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  #1  
Alt 28.01.2010, 22:49
grenzbaer grenzbaer ist offline
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Standard Das Leben nach der Diagnose...die plötzliche Angst die einem eiskalt umklammert

Ein nettes freundlichen Hallo an alle die mitlesen und leider auf irgendeine Art mitleiden.

Ich bin 45 Jahre alt, und die Erkrankung betrifft meine Mutter, neben meiner Schwester die letzte unserer Familie. Unser Vater verstarb bereits 1979. Die Diagnose ist niederschmetternd...kleinzelliges Bronchialkarzinom..ich will auch gar nicht mit angelesenen Fachausdrücken um mich werfen und benutze meine eigenen, einfachen Worte.

Glücklicherweise durfte sie heute wieder nach Hause, und ist wieder etwas aufgeblüht. Die Diagnose hat sie heute bekommen: Sie haben Krebs. Unheilbar. Wieviel Zeit Sie noch haben, kann man nicht sagen. Nächste Woche hat Sie den ersten Termin zur Chemo/Bestrahlung. Die Krankheit ist schon weit fortgeschritten und ich finde wenig positives, wenig Strohhalme an die ich mich klammern kann.

Meine Ängste die mich nicht schlafen lassen:

Ich habe Angst, dass sie Schmerzen haben wird, und wir hilflos daneben stehen müssen.
Ich habe Angst davor, dass es soweit kommt, dass Sie uns nicht mehr erkennt.
Ich habe Angst das Falsche zu tun...

Unser größter Wunsch ist, dass sie mit einem Lächeln gehen kann...natürlich hoffen wir beide, dass die Therapie bei Ihr gut anschlägt und uns doch noch viele Jahre bleiben, doch die Angst vor einer grausamen Realität zerfrisst mich/uns. Im Dezember letzten Jahres ging es los mit dem Warten auf einen Termin, Hoffen, Verdrängen, doch jetzt ist die Diagnose da...

Wie schafft man es dem wichtigsten Menschen im Leben zu zeigen, dass er nicht alleine ist, wenn er gehen muss? Dass er uns nicht auf ewig in Schmerz und Trauer zurücklässt, sondern wir Sie immer in unserem Herzen tragen werden?

Ja, ich habe auch Angst daran zu zerbrechen.....ist doch völlig normal, oder? Ich versuche immer die Frage nach dem Warum, warum ausgerechnet unsere Mutter nicht ständig zu stellen, weil mir diese sowieso niemand beantworten kann.

Ich schicke allen Betroffenen ein paar lieb gemeinte Grüße...ich hoffe wir können alle so stark sein, damit wir das Lächeln auf dem Gesicht des geliebten Menschen sehen können....

Mit diesen Zeilen versuche ich mir selbst Mut zu machen, vielleicht jemanden zu finden der mir sagt, es ist ok so wie Du es angehst...lass sie Ihr Leben nochgeniessen, sie weiss selbst, dass sie gehen mussudn hat noch viel mehr Angst...irgendjemand hat hier im Forum geschrieben, dass nicht wir es sind die gehen müssen...wir dürfen noch bleiben...aber was wenn ich mich dabei schlecht, schuldig und hilflos fühle????

Danke..danke fürs mitlesen.
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  #2  
Alt 28.01.2010, 23:59
Antiironie Antiironie ist offline
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Standard AW: Das Leben nach der Diagnose...die plötzliche Angst die einem eiskalt umklammert

Hallo!

Du kannst eigentlich nur eins tun, sei für deine Mutter da.

Meine Mama hatte übrigens auch ein kleinzelliges Bronchialkarzinom, sie bekam Chemo und später Bestrahlung, eigentlich Palliativ. Seit 2007 ist sie krebsfrei. (Toi, Toi, Toi)
Bei meinem Vater kamen irgendwann Hirnmetastasen dazu, da war es zu spät.

Die Chemo schlägt eigentlich gut an, es kann sein das ihr noch einige gute Zeit miteinander verbringen werdet.

