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  #1  
Alt 01.12.2012, 01:22
laaxy laaxy ist offline
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Beiträge: 5
Standard Mama hat Krebs

Hallo, meine Mama hat vor 3 Jahren nachdem sie plötzlich auf der Straße zusammengeklappt ist die Diagnose Hirntumor bekommen. Dieser wurde damals behandelt und es sah auch erst ganz gut für sie aus. Daraufhin war sie in der Nachsorge und es wurde nochmals nachbestrahlt um mögliche Reste noch abzutöten hieß es. Ich war das letzte Jahr im Abschlussjahr meines Studiums und hab geplant danach nach Spanien zu gehen um dort ein Praktikum zu machen, da ich Übersetzer für Deutsch, Englisch und Spanisch studiert habe. Nunja, alles war organisiert, bis mein Vater 2 Monate vor meiner abreise zu mir kam und mir sagte "ich habe lang hin und her überlegt ob ich es dir überhaupt sagen soll, aber um deine Mama steht es viel schlimmer als du bisher dachtest. Vor einigen Monaten haben mir die Ärzte gesagt, dass der Tumor inoperabel sitzt und schnellwachsend ist". Ich bin natürlich aus allen Wolken gefallen und hab ihn gefragt warum er mir das nicht gleich gesagt hat. Er meinte da ich in der Zeit wo er es erfahren hat in den Abschlussprüfungen steckte wollte er mich nicht belasten. Außerdem sagte er mir, dass sich meine Mama selbst garnicht so ganz klar über ihre Situation ist, und dass das gut so ist weil sie sonst den ganzen Lebensmut verlieren würde und ja gerade der manchmal noch den Unterschied ausmacht. Ich konnte diese Neuigkeiten erstmal nicht verarbeiten und bin erst einige Wochen später mit meinem Vater zwecks meines anstehendem Praktikums in Spanien gesprochen. Ich sagte ihm, dass ich nun natürlich ein sehr schlechtes Gewissen hab für ein halbes Jahr ins Ausland zu gehen, da ich ja nicht weiß ob ich meine Mutter nochmals lebend zu Gesicht bekomm. Er meinte darauf, ich sollte es unbedingt machen, da 1. er glaube sie würde nicht gleich innerhalb des nächsten halben Jahres sterben, 2. es für sie schlimm wäre wenn sie das Gefühl hätte ich würde meine Pläne wegen ihr über den Haufen werfen. 3. Weil sie sich dann erst recht über ihren u. U. baldigen Tod im klaren werden würde. 4. weil ich beruflich in die Gänge kommen müsse und ja jetzt in Deutschland nichts hab. 5. Das sei seine Aufgabe sich um sie zu kümmern, ich solle meinen Weg gehen

Nunja ich bin jetzt seit 2 Monaten in Spanien, mir ging es erst ganz gut (weil ich meine ganzen alten Freunde wieder traf, hab früher in Spanien gelebt) aber mittlerweile übermannen mich oft starke Schuldgefühle und Angst. Ich rufe regelmäßig zuhause an, kann zurzeit aber nur mit meinem Vater sprechen, da meine Mama zurzeit wieder in Chemo ist, und während der Zeit in einem Pflegeheim untergebracht ist, da es sonst sehr kompliziert wäre. Anfang Januar komme ich meine Familie für eine Woche besuchen. Aber ich hab ständig diese Gedanken im Kopf, was ist wenn sie zuvor stirbt? bin ich ein schlechter Sohn oder Mensch weil ich nicht an ihrer Seite bin? Was ist wenn sie schon gestorben ist, und mein Vater es mir wieder verschweigt, weil er es nicht übers Herz bringt es mir zu sagen. Das letzte mal hab ich mit ihr vor einem Monat telefoniert, da machte sie einen sehr guten Eindruck. Ich würde ja auch gerne mit ihr reden aber mein Vater meint ich solle sie jetzt während der Chemophase in Ruhe lassen. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe Angst und fühle mich schlecht.

Danke für zuhören
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  #2  
Alt 01.12.2012, 09:36
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Beiträge: 1.519
Standard AW: Mama hat Krebs

Guten Morgen Laaxy,

tut mir sehr leid, dass deine Mama nach drei Jahren nun wieder kämpfen muss! Die Krankheit ist einfach schrecklich heimtückisch.

Was dich persönlich angeht, so denke ich, dass dir niemand die Entscheidung abnehmen kann, wie du dich verhalten sollst. Ich bin selbst Mutter einer knapp 15jährigen Tochter und wenn ich mir vorstelle, dass ich womöglich eines Tages in der Situation sein könnte, schwer krank zu sein, dann würde ich dennoch wollen, dass meine Tochter ihren Weg geht und ihr Leben lebt. Das ist die Elternsicht, dir dein Papa dir ja sehr eindeutig geschildert hat. Es ist ja auch tatsächlich so, dass man als Angehöriger nicht sehr viel tun kann außer da sein...

