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  #1  
Alt 23.01.2012, 17:00
Sternenkreuzer Sternenkreuzer ist offline
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Unglücklich Was kommt da auf uns zu....?

Hallo,

ich hab seit einigen Tagen im Forum still mitgelesen und möchte mich nun doch anmelden, da ich glaube, dass mir der Kontakt zu Betroffenen und Angehörigen doch helfen kann.

Ich bin 32 Jahre alt, vor 4 Monaten Mama eines wundervollen kleinen Jungen geworden und hatte, bis vor 14 Tagen, grad eigentlich die tollste Zeit meines Lebens. Vor 14 Tagen hab ich dann einen Anruf meiner Mama (68 Jahre alt) erhalten, wo sie mir völlig aufgelöst mitteilte, dass bei einem Kontrollröntgen der Lunge etwas gefunden wurde und daraufhin ein CT veranlasst wurde, in welchem nun ziemlich deutlich etwas zu erkennen sei, was da nicht hingehört.
Ich habe daraufhin meine Sachen gepackt, mir mein Kind geschnappt und bin erstmal zu ihr gefahren (wir wohnen 250 km auseinander), um sie am nächsten Tag zum Arzt zu begleiten. Von dort aus wurden wir dann umgehend ans Krankenhaus überwiesen, da der Befund schleunigst abgeklärt werden sollte.
Dort liegt sie nun seit dem und wir haben ein ziemliches auf und ab hinter uns. Bronchoskopie, Kopf CT, Ultraschall Bauchraum und Knochendichtemessung waren alles ohne Befund, wodurch wir kurz wieder Hoffnung hatten, dass es vielleicht doch nur eine Entzündung oder ähnliches ist. Eine Gewebeentnahme aus einem Lymphknoten brachte dann allerdings zwei Tage später Ernüchterung, es ist ein Tumor, vorläufiger Befund aus der Pahologie lautet kleinzelliger Bronchial-Ca, es laufen allerdings noch irgendwelche weiteren Untersuchungen des Gewebes und morgen sollen wir dann den genauen Befund bekommen.

Die Ärzte waren sehr ehrlich und haben deutlich gesagt, dass es für den Kleinzeller keine Heilung gibt, sondern das man ihn nur durch Chemo und eventuelle Bestrahlung kleiner bekommen kann und nur eine Lebensverlängerung von wenigen Monaten, in seltenen Fällen von wenigen Jahren reichen kann. Meine Mama ist aufgrund dieser Aussage sehr unschlüssig, ob sie sich einer Chemo unterziehen möchte, da sie Angst hat, die wenige verbleibende Zeit, dann auch noch in sehr schlechter Verfassung durchleben zu müssen. Ich bin nach mittlerweile einigen durchweinten Nächten so weit, dass mich der Kampfgeist packt und das ich versuche sie zu motivieren und den Kampf anzugehen.

Morgen haben wir ein Gespräch mit den behandelnden Ärzten im Krankenhaus und ich hoffe, dass ich sie überzeugen kann, sich behandeln zu lassen. Ich möchte sie dann für die Zeit der Chemos zu uns holen und dann sehen wir weiter. Ich hoffe so sehr, dass sie sich noch nicht aufgibt, da könnt ich nicht zu sehen und jeder Tag den sie mit uns und vor allem mit unserem Kleinen noch hat, der zählt doch. Ich weiß, im Endeffekt entscheidet sie, aber ich hoffe so, ich hab so verdammt Angst sie zu verlieren.

Ich glaube, ich habe hier etwas wirr hier geschrieben, aber so sieht es im Moment in meinem Kopf aus.

Wie habt ihr eure Angehörigen unterstützt und vielleicht auch motiviert eine Behandlung zu beginnen? Oder soll man lieber gar nicht auf sie einwirklich, sondern nur unterstützen, egal bei welcher Entscheidung? Ich bin so verdammt unsicher.

