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  #1  
Alt 08.06.2012, 00:20
larap larap ist offline
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Registriert seit: 31.05.2012
Beiträge: 85
Standard AW: wie egoistisch darf ich jetzt sein?

Hallo Bremensie,
ja ich glaube zur Not springt mein Mann ein und meine Schwiegereltern haben auch schon ihre Hilfe angekündigt. Ich bin Einzelkind, meine Mutter allein lebend. Nicht einfach...denn es gibt im Grunde eben nur uns 2.
Aber du hast recht. ich werde es situativ entscheiden...und wieder kündigen, wenn es nicht geht.
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  #2  
Alt 08.06.2012, 09:02
monika100 monika100 ist offline
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Beiträge: 1.780
Standard AW: wie egoistisch darf ich jetzt sein?

Hallo larap,

das ist wirklich eine blöde Situation in der du steckst.
Hin und her gerissen zwischen dem Wunsch nach dieser guten beruflichen Chance und dem Pflichtgefühl deiner Mutter gegenüber, gerade weil es nur euch 2 gibt.

Dass deine Mutter jetzt auf einmal "alle Symptome" spürt - das ist wahrscheinlich ihre Angst, das kann ich gut nachempfinden.
Wartet nun das Gespräch mit dem Onkologen ab. Sie wird wahrscheinlich Chemos bekommen, um ihre Lebensqualität noch einige Zeit zu erhalten. So ist das bei dem Vater meiner Freundin auch - das geht jetzt schon über 1 Jahr so und es geht ihm gar nicht mal schlecht.

Ich würde als Kompromiss das mit dem Job versuchen, aber mir dann vielleicht hin und wieder eine Hilfe für den Haushalt holen, damit du nach der Arbeit Zeit für deine Mutter und deine Familie hast.

Alles Liebe für Euch,

Monika
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  #3  
Alt 08.06.2012, 13:31
Simone1979 Simone1979 ist offline
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Beiträge: 9
Standard AW: wie egoistisch darf ich jetzt sein?

Hallo!

ich moechte Dir raten, es Dir sehr sehr gut zu ueberlegen....
Ich bzw wir stehen vor einer aehnlichen Situation...ich bin 33 und wir wollten eigentlich dieses Jahr schwanger werden. Es waere mein 1. Kind und die biologische Uhr tickt.....
Aber mein Vater hat seit Maerz 2012 die Diagnose Lungenkrebs Endstadium und eine Hirnmetastase....es bleibt nicht mehr viel Zeit.
Ich habe mich schweren Herzens gegen eine Schwangerschaft entschieden, da ich die psychische Belastung bestimmt nicht aushalten wuerde.
Wenn Du mit eventuellen Schuldgefuehlen (die ich im Falle einer Schwangerschaft mit Sicherheit haben wuerde) klarkommen kannst, dann nimm den Job an.
Wenn Du Dir nicht sicher bist, wuerde ich es lassen. Deine Mama braucht viel Zuspruch und Begleitung und Deine Naehe....gerade jetzt.
Gib ihr ein wenig zurueck von dem, was sie Dir die ganzen Jahre gegeben hat.
So sehe ich die ganze Sache.
Liebste Gruesse und viel Kraft fuer Dich und Deine Mama
Simone
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  #4  
Alt 09.06.2012, 15:19
larap larap ist offline
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Beiträge: 85
Standard AW: wie egoistisch darf ich jetzt sein?

Liebe Simone,
das tut mir sehr leid mit deinem Vater und ich wünsche euch ebenfalls viel Kraft und noch ein bisschen - auch schöne - Zeit!
Bei uns ist das etwas schwieriger, denn meine Mutter ist kein Mensch der allzu viel Nähe zulässt und auch keine Nähe sucht. Sie ist auch kein Familienmensch, sondern hat immer schon ihr eigenes Ding gemacht und hatte früher auch nie viel Zeit für mich. In unsere Familie integriert sie sich erst ab und zu mal (hauptsächlich um sich um unseren Hund zu kümmern) seit sie Witwe ist. Zu ihren Enkelkindern hat sie ein 'Geschenke-Oma' Verhältnis und wenn sie mal 'babysitten' musste, hat sie entweder meine Wäsche gebügelt oder Soduko gespielt, statt die Zeit mit den Kindern (vorm TV geparkt) zu verbringen. Dabei wohnt sie vis-a-vis, da ich sie, als ihr letzter Mann Pflegefall wurde, in unsere Nähe geholt habe, um sie besser unterstützen zu können.
Du siehst, unser Verhältnis ist nicht ganz einfach, leider.
Sie möchte auch ins Hospiz und nicht zu Hause gepflegt werden...das hat sie schon angekündigt.
Wenn ich mir das selber so durchlese, denke ich selber: klar mach ich den Job. Aber ein Stück schlechtes Gewissen bleibt.
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  #5  
Alt 09.06.2012, 15:57
ulphin ulphin ist offline
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Beiträge: 140
Standard AW: wie egoistisch darf ich jetzt sein?

Liebe(r?) Larap,

es tut mir sehr leid, dass Deine Mutter von dieser elenden Krankheit betroffen ist.

Zu Deinen Postings ergeben sich für mich folgende Überlegungen:

Zum einen hast Du /habt Ihr mit Deiner Mutter mal gesprochen, wie sie sich Ihre Begleitung vorstellt? Vielleicht möchte Sie die Unterstützung, die Nähe, die Du ihr anbietest, ja gar nicht in Anspruch nehmen? Auch geht es nach meiner eigenen Erfahrung nicht um die Menge an Zeit, die ihr miteinander verbringt sondern darum WIE ihr sie miteiander verbringt. Drei Minuten intensiv genutzt sind – so habe ich es erlebt – für alle Beteiligten wertvoller als drei Stunden larifari.

