schon, ob ich noch normal oder doch eher abgestumpft bin....
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  #15  
Alt 24.08.2016, 13:30
Dimolaidis Dimolaidis ist offline
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Hallo ihr


Nur ich bleibe größtenteils gefasst und wundere mich, bzw frage ich mich, was mit mir nicht stimmt.

Ich habe mich jetzt so viele Jahre mit der Erkrankung meiner Mutter auseinandergesetzt, war so oft mit im Kh ... habe immer überlegt, was wohl kommen wird, was passiert, wenn sich die Metastasen hier oder dort festsetzen... irgendwie fühlt es sich erleichternd an, dass es jetzt einfach ist, wie es ist, dass wir halbwegs Sicherheit haben.... dass für uns gesorgt ist...ich komme mir bei diesen Gedanken so schlecht vor.
Brauchst dich nicht schlecht zu fühlen.
Das war bei mir ähnlich. Die schlimmste Nacht war die direkt nach der Diagnose. Dann macht man sich natürlich die ganze Zeit der Erkrankung Sorgen, spielt Szenarien durch, was wenn das passiert und jenes.
Dann tritt eben genau das ein und man kann doch irgendwie damit umgehen.
Besser als man es befürchtet hat. Das muss aber kein Schuldigkeitsgefühl hervorrufen.

Ich denke man gewöhnt sich vielleicht etwas daran wenn man so nah daran ist, die Kkh Termine mitmacht etc.

Du bist wahrscheinlich die, die den anderen Kraft, Ruhe und Zuversicht gibt, egal was auch kommt.
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