Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 28.06.2009, 18:27
anju1967 anju1967 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 28.06.2009
Ort: Baden-Württemberg
Beiträge: 4
Unglücklich und wer kümmert sich um die Angehörigen?

Hallo zusammen,

ich lese ja nun schon eine ganze Weile hier mit. Viele der Probleme sind mir leider zwischenzeitlich auch vertraut geworden. Einen Punkt vermisse ich jedoch in allen Gesprächen. Aber vielleicht geht es auch nur mir so?

Zu mir in Kürze: ich bin 42 Jahre alt, berufstätig, glücklich verheiratet und habe mit meinem Mann zwei Kinder. Mein Mann hat letztes Jahr die Diagnose "Sarkom" bekommen. Ich möchte in diesem Thread aber nicht die Krankheit und die Diagnosen besprechen.
Seit dem Sommer 2008 ist bei uns nun (wie bei allen)alles anders:
Am Anfang geht es nur um die Behandlung, die Konsequenzen etc. Plötzlich stand ich ganz alleine da. Mein Mann war (ist) sehr krank und damit mehr als beschäftigt. Zusätzlich zu meinen Sorgen um ihn, musste ich plötzlich alles alleine machen. Seither habe ich die Pflege meines Mannes, die erforderliche Organisation der Krankheit, den Haushalt, die Kindererziehung, meinen Beruf, die Ämtergänge etc. alleine zu managen. Verwandte, sind entweder zu weit weg oder zu alt, um mich zu unterstützen.
Alle Freunde stehen meinem Mann zur Seite, kümmern sich um ihn und erklären, wie toll ich das doch alles mache.
Nur ich werde dabei zunehmend verzweifelter und habe manchmal das Gefühl mich einem Abgrund zu nähern. Mein Mann ist zwischenzeitlich mein "drittes Kind", um welches man sich immer kümmern muss. Eine Partnerschaft kann gar nicht mehr stattfinden. Es geht ihm auch wirklich sehr schlecht und trotzdem gibt es Tage, an denen ich mich einfach nur eingesperrt fühle. Er ist zu schwach, um das Haus zu verlassen und die Leukos wollen keine Besuche von Freunden. Aber selbst Besuche machen mir wieder "Extraarbeit"! Dadurch igeln wir uns immer mehr ein und die Kinder gehen immer mehr ihre eigenen Wege. Manchmal kann oder will ich nicht mehr hören, was alles schmerzt. Zum Einen weil dies das alles beherschende Thema ist und zum Anderen, weil es mir sooo deutlich macht, dass es nie wieder werden wird, wie es war. In diesen Momenten fühle ich mich dann auch noch mies, weil ich mich für meine Gedanken schäme!

Die Chemos haben nun auch noch zur Folge, dass er sehr vergesslich geworden ist und vieles durcheinander bringt. So etwas wäre früher nicht gewesen.

Gehen andere Angehörige auch durch diese Höllen (ich habe nirgends wo jemanden klagen sehen)? Oder denke nur ich noch an mich und alle anderen sind perfekter?
Falls es doch schon Anderen so gegangen ist, würde ich mich freuen zu lesen, was ihr dann gemacht habt? Wer hat "Patentrezepte"?
Kann man dem offensichtlich leidenden Partner sagen, dass man einfach einen Tag lang, das Wort "Schmerzen" nicht mehr hören kann? Kann man von jemanden in diesem Zustand erwarten, dass er sich für die banalen Dinge des Lebens (die Kollegin meinte,....beim Zahnarzt war,.... etc.) noch interessiert?
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 28.06.2009, 18:50
Benutzerbild von Chrigissi
Chrigissi Chrigissi ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.11.2008
Ort: Berlin
Beiträge: 1.066
Standard AW: und wer kümmert sich um die Angehörigen?

