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  #316  
Alt 29.05.2006, 13:28
silverlady silverlady ist offline
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hallo Petra

gott sei dank bin ich diese Frau mitsamt ihrem Anhang los und habe auch keinen Kontakt mehr mit den Leuten.
Wenn es nicht eine Beleidigung für einen Weißkohl wäre, würde ich sagen der Kohl hat mehr Intelligence
liebe Grüße
silverlady
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  #317  
Alt 30.05.2006, 19:17
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AndreaS AndreaS ist offline
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Hallo Mädels und Jungs

Heute bin ich geschafft, Lehrmädchen hat (mal wieder) einen Krankenschein. Ist doch schön, dass meine zwei Chefs mich haben, gell? Man sollte es der einen Chefin nur vielleicht nochmal sagen

Liebe Anemone!

Es war bestimmt ein schwerer Entschluss, diese Reise anzutreten, aber wenn es dir so ging wie mir im letzten Jahr, hast du bestimmt ganz viel fühlen, sortieren und nachdenken können. Mit Blick auf das Meer, mit Sonne auf der Haut, mit den Wolken am Himmel, die dort einfach anders sind als hier im kalten, tristen Deutschland. Dass dort, wo die Empfindsamkeit auch durch diese Äußerlichkeiten verstärkt ist (ich liebe den Blick aufs Meer, brauche nichts anderes zu tun, als den Wellen zuzusehen) ist es auch klar, dass man das Tier heftiger zu spüren glaubt. Aber vielleicht kannst auch du es bald so fühlen, wie Briele es mir geschrieben hat, dass das Tier auch sein Gutes hat. Wenn du den Schmerz spürst und überstehst, wenn du dich auf ihn konzentrieren kannst und den Verlust begreifst und dennoch weiterleben kannst, wenn du es schaffst, den Schmerz kleiner werden zu lassen, ohne ihn ganz zu verlieren (ich habe z.B. Angst davor, dass es irgendwann überhapt nicht mehr wehtun könnte, das will ich auch nicht...) dann ist wohl der Punkt gekommen, an dem du wieder "atmen" kannst, an dem es einfach besser geht, anders, nicht gut, aber besser.

@Petra. Mein "Nutztier" hatte mich heute so unter Beschlag, dass ich noch nicht einmal einer geliebten Gewohnheit nachkommen konnte.Ich hoffe du hast ein Nachsehen mit mir. Morgen wird es auch nicht besser, sie hat mich schon vorgewarnt aber ich denke, ich darf es nicht einreißen lassen, dass ich keine Schreibpause mehr mache Ich hoffe, du bist ok

Übrigens habe ich das Gefühl, das mit den Autos ist ansteckend. Mein Sohn hat heute die niederschmetternde Mitteilung erhalten: Nix Plakette, erst 900 Euro Reparaturkosten Na, wenns weiter nix ist. Wir wissen ja eh nicht wohin mit der Kohle Aber auch das bekommen wir geregelt, sigar, sigar, - wo sind eigentlich unsere griechischen Mädels abgeblieben? -

Liebe Beate, hoffe, es geht dir im Augenblick wieder etwas besser. Wäre schön, wenn du dich mal wieder meldest.

Und Jutta???? Wo sind meine Frösche? Saski hat mir einen von der Abifahrt mitgebracht (also keinen echten, nur so ein kleiner nachgemachter )

Brunilein, spätestens am WE sollten wir das Gespräch fortsetzen. Die Post muss ich auch noch "bearbeiten" Irgendwie ist an manchen Tagen der Wurm drin, haben nicht genug Stunden. Aber ehrlich gesagt ist mir das so doch lieber, als anders. Aber ich melde mich, versprochen :

So, allen Stammtischlern noch einen erträglichen Abend. Lasst euch von den Dummsprüchlern nicht ärgern, die wissen es nicht besser, weint, wenn es sich so anfühlt und lacht, wenn ihr könnt, beides reinigt die Seele

