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  #31  
Alt 28.10.2010, 09:23
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mascha2600 mascha2600 ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Morje Helmut u. Hartmut !
(hört sich an wie Pfälzisch oder so ähnlich !!). Auf jeden Fall sagen ja die Monnemer (Translation Kurpfälzisch-Deutsch: Mannheim) auch "unn". Da kommen doch wieder richtige "Heimatgefühle" hoch:

Ja:
Is schon seltsam, wie unterschiedlich die Menschen auf den Tod reagieren. Bei meinem älteren Bruder war es genauso wie bei Deiner Ältesten. Er hat auch über Jahre hinweg nicht über meine Mutter bzw. deren Tod gesprochen. Und ganz schlimm wurde es, als mein Vater meine "Stief"-Mutter kennengelernt hat.
Ich weiß noch, dass er sie uns an Weihnachten vorstellen wollte. Mein Bruder war so sauer, dass Vater ne neue Frau hatte, dass er sich geweigert hat, Vater u. sie zu sehen. Im Lauf der Jahre hat sich das natürlich gegeben, aber wie gesagt, am Anfang wars echt schlimm. Er war der Meinung, Vater hätte unsere Mutter "verraten". Würde seine Ehe mit ihr "verleugnen" und viel schlimmer noch, unsere Mutter "vergessen" (das waren genau seine Worte). Er hat damals nicht verstanden, wie wichtig es ist, dass der hinterbliebene Partner wieder aktiv am Leben teilnimmt. Und dazu gehört (zumindest meiner Meinung nach) eine Partnerschaft mit dazu. Auch war ich damals der Ansicht (entgegen meinem Bruder), dass unser Vater auch mit 60 Jahren das Recht auf Liebe, Partnerschaft u. auch Sexualität hat (muss das mal hier so deutlich schreiben). Mein Brother fand diese Vorstellung (O-Ton) einfach nur "eklig". Ja man glaubts kaum, wenn ich es so beschreib. Aber so wars, obwohl W. bereits 28 Jahre alt war !! Sicher, Jahre später hat sich herausgestellt, dass Vaters Entscheidung nochmal zu heiraten, nicht unbedingt die beste war. Aber wie heißts in einem Liedtext so schön: "What would life be like without a few mistakes ?"
Was das "Vergessen" angeht, war und bin ich der Meinung, dass mein Vater Mutter niemals vergessen hätte. Wie auch ? Zum einen gab es schließlich ja mich und meinen Bruder. Und zum anderen hat mein Vater sie über alles geliebt u. ich glaube, die letzten 12 Monate ihres Lebens waren die schlimmsten seines eigenen Lebens. Und "nur", weil er ne andere Frau hatte, hat er nicht aufgehört sie zu lieben.
Jahre später hab ich mich mal mit ihm darüber unterhalten. Er hat mir gesagt, dass er Mutter (selbst nach ihrem Tod) immer geliebt habe. Die Gefühle seiner "neuen" Frau gegenüber seien einfach anders. Deswegen haben wir oft (auch im Beisein der neuen Frau) über Mutter gesprochen.
Leider haben wir niemals darüber gesprochen, wie sehr Mutter sich nach der Diagnose verändert hatte; dass sie mit dem Trinken anfing, so dass die Diagnose "Brustkrebs" das Leben der gesamten Familie veränderte und auch belastete.
Auch das hat W. völlig ausgeblendet (wahrscheinlich aus Selbstschutz heraus).

Was Deine Töchter anbelangt, finde ich es richtig u. gut, so wie Du es jetzt handhabst. Lass Deine Älteste selbst entscheiden, wann und wie sie reden will. Meist ist es bei diesen Menschen so, dass sie - wenn die Trauerarbeit "abgeschlossen" ist - wie ein Quellstein vor Erinnerungen und Emotionen regelrecht übersprudeln. Außerdem scheint mir Deine Tochter auch einer der Menschen zu sein, die ihre Trauer bzw. Gefühle nur schlecht zeigen können. Die sozusagen ein stilles Kämmerlein brauchen, um alles rauslassen zu können.
Würde mich mal interessieren, wie Deine jüngere Tochter genau mit der Situation umgeht.

Wünsche Dir (u. natürlich Hartmut) einen schönen Tag. Pass am 31. gut auf ihn auf.....
Du weißt ja, da ist ....(siehe unten)
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  #32  
Alt 30.10.2010, 23:55
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

N'Owend Chris,

also vom Pfälzischen sind wir ja nicht weit weg und an Monnem bin ich schon öfters vorbeigefahren. Nicht, dass ich da nicht hinwollte. Ich wollte halt nur anderswo hin .

