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  #31  
Alt 21.07.2008, 19:34
jolante123 jolante123 ist offline
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Standard AW: mein vater will uns nicht sehen/sprechen

hallo ihr lieben,

vielen dank für eure tipps. wir wollen mehrgleisig fahren. heute haben wir uns ein hospiz angeschaut und auf die liste setzen lassen. morgen kommt das nächste dran.2

bis mittwoch kann mein vater auf jeden fall noch im krankenhaus bleiben. zur zeit kann sich mein vater auch mit dem gedanken anfreunden als zwischenlösung zu hause zu sein und es kommt jemand zum pflegen. insbesondere weil es ihm langsam besser geht, seitdem er weiß dass er sich nicht immer neuen behandlungen unterziehen "muss". mal schauen, wie das alles wird.

ich glaube, dieser weg ist für alle inzwischen eine erleichterung. hey, mein vater hat vor 2 jahren die diagnose bekommen und bis vor 3,5 wochen war er noch so fit, dass er den keller entrümpelt hat. damit dürfte er die statistik für den Kleinzeller wohl locker geschlagen haben.

ein wechselbad der gefühle. ich bin so traurig, komme aber auch langsam zur ruhe.
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  #32  
Alt 22.07.2008, 18:39
jolante123 jolante123 ist offline
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Standard AW: mein vater will uns nicht sehen/sprechen

hallo,

wollte mal wieder berichten, was so passiert ist. gestern hatte mein vater ein kleines hoch. hat super gegessen und war richtig gesprächig. leider konnte ich das nicht miterleben, da mir kurz vor dem besuch auf einmal so komisch wurde, dass ich mich hingelegt habe und beine hoch. ich habe gedacht, wenn ich aufstehe, klappe ich ab. blöd, habe ein sehr schlechtes gewissen gehabt, da meine mutter alleine ins krankenhaus musste und ich ihr noch mehr sorgen gemacht habe. wahrscheinlich war das der tribut der letzten tage. mist!!! ich hoffe, dass passiert mir nicht noch mal.

heute war eher ein schlechter tag bei meinem vater. irgendwie hat er gesagt, er fühlt sich als wenn er mit dem falschen bein aufgestanden wäre. so müde und komisch einfach. ich hoffe, dass es ihm morgen besser geht!!!

bei der visite hat der arzt gesagt, sie warten jetztt täglich drauf, dass die nachricht vom hospiz kommt, dass ein zimmer frei wird. ich hoffe, dass das ein zeichen ist, dass es jetzt bald klappt.

dann kommt mein vater direkt vom krankenhaus ins hospiz. irgendwie total komisch für mich der gedanke, dass er nie mehr nach hause kommt. da ich zur zeit viel zeit bei meiner mutter verbringe und mir dann seinen lieblingsplatz auf der coach anschaue, kann ich es gar nicht fassen, dass er da nie mehr sitzen wird. obwohl mein verstand das fassen kann, mein bauch oder herz kann sich das gar nicht vorstellen. solange ich lebe, mein vater war immer da.

ich hoffe, meine erzählungen langweilen nicht oder ziehen andere gar runter, weil es so endgültig ist bei meinem vater. ich möchte keinem den mut und die hoffnung nehmen. wenn ich nicht mehr schreiben soll, gebt mir bitte ein zeichen.

jolante
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  #33  
Alt 22.07.2008, 19:49
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: mein vater will uns nicht sehen/sprechen

Liebe Jolante.
Es tut mir sehr leid, dass du und deine Familie in dieser Situation seid.
Ich möchte dich erstmal umarmen.

