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  #1  
Alt 28.12.2010, 14:13
ammi ammi ist offline
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Frage Wie geht man damit um?

Hallo zusammen!

Meine Schwiegermutter („in spe“) hat im Oktober dieses Jahres an ihrem 57. Geburtstag die Diagnose kleinzelliges Bronchialkarzinom T4N3MX bekommen. Sie hatte starke Atemprobleme, da der Tumor so groß war, dass die linke Lunge gar nicht mehr belüftet wurde. Fernmetastasen in Kopf oder Leber wurden da noch nicht gefunden, nur ein maligner Pleuraerguss wurde festgestellt. Inzwischen kann sie dank der Chemo schon wieder ohne Sauerstoff ganz gut auskommen, nächste Woche bekommt sie ihren 4. Zyklus Cisplatin/Etoposid. Das verträgt sie eigentlich ganz gut.
Die Diagnose war für uns alle natürlich ein riesiger Schock. Da ich ein sehr realistischer Mensch bin und zudem auch (in diesem Fall leider…) kein medizinischer Laie (ich bin Krankenschwester und studiere Medizin), weiß ich, dass die Prognose nicht so wirklich gut ist. Meinem Freund ist dies auch bewusst. Das größte Problem, was sich nun für uns ergibt ist, dass meine Schwiegermutter voller Hoffnung ist und glaubt, sie würde komplett geheilt werden. Diesen Glauben lassen wir ihr selbstverständlich, so lange dies noch möglich ist. Wir haben nur furchtbare Angst vor dem Moment, wo sie realisieren wird, wie schlimm es um sie steht. Das könnte ja schon bald passieren, da wir kaum glauben, dass es zu einer kompletten Remission kommen wird. Auch ihrem Mann versuchen wir immer wieder schonend klar zu machen, dass sie die Zeit, in der es ihr gut geht, vor allem nächstes Jahr dann nach der Chemo, unbedingt nutzen müssen, um z.B. in den Urlaub zu fahren. Aber natürlich will auch er es nicht wirklich wahr haben und verdrängt das ganze Ausmaß.
Habt ihr ähnliche Erfahrungen und vielleicht Tipps, wie man am besten damit um gehen kann? Wir sind dankbar für jede Hilfe!

Liebe Grüße, ammi
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  #2  
Alt 28.12.2010, 18:01
wölkchen16 wölkchen16 ist offline
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Standard AW: Wie geht man damit um?

hallo ammi,

erstmal willkommen hier im forum

ich verstehe deine verzweiflung gut ..... es ist leider immer dolle schlimm, wenn angehörige von dieser sch.....krankheit betroffen sind ....

viel schlimmer noch, wenn die/derjendige dann noch voller hoffnung ist .... .... das ist kaum auszuhalten ....

unserer familie geht es da ähnlich ... wir haben vor einigen wochen die krebsdiagnose für meinen papa bekommen..... ( gallengangkarzinom inoperabel, metastasen in lunge, pleura, leber, lymphknoten, evtl. pankreas und darm )

auch mein papa glaubt es wäre alles halb so wild .... er hat nur 1 1/2 chemo gemacht, weil er dann zu schwach wurde ....

er hat bis vor knapp 2 wochen noch geglaubt, dass das fentanylpflaster gegen den husten wäre .... und ist auch nun noch voller hoffnung ....

er kommt fast täglich mit neuen ideen, die ihm irgendein bekannter gesagt hat und sagt mir, ich soll ärzte und kliniken kontakten .... ( lebertranspantation, op, chemo, strahlen, stammzellen,.... ) er würde alles tun .... und er glaubt, dass es wieder besser wird .....

das schlimme, auch meine schwester sieht das so positiv .....

meine mutter verdrängt es eher .... und ich lese viel und denke mir meins ......

wir wollen unseren dad natürlich nicht überfordern oder ihm die hoffnung nehmen .... aber es ist verdammt schwer auszuhalten, wie er täglich schwächer und klappriger wird, keine luft bekommt, nicht essen kann,...... und dann von urlaub im nächsten jahr spricht ....


liebe ammi, einen tipp oder so kann ich dir leider auch nicht geben .... kann dir nur sagen, dass es mir sehr hilft, mich mit anderen auszutauschen - ob hier im forum oder bei der krebsberatung, hospiz,..... hilfe holen ist wichtig .....