Es ist schwer einen lieben Menschen sterben zu sehen aber wenn man dabei ist und ihm zur Seite steht gibt das einem auch selber etwas.

lg Anja
__________________
Mama 09.2006 kleinzelliges Bronchialkarzinom seit 03.2007 krebsfrei
Papa 03.2008 kleinzelliges Bronchialkazinom, 10.2008 Hirnmetastasen - gestorben Juli 2009
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  #3  
Alt 01.02.2010, 13:22
grenzbaer grenzbaer ist offline
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Standard AW: Das Leben nach der Diagnose...die plötzliche Angst die einem eiskalt umklammert

Das Leben hat sich sehr geändert, und das sage ich nicht um selbst zu jammern, am Meissten hat es sich ja für meien Mama geändert. Am Wochenende hat sie sich die Krankenunterlagen angesehen und hat dann erstmalig richtig realisiert, was sie eigentlich hat. Sa auf So hat sie dann Angst bekommen, Atemnot und das drumherum...schlimm war, dass ich bei mir zuhause war, udn schon zwei Gläschen Wein getrunken hatte...mein erster Drang sofort ins Auto und nach Hause...

Es war dann doch nicht nötig, hat sich wieder beruhigt und ich hbrauchte auch das Taxi nicht, aber ich werd wohl gänzlich auf Alkohol verzichten. Wer weiss für was das gut ist.

Insgesamt gesehen, ist es in den paar Tagen nach der Diagnose etwas ruhiger geworden. Der Ungewissheit, der die Diagnose folgte...alles war plötzlich nicht mehr von dieser Welt...unser Ziel ist es, Normalität einkehren zu lassen...wir waren eh schon immerviel zusammen, Mama, Schwester und ich, udn werden das jetzt eben noch ein wenig intensivieren.

Nach allem was ich hier gelesen habe, die einzelnen Schicksale die mich sehr betroffen machten, ist es für mich oberstes Ziel, meine Mama mit einem Lächeln im Gesicht einschlafen zu wissen. Sie muss jeden Tag sehen, dass sie nicht umsonst gelebt hat, sondern zwei Kinder gut vorbereitet hat fürs Leben. Und unsere traurigen Gesichter sollen nicht das letzte sein, was sie in dieser Welt sieht. Das ist mein Ziel, mein Wunsch.

Sie wird gegen den Krebs kämpfen und wir dafür, dass sie sieht, dass es sich gelohnt hat zu Leben, und es sich lohnt sich noch ein Stück davon zu nehmen.

Danke an alle, die sich die Zeitgenommen haben hier zu schreiben, anderen erlaubt haben mitzulesen. In jedem Beitrag habe ich ein Stückchen gefunden, dass es mir leichter macht zu akzeptieren.

Viele liebe Grüße

Hansi
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  #4  
Alt 01.02.2010, 17:24
Antiironie Antiironie ist offline
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Standard AW: Das Leben nach der Diagnose...die plötzliche Angst die einem eiskalt umklammert

Hallo,

ja du hast völlig Recht, solange man nicht genau weiß wie es weiter läuft würde (und habe) ich auch auf Alkohol verzichten. Denn wenn was ist ist es zu gefährlich einfach ins Auto zu steigen. Und das was deine Mama da hatte klingt ein wenig nach einer Panikattacke.

Aber ansonsten finde ich deine Gedanken gut. Hoffentlich schlägt die Chemo gut an und ihr habt noch viel Zeit miteinander. Vielleicht berichtest du hier mal hin und wieder.

lg Anja
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Mama 09.2006 kleinzelliges Bronchialkarzinom seit 03.2007 krebsfrei
Papa 03.2008 kleinzelliges Bronchialkazinom, 10.2008 Hirnmetastasen - gestorben Juli 2009
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  #5  
Alt 01.02.2010, 18:46
Mapa Mapa ist offline
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Standard AW: Das Leben nach der Diagnose...die plötzliche Angst die einem eiskalt umklammert

