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  #1  
Alt 06.11.2014, 21:14
tinep tinep ist offline
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Standard Wie kann ich helfen?

Hallo ihr,

Vor einem Jahr hatte ich mich in diesem Forum angemeldet. Ich bin 26, meine Mutter bekam die Diagnose Eierstockkrebs mit Metastasen in der Leber. Ich hatte jedoch nicht die Kraft und Energie aktiv in diesem Forum zu schreiben.
Operation, Chemo...es war unglaublich kräftezehrend. Sie hat toll mitgemacht.
Mich plagte ständig das schlechte Gewissen da ich mit meinem Freund in Berlin lebe aber meine Eltern in Süddeutschland. Also 600 km Entfernung.
Aber es ging schon irgendwie, ich war oft da, aber eben nicht so, dass ich wirklich DA sein konnte. Konnte ja auch nicht ständig Urlaub nehmen.

Nach der Chemo, die im März endete, kam dann eigentlich ein schöner Sommer! Klar, man hat das im Hinterkopf aber irgendwie konnte man die Zeit genießen. Meine Mama hat sich wieder die kurzen Haare gefärbt, sie sah super aus. Wir sind sogar 5 Tage Wandern gegangen und sie war einfach topfit! Sie ist 68 und ist super steile Strecken mit uns gelaufen. wir waren daher sicher, dass alles im grünen Bereich ist!! Ich bekam wieder das Gefühl, mich auf Berlin einlassen zu können und mein hier Leben zu starten. Dann plötzlich, nur eine Woche nach dem Urlaub wieder kein Appetit...CT...die Lebermetastasen sind wieder da.

Wir sind wieder völlig zusammengebrochen. Es waren 6 schöne Monate, aber die haben einfach nicht gereicht um genug Kraft zu schöpfen. Wenigstens ein Jahr in dem meine Mama unbeschwert sein kann habe ich ihr so gewünscht. Es fühlt sich an wie täglich grüßt das Murmeltier. Vor genau einem Jahr lag ich auch nur weinend auf dem Bett, das Leben stand komplett still. Jetzt wiederholt sich das genau ein Jahr später. Ich kann doch nicht in Berlin bleiben? Aber hier bin ich auch irgendwie zuhause. mit meinem freund und freunden. Gerade bin ich auf Jobsuche und habe bewerbungsgespräche für tolle stellen die ich eigentlich nicht einfach sausen lassen kann.
aber sollte ich nicht zurück zu meiner familie?! Meine Mama bekommt jetzt wieder eine Chemo. Sie ist aber so niedergeschlagen. Sie sagt immer so Sätze wie "ich wollte noch so schöne sachen mit euch machen" und "wieso muss mir das passieren?" und wieso sie nicht ein paar Jahre nach der Behandlung hat geschenkt bekommen können. Mir bricht das das Herz. Sie ist so traurig über ihr Schicksal. Ich versuche sie zu trösten aber nachdem es jetzt nach so kurzer Zeit zum Rückfall kam fällt es mir sehr schwer mit dem Mut machen.

Sie bekommt jetzt die Chemo und wir hoffen sie schlägt an und schenkt und noch mal Zeit aber ich kann diese Gedanken nicht verdrängen, dass sie sterben wird. mir wird richtig übel wenn diese gedanken kommen.
wo soll ich hin? job suchen in berlin oder arbeitslos bei meinen eltern?! ich habe keine ahnung was ich tun soll.

wann wurde das eigentlich unser leben frag ich mich oft? wir hatten so ein unbeschwertes leben geführt, wofür ich auch dankbar bin. (leider hat man es als viel zu selbstverständlich genommen)
In diesem Forum sind alle so positiv. Mir fällt das gerade sehr schwer.

Hinzu kommt, dass meine schwester die schon 45 ist, jetzt auch noch mit schweren depressionen im krankenhaus ist. sie lebt eigentlich in meiner Heimatstadt aber so kann sie natürlich auch nicht helfen. Und ich will meinen Papa nicht alleine lassen mit der ganzen Last.

Wie schafft man es positiv zu bleiben und wie treffe ich die richtige Entscheidung ob ich hier bleiben soll oder meine Zelte in Berlin abbreche und zurück gehe in mein Elternhaus?

