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Alt 03.10.2008, 15:46
Benutzerbild von Tine70
Tine70 Tine70 ist offline
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Registriert seit: 28.06.2008
Beiträge: 388
Standard AW: wir sind noch so jung...

Hallo ihr alle „da draußen“,
ich lese nun schon seit einigen Wochen still mit, hatte hier im BSDK- Forum bereits eine kurze Frage gestellt und mich ansonsten wieder auf das Lesen beschränkt, denn das, was ich hier lese, macht mich manchmal einfach nur stumm (was mir ansonsten im Leben vor meiner Begegnung mit Krebs eher selten passiert ist…).
Nachdem bei meinem Stiefvater BSDK diagnostiziert wurde, haben wir wohl auch all das durchlebt, was alle hier kennen und beschreiben: Hoffnung, Panik, Zuversicht, Angst, Ermutigung, Verzweiflung und wenn ich hier lese, sehe ich, dass es nicht nur uns so geht und das ist verdammt tröstlich…Kurz zu „unserer“ Geschichte: Nach den üblichen, erst einmal sehr undifferenzierten Beschwerden wurde mein Stiefvater ins Krankenhaus eingeliefert, da alle orthopädischen Maßnahmen nicht griffen und sein Zustand immer schlechter wurde. Rückenbeschwerden lagen einfach nahe, hat er doch sein Leben lang hart gearbeitet und hatte damit schon lange Probleme. Zur Linderung gab es Ibuprofen und wenn ich die große 800er- Packung sehe, erscheint mir das fast als Ironie. Nach CT, MRT und Biopsie im KH wurden wir schließlich mit der Diagnose Pankreaskarzinom konfrontiert. Unglaublich, was fängt man damit an… Das, was ich an Informationen fand, war niederschmetternd, die Prozentzahlen ziehen einem den Boden unter den Füßen weg. Hier fand ich erstmals in Worte formulierte Hoffnung und klare Aussagen und sehe, wir sind mit dem, was wir fühlen, nicht alleine. Nachdem wir große Hoffnungen in eine Whipple- OP setzten, wurde auch diese zerschlagen, der Tumor ummantelt die Baucharterie. So viel Hoffnung- keine Metastasen und doch keine kurative OP. Die Fahrten ins Krankenhaus, die Gespräche mit den Ärzten, das Warten…Das werde ich niemals mehr im Leben vergessen, aber man lernt, mit dieser Diagnose zu leben, auch wenn ich mir das erst nicht vorstellen konnte. Irgendwie macht man weiter. Zeitnah begann dann die kombinierte Chemo/ Bestrahlungstherapie, im Moment läuft „nur noch“ hochdosierte Chemo, dann warten und hoffen wir, dass der verfluchte Tumor den Rückzug angetreten hat und sich einer OP fügen will. Leider weiß ich nur zu gut, dass es auch einen anderen Verlauf nehmen kann und ich weiß einfach nicht, was dann… Meine Mutter funktioniert nur noch, sie hat ihre Mutter an den Krebs verloren, als sie zwölf Jahre alt war und nun steht sie wieder Auge in Auge mit dem eigentlich Unfassbaren. Mein Stiefvater hatte vor 23 Jahren bereits schon einmal Krebs und wir wissen nicht, wie der Körper die erneuten Strapazen einer solchen Therapie verkraftet. Es tut so weh zu sehen, wie ein stattlicher, unglaublich tüchtiger und hilfsbereiter Mensch abmagert, Schmerzen hat und manchmal zu kraftlos zum Sprechen ist!!! Ich bin nur froh, wenn ich abends eingeschlafen bin und nachts nicht wach werde und darüber nachdenken muss, denn dann packt mich die kalte, nackte Angst und andererseits denke ich mir, dass ich mich gefälligst zusammenreißen muss, denn meine Kraft wird jetzt einfach gebraucht. Ich habe versucht, meiner zehnjährigen Tochter einigermaßen verständlich zu machen, was da eigentlich gerade los ist und kann es doch selbst nicht fassen und verstehen, doch die Frage nach dem Warum darf man wohl nicht stellen…Okay, ich habe versucht, mich kurz zu fassen und ich glaube, dass ohnehin alle hier verstehen, was ich meine. Seht es mir nach, dass es doch länger als geplant wurde und ich hier einfach „hereinplatze“, doch nach dem Mitlesen und Hoffen auf gute Nachrichten von mir fremden Menschen, deren Sorgen und Nöte mir nun so nachvollziehbar und nah erscheinen, musste ich einfach was schreiben und viellicht auch noch eine Antwort auf die ein oder andere Frage zu bekommen, die ich mir ganz persönlich stelle.
Ich wünsche euch alles erdenklich Gute und ansonsten doch erst einmal zumindest ein schönes Wochenende und positive Wendungen und Verläufe.

Tine
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An den Scheidewegen des Lebens stehen keine Wegweiser

-Charlie Chaplin-
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