Meine Jüngste hat auch so ihre Probleme. Sicher. Doch wir können reden und das ist schon viel. Vorallem weiss (und wusste ich immer) so ungefähr, was sie denkt und fühlt.

Heute hab ich mal wieder bei Schwiema geräumt. 2 1/3 Schränke hab ich geschafft. Es ging hauptsächlich ums Geschirr, das ich im Kleiderladen unserer Pfarrgemeinde abgeben will. Die nehmen auch Geschirr, hab extra nachgefragt. 3 Klappkisten waren schon voll, als mir aus einer Tasse Geld und Schmuck entgegen fiel. Boah. OK, alle Kisten wieder kontrolliert. War aber nix. Hartmut hat mir übrigens dabei sehr hilfreich zur Seite gestanden. Was würde ich nur machen ohne ihn?

Was wir auch gefunden haben waren tüten- und kartonweise Glückwunschkarten zu diversen Anlässen. Die flogen in die Kiste für die blaue Papiertonne. Auch einen Schuhkarton voll mit ausgeschnittenen Todesanzeigen und Danksagungen. OK, auch da hin. Es waren nicht die ersten Karten dieser Art. Keine Ahnung, wieviel ich davon schon entsorgt hab. 4 Kisten mit Geschirr stehen schonmal zum Abtransport bereit. Es werden bestimmt mindestens noch mal so viel.

8 Frühstücksbrettchen hab ich auch gefunden. Hm, ich war schon lang nicht mehr auf der Terasse. Könnt ich im Kamin verbrennen. Die Karten dann auch. Ich weiss, nicht besonders umweltfreundlich, aber warm. Was solls. Hartmut und ich schleppten die Kiste nach oben, das Feuer war schnell angezündet. Zuvor für jeden nochn Fläschchen Bier und nen Klappstuhl. Schön warm wars am Bauch. Naja, ne Jacke musste sein.

"Helmut? Weisst du, was wir hier verbrennen?"
"Wie? Was meinst du?"
"Es ist Schwiema's Vergangenheit. Ihr Gedächtnis."
"Wie kommst du darauf?"
"Wenn ich mir das ansehe, hab ich den Verdacht, sie hatte schon länger ein Problem."
"Ich versteh immer noch nicht."
"Schau mal. Sie hat alles mögliche aufgehoben, was mal war. Todesanzeigen von allen möglichen Leuten. Alle Glückwunschkarten, Todesanzeigen. Auch wenn es sie eigentlich nichts anging. Dann die vielen Notizbücher mit komischen Einträgen. Völlig aus dem Zusammenhang. Mal hier was, mal da was. Völlig konfus."
"Hm, wenn du es so sagst."
"Ja, sag ich."
"Stimmt. Ich erinnere mich, dass Marcel kurz vor seinem Tod Myriam ganz eindringlich gebeten hat, sehr gut auf ihre Mama aufzupassen. Myriam hat später mal gemeint, er hätte das auf ihre Vergesslichkeit bezogen."
"Siehste!"
"Ob er das schon bemerkt hat? Das sind schon 6 jahre her. Wir habens anders interpretiert."
"War wahrscheinlich falsch. Denk ich."
"Wenn ich mir so ansehe, was wir jetzt in den Fingern hatten und gelesen haben ... ich glaube, du hast recht. Schrecklich."

Bevor ein Umschlag ins Feuer flog, wurde er aufgemacht. Man weiss ja nie. Plötzlich:

"Hey, Helmut guck mal, was ich gefunden hab!" Hartmut reichte mir einen Umschlag mit einigen Blättern und grinst . Ich las: "Zum 90. Geburtstag ...... " Es waren Glückwunschkarten für die Oma von Myriam. OK, nix besonderes ansich. Doch eine Unterschrift hat mich fasziniert: Oskar! Richtig unterschrieben, nicht in Kopie oder so. Für Nichtsaarländer: Oskar LaFontaine. Der war damals Ministerpräsident. OK, das kommt nicht in die Flammen. Vielleicht kann mans mal gebrauchen ?

Irgendwann war dann alles im Feuer. Wir sassen noch einige Zeit da rum und stocherten gedankenverloren in der Glut. Mann, is das heiss!