LG
Andrea
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  #318  
Alt 30.05.2006, 20:01
Anemone Anemone ist offline
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Liebe Andrea,
ganz herzlichen Dank für Deine liebe Nachricht - genau so isses! Und das mit dem Trauertier und dem Schmerz stimmt auch haargenau. Ich brauche wohl beides. Ich habe das Gefühl, wenn ich diesen Schmerz nicht mehr spüren könnte, bekäme ich eine Depression. Meine Hoffnung ist halt, dass er irgendwann einfach ein bißchen kleiner wird und damit leichter zu ertragen ist.
Meine Kinder (beide erwachsen) vermissen ihren Papa momentan auch besonders arg. Vielleicht begreifen wir alle jetzt (nach fast 5 Monaten) erst richtig dieses "NIE MEHR"...
Ich wünsche Euch allen einen ruhigen Abend und eine gute Nacht.
Liebe Grüße,
Anemone
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  #319  
Alt 30.05.2006, 23:13
Monika W. Monika W. ist offline
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Liebe Anemone,

jetzt nach fast 5 Monaten wird das Vermissen bei mir auch stärker. Abends bin ich meistens bei irgendeiner Beschäftigung, um nur nicht allein im Wohnzimmer vor dem Fernseher zu sitzen. Du hälst mich für verrückt, aber Montags nach dem Volleyball- Training fahre ich zum Grab, weil ich ein schlechtes Gewissen habe, daß es mir so viel Spaß gemacht hat.

Ich habe jetzt vor, meine erste " Reise " allein zu machen. Wahrscheinlich nächste Woche nur für 3 Tage in die Schweiz. Ich will da eine Freundin besuchen, die jetzt leider im Hospiz liegt, weil sie Speiseröhrenkrebs hat.
Sie ist genauso alt wie ich, 46, hat 2 Kinder, 13 und 16. Wir schreiben uns seit letztem Jahr im Schweizer Krebsforum. Sie hat trotz allem eine so positive Ausstrahlung. Vielleicht wird sie nicht mehr lange leben. Ladina, die hier auch bekannt ist, mahnte mich, ich solle sie unbedingt besuchen.
Das werde ich in Angriff nehmen.

Gute Nacht an alle!

Moni
.
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  #320  
Alt 31.05.2006, 17:40
Anemone Anemone ist offline
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Liebe Moni,
ich finde es ganz prima von Dir, dass Du zu Deiner schwerkranken Freundin in die Schweiz fährst. Wahrscheinlich kannst Du das nur, weil Du weißt, wie wichtig es ist, jemanden in dieser Situation nicht allein zu lassen. Krebskranke Menschen fühlen sich oft so entsetzlich allein gelassen. Ich weiß das nicht nur aufgrund der Erfahrungen mit meinem lieben Mann. Eine ganz liebe Freundin von uns erkrankte praktisch zur selben Zeit wie er. Sie hatte Eierstockkrebs, wurde operiert und hatte anschließend eine hammerharte Chemotherapie. Als sie wieder krabbeln konnte, hat sie uns oft zusammen mit ihrem Mann besucht, der mit meinem Lieben schon seit Kindertagen befreundet war. Wir hatten zu viert sehr gute Gespräche, aber ab und zu konnten wir nur noch zusammen weinen. Auch das war in Ordnung so, unsere Freundschaft hat uns allen viel gegeben in dieser schweren Zeit.
Ich wünsche Dir viel Kraft für Deinen Besuch in der Schweiz.

An alle anderen Mädels (und Buben??) vom Stammtisch auch viele liebe Grüße, einen guten Abend und eine ruhige Nacht.

Anemone
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  #321  
Alt 01.06.2006, 09:39
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AndreaS AndreaS ist offline
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Warum tu ich das?

Ich sollte es nach 20 Monaten besser wissen. Gesucht habe ich eine Akte, Anfangsbuchstaben meines Familiennamens und da ist sie, unsere Akte im Kampf mit der BG. Ganz schön dick gefüllt mit Begriffen und Abhandlungen, die meinen Mann betreffen, die ich auch heute noch nicht wirklich verstehe. Bin ich verrückt, dass ich sie rausnehme die Akte, ich muss verrückt sein, wieder darin zu blättern, es wieder zu lesen, schwarz auf weiß. Ich bin eindeutig verrückt, es mir anzutun, die Schublade zu öffnen, die ich gerade so sorgsam verschlossen hatte, um diese letzten traurigen, alles zerstörenden Monate nicht mehr so nah an mich ranzulassen.

