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-   -   junge Frauen und der Tod der Mutter (https://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=3688)

13.03.2004 14:28

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Mann ist das schwer aufzuschreiben was in einem vorgeht! Ich bewundere euch für eure gefühlvollen Berichte. Mir fehlen irgendwie die Worte.Ihr habt auch eigentlich schon alles gesagt.

Liebe Toni,
meine Mutter ist am selben tag wie eine gestorben und

liebe Conny,
meine Mutter hatte auch Eierstockkrebs.

Wir waren immer optimistisch, weil alle Ärzte uns im unklaren gelassen haben wie es um Mutti steht. Sie hatte fast keine Beschwerden bis ca. 8 Wochen vor ihrem Tod und so hatten wir noch zwei schöne, intensive Jahre zusammen.
Klar dass man sich irgendwie schon "verabschiedet" so innerlich, so insgeheim.
Im Nachhinein bin ich ganz froh, dass wir es nicht besser wussten, meine mutter wäre nicht so tapfer gewesen, glaub ich, die 2 Jahre durchzuhalten.

Zu dir Tabea,
Wahnsinn wie du das alles gepackt hast!! Ich bin "schon" 34 aber kein bissschen tapferer als du. . .

Meine Mutter war übrigens 59 und ich bin wie gesagt 34, keine Kinder und auch keinen Mann (mehr).
Also, lasst mal wieder was von euch lesen!

Fühlt euch gedrückt
Claudia2

16.03.2004 09:01

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Claudia2,
unter anderen Umständen würde ich sagen "schön, von dir zu lesen", aber so bleibt mir nur, dir mein Mitleid zu versichern...
Bei meiner Mami war es es ein wenig anders. Die Ärzte haben uns von Anfang an gesagt, dass sie unheilbar an Krebs erkrankt ist. Ca. 1 Jahr später erfuhren wir, dass sie ihr nach der Diagnose noch ein halbes Jahr gegeben hätten... Trotzdem war sie immer optimistisch. Immer! Hat anderen aus ihrem Bekanntenkreis noch Mut zugesprochen, als die an Krebs erkrankten. Ohne Jammern hat sie die Chemos ertragen und die beiden grossen OP's. Ich wusste aber, dass sie mir nicht alles erzählt hat. Sie wollte nicht, dass wir uns Sorgen machen.
Jedenfalls hat sie (wahrscheinlich wegen ihrem starken Lebenswillen) fast 4 Jahre durchgehalten.
Aber ich wollte dich eigentlich nicht zutexten, sondern dich fragen, wie es dir momentan geht?!? Vielleicht können wir uns ja ein wenig austauschen...

An dich und alle anderen hier im Forum ganz liebe Grüße!
Conny.

16.03.2004 16:15

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Conny,

Ich habe wirklich Resepekt vor deiner Mutter weil sie so tapfer gewesen ist! Meine Mutter und ich sind überhaupt nicht so. Meine Mutter hat ihre Krankheit wohl verdrängt, aber das konnte sie ja auch, jeder muss seinen Weg finden mit der Situation umzugehen.

Mir geht es solala. Mal ganz mies mit nur rumheulen und so und manchmal verdräng verdäng..
Ich habe seit dem Tod meiner Mutter selbst nicht mehr soviel angst vor meinem eigenen Tod, bin auch nachlässiger mit mir selbst geworden. Ich habe das Gefühl, dass sie da wo sie jetzt ist auf mich wartet-keine Angst, ich will mich nicht umbringen! Verstehst du das?

Da ich morgens arbeite bin ich sehr abgelenkt, aber sobald ich im Auto sitze ist wieder der Gedanke an meine Mutter da. Ich wohne im Moment bei meinem Vater und so unterstützen wir uns gegenseitig, das tut sehr gut.

Geht dir das auch so, dass du deine Mutter immer vor Augen hast, wie sie gelitten hat, wie sie immer weniger wurde, diese Angst und dieser Schmerz in den Augen ? Das ist eigentlich mein größtes Problem , dass ich diese schlimmen Bilder nicht vergessen kann. Irgendwie krame ich mir die immer wieder ins Bewußtsein-kann man das irgendwann vergessen?

