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  #1  
Alt 03.04.2006, 13:04
joli joli ist offline
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Standard Sind wir zu egoistisch?

Heute möchte ich gerne mal Eure Meinung wissen, nachdem ich längere Zeit nur mitgelesen habe... seid ehrlich, auch wenn es mir vielleicht nicht gefällt.

Wir wissen seit dem 6. März, dass mein Vater an einem inoperablen Lungentumor erkrankt ist mit Metastasen in der Leber und auf der Wirbelsäule. Seit der Diagnose ging es rapide bergab. Erst konne er nicht mehr gut laufen, dann hat er aufgehört zu essen (15kg in 3 Wochen abgenommen) und dann wurde er inkontinent. Mittlerweile kann er nur mit Hilfe gehen, sich im Bett nicht mehr aufrichten, nicht mehr richtig sprechen und ist auch sonst sehr abwesend. Ausserdem hatte er wohl einen leichten Schlaganfall (die Untersuchung auf Hirnmetastasen hat "zum Glück" nichts gebracht), wodurch er Wortfindungsstörungen hat.
Das Gespräch wegen der Therapie haben wir erst am Mittwoch, deshalb hab ich auch noch keine genauen Infos zur Tumorart. Er ist aber unserer Meinung nach sicher auch schwer depressiv... für ihn ist das Leben zu Ende.

Am Freitag hat meine Mutter den Hausarzt gerufen wegen den Sprachproblemen, der hat aber nach Absprache mit den Spitalärzten nur irgendein Mittel verschrieben. Meine Mutter hat sich nicht getraut zu sagen, dass sie die Pflege nicht mehr schafft, aus Angst als "Rabenehefrau" dazustehen... sie war selbst total erschöpft und konnte in der Nacht doch nicht schlafen, da sie ständig auf ihn aufpassen musste. Zusätzlich kam noch dazu, dass er bei anderen Leuten (zB. als mein Bruder aufgepasst hat) viel mehr selbst tun konnte... irgendwie lässt er sich (sicher unbewusst) bei meiner Mutter total gehen.

Ich habe nach Absprache mit meinem Bruder den Hausarzt nochmals angerufen und gesagt, dass wir möchten, dass mein Vater wieder ins Krankenhaus kommt... es war ein schreckliches Gefühl das zu machen... aber im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass er auch einen Pilz hat und zuwenig Sauerstoff bekommt. Die Ärzte haben wenigstens bestätigt, dass es notwendig und richtig war, was meine Schuldgefühle etwas verkleinert. Und meine Mutter hat sich bedankt... es geht ihr jetzt wieder viel besser. Das war für mich auch beruhigend... ich glaube ich habe das richtige getan.

Eigentlich sind wir ja nicht mal im Therapiestadium, erst 3 Wochen seit Diagnose... ich frag mich verzweifelt, wie es weiter werden soll. Oder kehrt vielleicht mit der Therapie sein Lebenswille zurück und wir können ihn wieder nach Hause nehmen?

Meine Mutter arbeitet 60% als Lehrerin, sie schöpft daraus Kraft und wir wollen eigentlich nicht, dass sie das aufgeben muss. Mein Bruder und ich arbeiten auch voll und meine Schwägerin hat 1, bald 2 kleine Kinder... Ich lese hier so viel, dass Leute zuhause gepflegt werden. Wie schafft ihr das bloss? Und sind wir egoistisch, wenn wir denken, dass er im Spital besser aufgehoben ist und wir dabei auch noch selbst weiterleben können?

Sorry... ist etwas lang und wirr geworden, aber es musste mal raus.... Vielleicht könnt ihr mir ja Hinweise geben.

Liebe Grüsse
Joli
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  #2  
Alt 03.04.2006, 14:01
eternity_76 eternity_76 ist offline
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Standard AW: Sind wir zu egoistisch?