Hey Anju!
Es ist sehr schwer, jemandem zu raten.
Es gibt auch kein Patentrezept.
Ich verstehe Dich nur zu gut, könnte manchmal auch alles hinschmeißen, aber ich denke die Kraft kommt jeden Tag neu.
Wenn Du es nicht mehr alleine schaffst könntest Du Dich um professionelle Hilfe bemühen. Ich denke auch schon darüber nach, aber wie es so ist, habe ich noch nichts unternommen, weil ich nicht gerne jemand Fremden in der Wohnung haben will.
Was soll ich Dir wünschen? Kraft?, ne Freundin zum Ausweinen?
Ich weiß es nicht.
Vielleicht melden sich ja Leute, die Dir Tips geben können, ich wünsche es Dir.
Bye
__________________
Wirklich trösten kann nur,
Wer selbst durch Leid gebeugt wurde.
Annegret Kronenberg
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 28.06.2009, 20:36
Benutzerbild von Morgana
Morgana Morgana ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.11.2008
Ort: NRW
Beiträge: 1.436
Standard AW: und wer kümmert sich um die Angehörigen?

Liebe Anju,
ich kann mir Deinen Frust vorstellen.
Solch eine Diagnose bringt alles durcheinander.
Alles, was vorher "normales Leben" war ist nun in Frage gestellt.
Ich habe auch kein Patentrezept - es wird wohl auch keines geben.
Wenn, wie Du schreibst, die Freunde Deines Mannes ihn unterstützen, dann solltest Du vielleicht auf das Lob "wie toll Du das machst" mal entgegnen, dass Du Dir auch Unterstützung wünschst, weil Du eben auch nur ein Mensch bist und nicht alles alleine wuppen kannst.

Ich habe mit meinem Mann auch die Chemo-Zeiten erlebt; Schwäche, Übelkeit, Leukos extrem niedrig. Da konnte kein Besuch kommen; wir konnten nicht zusammen z.B. einfach so Leute besuchen. Ja...mit den Einschränkungen zu leben, das ist nicht einfach. Beim kleinsten Anzeichen eines Schnupfens habe ich Mundschutz angelegt...nachts durchaus mit Wut, weil ich so schlecht atmen konnte...
Ich habe immer wieder mal etwas nur für mich allein unternommen, um Kraft zu tanken, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

Ich weiß nicht wie alt eure Kinder sind; doch wenn sie eigene Wege gehen, dann sind sie auch alt genug, Dich zu unterstützen; Dir Wege abzunehmen; Dir im Haushalt zu helfen.

Ja, es wird nie wieder sein, wie vorher, ohne Krankheit.
Doch auch wo es nun einmal so ist, kann das Leben doch mit Einschränkungen schön sein.
Erinnere Dich mal daran, was Ihr vorher zusammen hattet und was vielleicht davon noch geblieben ist, noch machbar ist.

Schmerzen sind schlimm für denjenigen, der sie erleidet und für den, der dabei steht und mitleidet....
Schmerzen können behandelt werden und dann ist wieder Luft da, um zu atmen und wieder Freude zu haben.

Ich bin sicher, dass sich der Kranke für anderen "Kram" interessieren kann; denn das gehört zum Leben dazu. Teilnahme am Leben anderer - mal mehr, mal weniger, kommt ganz auf das Befinden an.
Das "normale" Leben fließt ja weiter.
Mein Mann hat wenig geklagt, weil er niemand belasten wollte.
Doch ich habe es in seinen Augen gesehen und ihn dann still in den Am genommen.

Das Gespräch miteinander suchen, das kann ich Dir raten.
Reden...damit sich keine Mißverständnisse und kein Frust aufbaut.


"Gehen andere Angehörige auch durch diese Höllen"

Ja...jeder auf seine Weise.


Ich wünsche Dir Kraft, dass Du an der Seite Deines Mannes wieder glücklich sein kannst!

LG
Morgana
__________________
Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten.
[Indianische Weisheit]
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 28.06.2009, 22:58
Benutzerbild von Jogilein
Jogilein Jogilein ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.05.2009
Ort: Nähe Freiburg/Breisgau
Beiträge: 540
Standard AW: und wer kümmert sich um die Angehörigen?