Liebe Grüße
Sternenkreuzer
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  #2  
Alt 23.01.2012, 17:44
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fraunachbarin fraunachbarin ist offline
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Standard AW: Was kommt da auf uns zu....?

hallo sternenkreuzer
erstmal herzlich willkommen. ich hoffe, du findest den für dich nötigen raum hier.
ich kann dich gut verstehen.dieses chaos am anfang ist normal. jeder von uns kennt dieses loch, in das man erstmal fällt. doch sind wir angehörige und müssen uns auf den betroffenen einrichten.
bei uns ist es grad andersrum. meine mutter ist auch unheilbar an krebs erkrankt....leberkrebs (HCC) und mittlerweile sind auch metastasen da. meine mutter hat jetzt zweimal eine chemo (TACE) machen lassen und es ging ihr jedesmal sehr sehr schlecht danach. wir mußten sie mehrmals noteinliefern lassen, so schlecht war sie beieinander. und letztendlich hat die chemo auch nicht unbedingt was gebracht. der haupttumor ist zwar nicht gewachsen, aber dafür sind metas dazugekommen. meine geschwister und ich halten also nicht sooo viel von dieser chemo..zumal sie palliativ eingesetzt wird.
aber es ist nun mal so, daß es letztendlich der kranke entscheiden muß und wir es akzeptieren, sollte sie nochmals eine chemo machen lassen.
auch wenn dich der kampfgeist ergriffen hat, so laß deiner mama noch erstmal zeit, sich mit dieser schrecklichen diagnose auseinanderzusetzen. ich versuch mir immer vorzustellen, wie es wohl mir in dieser schlimmen situation gehen würde.ich wär wahrscheinlich auch erstmal wie gelähmt...im schock und könnte nicht gleich loskämpfen.
schön, daß du so für deine mama da sein kannst. das tut ihr gut.
ich wünsch dir und deiner mutter viel kraft für diesen schweren weg.
lg tine
__________________
MISS YOU MAMA
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  #3  
Alt 23.01.2012, 18:21
Sternenkreuzer Sternenkreuzer ist offline
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Standard AW: Was kommt da auf uns zu....?

Hallo Tine und danke für deine Worte. Du hast ja recht, eine Chemo kann auch zu sehr schwächen, aber ich hab halt von einigen gelesen, bei denen der Tumor zurück ging und die auch lange ohne Rezidiv sind. Sie ist ansonsten körperlich fit und ich hoffe halt einfach, dass sie es wenigstens versucht. Letztendlich entscheidet aber sie und kann auch eine Entscheidung gegen Chemo verstehen.

Ich hab unwahrscheinliche Angst vor dem was kommt, egal welchen Weg sie geht. Ich hab keine Geschwister und meine Mama lebt alleine, dass heißt ich muss da mit meinem Mann alleine durch. Vielleicht versu ch ich deshalb durch meine Kampfbereitschaft einfach ein wenig zu verdrängen und mich nicht hängen zu lassen. Sie hat ja nur mich.
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  #4  
Alt 23.01.2012, 18:45
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Was kommt da auf uns zu....?

Liebe sternenkreuzer,

ich kann sehr gut nachempfinden, was du jetzt gerade durchlebst und es tut mir schrecklich leid, dass deine Mutter auch an Lungenkrebs erkrankt ist. Versuch, dich nicht verrückt machen zu lassen von all dem, was jetzt auf euch einprasselt. Es ist ja so massiv, dass man bisweilen das Gefühl hat, nur noch zu funktionieren und irgendwie hofft man immer, man sei bloß in einem Alptraum gefangen, oder?

