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  #1  
Alt 19.12.2012, 21:44
Luna1975 Luna1975 ist offline
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Registriert seit: 19.12.2012
Ort: Unterfranken
Beiträge: 3
Standard So viele Hürden um die Erkrankung drumherum....

Hallo,
ich fühle mich gerade so hilflos und allein. Es ist gut hier darüber zu lesen, dass man nicht aufgeben muss, sondern vieles wieder gut werden kann, egal wie lange...
Meine Mum (62) und ich sind ein Team. Uns gibt es nur im Doppelpack. Und jetzt ist sie seit sechs Wochen im Krankenhaus und vor vier Wochen bekamen wir die Diagnose Eierstockkrebs. Fortgeschritten. Scheiße verdammte.
Ich versuche, ihr möglichst gut beiszustehen statt mich in Selbstmitleid und Schuldgefühlen zu ergehen. Die OP ist ganz gut verlaufen, wenn auch sehr sehr umfangreich. Sie hat nun keinen Dickdarm mehr und auch sonst scheint da kein Stein mehr auf dem anderen gewesen zu sein.
Ich habe durch meinen Beruf ständig mit Menschen zu tun, die Angehörige durch Krebs verloren haben und sie erzählen mir auch Einiges. Aber ich war trotzdem nicht im Geringsten auf diese Situation vorbereitet.
Ich bin gerade total am Ende meiner Kraft. Da meine Mum in vielerlei Hinsicht wie ein Kind ist, braucht sich selbst bei einfachen Untersuchungen meine Hilfe. Ich springe nur noch zwischen Arbeit und Krankenhaus hin und her und nirgends halte ich es wirklich aus. Was mich gerade total fertig macht, ist das ganze "drumherum": Z.B. war ich nach der OP abslut nicht auf das Phänomen Durchgangssyndrom vorbereitet, das bei meiner Mum sehr ausgeprägt fast vier Tage auf der Intensivstation anhielt. Dann war der Port defekt, was enorme Schmerzen und einen weiteren Eingriff bedeutete, dann kam eine Infektion dazu. Es gab auch immer wieder gute Nachrichten und Erfolge, aber im Moment geht es ihr einfach immer schlechter. Sie ist psychisch mittlerweile völlig am Ende, was ihr ja auch zugestanden sei. Ich hab grad so gar keine Kraft mehr und sie hat angefangen total zu klammern. Es ist so schwer nach Hause zu gehen................. Aber ich bin sooooooooooooo müde.............. und der Weg ist noch so weit.................. Ich hoffe, dass alles nochmal gut wird!
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  #2  
Alt 19.12.2012, 22:47
Schmidti Schmidti ist offline
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Standard AW: So viele Hürden um die Erkrankung drumherum....

Liebe Luna,
Ich kann Dich sehr gut verstehen. Deine Müdigkeit und alles andere.
Auch ich habe meine Mutter fast genau 1 Jahr lang alleine durch alle Phasen ihrer Krebserkrankung begleitet.
Nebenbei vollzeit gearbeitet. Das ist alles andere als einfach!
Im Büro funktioniert man nur halb und ist in Gedanken zuhause. Dann immer wieder Arzttermine zwischendurch.
Dann wieder Krankenhaus. Also bis 17 Uhr Büro, dann Krankenhaus. Dort mit schlechtem Gewissen wieder weg. 20 Uhr zuhause. Schnell was gegessen und das war der Tag.
Und am nächsten Tag wieder von vorne.

Das schlaucht gewaltig und es ist ganz normal, dass Du müde bist. Ich kann Dir da auch nicht wirklich helfen. Es gibt irgendwie keine patente Lösung. Ich möchte Dir nur sagen,
dass ich Dich sehr gut verstehe und weiß was Du durchmachst.
Wenn es Dir hilft, dann schreib es Dir hier ruhig von der Seele. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das hilft.

Es ist auch erstmal ein seltsames Gefühl, wenn man mit seiner Mutter quasi die Rollen tauscht und die Verantwortung übernimmt, oder?

Versuch aber trotzdem Zeit für Dich zu finden! Ich weiß das das fast unmöglich ist. Aber versuch es bitte! Du bist auch für Dich verantwortlich.

Ich wünsche Dir und Deiner Mutter Alles Gute für die nächste Zeit.

Liebe Grüße
Gaby
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  #3  
Alt 20.12.2012, 23:13
Luna1975 Luna1975 ist offline
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Registriert seit: 19.12.2012
Ort: Unterfranken
Beiträge: 3
Standard AW: So viele Hürden um die Erkrankung drumherum....