( ein sehr gutes buch, wenn du magst : christoph schlingensief : "so schön wie hier kanns im himmel gar nicht sein" )

ich wünsch dir viel kraft

liebe grüsse
wölkchen
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  #3  
Alt 28.12.2010, 18:34
tischlerin tischlerin ist offline
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Standard AW: Wie geht man damit um?

liebe ammi!

ich verstehe Dich gut, mein Bruder ist im April dieses Jahres an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben. Er hat bis etwa 14 Tage vor seinem Tod, als ihm die Ärzte bereits gesagt hatten, dass sie nur mehr palliativ mit ihm arbeiten konnten, gedacht, es könnte alles gut werden. Der Psychologe der Palliativstation hat mir gesagt, dass die Hoffnung, gesund zu werden, dem Patienten hilft, das ganze auszuhalten.

Stell Dir vor, Du bist selber krank, würdest Du den ganzen Tag daran denken wollen, dass Du sterben wirst? Du würdest wahnsinnig werden. Ich selber war mir auch schon viel früher im Klaren darüber, dass mein Bruder sterben würde, aber ich hab ihm die Hoffnung gelassen. Er hatte soviel vor, Segeln, seiner Tochter beim Schifahren lernen zusehen, wieder arbeiten gehen. Nichts von dem hat er mehr gemacht.

Von der Diagnose bis zu seinem Tod sind 22 Monate vergangen und erst 14 Tage vor seinem Tod hat er sich eingestanden, dass er sterben wird und erst dann hat er alle rechtlichen und persönlichen Dinge geklärt, gerade rechtzeitig bevor er gestorben ist.

Ich persönlich glaube, die HOFFNUNG und der Wunschtraum, gesund zu werden, ist das Wichtigste für den Erkrankten, denn ohne Hoffnung ist man verloren. Natürlich sollte man nicht so tun als ob nichts wäre, und die Zeit nutzen, die man noch hat, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es schwerkranke Menschen total fertig macht, wenn man sie auf ihre Krankheit reduziert. Man muss den Menschen als Ganzes nehmen. Wenn Deine Schwiegermutter realisiert hat, was los ist, ist es früh genug darüber zu reden! Es gibt auch verschiedene psychische Phasen, vielleicht magst Du hier nachlesen: http://www.medizinfo.de/krebs/allgemein/psyche.shtml

Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig helfen, das waren halt meine Erfahrungen mit diesem Thema. Wünsch Dir viel Kraft für diese Zeit!!
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  #4  
Alt 28.12.2010, 19:56
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fraunachbarin fraunachbarin ist offline
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Standard AW: Wie geht man damit um?

liebe ammi..
ich kann dich soo gut verstehen. auch meine mutter wird nur noch palliativ mit einer tace (lokalen chemoembolisation) behandelt und sie sieht das völlig anders. sie hofft, durch die chemo den krebs zu besiegen. und wir (meine schwester und ich) lassen sie auch in dem glauben. sie redet auch kaum über den krebs. dafür reden meine schwester, die in ihrer nähe wohnt, und ich oft darüber. meine mutter hat durch ihre leberzirrhose auch eine enzephalopatie, was sie auch immer wieder vergesslich und schusslig werden läßt.
ich denke, es ist ok die betroffenen in ihrem glauben zu lassen. so leben sie in diesem moment noch schön und lebenswert. die nackte wahrheit und das gemeine gesicht vom krebs werden sie noch früh genug kennenlernen.
ich wünsch euch alles gute und viel viel kraft für den weiteren weg.
lg tine
__________________
MISS YOU MAMA
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  #5  
Alt 29.12.2010, 14:56
ammi ammi ist offline
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Standard AW: Wie geht man damit um?