Liebe Anju, ich finde es sehr gut, dass es mal jemand "wagt" darüber zu reden, wie es einem Angehörigen des betroffenen Angehörigen geht. Ich habe nämlich den Eindruck, "sowas", wird nicht gerne gehört. Der "gesunde" Angehörige hat immer da zu sein, alles zu machen, alles zu ertragen. Ich kann mich sehr gut in Dich einfühlen, auch wenn ich keine Kinder habe, dafür Schwiegermutter, u. Schwägerin, die einen auch noch "brauchen". Also, ein Patentrezept habe ich auch nicht. Ich verschaffe mir- wenn ich merke, dass meine Grenzen/Belastbarkeit überschritten sind, oder wenn möglich schon vorher- auch einmal lautstark Freiraum. Das heisst, ich sage sehr klar, u. deutlich, "ich kann nicht mehr, Feierabend!" Ich sage dann, dass auch ich mal auftanken muss! "Eine leere Batterie kann nix mehr geben". Aber leicht ist es nicht. Die Krankheit bestimmt das Leben. Mein Mann ist offenbar noch nicht so schlimm dran, wie Deiner. Info: Willi bekam Ende August 2007 die Diagnose tiefsitzendes Rektum-CA T4, G3, N0, M0. War also ziemlich agressiv der Sch....Krebs. Im Dezember2007 OP RO. Lange u. schwere OP. Das Tragen eines Stomas für den Rest des Lebens wurde notwendig. Inzwischen wurde Willi wegen Meta - glücklicherweise kein Tumor-, an der Lunge operiert. Diese Diagnose bekam er 2 Tage bevor er seine neue Arbeitsstelle- er ist seit 2005 arbeitslos- antreten wollte. Wieder wurde uns der Boden unter den Füssen buchstäblich weggerissen. Bei der Erstdiagnose war es ganz arg schlimm. Ich hatte nur noch das Gefühl auf sehr rutschigem sehr dünnem Glatteis runzulaufen, u. jeden Moment einzubrechen. Sogenannte" Freunde"- hatten eh kaum welche-, waren einfach weg. Ich stand ganz plötzlich genau wie Du mit allem allein da. Musste viele Dinge erledigen, auch vieles, was ich vorher nie gemacht habe. Auch wenn es vielleicht blöd klingt, bin ich stolz auf mich, das geschafft zu haben. Es wqar verflixt schwer. Willi brauchte lange, bis es ihm soweit wieder gut ging. Natürlich nicht mehr so gut wie vorher. Aber immerhin. Dann kam die blöde Meta. Tja, kein Job, bald kein Arbeitslosengeld mehr, Krankengeld schon ausgeschöpft. Zu all den Sorgen nun auch noch Existenzängste, die wir Beide haben. Erschwerend kommt hinzu, dass ich sehr kranke Augen habe, habe einen Schwerbehindertenausweis unbegrenzt gültig, GdB 90%, RF-Befreiung, u. auch noch andere gesundheitliche Probleme habe. Am schlimmsten sind die Einengung, die Einsamkeit, die Hilflosigkeit, die Wut. Wut auf die Krankheit, auf Willi, auf mich, auf sogenannte Freunde, die Familie, die es eh für mich nicht gibt. Mir hilft es Infos zu holen, gute Bücher, Filme, Fussball, Musik zu lesen, zu sehen, zu hören. Singen, u. selbst Musik machen hilft auch. Und vor allem mich mit mir selbst zu befassen. Leider gelingt es mir nicht immer, mir die dafür notwendige Zeit zu nehmen. Jetzt wurde es ein Roman. Aber ich finde diesen Austausch enorm wichtig. Man möchte ja dem Kranken helfen/beistehen, aber das kann man nur, wenn man selbst genug Kraft hat! Ob ich Dir weiterhelfen konnte, weiss ich nicht. Aber ich denke Austausch untereinander kann sehr hilfreich sein. Alles Gute, u. Liebe Jogilein. PS: Würde mich freuen, bis bald, von Dir zu lesen.
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 28.06.2009, 23:29
Benutzerbild von Morgana
Morgana Morgana ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.11.2008
Ort: NRW
Beiträge: 1.436
Standard AW: und wer kümmert sich um die Angehörigen?

Ach Jogilein...
wer sagt denn, dass Angehörige immer da sein müssen?