Denke bitte niemals, dass du jemanden langweilst oder mit runterziehst.
Dafür sind wir Zuhörer und stillen Mitleser da. Dafür ist das Forum da.
Viele schreiben einfach, damit die Gedanken aus dem Kopf kommen. Ich z. B. habe meine Geschichte einfach geschrieben, weil es mir nicht genug war, sie auf der Festplatte zu lassen. Ich wollte, dass alle, die es interessiert, nachlesen können. Ich war nicht darauf aus, Antworten zu bekommen. Aber natürlich ist es wunderbar, wenn sich liebe Menschen - wie die, die dir hier schon geantwortet haben - melden und dir Hilfestellung in Form von Antworten leisten.
Also, lass raus, was raus muss und denk nicht, dass man dich nicht verstehen kann. Viele sind im gleichen Prozess, viele noch davor und einige haben leider schon das Erlebnis gehabt, einen lieben Menschen zu verlieren.

Ich möchte dir sagen, dass ich es "schöne" finde, dass dein Papa bereit ist, in ein Hospiz zu gehen - auch aus Liebe zu dir und deiner Familie. Ich bin ein großer Befürworter dieser Einrichtungen, weil ich durch meinen geliebten Papa gute Erfahrungen gemacht habe.

Weißt du, ich habe auch Papas Platz auf dem Sofa meiner Eltern übernommen. Immer, wenn ich bei Mama bin - täglich -, sitze ich dort, lege mein Kopf auf seine kleinen Kissen, decke mich mit seiner Kuscheldecke zu und sehe genau in die Richtung, in die er immer geschaut hat. Ein sanftes Vermächtnis mit einem kleinen Lächeln in Gedanken an Papa.

Siehst du, dadurch, dass du genau das aufgeschrieben hast, haben sich wieder ein paar Leute gefunden, die mit dir solche Situationen und Gefühle teilen können.
Mach bitte weiter, schreib deine Gedanken, deine Ängste, deine Wut hier rein - es ist dein "Eckchen". Und ganz ehrlich: wer es nicht lesen mag, soll den Thread nicht anklicken.
Ich mag es lesen und freu mich auf einen neuen Beitrag von dir.

Fühl dich ganz herlich gedrückt und für deinen Papa mit-umarmt, damit sein Platz im Hospiz bald frei wird und er dort seine Ruhe und Entspannung finden kann.
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007

Geändert von Annika0211 (22.07.2008 um 19:51 Uhr)
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  #34  
Alt 22.07.2008, 20:59
jolante123 jolante123 ist offline
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Standard AW: mein vater will uns nicht sehen/sprechen

danke annika!!!

war mir unsicher, ob ich meine gedanken hier reinschreiben sollte.

wir sind gerade dabei, ganz viele fotos von der familie, von lustigen gegebenheiten usw. rauszusuchen. die wollen wir dann in sein zimmer als collage hängen, damit er immer weiss, dass wir zu jeder zeit in gedanken bei ihm sind, wenn wir mal persönlich nicht vor ort sind.

mein vater will in ein hospiz, weil er sich nicht durch uns pflegen lassen will. ich kann mich erinnern, schon als ich noch ein kind war und mein vater vor gesundheit strotzte, sagte er immer in seiner ihm eigenen direkten art: er will sich nie von seinen töchtern den arsch abwischen lassen. außerdem möchte er immer das gefühl haben, wenn er auf einen knopf drückt, weil irgendwas ist, dann ist sofort jemand da. und das können wir einfach nicht leisten.

Geändert von jolante123 (22.07.2008 um 21:01 Uhr)
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  #35  
Alt 22.07.2008, 21:04
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: mein vater will uns nicht sehen/sprechen

Eine super Idee!!!
Ich schrieb vor einiger Zeit mit einem Mädchen, die ihrem Papa eine riesige Liste mit allen schönen Erinnerungen gemacht hat - zusätzlich zu Fotos.
Da war z. B. ein Fußballspiel seines Enkels dabei, bei dem er das erste Tor schoss - das letzte Gartenfest, als ein Onkel wegen einer Mücke vom Stuhl fiel - die extra große Lieblings-Müsli-Packung mit dem Aufkleber drin und und und...
Sie schrieb diese Liste, damit er sie immer lesen und sich an seine tolle Familie erinnern kann, wenn sie mal nicht um ihn sein kann.