Danke für eure Zeit und viele Grüße,
Tine
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  #2  
Alt 06.11.2014, 21:34
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BerliNette BerliNette ist offline
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Standard AW: Wie kann ich helfen?

Liebe Tine,
Deine sorgen und Ängste sind völlig normal. Denke bitte nicht, dass wir hier alle jeden Tag stark für unsere Lieben sind. Ich kann dir nur aus leidvoller Erfahrung sagen, man wächst mit dieser Herausforderung. Man wächst auch hinein. Auch wenn ws deiner Mum jetzt nicht gut geht, meinst du sie möchte, dass du alles für sie aufgibst? Bitte griff jetzt keine voreiligen Schlüsse. Ich wünsche dir und deiner Mutter noch eine gute Zeit.
Liebe Grüße BerliNette
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Verweile nicht in der Vergangenheit, träume nicht von der Zukunft. Konzentriere dich auf den gegenwärtigen Moment!
Buddha

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mein Schatz:
Lungenkrebs ED: 06/2014 - ALK-Mutation (zurzeit Behandlung mit Xalkori)
Speiseröhrenkrebs ED: 07/2015 - 16 x Bestrahlung, vollständige Ernährung mit PEG
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  #3  
Alt 06.11.2014, 23:26
LiebesHerz LiebesHerz ist offline
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Standard AW: Wie kann ich helfen?

Liebe Tine,

es ist ein Dilemma. Ich kann sehr gut verstehen wie du dich fühlst.
So zerrissen. Ich würde Dir raten, dein Leben in Berlin nicht aufzugeben. Natürlich möchtest Du helfen und natürlich möchtest Du zeit mit und für deine Mutter haben, aber Du musst auch für dich da sein und dein Leben leben! Auch Du hast nur eines! Zudem glaube ich dass es den Eltern, gerade den Müttern, sehr wichtig ist dass es den Kindern gut geht. Elternliebe ist völlig selbstlos. Ich glaube, deine Mutter und auch dein Vater würden nicht wollen dass Du Dein Berliner Leben aufgibst. Sei für sie da aber achte auch auf Dich! Du gehst sonst kaputt.

Ich kenne dieses Gefühl was Du hast sehr gut!

Alles Liebe für Dich!

Jana
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  #4  
Alt 07.11.2014, 10:05
tinep tinep ist offline
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Standard AW: Wie kann ich helfen?

Danke für deine Antwort und auch Danke an LiebesHerz.
Ja, eigentlich hört man oft, dass Mütter bzw Eltern einfach wollen, dass die Kinder ihr Leben weiterleben. Ich bin mir auch sicher meine Mama will, dass es mir gut geht. Sie sagt aber schon immer so sätze wie "es ist so schade, dass du so weit weg bist ich würde dich gerne umarmen" und wie weit berlin doch weg ist und dass man sich so selten sehen kann.
wenn ich dann sage, dass ich mich ja auch in stuttgart bewerben kann, widerspricht sie nicht. also ich denke sie würde sich das schon wünschen.
Mein ganzes soziales Leben ist nur eben nicht in Stuttgart sondern in Berlin. es hat auch Zeit gedauert das alles hier aufzubauen.
wobei eigentlich ist das auch egal. ich habe sowieso keine lust mehr irgendjemanden zu treffen. Ich komme überhaupt nicht mit dem gedanken klar, dass ich mit freunden rumsitze und bierchen trinke während meine mama daheim liegt und von der chemo brechen muss und nur liegen will.


Ich habe letztes Jahr mein Studium beendet und bin dann nach Berlin zu meinem Freund gezogen. Habe dann einen Job gesucht. Da kam die erste Diagnose. Bin dann wieder für 2 Monate runter zu der Familie und als sich das mit der Chemo eingependelt hatte und ich den Eindruck hatte meine Eltern kommen klar, bin ich zurück nach Berlin und habe ein Praktikum angefangen. Dieses neigt sich nun dem Ende zu und ich muss gucken, dass ich jetzt mal in das richtige Berufsleben einsteige. und jetzt... wieder genau die gleiche Situation. hatte grade angefangen mich zu bewerben.