Meien Mutter ist Anfang dieses Jahres gestorben-wie war es denn bei euch?

Würde mich sehr über Antwort freuen

Viele liebe Grüße
Claudia

17.03.2004 09:36

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Claudia,
ich dich soo gut verstehen! Die Bilder kommen immer wieder...grausam...kann ich gar nicht beschreiben.
Tagsüber geht es einigermaßen. Arbeiten gehen, mein 7-jähriger Sohn und unser Hausbau-das lenkt ab. Dann reicht aber schon der kleinste Auslöser und die Erinnerungen kommen wieder hoch. Ich ertappe mich auch immer wieder dabei, dass ich immernoch den Glauben habe, dass sie gar nicht weg ist...nur zur Kur, oder so. Habe aber in den Beiträgen gelesen, dass es vielen genauso geht. Hoffe nur, dass es nicht irgendwann mal einen Knall gibt und einem schlagartig bewusst wird, dass sie nicht mehr da ist.
Gestern war ich mit meinem Sohni auf dem Friedhof. Er sagte mir da, dass er seine Omi sehr lieb hat und sie sehr vermisst und dass sie bestimmt im Himmel ist...das war für mich ganz schön hart.
Meine Mami ist am 31.12.03 gestorben.
Warst du dabei, als deine Mutter starb??

Fühl dich ganz lieb gedrückt und meld dich doch bitte mal wieder.
Grüße auch an alle anderen..
Conny

17.03.2004 15:40

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Claudia liebe Conny,
war schon lange nicht hier, habe jetzt Eure berichte gelesen.
Auch ich kann sehr gut mitfühlen wie es ist, wenn Mutti immer weniger wird und das Gewicht schon gar nicht mehr zu zählen ist. Zum Schluß hat sich meine Mutti immer gefreut, wenn die Waage mehr gezeigt hat, jedoch hat sie leider nicht mehr ganz mitbekommen, dass es bei ihr das viele Wasser überall war.
Auch ich habe heute wieder so einen Tag, wo mir die letzten Bilder nicht aus dem Kopf gehen, als wir zu Mutti in Spital gefahren sind, und sie auf meine Schwester und mich mit dem Sterben gewartet hat und dann - nach unserem Kommen - etwa 20 Minuten für immer einschlief. Vati war schon vorher viel länger bei ihr und hat ihr immer zugesprochen, dass wir bald kommen.
Wir haben sie gedrückt und uns bedankt für alles was sie für uns getan hat.
Fühlt ihr euch auch so "leer", ich denke schon.
Ich finde das Leben so unfair: Sie hat immer gekämpft und gesagt das schaff ich schon, sie hat es sich bei weitem nicht verdient mit nicht mal 53. Jahren zu sterben.
Übrigens fürchte ich mir vor dem 21.03., das ist ihr Geburtstag.
Würde mich freuen von Euch zu hören, bzw. lesen.
Liebe Grüßen an Euch und alle anderen hier im Forum
Toni

17.03.2004 21:02

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Ihr Lieben hier,

meine Mutter starb am 30.6. letzten Jahres. Im Moment durchlaufe ich die Phase, in der ich immer wieder denke "heute vor einem Jahr...", denn etwa um diese zeit wurde klar, dass man nichts mehr für sie tun kann.
Ich habe zu Beginn dieses Threads hier geschreieben und gucke deshalb noch manchmal rein. Und allen, die die schlimmen Bilder der Krankheit ihrer geliebten Mutter nicht vergessen können, möchte ich etwas erzählen.

Meine Schwester hat mir erzählt, was sie macht, wenn die schlimmen Bilder sie zu erdrücken drohen: sie stellt sich vor, dass Mama zu ihr kommt, die schlimmen Erinnerungen nimmt und in einen Koffer packt. Dann sagt sie "ich nehme sie jetzt mit, du brauchst sie nicht mehr".

Klingt vielleicht etwsa seltsam, aber so entwickelt jeder seine Strategie.