Du machst das ganz toll!
__________________
Alles Liebe.
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Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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  #36  
Alt 22.07.2008, 21:11
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: mein vater will uns nicht sehen/sprechen

Zitat:
Zitat von jolante123 Beitrag anzeigen
...mein vater will in ein hospiz, weil er sich nicht durch uns pflegen lassen will. ich kann mich erinnern, schon als ich noch ein kind war und mein vater vor gesundheit strotzte, sagte er immer in seiner ihm eigenen direkten art: er will sich nie von seinen töchtern den arsch abwischen lassen. außerdem möchte er immer das gefühl haben, wenn er auf einen knopf drückt, weil irgendwas ist, dann ist sofort jemand da. und das können wir einfach nicht leisten.
Ich teile deine Ansicht absolut.
Alleine der Gedanke, dass man die nötige Pflege einfach zuhause nicht optimal schaffen kann, ist schon sehr, sehr schwer. Den Gedanken deines Papas aber mitzutragen, ist einfach wunderbar.

Bei uns war es genauso. Mein Papa war immer stark und stolz und hat alles hinbekommen, was er wollte. Es war für ihn ein Zeichen der Schwäche, sich von uns helfen zu lassen.
Zuhause haben wir alles möglich gemacht, alles getan, nachts gewacht, ihn begleitet, als er noch alleine zur Toilette wollte, ich habe ihn gestützt, fast getragen. Aber die Angst vor einem akuten Fall war immer um uns. Was tun wen...!?
Als er starken Durchfall hatte und nicht mehr rechtzeitig auf den Toilettenstuhl kam, kümmerte sich meine große Schwester um ihn. Sie ist Kinderkrankenschwester und half ihm. Da hat er so einen ähnlichen Spruch gesagt. Ich stand mit dabei und wir mussten alle drei grinsen und haben ihm gesagt, dass das absolut kein Beinbruch wäre.

Dein Papa scheint ein ebenso stolzer Mensch zu sein. Diesen Stolz solltet ihr ihm auch lassen. Es ist sein Wille und sein gutes Recht, diese Entscheidung alleine zu treffen und diesen Weg mit eurer Hilfe zu gehen.
Die Unterstützung, die ihr für ihn im Hospiz leistet, wird für euch ausreichen, um euch hoffentlich auch ein klein wenig zu entspannen.
Denn genau so ist es, dass er einfach nur aufs Knöpfchen drücken muss, damit er Hilfe bekommt. Das ist Entlastungs-Thema Nr. 1 - und auch wir konnten unseren geliebten Papa in seinen 4 letzten Tagen so optimimal zuhause gar nicht betreuen.
__________________
Alles Liebe.
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Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007

Geändert von Annika0211 (22.07.2008 um 21:15 Uhr)
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  #37  
Alt 22.07.2008, 22:05
jolante123 jolante123 ist offline
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Standard AW: mein vater will uns nicht sehen/sprechen

beitrag gelöscht, weil ich nur quatsch geschrieben habe.
muss anscheinend aufpassen, dass ich hier nicht langsam durchdrehe

Geändert von jolante123 (22.07.2008 um 22:26 Uhr)
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  #38  
Alt 23.07.2008, 21:49
jolante123 jolante123 ist offline
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hallo ihr lieben,

möchte euch wieder berichten. war heute wieder mit meiner mutter im krankenhaus meinen dad besuchen. er war heute supermüde, ihm sind fast im gespräch die augen zugefallen. er konnte letzte nacht nicht schlafen und war heute dementsprechend müde. für heute nacht will er sich was geben lassen, damit er besser schlafen kann und morgen fitter ist.

mit den fotos (siehe oben) hatte ich noch eine andere idee. eigentlich wollte ich die fotos ausdrucken. aber dann habe ich einen digitalen bilderrahmen gekauft und die fotos raufgespielt. damit kann er sich diese in einer diashow direkt im bett anschauen und bei fotos, die er länger betrachten will einfach anhalten. und wir können ihm immer neue fotos raufspielen, die wir so machen oder noch aus den archiven rauskramen. ihm hat das super gefallen. nur blöd, dass das ding strom braucht, weil eigentlich alle steckdosen belegt sind.