Hallo.
Ich weiß wie es Euch geht, da wir meine Großmutter zu Hause gepflegt haben, bis zu ihrem Tod.
Es gibt, glaube ich, keine richtig oder falsch. Ein wichtiger Aspekt ist auch die Meinung seiner Ärzte. Sie können wohl am ehesten sagen ob es überhaupt in so einer Situation machbar ist Deinen Vater selbst zu pflegen.
Ich selbst bin Betroffene und Anghörige von dieser heimtückischen Krankheit Krebs. In einer solchen Situation mobilisiert man ungeahnte Kräfte um sie zu bewältigen. Meist merkt man garnicht wie ausgelaugt der eigene Körper ist, bei uns kam erst viel später das Gefühl keine Kraft mehr zu haben.
Aber lasst Euch von niemandem ein schlechtes Gewissen einreden !!! Natürlich kann man ganz einfach sagen, ihr habt als Kinder und Ehefrau einfach die Pflicht ihn zu pflegen, aber ihr habt auch ein Leben. Und das muß trotz aller Leid und Probleme weiter gehen. Ich möchte nicht herzlos klingen, schließlich liebt Ihr ihn ja. Aber was hat es für einen Sinn sich selbst und seine lieben völlig aufzugeben und full-time-job zu machen beim dem ausgebildete Kräfte schon an ihre Grenzen gehen?
Ich selbst würde spontan immer sagen, ich würde z. B. meine Eltern zu Hause betreuen, aber wenn ich nur ein bischen realistisch bin, ist es garnicht möglich. Wir haben zwei kleine Kinder, nicht die räumlichen Möglichkeiten und ich könnte es körperlich auch nicht.
Diese Entscheidung kann Euch leider wohl keiner abnehmen, es sei denn es ist medizinisch notwendig in stationär auf zu nehmen.
Aber Ihr dürft Euch, trotz aller Liebe zu Deinem Vater nicht selbst aufgeben.
Ich wünsche Euch, das Ihr bald eine befriedigende Lösung für alle beteiligten findet, und vor allem wünsche ich Deinem Vater und der ganzen Familie viel Kraft.
sanny
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  #3  
Alt 03.04.2006, 14:29
Benutzerbild von ~Jessie~
~Jessie~ ~Jessie~ ist offline
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Standard AW: Sind wir zu egoistisch?

hallo joli!

ich finde das klasse, dass du mal so einen thread eröffnet hast. denn ich habe mich das auch schon oft gefragt.

meine mum ist auch an krebs erkrankt. die ärzte können nichts mehr für sie tun. deshalb haben wir sie nach hause geholt. ich persönlich bin auch der meinung, dass man das als kinder machen sollte...damit sie noch ein paar schöne letzten tage hat und man noch zeit zusammen verbringen kann...was andres kann man ja nicht mehr für sie tun...

mittlerweile bin ich da auch hin und her gerissen. ihr freund hat sich bis jetzt rund um die uhr um sie gekümmert. jetzt, wenn ich da bin gibt er diese aufgabe völlig an mich ab. seitdem stoße ich an meine grenzen. ich muss auch nachts öfter mal raus...den ganzen tag renne ich im haus rum... ich wickel sie, früh wasche ich sie...die beutel müssen geleert werden, essen machen ...nebenbei muss ich auch noch das haus in ordnung halten und wäsche machen...das geht ganz schön an die substanz....ich mache es zwar gerne...aber auf dauer macht es mich kaputt. da hab ich auch nichts davon...denn mein leben und meine gesundheit steht dabei hinten dran. der freund von meiner mum kümmert sich nur noch um sein leben....

wenn alle mit anpacken und man sich reinteilen kann, finde ich, geht es....wenn man es alleine machen muss und selbst noch andere sorgen hat, kann es nicht funktionieren. da versteh ich auch deine mum, die das nicht mehr kann. wir sind halt nur menschen.

aber ich würde auch ein hospiz schöner finden...da wird meine mum betreut und wir könnten uns nur auf das da sein und beistehen konzentrieren..ohne stress....aber sie selber möchte das nicht und meine restliche familie steht dem auch nicht gerade positiv gegenüber, obwohl sie sich die einrichtung schon mal angeschaut haben..

um auf deine frage zurück zu kommen...ich finde es nicht egoistisch, wenn ihr zu gebt, dass ihr das körperlich, psychisch oder zeitlich nicht schafft mit der pflege. man sollte auch auf sich hören und seine eigene gesundheit und das leben wahren. das klingt zwar hart, ist aber keinesfalls herzlos gemeint. denn ihr kümmert euch ja trotzdem um ihn und seit für ihn da....

liebe grüße
jessie
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  #4  
Alt 03.04.2006, 15:25
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ela68 ela68 ist offline
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Standard AW: Sind wir zu egoistisch?

