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  #1  
Alt 27.09.2013, 09:37
chrissi1969 chrissi1969 ist offline
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Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Hallo zusammen ,
ich bin auch nicht fuers kaempfen - sondern ich will LEBEN mit oder trotz? meiner krankheit .Ih freu mich ueber jeden Tag den ich erleben darf ob Regen oder Sonnenschein . Wenn ich die Regentropfen auf meiner Haut spuere denke ich jetzt wie wunderbar es doch ist das zu fuehlen . Das hoert sich vielleicht komisch an , aber erst jetzt kann ich das Leben wirklich geniessen ,kann mich an Kleinigkeiten erfreuen . Weil ich jetzt den Wert eines gesunden Lebens kenne .
Keiner weiss wieviel Zeit einem bleibt - aber ich werde meine restliche Zeit (wie viel oder wenig das auch ist ) auf jeden Fall -leben -Tag fuer Tag aufs neue .

Herzliche Gruesse
Christina
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  #2  
Alt 27.09.2013, 09:49
J.F. J.F. ist offline
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Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Hallo zusammen,

ich denke man sollte differenzieren. In der Zeit der Diagnosefindung und insbesondere während der Therapien kämpft man sich schon durch diese Zeit. Man hat mit der Diagnose, mit den Operationen, mit den Therapien, mit den Operationsauswirkungen, mit Nebenwirkungen aller Art, mit dem Umfeld usw usw genug zu tun. Es ähnelt einem Kampf. David gegen Goliath. Und dann kommt die Zeit nach den Therapien. Hier "lernt" man das Dulden, das Annehmen, das Durchatmen nach den Strapazen. Dann hat man auch "den Kopp" den Sonnenschein, die Tasse Kaffee oder Tee zu geniessen. Davor doch wohl weniger . Da ist der Kopf nicht frei, da kreist mehr oder minder - je nach Gusto - das Kopfkino.
__________________
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  #3  
Alt 27.09.2013, 09:57
Wangi Wangi ist offline
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Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Sorry, aber das sehe ich komplett anders.

Ich habe gegen den Krebs gekämpft und zwar sehr, ich wollte leben und das ging nur mit kämpfen. Ich habe MIT der Chemo und MIT der Bestrahlung und MIT meinem Körper gegen den Krebs gekämpft, denn auch meine Liebsten konnten mir in der Phase nicht wirklich helfen, da musste ich alleine durch. Sie konnte mir Mut und Durchhalten zusprechen, Schmerzen, Ko..anfälle, Hustenanfälle, Durchfallanfälle usw. musste ICH ertragen.
Deshalb bin ich auch stolz auf mich dass ich das geschafft habe.
Ich will die Hilfe der Angehörigen aber nicht schmälern, ich habe keinen Partner und meine Kinder waren zu der Zeit im Ausland, deshalb weiß ich nicht ob es anders gewesen wäre wenn sie dabei gewesen wären. Ich hatte aber HIlfe von Schwester und Schwager, nur waren die oft selber hilflos. Sehr geholfen haben mir die Schwestern und Pfleger im Kh, wenn es ihre knapp bemessene Zeit zugelassen hat.
Hier wurde öfter geschrieben Ich höre auf meinen Körper und lebe intensiver.
Also wenn ich während der Chemo auf meinen Körper gehört hätte wäre ich nicht mehr hier, denn der hat sich heftigst gegen das Gift das da in ihn rein geschüttet wurde gewehrt und wollte das auch wieder los werden, was er mir auch gezeigt hat. Nur da mußte er durch, um das was ihn kaputt gemacht hätte loszuwerden.
Intensiver lebe ich jetzt auch. Geniesse Sachen die vorher selbstverständlich waren und nehme Manches nicht mehr so wichtig.

Gruß Wangi

@J. F.

Sehe jetzt erst beim Abschicken meines Beitrages dein Statement und sehe das genauso. Geht das "Bekämpfen" des Krebs denn ohne Kämpfen? Ich glaube nicht

L. G. Wangi
__________________

Geändert von Wangi (27.09.2013 um 09:59 Uhr)
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  #4  
Alt 27.09.2013, 15:03
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Guten Morgen,

"Ich kämpfe nicht, ich lebe!" Das ist die Aussage. Genau wie J.F. und Wangi sehe ich das differenzierter, das ist mir persönlich ein bisschen zu flach.