Liebe Gaby,
Das fühlt sich schonmal gut an, dass du mich verstehst. Ja es ist wirklich so, man ist überall nur halb. Ich kann mir meine Aebeitszeit recht frei einteilen, was jetzt Vor- und Nachteile hat. Ich kann viel mit Ärzten tagsüber regeln und sowas.
Wie geht es deiner Mutter denn jetzt? Du sagst, du hast sie ein Jahr begleitet... Ist sie wieder gesund geworden? Welchen Krebs hatte sie denn?
Heute war bei uns ein guter Tag. Kleine Dinge werden zu großen Erfolgen im Krankenhausalltag. Zum ersten Mal seit der OP konnte Meine Mum solange sitzen, dass sie am Tischchen aufrecht essen konnte und sie hat auch endlich mal wieder ein bisschen mehr gegessen, ich hab mich so sehr gefreut. Es tut so gut, dass sie nicht mehr nur liegt. Und die Atmung hat sich jetzt endlich verbessert! Alles ist so wertvoll geworden. Jedes Kleine Lachen, jede alte Geschichte, die erzählt wird...
Weißt Du vor ein paar Tagen habe ich meine Mutter ihrem Handy angerufen um zu fragen, worauf sie Appetit hätte. Ich scrollte durch die Kontakte und drückte unbeschwert so wie "früher", also vor diesem ganzen Wahnsinn, auf "Mama Handy". In diesem Moment traf mich der drohende Verlust mit voller Wucht. Ich habe in dem Moment begriffen, dass ich in viel absehbarer Zeit als vorher meine Mutter nie mehr anrufen kann. Sie nie mehr hören kann. Sie nichts mehr fragen und ihr nichts mehr erzählen kann. Ich bin innerlich total durchgedreht. Das kann doch alles nicht wahr sein.... Noch nicht!!!!! Also mache ich wohl lieber aus jedem Tag das beste, genieße ihr Nähe, bin bei ihr und freu mich total darüber, dass ich ihr gestern ein wunderschönes Weihnachtsgeschenk gekauft hab und dass wir einander nich haben. Ist doch'n guter Plan, oder?
Bis bald liebe Gaby.....
Luna
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  #4  
Alt 23.12.2012, 20:59
Schmidti Schmidti ist offline
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Standard AW: So viele Hürden um die Erkrankung drumherum....

Liebe Luna,

Du machst das absolut richtig! Geniesse jede Kleinigkeit und jede Minute mit Deiner Mutter. Das kann Dir keiner später mehr wegnehmen.
Bleibt Deine Mutter über Weihnachten im Krankenhaus oder kann sie nach Hause?

Meine Mutter ist leider im September gestorben. Bei ihr hat leider keine Behandlung meht angesprochen und zum Schluß ging es sehr schnell.
Bei ihr hat es allerdings schon 2001 mit Brustkrebs angefangen. Da hatten wir schon einmal eine harte Zeit. Da zwischen hat sie aber bis Ende 2011 normal gelebt. Dann kamen Knochenmetastasen dazu. Die liessen sich nicht mehr eindämmen.

Aber das war meine Mutter. Nicht Deine.
Gib also bitte nie die Hoffnung auf!

Es ist ganz normal wenn Du zwischendurch denkst: was wäre wenn.
Die Gedanken kenne ich auch. Die schieben sich halt immer wieder dazwischen.

Aber Du solltest Dich auf das hier und heute konzentrieren und Dich über jede Kleinigkeit freuen. Ist doch gut, wenn sie wieder mehr ißt!

Und sie freut sich bestimmt über Dein tolles Geschenk zu Weihnachten!

Meine fand es letztes Jahr ganz schlimm, dass sie mir aufgrund ihrer Chemo keines mehr kaufen konnte. Für mich war das völlig unwichtig. Ich war froh, dass ich sie Weihnachten hier zuhause hatte und wir ein gemütliches Mutter-Tochter-Weihnachten hatten.

Also genieß auch Du die Feiertage und mach unter diesen Umständen das Beste draus!

Ganz liebe Grüße für Dich und Deine Mutter und trotz allem schöne Feiertage!

Gaby
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  #5  
Alt 25.12.2012, 00:31
Luna1975 Luna1975 ist offline
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Standard AW: So viele Hürden um die Erkrankung drumherum....

Hallo liebe Gaby,
Danke für deine Zeilen, du hilfst mir damit sehr! Wir hatten einen schönen und ruhigen Hl. Abend im Krankenhaus. Fürs heimgehen war meine Mum noch zu wacklig. Ist aber nicht so schlimm. Wir haben es uns schön gemacht.
Es tut mir sehr leid, dass Du Deine Mutter verloren hast. Das ist am ersten Weihnachtsfest bestimmt besonders schwer. Ich wünsche dir ganz arg, dass du sie in deinem Herzen fühlen kannst. Dass du in Gedanken hören kannst was sie immer so gesagt hat und dass du viele schöne Erinnerungen an sie hast! Ich denk an Dich!
So, ich muss morgen früh arbeiten, da muss ich wohl schlafen, wenn das nur nicht so schwierig wär mit dem Schlafen. Warst du auch oft so überdreht? Bestimmt geht das jedem so. Es ist ja Stress ohne Ende wenn ein Mensch, den man liebt so krank ist und dazu kommt, dass man überhaupt keinen Ausgleich mehr hat...
Ich wünsch dir ein schönes Wehnachten, Luna
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  #6  
Alt 26.12.2012, 21:16
Schmidti Schmidti ist offline
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Standard AW: So viele Hürden um die Erkrankung drumherum....