Natürlich muss in diesem Moment die Post klingeln, sonst kann sie die Briefe einfach einwerfen, heute aber muss ein Einschreibebrief dabei sein. Was sie sich wohl gedacht hat, als sie mich gesehen hat? Wahrscheinlich das Falsche, bestimmt das Falsche, wer denkt denn an so etwas?

Der Kloß im Hals, das Trauertier auf meiner Schulter, die Akte wieder im Schrank. Werde mich nun in meine Arbeit stürzen, das hilft irgendwie, keine Zeit zum Grübeln, und ob ich nun noch ein bißchen heule oder nicht, sieht ja keiner, bin ja alleine, zum Glück noch ein Weilchen.

LG
Andrea
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  #322  
Alt 01.06.2006, 10:16
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Petra_S Petra_S ist offline
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Och man Andrea ,
warum tun wir das? Ich habe keine Worte, ich weiß ich hätte es auch getan (und mich dann natürlich ausgeschimpft!)....ich knuddel dich ganz sehr !

Ist es der Versuch noch mal ein Stück zurück in unser geliebtes Leben, auch wenn dieses Kapitel nicht eines der glücklichsten war? Oder sucht man was, was man evtl. damals übersehen hat, weil die Nerven blank lagen? Oder weil manches im Rückblick verständlicher wird? Ich weiß es nicht, aber schimpf`nicht mit dir - vielleicht war die Postfrau auch eine "Geschickte", die dich von der Akte weggeholt hat, dich wegholen sollte?

Schick das Trauertier in die Ecke, besteche es mit einem Leckerli - aber schimpf nicht mit dir!
LG Petra
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  #323  
Alt 01.06.2006, 10:39
Andrina Andrina ist offline
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guten morgen ihr lieben trauertier-bekämpfer!

ich bin momentan so ziemlich erfolglos in meinem kampf gegen das trauertier! schon seit einigen tagen hat es mich fest im griff!

gestern abend, ganz plötzlich, sind mir diese gedichte in den sinn gekommen, die, auf einen einfachen nenner gebracht, von dem glas wasser handeln, das entweder halb voll oder halb leer ist! das gedicht von werner ist ein wunderschönes beispiel für so ein gedicht und es stimmt, es liegt an uns! das mir das wieder einmal so bewusst in den sinn gekommen ist, gibt mir sehr viel zuversicht für die kommenden tage! denn einsicht ist ja bekanntlich der erste schritt zur veränderung! ich hoffe wirklich sehr, dass ich etwas ruhe von dem trauertier bekomme!

ganz allgemein kann ich sagen, dass die trauer bei mir, je länger es dauert, immer heftiger wird! ich glaube oder hoffe jetzt einfach mal, dass es wirklich so ist wie in einem buch beschrieben... man muss zuerst an den tiefpunkt kommen, damit es wieder aufwärts geht!

andrea s: vielliecht wolltest du einfach auf die probe stellen, wie weit du wirklich bist! dabei ist diese akte wohl nicht der geeignete masstab, denn wie solltest du diese akte jemals lesen können, ohne die gefühle von damals nicht zu spüren? wie solltest du diese akte jemals lesen können und nicht daran denken, wie es ausgegangen ist und was du alles verloren hast! liebe andrea, ich glaube, dass du vielleicht auch noch in 20 jahren weinen musst, wenn du diese akte liest, aber diese akte gehört nicht "aktiv" zu deinem leben. du kannst wählen, wann und ob du wieder abtauchen möchtest, wichtig ist aber, dass du sonst klarkommst!

monika: ich habe mir deine seite auch angesehen! ist wirklich schön geworden! wenn ich deine familie so ansehe, ist es für mich wieder einmal unfassbar und unbegreiflich, dass das leben solche wege gehen kann!

anemone: ich finde es toll, was du immer alles unternimmst und wie sehr du dir mühe gibst! ich hoffe ganz fest, dass auch für dich wieder die sonne scheint und das trauertier brav in der ecke sitzen bleibt!