"Helmut? Was versprichst du dir eigentlich, wenn du wieder hier runter ziehst?"
"Tjaaa, ich möchte es halt. Ich möchte das alles hier wieder geniessen können. Habs oben so langsam vermisst."
"OK, es ist schon schön hier draussen."
"Ja und? Was willst du jetzt sagen damit?"
"Ändert sich was dadurch?"
"Hm. Ich denke schon. Oder?"
"Ich finds oben schön und gemütlich. Richtig knuddelig."
"Raus mit der Sprache. Irgendwas hast du doch?"
"Ja, weisst du, Helmut. Ob wir nun oben oder eins tiefer wohnen ....... "
"Ja?"
"......... Norwegen ist trotzdem genauso weit weg wie vorher."
"Hartmut, du meinst, es ändert sich nichts?"
"Genau das mein ich."
"So gesehen hast du recht."
"Warum dann das Ganze?"

Auf dem Tisch brennen 3 Kerzen. Es ist stockdunkel und kalt. Egal, was solls. Nur ab und an hört man den Strassenverkehr auf der anderen Talseite. Langsam erlischt die Glut. Tja, warum das Ganze?

"Vielleicht weiss ich morgen eine Antwort auf deine Frage."


Gute Nacht

Helmut
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  #33  
Alt 31.10.2010, 07:38
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mascha2600 mascha2600 ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Morsche,
ein SAARLÄNDER !!!! Mensch, hab ich ein Glück. Das Saarland is ja nun nich so weit von B-W weg oder
Ich hoffe, Du hast Oskars Glückwünsche aufgehoben und wirst sie später rahmen lassen u. an die Wand hängen. Das waren noch Zeiten, als Oskarchen noch MP war, nicht ??? War er da schon bei der Linken, oder war er da noch "rot" ??

Spaß beiseite: Schön, dass Du "entrümpelst". Diese Aktion hat meinem Daddy auch sehr gut getan. Obwohl es auch bei ihm recht lang gedauert hat, denn Mutters Klamotten hingen noch 1,5 Jahre nach ihrem Tod im Schrank.
Richtig gut ging es ihm dann, als wir beschlossen hatten, dass er in die Einliegerwohnung meines Hauses ziehen sollte u. wir dann mein Elternhaus ausräumten. Das war dann der richtige "Neuanfang".
Du scheinst ja zu Deiner jüngsten Tochter einen richtig guten Draht zu haben. Find ich gut u. war bei mir und Vater auch so.
LG Chris
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  #34  
Alt 31.10.2010, 12:00
Geske Geske ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Einen sonntäglichen Guten Morgen,

Hinterblieben - nur wo? Gedanken zu einem neuen Lebensabschnitt.
Der folgende Beitrag ist in der dritten Person geschrieben, weil es mir leichter fällt, allgemein als persönlich zu schreiben.

Hinterbliebene finden sich in einer Welt wieder, in der es alle gut mit ihnen meinen:
Ja, miste mal aus
Das Leben geht weiter
Ein neuer Partner würde akzeptiert, wenn einige das dann doch nicht tun – Unverständnis von den anderen Mitmenschen dieser Haltung gegenüber.
usw.

Lauter wohlmeinende Ratschläge aus der engeren und weiteren Umgebung, von Kindern, selbstbetroffenen Erkrankten – von Leuten, die (un)mittelbar mit dem hinterbliebenen (Ehe-)Partner mitfühlen.

.
Nur die Gefühle die Hinterbliebene haben, sind nicht die Mitgefühle von vorausdenkenden Ehepartnern, Kindern, Freunden. Die Gefühle von Betroffenen sind andere als die von Mitbetroffenen. Die Gefühle von betroffenen, lebensbedrohlich erkrankten Partnern oder (absehbar) Hinterlassenen sind nicht kompatibel, auch in noch so engen Lebensgemeinschaften nicht.

Gefühle lassen sich aber nicht übertragen, so gut sie auch gemeint sind, wohlmeinende Toleranz kann auch einengend wirken, dahingehend, dass der Hinterbliebene auf der Erfahrungsebene gehalten wird, die ihm vertraut ist, die man ihm in seiner Umgebung zutraut: Partner, Zweisamkeit, Familie, Strukturen die wir hatten, aus denen wir zwangsentlassen wurden und denen wir uns nun wieder „unterwerfen“ sollten, gesellschaftskonform agieren. So leben wie „alle“ Familien eben leben, ist einer durch Tod ausgefallen, scheint es erstrebenswert, diese Lücke nach einer angemessenen Zeit zu schließen, um wieder so gesellschaftlich verortet zu sein, wie man es vorher war, kuscheln eingeschlossen.