liebes wölkchen!
das mit deinem papa tut mir unendlich leid. wenn die eigenen eltern betroffen sind, ist das alles ja irgendwie nochmals schlimmer (bei meinem papa wurde letztes jahr weit fortgeschrittener prostata-krebs diagnostiziert, wir mussten auch kurzzeitig dolle um ihn bangen, aber glücklicherweise geht es ihm inzwischen besser, weil es gerade noch rechtzeitig festgestellt wurde, auch wenn er immer noch nicht geheilt ist. deshalb kann ich mir annähernd vorstellen, wieviel intensiver sich das anfühlen muss, wenn die "ganz" eigene familie betroffen ist. es ist ja so schon kaum auszuhalten)
was du schreibst, dass man es kaum ertragen kann, die zuversicht des betroffenen und auch der familie aushalten zu müssen, kann ich gut nachvollziehen. deinem papa geht es ja sogar körperlich schon gar nicht mehr so gut und dennoch ist da der feste glaube, alles wird gut gehen. es ist schon erstaunlich, wie die psyche mit solchen "notsituationen" umgeht. aber vielleicht ist das ja auch gut so, vielleicht würden sie sonst nicht durchhalten können. vielleicht ist ja auch irgendwo tief drinnen doch die gewissheit, dass es nicht mehr lange gehen wird und sie wollen uns, also die familie, vor diesen negativen gedanken schützen. ich wünsche dir und deiner familie auch ganz viel kraft

liebe tischlerin,
du hast recht, man darf den kranken nicht auf seine krankehit reduzieren. vielleicht passiert mir/uns das manchmal, und wenn nur in gedanken. obwohl wir natürlich immer bedacht sind, alles so normal und alltäglich wie möglich zu gestalten. dass dein bruder verstorben ist, tut mir sehr leid. und was du schreibst, dass dieser glaube der betroffenen sie quasi noch am leben hält, ist sicher auch richtig. aber es ist einfach so schwer zu ertragen!! andereseits stimmt es natürlich, was soll man die ganz zeit an den tod denken und daran, dass man vielleicht bald sterben wird. das würde ja überhaupt auch niemanden weiter bringen. es ist schon eine scheiße, dieser blöde krebs..vielen dank übrigens für den link. hat mir einige gute, neue gedanken gebracht!

liebe fraunachbarin,
auch dir und deiner familie wünsche ich ganz viel kraft. es ist gut zu lesen, dass es auch anderen betroffenen ähnlich geht. und was du schreibst, dass die kranken das gemeine gesicht der krankheit noch früh genug kennen lernen ist wohl wahr. man sollte es ihnen solange wie möglich erparen...es ist nur schade, dass man selbst nicht davor verschont bleibt und ewig diese fürchterlichen gedanken mit sich rum trägt. ich wünschte, ich könnte das auch alles besser verdängen!

euch allen vielen dank für eure worte
liebe grüße, ammi
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  #6  
Alt 29.12.2010, 19:06
ulphin ulphin ist offline
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Standard AW: Wie geht man damit um?

Liebe ammi,

es tut mir sehr leid für Deine Familie und für Dich und ich wünsche Euch viel Kraft auf Eurem Weg.

Letztlich ist es so, wie fraunachbarin schreibt, denn irgendwann kommt unweigerlich der Punkt, an dem die Betroffenen realisieren, wie ernsthaft ihre Erkrankung sein kann. Und selbst wenn man ihn in Gedanken zumindest teilweise auf die Krankheit reduziert, so finde ich ich, dass dies in jedem Fall menschlich ist. Denn natürlich kreisen die Gedanken irgendwie ständig um weitere Neuigkeiten, Therapiemöglichkeiten, Arztberichte, etc. Aber im Umgang miteinander ist es uns bei der Krankheit meiner Mami immer wieder gelungen, den Alltag im Auge zu behalten. Ihre Enkel haben sie gesprochen und gesehen, sie hat sich in Telefonaten selbst nach ihnen erkundigt, wir haben wie vorher auch regelmäßig über politische Themen gesprochen und auch gelästert und sogar einige Tage vor Ihrem Tod in den Urlaub gefahren, weil sie es genau so wollte. Aber wir sind auch bewusster miteinander umgegangen, haben uns deutlich gemacht, wie wichtig es ist, beisammen zu sein, auch wenn man nicht vor Ort ist.