Hallo Hansi,
es tut mir leid, dass Deine Mama auch erkrankt ist und ich wünsche Dir, dass Du mit ihr noch viel Zeit verbringen kannst.
Natürlich kann ich den Wunsch nachvollziehen, dass ein Mensch friedlich gehen kann und nicht leiden muss. Aber die Erwartung, dass jemand mit einem Lächeln geht, ist meiner Meinung nach etwas hoch. Es hängt natürlich auch alles ein wenig mit dem Alter zusammen, bzw. mit dem Leben, das man schon hatte, usw. Vielleicht haben manche das Gefühl, ein langes, erfülltes Leben gehabt zu haben und können so mit einer gewissen Zufriedenheit gehen. Vielleicht beruhigt es sie auch, wenn sie wissen, dass ihre Angehörigen ihr Leben einigermaßen in den Griff bekommen und selber noch lange glücklich sein können. Aber mit einem Lächeln im Gesicht zu gehen, wird mehr als selten sein. Verstehe mich bitte nicht falsch, ich meine das keinesfalls böse, es ist nur meine Meinung.
Dass Ihr Angst habt, ist ganz normal. Seid einfach nur für sie da. Auch wenn die Krankheitsverläufe ähnlich sind, ist es doch möglich, dass die Therapien gut anschlagen und Euch noch viel schöne, gemeinsame Zeit bleibt. Das wünsche ich Euch von Herzen.
Alles Gute für Euch und liebe Grüße,
Mapa
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  #6  
Alt 05.02.2010, 18:51
grenzbaer grenzbaer ist offline
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Standard AW: Das Leben nach der Diagnose...die plötzliche Angst die einem eiskalt umklammert

Vielen Dank für die Antworten. Selbstverständlich schreib ichhier immer mal wieder weiter.

Schliesslich soll das Leben ja auch weiter gehen. Heute war der erste Termin zur Chemo-Besprechung und nächsten Mittwoch gehts los. Damit will ichs dazu aber auch gut sein lassen, weil ich will auch niemanden langweilen mit den ganzen Dingen die da jetzt kommen, ich glaube die kennt jeder hier zur Genüge.

Mama ist heute wieder total durch den Wind, ist total von der Rolle und redet wirklich nur Unsinn und verhält sich total kindisch....kenn das schon vom Tag als sie ins KH ging und dort bleiben musste. Ich lass sie jetzt einfach, morgen ist wieder ein neuer Tag. Schade nur, dass sie dann immer anfängt mit meiner Schwester zu streiten. Kennt das jemand? Derjenige der die meisste Zeit über zuhause ist, ist dann der Dumme...

Ich bin nach dem "Urlaub" wieder arbeiten und es hat sich tagsüber sowas wie Normalität eingestellt. Nicht ganz, aber eben ein wenig.

Die Krankheit ist zwar da, aber die Hoffnung auch, die Hoffnung auf ein bischen schöne Zeit, die Ihr und uns bleibt. Und trotzdem gilt es, das eigene Leben weiter zu leben..man hat doch nur eins...

Allen liebe Grüße und noch mal Danke.

Hansi
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  #7  
Alt 07.02.2010, 14:10
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Das Leben nach der Diagnose...die plötzliche Angst die einem eiskalt umklammert

Hallo,

> Ich habe Angst, dass sie Schmerzen haben wird, und wir hilflos daneben stehen müssen.

Das müßt ihr nicht. Eine gute Schmerztherapie ist heute Stand der Medizin. Im Notfall wird es irgendwann Morphium iv sein mit mobiler Schmerzmittelpumpe.

> Ich habe Angst davor, dass es soweit kommt, dass Sie uns nicht mehr erkennt.

Das kann passieren.

> Ich habe Angst das Falsche zu tun...

Die hat jeder als Angehöriger. Und diese Angst wird nach dem Tod deiner Mutter abgelöst werden durch Schuldgefühle, weil du ja vielleicht doch da und da das und das hättest "besser" machen können. Völlig normal.

> Unser größter Wunsch ist, dass sie mit einem Lächeln gehen kann...

Wer wünscht sich das nicht. Aber rechne nicht damit. An Krebs zu sterben ist leider oft (trotz weitestmöglicher Schmerzfreiheit) langsam und qualvoll. "Friedlich einschlafen", am besten noch mit einem Lächeln, ist ein Ideal, das manchmal eintritt. Aber nicht die Regel.

> Wie schafft man es dem wichtigsten Menschen im Leben zu zeigen, dass er nicht alleine ist, wenn er gehen muss?

Das wirst du selbst am besten wissen! Sei so, wie du bist, biete Hilfe an, kümmer dich. Das wird deine Mutter schon sehr genau verstehen. Darüber vorher lange zu reden und das x mal zu beteuern hat nach meiner Erfahrung wenig Sinn. Deine Mutter hat anderes im Kopf. Und dich wird man an deinen Taten erkennen.

> Ja, ich habe auch Angst daran zu zerbrechen.....ist doch völlig normal, oder?