Die Sache hat für die (manche) Betroffenen nur einen Haken: man fühlt mit 50 oder 60 nicht mehr so wie in jüngeren Jahren, vor allem sieht man nicht so: der Blick hat sich im Laufe der Jahrzehnte verändert: man sieht nicht mehr so gut aus (guterhalten ist hier nicht gemeint):
Leute, die sich in jungen Jahren kennen gelernt haben und dann zusammen älter geworden sind – ein Ideal, dass vielfach von Jüngeren angestrebt wird – haben die körperliche und geistige, altersgemäße Wandlung bei ihrem Partner gar nicht so wahr genommen, in einer eingefleischten Beziehung "wird man nicht älter“.
Dann als Single holt einen das tatsächliche Alter so ein, dass die äußere Umgebung fremder erscheint, wenn man sich vorstellen soll, einen dieser Älteren zum neuen Partner auszusuchen bzw. sich auswählen lassen.

Es könnte doch auch eine Alternative sein, den Kuscheleinheiten nicht den ersten Platz im Leben einzuräumen und neue geistige Freiheiten autonom zu leben anzustreben, dem Leben neue Prioritäten einräumen. Wie es dann wirklich kommt, bleibt offen, ein letzter Rest von Abenteuer :-). Gutmeinende Ratschläge lassen dieser Möglichkeit kaum Raum, bzw. bedenken sie gar nicht.

Liebe Grüße
Geske

Geändert von Geske (31.10.2010 um 13:32 Uhr)
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  #35  
Alt 31.10.2010, 13:32
Micha65 Micha65 ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Zitat:
Zitat von HelmutL Beitrag anzeigen
Tja, warum das Ganze?
Hallo lieber Helmut und natürlich auch Hartmut!

Fragen die mit "warum" beginnen, manchmal schwierig darauf eine Antwort zu finden. Andererseits die Möglichkeit auf viele, weil es meist eh Spekulationen sind. Darum ein paar Anregungen, vielleicht findest du ja eine passende oder fügst deine eigene(n) dazu.

Vielleicht....
- weil dir deine knuddelige Wohnung zu "eng" wird - du brauchst dieses Nest zum Verkriechen und Halt-finden nicht mehr.
- weil du wieder eine neue Abzweigung auf deinem Lebensweg begehen möchtest.
- weil du ganz praktische Dinge wie Fernseher, Spülmaschine, Terrasse, Platz etc. vermißt.
- weil zwei Wohnungen gleichzeitig zu nutzen viel Putzarbeit bedeutet.
- weil nach dem Räumen der unteren Wohnung und im Keller, du fast arbeitslos im Haus wärst

Respekt davor, was ihr beiden in den letzten Tagen bewerkstelligt habt!

Liebe Grüsse
Micha65
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Nimm Dir Zeit für die Freude und das Lachen, die Liebe und das Glück, Entspannung und Begeisterung.
Nimm Dir Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.
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  #36  
Alt 01.11.2010, 00:43
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Hinterblieben, nur wo?

Guten Abend,

am Mittwoch hatte ich so richtig den Koller. Hab Schwiema's Schränke ausgeräumt. Da lag er nun. Ein riesiger Haufen Bettwäsche, Tischdecken. Kaum benutzt, nie benutzt, origal verpackt. Die Schränke zum Platzen vollgestopft mit all diesen Dingen und dann in verwaschenem, abgenutztem Bettzeugs schlafen. Habs nicht verstanden, war wütend. Ich kann jetzt schauen, wie ich das entsorge. Zumal ich das nicht einfach so wegstopfen kann. Nein, ich muss alles auseinander nehmen und schüttel. Wer weiss, was sie wo versteckt hat? Hab selbst mehr als genug und von den Töchtern will das eh keine. Wütend und schimpfend sitz ich auf der Bettkante am Fussende, stehe auf, um Müllsäcke zu holen ........ "Dong" machts und ich sehe Sterne. Mein Kopf dröhnt, es tut höllisch weh. Tränen schiessen mir vor Schmerz in die Augen. Die schwere, gläserne Deckenlampe war im Weg.

