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  #1  
Alt 07.11.2008, 21:26
Benutzerbild von Susanne85
Susanne85 Susanne85 ist offline
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Standard Hallo erstmal....

Hallo zusammen,

hiermit stelle ich mich nun vor:

Ich heisse Susanne, bin 23 Jahre alt und komme aus dem Raum München. Bei meiner Mama wurde am 05.04.2007 (1 1/2 Monate nach dem Tod meiner an Krebs gelittenen Oma mütterlicherseits) Darmkrebs im Anfangsstadium festgestellt. Ich kenne mich mit den Fachbegriffen nicht aus und schreibe daher umgangssprachlich. 2 Monate nach der Diagnose wurde Mama schließlich ohne Vorbehandlung operiert. Dort wurde dann festgestellt, dass bereits die Lynphen befallen waren und der Tumor, der anfangs ja noch als "harmlos" und ohne Chemo behandelbar bezeichnet wurde, bereits in der Darmwand eingewachsen. Meiner Mutter blieb zwar dank des kompetenten und erfahrenen Arztes der künstliche Darmausgang erspart, leider aber die Chemo und die Strahlen nicht. 40 cm des Dickdarms wurden entfernt. Es ging ihr sehr schlecht, zumal sie ihre Krebsdiagnose4 und den Tod ihrer Mutter gleichzeitig überwinden musste. Beides hat sie bis heute nicht verkraftet...

Im Januar 2008 ging sie nach harter Chemo, Strahlen und enormen Gewichtsverlustes wieder arbeiten. Allerdings nur 3 Wochen. Sie klagte über unglaubliche Kopfschmerzen. Das CT ergab ein Schatten, der als Nervenentzündung diagnostiziert wurde. Die Medikamente machten die Beschwerden leichter, beseitigten sie aber nicht. Wenige Wochen später konnte sie aufgrund starker Schmerzen im Beckenbereich nicht mehr arbeiten. Hier wurde Arthrose aufgrund der Strahlenbehandlung diagnostiziert. Auch hier verhalfen die Medikamente zur Schmerz-Erträglichkeit. Aber nicht zu Heilung. Dann am 05.04.2008 (1 Jahr nach der Darmkrebs-Diagnose) ein erneutes CT. Diagnose = Knochenmetastasen - unheilbar.

Die Behandlung wurde auf eine Infusion, die den Abbau der Knochen verhindert bzw. verzögert und auf eine erneute Chemotherapie festgelegt.

3 Monate später erneutes CT, nachdem sie mit dem Notarzt nachts aufgrund der Schmerzen ins KH gebracht wurde (übrigens auch wegen eines Darmverschlusses, wobei weitere 20 cm des Darms entfernt wurden): Lebermetastasen.

Behandlung: Weiterhin Chemo.

Seit einem halben Jahr wird meine Mutter (übrigens derzeit 44 Jahre alt) durchgehend mit der Chemo behandelt.

Diagnose 05.11.2008 (vorgestern): Die Chemo hat nicht angeschlagen. Das Gegenteil: Die Metatasen sind schlimmer. Sogar der Magen ist schon befallen.

Geplante Behandlung: stärkere Chemo.

Der Grund, warum ich hierher gekommen bin, ist folgender:

1. Sind bereits 3 nahe Familienmitglieder an verschiedenen Krebsarten gestorben. Ich selbst bin allein deshalb schon gefährdet. Es besteht ein weiterer medizinisch bewiesener Risikofaktor bei mir. Dass heisst, ich habe Angst, auch zu erkranken.

Der zweite Grund ist, dass ich allein bin. Mein Vater ist seit 25 Jahren Alkoholiker, meine Schwester zieht sich zurück, weil sie (denke ich) nicht weiss, wie sie damit umgehen soll. Ich bin völlig allein damit, mit dem immer näher kommenden Tod meiner Mutter (wurde mir durch die Ärtze gesagt), mit meiner Angst vor dem "Danach" und der momentanen Situation, mich völlig allein um die Psyche, die medizinische Versorgung und alle Verwaltungsangelegenheiten meiner Mama zu kümmern. Ich suche hier Kontakte, die meine Situation nachempfinden können.

