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  #211  
Alt 12.09.2013, 19:34
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo Nina,

als ich diese Sache mit den Kleidungsstücken deines Vaters und dem Grabbesuch und dem Country-Lied gelesen habe, musste ich auch ein bisschen weinen. Ich glaube, es ist auch jetzt noch die richtige (graue) Zeit dafür.

Vieles davon kommt mir soo bekannt vor.
Mein Vater ist nun 10 Jahre tot und ich komme mittlerweile gut klar, aber ab und an, bei bestimmter Musik oder einem bestimmten Film oder wenn ich Kleidungsstücke von ihm sehe, die meine Mutter nicht weggeräumt hat, überkommt es auch mich immer mal wieder.

Letztens habe ich alte Briefe und Papiere sortiert und da fiel mir völlig überraschend ein alter Zettel von ihm in die Hände (er schrieb auch meiner Mutter nach über 40 Jahren Ehe immer noch ab und an liebe Zettelchen und klebte sie irgendwo hin...) und auch da bin ich in Tränen ausgebrochen.
Das ist wohl einfach so.
Mir geht es auch dann nicht unbedingt total schlecht, es ist wohl einfach nur die Sehnsucht nach Demjenigen.

LG
von einer Heulsuse zur nächsten
Monika
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  #212  
Alt 12.09.2013, 20:55
Almnixe Almnixe ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina,

wir sehnen uns so sehr nach unseren Papas und Mamas. Ich kann Dich gut verstehen. Ich rieche auch immer noch an den Kleidungsstücken von meinem Papa und habe sofort das Gefühl, ihm ganz nah zu sein. Die Gerüche sind uns so sehr vertraut und wir vermissen sie eben auch. Dieses Unwirklich GEfühl habe ich auch. Sowohl bei meinem Papa als auch jetzt bei meiner Mama. Ich kann dann auch gar nicht glauben, dass sie nicht mehr da sind. Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass alles in Ordnung ist und ich muss mich zwingen, zurück in die Realität zu kommen.

Deine Mama möchte ganz bestimmt stark für Dich sein. Das wollte meine Mama auch. Egal wie tief ihr Schmerz ist, Deine Mama ist immer noch Deine Mama und ihre Aufgabe ist es, Dich so gut wie möglich zu beschützen und für Dich da zu sein. Und das macht sie, egal wie schlecht es ihr geht. Du brauchst sie und sie ist da. So ist das eben, wenn man noch ein "Kind" ist. Ich denke, es hilft ihr, auch ihre Trauer zu bewältigen, da es nun ihre Aufgabe ist, Dich durch die Trauer zu führen. Meine Mama hat auch immer so Sachen wie "Der Tod gehört zum Leben dazu" gesagt, wenn ich so traurig wegen Papa war. Es hat mir geholfen, dass sie vor mir auch realistisch mit dem Tod umgegangen ist...

Ich glaube auch, dass unsere Lieben uns näher sind als wir manchmal vermuten. Ab und zu schicken sie dann ein kleines Zeichen, wie ihr Lieblingslied.

Drück Dich ganz fest!

LG! Tina
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  #213  
Alt 12.09.2013, 23:49
Hase72 Hase72 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Ich denke auch - einen Papa oder gar eine Mama vergisst man nicht. Sie begleiten einem ein Leben lang. Und wenn sie vorausgegangen sind - man trägt sie im Herzen immer bei sich. Da ist platz für die Menschen die man lieb gewonnen hat in seinem Leben, an die man sich gerne erinnert mit gerüchen - mit Gestik oder mit speziellen Handlungen.

So sage ich dass meinem Mann immer wieder, bei seinem Vater steht der Tod kurz bevor. Von mir hat er sich in einem Traum bereits verabschiedet (ich bin in der Nacht aufgewacht und war fast froh da ich dachte dass er seinen Leidensweg endlich abgeschlossen hat) - warum das so ist weiss ich nicht. Er wird irgendwann in nächster Zeit ins Leberkoma fallen - vielleicht ist schon ein Teil von ihm vorausgegangen.
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  #214  
Alt 14.09.2013, 16:37
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo ihr Lieben!