Es fühlt sich echt an wie 2013. nur mit weniger hoffnung und zuversicht.

dieses leben dass ich führe, fühlt sich so fremd an und ich fühle mich irgendwie auch meinen ganzen freunden gegenüber total fremd. wo alles einfach "normal" läuft mit den standard problemchen wenn man mitte 20 ist. liebeskummer, wohnungssuche und so. ich halte zu niemandem mehr wirklich kontakt wiel ich das einfach nicht ertrage. es ist auch eine ekelhafte eigenschaft aber ich ertappe mich, dass ich neidisch bin. dafür schäme ich mich auch.

Geändert von gitti2002 (07.11.2014 um 23:18 Uhr) Grund: Themen zusammengeführt
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  #5  
Alt 07.11.2014, 10:25
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BerliNette BerliNette ist offline
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Standard AW: Wie kann ich helfen?

Liebe Tine,

lass dich mal umärmeln . Deine Gedankengänge sind völlig normal! Du musst dich nicht schämen! DAS ist auch keine Frage des Alters, ich bin doppelt so alt und auch ich wünsche mir mein altes unbeschwertes langweiliges Leben zurück. Ich kann es nicht ertragen wenn Kollegen sich über so belanglose Dinge wie einen verregneten Urlaub oder ein paar kg zu viel auf den Rippen beschweren. Ich igel mich im Moment total ein und spreche kaum mit "Unbeteiligten" über die Krankheit meines Mannes. Ich bin dabei nämlich schon oft verletzt worden und die Belanglosigkeiten die man hört, können sich die Menschen auch sparen.

Vielleicht hilft es dir dich mit uns hier im Forum auszutauschen. Wir sitzen hier alle in einem Boot und können den anderen oft besser verstehen.

Hast du die Möglichkeit deine Mutter regelmäßig zu besuchen? Klar es ist eine weite Strecke, aber es würde euch beiden sicher guttun zu wissen, dass du einmal im Monat (oder aller zwei) bei ihr sein kannst?! Zwischendrin kannst du ihr ja immer mal ein paar Kleinigkeiten schicken, damit sie weiß, dass du immer an ihrer Seite bist, es aber im Moment nicht möglich ist. Was mag sie denn gern?

Ich wünsche dir, dass du einen guten Weg findest.

Liebe Grüße

BerliNette
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  #6  
Alt 07.11.2014, 22:25
LiebesHerz LiebesHerz ist offline
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Standard AW: Wie kann ich helfen?

Liebe Tine,
ich kenne das auch mit den Freunden und Bekannten. Plötzlich spürt man auch instinktiv wer auch schon ähnliche Erfahrungen machen musste und wer noch unbelastet ist. Ich fühle mich momentan zu den Menschen hingezogen die auch schon liebe Menschen verloren haben. Mit den Problemchen anderer kann ich nix anfangen. Aber jeder wird Verluste erleben, es gibt keinen Weg vorbei. Und wir werden daran wachsen! Das Leben ist wahrlich kein Ponyhof, man muss lernen auch auf einen Stier zu reiten!
Dass Du schon zwei Monate bei deinen Eltern warst ist schon sehr viel. Achte auf Dich, es gibt dein Tochterleben aber eben auch dein Erwachsenenleben. Das wird dich auch auffangen und dich stützen wenn es dir nicht gut geht, du brauchst deine Freunde.
Alles alles Liebe,
Jana
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  #7  
Alt 11.11.2014, 11:29
tinep tinep ist offline
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Standard AW: Wie kann ich helfen?

Hallo ihr beiden,

vielen Dank für eure Worte. Du hast das schön ausgedrückt Jana, man muss auch den Stier reiten. Nur hab ich das Gefühl, dass mich dieser Stier bald abwirft.