Vergessen werden wir alle die furchtbaren Zeiten sicher nie. wir müssen nur dafür sorgen, dass sie uns nicht zu sehr belasten. Vielleicht hilft es da manchmal, sich Fotos aus gesunden Zeiten anzusehen, oder Geschichten darüber zu erzählen. Ich habe viel mit meiner Schwester und Mamas Schwester über die Dinge gesprochen, die uns belatet haben oder noch immer belasten. Aber ich rede auch so immer wieder von Mama; darüber, was sie immer gemacht hat (jede Mutter hat da ja so ihre Eigenarten, über die man früher ein bißchen gelächelt hat) oder was sie gesagt hat. Ich integriere sie in mein Leben.

Ich trage ein Bild meiner Mutter in einem Medallion bei mir. Es gibt mir das Gefühl, dass ich sie bei mir habe, bei all den Dingen, die ich ihr normalerweise am Telefon erzählt hätte.

Alles Liebe euch allen.

Katrin

17.03.2004 21:49

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Conny, liebe Toni

ich weiß zwar nicht wieso, aber es hilft mir so sehr zu hören, dass es anderen auch so geht wie mir.

Ich war tatsächlich dabei als meine Mutter eingeschlafen ist und sie ist wirklich eingeschlafen, ganz ruhig. Diese Tatsache beruhigt und tröstet mich zugleich. Ich würde mir mein Leben lang Gedanken machen wie es gewesen wäre, ob sie noch nach uns gefragt hat, ob sie Schmerzen hatte und überhaupt...
Eigentlich hatten die Ärzte gar nicht damit gerechnet, dass sie an diesem Tag sterben würde, es ging auf einmal alles so schnell. Vorher hatten wir alle noch Hoffnung, dass sie zur Kur fahren kann-obwohl, von heute aus gesehen total idiotisch, dass wir daran nur gedacht haben, so schwach wie sie war. Zwei Tage vor ihrem Tod hat mein Vater dann mit der Ärztin gesprochen und Klarheit verlangt, da kam sie dann der Nachricht raus, dass sie nicht mehr lange leben würde. Meine Mutter hat das ganze nur knapp 2 Stunden realisiert und da stand sie auch unter Medikamenten. Wir wissen letztlich nicht, inwieweit sie das ganze noch mitbekommen hat. Sie hat nur zweimal gesagt dass sie nicht sterben will und geweint. Die letzten beide Tage hat sie praktisch komplett verschlafen, unter Morphium und Beruhigungsmittel. Sie ist abends um halb neun gestorben. Ich war seit mittags bei ihr, weil ich gespürt hatte, dass ich nicht mehr weggehen darf,kann. Als ich mittags kam, hat sie mich noch in den Arm genommen, ganz lange ohne die Augen aufzumachen. Und das war die letzte Bewegung die sie in ihrem Leben gemacht hat(jetz muss ich erstmal wieder kräftig heulen...). Den Rest des Tages habe ich an ihrem Bett gesesssen und ihr alles Mögliche erzählt und ihr gedankt für alles. Und gesungen habe ich-wahrscheinlich mehr für mich, zur Beruhigung. Das waren immerhin 7oder 8Stunden.Um acht habe ich meinen Vater angerufen, er müsse kommen-war so ein Gefühl, ich habe noch nie jemanden sterben sehen. Nachdem mein Vater eine Viertelstunde da war, ist sie eingeschlafen.Zufall?

Tja, und dann packt man irgendwann die Sachen ein, die Klamotten aus dem Badezimmer, die neue Hautkreme, die frisch gewaschenen Schlafanzüge und am allerschlimmsten die Perücke aus dem Nachtschrank. Das war der absolute Horror. Das alles einzupacken, was von der eigenen Mutter bleibt. Man macht die Dinge schon in dem Bewußtsein, dass man diese Anblicke niemals vergessen wird und das werde ich nicht, das weiß ich.
Aus Rücksicht auf uns wollte meine Mutter nicht mehr nach Hause und heute habe ich ein schlechtes Gewissen, dass sie im Krankenhaus sterben musste. Andererseits wäre die medizinische Versorgung zu Haus natürlich schwierig gewesen, denn sie brauchte ca. alle 2 Stunden mehr Morphium. So hatte sie bestimmt keine Schmerzen und konnte in Ruhe einschlafen, zumindest sah das so aus.
Mit ihr ist ein Riesenteil von mir gestorben, meine Kindheit, eine tolle Freundin, meine Mutter eben.