Papa hatte ja einen ganz lieben Freund der selbst an Krebs erkrankt war. Die beiden haben sich oft gegenseitig aufgebaut und geholfen wenns mal wieder ganz dick gekommen ist. Sie waren auch öfters mal zur selben Zeit im Krankenhaus und haben ihre Chemos bekommen. Ja, sie waren echte Kämpfer!
Papas Freund ist ihm zirka zwei Monate nachdem Papa losgelassen hatte gefolgt. Wir haben damals überlegt ob wir auf die Beerdigung gehen sollten. Wir haben uns aber dann dagegen entschieden weil es zum einen noch soooo weh getan hätte und zum anderen war es ja Papas Freund gewesen.
Heute war ich alleine daheim und plötzlich kam mir der Gedanke ich könnte Papas Freund besuchen und ihm eine Kerze anzünden. Er ist an einem anderen Friedhof begraben und ich fuhr dort hin.
Natürlich war das Grab anfangs nicht so leicht zu finden und ich habe gesucht und bin alle Gräber abgelaufen. Irgendwann, als ich schon fast aufgegeben hatte und wieder heimfahren wollte sah ich plötzlich ein Grab mit seinem Namen.
Ich hatte immer nach einem Holzkreuz gesucht da er ja nach Papa begraben wurde. Er hatte aber schon einen Grabstein weil seine Frau auch schon verstorben ist. Ja, ich habe ihn gefunden und habe mich bei ihm bedankt dass er so ein guter Freund von Papa war und sie sich immer gegenseitig gestützt hatten. Ich musste bei der Heimfahrt zwar wieder weinen aber ich weiß dass es mir gut getan hatte und dass Papa stolz auf mich ist!
Ich hoffe die beiden haben sich da wo sie jetzt sind gefunden und haben mir heute zugesehen!

Ich wünsche euch ein ganz schönes Wochenende auch wenn das Wetter nicht so macht wie wir es gerne hätten! Alles Liebe
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  #215  
Alt 14.09.2013, 17:15
Benutzerbild von fraunachbarin
fraunachbarin fraunachbarin ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

liebe tina...
schön, daß du das grab gefunden hast und du dich verabschieden konntest.
ich habe auch, als ich mal wieder aufn friedhof war, andere gräber gesucht und auch gefunden. so konnt ich mich von drei freundinnen verabschieden, da ich auch nicht auf den beerdigungen war.
und ich bin mir sicher, daß sie sich da oben alle freuen, wenn wir sie bedenken.
drückerle, tine
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  #216  
Alt 17.10.2013, 20:31
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo ihr Lieben! Ich habe jetzt schon lange nicht mehr in meinem Thread geschrieben! Es geht mir so lala. Wie immer, wie ihr es alle wahrscheinlich auch kennt, es gibt bessere und schlechtere Tage!
WAs mir schon auffällt ist, dass ich es an manchen Tagen immer noch nicht wirklich realisiert habe dass mein Papa nicht mehr da ist. Ich weiß zwar dass er tot ist aber irgendwie kommt mir vor als ob sich mein Körper und mein Geist immer noch davor schützt diesen Gedanken zuzulassen. Kennt ihr das auch?
Gestern waren Mama und ich an dem Ort wo Papa geboren wurde ,wo er eine Kindheit verbrachte und wo seine Eltern begraben sind. Papa hat immer vor Allerheiligen das Grab seiner Eltern besucht und ein kleines Blumengesteck und eine Kerze hingestellt. Das haben wir jetzt für Papa übernommen! ES war schon sehr traurig und irgendwie komisch als wir diese Strecke mit dem Auto gefahren sind. Ich musste immer daran denken dass Papa diese Strecke so oft gefahren ist und dass er dort nie wieder fahren wird. Es ist ein kleiner und sehr ländlicher Ort mit wenig Einwohnern und wenig Häusern.
Als wir in die Ortschaft eingefahren sind habe ich einen kleinen Jungen mit dem Rad fahren sehen. Ich musste daran denken dass Papa dort zur Schule ging und wahrscheinlich auch so ähnlich ausgesehen hat.
Ich war froh dass wir das Grab besucht haben und ich weiß dass sich Papa sehr sehr gefreut hätte.