Hallo Jessie,

kommt Euer Hospiz nicht ins Haus?Vielleicht könntest du mal nachfragen?
Wir haben unseren Vater auch zu Hause gepflegt bis er starb,es ging ganz schön an die Substanz und wir hatten das Glück,dass unser Hospiz nach Hause kam und ihn morgens pflegte mit allem was dazu gehörte,sie kamen 2mal am Tag und waren auch für uns da.Alleine hätten wir es gar nicht geschafft.

Ich hatte mal gesagt,von mir aus könnte es Jahre so weitergehen,hauptsache er bleibt bei uns,aber das wäre zu egoistisch gewesen es war kein Leben mehr für Ihn und irgendwann hätten wir auch keine Kraft mehr gehabt.

Es ist wichtig in solch einer Situation sich auch mal eine Auszeit zu gönnen,auch wenn ich dann immer ein schlechtes Gewissen hatte,aber es ging mir dann wieder gut und das überträgt sich auch auf den Kranken.

Wünsche Euch alles Gute

Ela
__________________
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  #5  
Alt 03.04.2006, 16:53
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Kiwi Kiwi ist offline
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Standard AW: Sind wir zu egoistisch?

Liebe Joli

Mein Vater hatte die Diagnose Krebs im Mai 05, bis Ende 05 war alles "ok", wenn man von Chemo und Bestrahlung absieht, ich meine mit "ok", er war mobil, daheim, ass normal etc. Ab Januar Metas in den Knochen und Leber, diese Diagnose erhielten wir am 13. Januar, am 19. Februar war er tot, die letzten 3 Wochen verbrachte er im KH.

Er wollte selber ins KH - unsere Situation ist wie Eure. Ich 100 Prozent Job, Mama Lehrerin, 60 Prozent Job, Bruder und Schwägerin je 60 Prozent Job und 2 Kinder... Dadurch, dass Papa durch die argen Schmerzen nichts mehr machen konnte, nicht mal mehr aufstehen, war er selber soweit, dass er ins KH wollte. Wir haben nur ganz am Rande darüber gesprochen, ihn heim zu holen, denn bis 4 Tage vor seinem Tod hatten wir noch Hoffnung, ihn überhaupt wieder heimholen zu können. Und wir kamen zur Erkenntnis, dass wir das auch nicht geschafft hätten.

Wie auch? Hätten wir uns Urlaub nehmen müssen? Wäre dies gegangen? Und falls ja, wir haben ja auch keine pflegerische Ausbildung. Es war für uns eigentlich sofort klar, dass wir Papa in diesem Krankeitszustand niemals hätten daheim pflegen können. Nur schon wg. der Medikamentation - im KH können sie mehr Morphium geben, da sie die bessere Kontrolle haben.

Wir sind einfach so oft wie möglich bei Papa im KH gewesen. Am Ende schlief er ganz viel, da sassen wir einfach an seinem Bett, lasen, redeten oder manchmal döste Mama auch in einem Stuhl, sie war am meisten bei ihm.

Niemand ist eine schlechtere Ehefrau oder ein schlechteres Kind, wenn der Patient im KH sein muss - wichtig ist, dass er spürt, er ist nicht alleine. Es ist eine Frage der Qualität, nicht der Quantität des Daseins.

Papa hatte einen Bettnachbarn, dessen Tochter ich nie und Mama einmal gesehen haben - und wir waren ständig bei ihm. Und als Mama diese einmal sah, wirkte sie sehr desinteressiert und kalt. Tja...

Du/Ihr macht es schon richtig. Lasst in Eure Liebe spüren - und nicht die heimischen Möbel.

Alles Gute für Euch - viel Kraft sowieso und ab und zu mal eine Quelle des Auftankens, LG Kiwi
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  #6  
Alt 03.04.2006, 18:28
Benutzerbild von MSohl
MSohl MSohl ist offline
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Standard AW: Sind wir zu egoistisch?