Eines der schlimmsten Dinge ist, dass ich so einen riesigen Groll gegen meine Schwester hege. Sie kam vor einigen Woche mit schweren Depressionen und Panikattacken in die Klink. Meine Schwester macht eigentlich seit ich sie kenne Sorgen. Sie ist 45 und könnte ein Stütze für meine Mutter sein. Sie lebt auch im selben Ort. Stattdessen zieht sie mit ihrem Drama meine Mutter noch mit in ein riesen Loch. Meine Mama ist psychisch ganz schlecht beieinander, natürlich wegen ihrer Krankheit aber auch, weil sie sich rund um die Uhr noch Sorgen um meine Schwester machen muss und sie im krankenhaus besucht und was zu essen mitbringt weil sie nur noch 45 kg wiegt...

und ich habe riesige angst, dass ich meiner schwester einfach NIEMALS verzeihen werde, dass sie in dieser schweren Zeit meine Mutter noch zusätzlich so sehr belastet. Ich habe überhaupt keine Lust mir ihr Kontakt zu haben geschweige denn sie zu sehen. Besuche dieses Wochenende meine Familie und ich will sie einfach nicht sehen weil ich Angst davor habe was ich ihr sagen werde. Nämlich dass ich denke, dass sie die Therapie meiner Mutter negativ beeinflusst. was eine katastrophe ist!
ich weiß sie ist krank und kann nichts dafür. aber im moment bin ich einfach nur unsagbar WÜTEND. sie gefährdet das Leben meiner mutter. so einfach ist das. und das werde ich ihr nicht verzeihen. meine mutter braucht hilfe und keine last. dann soll sie in kur gehen und meine eltern erstmal in ruhe lassen. nein dann jammert sie noch ständig und isst nichts.

(nichts von dem was ich hier schreibe habe ich je zu meiner schwester gesagt, ich versuche sie aufzubauen damit ich das ein bisschen abfangen kann, aber diese gedanken plagen mich den ganzen tag).

wenn sich das nicht bald ändert, wird das verhältnis zu meiner schwester für immer gestört sein.

ich hoffe ihr dnekt jetzt nicht ich bin ein monster. aber ich bin so hilflos in dieser situation. ich wünsche mir jeden tag ich wäre nicht so weit weg und könnte helfen, bin 26 und habe eigentlich eine große schwester die dort ist, die aber alles nur noch schlimmer macht.
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  #8  
Alt 11.11.2014, 11:45
Chari Chari ist offline
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Standard AW: Wie kann ich helfen?

Hallo Tine

Ich denke dass Depression wohl eine der schlimmsten Krankheiten ist weil sie leider einfach nicht verstanden werden kann von Aussenstehenden und auch öfters auf die leichte Schulter genommen wird "ala man ist ja nicht wirklich krank - soll sich mal zusammenreissen etc). Man kann sich zwar immer wieder sagen dass der Betroffene ja krank ist aber so richtig kommt das glaube ich nie im Gehirn an.

Ich denke dass die Krankheit deiner Mama vielleicht auch den Zustand deiner Schwester noch verschlimmert hat, besonders wenn man seelisch schon in so einem tiefen Loch ist, wird so etwas einfach einen noch den Rest geben.

Selbst wenn deine Schwester auf Kur gehen würde bin ich mir sicher könnte deine Mama nicht abstellen dass sie sich um sie sorgt, eine Eigenschaft die wohl alle Mütter teilen.

Meine Mama war auch schon schwer krank und trotzdem hat sie sich immer nur Sorgen um meine Oma (also ihre Mutter) gemacht. Aber sie war sowieso immer ein Mensch der alle andere vor sich selbst gestellt hat, ihre eigenen Bedürfnisse immer ganz hinten.

Ich hoffe du kannst das Verhältnis zu deiner Schwester wieder bessern, ihr habt auch einen sehr grossen Altersunterschied was das ganze vermutlich noch viel schwerer macht aber ich bin mir sicher dass deine Mama wohl sehr traurig wäre wenn das Verhältnis darunter leidet.

Meine Mama sagte mir immer: Pass auf deine Schwester auf, die Grosseltern und Eltern sterben aber die Geschwister sind diejenigen die dich im Leben am längsten begleiten.
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  #9  
Alt 11.11.2014, 13:55
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Majesty Majesty ist offline
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Standard AW: Wie kann ich helfen?

Hallo Tine!

Ich kann deine Situation verstehen. Dieses hin und her gereiße an einem, man weiß nicht was machen soll.