Herzliche Grüße und das Bestmögliche für das neue Jahr

ulphin
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  #7  
Alt 29.12.2010, 23:25
undine undine ist offline
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Standard AW: Wie geht man damit um?

Liebe Ammi,

wie du an meiner Signatur sehen kannst, steht es um meine Ma auch sehr schlimm. Ich bin auch in dem Dilemma, dass meine Mutter glaubt, wieder "ok" zu werden, den Krebs zu besiegen, ich aber leider ziemlich viel im www gelesen habe und auch Freundinnen befragte, die Ärztinnen sind, und die mich darauf vorbereiten wollten, einen Hospizplatz zu suchen.

Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei meiner Ma bei 1%. Aber - so what - das ist immerhin 1%!!!

Nachdem ich tief erschüttert hier im Forum geschrieben habe, erhielt ich viele PNs von Menschen, dir mir von ähnlichen Prognosen erzählten und deren Angehörige auch trotz Krebs im Stadium IV nach 2 Jahren noch leben. Dafür war und bin ich sehr dankbar, denn nichts macht mehr Hoffnung!

Und wenn ich bedenke, dass mir prognostiziert wurde, ich würde als Erwachsene erneut im Rollstuhl sitzen und wieder voll pflegebedürftig sein, dann frage ich mich, wer den jeden Tag mit meinen Hunden spazieren geht

Will damit sagen: wer aufgibt, hat verloren und es ist doch wirklich alles möglich! Und wenn deine Schwiegermutter Urlaubspläne hat ist das die beste Vorraussetzung für eine erfolgreiche Therapie!
Und auch wenn das nächste Ziel "nur" Urlaub ist! Es geht darum doch eine bestmögliche Lebenszeit zu haben.

An manchen Tagen bin ich nur am Flennen , aber wenn meine Ma nicht aufgibt, dann tue ich das auch nicht! Deshalb gebe bitte auch nicht deine Schwiegermutter auf.
__________________
_________________________

Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.
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  #8  
Alt 30.12.2010, 11:44
ammi ammi ist offline
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Standard AW: Wie geht man damit um?

liebe undine,
wenn es doch so einfach wäre, die hoffnung zu bewahren! eigentlich bin ich ein optimistischer mensch, aber in diesem fall funktioniert das irgendwie nicht so wirklich. aber du hast schon recht, 1% ist immerhin besser als nichts (ist ja auch die prognose beim kleinzeller). ich werde versuchen, nicht mehr so negativ zu denken....dir und deiner mum wünsche ich auch von herzen nur das beste und ganz viel kraft und gesundheit für 2011! und vor allem dass sie zu den 1% gehört mit positiver energie kann man tatsächlich viel bewirken. das stimmt schon. wer weiß wie lange mancher nur durchhalten würde, wenn er nicht glauben würde, dass alles wieder gut wird. das muss ich mir wohl immer wieder bewusst machen.

lieber ulphin,
wir versuchen auch so viel normalität wie möglich zu bewahren. die krankheit darf, so schwierig es ist, nicht zum mittelpunkt werden. der wirklich bewusstere umgang miteinander, ich glaube, der lässt bei uns trotz allem noch etwas zu wünschen übrig. vielleicht weil noch recht viel normalität dabei ist..ach, warum ist bloß alles nicht wie früher??????
die besten wünsche und vor allem gesundheit für dich und deine familie für 2011
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  #9  
Alt 30.12.2010, 16:57
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ange ange ist offline
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Standard AW: Wie geht man damit um?

