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  #46  
Alt 25.11.2011, 12:24
Carlotta76 Carlotta76 ist offline
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Standard AW: Meine Mama hat ein Adenokarzinom (Lunge)

Liebe Undine,

danke für Deine lieben Zeilen und Deine Wünsche für uns. Ich lese seit der Diagnose auch täglich in Christels Faden und das hat mir auch unheimlich viel geholfen. Und ich denke auch meiner Mama. (Ich habe ihr die Beiträge im Krankenhaus vorgelesen, und ich habe gesagt, Schau Mama, es gibt Leute, die leben mit diesem Stadium schon eine ganze Weile und zwar ein lebenswertes Leben.) Meine Mama fand alle so bewundernswert, ganz besonders haben ihr die Beiträge von Reinhard gefallen. Meine Mama und ich, wir reden viel von Reinhard. Obwohl ich mich zu dieser Zeit noch nicht getraut hatte zu schreiben, fühlte ich mich ihm durch das Lesen nah, und ich habe weinen müssen, als Du geschrieben hast, dass er verstorben ist.

Ich hoffe sehr, dass meine Mama und ich noch etwas Zeit haben. Ich bin dankbar für jeden Tag, an dem es ihr einigermaßen gut geht.

Liebe Undine, von Tochter zu Tochter eine ganz feste Umarmung und

Alles Liebe

Carlotta

Liebe Anja,

Ja, einerseits ist es gut, dass meine Eltern (meistens zumindest) so gefasst mit der Krankheit umgehen. Andererseits falle ich dadurch auch immer wieder in die Rolle des Kindes, das bildlich gesprochen mit den Füßen aufstampft und brüllt "ich will das nicht", das in Panik gerät, wenn es von "vereinzelten Lungenrundherden links" liest und das sich so klein und unselbstständig und hilflos fühlt.

Liebe Anja, ich wünsche mir für Dich, dass aus dem "irgendwie gehen" auch irgendwann ein "ganz ordentlich gehen" und dann auch irgendwann mal ein "gut gehen" wird. Ich finde es sehr schön, dass Du hier schreibst und den Angehörigen Mut macht.

Alles Liebe

Carlotta
  #47  
Alt 25.11.2011, 12:34
Carlotta76 Carlotta76 ist offline
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Standard AW: Meine Mama hat ein Adenokarzinom (Lunge)

Hallo,

Ich kann weiterhin nur mehrmals täglich mit meiner Mama telefonieren, (weil ich arbeiten muss), aber morgen Vormittag fahre ich wieder zu meinen Eltern.

Gestern hat sich meine Mama am Telefon eigentlich ganz positiv angehört. Sie meinte, es hätte ihr so gut getan, endlich diese Dinge mit dem Sterben zu besprechen. Sie fühle sich jetzt erleichtert, weil sie den Arzt jetzt informiert habe, das Gespräch so konstruktiv gewesen sei und sie - ganz wichtig - Vertrauen zu ihm entwickelt habe. Und dann hat sie gemeint, "Jetzt habe ich mich seit Mai (seit Diagnosestellung) nahezu täglich mit meinem bevorstehenden Tod beschäftigt, ich lebe aber jetzt noch und jetzt ist es vielleicht an der Zeit, mit diesem "Nochleben" etwas anzufangen."

Das zu hören, hat mich soooooo gefreut. http://www.krebs-kompass.de/images/smilies2/1luvu.gif Sie meinte dann auch, sie wolle mit mir nochmal zum Inder an meinen Wohnort gehen, dort habe es immer so lecker geschmeckt.

Heute Morgen rief sie schon recht früh, so kurz vor neun, an und meinte, dass das mit der Reha jetzt doch klappen würde, sie könne vom 1. Dezember bis zum 20. Dezember dorthin (nach Freiburg). Na, hoffentlich bleibt es nun auch dabei und wird nicht wieder umgeworfen. Ich fragte sie dann, wann wir zusammen zum Inder gingen, und sie meinte, das machen wir im Frühjahr, wenn es schon wieder etwas wärmer ist.

Ich wäre der glücklichste Mensch der Welt, wenn ich mit meiner Mama im Frühjahr zum Inder essen gehen könnte!

