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  #16  
Alt 10.04.2010, 18:32
sissy sissy ist offline
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Standard AW: Leberkrebs inkl. 30 Kg Wasser

Liebe Chrissi!

Das einzige bleibende, der einzige Sinn ist die Liebe
Bei meinem Mann ist es leider auch sehr schnell gegangen. Ich habe ihn am Freitag vom Krankenhaus nach Hause geholt und von Sonntag auf Montag ist er gestorben.
Schaut, dass er die entsprechende Schmerztherapie bekommt.

Auch ich wünsche euch viel Kraft und ihr macht es sicher richtig.


L. G.
Sissy
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  #17  
Alt 11.04.2010, 11:22
chrissi205 chrissi205 ist offline
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Standard AW: Leberkrebs inkl. 30 Kg Wasser

Wow, so schnell kann das alles gehen? Mehr oder weniger von heut auf Morgen??? Das ist echt heavy! Das ist alles so unreal! Dienstag kommt er nach hause! Mittwoch sollt ich eigentlich auf DR fahren! Hab jetzt ein tierisch beschissenes Gefühl dabei!
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  #18  
Alt 12.04.2010, 05:23
stefan-hh stefan-hh ist offline
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Standard AW: Leberkrebs inkl. 30 Kg Wasser

Hallo Chrissi,

ich habe hier schon länger nicht geschrieben und gelesen, weil mich das was ich hier lesen muss immer zu sehr an das erinnert was ich mit meinem Papa erleben musste.

Mein Papa ist vor ca. 1,5 Jahren gestorben. Von der Diagnose bis zu dem Tag an dem er für immer gegangen ist sind keine drei Monate vergangen. Damals war ich mit der Situation total überfordert - wie es wohl die meisten hier gewesen sind als sie von der Diagnose bei einem geliebten Mensch gehört haben.

Ich habe nie eine Oma oder einen Opa gehabt und hatte wahrscheinlich auch daher nie zuvor ernsthaft mit Krankheit oder Sterben zu tun gehabt. Und dann wurde mein Papa auf einmal so krank. Mit nur 65 Jahren.

Die Ärzte haben von beginn an ganz offen gesagt dass es eine lebensbedrohliche Krankheit ist und das ganze mit hoher Wahrscheinlichkeit kein gutes Ende nehmen wird. Ich habe es zwar gehört, konnte es aber nicht mal ansatzweise verstehen! Ich wusste nicht was es bedeutet wenn jemand so schwer krank ist. Aber ich wusste automatisch dass ich in dieser Zeit für meinen Papa da sein musste.

Und so habe ich ALLES getan was aus meiner Sicht wichtig für ihn war. Alles andere wurde untergeordnet und spielte keine Rolle mehr. Natürlich habe ich ihn täglich im Krankenhaus besucht. An einem Freitag sagte man uns dass wir uns überlegen sollen ob wir nicht einen Hospizplatz suchen wollen. Ich frage ob das denn jetzt schon sein müsste. Man hatte mir dann gesagt dass ich mich darauf einstellen muss dass es ganz schnell gehen kann und mein Papa vielleicht keine zwei Wochen mehr bei uns sei. Für meine Mama war der Hospiz-Gedanke besonders schlimm, weil sie wusste das man ins Hospiz geht um zu sterben und nicht um gesund zu werden. Das konnte sie nicht akzeptieren. Mama hatte außerdem Angst Papa nach hause zu holen, weil sie Befürchtungen hatte es hier nicht mit ihm zu schaffen. Ich musste wirklich sehr streng zu ihr sein und ihr sagen dass es jetzt nur um Papa geht und wir für ihn in dieser Zeit alles durchstehen müssen und uns danach richten sollen was er wünscht.

Meinen Papa zu fragen ob er nach Hause will... das war einer der schlimmsten Momente meines Lebens. Ich wusste das die Ärzte ihm gesagt hatten das es keine Hoffnung mehr gibt und das er sterben würde. Aber zwischen uns blieb das bis dahin unausgesprochen. Mit meiner Frage war aber klar dass auch ich bescheid wusste. Er fragte dann was er denn zuhause solle. Ich konnte nichts antworten, denn die einzige Antwort hätte lauten können "in Ruhe sterben". Ich hatte meiner Mama erklärt dass wir am Montag ins Hospiz fahren müssten um uns anzuschauen ob dass das richtige für Papa wäre. Gleichzeitig hatte ich ein sehr ungutes Gefühl, obwohl die Ärzte ja von einem Zeitraum von zwei Wochen gesprochen haben. Und daher bin ich dann auch nicht mehr von seinem Bett gewichen und habe von da an auch die Nächte bei ihm verbracht. Am Sonntag Abend ist mein Papa dann eingeschlafen.