Liebe Ammi,

sei froh das das deine Schwiegermutter positiv denkt! Bestärkt sie dadrin. Ich denke sie weiss ganz genau wie schlimm es um sie steht, verdrängt es aber. für sich selbst und auch für euch. Freut euch das sie Pläne schmiedet, das hält sie aufrecht. Sie sucht sich ein Ziel, das sie noch erreichen möchte.
Bei meiner Schwiegermutter ging es hin und her, mal positiv, mal negativ. und ich sage dir eins, lieber sie schmieden Pläne und so als das sie im Bett liegen und nur sagen... Ich sterbe doch sowieso, ist doch eh egal, ist doch besser wenn ich jetzt sterbe, dann bin ich keine Last mehr für euch...all so was mussten wir uns auch anhören. Da höre ich doch lieber, da möchte ich in den Urlaub fahren. Das wird mir dann schon soweit gut gehen... Freut euch das sie so denkt.
Auch wenn es an manchen Tagen schwer ist, so positiv mitzudenken, es hilft. Nehmt euch auch mal eine Auszeit. Schrei alles raus. Die Zeit, wo ihr alle nicht mehr positiv denken könnt wird sicherlich kommen... aber noch nicht jetzt.
Ich wünsche dir für 2011 viel kraft, und gesundheit.
lg ange
__________________
-Meine Schwiegermama + 4.10.2010
-Meine Patentante + 4.9.2011
-Meine Mama
*15.2.1944 - + 22.11.2014

-Ich selber Polycythaemia Vera
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  #10  
Alt 06.01.2011, 15:53
tischlerin tischlerin ist offline
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Standard AW: Wie geht man damit um?

Liebe Ammi!
Wie gehts Deiner Schwiegermutter? Ich denke oft an Euch!
Liebe Grüße
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  #11  
Alt 06.01.2011, 18:59
ammi ammi ist offline
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Standard AW: Wie geht man damit um?

hallo tischlerin!

das ist lieb, dass du nachfragst wie es uns geht! leider ist es nicht ganz so schön. meine schwiegermama ist seit dienstag zum 4. zyklus in der klinik. die ärztin (die sie allerdings nicht kannte) war wohl sehr unsensibel im aufnahmegespräch. sie hat ihr gesagt, es habe sich nicht viel verändert und dass sie ja sowieso nicht mehr gesund werde. außerdem solle sie ihre dinge regeln und jeden tag genießen...
das hat meine schwiegermutter natürlich total umgehauen. sie war völlig irritiert und entsprechend deprimiert. später in der visite hat dann aber wohl der oberarzt gesagt, dass es sich doch verbessert habe. das hat sie wieder etwas aufgebaut. sie sagt, sie wisse ja, dass sie nie wieder richtig gesund werde. sie glaubt, der krebs würde jetzt weggehen und dann muss man nur dafür sorgen dass er nicht wieder kommt. sie dreht sich die worte der ärzte aber natürlcih auch so zu recht, dass sie für sie positiv klingen. dazu kommt, dass sie, wir vermuten wegen ihres natrium-mangels, auch noch etwas schusselig ist und dinge vergisst. es ist schon grausam mit an zu sehen (bzw zu hören, wir wohnen leider etwas weiter weg und können nur täglich telefonieren).
das war also das erste mal, dass ihr jemand die tödlichkeit der krankheit so nahe gebracht hat. ich bin allerdings auch etwas verärgert, dass die ärztin das so gemacht hat. ich meine, man muss doch merken, wie jemand gestimmt ist. und wenn ihr jemand die dramatik der situation aufzeigen muss (was meiner meinung nach auch sehr wichtig ist. wie der betroffene dann damit umgeht, ob er es verdrängt oder versucht damit zu leben, ist dann ja sein persönlicher weg), ist es doch nicht die aufnahmeärztin, sondern die ärztin, die sie kennt und behandelt und die therapie plant.
über die weitere therapie wird dann in 3 wochen nach einem neuen ct entschieden. es läuft wohl noch auf eine chemo hinaus und dann evtl bestrahlung. meine schwiegermama glaubt, dann ist alles weg...
und auch mein schwiegerpapa will immer noch nicht die ernsthaftigkeit der situation wahrhaben. jedenfalls macht es den anschein. oder er will nicht darüber sprechen. ich weiß es nicht. das macht uns fast noch mehr sorgen.

danke fürs lesen,
ammi
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  #12  
Alt 07.01.2011, 23:06
tischlerin tischlerin ist offline
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Standard AW: Wie geht man damit um?

Liebe Ammi!
Das ist wohl wirklich nicht gut gelaufen, wie Deine Schwiegermama von der Aufnahmeärztin behandelt wurde. Ich finde auch, dass es wichtig ist, dem Betroffenen die Wahrheit zu sagen, denn wie Du sagst, wie derjenige damit umgeht, ist seine Sache. Aber es sollte in einem passenden Rahmen vom Arzt ihres Vertrauens stattfinden.