Liebe Grüße

Carlotta
  #48  
Alt 25.11.2011, 12:37
Tiina Tiina ist offline
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Standard AW: Meine Mama hat ein Adenokarzinom (Lunge)

Liebe Carlotta,
ich denke Panik und Hilflosigkeit, "Ich will das nicht" brüllen sind die angemessensten Reaktionen auf diese furchtbare Krankheit...

Die vernünftige Art Deiner Eltern ist ihr Weg mit diesem Grauen umzugehen, innerlich wird es bei ihnen nicht viel anders aussehen... Ich verstehe aber gut, dass Dich das in die Rolle des kleinen Kindes bringt.

Aber Du unterstützt Deine Mama doch auch ganz toll, Eure offenen Gespräche sind für sie sehr wertvoll. Es ist auch eine tolle Idee, Deiner Mama von anderen Betroffenen hier zu erzählen - zu solchen Gesprächen gehört eine Menge Mut, finde ich!
Du bist auch eine ganz tolle Tochter!!!

Es freut mich sehr, dass es Deiner Mama im Moment ganz gut geht und sie Planungen macht und ich wünsche Euch so sehr noch ganz viele positive Tage! Und ein tolles Essen beim Inder im Frühjahr!
Alles Liebe,
Anja

Geändert von Tiina (25.11.2011 um 12:41 Uhr)
  #49  
Alt 27.11.2011, 20:38
Carlotta76 Carlotta76 ist offline
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Standard AW: Meine Mama hat ein Adenokarzinom (Lunge)

Liebe Anja,

ich habe mich wie immer sehr, sehr gefreut von Dir zu lesen. Es beruhigt mich, wenn Du sagst, dass Du meine Reaktion als eine natürliche empfindest. Ich denke allerdings schon, dass ich mich für meine 35 Jahre oftmals noch nicht sehr erwachsen verhalte, aber man lernt ja auch an seinen Aufgaben...

Nächsten Donnerstag geht meine Mama also nach Freiburg, und wenn ich Urlaub bekomme, fahre ich auch für ein verlängertes Wochenende dorthin. Meine Mama hat sich schon erkundigt und für 50,00 Euro am Tag wird ein Zusatzbett ins Zimmer gestellt, man wird verköstigt und kann die ganze Zeit beisammen sein.

Liebe Anja, vielen Dank für Deine lieben Wünsche, ich würde mich so sehr freuen, wenn diese in Erfüllung gehen. Gleichzeitig bin ich auch dankbar, dass ich meine Mama im Moment habe.

Alles Liebe

Carlotta
  #50  
Alt 29.11.2011, 08:34
Tiina Tiina ist offline
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Standard AW: Meine Mama hat ein Adenokarzinom (Lunge)

Liebe Carlotta,

das ist ja schön, dass das Deine Mama jetzt doch schnell nach Freiburg kommt!

Und ich wünsche Dir sehr, dass das mit dem verlängerten Wochenende klappt, das wäre bestimmt schön für Euch beide!

Und Du machst das genau richtig - das wichtigste ist, dass Du Deine Mama im Moment hast. Alles andere kann eh keiner wissen...

Ich wünsche Euch viele schöne Momente!
Alles Liebe,
Anja
  #51  
Alt 29.11.2011, 12:43
Carlotta76 Carlotta76 ist offline
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Standard AW: Meine Mama hat ein Adenokarzinom (Lunge)

Liebe Anja,

vielen Dank - wieder mal - für Deine lieben Worte. Es freut mich immer sehr, wenn ich auf die Seite komme und sehe, dass Du geschrieben hast. Ich übe mich darin, den Moment zu leben. Aber bisher bin ich leider wohl noch nicht sehr gut darin...

Alles Liebe,

Carlotta


Hallo an alle, die hier lesen,

ich möchte mal wieder von meiner Mama berichten: Ich war ja am Wochenende bei meinen Eltern. Meine Mama liegt noch im städtischen Krankenhaus, aber sie hat mit der Station ausgehandelt, dass sie am Wochenende für einige Stunden raus und nach Hause darf.