ansonsten ist es komisch. irgendwie wird alles normaler und ruhiger. versteht mich nicht falsch. wir sind alle unendlich traurig und freuen uns immer, wenn wir meinen dad besuchen. als ich eben mit meiner mutter telefoniert habe, da wollte ich aus gewohnheit fragen, wie es papa geht. da fiel mir ein, dass er gar nicht zu hause ist. das heisst ... hm wie soll ich es ausdrücken ... es kreist nicht jeder, wirklich jeder gedanke mehr um die krankheit. ich freue mich, wenn ich sehe wie liebevoll mein dad mit meiner mutter umgeht und umgekehrt. wenn sie sich voneinander so lieb verabschieden, zieht es mir jedesmal das herz zusammen. es geht nicht mehr um den nächsten ct-termin oder was hat der arzt bei der visite gesagt. sondern es geht um das leben und das miteinander. komisch in dieser situation.

manchmal frage ich mich, warum ich nicht viel fertiger bin. eigentlich müsste ich mich jeden abend in den schlaf weinen. so wie früher in vielen nächten. aber es ist nicht mehr so. ich hadere auch nicht mehr so mit dem schicksal. heute habe ich sogar abends meinen pool sauber gemacht. eigentlich finde ich das sehr unangemessen. aber ich hatte lust dazu.

verdränge ich die situation, weil ich es sonst nicht mehr aushalte? oder ... vielleicht denke und fühle ich auch, dass es einfach richtig ist, was jetzt gerade passiert. andererseits fühle ich mich bei diesen gedanken auch so schuldig. ich würde so gerne in meinen vater hineinkucken, damit ich sehen kann wie es ihm ergeht in dieser situation. ob er angst hat oder wütend ist. andererseits macht er einen so ruhigen eindruck. oder ist er nicht ruhig sondern resigniert???

ist wohl etwas durcheinander was ich geschrieben habe. aber so fühle ich mich im moment auch.

tja, morgen werde ich ihn leider nicht sehen, da ich die kinder meiner schwester hüte damit sie mit meiner mutter hinfahren kann.
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  #39  
Alt 23.07.2008, 22:19
jutta50 jutta50 ist offline
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Standard AW: mein vater will uns nicht sehen/sprechen

Zitat:
Zitat von jolante123 Beitrag anzeigen
manchmal frage ich mich, warum ich nicht viel fertiger bin. eigentlich müsste ich mich jeden abend in den schlaf weinen. so wie früher in vielen nächten. aber es ist nicht mehr so.

Liebe Jolante,

ich denke, dass ist reiner Selbstschutz. Du musst ja irgendwie funktionieren. Und weder deinem Papa noch deiner Mama ist geholfen wenn du jetzt zusammenbrichst. Ich hoffe, dass ihr bald einen nahgelegenen Hospizplatz bekommt und dass euch dort optimal geholfen wird.


Jutta
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  #40  
Alt 24.07.2008, 20:14
jolante123 jolante123 ist offline
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Standard AW: mein vater will uns nicht sehen/sprechen

hallo ihr da draußen!

heute konnte ich meinen vater nicht sehen, da meine schwester mit meiner mutter im krankenhaus war. dafür hatte ich das vergnügen, auf die kleinen aufzupassen. irgendwie können kleine kinder in solch einer ausnahmesituation richtig wohltuend sein. sie sind so fordernd, dass man keine zeit zum grübeln hat.
der große (6 jahre) bekommt schon ziemlich viel mit. er fragt bei jedem telefonat, ob mit opa alles ok ist. jetzt fährt er erst mal mit papa alleine in den urlaub. damit er was von den sommerferien hat und meine schwester etwas entlastet ist.
heute haben wir uns ein weiteres hospiz angeschaut. auch dieses hat einen super eindruck gemacht. wir haben uns gleich auf die warteliste setzen lassen.
vorsichtshalber haben wir mit dem arzt auch gleich noch die kurzzeitpflege in die wege geleitet. wenn er aus dem krankenhaus raus muss und bis dahin kein hospizplatz frei ist, kann mein vater entscheiden, was ihm lieber ist. erstmal nach hause und pflege dort oder kurzzeitpflege. er alleine entscheidet, was er will.