Als Tochter betrachte ich deine Situation anders... Mein Papa ist im Februar dieses Jahres gestorben. Nun habe ich das große Glück gehabt, meinen Eltern auch geographisch sehr nah zu sein. Ich habe so viel Zeit wie irgend möglich mit meinem Vater verbracht und ich bin froh und dankbar, dass ich es konnte. Mein Vater wollte gern zuhaus sterben und das hat meine Mama ihm mit meiner Unterstützung ermöglichen können. So seltsam das klingen mag, ich bin wirklich dankbar, dass ich meinen Papa bis zum Schluss begleiten durfte, dass er die Nähe zugelassen hat. Das Gefühl, für ihn dagewesen zu sein in einer Zeit, da es ihm sehr, sehr schlecht ging, diese Nähe und Intensität gespürt zu haben, das tröstet mich oft und ich hüte es wie einen Schatz in meinem Herzen. Natürlich auch all die Erinnerungen an meine Kindheit und besonders schöne Erlebnisse mit meinen Eltern. Ich persönlich hätte mir wohl nicht verziehen, wenn ich anders gehandelt hätte. Aber das ist nur MEIN Weg gewesen. Das soll jetzt also ausdrücklich nicht bedeuten, dass du sofort alles hinschmeißt und aus Spanien sofort zu deiner Mama eilst. Ich denke, du verstehst mich, oder? Vielen Menschen ist es ja schlichtweg nicht möglich, bei einem Angehörigen zu sein und deshalb sind sie nicht weniger traurig und verzweifelt und nehmen Anteil. Ich habe eher den eindruck, dass es für diejenigen oft sehr viel schlimmer ist, weil die Gedanken Karussell fahren.

Also, ich würde an deiner Stelle noch einmal ein offenes Gespräch mit deinem Papa führen. Vielleicht magst du ihn darum bitten, dass er dich ausdrücklich wissen lässt, wenn sich der Zustand deiner Mama verschlechtert, so dass es dir frei gestellt ist, dann auch heim zu deinen Eltern zu fahren. Ich denke, dass dein Vater dies verstehen wird. Und bis dahin könntest du ja, auch wenn du deine Mama telefonisch nicht erreichen kannst, ihr beispielsweise Briefe oder Mails schreiben (vielleicht tust du das ohnehin), so dass du dich ihr nahe fühlst und umgekehrt.

Es ist eine sehr schwierige Situation und ich kann mir vorstellen, wie hin- und hergerissen du dich fühlen magst. Horch einfach in dich hinein und ich bin mir sicher, du wirst das für dich Richtige tun!

Liebe Grüße nach Spanien
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #3  
Alt 03.12.2012, 09:43
Sonnenschein_2012 Sonnenschein_2012 ist offline
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Beiträge: 31
Standard AW: Mama hat Krebs

Lieber Laaxy,

ich kann mich hier meiner Vorrednerin nur anschließen.

Als Mutter würde ich immer sagen, Junge geh Deinen Weg und mach Dir nicht so viele Gedanken um mich. Als Tochter würde ich natürlich meiner Mutter so nahe wie möglich sein und sie weitgehenst begleiten und unterstützen wollen.

Horch einfach in Dich, aber mach Dich nicht verrückt. Wenn Du das wirklich dringende Bedürfnis nach ihr hast, dann setz Dich in den Flieger. Ansonsten kannst Du Deine Anteilnahme schriftlich ausdrücken. Deine Mutter freut sich sicher über jeden Brief. Ansonsten meine ich fast, sie fühlt es doch, dass Du in Gedanken bei ihr bist. Deine Zeilen klingen sehr herzlich und verbunden.

Alles Gute und viel Kraft!
Sonnenschein
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  #4  
Alt 03.12.2012, 10:22
Benutzerbild von wildcat2505
wildcat2505 wildcat2505 ist offline
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Standard AW: Mama hat Krebs

Hallo Laaxy
auch in bin Mutter und auch ich würde in einem solchen Fall wollen, dass mein Kind seinen Weg geht. Denn so traurig es ist, es gibt immer ein Leben danach.
Sicher, man kann seine Pläne aufschieben, verschieben - aber so hart das klingen mag...ist das wirklich nötig?
Nicht falsch verstehen bitte...ich finde es superschön, dass du deine Eltern so sehr liebst (das merkt man in jeder Zeile) und es ist in diesem Sinne nachvollziehbar, dass dich ein schlechtes Gewissen packt.
Was hab ich letztens gelesen? "Deine Eltern hielten deine Hand, als du die ersten Schritte getan hast - vergiss du nicht, ihre Hand zu halten, wenn sie ihre letzten tun." Ich denke, das ist genau das Dilemma in dem du steckst.
Halt dich an den Rat deines Vaters...Gehe deinen Weg
Halt dich an dein Gefühl ... sei da, wenn sie dich braucht
Halt dich an dein Leben ... arbeite für deine Pläne, Ziele und Wünsche
Manche sagen, diese 3 Dinge gehn nicht zusammen....doch, gehn sie...jedes zu seiner Zeit...nur nie zusammen
Ansonten kann ich mich nur dem anschliessen, was Mirilena sehr treffend gesagt hat.
Ich wünsche dir für die kommende Zeit von Herzen alles Gute und eine Entscheidung, mit der du immer wirst leben können
in diesem Sinne
__________________
GlG Rika
mein Mann: Hautkrebs pT3aN1aM1c Klinisches Stadium IV, CL 4 *16.09.1963 - 26.1.13
Nicht die Zeit heilt unsere Wunden, wir gewöhnen uns nur an den Schmerz
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  #5  
Alt 03.12.2012, 19:11
laaxy laaxy ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 21.10.2011
Beiträge: 5
Standard AW: Mama hat Krebs

Vielen Dank für die tollen Antworten! Ihr habt mir wirklich geholfen. Danke!!!
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  #6  
Alt 06.12.2012, 21:56
Benutzerbild von wildcat2505
wildcat2505 wildcat2505 ist offline
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Registriert seit: 26.07.2012
Ort: NRW
Beiträge: 189
Standard AW: Mama hat Krebs

schön, dass wir helfen konnten.
Magst du uns berichten, zu welchem Ergebnis du gekommen bist?
Ich wünsch dir alles alles Gute
__________________
GlG Rika
mein Mann: Hautkrebs pT3aN1aM1c Klinisches Stadium IV, CL 4 *16.09.1963 - 26.1.13
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