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  #1  
Alt 07.05.2007, 21:53
Benutzerbild von Marie25
Marie25 Marie25 ist offline
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Frage zum Sterben nach Hause

Hallo Ihr Lieben, ich bin schon seit einiger Zeit stille Mitleserin, muss jetzt aber auch mal was von " der Seele" schreiben, seit 14 Jahren ist mein Mann Krebs krank, es ging lange Zeit gut, erst seit 3 Jahren wurde es ernster, d. H. Chemo, aber auch das war kein so großes Problem, er hat immer alles gut vertragen. Seit Oktober 06, rapide Verschlechterung, Chemo bringt nichts mehr, Metastasen am Skelett, in der Leber, Lunge und die Lymhknoten sind betroffen. Er war jetzt 14 Tage auf der Palliativstation um seine Schmerzen einzustellen, die Übelkeit zu bekämpfen und eventuell das Wasser aus den Beinen zu bekommen, am Mittwoch wird er nach Hause kommen, um die letzte Zeit bei uns zu verbringen, ich weiis was auf mich zu kommt, es ist für mich und meine Kinder selbstverständlich ihn zu Hause zu pflegen, aber ein wenig Angst habe ich schon, irgendwann doch zusammen zu klappen, deshalb würde ich hier gerne im Forum meine Gedanken, Sorgen und Gefühle nieder schreiben.
Marianne
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  #2  
Alt 07.05.2007, 22:44
Ani60 Ani60 ist offline
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Beiträge: 93
Standard AW: zum Sterben nach Hause

Liebe Marianne,
erstmal meine Anteilnahme und Hochachtung für Euch, dass Ihr Euch der Situation stellt (stellen müsst). Schlimm, was Ihr durchmachen müsst, schlimm für Deinen Mann, für Dich, für Eure Kinder.
Ihr werdet jetzt gebraucht und denkt nicht groß darüber nach, was Euch die direkte Zukunft abverlangt. Ganz bestimmt, werdet Ihr es meistern. Erfahrung habt Ihr alle genug sammeln müssen während der letzten 14 Jahre.
Holt Euch Hilfe !! Wenn man nicht gerade ausgebildete Krankenschwester, Ärztin o.ä. ist, überschätzt man gerne die eigenen Kräfte.
Psychisch ist man sowieswo sekündlich am Limit, aber körperlich schwere Arbeit wird zusätzlich nötig. Handgriffe, die man nie gelernt hat.
Eingriffe in die Privatsphäre des Partners, die evtl. als demütigend empfunden werden können, oft reicht nur die Befürchtung, es könnte so sein...
Fragt nach einem ambulanten Hospizdienst. Das ist -denke ich- eine unschätzbare Hilfe, um die eigenen Ressourcen zu schönen, denn Du wirst sie verbrauchen.
Lasst Euch bei der Organisation helfen, gönnt Euch die Zeit für die Nähe...
Alles Liebe, viel Kraft, es tut mir sehr leid.
Anita
Bring Deinen Mann nach Hause, Ihr alle werdet es genießen und laßt Euch helfen.
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  #3  
Alt 08.05.2007, 09:34
Lola² Lola² ist offline
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Standard AW: zum Sterben nach Hause

Liebe Marianne,
es tut mir ganz arg leid, was ihr durchmachen müsst. Da ich gerade das selbe mit meiner Mama durchmache, kann ich dir ein paar Tipps für zuhause geben:

Meine Mom ist jetzt auch mehr oder weniger "austherapiert" und ist seit ein paar Wochen (nach 2 Wochen Krankenhaus und 3 Wochen Kurzzeitpflegeheim) nun auch wieder bei uns zuhause.

Du wirst sehen, es wird dir von vielen Stellen ganz viel Hilfe angeboten:

1. Gibt es in eurem Krankenhaus eine Brückenpflege? Die helfen ganz arg viel bei der Organisation, wie es zuhause weitergehen soll.

2. Hakt bei der Krankenkasse nach, ob dein Mann evtl. Palliativpflege zuhause genehmigt bekommt. Das ist ein neues MOdell, das wohl gerade erst in der Testphase ist. Ein ambulanter Pflegedienst kommt dann bis zu 6 Stunden täglich zu euch und übernimmt die Grundpflege, Hilfe bei Hauswirtschaftlichen Tätigkeiten usw.