Ich persönlich finde es immer schwierig abzuschätzen, wie die sogenannte Prognose aussieht... Mein Vater (70) hat ebenfalls Lungenkrebs, dies wurde am 18.04.11 entdeckt. Er hat ein Plattenepithel-Karzinom oder sogar zwei, denn beide Lungenflügel sind befallen. Außerdem einen Knochenmetastase im Schulterblatt und seit Ende letzter Woche wissen wir, dass nun (zwei unterschiedliche Chemo-Behandlungen hat er hinter sich sowie Bestrahlung der Metastase) auch noch kleine Metastasen an der Wirbelsäule. Während der vergangenen Monate haben wir so ziemlich alle Höhen und Tiefen hinter uns. Mein Vater wollte aber jede Chance bzw. Behandlung nutzen, die man ihm vorgeschlagen hat. Ob das die richtige Entscheidung war, weiß ich nicht und ich habe es mittlerweile auch aufgegeben, alles medizinisch verstehen und nachvollziehen zu wollen. Dafür reichen meine Kenntnisse nicht und vor allem macht es mich auch verrückt. Wichtig ist, meinen Vater in dem, was er tut und entscheidet zu unterstützen. Wenn er seinem Onkologen vertraut, ist das sehr viel mehr wert, als wenn ich alles in Frage stelle. Was deine Mama angeht, so hast du Recht: du musst ihre Entscheidung, welche auch immer sie treffen mag, akzeptieren und das ist schwer genug. Aber das Beste, was du für sie tun kannst, ist wahrscheinlich, dass du sie bestärkst und ihr Mut zusprichst. Und es ist schön, dass du in dieser schlimmen Zeit sofort zu ihr gefahren bist mit deinem Kind. Wenn es dir hilft, dann nutze das Forum! Mir hat es am Anfang sehr geholfen, da ich das Gefühl hatte, dass viele "Gesunde" mit dem Thema Krebs und den möglichen Konsequenzen überfordert sind und ausweichen. Hier darfst du dir alles von der Seele schreiben und hier findest du Menschen, die sich in ähnlichen Situationen befinden und nachempfinden können, welche Ängste du gerade durchlebst, dass dir ständig zum Weinen zumute ist und du am Rand der Verzweiflung stehst. Und manchmal hilft schon das ein wenig zu wissen, dass man nicht allein mit all seinen Gefühlen und Gedanken ist.
Ich wünsche dir, deiner Mutter und einer Familie ganz viel Kraft!!! Und natürlich wünsche ich deiner Mama, dass es für sie der Prognose zum Trotz dennoch eine Chance gibt, mit dem Krebs zu leben und schöne Momente mit euch und ihrem Enkel zu verbringen.
Liebe Grüße
Miriam
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  #5  
Alt 23.01.2012, 18:59
Sternenkreuzer Sternenkreuzer ist offline
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Standard AW: Was kommt da auf uns zu....?

Liebe Miriam,

danke für deine lieben Worte. Ja, ich hoffe ständig aus einem bösen Traum zu erwachen, aber diesmal wird das wohl nichts.

Auch ich merke, dass Außenstehende schwer mit Krebs umgehen können und oft nicht damit konfrontiert werden möchten, aber das liegt sicher daran, dass jeder Angst davor hat und es so weit wie möglich vor sich weg schiebt. Ich weiß gar nicht, ob ich das vielleicht bisher auch getan hab.

Es tut gut hier zu lesen, wie andere Betroffene damit umgehen und es ist schön hier einen Ort zu haben, wo man alles los werden kann. Mein Mann hört zwar auch geduldig zu und ist für mich da, aber irgendwie mag ich ihn auch nicht immer mit dem Gleichen belasten und brauch mal jemand außenstehendes.

Ich habe ein wenig in deinem Thread gelesen und ich wünsche Deinem Papa wenig Schmerzen und die weiterhin ganz viel Kraft. Dein Papa ist ein Kämpfer, bewundernswert!

Liebe Grüße
Nadine
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  #6  
Alt 23.01.2012, 19:21
Mel_1 Mel_1 ist offline
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Standard AW: Was kommt da auf uns zu....?

Hallo Nadine,

ich kann Dir sagen wie es bei uns war...gleich im Doppelpack. Erst erkrankte meine Mutter im August 2007 an einen kleinzelligen Bronchial-TU. Im September mein Mann an HCC Leberkrebs.
Ich flog sofort zu meiner Mutter, als sie in die Klinik mußte. Als der Befund auf dem Tisch war, sprach ich erst mit dem Chefarzt, da ich vom Fach bin.
Er sagte mir damals auch, dass es keine Rettung mehr gibt, was mir auch klar war.
Er meinte auch, dass er meiner Mutter eine Chemo vorschlagen wird.
Meine Mutter hörte sich das auch alles an und fragte mich, was ich davon halte.
Ich sagte aber klar, dass sie die Entscheidung für sich treffen muß. Sie besprach das auch mit den Rest der Familie, so dass sie die Chemoschleife machte.
Es wurde ihr damals nie gesagt, dass sie eigentlich nicht nen Hauch einer Chance hat, da sie das wohl schlecht verkraftet hätte.
Meine Mutter hatte einen wirklich üblen Befund, die Ärzte redeten von Wochen.
Meine Mama (58) war sehr tapfer, zog eine Chemo nach der anderen durch. Ihr ging es dabei übrigens sehr gut, nur die Haare waren halt weg. Sie klagte nie über Übelkeit oder so.
Meine Mama war eigentlich die 8!!!!!!! Monate nach Befund ziemlich fit. Ok...mal war der Port zu oder der Tumor verhinderte das Abfliessen der Lymphe, aber auch das wurde behoben.
Das Ende war aber wirklich superschnell und hat keiner von uns erwartet.
Ein Hauptgefäss wurde vom Tumor abgequetscht, so dass sie ziemlich schnell aus den Leben gerissen wurde.