heute bin ich vormittags noch zu meiner oma (mutter meines vaters) gefahren. es war furchtbar. ich meine, für mich ist es- so schlimm wie es ist - der "normale" gang des lebens. eltern sterben vor den kindern. meine oma muss ertragen, dass ein kind vor ihr sterben wird. sie hat viel geweint und gesagt, solange er nicht den mut und die hoffnung verliert und immer gut isst, wird das vielleicht alles wieder gut. ich habe ihr diesen glauben nicht genommen. sie weiß, dass es ihm sehr schlecht geht und der krebs nicht weiter behandelt wird. aber sie hat immer noch etwas hoffnung. ich weiß nicht, ob ich einen fehler begangen habe und ihr nicht einfach hätte sagen sollen, dass es keine hoffnung mehr gibt. ich habe keine ahnung, was richtig gewesen wäre ...
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  #41  
Alt 24.07.2008, 20:41
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: mein vater will uns nicht sehen/sprechen

Liebe Jolante.
Gut, dass du heute mal Abwechslung finden konntest.

Wegen deiner Oma... weißt du, ich habe keine Kinder, kannte meine Großeltern nie, aber meine Eltern sind vor ein paar Jahren Ur-Großeltern geworden und ich habe sie täglich live erlebt, wie sie mit ihren Enkeln und auch mit uns, ihren Kindern, umgingen... ich habe mir solche Großeltern gewünscht, die genau so gewesen wären wie sie.
Meine Mama ist z. B. so eine, die mir alles verzeiht. Ich bin oft genervt und knarzig, dann fahre ich sie leider auch an. Aber ich kriege auch eine Retour-Kutsche, so isses ja nun nicht...
Sie sagt, ich könnte sie sogar hauen (!!!überleg sich einer ma sowas... *tseee*!!!) und sie würde es mir nieee übel nehmen! Da muss ich immer lachen.
Außerdem sagt sie immer, wenn ich unterwegs bin, dass sie es nicht verkraften würde (im Sinne von Sterben), wenn mir was zustoßen würde. Sie sagt, dass sie nieeeemals erleben möchte, dass sie ein Kind beerdigen muss. Da würde sie "glatt selbst hinterher springen" (wortwörtlich zitiert).
Der "natürliche" Lauf des Lebens ist das Sterben im Alter. Das kennen die meisten von uns so und daran halten wir auch irgendwie unbewusst fest. Es scheint "normal" zu sein. Alle "unnormalen" Dinge, wenn also z. B. ein Kind vor den Eltern stirbt, machen uns Angst, die wollen wir nicht wahrhaben.
Als Mutter liebt man im Normalfall sein Kind immer und ewiglich! Da kann es aus der Reihe tanzen, grüne Haare haben etc. Es ist und bleibt immer das Kind seiner Mutter, das Kind, das sie liebt.

Liebe Jolante, ich wünsche dir weiterhin viel Kraft, viele schöne Tage/Wochen/Monate mit deinem Papa, dass er sich wohl und gut versorgt fühlt.
__________________
Alles Liebe.
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Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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  #42  
Alt 24.07.2008, 20:57
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: mein vater will uns nicht sehen/sprechen

Liebe Jolante,

möchte mich Daggi anschliessen - in mehreren Dingen. ( Daggi, die Sätze deiner Ma könnten die meiner Ma sein! Von wegen "Kind verlieren" etc. ...nur, bei uns war es ja auch mal Thema...)

Jolante - ich freue mich, daß ihr nun beide Wege eingeschlagen habt, das wird euch sicher innerlich entlasten. Schau, wir HATTEN sogar schon den Kurzzeitpflegeplatz fest, und am Wochenende vor dem "Antritt" dort wurde unerwartet ein Hospizplatz frei. Man kann nie wissen.