Es war irgendwie meine Pflicht meinen Papa auf diesem schweren Weg zu begleiten. ich bin sooo dankbar das ich meinem Papa diesen Gefallen tun konnte. Gleichzeitig habe ich so schlimme Erinnerungen an diesen Moment in dem Papa aufgehört hat zu atmen, dass ich heute noch sehr große Probleme damit habe und mich das sehr belastet. Trotzdem bin ich für meinen Papa froh dass ich bei ihm gewesen bin.

Ich schreibe Dir so ausführlich wie es bei mir gewesen ist, weil ich weiß dass es bei jedem Menschen anders ist und jeder unterschiedlich damit umgeht. Je mehr Leute Dir von ihren Erfahrungen berichten, desto eher verstehst Du wie individuell der Verlauf bei jedem ist. Außerdem hängt es von Persönlichkeit jedes einzelnen ab ob er überhaupt in der Lage ist diesen Weg auf die eine oder andere Weise zu gehen.

Mein kleiner Bruder wollte damals eine Fernreise machen. Das war einige Wochen bevor Papa eingeschlafen ist. Er fragte mich vorher ob er fahren könnte. Ich konnte diese Entscheidung nicht für ihn treffen. Er hat dann meinen Papa selbst gefragt. Und er sagte dass er selbstverständlich fahren soll. Ich bin heute froh das meinem Papa in dieser Zeit nichts passiert ist, denn mit dieser Last hätte mein Bruder wahrscheinlich nur schwer leben können.

Ich kann nicht abschätzen wie das Verhältnis von Dir zu Deinem Papa ist. Aber ICH würde jede freie Sekunde bei ihm verbringen. Und auf keinen Fall würde ich eine Reise antreten. Die Zeit die Du jetzt noch mit ihm hast bekommst Du später nicht zurück. Sei für ihn da wenn Du das kannst. Man muss auch nicht immer reden. Mein Papa konnte die letzten Tage so gut wie gar nicht mehr sprechen und auch vorher haben wir nur noch wenig gesprochen, da er immer sehr sehr müde war. Aber ich glaube er war froh das jemand da war. Das "Glück" im Moment des endgültigen Abschieds bei einem geliebten Menschen zu sein hat nicht jeder. Aber darauf kommt es auch nicht an. Man hört auch oft von Menschen die erst gehen konnten als sie alleine waren. Aber es ist sicher nicht verkehrt vorher da gewesen zu sein.

Mich hat es damals sehr stark gemacht das ich das Gefühl hatte alles regeln und organisieren zu müssen, damit Papa nicht auch noch mit Belanglosigkeiten belastet wird. Erst hinterher bin ich in ein Loch gefallen aus dem ich bis heute nicht wieder raus gefunden habe.

Auch auf Dich wird wohl noch eine sehr sehr schwere Zeit zukommen für die ich Dir ganz ganz viel Kraft wünsche.


(Vielleicht magst Du ja noch mal kurz berichten wie alt Du bist und auch das alter von Deinem Papa sagen.)
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  #19  
Alt 12.04.2010, 19:48
chrissi205 chrissi205 ist offline
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Standard AW: Leberkrebs inkl. 30 Kg Wasser

Hallo Stefan,
vielen lieben Dank für deine Worte!
Ich kann es gut verstehen das du jede freie Minute mit deinem Vater verbracht hast! Ich habe mich auch dafür entschieden das ich morgen mit meinem Chef rede und die Dienstreise absagen werde. Ich will mir später keinen Vorwurf machen! Ich will auch jede freie Minute mit ihm verbringen. Von der Arbeit bin ich in max. einer Stunde zuhause. Aber von München wäre das recht weit. Auch wenn es nur 2 Tage sind! 2 Tage sind 2 Tage in denen viel passieren kann. Ausserdem will ich meine Mutter unterstüzen. Mein Vater wird im Juli 54 und ich werde im Mai 25!
Wir haben ein sehr besonderes und inniges Verhältnis! Ich weiß zwar das er will das ich weg fahre, aber ich könnte mich eh nicht konzentrieren und würd in jeder Pause daheim anrufen! Er ist auch der Typ Mann, der über die Situation rein gar nicht sprechen will. Er will nicht anders behandelt werden. Er will einfach so weiter machen wie früher! Ich unterstüzte ihn dabei und hoffe das ich ihm damit die Situation erleichtern kann!

Wir können auch gern mal ein PN schreiben und uns austauschen.