Mein Mann hat seine Entscheidung bezüglich Chemo zum Lebenverlängern auch selbst getroffen. Wir sprachen drüber....aber jeder muß das für sich ausmachen.
Heute würde ich sagen....meine Mama hats richtig gemacht.
Bei meinem Mann ging es mit der Tabletten-Chemotherpaie tgl bergab. Vielleicht wäre er die letzten 3 Wochen doch klarer und besser durchs Leben gegangen...man weiss es nicht.
Diese Chemo wo mein Mann gemacht hat, würde ich in so einer Phase keinen mehr empfehlen.

Du kannst Deiner Mama Mut machen, egal für was sie sich entscheidet, kannst sagen dass Du immer für sie da bist und jede Entscheidung respektierst.
Wichtig für Euch ist, dass Ihr Euch beim Sozialdienst in der Klinik schlau macht, was man alles beantragen könnte etc.

Ich hab durch meine Ausbildung viele Bücher von Elisabeth Kübler-Ross gekauft und gelesen...ich finde das ist eine gute und auch mutmachende Lektüre für Angehörige.
Ich hab sie mir damals auch nochmal durchgelesen, als meine Mama und mein Mann parallel erkrankten.
Evtl was für Dich?
Viele Grüße
Mel
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  #7  
Alt 24.01.2012, 22:27
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Was kommt da auf uns zu....?

Liebe sternenkreuzer,

so blöd es klingt, man gewöhnt sich langsam an die Krankheit und dann kann man auch wieder klare Gedanken fassen. Anfangs ist das ja gar nicht möglich. Den Tipp mit den Büchern von Elisabet Kübler-Ross finde ich sehr gut! Ich kann mich erinnern, dass ich auch schon mal eines gelesen habe, ist aber schon lange her. Ich habe mir letztes Jahr die Biographie von Christoph Schliengensief gekauft, der ja auch an Lungenkrebs erkrankte. Ich versprach mir davon einen Einblick in die Gedankenwelt eines ERkrankten zu bekommen, aber ich habe das Buch bis heute nicht beenden können... Überhaupt habe ich anfangs alles Mögliche gelesen, weil ich wissen wollte, womit wir es zu tun hatten. Aber das habe ich nach einiger Zeit aufgegeben, denn die Lektür klein- oder nichtkleinzelliger Karzinome und Tumormarker etc. hat mich eher verwirrt. Und ich habe alles in Frage gestellt, was die Ärzte so von sich gaben... Auch nicht gerade Sinn der Sache! Ich glaube, jeder von uns muss seinen eigenen Weg finden, mit dem Schmerz und den Ängsten umzugehen. Mir hat es auf jeden Fall geholfen, hier im Forum zu lesen, zu schreiben und mich auszutauschen. Mein Partner kann beispielsweise gar nicht mit Krebs umgehen und mag auch nicht darüber reden. Es macht ihm wohl panische Angst. Mir geht es wie dir, ich bin dem "vorher" nicht ausgewichen, aber da ich nicht persönlich betroffen war, habe ich mich auch nicht wirklich damit auseinander gesetzt. Jetzt muss ich es und einige Leute in meinem Freundeskreis können damit schlecht umgehen und wenden sich ab (auch von meinem Vater), während andere sehr gut reagieren.
Wie geht es deiner Mutter denn jetzt und hat sie bereits eine Entscheidung getroffen?
Liebe Grüße
Miriam
P.S.: Die erste Chemo hat mein Vater übrigens sehr gut verkraftet. Ihm war gar nicht übel und er hatte kaum Nebenwirkungen, außer der chronischen Müdigkeit und Erschöpfung. Aber damit konnte er ganz gut umgehen. Und natürlich sind ihm sämtliche Haare ausgefallen. Wir haben sie dann einfach komplett abrasiert am Kopf und uns erstaunlich schnell daran gewöhnt. Es muss also nicht immer sein, dass die Chemo das Leben derart stark beeinträchtigt. Vielleicht hilft es deiner Mutter ja auch, wenn sie sich im Forum austauschen kann und von Betroffenen liest und wie sie mit ihrer Krankheit umgehen und welche Erfahrungen sie gemacht haben. Für meinen Vater wäre das nichts (in der Hinsicht ist er ein "typischer Mann"), aber ich könnte mir vorstellen, dass es den Betroffenen genauso geht wie uns und sie so viele Fragen haben, die ihnen doch am besten Menschen beantworten können, die das Gleiche oder Ähnliches durchmachen müssen.
Alles Gute!!!
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  #8  
Alt 25.01.2012, 12:15
Sternenkreuzer Sternenkreuzer ist offline
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Standard AW: Was kommt da auf uns zu....?