Auch wenn das Eingewöhnen für meine Ma schwerer ist als von ihr erwartet, sie fühlt sich doch allmählich wohl dort. Die Menschen dort sind so lieb, und sie achten SEHR das, was der dort lebende Mensch für sich als wichtig erachtet - auch den eigenen Stolz!

Ich drücke euch weiterhin die Daumen, daß es für deinen lieben Papa einen guten Platz geben wird - erstmal "egal", wo. Wann wird er aus dem KH entlassen?

Meine Gedanken sind bei euch.

Alles Liebe!
Blümchen
__________________
In uns allen findet sich die Quelle höchster Weisheit -
die Quelle der Liebe.
(Thich Nhat Hanh)
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  #43  
Alt 24.07.2008, 21:21
jolante123 jolante123 ist offline
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Standard AW: mein vater will uns nicht sehen/sprechen

hallo blümchen,

also der arzt will morgen mit meiner mutter sprechen. ich denke, der arzt würde ihn noch länger behalten. sein argument ist, dass er dort so eine luftmatratze hat, die sich immer unterschiedlich aufpumpt, damit er sich am rücken nicht wund liegt.

das problem ist eher, dass die zimmer da ziemlich voll sind. er liegt in einem vierbett-zimmer, die seit heute alle belegt sind. und das ist natürlich kein zustand für meinen vater. deswegen will er ihn raus haben, damit er mehr ruhe hat.

morgen erfahren wir mehr. mist nur, dass ich ausgerechnet morgen wieder arbeiten muss. aber ich muss mir das wohlwollen meines arbeitgebers (ich kam letzten mittwoch nach der schlimmen nachricht an und habe trotz total schlechter besetzung sofort auf nachfrage urlaub bekommen) sichern. wer weiß, wann ich noch freie tage benötige. und im moment hat sich - soweit man davon in dieser situation davon sprechen kann - die familiäre lage etwas stabilisiert.

berichte mal, was ihr für persönliche sachen mit ins hospiz genommen hat und wie deine mutter das genau empfindet?

übrigens bei dem hospiz heute können sie die gäste sogar im bett auf eine große schattige terasse bringen. das hospiz liegt mitten in einem riesigen parkgelände. und schön finde ich: nebenan ca. 50 meter entfernt ist ein kindergarten. und manchmal kommen die kinder auch "rüber". irgendwie schon symbolisch. so dicht liegen leid und freud beieinander.
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  #44  
Alt 25.07.2008, 00:02
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Blume68 Blume68 ist offline
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Liebe Jolante,

eigentlich müsste ich schon dringend im Bett liegen...(*verlegenschielzu...?*)...aber ich möchte kurz auf deine Frage antworten. Und morgen wird das wohl eher nichts. Dann besser jetzt.

Entgegen der Aussagen, die ich über Hospize gelesen habe (von wegen persönliche Dinge mitnehmen), habe ich jetzt feststellen müssen, dass mangels Raum einfach sehr wenig "persönliches" Platz hat. Fotos in Rahmen, Fotoalben, eine von ihr geliebte Kuscheldecke, zwei Vasen, an denen sie sehr hängt...aber Platz für persönliche Möbel ist nun mal nicht (da sie auch wenig kleine besitzt)...aber was mich tröstete, war eine Antwort in "meinem Eckchen"...nämlich: vielleicht erleichtern Dinge aus dem früheren Zuhause das Einleben - vielleicht auch nicht so sehr. Frauen sehen das vielleicht auch noch anders als Männer...? (meine das in Bezug auf Deckchen, Schränke, Fotos, etc., will aber keinem zu nahe treten!) Vielleicht ist es die Aufgabe des dort lebenden, sein "neues Leben" neu, und ANDERS zu gestalten. Dazu mag auch gehören, Dinge aus dem alten Zuhause eben NICHT mitzunehmen, eher, neue Dinge zu finden...?