Hallo Joli,
ich bin selbst Betroffene und NEIN ich finde ihr seid nicht egoistisch. Wenn es mir ganz schlecht gehen würde wollte ich auch nicht, dass meine Familie alles aufgibt was zu IHREM EIGENEN Leben gehört. Mir hat es als ich Anfang des Jahres im Krankenhaus war schon leid getan welchen Stress sich mein Mann gemacht hat um viel bei mir zu sein. In der ersten Woche als ich auf nach OP noch auf ITS lag hat er sich Urlaub genommen und ist morgens und abens jeweils 2-3 Std. bei mir gewesen. In der zweiten Woche musste er dann wieder arbeiten und ist immer zur Abendbrotzeit gekommen. Er hat einen sehr anstrengenden Beruf in meinen Augen und er tut soviel für mich - begluckt mich jedoch nicht. Wichtig ist wie Kiwi geschrieben hat :Niemand ist eine schlechtere Ehefrau oder ein schlechteres Kind, wenn der Patient im KH sein muss - wichtig ist, dass er spürt, er ist nicht alleine. Es ist eine Frage der Qualität, nicht der Quantität des Daseins. Denn ihr könnt keine Kraft geben wenn ihr selber keine mehr habt. Ich wünsche euch das ihr alles gut packt und sende euch einen Schutzengel
Liebe Grüße Gaby
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  #7  
Alt 03.04.2006, 19:46
Stina Stina ist offline
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Standard AW: Sind wir zu egoistisch?

Auch wir haben meinen Vater in den letzten Wochen zu Hause gepflegt, allerdings mit tatkräftiger Unterstützung eines Pflegedienstes (Papa hatte Pflegestufe 3), er hat innerhalb von 3 Monaten über 30 kg abgenommen, alleine ohne Hilfe, hätten wir es nicht geschafft.
Wenn es zu heftig wurde, konnte er auf eine Palliativstation, die nehmen Krebspatienten auch für höchstens 2 Wochen auf. Auch dies war/ist eine große Hilfe.
Nehmt bitte die Hilfe an und laßt EUCH helfen! LG Petra
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  #8  
Alt 03.04.2006, 21:16
joli joli ist offline
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Standard AW: Sind wir zu egoistisch?

Ich möchte Euch allen danken für eure lieben Worte und die Ratschläge... es tut gut, sowas von Betroffenen und Angehörigen zu lesen. Ich denke, mein Vater will auch, dass wir unser Leben weiterführen... er kann es im Moment nur nicht so ausdrücken.
So wie es im Moment aussieht, werden sie auch die Chemotherapie nicht beginnen können, ich hoffe nur, wir müssen nicht zu lange warten.
Alles Gute euch allen
Joli
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  #9  
Alt 03.04.2006, 22:26
Benutzerbild von iris1506
iris1506 iris1506 ist offline
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Standard AW: Sind wir zu egoistisch?

hallo an euch alle

auch ich habe eine wortmeldung und eine einstellung.
bei meinem papa bekamen wir am 23.02.06 die diagnose ausgeprägte hirnmetastasen.
das traurige ende war absehbar.
ich habe papa zwei tage später in einem schlechten allgemeinzustand nach hause geholt. durch cortison ging es ihm dann fast 2 wochen recht gut.
er war überglücklich, zuhause zu sein, in der vertrauten umgebung.
ich habe ihn liebevoll gepflegt, und dazu noch meine mutter, die an alzheimer erkrankt ist und gar nichts mehr machen kann.
dazu sind mein mann und ich berufstätig( ich halbe tage) und habe noch eine 14 jährige tochter.
in dieser situation bin ich über mich hinausgewachsen, habe mir hilfe von der sozialstation geholt, auch der hausarzt kam täglich.
konnte mit meinem arbeitgeber reden, der hatte verständnis und teilte mich zum arbeiten ein, wenn mein mann zuhause war.

mein papa ist am 22.03.06 leider verstorben, das ging dann so schnell, das ich es in kein krankenhaus geschafft hätte.
wir alle, kinder , enkel und bruder meines papas waren schon einen tag vorher stündlich da.
er ist zuhause im kreise seiner lieben friedlich eingeschlafen, das ist für mich der größte trost.
und meine mama????? weiß gar nicht, das ihr mann verstorben ist

es gibt ambulante hospizhilfe und vieles mehr, in dieser situation kommt die kraft irgendwie von selbst.
wenn das nicht reicht nimm von mir noch ganz viele kraftpakete an

alles gute für euch

liebe grüße

iris
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  #10  
Alt 04.04.2006, 07:41
joli joli ist offline
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Standard AW: Sind wir zu egoistisch?