Bereits das Ausrufezeichen in dieser Aussage bedeutet Kampf und zwar mit sich selber. Nämlich bereits zu Beginn in der Depression nach der Erstdiagnose zu sagen: "Das ist nicht das Aus. Ich kann was tun gegen den Tot durch Krebs. Ich stelle mich der Herausforderung." Was keineswegs selbstverständlich ist. Man darf nicht nur von der Klientel hier im Forum ausgehen. Die will ja in der Regel was tun, sonst wäre sie nicht hier bzw. sie sucht sich hier die Hilfe, die sie braucht, um sich eben der Herausforderung erst mal stellen zu können. Ich denke, dass hauptsächlich außerhalb der bekannte Vogel Strauss immer wieder muntere Einkehr feiert. Davon kann man hier nichts lesen. Wobei er auch bei uns nicht selten zu Gast ist.

Ich denke, ich weiß welche Userin Ilse meint. Diese Userin benutzte jedoch auch folgenden Satz: "Siehst du den Wasserfall in ihren Augen?" Dieser Wasserfall bedeutet Angst und/oder Verzweiflung. Diesen Wasserfall zu überwinden, das heißt die Angst als aufmerksamen Partner, der vor Gefahren warnt, zu verstehen oder die abgrundtiefe Verzweiflung zu überstehen um sich der Gefahr überhaupt erst sinnvoll stellen zu können, bedeutet schwersten Kampf mit sich selbst. Das nicht nur bei der Erstdiagnose, sondern immer wieder. Sei es, wenn der erste Tropfen der x-ten Chemo in die Ader läuft, vor der OP, bei einem Rezidiv oder auch nur vor der Kontrolluntersuchung. Ich weiß, dass bewusste Userin das Leben liebte und in vollen Zügen genoss. Ich weiß jedoch auch, dass sie keineswegs frei war von Angst und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie in ihrer letzten Zeit mit allem, was ihr greifbar war und sinnvoll erschien, gegen ihren Krebs kämpfte. Leider war für sie der Wille alleine nicht entscheidend.

Kämpfen heißt für mich: leben wollen. Das muss man zuerst mal erreichen, bevor man leben kann. Etwas wollen heißt: man hat ein Ziel. Im Jetzt muss man die Weichen erst mal stellen (können), um es vielleicht irgendwann zu erreichen. Diesen Willen muss man sich, gegen sich selbst, erkämpfen und ganz sicher auch immer wieder auffrischen. Vielleicht wird es mit der Zeit weniger kräftezehrend. Schön, wenn man ihn irgendwann verinnerlicht hat und nicht mehr daran zu denken braucht.

Die Aussage: "Ich bestimme mein Leben! Nicht der Krebs" ist falsch. Er tut es sehr wohl. Für immer. Die Unschuld in Bezug auf Krebs ist dahin. Er ist die Ursache für das Leben nach der Diagnose und was immer er auch ausgelöst hat und weiterhin auslöst. Er ist die Ursache für die Aussage vieler: "Ich lebe jeden Tag. Bewusst. Besser. Anders als früher". Hut ab vor den Betroffenen, die sich bis dahin gegen alle Widrigkeiten hindurch gekämpft haben. Diese Aussage ist absolut OK, denn sie kann und soll Mut machen, soll zeigen, dass man es schaffen kann und ist für den Betreffenden richtig. Für andere gibt sie ein Ziel vor. Nur, jeder muss für sich selbst und letztendlich alleine (wenn auch, je nach dem, mit Unterstützung des Umfeldes) den Weg dahin schaffen. Das heißt jedoch nicht, der Krebs wäre dann aus dem Gedächtnis gestrichen.

Krebs zu haben heißt für mich Kampf. Sei es ins Leben oder in den Tod. Man ist sich selbst dabei Rüstung und nicht zu unterschätzende Waffe. Weitere Waffen heißen Chemo, OP, Bestrahlung und was es alles an komplementären und sonstigen Dingen gibt. Man muss begreifen, dass es scharfe Waffen, stumpfe und eigengefährliche gibt. Die Rüstung, der Lebenswille, die Kraft von Kopf, Bauch und Körper wird mit jedem Tag, den man wieder leben kann, stärker und stabiler. Ein schwerer Weg bis dahin. Wenn man die Chance dazu überhaupt hat.