Liebe Grüße
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  #20  
Alt 21.04.2010, 10:23
chrissi205 chrissi205 ist offline
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Standard AW: Leberkrebs inkl. 30 Kg Wasser

Gestern früh ist mein Papa für immer friedlich eingeschlafen! Richtig realisieren kann ich es als noch nicht!
Aber ich weiß das es für ihn das Beste war. Nun ist er an einem schönen Ort und hat keine schmerzen mehr!
Er ist daheim bei Mama und mir in seiner gewohnten Umgebung gestorben! Das war sein letzter Wunsch. Wir haben ihm es erfüllt!

Nach fast einem halben Jahr hoffen und enttäuscht werden, rate ich jedem, dem NEXAVAR nahe gelegt wird, sich sehr gut darüber zu informieren. Meinen Papa hat es rein gar nichts gebracht und nur die Nebenwirkungen sind aufgetrehten. Lieber 3 Monate richtig leben als 6 Monate leiden!

Liebe Grüße
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  #21  
Alt 21.04.2010, 10:53
sissy sissy ist offline
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Standard AW: Leberkrebs inkl. 30 Kg Wasser

Lieber Chrissi

mein herzliches Beileid zum Ableben deines Vaters!
Dass er daheim sterben durfte ist ein großes Geschenk.

Mit deiner Meinung über Nexavar kann ich dir nur recht geben. Auch bei meinem Mann war es so.
Ich denke aber, man wird sich dennoch an diesen letzten Strohhalm klammern, weil man vielleicht denkt, bei meinem Lieben hilft es vielleicht doch.

Viel Kraft für die nächsten Stunden und Tage

alles Liebe

Sissy
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  #22  
Alt 21.04.2010, 17:58
lyra lyra ist offline
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Standard AW: Leberkrebs inkl. 30 Kg Wasser

Liebe Chrissy, auch ich wünsche Dir herzliches Beileid.
Ich sehe es so wie Du: Dein Papa ist jetzt an einem schönen Ort und leidet nicht mehr.
Und auch in puncto Nexavar bin ich Deiner Meinung- so wie meine Vorschreiber/innen schon bemerkten- man sollte es sich wirklich gut überlegen, ob man dieses Mittel nimmt.
Profitieren wird wohl nur die Firma Bayer.
Dir und Deiner Mama viel Kraft und gute Wünsche!
Liebe Grüße
Lyra
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  #23  
Alt 21.04.2010, 23:55
Leidensweg Leidensweg ist offline
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Standard AW: Leberkrebs inkl. 30 Kg Wasser

Auch von meiner Seite möchte Ihr und Deiner gesamten Familie meine Aufrichtige Anteinahme bekunden!
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  #24  
Alt 25.04.2010, 14:13
chrissi205 chrissi205 ist offline
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Standard AW: Leberkrebs inkl. 30 Kg Wasser

Hallo,
vielen Dank für euer Mitgefühl! Morgen ist die Beerdigung. Ging alles sehr schnell. Aber ist vielleicht ganz gut so!
Oh man, mir kommt es gar nicht vor als sei er tot! Ich habe das Gefühl das er noch da ist! Irgendwie kommt es auch gar nicht an mich ran!
Seid seinem Totestag hab ich auch gar nicht geweint! Bin ich zu herzlos?
Gut, wir hatten viel um die Ohren wg. der Beerdigung usw.. War auch sehr abgelenkt! Aber ich dachte eher das ich in ein riesen Loch falle! Weiß auch nicht was mit mir los ist :-( Fühle mich deswegen auch sehr mies!!! War das bei euch auch so? Mir ist bewusst das dass Loch sicherlich noch kommen wird! Aber warum jetzt nicht? Stimmt was mit mir nicht? Tatülich denke ich ununterbrochen an ihn, das ist keine Frage. Ach ich weiß auch nicht
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  #25  
Alt 25.04.2010, 15:16
lyra lyra ist offline
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Standard AW: Leberkrebs inkl. 30 Kg Wasser

Liebe Chrissy, mit Dir ist alles normal. Sicher ist noch so viel Schock und Aufregung in Dir- es ging ja so schnell- dass Dein Gehirn erst mal "dicht macht" und Dich abschirmt, damit Du nicht zusammenbrichst. Auch weil Ihr ja so viele Dinge zu regeln hattet und habt.
Das Loch wird kommen- bei mir hat es fast ein dreiviertel Jahr gedauert.
Ich wusste und weiß, meinem Mann geht es gut, deshalb habe ich die Trauer wohl nicht zugelassen- denn ich glaube, man trauert immer um sich selbst (im positiven Sinne gemeint)- dass der Mensch weg ist, die gemeinsamen Zeiten zu Ende sind, usw. Aber auch das ist in Ordnung und irgendwann überfällt es einen halt.
Ganz liebe Grüße
Lyra
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