CT Befund

[mel_lech]

Hallo Ihr Lieben,
lange ist es her...............ich habe immer wieder gelesen, aber nichts mehr geschrieben. Ich hatte einfach nicht die Kraft dazu. Heute raff ich mich aber auf, weil ich unbedingt Rat brauche und hoffe ihn hier zu finden.

Einiges hat sich bei uns getan. Seit Donnerstag ist mein Vater in einem Hospiz in Speyer. Ich muss sagen, dass ich es mir so nicht vorgestellt habe. Ein wirklich schönes Haus, tolles Zimmer, ganz liebevolle Betreuung, ein Haus mit 7 "Gästen", viele Schwestern, freiwillige Helfer usw. Es ging jetzt alles so schnell.................Am Montag habe ich ihn angemeldet und Donnerstags wurde er bereits aufgenommen.

Wir waren Ende Juni im Bayerischen Wald. Das war das WE wo ich ein BMW gemietet habe und alles perfekt organisiert hatte. Es war ein wirklich tolles WE. Wir haben noch richtig viel gelacht und mein Vater ist richtig aufgeblüht. Diese Erinnerung nimmt uns niemand mehr!!!
Dann kam sein Geburtstag. Dieser Tag war auch noch sehr schön. Alle Freunde und Verwandte waren da.
Danach baute mein Vater immer mehr ab. Wurde immer schnell müde, lag fast nur noch im Bett.
Die Onkologin sagte uns dann auch, dass alle Behandlungen zu keiner Besserung führen würden und somit alles ausgeschöpft ist. Also keine Behandlungen mehr! Das war ein schwerer Schlag!!
Ascites kam hinzu, mittlerweile bestimmt 15 Liter in Bauch und Beinen.
Mittwoch vor einer Woche, ich war zufällig bei meinem Vater, normalerweise wollte ich erst 2 Stunden später zu ihm, hat er plötzlich Blut erbrochen. Ich hatte eine solche Panik, es wollte einfach nicht mehr aufhören!!!

Notarzt, Hausarzt, alle telefonisch alarmiert und dann kam er mit Blaulicht ins Krankenhaus. Nachdem mich der Arzt gefragt hat ob er überhaupt noch was machen soll bei der Diagnose (!!), haben sie dann endlich Magenspiegelung gemacht und einen Clip eingesetzt. Es hat eine Varize im Magen angefangen zu bluten, weil die Leber nicht mehr richtig funktioniert und diese Komplikation immer wieder auftreten kann. Varizen sind in der Speiseröhre und im Magen haufenweise!!
Nach 6 Tagen Wachstation und 2 Tagen Palliativstaion, jetzt das Hospiz.
Mein Vater hat 8 Tage nichts gegessen, nur getrunken. Er war immer müde, redete wirr, seit dem Aufenthalt im Hospiz ist er wieder wacher, macht auch zwischendurch ein Witzchen, isst wieder. Ihm gefällt es dort selbst sehr gut. Alle Schwestern wären sehr sehr nett. Kein "Flügelhemd" mehr, sondern richtige Kleidung, täglich wird mein Vater geduscht, rasiert, gepflegt.

Ein Arzt vor Ort ist jetzt der neue behandelnde Arzt. Ich habe ihn am ersten Tag kennengelernt. Ein sehr netter, offener, menschlicher Arzt mit sehr viel Mitgefühl. Er tut alles dass mein Vater keine Schmerzen, Atemnot oder Angst hat. Dagegen kann man etwas tun, meinte er.

Morphiumpflaster und Spritzen bekommt mein Vater gegen die Schmerzen, seit gestern auch Sauerstoff.
Aufstehen kann er nicht mehr alleine, mit Hilfe auch nur sehr sehr schwer. Der Bauch, der mit Wasser gefüllt ist, macht ihm sehr zu schaffen. Das Reden fällt ihm sehr schwer.
Der Arzt sagte dass er am Ende seines Weges ist und dass er ohne dass man ihm die Pistole auf die Brust setzt, bis Ende des Jahres nicht mehr schaffen wird. Das Herz wäre schon beeinträchtigt, dafür gäbe es äußere Anzeichen, die Halsschlagadern wären so groß, z.B.