In guten Momenten kann ich auch ein bisschen dankbar sein, dafür dass sie immerhin 59 Jahre alt werden konnte, dass sie früher immer gesund war und wir beide noch 2 sehr intensive Jahre zusammen haben konnten. Sie hatte so gut wie gar keine Beschwerden, auch nicht von den Therapien.
Aber das hört sich jetzt schon viel zu positiv an, eigentlich gehts mir echt besch.... .

So, und nun habe ich euch echt total zugetextet und jetzt ist auch Schluss für heute.

Auch von mir für euch eine dicke Umarmung und lasst was von euch lesen!
Liebe Grüße Claudia

18.03.2004 10:44

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Claudia 2,

es scheint wirklich überall ähnlich zu laufen. Meine Mutter ist im Oktober 03 in Grosshansdorf an Lungenkrebs gestorben. 3 Tage vor ihrem Tod ist sie in ein Einzelzimmer verlegt worden. Da hatte sie schon eine schwere Lungenentzündung. Die Schwestern und Ärzte wussten wohl schon, dass sie jetzt bald sterben wird. Trotz aller Realitäten haben mein Vater, meine Schwester und ich es nicht wahrhaben wollen.

Ich habe die letzten Tage vor ihrem Tod nur halbtags gearbeitet und dann immer im Wechsel mit meinem Vater, meiner Schwester am Bett meiner Mama gesessen. Sie war zwischenzeitlich ansprechbar, da habe ich ihr Suppe zu trinken gegeben, ihre Hand gehalten, zu ihr gesprochen.

Sie hatte einen schweren Tod, ist wirklich erstickt. An ihrem Todestag rief das Krankenhaus morgens an, ich wollte gerade zur Arbeit. Ich müsste mich jetzt beeilen. Ich bin wie eine wahnsinnige über die Autobahn gerast, auf den Parkplatz gefahren, die Stufen im Krankenhaus gelaufen, stand vor ihrem Zimmer.

Da kamen die Schwestern heraus, und sagten mir, dass sie vor 2 Minuten gestorben wäre. 2 Minuten zu spät. Ich habe dann an ihrem Bett, mein Papa kam und war vollständig am Ende.

Und dann ware so wie du auch beschrieben hast. Man räumt das Badezimmer lehr, die Cremes etc., Klamotten und natürlich die Perücke und die Mutter liegt Tod in ihrem Bett. Das sind Bilder die man niemals wieder vergisst.

Ich bin meiner Mutter für alles dankbar was sie für mich und meine Schwester getan hat und ich hoffe, dass ich ihr in ihren schwersten Stunden eine Stütze war.

Das langt jetzt auch an Schwermut für heute. Man muss nach vorne schauen.

Es grüsst euch alle Bine

name@domain.dename@domain.de

18.03.2004 13:01

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Ihr Lieben,

wenn ich Eure berichte so lesen, bin ich ja froh, dass ich nicht allein bin mit meinem Verlust.
Ich habe mit meiner Mutti seit Beginn der Krankheit (Juni 2003) eigentlich alles gemacht. Sie wollte weder von meiner Schwester noch von meinem Papa das alles haben, waschen, Zapferl geben, eincremen, Ärzte fahren und spital, ....
Wir hatten Gott sei Dank schon immer ein Super Familienleben zusammen, aber in so einem Fall wächst man noch mehr zusammen, und der Verlust jetzt ist irrsinnig.
Manchmal fällt es mir leicht, über gewisse Situationen zu reden, wo wir wirklich Spaß miteinander hatten, trotz all den Schmerzen und dem Leid.
Doch jetzt, wo ich so viel Zeit habe, fällt mir oft die Decke auf den Kopf und ich habe manchmal auch gar keine Lust, irgendwas zu unternehmen.
An Bine:
Du schreibst, dass du 2 Minuten zu spät gekommen bist, ich denke Deine Mama war in Gedanken sicher bei dir, als sie einschlief. Ich glaube, dass sie dir die letzten Minuten nicht zumuten wollte bevor sie einschlief und du sie so in besserer Erinnerung behalten kannst.
Meine Mutti hat ja eingeschlafen und - so glaube ich - deswegen auf uns gewartet.
Ich habe nur geheult an ihrem Sterbetag, habe ihre Hand gehalten die sehr sehr dünn und zart war.