Hallo,

gestern hatten wir ja nun das Gespräch im KKH und meine Mama hat sich für die Chemo entschieden. Am Donnerstag soll sie nun die erste von 3 Chemos bekommen. Es sind immer 3 aufeinander folgende Tage und dann sind 3 Wochen Pause. Die erste Chemo wird jetzt dort stationär gemacht und dann kommt sie erstmal zu uns. Wo dann die nächste Chemo gemacht wird, hängt von ihrem Allgemeinzustand ab. Ich hätte sie lieber bei uns, das ist für alle am einfachsten und die Fahrerei würde wegfallen und ich hätte nicht immer Angst, dass es ihr vielleicht nicht gut geht und ich bekomme es nicht mit.

Ach Leute, ich habe so eine verdammte Angst vor dem was kommt.

Meine Mama war gestern einigermaßen gut drauf und verdammt tapfer. Sie kommt einem so gesund vor, verdammt.

Vom Perückenstudio war gestern jemand da und wir haben eine schicke Frisur, ganz ähnlich iher jetzigen ausgesucht. Zwei Tücher habe ich ihr für die ersten Tage auch noch besorgt.

Ich finde es ganz schwer die Mama so zu sehen, ich will nicht das sie so leidet und so krank ist. Aber ich bin sehr froh, dass ich ihr beistehen kann und für sie da sein kann, vielleicht hilft es ihr wenigstens etwas.

Ich danke euch für die Buchtipps. Ich werde mir das nochmal näher anschauen, allerdings muss ich ehrlich sagen, kann ich momentan glaube ich nicht auf ein Buch konzentrieren, meine Gedanken schweifen ständig ab. Aber mal schauen.

So, nun muss ich mal den kleinen Schreihals hier versorgen, sonst gibts hier Ärger.
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  #9  
Alt 25.01.2012, 14:00
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Bella1984 Bella1984 ist offline
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Standard AW: Was kommt da auf uns zu....?

Oh Sternenkreuzer,

wie Du an meinem Beitrag lesen kannst, ist es bei mir Ähnlich nur das ich die Diagnose noch in der Schwangerschsft bekommen habe und mein Zwerg bereits 1 wird nächsten Monat.

Es ist schrecklich mitanzusehen wie sie immer mehr Mut und Gewicht verliert, ich kann immer noch nicht besser damit umgehen als noch vor einem Jahr, ich könnte immer noch immer weinen und fühle mich hilflos und trotz aller Freunde, Familie und meines Mannes komischer weise oft allein mit alledem...

Mein kleiner Mann gibt mir Kraft und Mut lenkt mich oft ab, aber da ich noch in Elternzeit bin habe ich natürlich viel Zeit um nachzudenken (wie Du vermutlich auch), aber auch viel Zeit um sie mit mama zu verbringen (sie wohnt 5min entfernt).

Ich bete zu Gott, dass sie noch lange die Kraft hat und sie noch hören kann wie mein kleiner OMA sagt, sie ist so ein toller Mensch und da unser Kleiner nur noch 1 Oma hat (die Mama on meinem Mann starb mit 34 an Krebs) hoffe ich einfach,dass es sie noch lange gibt.