3. Beim Hausarzt kriegt ihr Rezepte für: Rollstuhl, Pflegebett, Rollator, Toilettenstuhl, Windeln usw.

Meine Mutter bekommt nun parenterale Ernährung, da sie nicht mehr Essen mag. Das wird intravenös via Port gemacht. Deswegen kommt 2 mal täglich der Pflegedienst. Das zahlen auch die Kassen, unabhängig von der Palliativpflege.

Und glaub mir, wenn du alle angebotene Hilfe von Pflegediensten usw. in Anspruch nimmst, wird sich auch psychisch die Situation bessern, da du einfach auch noch die Möglichkeit hast, mal einen Spazierganz zu machen oder mit Freundinnen einen Kaffee trinken zu gehen. Es ist ganz arg wichtig, dass du dich nicht kaputt machst durch eine 24-h-Pflege und auch mal aus deinen 4 Wänden raus kommst. Denn wenn du nachher zusammenbrichst, bringt es euch allen nichts.

Gib lieber einen Teil der Pflege ab und nutze diese Zeit für Kuschelstunden mit deinem Mann, lese ihm vor, massiere ihn usw.

Ich habe festegestellt, dass diese Entlastung auch ein harmonisches Miteinander fördert. Denn wenn man mit der Pflege überfordert ist, ist man automatisch genervt und sagt auch mal zu dem Patient Dinge, die man sonst nicht sagen würde, wenn man nicht überfordert wäre.

Bei uns hat sich mittlerweile alles ganz gut eingespielt und ich kann die restliche Zeit, die uns noch bleibt, auch wieder genießen.

Ich wünsche euch alles, alles Gute, viel Kraft und Ausdauer.

Liebe Grüße
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  #4  
Alt 09.05.2007, 06:49
Loreena Loreena ist offline
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Registriert seit: 07.04.2007
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Standard AW: zum Sterben nach Hause

Liebe Marianne,

mir geht es genau wie dir. Mein Mann kommt auch heute nach Hause. Wir freuen uns beide darauf, dass er es noch geschafft hat, aber ich habe auch Angst, es nicht zu schaffen. Man weiß ja nicht, was auf einen zukommt.

Als es ihm im letzten Jahr so schlecht ging, bin ich zusammengeklappt und lag mit Hörsturz, Drehschwindel und Tinnitus einen Monat im Krankenhaus am Tropf. Ich lebe allerdings seit 7 Jahren in dieser schwierigen Situation. Seitdem weiß ich, dass ich zwischendurch Pausen einlegen muss. Es geht natürlich nicht immer, aber man darf es nicht vergessen.

Ich habe auch Hilfe vom Palliativdienst der Diakonie und einem ambulanten Hospizdienst. Jede Hilfe ist wichtig in so einer Situation.

Viel Kraft für dich und berichte doch mal, wie es dir geht.

LG
Loreena
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  #5  
Alt 10.05.2007, 05:14
Benutzerbild von Marie25
Marie25 Marie25 ist offline
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Standard AW: zum Sterben nach Hause

Hallo Ihr Lieben, vielen Dank für Eure Antworten, vor der Pflege habe ich keine Angst, denn ich bin Krankenschwester und auch über die diversen Hilfsmöglichkeiten informiert. Ich habe eher das Problem, das sich mein Mann ausser von seiner Familie, von niemandem anderen helfen lassen will. Er ist sehr misstrauisch, leider auch mir gegenüber. Ich möchte Ihm seine verbleibende Zeit so angenehm wie möglich machen und hoffe das es mir gelingt. Seine Entlassung wurde auf seinen Wunsch hin auf Freitag verschoben.
Ich wünsche uns allen viel Kraft
Marianne
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  #6  
Alt 10.05.2007, 07:22
Loreena Loreena ist offline
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Standard AW: zum Sterben nach Hause

Hallo Marianne,

sicher hilft dir deine Ausbildung, die Sache besser im Griff zu haben als jemand, der noch nie damit zu tun hatte. Andererseits ist es bestimmt etwas anderes, wenn man einen nahen Angehörigen pflegt.

Ist denn in der Familie noch jemand, der dich unterstützt? So ganz alleine kann man das doch gar nicht schaffen (auch im Krankenhaus gibt es einen 3-Schicht-Betrieb).