Es war wirklich furchtbar, die ganzen Sachen dann mit heim zu nehmen und dort haben wir sie mal in eine Ecke "geschmissen" und eine Weile nicht ausgepackt.

Wenn ich heute zu ihr gehe rede ich immer mit ihr. Ich bilde mir eben ein, dass sie mich hört und mich vielleicht von oben sieht wie ich traurig bin.
Wenn ich dann vom Grab weggehe und bevor ich um die Ecke biege, drehe ich mich jedesmal um und denke mir "Tschüs ich hab Dich lieb". So machte ich es jedesmal, wenn ich aus dem Krankenzimmer ging, das werde ich auch in Zukunft tun. Die Tränen fließen jedesmal in Strömen.

Meine Mutti hat bis zum Schluß gekämpft und eigentlich von keinem gewußt, dass sie es nicht schaffen wird.
Manchmal denke ich, vielleicht hätten wir es ihr in den letzten Tagen, wo sie noch ansprechbar war, sagen sollen. Diese Gedanken krieg ich oft nicht los. War es falsch so zu tun als ob alles wieder gut wird, oder nicht. Die Antwort werde ich wohl nie bekommen.
Wir haben doch sonst über alles gesprochen und gequatscht, aber das nicht.
Liebe Grüße an Euch
Toni

18.03.2004 14:40

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Toni,
ca. 1 Woche vor dem Tod meiner Mutter haben die Ärzte ihr gesagt, dass eine Chance auf Heilung nicht mehr da ist und man wollte ihr aufgrund des schlechten allg. Zustands keine weitere Chemo geben.
Man wollte sie praktisch zu sterben nach Hause schicken.
Meine Mutter hat jedoch auf eine weitere chemo bestanden und gesagt, dass sie in ihrem Zustand und der schlimmen Atemnot sowieso nicht nach Hause gehen würde, weil sie Angst hatte, dass man sie zu Hause nicht richtig versorgen würde.

Dieses Wissen, dass man sie abgeschrieben hatte, hat meine Mutter wirklich aus der Bahn geworfen, daraufhin hat sie gleich ihre 3. Lungenentzündung bekommen und ist daran gestorben.

Ich glaube, wenn man einem schwerstkranken ein positive Einstellung vermittelt (habe ich auch immer getan) dient man dem Kranken mehr.

In diesen Sinne alles Gute für alle.
Fahre am Freitag glücklicherweise für 1 Woche Skifahren in die Schwiz. Gruss Bine

19.03.2004 08:54

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Bine,
bin wahrscheinlich zu spät dran, aber ich wünsche Dir einen tollen Urlaub. Versuch mal abzuschalten und komme wieder heil zurück.
Liebe Grüße
Toni

19.03.2004 10:31

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Toni,
vielen Dank für Deine guten Wünsche.Gruss Bine

19.03.2004 11:46

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo ihr Lieben,
wollte euch allen ein schönes und ruhiges Wochenende wünschen!! Ich denke, so ein bisschen Kräfte sammeln würde uns allen ganz gut tun..
Dir, liebe Bine einen schönen Urlaub!

Grüße an euch und bis bald!
Conny.

19.03.2004 18:51

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo ihr Lieben!

