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  #1  
Alt 08.11.2017, 14:37
Layla2017 Layla2017 ist offline
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Standard Erfahrungen mit Trauergruppen?

Hallo ihr Lieben,

meine Mama ist am 06. Februar an Lungenkrebs gestorben und fehlt mir unendlich. Ich habe ihr anfangs immer hier im Forum geschrieben aber habe irgendwann damit aufgehört.

Ich versuche meinen Alltag so gut wie möglich zu meistern, weine aber sehr oft und leide sehr unter der Situation wenn ich alleine bin. Bei der Arbeit lasse ich mir die meiste Zeit nichts anmerken und bin nur selten richtig down, aber wenn ich abends alleine auf dem Sofa sitze und mein Mann gerade unterwegs ist, kommt es richtig hoch und ich weine wie ein Schlosshund. Ich habe unheimlich Angst vor Weihnachten und dem Jahreswechsel. Alle in meinem Umfeld werden bestimmt von der gemeinsamen Zeit mit ihren Familien und besonders von ihren Müttern erzählen. Ich weiß gar nicht wie ich das erste Weihnachten ohne meine Mama überstehen soll. Bin nun 34 Jahre alt und noch lange nicht bereit für ein Leben ohne sie. Kann mir gar nicht vorstellen wie schlimm es sein muss, wenn man seine Mama schon in jüngeren Jahren verliert.

In meiner Stadt wird eine sogenannte Trauergruppe angeboten. Hat jemand von euch schon Erfahrungen in einer Trauergruppe sammeln können und kann mir sagen, ob er/sie dies als positive und hilfreiche Erfahrung wahrgenommen hat? Laut Aussage des Gruppenleiters ist das wohl kein Zuckerschlecken, man öffnet sich den anderen Gruppenteilnehmern und erlebt die Trauer noch einmal sehr intensiv. Unter anderem spricht man über die letzten Tage und Stunden mit dem Verstorbenen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mit fremden Menschen über dieses Erlebnis sprechen kann und ob es mir gut tut. Es würde mich sehr interessieren wie ihr mit eurer Trauer umgeht und wo ihr euch unter Umständen Hilfe gesucht habt.

Layla
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  #2  
Alt 08.11.2017, 22:29
Clea Clea ist offline
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Standard AW: Erfahrungen mit Trauergruppen?

Liebe Layla,
ich habe deine Geschichte verfolgt, meine Ma starb am 19. Februar ebenfalls an Lungenkrebs.
Auch ich habe ich nach der Trauergruppe in meinem Ort erkundigt.
Ich habe mich letzten Endes nicht Recht getraut.
Falls du den Schritt wagst, wäre es schön, wenn du deine Erfahrungen mit uns, oder
wenigstens mit mir teilst. Mir geht es sehr ähnlich wie dir.
Leider werde ich in meiner Arbeit zur Zeit sehr wenig eingesetzt. Die Leute wollen im Winter alle keinen Urlaub, so dass die Teilzeitleute Stunden abbauen können.
Und das gibt mir am Tag schon viel Zeit zum Grübeln. Dann fângt das Heulen morgens schon an.
Tut mir leid, wenn ich dir damit nicht helfe, aber vielleicht tut ja schon das Wissen gut,
dass man nicht die einzige ist, deren Leben wegen der Mutter gerade aus den Fugen ist.
Ich wünsche dir viel Kraft und noch einige befriedigende Antworten.
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  #3  
Alt 09.11.2017, 17:37
desireh desireh ist offline
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Standard AW: Erfahrungen mit Trauergruppen?

Hallo Layla

Ich häng mich hier auch mal rein. Meine Mama ist vor 30 Tagen ebenfalls an Lungenkrebs gestorben und wir sind fast gleich alt (bin 31). Habe vor einer Woche nach Trauergruppen in meiner Umgebung gesucht oder/und einen Psychologen. Aber habe ebenfalls sehr grosse Angst davor mich da einfach so "blosszustellen".