Natürlich. Allerdings habe ich bei mir festgestellt (meine Frau ist an BK gestorben und war die letzten Wochen Zuhause), dass man in Krisensituationen über sich hinaus wächst. Wenn deine Mutter mal intensiver Fürsorge bedarf, wirst du gar keine Zeit mehr haben, über Ängste nachzudenken. Du wirst dann einfach das tun, was getan werden muss.

> irgendjemand hat hier im Forum geschrieben, dass nicht wir es sind die gehen müssen...wir dürfen noch bleiben...aber was wenn ich mich dabei schlecht, schuldig und hilflos fühle????

Das könnte ich gewesen sein. Aber auch viele andere. Ja, es geht in dieser Situation m.E. nicht um die Angehörigen und deren Ängste und Probleme. Es geht um denjenigen, der sterben muss. Wie sich die Angehörigen dabei fühlen, finde ich nicht so wichtig. Die können ja z.B. hier ihr Herz ausschütten. Niemand behauptet, dass es einfach ist, einen geliebten Menschen beim Sterben zu begleiten. Da muss man als Angehöriger wohl durch, wenn man nicht den leichteren Weg wählen und einfach abtauchen will.

Viele Grüße,
Stefan
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  #8  
Alt 16.05.2010, 22:59
grenzbaer grenzbaer ist offline
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Standard AW: Das Leben nach der Diagnose...die plötzliche Angst die einem eiskalt umklammert

Wie die Zeit rast....

Das Beste zuerst, meine Mama lebt immer noch! Und sie hört nicht auf zu kämpfen.

Kein Krebs ist wie der andere, zuviel Internet macht wahnsinnig...aber mir hat es auch geholfen...geholfen die Hoffnung nicht aufzugeben.

Die größter Erkenntnis: Nichts ist mehr so, wie es vorher war...alles ist anders..intensiver, nachhaltiger. Wichtiges ist plötzlich unwichtig und andersrum. Einzig die Angst ist geblieben, aber sie ist zu einem tolerierten Begleiter durch das Leben geworden, weil sie sowieso nicht geht...

Das nur als Zwischenstand.....für alle die zwischenzeitlich in eine ähnliche Situation geraten sind und auf der Suche sind....geht euren Weg, zusammen mit demjenigen um den es geht...er wird es spüren, darin Kraft sammeln und Leben...wie lange???? ....bis zum Tod...und der möge noch lange auf sich warten lassen!
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  #9  
Alt 16.05.2010, 23:40
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Chrigissi Chrigissi ist offline
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Standard AW: Das Leben nach der Diagnose...die plötzliche Angst die einem eiskalt umklammert

Hallo Hansi!
Alles was Du schreibst, hätte auch ich schreiben können.
Ich wünsche Euch die Kraft alles durch zu stehen, wer weis was uns noch bevor steht????
Bin auch momentan am Boden, aber die Hoffnung ist immer allgegenwärtig.
Die Ungewissheit macht mich fertig.
Bin in Gedanken bei Dir und deiner Familie...
Liebe Grüße: Christine
__________________
Wirklich trösten kann nur,
Wer selbst durch Leid gebeugt wurde.
Annegret Kronenberg
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  #10  
Alt 17.05.2010, 15:06
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Das Leben nach der Diagnose...die plötzliche Angst die einem eiskalt umklammert

Lieber Hansi,

zunächst mal: es ist lieb von dir, aber du musst dich nicht dauernd bedanken, dass hier Menschen sind, die mitlesen. Dafür ist ein Forum doch da.

Mir fielen zwei Dinge auf bei dir.
Einmal das mit dem Lächeln im Gesicht. Nun, dazu wurde schon einiges geschrieben. Meine Mutter hatte zwar nicht unbedingt ein Lächeln im Gesicht, als sie ging. Aber es war auch kein so "schlimmes Sterben", wie ich es manchmal hier lesen und wie es einige erleben mussten. Man kann den Patienten durchaus weitgehend schmerzfrei halten, damit er nicht unnötig leiden muss. Kann sein, dass er dann nicht mehr soviel von seiner Umwelt mitbekommt, doch das finde ich zweitrangig. Ein friedliches Lächeln würde ich allerdings nicht erwarten...man muss es nehmen, wie es kommt.