Auf der einen Seite ist die eigene Zukunft die gestaltet werden möchte und auf der anderen Seite ist die Vergangenheit die einen braucht.
Eigentlich soll man weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft leben. Sondern im hier und jetzt!
Und was im hier und jetzt für dich wichtig ist, ist Ausschlaggebend für deine Entscheidung...

Ich kann dir deshalb keinen Rat geben, in welche Richtung du dein Leben lenken willst.
Was deine Prioritäten sind.
Was dein Gefühl dir sagt.
Höre tief in dich hinein und vertraue auf deine Intuition. Sie wird dir den Weg weisen!

Außerdem wollte ich dir noch schreiben, daß auch ich oft mich sehr schlecht fühle was meinen Papa angeht. Er wird auch sterben und es tut mir sehr weh. Ich kann ihn zwar regelmäßig sehen, aber ich habe immer das Gefühl ich muß noch mehr tuen. Ich kann zwar nicht mehr tuen als ich mache, aber es will nicht in meinen Kopf. Ich denke, auch wenn viele hier sehr positiv wirken wie du geschrieben hast, tief in ihnen sind sie unendlich traurig weil das unvermeidliche kommen wird.

Zu deiner Schwester: Bitte, hege keinen Groll gegen deine Schwester. Ich kenne eure Situation zwar nicht, aber ich denke, sie kann da auch nichts für. Aus Depressionen raus zu kommen ist sehr schwer.
Ich hatte nach meiner ersten Schwangerschaft ungefähr neun Monate später auch eine. Ungefähr ein halbes Jahr lang.
Es war eine schlimme Zeit für mich. Die Gedanken haben einen gefesselt und man konnte sie nicht abstellen. Man war eine eigene Gefangene im Kopf.
Das ist kein tolles Gefühl. Und ich wußte um meine Situation. Und trotzdem fällt es einen sehr schwer.
Ich bin dann wieder schwanger geworden. Urplötzlich war alles vorbei. Ich habe mich so frei gefühlt wie schon lange nicht mehr!

Ich denke auch, daß deine Schwester sich vielleicht eh schon große Vorwürfe macht weil sie nicht da sein kann.
Aber das ist Spekulation von mir.
Ich möchte nur Verständniss schaffen für deine Schwester...

Zitat:
Pass auf deine Schwester auf, die Grosseltern und Eltern sterben aber die Geschwister sind diejenigen die dich im Leben am längsten begleiten.
Diesen Satz sagt mein Papa auch seit vielen, vielen Jahren zu meinen drei Geschwistern und mir.
Seit 5 Monaten verstehen wir den Satz erst so wirklich...

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und deiner Familie auch!

LG Angela
__________________
PAPA!

*12.09.1937

ED: 12.06.2014: Kleinzelliges Bronchialkarzinom mit 2 Lungenmetastasen und 1 Lebermetastase
cT4 N2 M1b

+09.01.2016


Ich vermisse dich so sehr! Weil ich dich so liebe!

Geändert von Majesty (11.11.2014 um 14:00 Uhr)
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  #10  
Alt 11.11.2014, 14:36
Ninja0404 Ninja0404 ist offline
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Standard AW: Wie kann ich helfen?

Hallo tine,

Ich bin in der gleichen Situation wie du. Mein Vater hat Krebs und es geht im schon sehr schlecht.
Ich bin im Juni nach Berlin gezogen und meine Eltern wohnen in Österreich.
Ich hab auch so ein derart schlechtes Gewissen.
Aber mir hilft dann der Gedanke: Was könnte ich zu Hause täglich machen?
Ja klar ich könnte ihn besuchen. Aber mein Vati ist nicht der Typ der jemanden möchte der ihm täglich die Hand hält.
Ich teelfoniere/skype täglich mehrmals mit ihnen.
Ich versuche alles zu organisieren was ich kann (das ist sicher auch meine Stärke) und so oft wie möglich runterzufliegen.
Manchmal denke ich es hat alles seinen Sinn... dass ich jetzt hier heroben lebe.
Ich kann hier wieder Kraft sammeln und dann umsomehr da sein.
Ob es richtig ist, weiß ich aber auch nicht..