Urlaub wäre jetzt genau das richtige! Ich muss mich noch zwei Wochen gedulden um dann mit meinem Paps eine Kreuzfahrt zu machen. Eigenlich wollte er ja mit Mutti die Reise machen und jetzt springe ich ein-das hätte meine Mutter bestimmt toll gefunden!

Die Frage, ob wir es meiner Mutter sagen sollten,dass sie nicht mehr gesund werden kann, haben wir uns auch gestellt. Mein Vater meinte, dass Mutti es hat wissen wollen...und die Ärztin sagte, dass es mit dem Sterben schneller geht, wenn man von der Ausweglosigkeit weiß. Mein letzter Wunsch für meine Mutter war dass sie nicht lange leiden sollte und so war es dann ja auch.

2 Minuten zu spät... Das ist hart. Dadurch dass ich bis zum Schluss da war, habe ich so ein gutes Gefühl alles getan zu haben was für mich möglich war. Eine Frau von der Trauerbegleitung hat mich aber vorher schon beruhigt und sagte, dass man nicht versuchen sollte übermenschlich zu sein, es kann halt nicht immer klappen und in Gedanken ist man ja beieinander.

Toni, bei uns war das auch so ein Ritual, dass ich mich an der Tür immer nochmal umgeschaut habe und nochmal gewinkt hab. Dann bin ich raus und Tür zu. Aber ich musste immer nochmal zurück, hab die Tür ganz leis einen kleinen Spalt aufgemacht und hab nochmal gewinkt. Darauf hat sie immer gewartet und ein bisschen gelacht, auch als es ihr schon schlecht ging. Am liebsten wär ich mit eingezogen in ihr Zimmer weil ich ja nie genau wußte ob ich sie nochmal lebend sehe.

Wenn ich im Moment eins fürchte sind das ruhige Wochenenden, denn dann hab ich viel Zeit zum Nachdenken :( . Also mach ich immer soviel wie geht. Bei dem tollen Wetter gestern haben Papa und ich im Garten gewühlt- also wenn das meine Mutter von wo auch immer sehen sollte-ich und Garten!-dann hat sie sich bestimmt amüsiert. Aber es hat mir gutgetan den Garten so herzurichten wie sie es immer gemacht hat.

Was habt ihr mit den Klamotten von euren Müttern gemacht? Ich kann mich zu nichts entscheiden. Mein Vater will alles aus dem Haus haben...

Viele Grüße und bis bald
Claudia

20.03.2004 21:38

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Ihr Lieben,

meine Mutter ist vergangenen Samstag, am 13.03.2004, um 18:15 Uhr verstorben. Ich war bis 17:50 Uhr bei ihr und hatte ihre Hand gehalten. Auf dem Heimweg wusste ich, dass ich meine Mama nie wieder lebend sehen werde. Kaum war ich zu Hause angekommen, hat mein Stiefvater mir auch die Botschaft überbracht, dass meine Mama eingeschlafen ist. Seit diesem Moment weiss ich nicht mehr, was ich tun soll.

Meine Mama hatte vor über 5 Jahren Brustkrebs, dann knapp 4 Jahre ihre Ruhe. Vor 1.5 Jahren wurde Leber-, Magen- und Knochenmarkkrebs diagnostiziert. Sie hatte 5 Jahre zuvor ihren Traummann kennen lernen dürfen und war am Tag der Diagnose dabei, gemeinsam mit ihrem Traummann ihr Traumhaus zu bauen. Meine Mum hatte noch 1,5 wunderschöne, glückliche Jahre. Im Dezember 2003 wurde alles anders. Sie wurde schwach, vertrug die Chemo nicht mehr und wurde nach dem Mutter-Tochter-Urlaub im Januar ins Krankenhaus eingeliefert. Dort wurde neben dem Punktieren des Wassers in der Lunge auch Lungenkrebs festgestellt. Sie wußte an diesem Tag, dass sie nicht mehr lange zu leben hat. Wir haben sie nach Hause geholt, in ihr Traumhaus und dort pflegten wir sie Tag für Tag.