Auch, wenn Dein Mann angestellt war, als Arzt hat er doch die Möglichkeit sich zwecks Unterstützung an die Ärztekammer zu wenden.
Zumindest in NRW weiß ich, dass es dort einen Fond gibt, der in Not geratende
Mitglieder und deren Familien unterstützt.

Wütend sein, das raubt nur Energie.
Dich mit Dir selbst zu beschäftigen....jaa, wenn es Dir Anregungen gibt, Dein Leben zu leben und Dich nicht so verantwortlich für andere zu fühlen...
Viel Erfolg!

Morgana
__________________
Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten.
[Indianische Weisheit]
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 29.06.2009, 00:18
Benutzerbild von blaueelise
blaueelise blaueelise ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 23.04.2008
Beiträge: 5
Standard AW: und wer kümmert sich um die Angehörigen?

Moin
Ich bin schon lange hier angemeldet, habe aber noch nie hier geschrieben,da die Schicksale mir den Atem geraubt haben.Zb. Loreley 2000, Conny 44, taffissima, Sarah,Stellina,usw. Ich wollte eigentlich hier Kraft weitergeben,
und werde es auch versuchen. Ob es mir gelingt? Keine Ahnung, würde mich aber freuen.
Mein Mann Darmkrebs, Diagnose Oktober 2007, die Ärzte sagten er hätte höchstens noch 9 Monate .PT4,N2 (7/14)L1 V1M1.Mein Mann hat heut den Garten umgegraben , ja er hat auch gewisse geistige aussetzer,und es ist nicht leicht damit umzugehen,kann ich auch nicht immer aber ich möchte mich gerne Morganer anschließen . wir müssen damit umgehen. Es ist nicht leicht aber noch lebt er.Und damit dankbar sein. Damit haben wir egal wie schwer es ist noch mehr als andere. Wenn Du magst können wir gerne Kontakt aufnehmen.. .Ich möchte an dieser Stelle auch noch Heike-Mike meine Bewunderung ausspechen. Sie ist wirklich tapfer und hat so viel Energie.
Scarlett O´Hara sagte im Schluß vom Film völlig verzweifelt: Morgen ist auch noch ein Tag.Das ist auch mein Motto. Und ja wir haben auch ein Kind, zum Glück auch gute Lehrer die das Kind immer wieder auffangen.Der Weg ist nicht einfach,weder für uns noch für die Betroffenen.
Wünsch Dir alles Gute

Geändert von blaueelise (29.06.2009 um 00:27 Uhr) Grund: Fehler bei Rechtschreibung
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 29.06.2009, 08:59
Benutzerbild von gabi lehmann
gabi lehmann gabi lehmann ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.11.2005
Ort: Berlin
Beiträge: 1.943
Standard AW: und wer kümmert sich um die Angehörigen?

Liebe Anju,
ich schließe mich dem Satzt von Morgana an,
ja...jeder auf seine Weise.
Ich habe auch erst jetzt wieder angefangen zu schreiben weil mich damals diese ganzen schrecklichen Diagnosen und auch das Sterben der Menschen hier sehr erschüttert hat.
Dann kam dazu das ich dachte was willst du hier eigendlich uns geht es doch gut,den anderen geht es viel schlechter.Du kannst eh nicht helfen und rumjammern ,ist nicht meine Art.

Deine ganzen Gedanken und Gefühle kenne ich, aber heute weiß ich, man kann ,darf und sollte auch darüber sprechen wie man sich selber dabei fühlt ,weil es einem auch persönlich hilft.

Ob die anderen perfekt sind?
Mal ehrlich kennst du jemanden der es ist.
Ich nicht.
Patentrezepte wirst du auch keine finden weil ja doch jeder Mensch unterschiedlich mit Krankheit und Schmerz umgeht.
Egal ob Betroffen oder Angehörig.
__________________
Liebe Grüße Gabi

„Was man tief in seinem Herzen besitzt kann man nicht durch den Tod verlieren.“
25.04.2011
Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 02.07.2009, 18:09
Bitha Bitha ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 02.07.2009
Beiträge: 6
Standard AW: und wer kümmert sich um die Angehörigen?