ganz liebe grüsse an euch alle und auch an den rest!
andrina
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  #324  
Alt 01.06.2006, 15:26
Anemone Anemone ist offline
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@ AndreaS.
Die Sache mit der Akte kommt mir SEHR bekannt vor. Ich hatte auch schon solche Anfälle und hab mir Trauerpost, Schriftwechsel mit Behörden u. ä. angesehen. Warum weiß ich wirklich nicht, es ging mir hinterher weiß Gott nicht besser und geahnt hab ich das vorher schon!!
Es tröstet mich aber ein bißchen, dass Du auch solche seltsamen Anwandlungen hast. Damit bin ich offensichtlich nicht alleine!
@Andrina
Danke für Deine guten Wünsche. Ja, ich unternehme wirklich viel. Meine Freundin meinte schon, ich sei auf der Flucht vor meiner Trauer. Das ist aber nicht so. Ich weiß, dass ich diesem Tier nicht entkomme und ich wills auch gar nicht. Man muss es einfach aushalten, und ich sag mir immer wieder "Ich kann das".
Heute geht es mir - trotz absolutem Mistwetter eigentlich ganz gut. Das Tier ist brav in seiner Ecke.
Ich grüße Euch alle miteinander ganz lieb,
Eure Anemone
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  #325  
Alt 01.06.2006, 19:17
Monika W. Monika W. ist offline
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Hallo Anemone, Andrea und Andrina,

ja, natürlich hat man diese Anwandlungen und sieht sich die Krankenakte, Trauerkarten oder sonstiges aus dieser grauen Zeit an. Man begreift es alles nicht und will den Grund dafür wissen. Ist die Krankheit erblich bedingt, hat er zu ungesund gelebt in der Vergangenheit, wurde durch den Beruf alles schlimme begünstigt.

Im Moment habe ich nur die " gesunden " Fotos herausgestellt. Ein schönes Bild habe ich gefunden, wie er mit seinem Hund wandert. Ich sehe es immer wieder gern an. Unsere erste Hündin starb 2001, vielleicht begleitet sie ihn jetzt.

Ich umarme Euch in Gedanken. Gut, daß wir hier uns austauschen können und nicht ganz den Mut verlieren.

LG Moni
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  #326  
Alt 01.06.2006, 19:17
Monika W. Monika W. ist offline
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Hallo Anemone, Andrea und Andrina,

ja, natürlich hat man diese Anwandlungen und sieht sich die Krankenakte, Trauerkarten oder sonstiges aus dieser grauen Zeit an. Man begreift es alles nicht und will den Grund dafür wissen. Ist die Krankheit erblich bedingt, hat er zu ungesund gelebt in der Vergangenheit, wurde durch den Beruf alles schlimme begünstigt.

Im Moment habe ich nur die " gesunden " Fotos herausgestellt. Ein schönes Bild habe ich gefunden, wie er mit seinem Hund wandert. Ich sehe es immer wieder gern an. Unsere erste Hündin starb 2001, vielleicht begleitet sie ihn jetzt.

Ich umarme Euch in Gedanken. Gut, daß wir hier uns austauschen können und nicht ganz den Mut verlieren.

LG Moni
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  #327  
Alt 02.06.2006, 08:49
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AndreaS AndreaS ist offline
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Guten Morgen alle zusammen

Noch ne kleine Auszeit vor dem Sturm, habe wie schon die ganze Woche unmenschlich viel Arbeit.

Die Akte lass ich nun für lange Zeit im Schrank. Wollte sie ja eigentlich mit nach Hause nehmen, hier ist sie ja "abgeschlossen" hier wie vielerorts auch. Aber ich denke, das lass ich besser. Mir geht es gut im Augenblick, sitze in einem Zug, der nach oben führt, mein Mann immer bei mir, meine schönen Erinnerungen, die stark machen wie ein kostbarer Schatz dabei. Die Schublade der Traurigkeit sollte eine Weile verschlossen bleiben, auch die wohlbehütet aber nicht ständig präsent, damit es vielleicht doch bald gelingt, zwei Schritte vor und nur noch einen zurück zu machen.

