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Alt 12.12.2010, 14:12
H. Engels H. Engels ist offline
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Registriert seit: 12.12.2010
Ort: Remstal
Beiträge: 18
Standard Nur noch Tage

Liebe Forengemeinde,

am Donnerstag las ich zum ersten Mal in diesem Forum.
Warum? Am Mittwoch Abend bekamen wir einen Anruf das unsere Mutter (64) "Gelbsucht" hätte und am Donnerstag ins Krankenhaus gehe.

Am Donnerstag vormittag war es dann soweit und wir bekamen schon recht bald den Anruf meies Vaters: Mama hat Metastasen in der Leber, das wurde so beim Ultraschall festgestellt.
Am späten Nachmittag wurde dann noch eine Sonografie gemacht, die dann etwas mehr Klarheit brachte.
Der Tumor ist so groß das er nicht mehr operabel ist und auf die Abläufe auch der umliegenden Organe drückt, daher auch die Gelbfärbung.

Ich habe mich daraufhin am Donnerstag direkt ein wenig kundig gemacht und bereits da die bittere Erkenntnis erlangen müßen wie hoffnungslos die Situation für meine Mutti ist.

Am Freitag vormittag wurde dann noch eine CT gemacht wobei meine Mutter direkt nach der CT zu mir sagte "Das war unnötig"!
Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Ergebnisse der CT aber meine Mutter sah es genau so.
Ich bin froh das wir uns mit dem Thema Tod innerhalb der Familie beschäftigt haben und ihn als zum Leben gehörend ansehen.
Meine Eltern haben auch beide eine notarielle Patientenverfügung und diese letztes Jahr erneuert!

Ich habe mit Mama und Papa im Krankenhaus über die Situation gesprochen und meine Eltern berichteten mit das sie bereits am Donerstag Abend sich über das Thema Dignitas (Sterbehilfeorganisation in der Schweiz) unterhalten hätten für den Fall das die Ärzte hier in Deutschland sich quer stellen würden.

Mir zeigte diese Aussage wie intensiv sich meine Eltern mit dem Thema auseinandergesetzt hatten und wie klar für die beiden die Situation war.
Ich selber habe zu meinen Eltern gesagt das ich diese Maßmahme für nicht nötig halte und sie schlicht den Körper sich selber vergiften lassen sollen.
Unter Beigabe von Schmerzmitteln dürfte dies keinen wesentlichen Unterschied ausmachen wie die Dignitasmethode zumal Mutti ja noch keine Schmerzen hat.

Am Samstag kam dann der Arzt mit den Ergebnissen der CT, die klar zeigten wie die Situation wirklich ist.
Es kann noch der Versuch unternommen werden ein Röhrchen über die Speiseröhre einzuführen und einzusetzen das wie eine Art Umleitung das Gift abfliessen lässt.
Es wurde aber auch direkt gesagt das nicht sicher ist ob dies noch funktioniert und selbst wenn, würde es maximal 3 Monate Zeit bringen, mehr nicht.
Im anderen Fall wäre es nur noch eine Frage von Tagen!

Meine Eltern haben gestern dann noch alles durchgesprochen und uns Kinder heute morgen informiert das sie den Eingriff nicht machen lassen werden.

Sie sind übereinstimmend der Meinung das diese Verlängerung "Psychoterror" wäre, denn über evtl. Monate jeden Morgen mit dem Gedanken aufzustehen der Partner liegt tot da, ist niemandem zuzumuten und meine Mutti hat klar gesagt: "Ich will nicht mehr"!
Man muß dazu sagen das meine Mutti schon seit einigen Jahren aufgrund von Borreliose im Rollstuhl sitzt und nicht viel machen kann.

Weshalb schreibe ich dies alles hier?
Einerseits um mir den momentanen Schmerz vom Herz zu schreiben, andererseits aber auch um Menschen Mut zu machen.

Mut, auch mal den nicht unbedingt konventionellen Weg zu gehen und sich bewußt gegen manchmal unnötige Lebensverlängerung auszusprechen.

Ich bin stolz und voller Respekt über die Entscheidung meiner Eltern sich einen, nach ihrer und auch unserer Meinung, würdigen Weg zu wählen!

Ich wünsche Euch allen hier alles Gute und trotz der widrigen Umstände, gesegnete Weihnachten und viel Kraft im neuen Jahr.


Holger Engels

Geändert von H. Engels (12.12.2010 um 14:24 Uhr)
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