Mein Vater äußerte nämlich den Wunsch............noch ein paar Tage..........vielleicht bis Ende des Jahres.

Mein Vater selbst ist noch nicht so weit........er wollte noch ein EKG und Blutdruck sollte man ihm messen.................er scheint nicht zu ahnen dass er am Ende des Weges ist. Wie kann das alles sein? Ich bin so verwirrt und auch so hilflos.

Meine 3 Wochen Urlaub sind vorbei und ich muss morgen wieder arbeiten. Das heißt ich kann ihn erst abends besuchen. Hab auch noch ein Kind mit 12 J. das mich auch braucht. Ich hab ja Sonderurlaub beantragt, den ich auch nehmen könnte, aber man weis ja nicht wie lange es noch geht. Kann ich jetzt mich ruhigem Gewissen arbeiten gehen?

Sonst besucht ihn noch seine Schwester, die allerdings auch berufstätig ist und sonst eigentlich niemand mehr. Die Schwester vom Hospiz meinte, dass er noch nicht sterbend aussieht und ich beruhigt arbeiten gehen könne. Man weis schließlich nie genau wann es zu Ende geht..................

Sie würden mich dann sofort anrufen.

Weis jemand Rat?

Viele Grüße Melanie

[petra48]

Liebe Melanie,

es tut mir Leid, dass es so bei euch steht.
Einen Rat zu geben, ist immer schwer in einer solchen Situation.
Ich denke, die Hospiz-Schwester hat ein wenig Erfahrung und wird dir hoffentlich früh genug bescheid geben, wenn du nicht mehr arbeiten gehen solltest.
Es gibt aber immer Situationen, da kann man nicht dabei sein, ob du nun arbeiten gehst oder nicht.

Wenn er es dann doch ohne dich ....., dann hat er es so gewollt.

Ich habe mich immer auf mein Bauchgefühl und das Schicksal, das wir nicht beeinflussen können, verlassen. Ich hatte das Glück, da sein zu dürfen.
Meine Tochter war gerade weg. Er wollte nicht, dass sie dabei ist. So sehe ich das und damit kann sie leben. Sie war die ganze Zeit immer für ihn da.
In ihrem Herzen hat er einen festen Platz.

Wünsche dir viel Kraft. Versuche, immer ein wenig aufzutanken zwischendurch und sei es durch Arbeit, die dich ein bischen ablenkt oder ganz normale Schulprobleme deines Kindes.

Halte die Ohren steif.

Ich drück dich mal.

Liebe Grüße
Petra

[mel_lech]

Hallo.......
mein Papa ist heute Nacht um 3 Uhr von uns gegangen............

Es ging jetzt alles sehr schnell. Am Samstag hat die Rasselatmung angefangen und er hatte schon ganz kalte Hände und Füße. Trotzdem wollte er nicht zugedeckt sein.

Die Betreuung im Hospiz in Speyer war hervorragend. Ich war nicht dabei, wobei ich ehrlich sagen muss dass ich mich gestern abend von meinem Vater verabschiedet habe und Angst davor hatte dabei zu sein wenn er ein letztes mal atmet und dann nicht mehr. Ich hätte das nicht verkraftet.

So ist jeder Mensch anders. Die Rasselatmung war für mich schon sehr schwer.

Danke Euch für die fleissigen Antworten.

Viele Grüße
Melanie

[cerstinpateve]

Hallo Melanie,

das tut mir sehr sehr leid für dich und ich fühle mit dir!

Mein Papa ist Freitag abend verstorben, man fühlt sich so fürchterlich leer!

Traurige Grüße Cerstin

[Anja]

Liebe Melanie, mein aufrichtiges Beileid!
Ich war in den letzten Stunden meines Vatis dabei. So wie Dir machte mir diese Atmung große Angst und auf der einen Seite wollte ich das gar nicht mehr mit ansehen/ hören, doch auf der anderen Seite konnte ich ihn einfach nicht allein lassen. Für mich war es eine gute Entscheidung. In den letzten Minuten atmete er ganz ruhig und ist dann sehr friedlich eingeschlafen. Ich sehe ihn immer noch so vor mir - er ist mit einem Lächeln von uns gegangen...

Ich drück Dich ganz doll

Anja