Mir kommen auch jetzt wieder öfters die letzten Tage in Papas Leben in den Kopf. ICh komme damit immer noch nicht klar dass ich die Marmorierung an Papas Beinen gesehen hatte aber sie nicht mit Tod oder Sterben in Verbindung gebracht hatte und es mir auch niemand gesagt hatte dass der Sterbevorgang schon begonnen hat.
Außerdem wundert es mich bis jetzt noch immer dass Papa am letzten Abend noch eine Käseplatte gegessen hat und sich noch zu uns an den Tisch gesetzt hatte obwohl ja die (für mich im Nachhinein klaren) Anzeichen des Sterbens schon zu sehen waren. Ich meine er war nicht mehr in wirklich guter Verfassung aber ich hätte nie im Leben daran gedacht dass Papa so schnell von uns gehen wird weil er ja noch nicht wirklich bettlägrig war und noch gut gegessen hatte. Ich versteh das ganze bis heute noch nicht wirklich. Mama meint ich habe das alles noch nicht verarbeitet und sollte mir vielleicht doch von einem Psychologen helfen lassen. Oder mir das ganze doch von unserer Hausärztin nochmal erklären lassen. Sie hat (so sagt sie zumindest) mit den letzten Tagen von Papa ihren Frieden geschlossen und denkt nicht mehr darüber nach aber mir schwirrt das alles noch immer im Kopf herum und ich habe auch noch immer Schuldgefühle weil ich es nicht erkannt habe und es doch schon Anzeichen gab.

Tja, irgendwie geht halt so jeder Tag vorbei. Manchmal muss ich schon in der Früh weinen weil ich überall Papa sehe und manchmal geht es einfach besser. Die Jahreszeit ist halt auch nicht gerade hilfreich und es kommen ja jetzt wieder "diese" Tage wie Allerheiligen und WEihnachten näher.
Ich freue mich überhaupt nicht auf WEihnachten oder auf Silvester und weiß noch überhaupt nicht wie es werden wird!

Ich wünsche euch allen einen erholsamen Abend und eine gute Nacht! Alles Liebe und bis bald!
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  #217  
Alt 17.10.2013, 20:48
indiansummer5000 indiansummer5000 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

häugig ist es so, dass der sterbend Mensch...genau weiß, ob er in seiner letzen Stunde, alleine sein möchte, oder nicht. Bei uns im Bekanntenkreis, war das so, die Oma meiner Freundin hat gewartet, bis ihre Tochter ( Mutter meiner Freundin aus den USA ) angereist kam. Bei Meiner Mutter war es 2007 ähnlich....

fühl dich ganz lieb umärmelt und gedrückt


Silvia
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  #218  
Alt 17.10.2013, 21:17
peanutsandjelly_78 peanutsandjelly_78 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo Gina,

ich stoße immer wieder auf Deine Beiträge... und möchte Dich dazu ermutigen, deinen Gefühlen weiter Raum zu geben. Ich kann voll und ganz verstehen, dass Du Deinen Papa unendlich vermißt.
Ich selbst bin auch ein sehr emotionaler Mensch und habe so Angst davor, meine Ma zu verlieren. Sie ist seit heute in einem Hospiz - noch vor einem Jahr hat sie ZUmba getanzt und auf meine kleine Tochter (fast drei Jahre alt) aufgepaßt. Meine kleiste Tochter (ein Jahr alt) hat sie nicht so kennenlernen dürfen wie meine erste, weil sie, als Lea vier Monate alt war, an Lungenkrebs erkrankte (Primärtumor unbekannt). Es geht einfach in meinen Kopf nicht rein, dass es jetzt ist, wie es ist.
Ich weiß nicht, woher ich die Kraft nehmen soll, dies alles auszuhalten. Meine Ma und ich sind uns sehr nah, es hört sich einfach Scheiße an, aber fast fühlt es sich so an, als stirbt ein Teil von mir mit. Besser kann ich es nicht ausdrücken.
Ich habe so Angst vor den dunklen Wochen/Monaten, die kommen werden, habe so Angst davor, sie gehen lassen zu müssen. Versuche, mir Sonne in mein Herz zu holen, bin aber momentan nicht wirklich gut darin.
Es tut gut zu lesen, dass es Menschen gibt, denen der Tod sehr nahe geht, die sich nicht einfach "zusammenreißen" und zur Tagesordnung übergehen können. Fühl Dich gedrückt!
Peanutsandjelly
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  #219  
Alt 17.10.2013, 22:51
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo Gina,