Das tut meinem Zorn auf Schwiema keinen Abbruch, im Gegenteil. "Ich weiss ja, dass ich nicht so über sie schimpfen sollte. Sie kann ja nichts dafür. Doch du da oben hälst dich da besser raus!! Das ist jetzt mein Bier. Hättest ja hier bleiben können. Jetzt hab ichs an der Backe!" schreie ich in den leeren Raum.

Die Hand am schmerzenden Kopf bleibe ich verblüfft stehen. Was warn das jetzt? Ich dreh mich um, schau nach der Lampe. Sie ist noch heil. Dann zuerst ein Grinsen, dann Lachen, lauthals, der Schmerz ist fast nicht mehr zu spüren. Fang ich jetzt an zu spinnen oder was?

Nicht mehr ganz so laut schimpfend geh ich dann wieder grummeld an die Arbeit. Am Kopf gabs nicht mal ne Beule. Komisch.


Chris, Geske, Micha

eine Antwort auf Hartmuts Frage von gestern hab ich noch nicht. Doch über eure Beiträge muss ich mal nachdenken. Danke.


Liebe Grüsse

Helmut
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  #37  
Alt 01.11.2010, 20:18
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Morgana Morgana ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Guten Abend Helmut,
da schaue ich Hartmut doch mal eindrignlich, fragend an, was er denn so meint. Er schweigt sich aus...
Ausmisten, aufräumen, Dinge beseitigen, die ein "Leben erzählen"...daran kann ich mich auch erinnern. Zu verschiedenen Zeiten meines Lebens habe ich die Hinterlassenschaft von Menschen auflösen dürfen. War jedes mal für mich so als würde ich den Menschen "auflösen". Noch heute habe ich einen Mix von Besteck im Kasten, wo von Ur-Großmutters Fleischermesser bis zu Kaffeelöffeln von meiner Muter alles mögliche versammelt ist. Nicht alles, nix "unbedingt" aufbewahrt, nur das, was praktisch mir gerade gefehlt hatte.
2006...Wohnung der Schwiegereltern...was haben "wir" da an Säcken rausgetragen; es mußte sein. Dennoch...schöne Dinge sind ins "Nest" gewandert.
Bei mir wird nun erstmal nix mehr aus dem "Nest" geschleppt!
Ich fühle mich wohl mit den Dingen, die mir gefallen, auch, wenn manchmal die Erinnerung an "den fehlenden" Nestbewohner weh tut.

Ei Helmut...wenn de nu do nunner ziescht, dann hoschte doch do all, wasch de brauscht und die schee Terrass!
Do brauschte nit immer no obbe ze renne. Denk emol, Du werscht jo aach nit jünger...


"......... Norwegen ist trotzdem genauso weit weg wie vorher."
Stimmt Hartmut, das sieht Helmut wohl auch so.

LG
Morgana
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Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten.
[Indianische Weisheit]
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  #38  
Alt 02.11.2010, 01:28
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Hinterblieben, nur wo?

Liebe Geske,

Gefühle, Projektionen .... einerseits absolut individuell, andererseits von Vorurteilen und mit gesellschaftlichen Schemata behaftet. Der einzelne Mensch ist jedoch immer anders. Die Frau, die sich als Hinterbliebene nicht mehr binden will wird akzeptiert. Der Mann in der gleichen Situation wird zum "Sonderling". Angeblich kommt die Frau besser zurecht, der Mann ist eher hilflos.

Absoluter Quatsch, denn das ist nur scheinbar so. Das sind Äusserlichkeiten. Das, was für andere augenscheinlich ist. Die Gefühle der Hinterbliebenen bleiben da aussen vor. Die "sieht" man ja nicht als Aussenstehnde/r. Kann auch kaum jemand so richtig nachvollziehen. Es sei denn, er/sie hat ähnliches erlebt. Selbst dann ist es sehr schwierig. Genau deshalb laufen so viele gute Ratschläge ins Leere. Genau deshalb stösst der/die Hinterbliebene so oft auf Unverständnis mit dem, was sie tun (oder nicht tun). Selbst Menschen, die verstehen, glauben oft nur zu verstehen, weil sie die tatsächlichen Gründe für deren Handlungen nicht wissen können. Es passt nur halt für die Aussenstehenden in die Norm. Im Prinzip kann man das auch auf jeden anderen Menschen in einer extremen Situation übertragen.