Liebe Iris,
erst mal mein herzliches Beileid und meinen Respekt für das, was Ihr Eurem Vater ermöglicht habt.
Ich muss mich wirklich mal informieren, was es hier in der Schweiz an Pflegedienstens gibt, von einem (der Spitex) wissen wir bis jetzt nur, dass sie einmal am Tag für eine Stunde kämen... das ist sicher zu wenig.
Ich denke wenn wir wissen, das es zu Ende geht, werden wir es vielleicht auch in Erwägung ziehen. Die letzte Prognose des Arztes,die ich gehört habe, lag noch bei einer Lebenserwartung von 2-5 Jahren... vielleicht ist das jetzt auch wieder anders, morgen sollte ein Gespräch stattfinden. Aber über 2 Jahre würden wir eine solche Pflege wohl kaum durchhalten...dies sind alles Punkte, die wir wahrscheinlich berücksichtigen müssen.
Liebe Grüsse
Joli
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  #11  
Alt 04.04.2006, 08:17
rinesmama rinesmama ist offline
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Ausrufezeichen AW: Sind wir zu egoistisch?

Hallo joi,

als ich das alles las, sprangen meine Gedanken 4 1/2 Jahre zurück.
Meine Schwiegermutter erkrankte damals an Brustkrebs. Di e Diagnose lautete damals zwischen 8 Wochen und 2 Jahre. Tatsächlich lebte sie dann 2 1/2 Jahre. Wir pflegten sie zusammen mit meinem Schwiegervater zu Hause;
für meine Schwiegermutter war es schön im Kreise ihrer Familie zu sein und zu sterben, aber wir kamen an unsere Grenzen. Wir brauchten fast 2 Jahre bis wir uns einigermaßen erholt hatten.
Wenn solch eine Prognose bei mir gestellt werden würde, würde ich es mir zwar wünschen, aber ich würde auch alles in Bewegung setzen, daß ich in ein Heim oder Hospiz gehen könnte. Es ist wirklich eine enorme Kraftaufwendung.
Leider geht es nun bei uns mit dem Thema Krebs weiter, unsere Tochter ist an Lymphdrüsenkrebs erkrankt. Natürlich würde ich sie nie in Krankenhaus oder ähnliches geben (gott sein Dank ist bei diesem Krebs die Heilungschance relativ hoch)
Laß den Kopf nicht hängen.
Egoistisch bist du nicht, wenn du dich für eine Pflege außer Haus entscheidest
Liebe Grüße
Rinesmama
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  #12  
Alt 04.04.2006, 10:44
joli joli ist offline
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Standard AW: Sind wir zu egoistisch?

Wir haben soeben die Neuigkeit bekommen, dass sich der Zustand so verbessert hat, dass sie evt. morgen doch mit der Chemotherapie beginnen können... und er ist auch schon positiver eingestellt. Sie machen die erste Therapie aber sicher stationär, da er doch noch schwach ist... wenigstens ein kleiner Hoffnungsschimmer...
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  #13  
Alt 04.04.2006, 14:31
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Kiwi Kiwi ist offline
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Standard AW: Sind wir zu egoistisch?

Hallo Joli

Ich freue mich mit dir über diesen Hoffnungsschimmer! Ich weiss doch, wie sehr man sich über solche Nachrichten freut, jede Besserung ist ein Lichtblick!!!

Ich bin auch aus der Schweiz (Luzern) und weiss demnach über die Spitex Bescheid. Die war bei uns auch kurz Thema, als wir anfangs Februar so hin und her diskutierten. Meine Mama hatte die Info, dass man auch im Spital nicht ewig hätte für Papa sorgen können - wenn nach ein paar Wochen keine Besserung eintritt, werden die Patienten entweder heimverlegt oder aber in ein Pflegeheim! Wir sind in diesem Sinne einfach nur unendlich froh und dankbar, hat sich Papa entschieden, sehr schnell zu sterben und sich und auch uns das Pflegeheim erspart...