Ich fühle genau mit Dir, auch bei uns war es so, dass mein Bruder die Worte der Ärzte manchmal so drehte, dass sie besser klangen. Im Nachhinein bin ich mir aber gar nicht sicher, ob er das nicht nur zu seinem Schutz, sondern auch zu unserem Schutz gemacht hat. Er wollte uns nicht zu sehr belasten. Als ich das nach seinem Tod von einem seiner Freunde erfahren habe, konnte ich es gar nicht glauben: er, der todkrank war, wollte uns, seine Angehörigen, schützen. Aber nach wie vor bin ich der Meinung, dass man den Kranken die Hoffnung lassen sollte. Ich glaube, wenn es soweit ist, spüren sie selber, dass es an der Zeit ist, Dinge zu regeln. Man sollte schwerkranke Menschen nicht drängen, Dinge, die die Zeit nach dem Tod betreffen, früher zu machen, als sie selbst bereit dazu sind.

Ich versetehe Dich aber gut, es hat mir soviel Kraft gekostet, immer positiv zu sein, wissend dass er bald sterben wird. Vielleicht gibt es bei Euch in der Klinik wo Du arbeitest, eine/n Psychologen/in, der/die auf dieses Gebiet spezialisiert ist, mir hat das unheimlich geholfen, zu akzeptieren, dass mein todkranker Bruder voller Hoffnung ist, obwohl ich wußte, dass er real gesehen keine Chance mehr hatte. Aber ich habe verstehen gelernt, dass Hoffnung ihm das Leben noch ein bißchen lebenswert machte.

Eine kurze Episode möchte ich Dir erzählen: Meine Schwester redete über das schlechte Wetter mit meinem Bruder, dann sagte sie plötzlich: "Entschuldige, das Wetter ist ja so unwichtig." Mein kranker Bruder darauf: "Das Wetter ist genauso wichtig wie meine Krankheit!!" Diese kurze Antwort habe ich immer im Kopf behalten und es hat mir ins Bewußtsein gerufen, mit ihm über alles mögliche zu reden und nicht nur über seine Krankheit.

Wünsch Euch alles Gute für das nächste CT und auch viel Kraft!
Liebe Grüße
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  #13  
Alt 23.01.2011, 19:35
ammi ammi ist offline
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Hallo!

inzwischen hat meine schwiegermama den 4.zyklus hinter sich gebracht und es geht ihr erstaunlich gut. dank anderer medis war ihr sogar noch nicht mal schlecht.
allerdings beschäftigt sie das aufnahme-gespräch mit der völlig uneinfühlsamen ärztin immer noch. sie hat dadurch ganz viel mut verloren. ich bin so sauer auf diese frau. sie hat ihr ernsthaft gesagt, dass 10jahre überleben völlig utopisch seien, mit ganz viel glück seien 5 möglich!
ich meine, das muss man sich mal vorstellen. meine schwiegermama glaubte bis zu dem zeitpunkt, dass sie halbwegs gesund davon kommen kann. entsprechend motiviert war sie die thearpie zu machen. da kommt diese ärztin und nimmt ihr alle hoffnung. ich meine, was bildet sich diese frau eigentlich ein. wie gesagt, ich stelle nicht in frage, ehrlich einem patienten die ernsthaftigkeit der krankheit aufzuzeigen. aber doch nicht so. im aufnahmegespräch!! als die frau merkte, dass meine schwiegermama völlig irrtiert war, fragte sie sie, ob ihr das denn noch niemand so gesagt hätte. NEIN!!! also warum kommt dann diese frau darauf sowas zu sagen, wenn weder ihre behandelnde ärztin noch der oa oder sonst wer, der sie kennt und behandelt dies noch nicht getan hat, ihr sowas auf solch eine destruktive art und weise zu sagen?????? im aufnahmegespräch zwischen tür und angel........
ich bin so sauer!!!! und würde mich gerne über diese frau beschweren. meint ihr das macht sinn? meine schwiegermama würde ein weiteres gespräch mit ihr jedenfalls ablehnen (bei der nä aufnahme). ich hab ihr auch schon gesagt, sie soll sich bei ihrer ärztin beschweren. sie ist wirklich fertig seitdem. sie versucht ihren mut und kampfgeist wieder zu finden, aber so wirklich schafft sie es nicht.
sie glaubt aber auch, dass man jemanden gar nicht mehr behandeln würde, wenn er sowieso bald an seiner krankehit versterben wird. deshalb versteht sie nicht, wieso man "soviel geld" für sie ausgibt, wenn es doch eh nix bringen würde. ein gespräch mit ihrer hausärztin hat ihr auch wieder etwas aufwind geben können. sie versucht wirklich positiv zu denken, aber das gelingt nicht mehr so richtig.
hilfe...einerseits wollte ich ja, dass sie alles etwas realistischer sieht. aber jetzt, wo es so ist....