Liebe Micha,

dieses "Warum" ist eins der wenigen, auf die es tatsächlich eine Antwort gibt. Du hast sie sehr treffend gegeben. Eine kann ich noch hinzu fügen:

- weil in dieser Wohnung unten inzwischen 37 Jahre AUCH MEINES Lebens drin stecken

Natürlich hab ich nicht nur für mich alleine da reingeochst, aber auch für mich. Ich kenne in dieser Wohnung jedes Eckchen, jede Schraube. Hab sie schliesslich selber alle reingedreht. Tausend Geschichten kann ich erzählen, die Myriam und ich in dieser Wohnung erlebt haben. Es sind auch meine Geschichten. Es ist nicht nur unsere Vergangenheit, sondern auch meine. Das ist der Punkt.

Ausserdem ist es die schönste Wohnung hier im Haus. Du hast den Kaminofen vergessen .

Liebe Morgana,

so ein Sammelsurium hab ich auch. Messer, Gabel, Teller, Tassen .... ich werde sie nie aufgeben. Wenn ich auch nicht so viele verschiedene Anlässe habe wie du. Ich habe geschrieben, ich hätte das Gedächtnis von Schwiema verbrannt. Stimmt auch und je weiter ich komme beim Entrümpeln, umso deutlicher wird mir das. Was ich jedoch nicht mache: die Erinnerung an sie vernichten. Es bleiben immer noch genug Dinge übrig um das zu sichern.

Hartmut hat recht: Norwegen ist weit weg, wird es immer bleiben. Unereichbar weit weg. Ich will da auch garnicht mehr hin. Brauch ich auch nicht, denn Norwegen ist genau dort, wo ich jeweils gerade bin.

Jo, die Drebbe, die sinn dass Schlimmschde. Merk isch jez schunn. Bis en de Gaade sinns vier Steck. Vunn da Stross aus isses nohär nua noch äna. Dass reischt aach wemma schwäre Sache hochschläbbe muss. Des männt aach da Haatmut.


Alles Liebe

Helmut
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Geändert von HelmutL (02.11.2010 um 01:35 Uhr) Grund: was vergessen
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  #39  
Alt 02.11.2010, 11:22
tharau tharau ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Guten Morgen, Helmut
Guten Morgen, alle Anderen hier

Ich lese schon einige Zeit mit, und heute hätte ich auch noch ein bißchen "Senf" dazu zu geben, wenn es um die Gefühle von uns Hinterbliebenen geht. Ich hab da mal etwas gelesen und es für mich kopiert. Von wem es ist, weiß ich nicht, ich schreib es mal hier rein.

"Mitmenschen, nehmt uns Trauernde an.

Geht behutsam mit uns um, denn wir sind schutzlos.

Die Wunde in uns ist noch offen und weiteren Verletzungen preisgegeben.

Wir haben so wenig Kraft, um Widerstand zu leisten.

Gestattet uns unseren Weg, der lang sein kann.

Drängt uns nicht, so zu sein wie früher, wir können es nicht.

Denkt daran, daß wir in Wandlung begriffen sind.

Laßt euch sagen, daß wir uns selbst fremd sind.


Habt Geduld.

Wir wissen, daß wir Bitteres in eure Zufriedenheit streuen, dass euer


Lachen ersterben kann, wenn ihr unser Erschrecken seht,


daß wir euch mit Leid konfrontieren, das ihr vermeiden möchtet.

Wir müssen die Frage nach dem Sinn unseres Lebens stellen.


Wir haben die Sicherheit verloren, in der ihr noch lebt.

Ihr haltet uns entgegen: Auch wir haben Kummer!

Doch wenn wir euch fragen, ob ihr unser Schicksal tragen möchtet,

erschreckt ihr.

Aber verzeiht. Unser Leid ist so übermächtig, dass wir oft vergessen,

dass es viele Arten von Schmerz gibt.

Ihr wisst vielleicht nicht, wie schwer wir unsere Gedanken sammeln können

Unsere Verstorbenen begleiten uns. Vieles, das wir hören, müssen wir auf

sie beziehen.

Wir hören euch zu. Aber unsere Gedanken schweifen ab.

Nehmt uns an, wenn wir von unseren Verstorbenen und unserer Trauer zu

sprechen beginnen. Wir tun das, was in uns drängt.

Wenn wir eure Abwehr sehen, fühlen wir uns unverstanden und einsam.

Laßt unsere Verstorbenen bedeutend werden vor euch.