mein Vater ist nun 10 Jahre tot - und hin und wieder erwischen mich auch noch immer mal wieder diese ganzen Fragen "Wenn es doch " und "Hätte ich doch" und "Warum habe ich nicht...".

Aber das ist mit der Zeit deutlich weniger geworden - und das wird auch bei dir weniger werden.
Das dauert vielleicht noch ein bisschen, dein Vater ist ja noch nicht soo lange tot, noch nicht mal 1 Jahr, und der Schmerz bei dir ist noch recht frisch.

Irgendwann kommst du dahin, dass du auch bewusst siehst was du alles für deinen Vater getan und geleistet hast und die "Wenns" und "Aber" rücken mehr in den Hintergrund.

Fühl dich gedrückt,

Monika
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  #220  
Alt 18.10.2013, 18:37
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Danke ihr Lieben für eure Antworten!
Ich glaube auch dass diese kleinen Vorwürfe irgendwann mal in den Hintergrund rücken und viel Liebe und Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit bleibt.
Ich denke halt dass ich noch sehr viel zum Aufarbeiten und zum Nachdenken habe, es ist ja wirklich noch nicht lange her dass Papa von uns gegangen ist. Ich weine auch irgendwie gerne wenn ich alleine bin weil es mir nachher besser geht. Mir kommt es vor als ob ich viel herausweine und danach ein bisschen erleichtert bin. Es tut mir gut wenn ich weine und ich fühle mich da auch Papa ganz nahe. Es ist einfach komisch!
Im tiefsten Inneren weiß ich dass Papa weiß dass wir ihn lieb haben und dass er sagen würde dass wir alles richtig gemacht haben aber manchmal tauchen einfach diese "wenn und aber" auf.

Womit ich auch gar nicht klar komme sind Situationen wo ich Menschen sehe die sich ganz ungesund ernähren, rauchen oder trinken. Ich frage mich selbst immer warum mein Papa, der auch geraucht hat, diese schlimme Krankheit bekommen hat und von dieser WElt gehen musste. Ich suche immer wieder nach Gründen warum gerade mein Papa wenn es doch so viele Menschen auf dieser Welt gibt die nicht unbedingt gesund leben.
Ich weiß, es sind unrichtige Gedanken die ich habe und ich dürfte mich das eigentlich nicht fragen aber trotzdem kommt es immer wieder in gewissen Situationen. Mein Papa hat niemanden auf der Welt etwas angetan, war immer hilfsbereit und ein wirklich toller Papa, also ein guter Mensch.
Woran liegt es also dass es manche Menschen "erwischt" und viele andere nicht?
Bei meinem Papa kann oder besser muss ich sagen dass er geraucht hat und ich hätte somit einen eventuelle Grund für die Erkrankung aber was ist mit den Menschen die überhaupt kein Laster haben und sich fast wie ein Baby ernähren und von dieser Krankheit betroffen sind?! Woran liegt es wirklich? An den Genen, an der Lebensweise, an den schmerzlichen Erfahrungen und Schockerlebnissen.? Ich denke viel darüber nach aber komme nie auf einen grünen Zweig! Es ist einfach unfair!