Hallo Luna,
Das erste Weihnachtsfest ohne beide Eltern habe ich nun fast hinter mir. Es war eine ganz schöne Achterbahnfahrt und jetzt bin ich irgendwie total kaputt.
War jeden Tag eingeladen aber trotzdem holten einen doch immer wieder jede Menge Erinnerungen ein. Bin ehrlich gesagt froh dass es vorbei ist.
Morgen und Übermorgen muss ich auch wieder arbeiten.

Dein Gefühl keinen Ausgleich mehr zu haben kenne ich auch. Man funktioniert nur noch uns spult eine Aufgabe nach der anderen ab.
Und selbst wenn man mal etwas für sich macht, liegt das Handy daneben und man guckt ständig drauf. Könnte ja was sein.

Musstest Du beide Tage arbeiten oder konntest Du Dir mal eine Auszeit nehmen?

Geht es bei Deiner Mutter weiter aufwärts?
Auf jeden Fall kenne ich Deine Situation sehr gut und verstehe Dich!

Wünsche Dir und Deiner Mutter weiterhin viel Kraft und alles Liebe!

Liebe Grüße
Gaby
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  #7  
Alt 27.12.2012, 09:32
Mina2486 Mina2486 ist offline
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Standard AW: So viele Hürden um die Erkrankung drumherum....

Hallo ihr beiden,
ich weiß so sehr wovon ihr beiden redet, meine Mama hat Mitte Sep. die Diagnose nicht Kleinzelliges Bronchialkarzinom bekommen. Bekommt jetzt Chemo (6 Zyklen)
Leider wohn ich ca 500 km weit weg.. aber an Weihnachten war ich zuhause und zu sehen wie sie abgebaut hat, bricht mir das Herz.
Ich hoffe so sehr das alles wieder gut wird, ich hab einfach große Angst sie zu verlieren und jedes mal wenn mein Papa mich anruft hab ich Angst das irgendwas mit meiner Mama ist.
Die letzte Chemo hat sie überhaupt nicht gut verkraftet, ihr war jeden Tag schlecht das ging 3 Wochen lang. Heute soll sie die 4.Chemo bekommen, k.A. ob sie die jetzt bekommt oder ob es irgendwie verschoben wird.
Auf Arbeit bin ich auch nur ein halber Mensch, aber ich muss funktionieren, arbeite als Erzieherin.
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  #8  
Alt 27.12.2012, 20:22
Schmidti Schmidti ist offline
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Standard AW: So viele Hürden um die Erkrankung drumherum....

Hallo Mina,

Hast Du denn heute schon etwas von Deiner Mutter gehört? Konnte die Chemo gemacht werden?

Das kenne ich auch sehr gut. Man fährt zur Chemo in die Klinik und dann sind die Blutwerte zu schlecht und man fährt wieder nach Hause und hofft das es ein paar Tage später dann wieder geht. Das ist auch nicht wirklich schön. Man möchte die Chemo ja eigentlich obwohl die Nebenwirkungen oft sehr heftig sind. Und wenn es dann endlich wieder besser geht, kommt die nächste!

Weiss noch, dass es meiner Mutter nach einer Chemo auch fast 3 Wochen richtig schlecht ging. Erst am Vorabend der nächsten Chemo war sie wieder richtig gut drauf und ich dachte noch morgen Abend geht es ihr dann wieder richtig schlecht und so war es dann auch. Und das kann man als Angehöriger auch nicht gut ab.

Aber so lange es hilft, macht man ja alles mit!

In dem Sinne sende ich Euch auch ein großes Kraftpaket und ganz liebe Grüße
Gaby
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  #9  
Alt 27.12.2012, 20:53
Mina2486 Mina2486 ist offline
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Standard AW: So viele Hürden um die Erkrankung drumherum....

Hallo Gaby,

ich hab vorhin mit meiner Mama telefoniert. Sie bekommt jetzt erst einmal Blutübertragung weil sie 1 Liter Blut verloren hat. Bin aber froh das sie im Krankenhaus ist da können sie ihr wenigstens helfen, mal schauen wann dann mit der Chemo fortgesetzt wird.
Jetzt heißt es erstmal wieder warten.Leider.

Liebe Grüße
Mandy
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  #10  
Alt 30.12.2012, 17:15
Schmidti Schmidti ist offline
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Standard AW: So viele Hürden um die Erkrankung drumherum....

Hallo ihr Beiden,

Wie ist es euch und euren Müttern in den letzten Tagen ergangen?
Hattet ihr zwischendurch die Möglichkeit euch etwas zu entspannen?

Diese Warterei bis es weiter geht ist wirklich nervenaufreibend! Ich kenne das Gefühl.
Aber man hat leider keine andere Möglichkeit als zu warten.

Wünsche Euch weiterhin viel Kraft und gute Nerven für die nächste Zeit und einen Guten Rutsch und Alles Gute für das Neue Jahr!

Liebe Grüße
Gaby
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