entschuldigt, dass alles etwas wirr formuliert ist, aber irgendwie bin ich nicht fähig, einen klaren gedanken zu fassen.

liebe grüße
ammi
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  #14  
Alt 23.01.2011, 22:57
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Liebe Ammi,

ich finde es macht Sinn sich zu beschweren. Meiner Ansicht nach ist es nicht seriös solche Aussagen zu tätigen, vom mangelnden Einfühlungsvermögen ganz zu schweigen.

Meine Ma ist hier in HH in Großhansdorf und zu keiner Zeit hat irgendwer eine Prognose gemacht, wie viel Zeit ihr noch bleibt. Sie ist im Stadium IV, die Statistiken sind also eher niederschmetternd, aber niemand nimmt ihr den Mut weiter zu kämpfen. Ohne dabei jedoch - und das finde ich ganz wichtig - sie zu belügen. Man hat ihr gesagt, dass ihr Lungenkrebs nicht heilbar, aber therapierbar wäre. Mir wäre das zu schwammig ausgedrückt, aber für sie ist es genau richtig. Sie stellt sich darauf ein, immer wieder Chemos machen zu müssen, hofft aber, zwischendurch genug Lebensqualität zu haben und auch noch 10 Jahre zu leben.
Von der Mutter eines Freundes weiß ich, dass diese nicht mehr behandelt wurde, weil es gar keine Chancen mehr gab, per Chemo oder Bestrahlung etwas zu verbessern. Deshalb sieht deine Schwiegermama das ganz richtig: wäre alles verloren, würde sie sicherlich auch dort nicht mehr therapieren.

Euch alles Liebe und viel Kraft!
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Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.
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  #15  
Alt 24.01.2011, 08:23
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Liebe Ammi,

ich denke auch, wenn ihr so unzufrieden ward dann sagt das auch der Ärztin. Sie solle vielleicht mal ein wenig sensibler werden, und erstmal die Angehörigen fragen, wie es denn psychisch so aussieht..... War es denn noch eine junge Ärztin? Vielleicht lag es dann am Mangel der Erfahrung, oder sie ist einfach schon voll abgestumpft oder so. Bloss nicht mehr nachdenken... Echt blöd, aber davon gibt es einige ärzte.

Also die Ärzte haben meiner SM von anfang an gesagt, das sie nicht merh heilbar ist. Aber bis meine SM das begriffen hat hat das auch lange gedauert. Irgendwann hatte sie auch ne Ärztin, die ihr das nochmal deutlich gemacht hat. Sie könne noch ne chemo machen, aber an ihrer stelle würde sie lieber die restzeit geniessen denn die bringt jetzt auch nichts mehr... ( sie hatte ja recht, aber es war für meine SM natürlich nen Schlag! ) Danach ging es dann auch alles recht schnell... ( Die Chemo hätte sie wirklich nicht mehr geschafft, sie hat sich ja auch selbst dann dagegen entschieden )

Redet ihr einfach gut zu, und das das Gerede nur statistiken sind... man braucht ja auch nur mal im LK´- forum zu lesen... wieviele dort hätten der statistik nach schon längst tot sein müssen???!!! wenn etwas super anschlägt, dann kann man noch lange überleben! So.

alles gute und viel kraft weiterhin
ange
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-Meine Mama
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-Ich selber Polycythaemia Vera
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