Hallo Anju,
ich kann Dich so gut verstehen, mein Mann ist 40, ich 37. Wir haben 2 kinder 11 und 8. Seit Januar wissen wir, daß mein mann Cup-Syndrom mit massiven multiplen Metastasen in den Gallengängen und Leber hat. Die Prognose lautete ein paar wochen. Aus denen ist nun ein halbes Jahr geworden mit der Ansage der Mediziner, daß es ganz schnell gehen oder auch noch bis Jahresende dauern kann. Ich fühle mich genauso ausgepauert und ich habe das Gefühl nicht allem gerecht zu werden. An der einen Hand muß ich mit meinem Mann langsam gehen und an der anderen mit den Kindern und mit mir schnell laufen. Das gibt ein ganz schönes gezerre und ich kann mich nicht entscheiden, was wichtiger ist, oder wer mich mehr braucht. Was man als so nahestehender Mensch durchmacht und was das wirklich bedeutet kann niemand nachempfinden, der es nicht selbst erlebt hat und deshalb brauchst du dir keine Vorwürfe wegen egoistischer Gedanken machen, überlege, was du alles für Deinen Mann tust, da kann man keinesfalls von Ego reden. Es ist unverantwortlich in solchen schweren Zeiten nicht auf sich zu achten, denn wenn du schlapp machst, steht dein Mann und deine Kinder alleine da. Du wirst gebraucht von Deinem Mann, dDeinen kindern und von dir. Deshalb solltest du jede Hilfe in Anspruch nehmen, die du kriegen kannst. Und deinem Mann solltes du ehrlich sagen, wo Deine Grenzen liegen, dann muß er auch verstehen, daß du hilfe brauchst, die ihn in seiner Lage auch betrifft( z. B. Daß auch mal fremde Leute ins Haus kommen o. ä. )
Ich kann dir nur Mut machen, dich selbst wieder ins Blickfeld zu ziehen, registriere Dich und deine Grenzen und gehe nur darüber hinaus, wenn es keine andere Möglichkeit gibt.
Ich war lange selbst krank geschrieben, bin zwischendurch stundenweise wieder arbeiten gegangen ( habe später angefangen) und habe morgens 1 Stunde Zeit für mich genutzt, Frühstück bei Freunden, einkaufen, ins Grüne gefahren ,Telefonate u. ä. Mein Mann hätte mich sicher lieber bei sich zu Hause gahabt, trtzdem habe ich mich in diesem Fall für mich entschieden und es hat mir gut getan und konnte viel Kraft für den Tag schöpfen. Schaffe dir solche Oasen, wann immer du kannst.
Momentan bin ich wieder zu Hause, da es meinem Mann schlechter ging , Er hat drei Tage durchgehangen, viel Gewicht verloren, und er sieht schlechter aus denn je. Seit heute ist er wieder voller Aktionismus, steht wieder auf und verbreitet Optimismus. Es macht mich verrückt, dieses ständige auf und ab die gefühle werden auf und nieder gerissen und man lebt in ständigen Schwankungen.
Ich wünsche Dir viel kraft und schau auf dich!! Liebe grüße von Tabitha
Mit Zitat antworten
  #9  
Alt 08.07.2009, 16:09
jomo jomo ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 07.07.2009
Beiträge: 19
Standard AW: und wer kümmert sich um die Angehörigen?