Noch mehr als früher sind sie ein Teil von uns.

Zerstört nicht unser Bild.

Glaubt uns, wir brauchen es so.

Bleibt an unserer Seite, lernt für euer eigenes Leben!"



Ich wünsch Euch allen einen möglichst angenehmen Tag, vielleicht guckt ja die Sonne mal kurz durch die Wolkendecke.

GLG Ulrike
__________________
Schatten, die auf unser Leben fallen,
sind nichts anderes als ein sicheres Zeichen dafür,
dass es irgendwo ein Licht geben muss,
das es sich lohnt zu suchen.
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  #40  
Alt 03.11.2010, 07:48
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Morsche Helmut,
isch saag nix außer.....
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  #41  
Alt 03.11.2010, 07:51
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....odder annersch ausgedrickt...(so schwetze hald die Monnemer)
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  #42  
Alt 04.11.2010, 10:01
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Guten Morgen Ulrike,

dein Text trifft es zwar sehr genau, doch ich glaube, wenn man das als Hinterbliebene/r Bekannten und Freunden unter die Nase hielte, so mancher würde dann gleich erschreckt das Weite suchen. Auch sie müssen, genau wie der/die Hinterbliebene, langsam in diese Rolle, in dieses Verständnis hinein wachsen. Auch ein/e frisch Hinterbliebene/r sollte, glaube ich, diese Sätze nicht allzu früh lesen. Manchmal ist es besser, nicht genau zu wissen, was alles so auf einen zu kommt. Heute kann ich diese Sätze lesen, ohne zu erschrecken. Damals hätte ich nicht gewusst, wo ich anfangen soll.

Wer noch nie getrauert hat, dürfte Schwierigkeiten haben, diese geballten Sätze überhaupt zu erfassen. Wenn er es überhaupt will. Das Problem liegt doch darin, dass man uns alles mögliche lehrt: wie man rechnet, schreibt und liest. Man bringt uns alles bei, was man fürs Leben braucht. Man bringt uns bei, wie Kinder gezeugt werden aber nicht, wie man sich von Menschen wieder verabschiedet, sie wieder loslässt. Wir wissen genau, wie Leben entsteht doch keiner lehrt uns, wie und vorallem dass es endet und wie man damit umgeht. Wenn es denn jemand überhaupt wissen will?


Gudde Morje Chris,

dass hert sisch so ziemlisch ähnlisch onn, wasse do "babbelscht". Iss awwa nit genau dasselwische. So wie isch, schwätzt ma so ca. zweihunnad Killomäda weida em Weschde von Monnnem. Dazwische sinn nua die Pälza awwa do fliehje ma eh imma nua dursch. Wenn isch Rischtung Monnem fahre (odda serick) guck isch imma, dasses Audo aach vollgetonkt is. Nit, dass ma do noch zumm Tonke halle misst. Zwische denne dunkle Berje. Nit, dass isch jez Ongschd hett, voa denne Leit, die dodazwische unn drufferum wohne. Eintlisch sinn se jo aach gonz lieb. Awwa ma wääs jo nie.


schwarzen Kaffe getrunken habende Grüsse,

Helmut

PS: Hartmut hat immer noch Schwierigkeiten, meine "Muddasprooch" zu verstehen. Muss mit ihm Hochdeutsch reden (auch wenn es mir manchmal schwerfällt). Awwa, dass lehrda aach noch. Siehste? Schon wieder .
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  #43  
Alt 04.11.2010, 17:57
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Karolinchen Karolinchen ist offline
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Also ich könnte das auch nicht verstehen - dafür kann ich dänisch, dann kann ich mich mit Hartmut wenigstens verständigen
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Papa (20.12.1949-03.10.2010) -
die Zeit die ich mit Dir haben durfte war schön, ich wünschte Du hättest mehr davon gehabt - ich hoffe es geht Dir besser da wo Du jetzt bist! Und ich hoffe Du kannst mich von irgendwo noch sehen und an meinem Leben teilhaben, wenn Deins schon so plötzlich enden musste .
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  #44  
Alt 04.11.2010, 18:11
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Hallo Helmut,
Du hast schon Recht, ich hab diese Zeilen auch erst nach etwas längerer Trauerzeit gelesen. Ich hoffe, ich habe damit jetzt auch niemanden erschreckt, das war bestimmt nicht meine Absicht. Sorry
Ich weiß ja selbst, was ich früher manchmal für Probleme hatte, mit Leuten in meinem Bekanntenkreis umzugehen, die einen schweren Schicksalsschlag zu tragen hatten.
Vielleicht beschäftige ich mich im Moment wieder vermehrt mit diesem Thema, weil der Jahrestag bald bevorsteht.
Bitte nicht böse sein, ich wollte nicht so negativ rüberkommen.