Es ist schön, sich wieder auf etwas freuen zu können, hätte nicht gedacht, dass es möglich sein wird, möglich sein darf. Shalom hat es mir immer wieder versucht zu erklären, habe zugehört aber nicht recht geglaubt.

Das Leben geht weiter, ja, das ist wohl wahr. Aber es war auch wichtig, dass es lange Zeit für mich nicht so war. Stillstand, Verharren in der Vergangenheit. Dieses Anhalten, Innehalten war wichtig, um die kostbaren Schätze mit auf den Weg zu nehmen. Dieses Paket "Leben" neu zu bündeln, das Gewicht neu zu verteilen.

Meine liebe Freundin Briele hat mir in einer e-mail sinngemäß geschrieben, dass sie denkt ich sei ein "Sonnenkind" Lustig, das hat mir noch nie jemand gesagt, aber sie hat nicht ganz unrecht....

Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, muss ich trotz der schlimmen Abschiede, die ich bereits in Kindertagen erleben musste sagen, ja, irgendwie stimmt es. Ich habe viel Sonne im Herzen, ein Strahlen, das ich meinem Mann und unserem Leben verdanke. Er hat mich werden lassen, wie ich bin, er hat mich angenommen, mit meinen Stärken und Schwächen und er hat mir gezeigt, wie schön das Leben ist. Diese Sonne scheint noch immer in mir, wird mich wohl auch niemals verlassen.

Ich hatte viel Glück im Leben. Mehr als die meisten. Meine große Liebe ist mir begegnet, als ich noch nicht einmal 16 war. Aus dieser Liebe sind vier wunderbare Kinder entstanden - trotz Zickenalarm einfach nur tolle Menschen, Sonnenkinder? Wir haben unsere Familie "rüberretten" können aus dem Loch der Trauer und des Schmerzes, so hat es den Anschein. Das Lachen kommt zurück.

Und in den dunkelsten Stunden meines Lebens hatte ich wieder Glück. Austausch mit verwandten Seelen, verteilt auf ganz Deutschland, niemals wären wir uns begegnet, aber wir haben uns gefunden. So viele Gedanken, so viele Gefühle, die einen Schritt für Schritt weiterhelfen, raus aus dem Loch, mit Schokolade und Sonne versorgen, wenn man zurückfällt. Ja, auch in dieser Zeit hatte ich Glück und wieder spüre ich diese Dankbarkeit dafür.

Eine neue Zeitrechnung, nicht wirklich, und doch irgendwie.

Gedanken, einfach aufgeschrieben, mache keine Aussage heute, lasse sie nur an die Oberfläche.

Und auch wenn der Zug fährt für mich und meinen Freund in weiter Ferne, so möchte ich, dass meine anderen Seelen () wissen, dass ich da bleibe, egal in welchem Abteil sie gerade sind, wir uns weiterhin an der Hand nehmen und bis wir vielleicht eines Tages alle gemeinsam vorne sitzen und sagen: Es fängt an, wieder schön zu sein, das Leben! Bleibt ganz einfach drin im Zug, er ist groß genug für uns alle : Diese Worte sind besonders für mein Mädel 483 km östlich von mir, du weißt warum, und für das andere, knapp über 200 km südlich von mir, und noch eine ca. 500 km nördlich von mir (die ist aber aus unerfindlichen Gründen zum Schweigen verdonnert ) lasst mich nur nicht alleine, ich brauche euch!

Kaputte Chaoten? Vielleicht! Nein bestimmt. Aber mit allem Recht der Erde. Und eigentlich kaputt sind die anderen, die denken, sie hätten alles im Griff und in Wirklichkeit noch so viel begreifen müssen.