Ich weiss, dass sich dieser Beitrag sehr abgeschlagen und kalt "anhört" oder "anfühlt". Ich bitte euch, zu verstehen, dass es nicht meine Art ist, sofort mit den Emotionen herauszusprudeln. Dies begründet auch mein Bedürfnis nach einem eher in die Richtung "persönlich" gehenden Kontakts Ich hoffe sehr, dass mein mehr auf Fakten, als auf Ängste und Emotionen basierender Beitrag nicht vor einer Kontaktierung abschreckt. Denn: Ich habe Angst, bin verzweifelt, tieftraurig und fühle mich allein und verlassen.

Danke für eure Zeit, diesen Beitrag zu lesen. Und danke, falls ihr mich kontaktiert.

Viele Grüße


Susanne

Geändert von Susanne85 (05.12.2008 um 10:16 Uhr)
  #2  
Alt 07.11.2008, 21:54
Ronnya Ronnya ist offline
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Standard AW: Hallo erstmal....

Liebe Susanne.....

Ich bin eigentlich aus dem "Hinterbliebenen Forum" ,habe aber gerade deinen Beitrag gelesen...
Erst mal ein herzliches Willkommen,auch wenn der Anlass ein trauriger ist......

Ich habe schon aus deinen Zeilen deine Verzweifelung herausgelesen und finde auch nicht, das du dich abgeschlagen oder kalt anhörst.Und wenn es so wäre ,wäre das auch nicht schlimm.Jeder geht anders mit diesen schweren Belastungen um.
Der Schritt das hiermit öffentlich zu machen,war richtig.
Hier gibt es Menschen die dich verstehen und dir auch wirklich gute und brauchbare Ratschläge geben können.Wenn du sie denn brauchst....

Es tut mir leid,das es deiner Mutter so schlecht geht .
Wie geht es ihr denn aktuell? Sie ist ja noch so jung.....Ich hasse diese Krankheit,die alles kaputt machen kann.....

Ich wünsche dir und vor allen Dingen deiner Mama alle Kraft,die ihr jetzt brauchen werdet.Nehmt den Kampf auf,und lasst euch nicht unterkriegen....

Ein lieber Gruß
Regina
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Geändert von Ronnya (07.11.2008 um 21:57 Uhr)
  #3  
Alt 07.11.2008, 22:08
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Susanne85 Susanne85 ist offline
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Standard AW: Hallo erstmal....

Hallo Regina,

ich bin sehr froh, eine Antwort erhalten zu haben und vor allem, dass du z.B. meinen Beitrag nicht so kalt und abgedroschen empfunden hast. Ich denke, ich vergrabe meine Emotionen meistens aus dem Grund, weil es zu viele wären, wenn sie an die Oberfläche kommen. Ich komme teilweise erst gegen 22 Uhr nach Hause, weil ich einen 50-Std.-Wochen-Job habe und meine Mama aber auch nicht allein lassen will. Und ich bin so allein mit der Versorgung meiner Mama. Alles, was es zutun gibt, mache ich. Und wenn ich mich nicht um meine Mama kümmere, gehe ich der "Leitung" meiner Abteilung im Job oder meinem Haushalt nach. Ich habe kein Privatleben mehr. Und auch wenn mein Stolz diese Erkenntnis nicht gern zugibt: Ich bin überfordert. Ich brauche meine Mama aber auch meinen Job.

Ein kleines Beispiel, dafür, dass ich nicht vollkommen kalt bin: Gestern Abend habe ich mich ins Auto gesetzt, Musik angemacht und bin an einen See gefahren. Es war dunkel. Aber ich war allein und konnte für mich sein. 1 Stunde habe ich mir für mich und meine scheinbar unendlichen Tränen und Schreie der Verzweiflung genommen. In 1 Stunde habe ich einen Teil meines Schmerzes, meiner Angst, meiner Trauer in Form von Schreien und richtigem Weinen rausgelassen. Nach 1 Stunde habe ich mich wieder zusammengerissen und bin nach Hause gefahren. Ich überlebe den Alltag nicht, wenn ich meinen Emotionen ständig freien Lauf lasse. Ich muss Mama Mut machen und möchte ihr nicht zeigen, dass ich genauso verzweifelt bin. Ich sage es ihr oft. Aber ich breche nicht weinend vor ihr zusammen. Ich muss sie doch stützen und stark für sie sein!

Und ich möchte mich gar nicht zu sehr beklagen über mein Befinden, denn ich möchte nicht wissen, wie Mama sich fühlt. Da kann ich mich im Gegensatz zu ihr noch glücklich fühlen.