LIebe Peanutsandjelly! Es tut mir leid dass deine Mum auch an Lungenkrebs erkrankt ist und ihr diesen schweren WEg gehen müsst. Ich hatte auch immer Angst davor dass ich irgendwann meinen Papa gehen lassen muss und irgendwann ist dieser Tag dann tatsächlich gekommen. Es ist eine schwere Zeit für euch aber sauge die Momente auf die du mit deiner Mama gemeinsam verbringst. Ich habe die Blicke, die Gesten, den Geruch und einfach alles von Papa so gut es geht in mich aufgesaugt. Mir hat das irgendwann mal jemand hier im KK geraten und ich habe es dann bewusst gemacht und denke jetzt noch oft an diese intensive Zeit. Manchmal lade ich mir diese wertvollen Bilder bewusst in meinen Kopf und dann ist mir Papa besonders nahe. Es wird dir später einmal sehr helfen!
Auch ich habe nie gewusst wo ich die Kraft hernehme das alles auszuhalten. Habe immer wieder gedacht, jetzt geht es dann bald nicht mehr und ich breche zusammen. Auch das Arbeiten gehen wurde zu mühsam. Gerade als sich die Situation dann zugespitzt hatte habe ich einfach nur mehr gehandelt und überhaupt nicht mehr nachgedacht. Ich habe keine Gefühle mehr aufkommen lassen und wollte nur mehr dass es Papa so erträglich wie möglich ging. Glaub mir, du hast die Kraft! Ich weiß, es ist furchtbar schwer und es tut verdammt weh aber wir sind leider nicht in der Lage etwas zu beeinflussen, wir können nur DA-sein für unsere Liebsten! Und das sind wir!
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und noch viele intensive Momente zusammen mit deiner Mama!

Alles Liebe ihr alle!
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  #221  
Alt 18.10.2013, 19:00
Benutzerbild von Rachel
Rachel Rachel ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

gina, deine worte könnten die meinen sein, danke dafür, mehr kann ich nicht schreiben.

lg gitti
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mein Mann: Adenokarzinom

man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt trotzdem wenn es dunkel ist - Kafka
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  #222  
Alt 20.10.2013, 21:38
Almnixe Almnixe ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina,

auch ich kann mich eigentlich nur Deinen Worten anschließen..

Weisst Du, an dem Tag als meine Mama gestorben ist, gab es ganz klare Anzeichen. Ich konnte sie nicht sehen, obwohl es mir im Nachhinein ganz klar ist. Es ist einfach eine andere Situation, in der wir uns als Angehörige befinden. Wir hoffen doch bis zuletzt und wollten ein Stück weit auch keine Anzeichen sehen...anders hält man es nicht aus...und wenn Dein Papa sogar noch einen Abend vorher mit Euch am Tisch saß und gegessen hat, dann ist es umso schwieriger, die Situation richtig einzuschätzten. Meiner Mama ging es sehr viel schlechter und ich habe es nicht gesehen....

Ich habe es genauso wie Du, dass ich alte Menschen sehe, die rauchen und trinken und immer älter werden...mir fällt das auch sehr schwer und manchmal schäme ich mich auch für die Gedanken, die ich dann habe

...aber ich glaube, es ist ok und wir dürfen es auch als ungerecht empfinden. Immerhin sind uns unsere Wurzeln viel zu früh genommen worden...

Ich habe Angst vor den dunklen Monaten und vor allem vor den Feiertagen...habe auch noch im Dezember Geburtstag...

Alles Liebe und fühl Dich gedrückt!

Tina

PS: Wir schaffen das alles trotzdem, da uns unsere Eltern zu taffen Mädels erzogen haben
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  #223  
Alt 23.10.2013, 10:03
Tiina Tiina ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina,
ich kann Deine Fragen sehr gut verstehen.
Auch ich habe mir schon so viele Vorwürfe gemacht, dass ich nicht erkannt habe, wie wenig Zeit uns noch bleibt (nicht am letzten Tag - da war es mir fast vor den Schwestern klar, aber in der Woche davor)...

Aber wir konnten es nicht wissen! Wenn Du sagst, dass Dein Papa am Abend noch mit Euch am Tisch gegessen hat - wie hättest Du darauf kommen sollen, dass es so schnell zu Ende geht? So oft liest man, dass das Einstellen des Essens und dann auch Trinkens den Sterbeprozess einläutet...