Allen einen angenehmen Abend
wünscht Ulrike
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Schatten, die auf unser Leben fallen,
sind nichts anderes als ein sicheres Zeichen dafür,
dass es irgendwo ein Licht geben muss,
das es sich lohnt zu suchen.
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Alt 05.11.2010, 01:54
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Hinterblieben, nur wo?

Guten Abend Karolinchen,

naja, Hartmut ist nicht so besonders sprachbegabt. Wobei er ne zeitlang ja auch in Dänemark gelebt hat auf seiner Reise, bevor er nach Holland kam. Ich muss schon meine erste Zeitsprache bemühen, dass er mich versteht. Mit Händen und Füssen geht das .


Guten Abend Ulrike,

neee, so hab ich das nicht gemeint. Du bist ganz sicher niemandem auf die Füsse getreten. Das waren jetzt nur meine ersten Gedanken. Keine Sorge. Die meisten, die hier lesen, sind eh "alte Hasen" und wissen das ein zu schätzen.

Es nutzt einem Tauernden nur kruzfristig, ihn oder sie mal in den Arm zu nehmen oder Verständnis zu zeigen ohne auch mal darüber zu reden. Es gibt sogar Leute, welche immer wieder sozusagen ständig "Öl ins Feuer" giessen: ach wie schlimm und ich weine mit dir und, und, und. Damit will ich nichts dagegen sagen, dass man das nicht mal ausdrücken dürfte. Das ist schon OK soweit. Doch wenn das ständig und immer wiederkehrend passiert, so wird lediglich der Schmerz der Hinterbliebenen künstlich hochgekocht, anstatt zu versuchen, diesen Schmerz zu lindern. Auch für diese Menschen könnten deine Sätze sehr aufschlussreich sein, wenn sie denn mal drauf rumdenken würden. Bitte versteht das nicht falsch.

Für Hinterbliebene selbst sind diese Sätze insofern OK, dass sie sich darin wiederfinden und sich selbst einschätzen können. Vielleicht auch selber verstehen, wo sie stehen und wie sie auf Aussenstehende einwirken. Für Aussenstehende sind diese Sätze wichtig, damit sie verstsehen, warum dieser Mensch, obwohl äusserlich unverändert, plötzlich ganz anders tickt. Warum er oder sie so oder so reagiert anstatt anders. Nicht so, wie von früher gewohnt.

Ich, für meinen Teil, hab immer versucht, auf andere einzugehen. Hab mir meine Gedanken über sie und ihre momentane Situation gemacht und das auch so geschrieben. Als meine Meinung und mit dem Zusatz oder Sinn: "Denk mal drüber nach. Egal, was bei dir dabei rauskommt." OK, manchmal war auch schon mal ein versteckter Tritt in den Hintern dabei. Aber höchstens ein ganz zarter . Aber niemals hab ich gesagt: du musst! Niemand musste meiner Meinung sein. Wenn ja, dann gut. Wenn nein, dann auch gut. Hauptsache: nachgedacht und nicht im Loch sitzen geblieben und eingeigelt. Ich habe es umgekehrt genauso gemacht.

Dann gibt es noch den ganz anderen Typus des Trauernden. Die nämlich, die garnicht wollen. Die auch nach langen Jahren immer noch in der selben Trauer verharren, wie zuvor. Vielleicht fühlen sie sich sogar gut dabei? Keine Ahnung. So wie die Tante meiner Frau, die ihren Mann schon vor etlichen jahren verloren hat. Ich treffe manchmal im Ort auf sie. Fast immer kommt der Satz: "Wir schaffen das schon." Früher hab ich dann versucht, ihr daruaf zu antworten. Heute denke ich dann nur: "Du hast noch nicht mal begonnen, das schaffen zu wollen." Für mich ist das inzwischen auch OK. Jeder, so wie er oder sie es möchte.

Übrigens habe auch ich so manchen Tritt in den Hintern erhalten. Nicht jeder war sanft und das war gut so. Mal Danke an diese Menschen .


Eine gute Nacht wünsch ich euch,

Helmut
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