Das zweite war dein Satz:
"Sie muss jeden Tag sehen, dass sie nicht umsonst gelebt hat, sondern zwei Kinder gut vorbereitet hat fürs Leben. Und unsere traurigen Gesichter sollen nicht das letzte sein, was sie in dieser Welt sieht. Das ist mein Ziel, mein Wunsch."

Das ist sicher ein wunderbarer Ansatz! Traurig um sie herumzustehen, würde ihr nicht helfen, sie eher belasten.
Aber du darfst ihr durchaus einmal sagen, dass du sie gern noch ein bischen bei dir hättest, und dass du sie vermissen wirst, weißt du - wenn dir danach ist. Es zeigt deine Liebe genauso, wie wenn du für sie da bist, und alles mögliche für sie tust. Bei meiner Mutter und mir hat sich solch ein Austausch auch einmal ergeben, wir standen uns sehr nah. Es war völlig natürlich, dass ich auch diese Gefühle irgendwann zur Sprache brachte, und sie konnte sehr gut damit umgehen. Mit dem Aussprechen dieses Satzes war es dann aber auch gut für mich.

Wie die Angehörigen dabei fühlen, sei nicht so wichtig, schrieb Stefan. Dem kann ich bedingt zustimmen. Jedoch sollte man dem Betroffenen authentisch gegenübertreten, und ihm nichts vorspielen. Es ist nur menschlich, wenn man selbst auch einmal traurig ist. Meist reißt man sich eh schnell wieder zusammen.

Wie schon einige hier schrieben, wächst man tatsächlich über sich hinaus, vor allem, wenn man zum Betroffenen eine innige Verbindung hat. Wenn ich heute das dicke Tagebuch lese, das ich zur Zeit der Erkrankung meiner Mutter (auch Kleinzeller) geschrieben habe, kann ich manchmal nur staunen, wie wir diese schwere Zeit bewältigt haben. Und auch staunen, wieviel Schönes wir trotz allem teilen durften!

Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und Mut, und wenig Zweifel und Ängste. Wann immer du magst, erzähl gern ein bischen. Du langweilst hier ganz sicher niemanden.

Liebe Grüße
Blume
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Geändert von Blume68 (17.05.2010 um 15:08 Uhr)
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  #11  
Alt 17.05.2010, 17:55
Reinhard Reinhard ist offline
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Hallo Blume,

ich als Betroffener finde, das hast Du sehr schön gesagt und kann dem nur zustimmen.

LG Reinhard
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  #12  
Alt 18.05.2010, 16:50
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Blume68 Blume68 ist offline
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Danke, lieber Reinhard, darüber freue ich mich sehr.

Liebe Grüße
Blume
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  #13  
Alt 29.05.2010, 23:17
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Blume68 Blume68 ist offline
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Lieber Hansi,

wie geht es dir? Und wie geht es deiner Mama?
Magst du dich mal melden?

Ganz liebe Grüße
Blume
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  #14  
Alt 26.07.2010, 12:37
grenzbaer grenzbaer ist offline
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Standard AW: Das Leben nach der Diagnose...die plötzliche Angst die einem eiskalt umklammert

Hallo an alle hier!

Die letzten Monate waren sehr sehr anstrengend, nicht für uns, für meine Mama. Es ist so viel passiert, auch bei mir in meinem eigenen privaten Umfeld, dass ich hier nicht mehr viel machen konnte. Ich hatte eine hypert. Entgleisung, habs aber gut überstanden. Ging ganz schnell....nach einem durchgearbeiteten Wochenende, gingen mir dann am Montag im Büro buchstäblich die Lichter aus...bekomme jetzt Tabletten gegen Bluthochdruck und arbeite daran, gelassener zu werden.

Stand der Dinge bei meiner Mama:


Erst mal die positiven Dinge:

Die Chemo ist beendet und war äusserst erfolgreich. Unglaublich, aber der "ET" getaufte ist WEG! Jawohl, weg! Man kommt sich vor wie Wackelpudding nach dieser Nachricht...Freude beschreibt den Zustand nicht so wirklich, zumal im Anschluss ja noch die Bestrahlung des Kopfes kam.....

Jetzt zu den negativen:

Die zum Ende der Chemo hin schon wieder wachsenden Haare sind am Ende der Bestrahlung (vor 2 Wochen) leider wieder vollkommen weg, bis auf einen neckischen Büschel oben an der Stirn. Nächster planmässiger Arzttermin wäre in 6 Wochen...AAAABER...