Ganz liebe Grüße und viel Kraft
Loreena
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  #7  
Alt 11.05.2007, 02:52
helmut-anton helmut-anton ist offline
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Standard AW: zum Sterben nach Hause

Liebe Marianne, es ist schwer, einen lieben krebskranken Menschen zuhause zu versorgen und zu pflegen. Nur die Liebe zu dem Menschen gibt Dir die Kraft dazu und Kraft brauchst Du. Ich habe meine Frau am 13.03.2007 aus dem Krankenhaus nach Hause geholt in eine palliative Begleitung. Wir haben sogar noch zuhause kirchlich geheiratet, da wir seit 16 Jahren nur standesamtlich verheiratet waren. Nun geht es in die letzte Runde... Es ist schwer, meine Frau zu verlieren, die immer 1000%ig zu mir gestanden hat. Nimm die Kraft aus der Liebe. Es kommen Momente, die Du nieeeee vergisst. Viel Kraft und liebe Grüße helmut-anton
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  #8  
Alt 11.05.2007, 09:00
Benutzerbild von Steph570
Steph570 Steph570 ist offline
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Standard AW: zum Sterben nach Hause

Liebe Marianne ,

ich kann gut nachvollziehen was Du für Gedanken und Gefühle hast.
Ich habe mich über ein Jahr um meinen Vater gekümmert und ihn die letzten Wochen zu Hause gepflegt.
Auch mein Paps wollte sich außer von uns von niemandem helfen lassen.

Durch Deinen Beruf sind Dir viele Dinge mit Sicherheit geläufiger als mir. Du kannst auch Dinge tun die ich nicht gekonnt bzw. gedurft hätte.
Vielleicht sogar mit einigen Situationen besser umgehen als ich es konnte.
Das schwere ist eben das es ein Unterschied ist ob ich im KH einen Patienten oder zu Hause meinen Angehörigen pflege.

Wenn es irgendwie geht versuch Hilfe anzunehmen.
Und wenn es nur für 2 Stunden am Tag ist.
Oft reicht es schon wenn Du die Verantwortung für die Zeit an Deine Kinder übertragen kannst.
Aber Du mußt Dir hin und wieder eine Auszeit nehmen.
Du mußt, so schwer es auch ist, mal abschalten. Und sei es nur das Du in die Stadt fährst um Dir nen Kaffee zu trinken.
Hört sich vielleicht blöd an, aber ich hab oft in der Zeit so neue Kraft getankt. Einfach mal raus.

Ich wünsche Euch ganz ganz viel Kraft für diese Zeit.

LG steph
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Nordisch nobel , Deine sanftmütige Güte , Dein unbändiger Stolz , das Leben ist nicht fair.
Es war ein Stück vom Himmel , das es Dich gibt.
(Grönemeyer)

Paps geb. 15.04.47 - gest. 08.02.07
Opipi geb. 19.03.22 - gest. 08.01.08
Schwiegerpapa geb. 23.08.35 - gest. 18.01.08
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  #9  
Alt 12.05.2007, 18:21
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Marie25 Marie25 ist offline
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Standard AW: zum Sterben nach Hause

Hallo Ihr Lieben,
wir haben die erste Nacht und den Tag gut gemeistert. Wir sind alle froh, das mein Mann noch einmal nach Hause kommen konnte.
Er will nur im Rollstuhl sitzen und nicht ins Bett, selbst gestern abend mußten wir mit Engelszungen reden, bis wir ihn ins Bett bringen durften, er lag keine 3 Minuten und er schlief tief und fest. Er hat zwar keine körperliche Kraft mehr, aber dafür einen starken Willen, er kämpft und kämpft.
Ich wünsche auch allen anderen Betroffenen viel, viel Kraft.

Bis bald
Marianne
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  #10  
Alt 13.05.2007, 23:03
Loreena Loreena ist offline
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Standard AW: zum Sterben nach Hause

Hallo Marianne,

hat dein Mann schon lange im Krankenhaus gelegen, dass er jetzt nur im Rolli sitzen will?

Schön, dass es so gut funktioniert hat, und er zu Hause sein kann. Nicht einfach für alle Beteiligten, aber für ihn ist es bestimmt wichtig, dass er das geschafft hat.

