Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 16.12.2013, 08:22
chaospetra chaospetra ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 16.12.2013
Beiträge: 3
Standard überfordert

Hallo zusammen,
da ich im moment völlig überfordert bin mit unserer Situation versuche ich sie mal in Worte zu fassen um klarer zu sehen bzw. Denkanstöße zu bekommen da ich im moment nicht über meinen Tellerrand gucken kann.
Meine Mutter (75) wurde 2011 wg. Endometriumca, radikal operiert, es wurden über 40 Lymphknoten entfernt die alle "Krebsfrei" waren.
Anschliesend erhielt sie Bestrahlungen, von diesen hat sie einen Strahlenschaden der sich in mehr oder weniger heftigen Durchfällen zeigt.
Seit diesem Jahr im August viel uns auf dass sie sich veränderte, lief kleinschrittig,wurde wunderlich,kurzatmig bei Belastung , Sturzanfällig
ich drängte sie zum Arzt zu gehen, der schob das alles auf ihr "hohes" Alter,
nachdem ich mit vehemenz forderte das er eine Diagnostik starten sollte, lies er sich zu einer Blutentnahme in der nächsten Woche herab.
Mein Plan einen anderen Arzt aufzusuchen wurde von den kommenden Ereignissen überholt.

Wahrscheinlich am abend ( die genaue Zeit lässt sich nicht mehr bestimmen) stürze meine Mutter vom Sofa und lag bis am nächsten Tag in ihrer Wohnung bis sie uns anrief, dass sie nicht mehr aufstehen könne.
Da sie völlig unterkühlt war holte ich den Rettungsdienst der sie ins Krankenhaus brachte,
die Internisten konnten nichts finden, holten einen Neurologen, der konnte auch nichts konkretes finden, bestand aber auf ein sofortiges CT,
ja und da offenbarte sich die ganze Misere,
3 Hirnmetastasen, 2 Herde in der Lunge,1 große Raumforderung im Mediastinum eine große Lebermetastase und Metastasen in der Wirbelsäule.
Sie wurde umgehend auf die Onkologie aufgenommen und man fing 3 tage später mit der Bestrahlung der Hirnmetastasen an.
Weitere Diagnostik lief paralell,
es handelt sich bei allen betroffenen Stellen um Metastasen des Endometriumca von 2011 ( Adenoca)
die Bestrahlung (20 mal) ist jetzt abgeschlossen und sie möchte unbedingt eine chemo erhalten,
der Onkologe findet ihren allgemeinen Zustand dafür aber viel zu schwach,
am 27.12 bekommt sie nun erstmal einen Port
das erstmal zu den Fakten
und nun zu den Gefühlen
Im Krankenhaus wurde ihr erstmal vermittelt dass sie nicht mehr in ihre Wohnung alleine zurück kann
wir haben dann unser Gästezimmer für sie mit ihren Sachen eingerichtet.
Obwohl wir eigentlich niemanden aus der Familie zu uns nehmen wollten
( wir haben in den letzten 10 Jahren , meine Schwiegereltern, meine großmutter und meinen vater bis zu ihrem Tod begleitet)
Mir ist klar dass sie wütend auf alles und jeden ist
aber ich komme ganz schlecht damit zurecht
der erste abend fing mit ihrem Kommentar an " ach ist das schön wenn einem die Pisse warm am Bein runterläuft" und sie setzt sich auf unser Sofa,
ich war sprachlos
ja unser Essen ist scheisse, wir essen viel zu spät ( mittag gibt es wenn unser Sohn von der Schule kommt),sie kann am vormittag immer noch was zu essen haben , es ist alles da
es gibt nicht jeden Tag ein weiches Ei
( ich gehe arbeiten, wie viele andere auch)
sie geht auf die Toilette und verschmiert überall den Kot ( Schüssel , Waschbecken, Fußboden, Wände)
dann geht sie ein Stockwerk höher und macht dort das gleiche
darauf angesprochen meint sie , sie merke das nicht, aber ihr Nachtstuhl ist dazu fast klinisch rein.
Der Hospizverein der uns schon in den ersten Tagen des Klinkaufenthalts Hilfe anbot meint dass wir unsere Gefühle durchaus artikulieren dürfen und müssen.
Klar kann mal was daneben gehen, ich wünsche mir nur dass sie dann Bescheid sagt damit man es zeitnah wegputzen kann.
Ich möchte auch nachts auf Toilette gehen können ohne eine grundreinigung vorher vornehmen zu müssen
Ihr Tagesablauf sieht im moment so aus
aufstehen, frühstücken ( wenn man es nicht richtet, isst sie auch nichts)
Zeitung lesen, Löcher in die Luft starren,
spricht man sie an ob sie was braucht,
bekommt man zu hören wie grauenhaft das essen hier ist
die dame vom Hospizverein durfte sie bisher 2mal besuchen und nun will sie keinen Besuch mehr
Körperpflege findet auch keine mehr statt, der Pflegedienst darf auch nicht kommen
ansonsten sitzt sie da und guckt fernseh
regelmäßig verpisselt sie jetzt reihum die Stühle im esszimmer
und in mir staut sich immer mehr wut an,
ich lass das auch raus, dass ich das unverschämt finde, ihre Meinung dazu das muss ich akztepieren, sie kann nicht so schnell aufs Klo ( sie trägt Windelhosen, manchmal zumindest)
ich kann im moment überhaupt nicht damit umgehen dass sie so "bösartig" ist
und uns allen das Leben schwer macht
Wie gesagt ich hänge grad an meinem Tellerrand fest und komm nicht drüber hinaus.
Ich hatte bei der Pflege unserer anderen Angehörigen auch mal schlechte Tage, aber im mom haben wir nur schlechte Tage