LG
Andrea
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  #328  
Alt 02.06.2006, 10:36
Andrina Andrina ist offline
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guten morgen ihr lieben

heute geht es mir gut! endlich wieder einmal ein tag an dem ich frieden im herzen habe!

ich habe gemerkt, dass meine trauer auch sehr stark davon abhängt, wie es meiner mami und meiner schwester geht! in der letzten zeit hatten wir alle ziemlich zu kämpfen und es gab sozusagen nicht viel zu lachen. dann gestern abend endlich wieder mal ein entspanntes telefongespräch mit ein paar lachern, nicht so tieftraurig und schwarz wie sonst!

es gab gestern auch sonst einige gute nachrichten: mein freund hatte eine gute prüfung, meine busse inkl. verwarnung für zu schnelles verfahren ist nicht ganz so hoch wie befürchtet, meine schwester kann noch einen weiteren monat temporär arbeiten und ich habe gestern nacht endlich wieder mal von meinem papi geträumt! es war so schön

und dann noch dieser wunderbare, positive beitrag von andrea. heute morgen! ich lese schon lange im hinterbliebenenforum, schon als mein papi noch gelebt hat. ich habe beiträge von verzweifelten, tieftraurigen menschen gelesen... darunter war auch andrea. sie jetzt so positiv und zuversichtlich in die zukunft schauend zu sehen, ist einfach super und gibt mir sehr hoffnung, besonders auch für meine mami!

und das find ich auch sensationell und vorallem so wahr! da muss ich gleich ein bisschen lachen
Zitat:
Und eigentlich kaputt sind die anderen, die denken, sie hätten alles im Griff und in Wirklichkeit noch so viel begreifen müssen.
ich wünsche euch allen ein schönes pfingstwochenende und grüsse euch ganz lieb!

andrina
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  #329  
Alt 02.06.2006, 13:34
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AndreaS AndreaS ist offline
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Zitat:
ist einfach super und gibt mir sehr hoffnung, besonders auch für meine mami!
deine Antwort bedeutet mir sehr viel. Mehr soll es nicht sein, als ein Hoffnung machen, wie gut, dass du schon so lange mitliest, weißt, wie mühsam auch mein Weg war/ist.

Hoffnung machen in einem Forum voller Trauer und Schmerz, das dürfte wohl nicht sehr einfach sein, lange Zeit will man diese Hoffnung nicht, weiß es selbst.

Gaertner hat im "trauernde Männer" Thread auf keinen seiner positiven Beiträge Antwort erhalten, zu extrem die unterschiedlichen Gefühle? Vielleicht. Aber liegen Glück und Unglück nicht immer unmittelbar nebeneinander? Ist das eine ohne das andere überhaupt möglich?

Mir ist heute wieder etwas eingefallen, hatte es vor gar nicht langer Zeit bereits bei "und nun" reingesetzt, muss aber gerade in letzter Zeit immer wieder daran denken, weil es auch zu meinem inneren Zwiespalt, meinem derzeitigen Umbruch passt:

Zitat:
Von der Freude und dem Leid

Eure Freude ist euer Leid ohne Maske.
Und derselbe Brunnen, aus dem euer Lachen aufsteigt,
war oft von euren Tränen erfüllt.
Und wie könnte es anders sein?
je tiefer sich das Leid in euer Sein eingräbt,
desto mehr Freude könnt ihr erfassen.
Ist nicht der Becher, der euren Wein enthält,
dasselbe Gefäß, das im Ofen des Töpfers gebrannt wurde?
Und ist nicht die Laute, die euren Geist besänftigt,
dasselbe Holz, das mit Messern ausgehöhlt wurde?
Wenn ihr fröhlich seid, schaut tief in eure Herzen,
und ihr werdet finden, daß nur das,
was euch Leid bereitet hat, euch auch Freude gibt.
Wenn ihr traurig seid, schaut wieder in eure Herzen,
und ihr werdet sehen, daß die Wahrheit um das weint,
was euch Vergnügen bereitet hat.
Einige von euch sagen:"Freude ist größer als Leid".
Und andere sagen:"Nein, Leid ist größer".
Aber ich sage euch, sie sind untrennbar.
Sie kommen zusammen, und wenn einer alleine mit euch am Tisch sitzt,
denkt daran, daß der andere auf eurem Bett schläft.
Wahrhaftig, wie die Schalen einer Waage
hängt ihr zwischen eurem Leid und eurer Freude.
Nur wenn ihr leer seid, steht ihr still und im Gleichgewicht.
Wenn der Schatzhalter euch hochhebt, um sein Gold und sein Silber zu wiegen,
muß entweder eure Freude oder euer Leid steigen oder fallen.