Mein Mann war genau 2 Tage zu Hause. Als sein Hausarzt bei uns war, bekam er einen epileptischen Anfall, und musste wieder ins Krankenhaus. Inzwischen wissen wir, dass er 2 Hirnblutungen hat. Er kann nicht mehr sprechen, die rechte Hand nicht mehr gebrauchen und nicht mehr essen und trinken.

Der Allgemeinzustand ist sehr schlecht.

Eine OP wäre grundsätzlich möglich, aber er hat seit Tagen Fieber und deshalb geht es nicht.

Liebe Grüße
Loreena
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(Renan Demirkan)
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  #11  
Alt 18.05.2007, 19:26
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Marie25 Marie25 ist offline
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Standard AW: zum Sterben nach Hause

Ich muß mich einfach mal melden, heute ist ein besonders schlimmer Tag. Mein Mann ist nicht schmerzfrei zu bekommen. Seine Medikation: 3x 30 Trpf.Polamidon, 4x40 Trpf. Novalgin, 200 Fentanyl Pflaster und b. Bed. 30 mg Morphin s.c., wir sind heute schon bei 120 mg, ohne großen Erfolg. Dann muss er ständig erbrechen so daß die orale Gabe nicht gewährleistet ist. Es ist grausam zu sehen zu müßen, wie ein geliebter Mensch so leiden muß, ohne das man groß helfen kann.
eine kraftlose und erschöpfte
Marianne
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  #12  
Alt 12.06.2007, 21:12
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Marie25 Marie25 ist offline
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Standard AW: zum Sterben nach Hause

Guten Abend, ach es ist einfach traurig, seit heute ist mein Mann total verwirrt, er erkennt uns zwar, erzählt aber nur unsinnige Sachen. Darunter leiden meine Kinder am meisten, ihren Vater, der immer eine Antwort hatte, ist total daneben. In der Medikation hat sich nichts geändert, ich denke er ist nun wieder einen Schritt weiter gekommen, er hat auch so eine innere Unruhe, ich sitze die ganze Zeit neben ihm, sobald ich nur kurz das Zimmer verlasse, ruft er nach mir. Das zehrt an unseren Kräften, aber wir sind natürlich immer für ihn da.
Es ist ein sehr schwerer Weg, den er für sich gewählt hat.

Stille Grüße Marianne
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  #13  
Alt 13.06.2007, 15:25
Katja11 Katja11 ist offline
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Standard AW: zum Sterben nach Hause

Hallo Marie,

wenn ich deine Zeilen lese kommt mir das sehr bekannt vor, mein Papa ist am 9.5. diesen Jahres an BSDK gestorben. Die Diagnose kam Anfang März und Ende April haben die Ärzte Ihn zum sterben nach Hause geschickt. Wir (meine Mama, meine Schwester und Ich) haben Ihn auch die letzten zwei Wochen die wir gemeinsam zu Hause verbringen durfen gepflegt und versucht es Ihm so angenehm wie möglich zu machen. Die Verwirrtheit und die innere Unruhe war bei meinem Papa die letzte Zeit genauso, aber er hat uns bis zum Schluß immer erkannt. Die Gespräche wurden zunehmend schwerer, aber wir haben immer versucht das Gespräch zu führen auch wenn es unsinnig war (haben uns da immer was ausgedacht). Ich denke es wäre schlimm gewesen nicht auf die Gespräche zu reagieren oder diese abzublocken, man weiß ja nicht was in den Betroffenen vorgeht. Wir dachten auch, wenn dies die einzige Möglichkeit ist noch Gespräche zu führen müssen wir dies wahrnehmen denn es ist die Letzte.
Unser Arzt hatte gegen die Unruhe Zäpfchen oder auch noch eine Spritze verabreicht, das hat ganz gut geholfen. Solltet Ihr vielleicht drüber nachdenken, die Unruhe ist für den Betroffenen genauso leidvoll wie die Schmerzen. Das wichtigste ist, das er nicht unnötig leiden muss denn helfen kann Ihm niemand mehr.

Ich wünsch euch ganz viel Kraft für das was auf euch zukommt.
Bin in Gedanken bei euch.