Mir hilft das schreiben hier im Forum sehr und natürlich auch mein Freund und all meine Bekannten oder sonstige Familie. Aber irgendwie möchte man ja nicht ständig rumheulen, dass jetzt Mama gestorben ist. Aber irgendwie möchte man sich einfach mit Leuten unterhalten, die das gleiche erlebt haben. Ist wohl in so einer Gruppe schon am einfachsten?

Trotzdem denke ich ständig dran und ich bin meistens nicht auf der Höhe zum in der Arbeit eine gescheite Leistung zu bringen.

Liebe Grüsse, bin gespannt wie du dich entscheidest.
__________________
Mami, nicht-kleinzelliger Lungenkrebs
28.8.1950-10.10.2017

Papi, Prostatakrebs
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  #4  
Alt 09.11.2017, 21:17
fluturi fluturi ist offline
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Standard AW: Erfahrungen mit Trauergruppen?

Hallo ihr Drei,

ich habe im Januar meinen Papa verloren und mir fällt es sehr schwer, alles, was passiert ist, überhaupt zuzulassen. Ich war jetzt einmal bei einer Trauergruppe und bin noch nicht sicher, was ich davon halte. Es waren zwei sehr intensive Stunden und ich habe fast durchgängig geweint. Die Gruppe basiert auf einem kreativen Teil. Das tut mir gut. Malen, schreiben, gestalten. Die anderen Schicksale zu hören, war anstrengend für mich. Aber insofern bereichernd, als dass viele Prozesse wiedergegeben wurden.

Vielleicht gibt euch das einen Eindruck.

Alles Gute!
__________________
Die höchste Form der Hoffnung ist die überwundene Verzweiflung. - Albert Camus
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  #5  
Alt 10.11.2017, 14:53
Layla2017 Layla2017 ist offline
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Standard AW: Erfahrungen mit Trauergruppen?

Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für eure Rückmeldung. Ich habe mich nun für die Teilnahme an der Trauergruppe angemeldet und bin mal gespannt, wie ich es empfinde. Nächste Woche Mittwoch geht es schon los und ich habe eigentlich geplant, nach dem Treffen noch zum Sport zu gehen, weiß aber nicht, ob ich das verkrafte. Das Kickboxen hilft mir übrigens auch ungemein dabei, meine negativen und positive Gefühle einfach in Bewegung zu wandeln, das ganze resultiert in einem fitteren Körper und ausgeglichenerem Geist.

Ich habe auch ein wenig Angst vor der Trauergruppe und weine sonst nur im stillen Kämmerlein oder vor meinem Mann. Die Teilnahme an den ersten 3 Terminen ist bei uns in der Trauergruppe wohl verpflichtend, hoffentlich überstehe ich das irgendwie.
Eine gute Freundin von mir fragt oft wie es mir geht und möchte gerne, dass ich mich ihr öffne, aber das ist nicht immer einfach. Ihr kennt es bestimmt, es gibt diese Tage an denen man eine mentale Rüstung trägt und diese nicht einfach so ausziehen möchte, aus Angst dann zu verletzlich zu sein. An anderen Tagen, wäre ich sehr gerne etwas weniger sensibel, habe mich aber gar nicht im Griff.

Mein direkter Arbeitskollege ist ein sehr professioneller Typ, Gefühle haben im Büro nichts zu suchen und seine Launen soll man gefälligst nicht ins Büro mitbringen. Das ist für mich nicht einfach und wir haben schon mehrmals darüber gesprochen. Da er zu seiner Familie kein gutes Verhältnis hat und kaum Freundschaften pflegt, kann er natürlich auch nicht nachvollziehen, man sich fühlt wenn einer der liebsten Menschen aus dem eigenen Umfeld stirbt.