Meiner Mama geht es sehr schlecht. Sie wiegt nur noch 40 kg auf 165 cm. Sie ist unbeschreiblich depressiv. Seit der ersten Diagnose. Ich versuche alles in meiner Macht stehende, sie aufzupeppeln. Aber es hilft einfach nicht. Auch die Psychotherapie ist nicht so erfolgreich. Vielleicht bin ich aber auch so ungeduldig. Sie hat erst vor ein paar Wochen angefangen.

Ich finde es sehr schön, dass du dir als Hinterbliebene, die noch mehr Schmerz, als ich, ertragen muss, die Zeit für meinen Beitrag genommen hast!
  #4  
Alt 07.11.2008, 22:43
Ronnya Ronnya ist offline
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Standard AW: Hallo erstmal....

Ach Susanne......
Ich schaue öfters mal hier bei Euch Angehörigen vorbei und wenn ich das Gefühl habe etwas beitragen zu wollen,dann mache ich das auch.
Dieses Forum hier gibt mir Kraft und lässt mich nicht vollkommen verzweifeln,wenn alles mal wieder tiefschwarz erscheint.....


Also ich sag dir jetzt mal was.
Du bist 23 Jahre alt hast eine 50 Std Woche und die Belastungen mit deiner Mutter ,die du ganz alleine trägst....
Ich ziehe meinen Hut vor dir......Du verdienst den allergrößten Respekt für das, was du da leistest...!!!
Ich weiß nicht ,ob ich das in deinem Alter so geschafft hätte.Höchstwahrscheinlich nicht!!!!

Ich bin jetzt 36 Jahre und als Papa so krank wurde und es ihm immer schlechter ging ,fühlte ich mich oft überfordert,fast unfähig meinen Alltag auf die Reihe zu bekommen.
Es ist nur NORMAL,das du dich so fühlst.
Dein Erlebnis am See kenne ich auch.
Wenn ich aus dem KH kam, habe ich immer im Auto geschrien und geheult und getobt(und das ohne einen Unfall zu bauen....)um dann, wenn ich zu Hause ankam, wieder einigermaßen gefasst zu sein...
Mir hat das auch immer geholfen,und ich mache es auch heute noch manchmal....

Bleib stark und versuche deine Kräfte gut zu dossieren.Du brauch auch mal einen Ausgleich,nimm sie dir,ohne dich gleich schlecht zu fühlen....

Wie sieht es denn mit einem Pflegedienst aus?
Ist da schon was in die Wege geleitet wurden?
Rede mal mit deiner Mama darüber...
Ich wünsch dir eine gute Nacht....
Regina
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  #5  
Alt 07.11.2008, 22:53
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Susanne85 Susanne85 ist offline
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Standard AW: Hallo erstmal....

Liebe Regina,

vielen Dank für deinen Lob. :-) Für mich sind die täglichen Leistungen standard, denn ich werde ja nicht gefragt, ob ich das will. Ich habe keine Wahl. Ich muss da durch, egal wie. Aber Anerkennung tut natürlich gut

Meine Mama wurde in die Pflege eingestuft. Dafür bekommt sie aber niemanden geschickt, sie lässt sich das Geld dafür ausbezahlen. Womit wir zum nächsten Problem kommen: Da Papa seit 25 Jahren trinkt, sind meine Eltern schwer verschuldet. Für die Behandlungskosten letztes Jahr habe ich einen Kredit aufgenommen. Mama wird nicht von der Zuzahlung befreit, weil die Kasse Papas Einkommen mitzählt - aber ohne Ausgaben. Sein Gehalt ist mit den Fixkosten (inkl. Schuldtilgungen) weg. Mama bekommt nur Arbeitsunfähigkeitsrente vom Staat.

Durch die hohe Überschuldung meiner Eltern sind sie zur Privatinsolvenz gezwungen. Aber für den Anwalt haben sie kein Geld. Da ich bis vor 6 Monaten Rechtsanwaltsfachgestellte war, habe ich meinen Ex-Chef beauftragt, mit der Bitte, so wenig wie möglich bei meinen Eltern abzurechnen. Nun hat mein Ex-Chef den Deal "eine Hand wäscht die andere" vorgeschlagen. D.h.: Ich arbeite (neben meiner 50-Std.-Woche und der Zeit für Mama und meinen Haushalt) kostenfrei für ihn, wenn er mich braucht und er betreut meine Eltern kostenfrei.