Magst du erzählen, wie alt dein Papa, wie alt du und in welchem Kanton Ihr daheim seid?

Ech schecke dier es rüüdigs decks Chraftpäckli, Kiwi
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  #14  
Alt 04.04.2006, 15:06
joli joli ist offline
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Standard AW: Sind wir zu egoistisch?

Hallo Kiwi,

Mein Vater ist 63 Jahre alt und wir wohnen im Kanton Zürich in den Nähe von Bülach. Ich selbst bin 33 Jahre alt und lebe zusammen mit meinem Freund (ab September mein Ehemann ) und zwei Katzen. Zur Familie gehören mein Bruder mit Frau, 14-monatigem Sohn und ab Juni auch einer Tochter und natürlich meine Mutter. Ich sehe es jetzt als grosses Glück an, dass wir alle sehr nahe zusammen wohnen... alle im Umkreis von 10 Minuten nach Bülach, wo mein Vater im Spital behandelt wird.

Es wird wohl ein Jahr voller gemischter Gefühle... die Krankheit aber auch die Kleine, die im Juni zur Welt kommen soll und unsere Hochzeit im September, die wir nicht verschieben möchten... ich hoffe halt auch, dass diese kleinen Ereignisse unserem Vater auch Ansporn geben.

Danke für Deine Kraft und danke allen fürs zuhören
Liebe Grüsse
Joli

Geändert von joli (04.04.2006 um 15:47 Uhr)
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  #15  
Alt 04.04.2006, 15:44
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Kiwi Kiwi ist offline
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Standard AW: Sind wir zu egoistisch?

Hallo Joli

Meine Daten: Ich bin 34 Jahre, Single, Papa wäre im Mai 76 Jahre geworden, Mama ist 15 Jahre jünger (deshalb auch noch berufstätig), Bruder und Frau 37, 2 Buben.

Ich spüre aus deinen Worten entweder eine sehr grosse Kraft, das alles auszuhalten oder aber deine Seele macht einen auf "Greng abe u seckle" - was anhand der erst kürzlich erfolgten Diagnose sehr wahrscheinlich ist. Du wirkst sehr gefasst. Aber egal, WARUM, es ist gut so, es kommt ja wohl noch allerhand auf Euch zu...

Vielleicht etwas zur "Beruhigung", ich will aber nicht abgeklärt oder so wirken. Das Wort "Chemotherapie" erschreckt doch ungeheuerlich! Man kennt es, man weiss, was es heisst, plötzlich ist es in der Familie. Was nun? Was passiert? Welche Nebenwirkung prassen da auf den geliebten Vater ein? Bei meinem Vater wirkte die Chemo zuerst sehr gut, der Blasenkrebs schrumpfte, die befallenenen Lymphknoten wurden "rein". (Am Schluss starb er an den Lebermetastasen.) Die Chemo selber vertrug er ausgezeichnet, er hatte keinerlei Nebenwirkungen! Nichts! Seine Ärztin konnte es jeweils fast nicht glauben. Ich hoffe sehr, dass ihr die selbe Erfahrung macht mit der Chemo!

Und grad weil bei Euch noch ein Baby in der Familie kommt, wird dein Papa sicherlich genügend Lebenswillen haben, um den Kampf aufzunehmen!

An deinem Beispiel sieht man mal wieder, wie nahe Freud und Leid zusammenliegen. Heirat, Baby - und Krebs! Was für eine Mischung... Das Jahr 2006 hat es für Euch tatsächlich in sich...

Ich las vor ein paar Tagen bei Mama meine Weihnachtskarte 05 an meine Eltern - und die Tränen kamen hoch. Was habe ich doch noch für positive Gedanken geschrieben. Und nun ist er tot...

Ich will dich nicht runterziehen, du erscheinst mir aber stark genug, dass du dich auch mit diesem Gedanken auseinander zu setzen traust. Vorerst wird aber nicht ans Schlimmste gedacht, sondern ganz fest an die eine Regel geglaubt: Es gibt nur eine Regel bei Krebs, nämlich, dass es keine Regel gibt! Alles kann passieren, alles...

Und auch in unserem Alter darf man doch noch an Wunder glauben!

Fühl dich verstanden - und herzlich gegrüsst Kiwi
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