Nach all dem, was meine Mama jetzt durchgemacht hat...hat sie nach der Bestrahlung plötzlich Probleme anderer Art. Die früher, auch während der Chemo so freundliche, unternehmungslustige Frau, ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Sie hat viele Dinge einfach vergessen, kommt plötzlich mit den einfachen Dingen des Lebens (Toilette, Hygiene, Essen) nicht mehr klar, weiss nich mehr wie man sich ein Frühstücksbrot schmiert und wird zu alledem noch aggresiv...man hat das Gefühl, es rattert fortlaufend in ihrem Kopf, und sie schafft es nicht, so sehr sie sich auch bemüht...sie ist total hilflos.

Ursächlich war, laut Aussage der Medizinerin im Strahlenzentrum, eine Gehirnschwellung...die hat man nach Auftreten der Symptome und leider erst auf unser Nachfragen mit Cortison behandelt und es ist zunächst etwas besser geworden. Wobei sich das Verhalten in der letzten Woche dramatisch verschlechtert hat.

Es war ein so schwerer Gang, sich einmal vor Ort über Möglichkeiten zu erkundigen wie Essen auf Rädern, Nachsorgebetreuung nach Krebserkrankungen, Tagespflege...aber was sind denn die Optionen...meine Überstunden sind abgefeiert, meine letzte Woche Urlaub habe ich jetzt, bei meiner Schwester siehts ähnlich aus und im Job ist grad eh alles ungewiss...

Hat das jemand von Euch auch schon erleben müssen, dass sich die vorsogliche Starhelntherpie am Kopf, so negativ ausgewirkt hat???

Ich sende allen Betroffenen, Angehörigen und sont irgendwie Beteiligten liebe Grüße, viel Kraft und Durchhaltevermögen.

Bedanken möchte ich mich für den Zuspruch und die aufmunternden Worte hier, wenns manchmal nicht mehr ging, hab ich als hier noch mal gelesen, auch wenn es nichts zu schreiben gab, weil ich ja nicht "Das Chemotagebuch Teil V" hier reinsetzen wollte.

Wichtig war für mich die Erkenntnis: Nicht ICH bin erkrankt sondern meine Mama. Ich bin dazu da das Umfeld zu ebnen und sie zu unterstützen...solange es geht und ich/wir es können.

Leider ist jetzt der Punkt erreicht, wo es eben alleine nicht mehr gehen wird....wir müssen uns über kurz oder lang Hilfe holen...dabei macht sich eine andere Traurigkeit breit, eine weitere Form der Hilflosigkeit...

Sind eigentlich hier Kraftausdrücke erlaubt? Dann wär hier jetzt die Stelle wo ich ganz groß ******* schreiben würde..

LG @ all

Hansi

Geändert von grenzbaer (26.07.2010 um 12:43 Uhr)
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  #15  
Alt 11.12.2010, 23:04
grenzbaer grenzbaer ist offline
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Standard AW: Das Leben nach der Diagnose...die plötzliche Angst die einem eiskalt umklammert

Hallo alle Betroffenen.

Der Kampf ist verloren...und doch haben wir noch einige schöne wertvolle Tage gewonnen gehabt....und wir können voneinander Abschied nehmen....der Kopf ist voller Metastasen und sie geben ihr noch höchstens 2 Monate. Danke für die Kraft die ich auch in diesem Forum schöpfen durfte. Dadurch war es möglich ihr noch den einen oder anderen schönen Tag zu schenken...nicht zu vergessen die Tage die Sie uns geschenkt hat.

Ich hatte gedacht, es könne nicht noch schlimmer kommen, aber jetzt jeden Tag nach Hause zu gehen mit der Gewissheit...es könnte durchaus das letzte Mal sein, dass man die geliebte Hand seiner Mutter berührt, einen liebevollen Blick von Ihr erhält...

Noch schlimmer ist die Kälte und die Ignoranz die einem die Mitmenschen in so einer Situation entgegenbringen......ich habe erkennen müssen, dass es selbst im engsten privaten Umfeld Menschen gibt, denen Gefühle dieser Art völlig abhanden gekommen sind...

Wo immer meine Mama auch hingehen wird, sie wird immer bei mir sein, so wie sie immer bei mir war.

Danke Mama, du bist die Beste die ich mir hab vorstellen können.

Danke...
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