Das alles ist wohl ein einziger Drahtseilakt und man pendelt mit den Gedanken zwischen Kind, Alltag und kranker Mama hin und her.
Man hofft, man kann damit irgendwann umgehen und wenn dann der Satz kommt "vielleicht wird auch nach der Chemo nichts mehr gemacht" fällt man aus allen Wolken.

Man versucht objektiv zu sein um nicht zu doll den Boden unter den Füßen weggerissen zu bekommen bei jeder neuen Untersuchung, bei jeder neuen Metastase...

Trotz all dem was man weiß, was man hört über Krebs wird es wohl nie etwas was man versteht, denn es ist immer noch DIE MAMA, der Mensch der in unseren Augen nie altert, der uns immer beschützt, der uns kennt wie kein anderer und der uns immer zum Lachen bringen kann.

Ich hoffe deine Mama hat die Diagnose einigermaßen verkraftet und angenommen.

Ich wünsche Dir ebenfalls viel,viel Kraft, fühle ganz doll mit dir und wünsche deiner Mama von Herzen, dass sie gut durch die Chemo kommt...

Und Dir genug Augenblicke um ohne Schuldgefühle traurig zu sein, um alles mal rauszulassen bis man keine Tränen mehr hat, um zu schreien, wenn es Not tut, um zu tanzen, wenn es gut tut und vor allem ganz viele Menschen die Dich halten und dich auch manchmal ohne Worte verstehen!!!

Ganz ganz liebe Grüße
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  #10  
Alt 25.01.2012, 14:12
Sternenkreuzer Sternenkreuzer ist offline
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Standard AW: Was kommt da auf uns zu....?

Danke für deine lieben Worte Bella. Jetzt kullern grad die Tränen, du hast alles so gut beschrieben, die Gefühle und was meine Mama für mich ist.

Ich hab den Gedanken daran immer verdrängt, dass irgendwann die Situation kommt, dass Mama alt wird und sterben muss und nun ist auf einmal so schnell alles aktuell. Es ist einfach nur Mist.


Ob meine Mama die Diagnose einigermaßen verkraftet hat, kann ich gar nicht sagen. Ich glaube, im Moment funktioniert sie auch nur. So richtig ist ihr das alles noch nicht bewusst. Vielleicht auch ein Schutzmechanismus unseres achso intelligenten Gehirns? Sie hat gestern gesagt, sie fühlt sich gar nicht so richtig krank und nun soll sie den Zustand durch eine Chemo ändern.

Ich glaube, dass ist das tückische an diesem Scheixx Krebs, man fühlt sich nicht als würde man demnächst sterben oder eine ganz schwere Zeit vor sich haben.

Wann bekommt deine Mama ihre erste Chemo?
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  #11  
Alt 25.01.2012, 14:40
Helga22 Helga22 ist offline
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Standard AW: Was kommt da auf uns zu....?

Liebe Sternenkreuzer,
ich kann dich gut verstehen. Möchte dir und anderen etwas Mut machen. Mein Vater ist vor fast 20 Jahren an Lungekrebs erkrankt und es war ein Kleinzeller. Gestreut hatte der Krebs noch nicht. Nach der OP sagte mir der Chirurg, dass er schon sicher sei, dass Lympfknoten befallen sind. Es stellte sich heraus, dass alle Knoten krebsfrei waren. Dann kamen etliche Chemos und zum Schluss Bestrahlung des Kopfes, damit evtl. Metas, die man noch nicht sah, vernichtet werden. Bis jetzt hat mein Vater keine Metas und kann mit eingeschränkter Lungenfunktion gut leben. Seinen Check-up hatte er gerade vor ein paar Monaten - alles OK!
Also es kann auch trotz negativer Voraussagen ganz anders kommen :-)
Möchte euch allen Mut machen!
Ganz liebe Grüße Helga
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  #12  
Alt 25.01.2012, 15:00
Sternenkreuzer Sternenkreuzer ist offline
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Standard AW: Was kommt da auf uns zu....?

Vielen Dank liebe Helga,

es tut gut auch mal so etwas positives zu lesen und es freut mich sehr für euch, dass es deinem Vater so gut geht.