Am 11.03.2004 besprach sie mit meinem Bruder und mir ihre Bestattung, ihre letzten Wünsche, etc. Am 12.03.2004 machten wir einen Beauty-Tag und ich pflege jede Stelle ihres Körpers und brachte sie zu einem Wohlsein wie sie es nicht mehr kannte. Abends war sie noch recht albern und am 13.03. wachte sie einfach nicht auf. Sie schlief den ganzen Tag, wachte 2-3 min und schlief dann wieder ein. Und dann fuhr ich um 17:50 Uhr los zu mir nach Hause und wußte, dass dies ein Abschied für immer sein wird.

Ich drehte durch, konnte weder am 13. noch am 14. wirklich schlafen. Ich wache immer auf und muss so sehr an sie denken. Am 17. war die Beerdigung. Es war das Endgültige, der Moment, den ich nie vor mir sehen wollte. Mein Opa und mein Bruder waren die Starken, dabei bat meine Mum doch mich, auf beide aufzupassen. Und ich, ich bin in einem Loch und komme nicht mehr raus. Ich möchte nicht mehr zur Arbeit, habe keine Lust etwas zu unternehmen und würde am liebsten nur bei ihr am Grab sein.

Was kann ich nur tun? Warum tut dies alles so sehr weh? Warum musste sie mit 56 Jahren uns verlassen? Ich bin 32, ledig und kinderlos und hinterfrage derzeit, ob mein Partner der Richtige ist, ob die Karriere wirklich mein Leben ist. Ich hinterfrage jeden einzelnen SChritt und Handgriff, weiss nicht mehr ein und aus. Eigentlich weiss ich nur noch eines:

ES TUT SOO WEH UND MEINE MUM FEHLT MIR SOOOOO SEHR!!!

Tine

20.03.2004 22:39

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Tine,

es tut mir sehr leid, dass du auch deine Mutter verloren hast. Unsere Situation ist wohl sehr ähnlich-meine Mutter ist vor sechs Wochen gestorben, bin 34, auch ledig und kinderlos. Ich habe mich von meinem Freund getrennt weil ich in dieser schweren Zeit merkte, dass es eben nicht der richtige war. Das Gefühl hatte ich früher auch schon manchmal, aber mir fehlte der Mut zu gehen. Mit der Krankeit meiner Mutter habe ich angefangen die Dinge klarer zu sehen und mich darauf zu konzentrieren was wichtig ist im Leben. Er konnte da nicht Schritt halten. Allerdings und das habe ich hier noch nicht erzählt, bin ich selbst auch vor 2,5 Jahren einigermaßen ernst erkrankt, was natürlich eine zusätzliche Belastung für unsere Beziehung war. Aber die guten Zeiten schafft man allein, man braucht doch auch jemanden für die schweren Zeiten, oder?

Ich bin im Moment auch viel für mich weil ich keine Lust habe mit Freunden über Belanglosigkeiten( mir kommt so vieles belanglos vor )zu reden. Hier zu lesen wie es anderen in derselben Lage geht hilft bestimmt ein Stück weit!

Also, bis bald?!
Viele liebe Grüße Claudia

20.03.2004 23:25

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Tine, mir geht es ähnlich wie Dir. Mein Mami ist am 16.3.2004 eingeschlafen. Sie hatte vor 7 Jahren Brustkrebs und auch Knochenmarkmetastasen und Lypmphmetastasen. Sie war 5 Wochen im Krankenhaus, nachdem man ihr eine Metastase aus dem Rückenmark herausoperiert hat, letzten Samstag durfte sie nach Hause und es sah alles recht positiv aus, dass sie es noch 1 - 2 Jahre schaffen könnte. Am Montag Abend kamen dann die Schmerzen und 16 Stunden später ist sie gestorben, an einer Sepsis (Blutvergiftung), also nicht direkt an Krebs und das lässt mich nicht mehr los...warum nur...wieso konnte sie nicht noch ein wenig mit meinem Vater reisen und die Zeit geniessen. Sie war zwar im Rollstuhl, doch wir wollten zusammen shopen gehen, das geht auch mit Rollstuhl, am Donnerstag vor einer Woche habe ich noch Kaffee mit ihr getrunken und wir haben Pläne geschmiedet. Ich kann es einfach nicht verstehen. Wir hatten so ein tolles Verhältnis und sie war so ein tolles Mami und Grossmami und jetzt kommt sie nie wieder. Ich kann es einfach fast nicht aushalten, auch körperlich nicht, mir ist immer schlecht und ich kann mich fast nicht ablenken. Am Montag ist dann die Beerdigung, ich hoffe ich überstehe das. Lasst Euch alle drücken, ihr helft mir wirklich
Simone

21.03.2004 08:34

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Simone!