Wenn dein Pa es kann, ist es eine vielleicht wirklich gute Idee, mit ihm zusammen das Zimmer, sollte es soweit sein, zusammen mit ein paar Kleinigkeiten einzurichten - vielleicht gibt es sogar Dinge, die er gerne hätte, und die in seinem bisherigen Zuhause keinen "Platz" gehabt hätten? ...nur als Denkanregung. Frag ihn doch bei Gelegenheit einfach mal.

Das Zimmer meiner Ma ist eine Mischung aus gemütlich und zweckmässig, aufgrund der Zimmergrösse und dem, was darin untergebracht werden muss.
Parkettboden, ein (Pflege-)Bett aus Holz, nicht weiss wie im KH, viele Lampen, die die Stimmung gemütlich machen. Ich finde es absolut gemütlich - aber es hat natürlich nichts mit ihrem früheren Zuhause zu tun.

Wie meiner Mutter das "genau empfindet", fragst du? Nun, sie sieht sehr wohl, wie liebevoll ihr Zimmer eingerichtet ist. Aber, wie sagte sie unlängst - "es ist alles nicht meins, es ist alles quasi geliehen".

Natürlich ist das ein Unterschied zum bisherigen Zuhause, da darf man sich nichts schönreden. Was man tun kann, ist, einen Kompromiss zu suchen. Das geht allerdings nur, so glaube ich, mit Kommunikation - fragen, und antworten.
Und - Zeit lassen. Ich habe das GEFÜHL, sie "kommt langsam etwas an", dort.
Aber alles braucht seine Zeit. Und manchmal fühlt sie sich immer noch "einsam", und ich glaube, das liegt einfach auch an der Umgebung, obwohl dort alle wunderbar liebevoll sind! Wir alle brauchen eine Zeit, um uns umzustellen, ob im Urlaub, in neuen Situationen, oder eben hier, in einem Hospiz.

Ich tue, was ich kann, um ihr ihr Einleben so gut wie möglich zu erleichtern.
Das ist das wichtigste, vermute ich - dass sie weiss, sie ist dort nicht "abgeladen", und vermeintlich gut untergebracht, und ich ziehe mich zurück.

Aber so wie jeder Mensch anders ist, sind auch die Bedürfnisse anders - frag deinen Papa halt, was er mit dem Gedanken "Hospiz" verbindet, AUSSER nicht von seiner Tochter gewaschen werden zu müssen.

Eine liebe Umarmung
sendet dir das Blümchen
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(Thich Nhat Hanh)
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  #45  
Alt 25.07.2008, 09:35
jolante123 jolante123 ist offline
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Zitat:
Zitat von Blume68 Beitrag anzeigen


... - frag deinen Papa halt, was er mit dem Gedanken "Hospiz" verbindet, AUSSER nicht von seiner Tochter gewaschen werden zu müssen.

ich habe ihn schon vor einigen tagen schon gefragt:

also mein vater stellt sich das hospiz wie ein richtig gutes hotel vor. er bekommt alles dann, wenn er möchte, kann ausschlafen wenn er will oder früh aufstehen, kann dann essen, wenn er hunger hat, nicht wenn laut dienstplan dafür zeit ist. er wird bestens und liebevoll umsorgt. und bekommt jede pflegerische unterstützung, die er benötigt. er erhofft sich, einfach zur ruhe zu kommen und dass es ausschließlich nach seiner "pfeiffe" geht und er nicht mehr von einem untersuchungstermin zum nächsten muss und jeden tag auf die visite warten usw.

und das alles nicht mehr in unfreundlichen edelstahl-weiß-Möblierung in einem 4-Bett-Zimmer sondern in etwas angenehmerer atmosphäre.

und so wie ich meinen vater kenne, kann er es genießen, die leute "rumzuscheuchen".

nach dem, was ich bei meinen hospizbesuchen inzwischen gesehen habe, werden seine erwartungen wohl auch erfüllt werden.

nicht zu vergessen: es wird ihn auch beruhigen, dass wir beruhigt sind, dass er gut versorgt ist.
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