Ich habe sie dann auch gegen 15.00 Uhr am Samstang abgeholt und war der Meinung, dass ich sie schnellstmöglich auf das Sofa im Wohnzimmer verbringen soll. Aber meine Mama wollte shoppen gehen! Und so sind wir dann in die Stadt gefahren. Ich habe meine Mama, da wir keinen Parkplatz direkt vor dem Kaufhaus bekommen hatten, quer durch die halbe Stadt (die Stadt ist sehr klein) geschoben, und es war ihr völlig egal, dass sie zahlreiche ungläubige und mitleidige Blicke von anderen Passanten geerntet hat. Im Kaufhaus angekommen fuhren wir in die Wäscheabteilung, und meine Mama hat sich mit Nachthemden, einem Hausanzug, einem Bademantel und zahlreichen Socken eingedeckt, damit sie für die Reha gerüstet ist.

Sie hat eine erstaunliche Kondition an den Tag gelegt, und ich war so froh, sie bei etwas zu beobachten, was ihr Spaß macht!

Dann ist sie rüber in die Wäsche-Abteilung gerollt und ließ sich nicht davon abbringen, mir Unterwäsche zu kaufen. Ich habe ihr gesagt, dass sie lieber noch was für sich kaufen solle, dass ich genügend Unterwäsche besäße, aber sie bestand darauf.

Mit zwei fetten Tüten sind wir daheim angekommen, und meine Mama hat sich erschöpft aber glücklich aufs Sofa gelegt.

Es war ein sooooo schöner Tag!

Am Sonntag war ich dann gegen halb zwei bei ihr. Da hatte sie schon seit fast 2 Stunden Besuch von guten Freunden, einem Kollegen- Ehepaar meiner Eltern. Sie hatten meiner Mama ganz viele Seiten ausgedruckt über neuere Erkenntnisse in der Versorgung und Behandlung von Krebspatienten, insbesondere über die Ernährungsweise. Die Informationen hatten sie von ihrer Tochter, die nämlich - im Gegensatz zu mir - in die Fußstapfen ihrer Eltern getreten ist. Alle zusammen meinten dann, dass sich ja schon sehr viel verändert habe in der Medizin seit ihrer Studienzeit.

Bevor meine Mama Besuch bekommen hatte, erhielt sie einen Ultraschall vom Herzen. Am Sonntag! Denn, das vergaß ich - glaub ich - beim letzten Mal zu erwähnen, in dem letzten Arztbrief der Thoraxklinik stand auch noch "... Verdacht auf Perikardkarzinose..." Wie dies zu der Aussage "... kein Anzeichen auf eine Tumorprogression..." passt, ist mir schleierhaft.

Also, erst Sonographie, dann ein fast zweistündiger Besuch, dann kam ich, und meine Mama musste aufstehen, sich anziehen und nach Hause gefahren werden, das war alles ein bisschen viel. Zuhause angekommen ist sie auf dem Sofa eingeschlafen und wollte dann auch nach ca. 3 Stunden zurück ins Krankenhaus.

Seit Montag bin ich wieder arbeiten. Und heute Morgen bin ich richtig erschrocken, als ich mit meiner Mama telefoniert hatte. Sie war richtig durcheinander und aufgeregt, da sie heute entlassen wird. Sie wusste nicht mehr, dass sie am Donnerstag die Reha antritt, und sie sagte zu mir, sie bekäme heute nichts auf die Reihe. Ich habe gesagt, das mache nichts, dass sie ab jetzt zwei Tage daheim sei und am Donnerstag mit Papa in die Reha führe. Äußerlich war ich ruhig, aber innerlich total angespannt vor lauter Angst. Da war wieder dieses furchterregende Wort in meinem Kopf - Hirnmetastasen. Ich weiß, dass Adenokarzinome der Lunge dazu neigen, cerebral zu metastasieren. Meine Mama weiß das auch. Aber darüber kann ich mit ihr nicht reden, weil sie das nicht will, da dies auch ihre größte Angst ist.

Meine Mama hat am Sonntag Tavor geschluckt, das hat sie schon immer schlecht vertragen. Als sie im August die Pleurodese bekam, war sie in der Klinik unter Tavor auch ziemlich desorientiert. (Auch damals hatte ich gleich an Hirnmetastasen gedacht.) Jetzt klammere ich mich ein bisschen an diese Tavor-Vorstellung, um bei der Arbeit nicht durchzudrehen.