Sei lieb gedrückt
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  #11  
Alt 11.11.2014, 16:26
tinep tinep ist offline
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Standard AW: Wie kann ich helfen?

Hallo ihr,

es tut mir sehr Leid zu hören, dass bei euch auch das Schicksal so zugeschlagen hat. Man wusste es vorher einfach auch nicht zu schätzen, diese kleine Idylle ohne lebensbedrohliche Begebenheiten.

Bist du denn beruflich hier in Berlin gebunden Ninja? Oder kannst du regelmäßig nach Österreich fahren/fliegen?
Es beruhigt mich zu wissen, dass es anderen Leuten auch so geht. (auch wenn ich dir natürlich wünschen würde, dass es nicht so ist)
Heutzutage sind eben sehr viele Leute nicht mehr dort wo sie geboren sind. Studium Praktikum verliebt....

Ich verschicke ja grade Bewerbungen (wobei mich diese Situation total lähmt und ich nicht wirklich die Energie finde mich zu bewerben. ich denke, was mach ich dann wenn ich einen neuen Job anfange und die Lage sich dann total verschlimmert).
Ich stehe grade irgendwie völlig still. ich habe aufgehört Sport zu machen, koche mir nix mehr sondern hol mir irgendnen Schrott und beriesel mich mit Serien. Morgen habe ich tatsächlich ein Bewerbungsgespräch obwohl ich nur 4 verschickt habe und muss irgendwie Lebensfreude und Energie vorspielen....

Ich glaube eben auch, dass ich auf Dauer keine Wirkliche Stütze wäre da in meiner Heimatstadt kaum noch Freunde von mir wohnen. Würde glaub ich einfach eingehen. Und in dem Kaff kann man als Grafikdesignerin auch nicht grade Karriere machen.
Zusätzlich weiß ich ja auch noch nicht, was mit meiner Mutter passieren wird. Es hat jetzt noch kein Arzt davon gesprochen, dass es ab jetzt wirklich nur noch bergab geht. Wenn die Chemo nicht anschlägt gibt es wohl noch eine anderen Versuch diese scheiß Lebermetastasen zu behandeln. Es kann auch wieder besser werden, dann vlt wieder schlechter.

Ihr habt natürlich Recht, meine Schwester wird hoffentlich noch lange da sein und ich sollte nie mit ihr brechen. Habe aber auch große Sorgen um sie, da sie schon immer ein "Problemkind" war. Magersucht, Krisen, Kur folgt auf Kur, jetzt Panikattacken. Sie braucht mit ihren 45 meine Mama fast noch mehr als ich, da sie auch keine eigene Familie gegründet hat. wir sind schon so eine winzige familie. Habe schon lange keine Großeltern mehr, Die Geschwister meines Vaters leben in Amerika, ein Bruder meiner Mutter ist auch schon gestorben und der andere ist schon beinahe 80.

Danke für eure Worte, ihr habt natürlich Recht. Meine Schwester hat sich das so auch nicht ausgesucht. Sie ist eine sehr labile Person und das mit meiner Mutter hat sie einfach nicht verkraftet.

Ich bin übrigens in einer Gesprächstherapie, leider ist mein Therapeut nun schon seit einigen Wochen krank geschrieen wegen einem Schlüsselbeinbruch. Nächste Woche ist er wieder da und ich kann mit ihm über das Rezidiv meiner Mutter reden. Er weiß das noch gar nicht. Vielleicht hat er ein paar gute Worte für mich die ich mit euch teilen kann. Er hat mir schon über manche Krisen geholfen und irgendwie alles ein bisschen leichter gemacht. Ich kann es euch sehr weiterempfehlen, sich so eine Unterstützung zu holen. Er bringt oft irgendwie Struktur in diese sich überschlagenden Gedanken.
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  #12  
Alt 11.11.2014, 16:43
mausi69 mausi69 ist offline
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Standard AW: Wie kann ich helfen?

Liebe tinep!

Ich habe eben deinen thread gelesen und möchte dir etwas da lassen was dir bei deiner Entscheidung vielleicht hilft!