Es mir geht nicht darum, bewusste Beiträge zu verneinen. Ich gehe ebenso keineswegs davon aus, dass es leicht war, zu dieser Einstellung zu kommen, doch manche Beiträge können diesen Eindruck erwecken. Es geht vielmehr darum, die Krankheit und ihre Begleiterscheinungen bewusst zu erleben, zu akzeptieren, dass sie da ist, das persönlich Bestmögliche daraus zu machen. Es geht darum, anderen mögliche Ziele zu zeigen und zu helfen, Ängste an zu nehmen, und den jeweils persönlichen, gangbaren Weg zu finden. Es geht darum, einem krebskranken Menschen zu helfen, zunächst ein starker krebskranker Mensch zu werden, der selbstbewusst und eigenverantwortlich seinen Weg geht. Hoffnung ist dabei ein starkes Wort.

Einen mit dem Ziel: "Ich lebe."


Das ist meine persönliche Meinung.


Liebe Grüße,

Helmut
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http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
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  #5  
Alt 27.09.2013, 22:54
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Chilipeperli Chilipeperli ist offline
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Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Guten Abend,

Diese Diskussion regt zum Nachdenken an.

Das Wort: "Kämpfen" im Bezug auf die Krebserkrankung kann sicher verschieden angeschaut werden.

Die Krebserkrankung ist eine ganzheitliche Erkrankung. Sie betrifft sowohl Körper, Seele wie auch der Geist.
Für mich persönlich bedeutet: Kampf, etwas aktiv gegen die wild wuchernden Zellen im Körper zu tun. Doch ein(e) Erkrankter kann in dieser Hinsicht nichts tun ausser die von aussen zugeführten Therapien über sich ergehen lassen. Diese Therapien mögen hart und keinesfalls lustig sein. Doch bei diesen Therapien stehen wir nicht auf und nehmen das Schwert in die Hand. Wir befolgen lediglich den Rat des Fachpersonals, lassen die Chemo in uns laufen, liegen auf dem Bestrahlungs- od. Op Tisch und ertragen! Das empfinde ich als passiv auch wenn diese Therapien oftmals mühsam, eklig, schmerzvoll, unangenehm, etc. sind.
In seelischer und geistiger Hinsicht kann man meiner Meinung nach gut von Kampf sprechen. In meinem Blog (leider schon lange nicht mehr geschrieben) verwende ich dieses Wort: "Kämpfen" auch. Ich verwende auch das Wort: "Sieg" im Bezug auf die Krebserkrankung und ich meine damit genau das: seelischer und geistiger Kampf.
Ich finde Helmut hat sehr schön beschrieben, was dieser Kampf ist.

"Ich bestimme mein Leben! Nicht der Krebs." Das Leben nach einer Krebsdiagnose verändert einfach alles und egal ob die Krebserkrankung nun überwunden ist oder noch vorhanden ist. Verändert wird das Leben in vielen negativen ABER auch in vielen positiven Hinsichten.

Mit meinem letzten Abschnitt merke ich, dass sich der Kreis schliesst und ich wieder beim Wort: "Kampf" angelangt bin. Ja, ich glaube man kann in jeder Hinsicht von Kämpfen sprechen.

Und somit wünsche ich Euch allen eine gute Rüstung um möglichst wenig Wunden in unserem Kampf davonzutragen.

Liebe Grüsse
Chili
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  #6  
Alt 28.09.2013, 08:17
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

@all


wenn ich mir so die Beiträge der letzten Tage alle so in Ruhe durchlese stelle ich fest, dass sozusagen Alle irgendwie Recht haben

Beispielsweise nutze auch ich öfter mal fast unmerklich das Wort KÄMPFEN in Situationen, die noch nicht mal so dramatisch wie Krebs sind....... beispielsweise werde ich heute vormittag mit etwas Fahrradfahren gegen die Arthrose kämpfen und morgen ist Schwimmen dran

Ich wünsche Euch einen guten beschwerdefreien Spätsommertag

mit herzlichen Grüßen.....nicht zuletzt an den selten hier postenden Helmut


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Ilse
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  #7  
Alt 28.09.2013, 13:57
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Hi Ilse, hi chili & @all,

ich möchte kein Haarspalter sein (ok, manchmal bin ich es schon ). Man kann das Thema durchaus so sehen, wie einige es tun.