Bei uns war es auch so - von 12 Bewohnern des Hospizes waren 10 immer in ihren Zimmern... meine Mami ist jeden Morgen aufgestanden, sie konnte wegen der fehlenden Luft zwar nicht mehr gehen, aber wir waren jeden Tag mit dem Rollstuhl draußen, bis 40 Stunden vor ihrem Tod hat sie ganz normal und mit Appetit gegessen, selbst am letzten Tag hat sie noch Eis gegessen...

Ich kann mir aber gut vorstellen, dass Dein Papa mit dem Ablauf sehr zufrieden ist - dass Eure letzte gemeinsame Aktion ein gemeinsames Abendessen war und nicht tagelanges Ausharren am Bett, während er nicht mehr bei Bewußtsein ist... Vielleicht war dieses gemeinsame Essen auch viel schöner so für Deinen Papa, wo Euch nicht klar war, wie nah das Ende ist!

Alles Liebe,
Anja
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  #224  
Alt 23.10.2013, 17:38
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Ach danke ihr Lieben für die Worte und für eure Erfahrungen!
Anja, der Gedanke dass mein Papa mit dem Ablauf zufrieden war ist schön und beruhigt mich! An das hätte ich selbst nie gedacht aber es könnte wahr sein! (wirklich erfahren werde ich es ja nicht mehr) Danke! Alles Liebe!
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  #225  
Alt 02.11.2013, 19:27
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo ihr Lieben!
Ich habe vor gut einer Woche eine ganz komische Erfahrung gemacht die mir bis heute nicht wirklich aus dem Kopf geht!
An dem Tag als mein Papa diese Welt verlassen hat bin ich ja um wahrscheinlich nur wenige Minuten zu spät gekommen und konnte nur mehr seinen toten Körper sehen. Mich belastet das immer noch sehr und ich mache mir deshalb auch noch immer Vorwürfe auch wenn ich weiß dass mein Papa es sicherlich so wollte wie es geschehen ist. Aber ich hätte ihn so gerne begleitet und mich von ihm verabschiedet.
Mein Hündchen muss eher selten aber manchmal doch in der Nacht raus. Meistens tritt sie dann irgendwie laut umher sodass ich aufwache und sie rauslassen kann aber manchmal höre ich es nicht und sie flieht dann ins Bad auf den Badeteppich der wahrscheinlich am meisten der Wiese ähnelt. Meistens sehe oder spüre ich das nasse Ergebnis dann erst am nächsten Morgen wenn ich ins Bad gehe. In dieser Nacht habe ich das Herumtappen im Schlaf zwar gehört, bin aber erst später wach geworden und ihr nachgegangen. Auf einmal sah ich wie sie aus dem herauskam und merkte dass sie ihr "Geschäft" schon erledigt hatte.
Ich sah die Lacke am Badeteppich und bekam es auf einmal so mit der Angst zu tun dass ich zu Weinen begonnen hatte. Dieses "zu spät" sein erinnerte mich wieder so sehr an den Tag als Papa gestorben war und ich auch um nur wenige Minuten zu spät war. Ich habe meinen Papa wieder liegen gesehen.
Ich weiß, manche werden jetzt denken ich spinne ein bisschen weil ich solche Vergleiche mache aber ich fühlte mich so schlecht und es geht mir bis heute nicht aus dem Kopf dass ich wiedermal "zu spät" gekommen bin.

Gestern haben wir Allerheiligen gefeiert. Papas Grab war wunderschön! Es war ein schwieriger Tag aber wir haben ihn gut gemeistert! Es wird mit der Zeit nicht wirklich leichter sondern manchmal sogar schlimmer. Ich beginne viele Dinge erste jetzt zu realisieren und zuzulassen. Die Oberflächlichkeit von manchen Menschen macht mich manchmal auch immer noch sehr wütend und traurig! Ich weiß ja, das Leben da draußen geht weiter! Aber es fehlt ja trotzdem einer! Mein Papa! Viele seiner Freunde und Bekannten haben das glaube ich schon wieder vergessen! Ich weiß, es ist ganz normal und auch richtig so wie es ist! Aber an manchen Tagen tut es einfach furchtbar weh!
Ich fürchte mich auf Weihnachten!

Ich wünsche euch einen schönen Abend und ein erholsames Wochenende!
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