Ich bin 45 Jahre wohne nur 30km vom Elternhaus entfernt. Mein kleiner Bruder 33 Jahre wohnt über 600km weit entfernt!
Als meine Mama erkrankte und wir im Februar die schlimme Diagnose bekamen Stand nie zur Frage ob er sein Leben unten aufgibt! Unsere Mama hätte es gar nicht gewollt. Sie hätte zu ihm gesagt junge und was ist wenn ich nicht mehr da bin?

Er kam in der Zeit der Krankheit jeden Monat für zwei drei Tage hoch und das war ok! Erst die letzten zwei Wochen war er am Stück hier und das war für Mama wichtig und auch für mich! Auch wenn ich die große Schwester bin brauchte ich seine Unterstützung!

Zu deiner Schwester würde ich meinen such ein klärendes Gespräch Schilder ihr deine Ängste und sucht gemeinsam nach einer Lösung!

Mein Rat an dich gib dein Leben in Berlin nicht auf!!! Ich glaube das ist das letzte was deine Mama wollen würde!

Ganz viel Kraft zu dir!

Lg mausi
__________________
Meine Mama
BSDK ED 05.02.2014

28.07.1949 - 22.06.2014

Du warst es wert so sehr geliebt zu werden!
Du bist es wert, das so viel Traurigkeit an deiner Stelle geblieben ist!



http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=62514
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  #13  
Alt 11.11.2014, 17:31
tinep tinep ist offline
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Standard AW: Wie kann ich helfen?

Hallo Mausi,

Tut mir Leid zu hören, dass deine Mutter und auch deine Familie mit dieser Krankheit "klarkommen" musste.

Deine Geschichte hilft mir auch sehr. Ich habe nämlich ein schrecklich schlechtes Gewissen. Habe irgendwie im Kopf dass man sich um seine Eltern einfach kümmert, so wie sie sich eben auch gekümmert haben.

Aber sobald ich kurz davor bin eine Bewerbung nach Stuttgart abzuschicken wird mir ganz mulmig und ich denke, ich will dort gar nicht leben. Ohne meinen Freund und Freunde. da bekomm ich auch Panik.
Einmal im Monat könnte ich meine Familie auch besuchen. Schön, dass du ein dein Bruder da eine Lösung gefunden habt mit der jeder ok war.

Meine Mutter sagt halt total oft wie traurig sie ist, dass wir uns nicht in den Arm nehmen können öfter. Mir tut das total weh wenn sie das sagt
Ich denke mal sie will damit einfach nur sagen, dass sie mich eben vermisst aber in mir kommt dann natürlich das Gefühl hoch, dass ich sie im Stich lassen.

Zum Glück gibt es meinen Papa, der kümmert sich wie ein Tier. Würde um die halbe Welt fahren wenn sie ein Stück Kuchen will. Er liebt sie sehr.
Aber ihm geht auch irgendwann die Kraft aus. meine Schwester in eine richtige Therapie zu bringen und meine Mutter aufzubauen.

ich möchte jetzt irgendwie daran arbeiten wie ich damit umgehe. ich will nicht so sehr mit dem Schicksal hadern, versuchen zu akzeptieren und irgendwie Frieden damit schließen, dass es jetzt so ist wie es ist. Dieses besch**** "Warum" zehrt so an meiner Kraft. Ich will nicht mit Mitte 20 schon verbittert werden und so eine negative Lebenseinstellung haben. So entwickelt sich das nämlich grade. Wenn mich nur jemand anrempelt auf der Straße könnte ich schon heulen oder zuschlagen, heute bin ich mit dem Rad zur Arbeit gefahren, die Morgensonne war wunderschön und ich hätte kotzen können.

hat jemand von euch schon Erfahrung damit gemacht, diese gefühle zu verarbeiten?
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  #14  
Alt 11.11.2014, 18:07
Chari Chari ist offline
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Standard AW: Wie kann ich helfen?

Liebe Tine

Akzeptieren konnte ich erst "danach", vorher während der Krankheit meiner Mutter war es einfach eine zu starke Achterbahnfahrt, ein ständiges auf und Ab zwischen Hoffen, Bangen und dann doch wieder die grosse Enttäuschung.