Ich könnte das auch ablehnen. Aber was soll ich tun? Es bei meinen Eltern zur Vollstreckung/Pfändung kommen lassen und meiner eh schon kranken Mama noch mehr Sorgen überlassen? Das kann ich nicht tun. Also tue ich auch dies.

Ich würde alles tun, damit es Mama gut geht. Alles.
  #6  
Alt 07.11.2008, 23:00
Lilianera Lilianera ist offline
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Standard AW: Hallo erstmal....

Hallo Susanne

ich kann gut mitfühlen wie Du dich fühlst.Mein Mann ist schwer krank und es gibt keine Hoffnung mehr.Es ist schwer das ganze zu verkraften.Man braucht viel kraft.Es stimmt man muss stark sein,aber man muss sich auch mal fallen lassen um wieder Kraft zu tanken.Deine Mutter würde bestimmt auch verstehen wenn Du mal weinen würdest.Ich weine auch als in den Armen meines Mannes,danach geht es als sogar besser und ich habe wieder die Energie wo ich brauche.

Fühle Dich von mir Umarmt
Liliane
  #7  
Alt 07.11.2008, 23:06
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Susanne85 Susanne85 ist offline
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Standard AW: Hallo erstmal....

Hallo Liliane,

vielen Dank für deine liebe Nachricht. Aber unsere Familie war schon immer sehr kalt. Ich versuche, dies seit Monaten umzuwerfen, weil meine Mama ja genau jetzt Wärme braucht. Nur hat sie mich scheinbar so erzogen, wie sie selbst lebt: Emotionen für sich behalten. Sobald ich mit ihr darüber spreche (vor allem über ihre Emotionen), blockt sie ab. All meine Familienmitglieder sind so. Deshalb bin wohl auch ich so

Deshalb versuche ich ja, mir zumindest hier das entsprechende "Verständnis", weil hier ja eben so viele Menschen mit gleicher Erfahrung sind, einzuholen.

Das mit deinem Mann tut mir sehr sehr leid. Ich hoffe, ihr könnt euch gegenseitig genügend Kraft für diese Zeit geben!

Viele Grüße


Susanne
  #8  
Alt 07.11.2008, 23:10
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Susanne85 Susanne85 ist offline
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Standard AW: Hallo erstmal....

Hallo Tanja,

aber dieses verhältnismäßig kurze "Auto-Musik-Heulen-Schreien" hilft mir wirklich über einen langen Zeitraum. Ich finde das auch eigenartig. Aber es ist wirklich effektiv...

Caritas ist schwierig, weil es da noch vielen anderen vermögensrechtlichen Beratungsbedarf gibt, der wirklich nur vom Anwalt gegeben werden kann.

Wie sagt man so schön: Wenn schon, denn schon...

Vielen Dank für deinen Rat!


Susanne
  #9  
Alt 08.11.2008, 13:01
Marylou Marylou ist offline
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Standard AW: Hallo erstmal....

Hallo Susanne,

fühl Dich erstmal gedrückt! Ich weiß nicht, wie Du darauf kommst, daß Du ein kalter Mensch bist. Wenn Du wirklich kalt wärst, würdest Du sagen: "Soll mein Vater sich doch kümmern, ich muß schließlich arbeiten".

Mein Mann ist seit 3 Jahren schwer krank, und mich belastet es auch immer am meisten, daß alle Wege an mir hängenbleiben. Ich arbeite allerdings nur 33 Stunden die Woche.
Aber stolz dürfen wir trotzdem auf uns sein! Ich habe mir angewöhnt, mir selbst auf die Schulter zu klopfen, wenn ich etwas gut gemacht habe oder wenn ich noch 3 Wege nach Feierabend erledigt habe, obwohl ich hundemüde war.
Sei also zu Dir nicht so streng. Du bist erst 23, das ist ein Alter, in dem viele noch durch Clubs ziehen und mit dem Thema Krankheit und Tod nichts zu tun haben wollen. Wärme, Mitfühlen-können und zu wissen, wie man sich in gewissen Situationen verhält, haben auch viel mit Lebenserfahrung zu tun. Stell Dir vor, ein fremdes Kind fällt hin und weint, wer könnte es wohl besser trösten? Die 3-fache Mutter oder jemand, der noch nie Kinder gehabt hat?

Wenn Du magst, kannst Du mir gern mailen.

Liebe Grüße
Bianca
  #10  
Alt 08.11.2008, 21:16
Cindy 69 Cindy 69 ist offline
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Standard AW: Hallo erstmal....