Dieser Krebs "frisst" meine Mama, jeden Tag ein Stück mehr. Und irgendwann (hoffentlich nicht sehr bald) wird er sie "aufgefressen" haben. Damit schneidet er sich aber ins eigene Fleisch, dieser Idiot, denn dann wird auch er aufhören zu existieren.

Die Vorstellung, irgendwann meine Mama nie mehr anrufen zu können, niemals mehr ihre Stimme zu hören, ist für mich nicht zu ertragen. Wenn ich daran denke, habe ich das Gefühl, ins Bodenlose stürzen.

Liebe Grüße

Carlotta
  #52  
Alt 29.11.2011, 16:32
Tiina Tiina ist offline
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Standard AW: Meine Mama hat ein Adenokarzinom (Lunge)

Liebe Carlotta,
Dein Bericht hat mir die Tränen in die Augen getrieben. So liebevoll hast Du Dich um Deine Mama gekümmert! Ich kann mir das so gut vorstellen, wie Du Deine Mama durch die Läden geschoben hast...

Das ist auch so schwer zu ertragen, immer diese Achterbahn - der Samstag war so positiv, jetzt kommt die Angst wieder so stark...

Meine Mami hat Tavor auch überhaupt nicht vertragen. Nach der Diagnose hat sie das genommen, weil sie so aufgeregt war - am nächsten Tag ist sie zum Arzt gefahren und wieder zurück und erinnerte sich danach nur noch an kleine Inseln, z.B. daran, dass sie mehrfach gestürzt ist. Als ich ankam lag sie im Bett und war kaum ansprechbar, ihre Jacke lag auf dem Boden. Auch ihr erster Gedanke waren Hirn-Metastasen, aber wir haben dann recherchiert und es passte genau auf Tavor. Die Apothekerin sagte mir dann auch, gerade ältere Menschen müssten da sehr vorsichtig sein.

Ich wünsche Euch so sehr, dass Deine Mama in den 2 Tagen zu Hause wieder etwas zur Ruhe kommt (und Du damit auch) und dann eine positive Reha hat!

Alles Liebe,
Anja
  #53  
Alt 30.11.2011, 11:41
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Meine Mama hat ein Adenokarzinom (Lunge)

Liebe Carlotta,
ich möchte Dir auch mal wieder ein paar Grüße da lassen.

Was für ein Gefühlschaos. Erst der schöne Shopping nachmittag und dann die Verwirrung bei Deiner Mama. Vielleicht war alles ein bißchen zu viel und die Aufregung noch dazu. Ich hoffe sehr, dass ihr Zustand bald wieder stabiler ist und sie eine gute Reha bekommt.

Ich wäre auch gerne mit meinem Vati noch mal irgendwo hingefahren, als er im Heim war. Ihn einfach ins Auto laden, in die Heide oder an die See, wo er immer gerne war. Aber leider war er dazu schon zu schwach.

Genieße die Zeit mit Deinem Mama und ich wünsche Euch, dass sie in der Reha wieder Kraft schöpfen kann.
Liebe Grüße
Carla
__________________
Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark
  #54  
Alt 30.11.2011, 23:48
undine undine ist offline
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Standard AW: Meine Mama hat ein Adenokarzinom (Lunge)

Liebe Carlotta,

es ist schon verrückt, wie sehr ich mich und meine Ma in deiner Beschreibung wiederfinden kann.

Auch die Angst, die eigene Ma nicht mehr am Telefon zu hören, ist mir sehr präsent. Ich habe heute den ganzen Abend versucht mir ihre Stimme vorzustellen, wie sie VOR der Chemo und den Hirnmetastasen war.... ich bekomme sie nicht vollkommen wieder in mein Ohr

Auf der anderen Seite erlebe ich jetzt eine schöne Zeit. Nachdem es klar ist, dass meine Ma bald sterben wird, sind wir uns nah wie nie.
Wenn ich überlege, was gewichtiger ist, der Schmerz oder die Dankbarkeit, dann ist es tatsächlich das Letztere.
Sicherlich wird die Waage auch wieder zur anderen Seite ausschlagen, aber momentan bin ich nur froh über unsere Nähe.