Meine Mama hat leider eine Metastase und somit ist ihre Prognose schlechter, aber ich gebe die Hoffnung trotdem nicht auf. Man muss, auch um nicht so ganz tief in ein Loch zu fallen, mal an die kleinen Wunder glauben und das versuch ich so beizubehalten.

Natürlich holen einen immer mal die schlechten Gedanken ein, aber grundsätzlich denke ich erstmal positiv.

Danke nochmals Helga!
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  #13  
Alt 27.01.2012, 20:44
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Bella1984 Bella1984 ist offline
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Hallo Sternenkreuzer,

ich wollte dich sicher nicht zum weinen bringen... :´(((

Ich konnte nur bei Dir gut mitfühlen und hab dann mal runtergeschrieben was mir eingefallen ist. Aber weinen soll ja angeblich die Seele reinigen, also meine ist meeehr als sauber

Meine Mama bekommt ihre erste am 06.02., am 15.02 wird mein Kleiner 1 Jahr alt und ich hoffe es geht ihr einigermaßen an diesem Tag! Meine Mama ist "eine Mutter Theresa" wie ich immer gesagt hab, immer für alle da, hat sich imer um alles und jeden gekümmert und nun ist sie auf Hilfe angewiesen, das ist das Schlimmste für sie. Und sie denkt immer sie nervt uns. Was fürn Blödsinn!

Ihre Port-OP hat sie ganz gut überstanden, hat deine Ma auch einen?

Wie hat sie die erste Chemo weggesteckt?

Mit meiner Freundin hab ich grad 1/2 Jahr Brustkrebs Chemo mitgemacht bzw begleitet, deshalb bin ich gefasst auf die Nebenwirkungen. Aber es sind ja andere Medikamente und jeder ist da doch anders, ich hoffe sie leidet nicht zu sehr und nimmt nicht weiter ab.
Meine Mama bekommt die erste Chemo 3Std lang dann 3 Wochen pause, hat aber schon 1 Jahr so ne Art Tabletten Chemo gemacht und ist entsprechend geschwächt... Mal sehen was kommt.

Ich hoffe dein Kleiner spendet euch beiden viel Kraft, es tut ihr sicher gut bei euch zu sein und es lenkt sie ab und lässt sie hoffen und in eine schöne Zukunft blicken für die es sich zu kämpfen lohnt!
Ich geh immer viel mit Mama und dem kleinen spazieren...

Hast Du noch Geschwister?
Du hast im Übrigen einen tollen Mann (es gibt doch einen, oder hab ich was überlesen?), es ist nicht selbstverständlich, dass das alles für ihn ok ist, das deine Mama bei euch ist etc. DA hast Du auf jedenfall schon großes Glück! Und ich freue mich für Dich, so ist man mit allem nicht ganz allein...

Ganz liebe Grüße und ein hoffendlich einigermaßen entspanntes Wochenende.
Auch wenn das jetzt komisch klingt bin ich bestimmt öfter in Gedanken bei Euch...
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  #14  
Alt 27.01.2012, 20:46
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Bella1984 Bella1984 ist offline
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Oh wer lesen kann...

Keine Geschwister, aber Mann))

Viel Kraft Euch 4ren..
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  #15  
Alt 30.01.2012, 22:53
Sternenkreuzer Sternenkreuzer ist offline
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Hallo Bella,


ich wollte hier schon längst geantwortet haben, aber hab es die letzten Tage einfach nicht geschafft.

Meine Männer sind im Bett und meine Mama schläft auch und da mir eh der Kopf schwirrt, nutze ich die Zeit jetzt mal hier meine Gedanken los zu werden.

Also, erstmal zu deinen Fragen:

Einen Port hat meine Mama noch nicht bekommen, aber ich denke das kommt noch. Bei der ersten Chemo jetzt, ist die Vene nämlich schon zugegangen und die hatten arge Probleme eine neue zu finden.

Die Chemo hat sie eigentlich ganz gut überstanden - bis jetzt. Im Krankenhaus wurde uns allerdings gesagt, dass das auch erst im Laufe der Woche kommen kann.
Bis jetzt hat sie Übelkeit, ist aber mit MCP Tropfen einigermaßen in den Griff zu bekommen und sie ist halt wirklich schläfrig und ihr schlägt das ganze jetzt mehr auf's Gemüt.