Normalerweise versuche ich zunächst die Situation so realistisch wie möglich einzuschätzen. Siehe oben. Natürlich ist das immer auch persönlich gefärbt. Jeder Mensch denkt anders, hat ein anderes Umfeld und eine andere Vorgeschichte. Selbst eine sogenannte 'realistische Einschätzung' ist immer auch eine persönliche und muss vielleicht irgendwann mal revidiert werden.

Ich baue mir damit ein Fundament, auf die ich meine weiterführenden Gedanken und Entscheidungen aufsetze. Spätestens da kommen dann Emotionen wie Wut, Angst, Verzweiflung, Glaube und Hoffnung ins Spiel und auch manchmal gedankliche Klimmzüge, welche ein anderer vielleicht nicht so einfach nachvollziehen kann. Die Bedeutung und Inhalte einzelner Wörter ist nicht nur dabei unter Umständen von Mensch zu Mensch und im Kontext gesehen verschieden. Was zu großen Missverständnissen führen kann.

Ich sehe durchaus einen Sinn darin, das Wort 'kämpfen' nicht zu mögen. Kein Problem, es wird durch ein anderes ersetzt oder umschrieben. Z.B. durch "Ich will leben!" oder "Ich bestimme, nicht der Krebs!". oder wesentlich subtiler "Ich lebe!". Kämpfen, das riecht nach Blut, Schweiss und Tränen, ist also eher negativ besetzt. Nicht besonders gut in dem Moment. Nagtives hat man bereits genug oder davon irgendwann die Nase voll. Die Umschreibungen jedoch bauen auf, sie haben einen positiven Charakter und zeigen deutlich den Weg nach vorne. Für sich selbst und für andere. Gerade bei dieser Erkrankung sehr wichtig. Obwohl, sowohl das Wort als auch die Umschreiben haben für uns hier prinzipiell die gleiche Bedeutung: leben und/oder überleben.

So gesehen gebe ich den Menschen recht, die das Wort 'kämpfen' nicht mögen oder gar aus ihrem Wortschatz gestrichen haben und ehrlich gesagt: ich mag es auch nicht besonders. Ich hoffe, ihr habt mich verstanden.

In einem muss ich dir widersprechen, Chili: kein Patient muss wie entmündigt irgendetwas über sich ergehen lassen. Man sollte durchaus selbstbestimmt mit den Ärzten zusammenarbeiten. Meine Frau hatte damals in der Regel sehr genau gewusst, was sie will und was sie nicht will. Ich kann mich an so manche Diskussion mit den Ärzten erinnern und manchmal setzte sie einfach einen Punkt. Viele machen das genau so und sie haben recht. Wie mir ihr Onkologe hinterher sagte, sei es ihm genau aus diesem Grund sehr schwer gefallen, die beiderseitig meist nötige menschliche Distanz zu wahren und letztendlich sei es ihm auch nicht wirklich gelungen.


In diesem Sinne auf das Leben,

Helmut
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  #8  
Alt 28.09.2013, 14:23
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

@Helmut

Du bist kein Haarspalter und mir hat besonders Dein letzter Absatz gefallen
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Ilse
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  #9  
Alt 29.09.2013, 14:07
Volker.M Volker.M ist offline
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Erst ein mal ein Hallo in die Runde. Als "Neuer" habe ich diese Diskussion gefunden, habe lange überlegt ob ich mich dazu äußern sollte und mich entschlossen es doch zu tun:
Zitat:
Zitat von Chilipeperli Beitrag anzeigen
Diese Diskussion regt zum Nachdenken an.