Liebe Carlotta, ich wünsche Euch noch eine lange schöne Zeit zusammen mit deiner Mama. Ich schreibe dies nur um dir zu sagen, dass - selbst wenn das Schlimmste einterten wird - es immer noch ein Licht gibt, dass dir das Herz erhellen kann.

Ganz liebe Grüße, Undine
__________________
_________________________

Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.
  #55  
Alt 06.12.2011, 14:06
Carlotta76 Carlotta76 ist offline
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Standard AW: Meine Mama hat ein Adenokarzinom (Lunge)

Hallo Ihr Lieben,

es tut mir leid, dass ich mich so spät melde, ich hatte so viel in den letzten Tagen um die Ohren und jetzt ein ganz schlechtes Gewissen, weil es mir sooooo viel bedeutet, dass Ihr euch gemeldet habt.

Liebe Anja,

vielen Dank für Deine lieben Zeilen, ja, Samstag vor einer Woche haben meine Mama und ich wirklich für eine knappe Stunde die Stadt unsicher gemacht, und ich bin dankbar, dass ich das erleben durfte.

Es hat mich etwas beruhigt zu hören, dass Deine Mama Tavor auch nicht gut vertragen hat, ich dachte schon, wir sind da die einzigen. Aber dennoch hat man ihr das jetzt in Freiburg auch wieder gegeben.

Liebe Anja, ich weiß es wirklich sehr zu schätzen, dass Du hier schreibst; mit Deinen Beiträgen hilfst du mir sehr und sicher auch ganz vielen anderen, und ich finde es ganz toll von dir, dass du das machst.

Alles Liebe,

Carlotta

Liebe Carla,

ich habe mich sehr gefreut, wieder von dir zu lesen. Du tröstest hier auch so viele Angehörige und hast dabei auch selbst erst vor kurzem einen so schmerzhaften Verlust erlitten. Ich weiß, dass die Momente mit meiner Mama endlich sind und dass ich nicht mehr viele Gelegenheiten haben werde, mit meiner Mama was zu unternehmen. Ich bin auch sehr dankbar, dass wir das vorletzte Woche machen konnten.

Ich denke, Du hast alles richtig gemacht, Du warst im Sommer so oft bei Deinem Vati, wie du konntest, und das hat er sicher sehr geschätzt.

Liebe Carla, ich hoffe, dass der Schmerz erträglicher wird und wünsche Dir

Alles Liebe

Carlotta

Liebe Undine,

vielen lieben Dank, dass Du bei all den schweren Dingen, die Du zur Zeit mit Dir herum schleppst, die Zeit gefunden hast, mir zu schreiben. Das hat mich sehr gefreut.

Mich erinnert auch vieles von Euch an unsere Situation. Und ich fühle mich dir, obwohl wir uns persönlich nicht kennen, sehr nah. Und ich denke viel an Dich, Deinen Papa und Deine Ma.

Meine Mama hat seit der Diagnose im Mai auch eine andere Stimme, irgendwie zarter, brüchiger. Sie spricht auch leiser als früher... Aber sie spricht, und ich kann im Moment noch einfach anrufen und höre sie. Darüber bin ich dankbar, aber ich habe sehr große Angst davor, wenn das nicht mehr so ist. Angst, in ein Loch zu fallen, aus dem ich nicht mehr rauskomme. Natürlich will ich nicht, dass meine Mama leiden muss. Bevor sie leidet, soll sie gehen dürfen. Ich hoffe sehr, dass sie nicht leiden muss, auch, wenn sie dafür eine kürzere Zeit bei mir ist. Das ist selbstverständlich. Insgesamt denke ich aber, dass es mir noch viel schlechter geht, wenn meine Mama mal nicht mehr da ist.

Liebe Undine, es ist so toll, dass Du mit Deiner Ma jetzt eine ganz intensive Zeit, in der ihr euch ganz nah seid, erleben kannst und dass Du erkennst, dass das eine wertvolle und auch schöne Zeit ist, für die du dankbar bist.

Ich denke, das ist weit und weise.

Und dafür bewundere ich Dich. Im Moment befinde ich mich eher in der Phase des trotzigen und ängstlichen Kindes, das nicht damit zurecht kommt, dass der Lungenkrebs ihm die Mama wegnehmen wird. Im Annehmen von Dingen, die man nicht ändern kann, bin ich gerade nicht sonderlich gut.