liebe Anju
Du sprichst hier ein äusserst wichtiges Thema an, super hast du es gewagt!! Mein Mann ist Arzt und ich bekomme das öfters mit, dass für die Angehörigen oft viiiiel zu wenig getan wird, ich verstehe das absolut nicht!! Mein Mann sagt, in einer Situation wie du bist mit deinem Mann ist es doch eigentlich so, dass man gar nicht weiss, wer mehr zu leiden hat, du oder dein Mann...
Ich bin auf dieses Forum gestossen, weil ein guter Freund von uns im Endstadium von Krebs ist (Hodgkin) und wir so hilflos sind und nicht recht wissen, wie wir uns verhalten sollen (habe in einem andern Thread geschrieben). Er hat auch 2 Kinder, 13 und 15 Jahre, und seine Frau ist auch in dieser unglaublich schwierigen Situation wie du. Sie hat uns letzten Sonntag eingeladen mit unseren Kindern, zuerst waren wir im Schwimmbad, ohne ihren Mann (er war zu schwach, und er wollte Roger Federer schauen). Das war dann endlich mal die Gelegenheit für seine Frau, mit jemandem zu reden über IHRE Situation, ihre Sicht der Dinge etc. Vorher hatten wir sie eigentlich nur zu zweit oder zu viert getroffen. Und es tat uns unglaublich weh, wie sehr sie leidet unter der Situation...
Sie sagt, sie brauche UNBEDINGT ihre Auszeiten- sie reitet z.B. wieder und geht regelmässig im Wald joggen, um dieser "Atmosphäre von Tod" zuhause(so sagte sie es selber) zu entrinnen und aufzutanken. Sie hält es sonst absolut nicht aus!! Ich finde es eine gesunde Einstellung, wahrscheinlich hält sie nur so diese Hölle durch. Sie sagte auch, ihr Mann habe letzen Sonntag keine Lust auf Besuch etc gehabt, aber sie müsse manchmal einfach "egoistisch" sein- sei sehr schwierig, da ihr Mann jetzt oft schlechtgelaunt und zickig sei. Wir waren dann noch bei ihnen abends, das war für sie dann wieder eine zusätzliche Belastung, weil sie uns noch bekochte... aber sie wollte es selber so.
Wir haben früher einen eher losen Kontakt gehabt, so ist es für uns immer so schwierig, wie wir uns verhalten soll.

Dies mal meine Gedanken, das Schicksal dieser Familie beschäftigt uns sehr und auch das, was ich hier so lese...

Ich wünsche dir viel Kraft auf diesem schweren Weg.

jomo
Mit Zitat antworten
  #10  
Alt 17.07.2009, 16:12
Nirak Nirak ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 21.02.2007
Ort: Kiel
Beiträge: 138
Standard AW: und wer kümmert sich um die Angehörigen?

Jetzt möchte ich auch gerne mal etwas schreiben - obwohl -nein, ich bin keine Angehörige - ich bin erkrankt - nicht mehr heilbar an Brustkrebs, die Diagnose erhielt ich im November 2006. Und seitdem kämpfe ich - ohne Ende - dauernd kommt etwas dazwischen - einen Schritt vorwärts und etliche zurück.
Mein Sohn war damals 12 jahre alt - kleines, armes liebes Kind.. die unfassbare Angst in seinen Augen... wenn es mir schlecht geht, dann dreht er durch, will nicht zur Schule... seine Freunde besuchen ihn meistens, weil er mich nicht alleine lassen will... das schrecklichste, Mama.. sagte er zu mir.. das ist das Stöhnen - und das Wissen, dass es von dir kommt.. es tut so weh..
Mein Lebensgefährte... er hat schon lange kein Leben mehr.. geht morgens um 8 aus dem Haus, kommt abend um 19 uhr wieder.. Wäsche machen.. sich um die Küche kümmern.. am Wochenede bricht er regelmässig zusammen.. bekommt unkontrollierte Weinkrämpfe...

Es ist wahr - es ist fürchterlich, wie sehr ihr leiden müsst - wir Erkrankten wissen, wie es uns geht und irgendwie können wir es auch steuern - und mit der Zeit verliert sich die Angst vor dem Tod... so ist es zumindest bei mir...
Ich möchte nur so gerne meinen Sohn noch etwas länger begleiten auf seinem Weg ins Leben..

Aber bei euch - und bei meiner kleinen Familie, da baut sich die Angst immer mehr auf - es tut so weh...
ich zolle euch Respekt für die Verantwortung, die ihr aus Liebe übernommen habt - für das, was ihr erleidet.. was ihr erlitten habt. Ihr seid wunderbare Menschen...

Karin
Mit Zitat antworten
  #11  
Alt 20.07.2009, 07:56
Benutzerbild von Birne
Birne Birne ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.11.2008
Ort: Baden-Württemberg
Beiträge: 448
Standard AW: und wer kümmert sich um die Angehörigen?

Danke

Euch alles Liebe und Gute

Elbi
Mit Zitat antworten
  #12  
Alt 22.07.2009, 23:04
Lippel8000 Lippel8000 ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 09.06.2009
Beiträge: 90
Standard AW: und wer kümmert sich um die Angehörigen?