Zum Akzeptieren hätte ich da Zeit gebraucht aber diese hatte ich nicht wirklich während meine Mama krank war. Fast vier Jahre gab es bei uns diese Schockstarre, für mich war es ein "Es wird doch sicherlich wieder". Klar die Progosen waren von Anfang nicht gut aber trotzdem habe ich immer gehofft und nie wirklich akzeptiert. Hatte gelesen 15% überleben 5 Jahre, natürlich dachte ich dass da meine Mama dabei sein muss.

Bei mir kam es bis die Mama auf die Palliativ verlegt wurde nicht ganz richtig an. Du wirst viel Zeit brauchen um zu akzeptieren dass deine Mama auch sozusagen den "negativen Jackpot des Gen-Roulettes" gezogen hat.

Bekommt deine Mama noch eine heilende Chemo jetzt oder eine lebenserhaltende? Ich würde an solchen Faktoren entscheiden was du machen wirst bezüglich Berlin.

Du musst ja nicht dein Leben in Berlin aufgeben aber vielleicht wäre es je nach Situation gut nicht in einen neuen Job zu starten sondern "abrufbereit" für Notfälle zu sein. Der Job läuft dir ja auch nicht davon. Bei mir hat sich das ganze Studium durch die Krankheit meiner Mama verlangsamt (hab geschaut dass ich 2 Tage unter der Woche ohne Kurse habe um daheim vorbei zu schauen)
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  #15  
Alt 11.11.2014, 18:31
tinep tinep ist offline
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Standard AW: Wie kann ich helfen?

Nein, also wenn meine Eltern ehrlich mit mir sind, ist es noch keine palliative Behandlung. Der Onkologe hofft, dass er die Lebermetastasen mit der Chemo in den Griff bekommt und sprach auch noch von einer Bestrahlung danach, falls das nicht funktioniert. Also noch keine Rede von austherapiert, trotzdem ist die Lage sehr ernst. Die Metastasen waren vor 4 Monaten nicht mehr sichtbar nach der ersten chemo und jetzt schon wieder da..und leider nicht operabel.
außer den Metastasen in der Leber ist wohl alles "ok" (laut meinen Eltern... ich hoffe echt sie schonen mich nicht und lügen)

Keinen Job suchen kommt für mich nicht in Frage muss ich sagen. auch wenn das vielleicht egoistisch ist?

Wer weiß wie lange sich das alles zieht und was passiert. Es könnten auch wieder gute Zeiten kommen. Wenn ich arbeitslos und abrufbereit in Berlin sitze, falle ich in ein totales Loch und mein Hirn wird noch komplett Matsch vor lauter Zeit zum nachdenken.
Habe letztes Jahr mein Studium beendet, dann 2 Praktika gemacht, ich will auch nicht den Anschluss verlieren. Es wird einfach Zeit, dass ich mal richtig in den Beruf einsteige. Also bevor gar kein Job, dann doch in Süddeutschland. Ganz zu schweigen von dem finanzielle Faktor. Ich muss ja von was leben und fände es nicht gut, jetzt Hartz 4 zu beziehen weil ich abrufbereit bin.

ich will auch nicht akzeptieren, dass meine Mutter sterben wird. ich bin noch in der Phase wo man hofft auch wenn es mich immer wieder erwischt dass ich schon drüber nachdenke was ist wenn sie nicht mehr da ist.

Ich will einfach lernen zu akzeptieren, dass diese Krankheit meine Familie erwischt hat und unser Leben so stark beeinflusst. Ich fahre nicht wie meine Freunde in den Urlaub, ich nutze jeden freien Tag um zur Familie zu fahren, Auslandsaufenhalte wie Masterstudium und so weiter sind inzwischen sowieso völlig ausgeschlossen. Meine Mama ist völlig niedergeschlagen und ich bin den ganzen Tag wütend und traurig und finde an nichts Freude und halte das Leben für ungerecht.
So wollte ich nie werden

Chari, es tut mir sehr Leid dass du deine Mutter verloren hast und hoffe, dass du trotzdem irgendwie wieder fröhlich sein kannst.
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