Alles Liebe

Carlotta
  #56  
Alt 06.12.2011, 14:31
Carlotta76 Carlotta76 ist offline
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Standard AW: Meine Mama hat ein Adenokarzinom (Lunge)

Hallo,

meine Mama ist seit Donnerstag in Freiburg in der Reha. Meine Papa ist gefahren (einfach eine Strecke von 300 km), war dann noch eine Zeit lang bei ihr, hat aber nicht übernachtet, da unser Hund alleine bei meinen Eltern zuhause war.

Meine Mama und ich telefonieren mehrmals täglich und anfangs hat es ihr sehr gut in Freiburg gefallen, alle seien sehr freundlich zu ihr, hat sie gemeint und sie würde sich wohl fühlen.

Heute Morgen hat sich das geändert, als man meiner Mama kurz vor neun eröffnete, dass man jetzt eine Abdomen-Sonographie durchführen würde. Den Ultraschall hat dann eine ganz junge Ärztin gemacht, die immer besorgt drein geblickt hatte und, als meine Mama sie angesprochen habe, nur gemeint hätte, sie solle jetzt erstmal auf Station gehen und sich ausruhen.

Seitdem ist meine Mama total besorgt und auch sauer, weil sie mit einer Kontrolle nicht gerechnet hat und eigentlich auch nicht zu rechnen brauchte, sie hat ihren nächsten Kontrolletermin Ende Dezember in der Thorax-Klinik. Meine Mama sagt, sie wollte sich hier erholen und jetzt säße sie wieder da wie das Kaninchen vor der Schlange.

Ich habe dann meinen Papa angerufen und ihm erzählt, dass die in Freiburg jetzt auch Diagnostik betrieben und dass die Ärztin nur sorgenvoll geschaut, auf Nachfrage aber lediglich geäußert habe, die Mama sollte sich erstmal erholen.

Mein Papa hat die Ärztin daraufhin in Schutz genommen und gemeint, sie sei ja wohl noch sehr jung gewesen und außerdem sei es ja auch so, dass ein Ultraschallbild nicht immer Eindeutiges hervorbringen würde, dass es jedenfalls manchmal der Interpretation bedürfe und dass die Ärztin sich vielleicht nicht vorschnell festlegen wollte.

Das verstehe ich ja...ABER das kann man - meines Erachtens - kommunizieren. In meinem Beruf gibt es auch Konstellationen, die vorab nicht eindeutig beurteilbar sind. Aber dann sage ich das den Leuten auch. Ich sage, es ist nicht sicher, wie die Sache ausgehen wird, ich versuche, die Risiken für jemanden, der mit dem, was ich beruflich mache, nicht vertraut ist, verständlich darzulegen, und ich gebe meine Einschätzung ab und erläutere diese. Ich verlange nicht, dass man sofort eine Diagnose mitteilt, ich weiß, dass man das nicht immer kann, aber ich finde, man muss mit dem Patienten sprechen.

Aber vielleicht bin ich auch ungerecht. Es ist nur so, am 27.12.2011 steht die nächste Kontrolle an, und wir haben - wie alle - Angst davor. Aber bis dahin sollten wir nicht zittern müssen.

Liebe Grüße

Carlotta
  #57  
Alt 08.12.2011, 21:15
Birgit1979 Birgit1979 ist offline
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Standard AW: Meine Mama hat ein Adenokarzinom (Lunge)

Liebe Carlotta,
ich bin neu hier und habe heute deinen Beitrag gelesen. Meine Mama hat ebenfalls Krebs -Plasmoytom (Blutkrebs)-. Ich habe es am 18.10.11 erfahren. Es ist schlimm für mich! Ich bin oftmals völlig fertig und habe unglaubliche Angst um meine Mutter. Sie befindet sich derzeit in der Chemo, aber die schlägt nicht richtig an... Man steht so hilflos daneben und kann nichts machen.
Ich würde mich darüber freuen, wenn du antwortest.
Ich bin 32 Jahre und wohne in der Nähe von Bremen.
LG Birgit
  #58  
Alt 09.12.2011, 12:38
Carlotta76 Carlotta76 ist offline
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Standard AW: Meine Mama hat ein Adenokarzinom (Lunge)

Liebe Birgit,

zunächst möchte ich Dir sagen, dass es mir leid tut, dass Du und Deine Mama auch mit dieser fürchterlichen Krankheit zu kämpfen habt.