Ich habe Lungenkrebs,jetzt Hirnmetas,bin sehr ängstlich,will leben,habe Angst,den nächsten tag nicht mehr zu erleben.mein mann Ingo,ist jeden tag 24 Stunden lang für mich da.Wir haben uns immer repektvoll und liebevoll behandelt,aber jetzt streiten wir auch oft,weinen viel,kommen nicht so ganz klar mit dieser Situation.Sie ist so schwer,so anders.Freunde gingen,weil alles sich um den krebs dreht.Haben auch schöne Momente,aber wir sind nicht mehr frei.Nicht mehr spontan.Weil es mir dann schlecht geht und wir alles verschieben.Ich sage danke an meinen geliebten mann und ziehe da alle Angehörigen mit ein,denn was ihr leistet,ist nicht in Worte zu fassen.Aber wir brauchen euch,eure Vertrautheit,eure Liebe,ohne euch hätten wir sicher nicht die Kraft,das alles durch zu stehen.Darum verzeiht uns,wenn wir mal zickig sind,übel gelaunt,aber auch wir haben Angst.Angst,von euch gehen zu müssen.Wir haben doch noch Träume,Wünsche,aber wielange noch? Wann sehen wir die Sonne nicht mehr? Wann riechen wir keine Blumen mehr? Wann können wir unsere Partner nicht mehr küssen? Das alles und noch viel mehr geht uns durch den Kopf.sagt uns,wenn wir nicht fair sind,wenn wir verletzen,wenn eure Kraft schwindet,redet mit uns,wir leben trotz Krankheit mit euch,nicht neben euch.ich ziehe meinen Hut vor pflegenden Angehörigen,denn zu der Arbeit kommt der vielleicht schmerzhafteste Aspekt: den Menschen den man liebt,so leiden zu sehen.Ich wünsche euch allen,viel kraft,Birgit
Mit Zitat antworten
  #13  
Alt 31.07.2009, 08:49
HexeBea HexeBea ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 24.07.2009
Ort: Müllheim im Breisgau
Beiträge: 2
Standard AW: und wer kümmert sich um die Angehörigen?

Hey Anju,
ich dachte schon ich bin egoistisch, da ich es wage, mangels eigenen Familien, meinen Freunden mal die Frage zu stellen "Wo bleibe ich bei all dem?" Ich muss kurz etwas weiter ausholen. Mein erster Mann, wir waren 6 Monate verheiratet, starb an Lungenkrebs. Ich habe ihn zu hause gepflegt.
Vor drei Wochen bekam mein jetztiger Mann die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Leberbefall. Inoperabel und wir reden nur noch von Wochen. Die anderen Probleme, wie Wohnungssuche nach Eigenbedarfskündigung, Kündigung der Arbeitsstelle auf Grund seiner Krankheit u.s.w, türmen sich wie ein riesiger Berg vor mir auf. Und was bekommt man zu hören? Das schaffst Du schon, du bist ja stark. Eine Krankenschwester im Krankenhaus sagte zu mir:"Sie müssen ausblenden, das dies ein geliebter Mensch ist. Immer nur daran denken, dies ist irgendein Mensch, der ihre Hilfe braucht." Wie bitte soll das denn gehen. Es gibt kein Patentrezept.
Mir persönlich hilft ein guter Freund, der ständig für mich da ist. Auch für meinen Mann. Hauptsächlich aber für mich. Er war der erste und einzige, der mal gefragt hat, wie es mir bei dem ganzen Mist geht. Ich kann dir nur den Tipp geben, falls Du eine sehr gute Freundin hast (oder Freund) versuche Dich mindestens 4x die Woche mit ihr/ihm zu treffen. Rede genauso offen wie hier. Aber nicht nur über die Krankheit. Rede über deine Gefühle. Zu diesen gehört auch die Wut. Lass sie zu. Danach geht es Dir wahrscheinlich besser. Ein Versuch kann nicht schaden.
Ich wünsche Dir viel Kraft, Mut und Stärke. Liebe Grüße Bea
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 23:07 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55