Liebe Susanne,

ich habe mir gerade deine Beiträge durchgelesen... und ich muss sagen, ich habe eine Gänsehaut bekommen über das was du derzeit zu leisten hast !
Ich könnte mir vorstellen, dass du diese Umstände nicht lange durchhalten kannst. Suche dir, bevor du zusammenbrichst, Hilfe ! Beim Sozialamt, bei einer Beratungsstelle, rede mit dem Hausarzt. Es muss dir geholfen werden, denn das ist nicht zu schaffen. Du könntest dir auch erst mal eine telefonische Auskunft bei einer Diakonie holen. Irgendeiner wird dir helfen können, ganz sicher.

Lass unbedingt von dir hören

Liebe Grüsse
Cindy
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Meine geliebte Oma: 04.02.1916 - 22.12.08
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Menschenleben sind wie Blätter die von Bäumen fallen,
all unsere Liebe vermag es nicht zu verhindern...
  #11  
Alt 09.11.2008, 16:33
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Susanne85 Susanne85 ist offline
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Standard AW: Hallo erstmal....

Hallo zusammen,

ich habe mich sehr über eure vielen lieben und tröstenden Worte gefreut!

Mittlerweile habe ich eine Freundin meiner Mutter in die finanzielle Situation meiner Eltern eingeweiht und sie hat mir versprochen, mir zu helfen. Sie wird mit meinen Eltern alle Unterlagen durchgehen und Schuldnerberatungsstellen aufsuchen. Da bin ich schon mal sehr froh, wenigstens diese Last ein bisschen abgenommen zu bekommen. Alles andere bleibt leider nach wie vor an mir hängen. Ich spüre, wie mir die Energie ausgeht. Gestern wollten mein Freund und ich die Wohnung umbauen. Ich habe das verschoben, weil ich einfach nicht in der Lage dazu bin. Wir hatten abends Besuch von meiner Freundin. Ich habe mich ein bisschen an meine Freundin gelehnt und bin plötzlich einfach eingeschlafen. So tief, dass ich nicht mal gemerkt habe, dass sie irgendwann gegangen sind. Ich muss mir irgendwas überlegen, wie ich das alles unter einen Hut bekomme, ohne dabei so überladen zu sein. Nur bin ich da leider ziemlich ratlos...

Ich danke euch wirklich sehr für eure aufbauenden Worte und dafür, mir das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein.

Viele liebe Grüße


Susanne
  #12  
Alt 09.11.2008, 18:46
Ronnya Ronnya ist offline
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Standard AW: Hallo erstmal....

Hallo Susanne....

Ich finde es gut,das du einen ersten Schritt gemacht hast und eine Bekannte in eure finanziellen Schwierigkeiten eingeweiht hast.
Hol dir Hilfe,wo immer du sie bekommen kannst!
Du merkst ja selber,dass es alles ein bißchen viel ist im Moment.Das haut dann auch schon mal die stärkste Frau um.Und weißt du,eine Wohnung umbauen kann jetzt auch mal eine Zeit lang warten.
Es geht in erster Linie um dich,du brauchst die Kraft und die Stärke ,die nächste Zeit unbeschadet zu überstehen.
Du leistest eine Menge.....und das musst du auch.Trotzdem,such dir Rückzugsmöglichkeiten......

Ich wünsch dir einen guten Start in die Woche....Kopf hoch und Bauch rein.....

Lieber Gruß
Regina
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  #13  
Alt 10.11.2008, 16:20
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Hallo erstmal....

Hallo Susanne,

Zitat:
Zitat von Susanne85 Beitrag anzeigen
Ich habe kein Privatleben mehr. Und auch wenn mein Stolz diese Erkenntnis nicht gern zugibt: Ich bin überfordert.
(...)
Ich überlebe den Alltag nicht, wenn ich meinen Emotionen ständig freien Lauf lasse.
Ich finde überhaupt nicht, dass du "kalt" klingst. Und ich habe allerhöchsten Respekt für dich und dem, was du bei der Pflege deiner Muter leistest - und verstehe, wie sehr es dich belastet. So ein bischen weiss ich auch, wovon ich rede. Meine Frau hat "fortgeschrittenen" Brustkrebs, Chemo ist nur noch palliativ, aber sie ist nach längerem Klinikaufenthalt endlich wieder Zuhause; kann aber kaum noch was machen. So 1-2 Stunden täglich ist sie "auf", aber aus dem Haus gehen kann sie nicht mehr. Und weil sie gegen die Schmerzen Morphium hochdosiert bekommt, ist sie halt auch geistig nicht mehr ganz so "rege". Erinnerungslücken, Konzentrationsprobleme, usw.