Wer bis hierher beim lesen durchgehalten hat
Respekt
völlig wirre und überforderte Grüße
chaospetra
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 16.12.2013, 08:37
hermannJohann hermannJohann ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 26.11.2013
Beiträge: 203
Standard AW: überfordert

Hallo Caaopetra,
bei allem Verständnis dafür, dass sie psychisch in einem Ausnahmezustand ist und vielleicht auch eine geistige Störung hat würde ich weitere Pflege ablehnen, wenn sie sich nicht ändert. Das würde ich ihr auch sagen. Wie viele Wochen oder Monate kann man so etwas aushalten?
mit besten Grüßen
Hermann
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 16.12.2013, 18:22
chaospetra chaospetra ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 16.12.2013
Beiträge: 3
Standard AW: überfordert

Hallo ihr beiden,
danke für Eure Worte,
hm,
meine Mutter war schon immer sehr bestimmend und hält sich für den Nabel der Welt.
Jemand sagte mir das würde in "Fachkreisen" das Queen Mum Syndrom heissen.
Wir versuchen es jetzt mal mit einem Antidepresivum, evtl hilft das ihr über ihre Wut in die nächste Stufe rüber.
Wir als Kernfamilie wollen es bis ins neue Jahr noch versuchen, und dann müssen wir weitersehen,
mir schwirrt nur im Kopf rum,
es wird wohl ihr letztes Weihnachtsfest sein und sie ist so zornig und wütend und macht es nicht zu unserer schönsten Vorweihnachtszeit,
nein es soll garnicht das schönste Fest werden, aber ich wünsche mir zumindest ein friedliches Fest, das für mich heuer eh kurz ausfällt da ich Nachtdienst machen " darf ".

Vielen Dank für Euer Auge
für mich zum jammern
LG
Chaospetra
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 17.12.2013, 20:55
chaospetra chaospetra ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 16.12.2013
Beiträge: 3
Standard AW: überfordert

so neuer Tag und völlig anders,
gestern konnte sie noch laufen, heute ging garnichts mehr,
da sie auch ziemliche schmerzen hat, ist sie nun auf der Palliativstation zum einstellen der Schmerzsituation.

Erschreckend wie die Zeit durch die Sanduhr rinnt,
seit ende August da die ersten Auffälligkeiten bemerkbar wurden, bis zur Diagnose am 9.11, und bis heute ein schneller körperlicher und wohl auch kognitiver Verfall.


LG
chaospetra
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 18.12.2013, 13:30
hermannJohann hermannJohann ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 26.11.2013
Beiträge: 203
Standard AW: überfordert

Hallo,
ich hoffe, dass Ihr über Weihnachten etwas Kraft sammelt könnt. Ihr braucht diese Kraft, um sie auf ihrem Weg zu begleiten, auch wenn Ihr sie nicht mehr zuhause pflegt.
liebe Grüßen
Hermann
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 10:20 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55