Das Wort: "Kämpfen" im Bezug auf die Krebserkrankung kann sicher verschieden angeschaut werden.
Ich kann viele meiner eigenen Gedanken in deiner Beschreibung wiederfinden und habe versucht es mit meinen eigenen Erfahrungen abzugleichen. Als mir vor nunmehr 12 Monaten die Diagnose "inoperabler Lungentumor" eröffnet wurde (hier eine kurze Zusammenfassung), habe ich ohne Kenntnis der möglichen Therapien innerlich meine Koffer bepackt und ging nicht mehr davon aus, das Ende des letzten Jahres zu erleben.
Nachdem ich dann in die Therapie im Krankenhaus übernommen wurde konnte ich erleben, wie trotz jeder negativen Prognose immer noch eine kleine gute Seite daran zu finden war, die mir Hoffnung auf ein paar weitere Tage/Wochen gab. Wenn ich da aber so im Nachherein betrachte, dann war das nie ein Kampf ums Überleben - eher die Erkenntnis, dass es irgendwie weiterging.

Mein Fazit daraus: Ich habe gelernt mit der Krankheit zu leben, hoffe (weiterhin) auf positive Entwicklungen und versuche mich selbst durch durch zwei unterschiedliche Kontrollinstanzen (1x Kankenhaus mit der Therapie, 1x Radiologie mit unabhängigen CT´s) immer auf einem aktuellen Stand meiner Krankheit zu halten.

Ansonsten bemühe ich mich den Rest meiner Zeit so intensiv wie möglich zu (er)leben.

Volker
__________________
Volker

Stand meiner Erkrankung: Hier
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  #10  
Alt 29.09.2013, 16:30
evelyn-wieda evelyn-wieda ist offline
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Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Ein harzliches Hallo in die Runde,

und was für eine interessante Diskussion um so ein kleines Wörtchen, die mich zum Nachdenken inspiriert hat. Danke für all die Denkanstöße und Meinungen.

Wie so schön treffend Helmut schreibt:
Zitat:
Es ist schon interessant, wie viele Ansichten, Deutungen und Meinungen es zu dem kleinen Wörtchen 'kämpfen' gibt. Trotz eigentlich doch allgemeiner inhaltlicher Übereinstimmung.
Aber nach wie vor mag ich dieses Wort nicht für mich benutzen. Assoziiere ich es doch mit Schlacht, Krieg, Gemetzel und das stelle ich mir dann in meinem Körper vor.
Geht gar nicht.
Ich stelle mir viel lieber vor, wie sich bestimmte Zellen auflösen, wie sie schrumpfen und verschwinden, wie sich mein Körper selbst hilft und mein Immunsystem stark, kraftvoll und liebevoll mit Hilfe von Medikamenten, Therapien, Meditationen, Tees usw. reagiert.

Ebenso nenne ich z. B. das morgendlich manchmal mühselige Aufstehen nicht Kampf, sondern einfach Überwindung, wie ich auch nicht die schlimmen Nebenwirkungen von Chemotherapie oder Operationen mit kämpfen interpretiere, sondern ich ertrage diese und nehme sie an, ganz nach dem Motto: das schaffe ich, dass schafft mein Körper.

So ist gerade das Annehmen für mich ganz wichtig und bedeutet für mich: leben.
Doch diese Überzeugung war nicht einfach da, nein, es ist ein Entwicklungsprozess, ein Weg, den ich beschreite. Bevor ich Annehmen konnte, durchlebte ich Zweifel und Wut, Traurigkeit und Hilflosigkeit, Schmerz und Erdulden, Suchen und Lernen. Am Anfang, als ich die Diagnose bekam, war ich einfach hilflos und ohnmächtig, irgendwann reagierte und funktionierte ich und schließlich begann ich die Situation anzunehmen, mich mit ihr bewusst auseinander zu setzen und ich fing an selbst zu agieren. Heute sind für mich z. B. meine behandelnden Ärzte, Therapeuten usw. gleichberechtigte Partner, mit denen ich gemeinsam überlege, diskutiere und die nächsten Schritte auslote. Genau deshalb informiere ich mich und bin offen für verschiedene Therapieansätze und bei all dem ist mir wichtig, dass ICH letztendlich bestimme, was, wie, wo, wann geschieht.

In der Diskussion ist mir aufgefallen, dass gesagt wird: Man setzt seine Kräfte, seinen “Kampf“ gegen den Krebs ein.
Ich jedoch setze meine Kräfte, mein Handeln für die Gesundheit, das Leben ein.