Ach so, die Ärzte im KKH haben uns gesagt, dass meine Ma unseren Zwerg die ersten Tage nach der Chemo nicht so drücken soll, da sie die Medis über die Haut abgibt. Das war mir nicht wirklich bewusst und vielleicht auch für dich ein Hinweis.

Wir waren nun heute hier beim Arzt, damit ihre wöchentlich Blutentnahme und die Medikamentenversorgung gesichert sind und was soll ich sagen, Feingefühl ist nicht jedermanns Sache. Mein Hausarzt war im Urlaub und wir mussten zu seiner Vertretung, wo wir erstmal mit Termin über eine Stunde warten mussten und das wo man ja unter der Chemo Menschenmengen meiden soll.

Dann hat die Ärztin den Bericht gelesen und meinte "Ach, ihr Vater ist auch an Lungenkrebs gestorben", wo ich so dachte, dass auch könne man ruhig mal raus streichen, schließlich lebt sie noch. Aber dann kam der Knüller. Meine Mama hat nach Schlaftabletten gefragt, da sich halt im Moment durch die Grübelei schlecht in den Schlaf findet und die Ärztin antwortet tatsächlich "Naja, die machen schon abhängig...hm, aber eigentlich ist das bei ihnen jetzt auch egal" Ich wäre der am liebsten an die Gurgel gegangen, aber meiner Mama ist das nicht so aufgefallen, ich glaub sie hat eh nicht zugehört, deshalb bin ich ruhig geblieben. Also, die Ärztin hat ja mit allem nicht unrecht, aber muss man einer Patienten das so vor den Kopf kloppen?!

Nun freu ich mich das mein Arzt nächste Woche wieder da ist, der ist sicher anders.

Dann haben wir den KKH Bericht in Kopie mitbekommen, um uns hier am KKH in der Onkologischen Tagesklinik vorzustellen, damit die nächste Chemo hier gemacht werden kann und ich Idiot hab natürlich den Bericht gelesen und muss sagen, es sieht deutlich schlimmer aus als ich dachte. Aber vielleicht ist es auch gut, dass mir das klarer wird, ich muss mich ja an den Gedanken gewöhnen, auch wenn ich trotzdem die Hoffnung nicht ganz verlieren werden.

Das Staging lautet cT4 N3 M1b und der Tumor ist schon ans Herz rangewachsen und an die Speiseröhre und umschließt die Aorta. Klang alles jedenfalls nicht wirklich gut. Obwohl es mich doch immer noch erstaunt, dass die Bronchoskopie kein Ergebnis geliefert hat bei einem zentralen Bronchial Ca dessen Ausmaßes, na ja.....Heute habe ich mich dann gefragt, ob sie mit einem nicht-kleinzeller bei dem Befund überhaubt besser dran gewesen wäre, wenn der wirklich schlechter auf Chemo anspricht. Aber eigentlich auch egal, irgendwie versuch ich mir das Positive rauszusuchen, was es grad nicht gibt.

Was mich auch immer wieder erstaunt ist, dass man nix hört bei meiner Mama. Weder hustet sie, noch hat sie Atemgeräusche. Die Ärztin hat sie heute abgehorcht und hat nichts gehört, war selbst ganz erstaunt.

Na ja, ich bin mal gespannt wie die nächsten Wochen so laufen. Es wird alles sehr anstrengend werden aber ich will ihr einfach alles so leicht wie möglich machen und ihr eine schöne Zeit bereiten. Um mich kümmere ich mich dann hinterher. Mein Mann unterstützt mich sehr und ich bin unendlich dankbar ihn zu haben, für den es ganz selbstverständlich ist, dass meine Mama die nächste Wochen oder auch Monate bei uns lebt. Ich habe dank meiner Mama eine verdammt schöne Kindheit gehabt und nun kann ich ihr ein bischen was zurück geben, auch wenn der Anlass kein schöner ist.


Bella, wie macht deine Mama die Chemo, ambulant oder stationär?

So, nun überkommt mich doch grad die Müdigkeit und ich hüpfe mal hinterher ins Bett.

Ich grüße alle lieb, die sich hier durchgearbeitet haben und wünsch euch nur Gutes!!!
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