Ich bin damit auch überfordert, weil schließlich vieles an mir hängen bleibt. Und man halt gegen die Krankheit "nichts machen kann" - ausser pragmatischer Hilfe bei Pflege, Arztbesuchen usw. Dabei bin ich nicht 50 Stunden die Woche bei der Arbeit, sondern kann mich ganz auf meine Frau konzentrieren. Trotzdem ist das mitunter zuviel. Auch aus dem Grund, den du nennst: als "Pflegende(r)" muss man wohl, um nicht zusammenzubrechen, seine Gefühle unterdrücken. Mir tut es z.B. immer in der Seele weh, wenn meine Frau davon spricht, was sie alles noch gerne tun möchte. Nichts Großartiges, keine Weltreise oder so. Nur, dass sie z.B. Weihnachten in ihre alte Heimat zu ihrer Familie möchte. Und es ist völlig klar, dass das nicht mehr geht. Sie weiss es, ich weiss es... Aber darüber Klartext zu reden und ihr diese Hoffnung auch noch zu nehmen - das bringe selbst ich nicht immer fertig.

Natürlich ist die Situation sehr schwierig, und als Angehörige(r) steht man oft allein da. Deswegen kann ich mich anderen hier nur anschließen: bleib so offen, wie du bist, und suche dir Hilfe !!! Das Schlimmste ist, in so einer Situation allein zu sein. Auf deine Familie kannst du wohl kaum rechnen, so wie du esbeschrieben hast. Aber es gibt Freunde und Bekannte - ruf' sie an und quatsch sie voll. Und die, die dir nicht helfen können, streichst du von deiner Liste. In Krisensituationen trennt sich halt schnell die Spreu vom Weizen, was die lieben Mitmenschen betrifft :-(

"Offensiv" zu handeln, wie du es getan hast, indem du anderen von der Finanzkrise erzählt hast, gehört dazu. Finde ich einen ganz wichtigen Schritt! Auch, wenn es deinen Stolz verletzt: es gibt vielerlei Hilfe - ob privat, ehrenamtlich oder "professionell. Aber wer nicht laut danach ruft, der wird halt auch nicht gehört :-/

Hat deine Mutter eine Pflegestufe? Wenn nicht, melde dich bei ihrer Krankenkasse und lass' den medizinischen Dienst kommen. Pflegestufe I sollte sie eigentlich bekommen. Ist zwar nicht viel, aber wenigstens entlastet das dich ein klein wenig im Alltag. Gibt es Freunde (deiner Mutter), die vielleicht mal "ehrenamtlich" Kleinigkeiten übernehmen? Etwa Einkaufen, Wäsche waschen o.ä. - scheint alles banal, kostet im Alltag aber viel Zeit und Kraft, die man als Angehöriger besser für wichtigere Dinge sparen sollte.

Was die Depression deiner Mutter betrifft, solltest du IMHO mit ihrem Hausarzt / Onkologen / Psychiater ein ernstes Wort reden. Auf dem Gebiet weiss ich leider aus Erfahrung recht gut Bescheid - und finde es schlichtweg unglaublich, dass man die Depris eines an Krebs sterbenden Menschen allen Ernstes mit Psychotherapie behandelt. Wenn da was hilft, dann ist es die psychopharmakologische Behandlung mit modernen Antidepressiva. Dem Arzt / Therapeuten, der in so einem Fall Psychotherapie verordnet, unterstelle ich schlichtweg einen massiven Behandlungsfehler. Kann man sich in D leider als Arzt noch erlauben. In den USA traut sich das kein Behandler mehr - die Regressansprüche der Betroffenen würden ihn arm machen. Und das völlig zurecht. Keine Sorge, moderne Antidepressiva vertragen sich mit Chemotherapie und harten Schmerzmitteln wie Morphium. Bekommt meine Frau auch alles.