Mein Vater lebt seit dem Tod meiner Mutter nur noch in meinem ehemaligen Kinderzimmer. Er verbringt quasi sein ganzes Leben seit Februar in diesem relativ kleinen Zimmer. In seinem Wohnzimmer ist Mama im Februar gestorben und im Schlafzimmer sind wohl auch sehr viele Erinnerungen. In der Diele saß sie immer und hat gegessen. Die beiden hatten eigentlich immer ein kompliziertes Verhältnis, weil meine Mutter schon seit Jahren an Depressionen litt und mein Vater für unsere Familie immer der Starke sein musste, das hatte er sich als junger Mensch wahrscheinlich auch anders vorgestellt. Er spricht nicht über den Verlust von Mama, kümmert sich aber sehr liebevoll um ihr Grab und hat zum Gluck noch ein Hobby. Das Angeln mit meinem Onkel und alleine, macht ihm Spaß und bewegt ihn dazu, auch mal an die frische Luft zu gehen.

Nun habe ich euch mein Herz ausgeschüttet.

Ich werde euch Ende nächster Woche mal von meiner ersten Erfahrung in der Trauergruppe berichten und wünsche euch bis dahin ganz viel Kraft.

Ich drücke euch.

Magda
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  #6  
Alt 30.11.2017, 14:27
Layla2017 Layla2017 ist offline
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Standard AW: Erfahrungen mit Trauergruppen?

Hallo ihr Lieben,

ich wollte mal über meine bisherigen Erfahrungen in der Trauergruppe berichten. Mittlerweile haben wir uns dreimal getroffen und ich habe meine anfänglichen Hemmungen über Bord geworfen. Unsere Gruppe besteht aus 11 Teilnehmern unterschiedlichen Alters. Die meisten haben ihren Partner verloren, aber es sind auch Geschwister und Kinder von Verstorbenen dabei. Erschreckend ist die Tatsache, dass dein Großteil der Angehörigen, so wie meine Mama und eure Angehörigen, auch an Krebs gestorben ist.

Die Gruppe wird von 2 Männern geleitet und man arbeitet sich langsam durch das Thema „Tod eines geliebten Menschen und der Umgang mit der Situation“. Es hilft mir irgendwie zu wissen, nicht alleine mit diesem Schicksal zu sein. Natürlich wird es in der Gruppe immer mal wieder sehr emotional, es wird geweint und es kostet ein wenig Überwindung von seinen eigenen Erlebnissen zu erzählen, aber der Zuspruch der anderen Teilnehmer hilft einem und man ist irgendwie in diesen 1,5 bis 2 Stunden unter seinesgleichen und darf seine Trauer offen ausleben.

Jeder von uns darf natürlich immer und überall seine Trauer ausleben, aber es ist eben nicht so einfach und viele Bekannte und Arbeitskollegen haben auch schon „vergessen“ wie schlimm es einem noch vor wenigen Monaten ging. Für die Menschen in meinem Umfeld geht das Leben irgendwie weiter wie bisher auch, aber für mich hat sich alles verändert. Ab dem nächsten Treffen geht es dann um die Zeit nach dem Tod des geliebten Menschen, es geht darum loszulassen und das eigene Leben zu leben. Es geschieht alles Schritt für Schritt und man fühlt sich eigentlich sehr gut von den Ansprechpartnern betreut. Für mich war es die richtige Entscheidung und ich werde erstmal an den nächsten Treffen teilnehmen.

Am Samstag hatte ich einen Weinkrampf weil wir bei C&A die Rolltreppe in die 2. Etage genommen haben und an der Nachthemden für Damen vorbeigefahren sind. Ich musste sofort an Mama denken und wie gerne sie in dieser Abteilung gestöbert hat. Man geht aus einem fröhlichen Anlass in die Stadt und möchte eigentlich nur über den Weihnachtsmarkt schlendern und im nächsten Moment kommt man nicht mehr zurecht, weil die eigenen Emotionen einen mehr oder minder überwältigen. Mein Mann ist da unglaublich liebevoll und ermuntert mich immer dazu meinen Emotionen freien Lauf zu lassen. Meist weine ich aber wenn er gerade nicht da ist oder in anderen Zimmer Fußball schaut.

Ich werde euch weiterhin berichten und wollte nur sagen, dass die Trauergruppe wohl die richtige Entscheidung für mich war.
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Stichworte
hilfe gesucht, trauerbewältigung, trauergruppe


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