LG Katja
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  #14  
Alt 13.06.2007, 23:17
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ingrid1956 ingrid1956 ist offline
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Standard AW: zum Sterben nach Hause

Ach Marie !
Ich bin in Gedanken bei Dir und deiner Familie. Ich hab schon angst ,das es bei meinem Mann auch bald soweit ist und ich endgültig Abschied nehmen muss.Er wird immer schwächer und das Wetter macht ihm ausserdem auch sehr zu schaffen.
Auch er steht immer hinter mir bei jedem Schritt und Tritt .Ich denke auch das das auch Angst ist. Er hält soo sehr am Leben fest und möchte unbedingt seine enkel groß werden sehn. ch denke aber auch , das er weiss das , das nicht sein kann.
Nun wünsche ich euch noch viel Kraft für die Zukunft .:
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  #15  
Alt 14.06.2007, 18:15
Loreena Loreena ist offline
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Standard AW: zum Sterben nach Hause

Hallo ihr Lieben,

eure Berichte ähneln dem, was ich gerade mit meinem Mann erlebe. Er ist auch oft verwirrt, und das schon seit 10 Wochen. Ich hoffe so sehr, dass er mich bis zum Schluss erkennt. Am Anfang war es schockierend, aber inzwischen komme ich damit einigermaßen klar.

Gestern hat sich die Pflegeschwester verabschiedet und gesagt, sie käme Mitte Juli aus dem Urlaub und dann würden sie sich sehen. Er sagte darauf mit schwacher Stimme: Ich weiß nicht, ob ich dann noch da bin.

Heute schläft er viel. Er isst sehr wenig, hat aber immer Durst.

Ich bin von dem ambulanten Hospizdienst nicht gerade begeistert. Die Dame, die Samstag bei uns war, hat entschieden, dass mein Mann bald sterben muss, und hat am Krankenbett etwas von "er ist schon in einer anderen Ebene", "er sieht schon das helle Licht" und "er streckt schon die Arme Richtung Himmel" gesagt. Wenn es tatsächlich so gewesen wäre, hätte ich ja noch nicht einmal etwas dagegen gehabt.

Dann hat sie ihre Chefin angerufen und ihr vom Endstadium erzählt und gesagt, dass sie nun kommen sollte. Als diese dann kam, kommandierte sie die Schwester von Pflegedienst, wollte entscheiden, mit welcher Decke ich meinen Mann zudecken sollte und mit welcher nicht und sagte mir, ich dürfe meinen Mann nicht anfassen, sondern nur den Arm neben seinen legen, da er sonst nicht "gehen" könnte.

Dann rief sie den Arzt an, bei dem er bisher im KH auf der Station gelegen hat und hat ihm gesagt, er solle kommen. Als er kam, hat er meinen Mann nicht untersucht, sondern nur die Anweisungen der Hospiz-Dame befolgt. Er hat also ein Sterbezimmer mit Zusatzbett geordert und den Krankenwagen bestellt. Er sagte mir, dass es nur noch eine Sache von wenigen Stunden sei. Ich sollte keine Tabletten, Prothese, Brille usw. mitnehmen, weil er das nicht mehr braucht.

Ich war fix und fertig.

Im KH wurde 3 x mit einem Schlauch Flüssigkeit aus der Lunge gepumpt. Am nächsten Morgen wollte mein Mann frühstücken und wunderte sich, dass ich seine Zähne nicht mitgenommen hatte. Er war den ganzen Tag über ansprechbar und ich musste darum kämpfen, dass er überhaupt seine Tabletten bekam. Eine Untersuchung (außer Blutabnahme), Blutübertragungen, künstliche Ernährung und Thrombose-Spritzen erachtete man als unnötig.

Die Begrüßung des Arztes, der ihm nur noch ein paar Stunden zugestanden hatte, war: Jaa..., ich freue mich..., Sie in einem so guten Zustand anzutreffen.

Nach 3 Nächten zusammen im Sterbezimmer sind wir dann Dienstag wieder nach Hause gefahren.

Durch diese Fehleinschätzung ist es, als würde ich die schrecklichste aller Situationen 2 x durchleben. Auf jeden Fall ist mir nach diesem "Probelauf" klar, dass ich diese Dienste nicht mehr in Anspruch nehmen werde. Ich möchte nicht, dass jemand das Kommando über die ganze Situation hat und allen Befehle erteilt. Für meinen Mann wünsche ich einen "Übergang" in Ruhe, Frieden und Würde.

Euch allen weiterhin viel Kraft.
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(Renan Demirkan)
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