Auch meine ich – auf die Gefahr hin, dass das etwas drastisch klingen mag – dass Du auch das Recht auf Dein Leben hast. Klar, Deine Mutter hat Dich groß gezogen, sie hat Dich begleitet, und nun bist Du dran, in gewisser Weise, in den Grenzen, die sie selbst zulässt. Sie als Betroffene gibt den Takt an, wir Angehörigen sind die Begleiter.


Es gibt kein „Richtig“ und kein „Falsch“ in der Sache, es gibt EURE Entscheidung.

Möget Ihr Euren Weg finden.

Mit herzlichen Grüßen

ulphin
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  #6  
Alt 09.06.2012, 16:57
larap larap ist offline
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Beiträge: 85
Standard AW: wie egoistisch darf ich jetzt sein?

Hallo Ulphin,
einen lieben Dank! Nein, ich finde das garnicht drastisch, sondern legitim und ehrlich! Da diese Diagnose für uns alle noch so neu ist und wir erst Montag erfahren werden, welche Therapie Schritte eingeleitet werden (palliative Chemo oder doch nur Schmerzbehandlung?) haben wir bisher noch nicht über den weg 'bis zum Schluss' geredet. Im Moment ist unsere Devise: damit leben lernen! Aber eine ihrer ersten Reaktionen war tatsächlich, das ich ihr versprechen musste, sie in einem bestimmten Hospiz anzumelden (dort ist vor Jahren eine ihrer Freundinnen gestorben), wenn es nicht mehr anders geht.
Zu uns holen kann ich sie sowieso nicht, weil uns die Räumlichkeiten fehlen und wir in einem absolut nicht altengerechten (viele Treppen!) Haus wohnen.
Mein Zwiespalt liegt wohl letztlich auch tatsächlich mehr darin, das meine Mutter immer zu wenig Zeit für mich hatte. Familiäre Geborgenheit & Wärme kenne ich erst, seit ich meine eigene Familie habe. Ich weiß, das meine Mutter mich über alles liebt und ich sie auch, aber Nähe ist eben nicht so ihr Ding. Zwar ist sie neidisch, das wir und unsere Kinder ein viel intensiveres und engeres Verhältnis zu meinen Schwiegereltern haben, aber wie bereits gesagt, ich habe ihr viele Angebote gemacht sich mehr zu integrieren, was sie aber nie getan hat. Ursprünglich war sie ja auch als gelegentliche Aushilfe für Hund und Kinder eingeplant wenn ich jetzt wieder arbeite...und da hat sie auch nicht sehr begeistert drauf reagiert. Ihre Hilfe zwar angeboten, aber auch klar gemacht, dass sie sich dafür keinesfalls in ihrem Leben einschränken möchte.
Wenn ich den Job also mache, was ich möchte, kommt vielleicht eine sehr anstrengende Zeit auf mich zu, aber das nehme ich in Kauf. Vielleicht gibt es mir sogar Kraft, mal aus allem raus zu sein?
Andererseits aber frage ich mich, ob jetzt die Chance gekommen ist, wirklich ganz viel intensive Zeit mit meiner Mutter zu verbringen. Nachzuholen, was mein gesamtes Leben versäumt wurde? Und ob es jetzt meine Fügung ist, den Job wegen ihr nicht zu machen, weil ich meine komplette Kindheit verflucht habe, dass sie voll berufstätig war? Das sind so Gedanken, die ihr wahrscheinlich nicht nachvollziehen könnt.
Manche Entscheidungen kann man sich auch verdammt schwer machen
aber: ich versuche es. Denn ich möchte auch nicht zu dem Punkt kommen, an dem ich sie vielleicht auch noch dafür verantwortlich mache, das es nicht geklappt hat.

Geändert von larap (09.06.2012 um 17:00 Uhr)
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  #7  
Alt 10.06.2012, 00:43
ulphin ulphin ist offline
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Beiträge: 140
Standard AW: wie egoistisch darf ich jetzt sein?

Hallo Larap,

so wie Du die Situation um die Erkrankung Deiner Mutter, Eure Vorgeschichte, Deine emotionale Betroffenheit beschreibst, gewinne ich den Eindruck, dass die Hintergründe nicht sooooo einfach sind? Kannst Du Dir vorstellen, Dir für Dich /und/ oder Euch professionelle Hilfe eines Psycho(onko)logen, zu suchen?

Unabhängig von den „tiefen“ Dingen Eurer Familie, kann ich aber sagen, dass mir meine Familie, mein Alltag und nicht zuletzt meine Arbeit in der Phase der Erkrankung und des Sterbens meiner Mutter sehr sehr geholfen hat. Ich hatte dadurch einen Blick nicht nur auf die schreckliche Krankheit, ihre Auswirkungen auf unsere ganze Familie, sondern verlor auch eine gewisse Bodenhaftung nicht. Hinzu kam, dass meine Mutter mich in ihrer so unnachahmlichen und für mich unvergessenen ebenso altruistischen wie pflichtbewussten Denkweise immer auch wollte, dass wir, d. h. ihre Kinder und Enkel ihr eigenes Ding machten (konkret bedeutete dies in meinem Fall, dass ich – ihrem vier Tage vor ihrem Tod geäußerten Wunsch entsprechend – noch in den Urlaub fuhr, den ich dann abbrach...).
Insofern teile ich die Auffassung von Simone1979 ausdrücklich nicht, aber dies ist meine persönliche Meinung.

Macht Euch eine GUTE Zeit zusammen, wo und wie auch immer.
Sei von Herzen gegrüßt

ulphin
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