Mit dem Plasmozytom kenne ich mich natürlich leider nicht aus. Bei uns ist es so, dass sich meine Mama in einem Stadium befindet, in dem man grundsätzlich nur noch eine begrenzte Lebenserwartung hat.

Ich kann sehr gut verstehen, dass die Nachricht, dass die eigene Mutter schwer erkrankt ist, einem den Boden unter den Füßen wegzieht, das ist mir im Mai genauso ergangen. Und es tut fürchterlich weh, dass man nicht wirklich helfen kann. Das Leben ändert sich durch die Diagnose. Und es geht mal besser und mal auch wieder schlechter.

Deswegen möchte ich Dich ermutigen, hier zu schreiben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir das Schreiben im Forum gut tut, man merkt, dass man mit diesem fürchterlichen Problem nicht alleine dasteht. Ich bin 35 und komme aus Süddeutschland. Aber das ist ja im www. kein Hindernis.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und sende Dir

ganz liebe Grüße

Carlotta
  #59  
Alt 14.12.2011, 13:49
Carlotta76 Carlotta76 ist offline
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Standard AW: Meine Mama hat ein Adenokarzinom (Lunge)

Hallo,

meine Mama ist noch in der Reha. Ich konnte sie letztes Wochenende nicht besuchen, da ich total erkältet war, somit hatten wir nur das Telefon. Ich habe den Eindruck, meine Mama ist hoch motiviert dort hin gegangen, und sie hat sich sehr bemüht, da auch das ganze Programm zu absolvieren. (Jetzt weiß ich, was Hockergymnastik ist ). Sie hat auch ganz stolz erzählt, dass sie vor einigen Tagen 25 Minuten am Stück mit dem Rollator gelaufen sei.

Leider hat das nichts genutzt. Die Stationsärztin hat mit meinem Papa gesprochen und mitgeteilt, dass sie der Meinung ist, dass die Reha für meine Mama ziemlich sinnlos sei, da sie sehr eingeschränkt wäre und dass mit einer Verbesserung ihres Zustandes auch nicht zu rechnen sei.

Überhaupt haben ihr Hausarzt und auch der Chef der Inneren im Kreiskrankenhaus meiner Mama eine ganz schlechte Prognose gegeben. Wir wissen das ja, aber trotzdem tut es weh. Auch, weil meine Mama nach der Diagnose in ein so tiefes Loch gefallen war und erst vor ein paar Wochen neuen Mut gefasst hat. Jetzt wird ihr mitgeteilt, dass sie mit Sicherheit einen Progress habe, da die Tumormarker stark erhöht seien.

Ich war in meinem bisherigen Leben immer ein Pessimist. Für mich war das Glas immer halb leer, niemals halb voll. Mein Motto war immer: Rechne immer mit dem Allerschlimmsten, dann haut es Dich nicht um, wenn es eintritt. Erst seit der Krankheit meiner Mama habe ich erkannt, was Menschen hoffen lässt und warum Hoffnung auch gut sein kann: Es lässt einen die Gegenwart besser ertragen.

Nach diesen Nachrichten hat mich mein Pessinismus leider wieder fest im Griff.

Traurige Grüße

Carlotta
  #60  
Alt 15.12.2011, 00:50
undine undine ist offline
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Standard AW: Meine Mama hat ein Adenokarzinom (Lunge)

Liebe Carlotta,

es tut mir sehr leid

Bitte lass' die Pessmistin nicht wieder raus! Die darf Urlaub im Nirgendwo machen!

Da ich eine Das-Glas-ist-halb-voll-Tante bin, ist das vielleicht daher gesagt, aber bitte, bitte gebt nicht auf!

Schau dir meine Ma an: eigentlich schon lange mehrfach tot gesagt und sie ist immer noch da. Und vor allem: immer noch gerne! Trotz allem!!

Und es ist jeden Tag einfach wunderschön mit ihr...trotz allem!!!!!

Alles, alles Liebe,
Undine
__________________
_________________________

Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.
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