(Khalil Gibran)
Positive Gedanken, wahrscheinlich kann man sich nur bei jenen daran erfreuen, die man über lange Zeit begleitet hat in ihrem Schmerz, deren Gedanken man kennenlernen durfte. Ansonsten findet hier im Forum eher die Verbrüderung zwischen denen statt, die die Trauer und den Schmerz vordergründig empfinden, die keinen Ausweg mehr sehen, die verzweifelt sind.

Und DAS ist normal, denn mit positiven Gefühlen, mit Zukunftsplänen und Normalität, wird man als Trauernder in der "richtigen Welt" ständig konfrontiert. Allen anderen geht es doch gut, oder? HIER ist der Platz wo Verzweiflung, Angst Wut und Kummer formuliert werden, wo man es endlich formulieren darf. Ich kann es verstehen, habe es selbst 20 Monate fast ausschließlich so empfunden und die Gelegenheit genutzt...

Wenn es aber darüber hinaus hier am Stammtisch unter Menschen, die einen schon so lange begleiten, sei es stumm oder aktiv, möglich sein darf - so wie du es mir in deinem lieben Beitrag Andrina vermittelt hast, zu sagen: Stand heute geht es mir gut. Besser als die ganze Zeit, mein Weg scheint wieder ein wenig sonnig zu werden, wenn das nach dem ganzen Austausch miteinander in einem kleinen Eckchen möglich ist, macht es für mich diese Plattform perfekt.

Ich bin eine Trauernde, der Schmerz ist nicht vorüber, die Rückfälle, die Abstürze, alles wird immer wieder passieren. Das einzige, was ist, dass es mir besser geht, dass ich beginne, wieder zu "atmen", dass ich beginne, MEIN Leben, das nicht mehr UNSER Leben sein durfte, anzunehmen, ihm schöne Dinge abgewinnen kann, mich über die Menschen freue, die mir begegnet sind und auch in diesem meinem neuen Leben für so vieles dankbar sein darf, was ich mir ganz am Anfang meines Weges nicht habe vorstellen können.

Und wenn ich deine Zeilen lese, glaube ich, dass du weißt, was ich meine, denn du registrierst es ebenso: Endlich mal wieder ein Lachen am Telefon, ein Stück der geliebten Normalität zurück, was nichts, aber absolut nichts mit Vergessen zu tun hat, aber vielleicht sehnt man sich nach dieser Ruhe, nach dieser Geborgenheit, nach dieser Zufriedenheit, die in unserem Leben war, bevor unser Feind zugeschlagen hat.

Am besten geh ich nachher mit meiner Freundin einen Ich bin ja heute schrecklich geschwätzig Ja, denke, das werde ich tun, und wenn ich Glück habe, komme ich bei ihr auch hin und wieder zu Wort sonst muss ich ja nochmal so viel schreiben.....



Andrea
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  #330  
Alt 02.06.2006, 13:38
Anemone Anemone ist offline
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Hallo alle zusammen,
kaputte Chaoten??? Nööö - fühle mich nicht angesprochen. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.
Andrea, du solltest Bücher schreiben! Du kannst so wunderbar Gefühle und Gedanken ausdrücken. Es ist schön, dass es Dir momentan ganz gut geht. Ich freue mich auch auf den Tag, an dem ich mich wieder freuen kann. So richtig und aus tiefstem Herzen gelingt mir das noch nicht - wäre wohl auch etwas viel verlangt. Aber da ist oft Dankbarkeit für vieles, was mir begegnet: Gesundheit, meine Kinder, meine Enkelkinder, liebe Freunde, Blumen, eine herrliche Landschaft...
Ich glaube, dass aus dieser Dankbarkeit irgendwann einmal wieder richtige Freude werden kann. Mein Schatz und ich, wir haben so oft und gerne gelacht, das habe ich fast verlernt, aber es wird wiederkommen, oder?
Euch allen wünsche ich gute Feiertage mit möglichst passivem Trauertier und hoffentlich etwas Sonne und Wärme!
Liebe Grüße,
Anemone
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