Ganz wichtig finde ich zudem, dass _du_ dir Hilfe suchst, die über Freunde und Bekannte hinaus geht. Es ist leider so, dass in unserem Gesundheitssystem Angehörige kaum Beachtung finden (es sei denn, sie sparen der Pflegeversicherung Geld, indem sie Krankenplfege betreiben). Aber auch da gibt es Hilfe. Es gibt Psychotherapeuten, Psychoonkologen, gemeinnützige Einrichtungen, die Seelsorge leisten. Ob es nun die Diakonie ist, eine Selbsthilfegruppe, der kommunale sozialpsychiatrische Dienst, der eV der ambulanten Hospizbewegung vor Ort... Natürlich muss man da immer etwas suchen, bis man "den Richtigen" findet. Aber wenn man den findet, kann das wirklich eine große Erleichterung sein.

Niemand weiss, wie lange das Leid der Mutter noch andauert. Was aber ziemlich sicher ist: dass du das ohne fremde Hilfe langfristig einfach nicht mehr schultern kannst. Und wenn du damit allein bleibst, brauchst du dir auch keine großen Gedanken über das "Danach" zu machen. Weil du nämlich, sobald deine Mutter zu Grabe getragen wurde, ziemlich umgehend selbst zusammenbrechen wirst. Hört sich böse an, habe ich aber oft genug erlebt.

Ich bin mir aber sicher, dass es dir nicht so ergehen wird. Du hast die Fähigkeit, Hilfe zu suchen, und das Ganze irgendiwe zu "managen". Dass es trotzdem todtraurig ist, wenn man einem geliebten Menschen beim Sterben zugucken muss... das ist ein anderes Thema. Aber eines, das früher oder später wohl kaum jemandem erspart bleibt :-(

Viele Grüße,
Stefan
  #14  
Alt 10.11.2008, 16:57
Benutzerbild von Desi
Desi Desi ist offline
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Standard AW: Hallo erstmal....

Hallo Susanne!
Also auch ich möchte erst einmal sagen, das dein Beitrag überhaupt und in keinster Weise "kalt" rüber kommt.
Im Gegenteil, ich lese aus den Zeilen die Liebe zu deiner Mum, in dem du alles menschenmögliche versuchst ihr zu helfen. Auch wenn das machmal oder sogar sehr oft, über deine eigenen Kräfte hinaus geht.
Ich weiss das es super schwer ist, und auch nicht einfach, aber du darfst dich und dein Leben bei dem ganzen nicht ganz vergessen. Ich weiss, ist leichter gesagt als getan, vor allem da du ja von dem Rest deiner Family im Moment nicht viel Unterstützung bekommst.
Das ist natürlich doppelt schwer.
Das mit deinem Vater und der finanziellen Situation ist natürlich noch eine zusätzliche schwere Belastung.
Auch das du 50 Std. die Woche arbeitest, macht die Sache nicht gerade leicht für dich.
Ich finde das alles echt bewundernswert.
Hast du denn sonst in deinem Umfeld Leute, mit denen du reden kannst wenn es dir schlecht geht? Freund, beste Freundin oder so?
Wenn du magst kannst du dich gerne auch per PN bei mir melden. Kann nur nicht immer gleich sofort antworten, weil ich immer zwischendurch hier mal schnell rein flitze.
__________________
In Liebe Daddy geb. 27.02.54 gest. 08.02.2008
Du wirst für immer in meinem Herzen sein.
  #15  
Alt 10.11.2008, 20:07
Benutzerbild von elli1962
elli1962 elli1962 ist offline
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Standard AW: Hallo erstmal....

Hallo Susanne,

auch ich möchte deine Zweifel darüber, ob dein Beitrag "kalt ist" ausräumen. Im Gegenteil, ich finde du bist so mutig und stark, ich bin 2 Jahre älter als deine Mama. Und glaube mir, ich wäre so stolz auf dich. Meine Tochter ist jetzt 19 Jahre und ich glaube nicht, dass sie so viel Kraft und Stärke wie du hätte.

Diese Krankheit ist so hinterlistig, man denkt mit einer OP und Chemo ist alles gut und man kann aufatmen, doch kommt er öfter zurück als man denkt.

Dennoch kann deine Mama noch ein qualitaives und hoffentlich beschwerde freies Leben führen. Und was für mich als Tochter (meine Mama hatte auch Darmkrebs) wichtig war: Keine Schmerzen.

Ich wünsche Dir und deiner Mama alles Gute, viel Kraft und Gesundheit.


LG Elli
__________________
Meine Mama

+15.06.2008

Dich zu verlier'n war schwer,
Dich zu vermissen noch viel mehr
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