Und aus diesem Grund ist für mich die Aussage nicht zutreffend:
Zitat:
„Ich bestimme mein Leben! Nicht der Krebs“ ist falsch.“
Natürlich bestimme ich mein Leben bewusst, weil ich stets die Wahl habe und Entscheidungen treffen kann oder auch nicht. Ich ordne mich nicht meiner Erkrankung unter, sondern ich ordne diese meinem Leben unter. Das ist für mich ein wesentlicher Unterschied. Denn ich entscheide, wann ich welche Termine wahrnehme, welche Medikamente ich einnehme oder welche zusätzlichen Therapien, Wohlfühlmaßnahmen ich in Anspruch nehme. Dabei ist mir wichtig, dass ich das, was ich tue, gerne mache. So sehe ich z. B. die „Mädels“ in meiner „Onkopraxis“ als liebe Vertraute an. Ich fahre seit 2010 alle 3 bzw. 4 Wochen dort hin und bekomme meine jeweiligen Medikamente mittels Tropf verabreicht. Es ist wie vieles Andere zu einem Teil von meinem Leben geworden, was ich positiv angenommen habe. Dazu zählt auch, dass, wenn plötzlich mal wieder mein Leberstent verstopft und ich ins Krankenhaus „darf“, es dann einfach so ist wie es ist.

Richtig ist, dass sich mein Leben durch die Diagnose total verändert hat und eventuell verändern wird, es ist auch ein wachsender Prozess für mich und für meine Angehörigen. Auch ich musste lernen, mit den Veränderungen im positiven wie negativen Sinn umzugehen. Anfangs dachte ich, ohne Arbeit geht mein Leben gar nicht. Doch es geht, gut sogar. Dann kamen die finanziellen Einschränkungen und ich dachte wieder, dass geht gar nicht. Doch es funktioniert. Schließlich musste ich mich der Angst stellen und ich dachte anfangs, sie bestimmt mein Leben. Doch es kam anders und ich bestimme über meine Angst. Ich habe einen freien Willen und kann entscheiden, ob das Glas halb voll oder halb leer ist, ob ich mich von der Krankheit beherrschen lasse oder ob ich mich dem Leben zuwende.

Nun möchte ich noch kurz auf JFs „Lebenskreis“ eingehen. Interessant und gut beschrieben. Doch ist es wirklich so, dass das ganze Leben ein großer Kampf ist?
Ich habe dazu eine weniger kämpferische Meinung. Für mich ist das Leben in vielen Dingen ein ganz natürlicher Vorgang, was manchmal anstrengend, schmerzhaft, traurig, wunderschön, ängstlich … ist. Es ist das Leben und dazu gehört auch der Tod.

Chili, du hast deinen Weg wunderbar beschrieben und ich finde gerade diese Aussage einfach schön und möchte mich ihr gerne anschließen:
Zitat:
„Ich wünsche jedem Betroffenen einen Ort an dem er sich genug sicher fühlt, auch einmal schwach zu sein, schwierige Gefühle und Gedanken ohne Scham und Hemmung zum Ausdruck bringen kann und danach gestärkt seinen Weg weiter gehen kann.“
Volker, dir ein herzliches Willkommen hier im Forum und du beschreibst es treffend:
Zitat:
„Wenn ich das aber so im Nachherein betrachte, dann war das nie ein Kampf ums Überleben - eher die Erkenntnis, dass es irgendwie weiterging.“
Und genau das wünsche ich allen, dass das Leben weitergeht und man gerade mit der Diagnose Krebs intensiv, bewusst und positiv lebt.

Allen noch einen wunderschönen sonnigen Herbstsonntag
Evelyn
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  #11  
Alt 29.09.2013, 16:51
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Cool AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

@all


wie stark man als Betroffene/r sein Leben nach Diagnose und Therapie als selbstbestimmt bezeichnen kann, ist sicher subjektiv.

Ich bin dankbar um die Unterstützung meiner Lieben, aber auch dafür, dass ich bisher nicht jede Minute auf Hilfe angewiesen bin.


Euch Allen wünsche ich das Beste

und natürlich noch weiterhin einen schönen spätsommerlichen Sonntag

mit herzlichen Grüßen
__________________
Ilse
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