Deine Geschichte hört sich an wie meine eigene. Meine Mutti ist vor drei Wochen an Brustkrebs gestorben. Wir haben auch noch Pläne geschmiedet, ich habe noch mit ihr zusammen eine Liste für ihre Kur geschrieben und dabei war sie so optimistisch und fröhlich. Ich sollte ihr sogar einen neuen Lippenstift besorgen. Das war das erste Mal seit Monaten, dass sie von sowas geredet hat.
Ich bin mit meiner Mutti auch immer shoppen gegangen und jetzt hab ich überhaupt keine Lust mehr mir Sachen auch nur anzuschauen. Ich habe meiner Mutter immer so gerne Klamotten gekauft.

Wir müssen uns wohl in unser Schicksal ergeben, ich hoffe dass wir mit der Zeit gefestigter werden können.

Ich hoffe du überstehst die Beerdigung, ich denke an dich

Antje

21.03.2004 17:50

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Ihr Lieben,
vielen Dank für Eure tröstenden Worte. Ich denke, dass wir fast alle das selbe derzeit durchstehen müssen und dies ist hart, sehr hart.

Claudia, Du wirst es nicht glauben, aber auch ich denke zur Zeit sehr darüber nach, mich von meinem Freund zu trennen. Ich habe in den schwierigen Zeiten zwar Rückenhalt von ihm bekommen, aber irgendwie ist mir die Tage klar geworden, dass die Gefühle nicht so stark sind wie sie sein sollten. Scheinbar ist er auch bei mir nicht der Richtige. Früher habe ich solche Zweifel mit meiner Mum besprochen. Und nun? Ich überlege die ganze Zeit, ob ich mit meinen Stiefvater hierüber sprechen soll oder oder.

Auch stelle ich immer wieder fest, wie unwichtig so viele Dinge im Leben sind, welche so sehr in den Vordergrund gerückt werden. Belanglos, ja Claudia, da kann ich Dir nur recht geben. Mir fehlt hierzu auch die Lust und bin am liebsten für mich.

Simone, fühl Dich ganz doll gedrückt, denn diese Entwicklung ist so furchtbar. Meine Mami hatte dienstags noch gesagt, dass sie spürt, das sie sterben muss und sie hatte keine Schmerzen. Wir hatten noch viel Zeit um Abschied zu nehmen, alles zu sagen, was man sagen wollte und sie schlief einfach ein. Keine Schmerzen, kein weiteres Leiden, einfach nicht mehr geatmet. Es hört sich kalt an, aber ich habe wochenlang gesehen wie sie gelitten hat, wie sie immer um Erlösung gebeten hat und heute weiss ich, dass es ihr besser geht. Auch wenn sie mir so unendlich fehlt und ich nicht ohne sie sein kann.

Für die Beerdigung kann ich Dir nur mitgeben, dass Du immer an wunderschöne Momente mit Deiner Mama denken musst, dann überstehst Du dies, die Schmerzen und das Leid. Ich drück Dir fest die Daumen, Du schaffst es.

Liebe Grüsse
Tine

21.03.2004 22:37

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Guten Abend liebe Leidensgenossinnen,

schön so viel von euch lesen zu können!

Ich wollte euch mal fragen, ob eure Mütter euch etwas hinterlassen haben, also ich meine einen Brief oder ein Tagebuch oder so etwas ? Meine Mutter hat mir leider gar nichts dagelassen, wahrscheinlich weil sie auch nicht mit ihrem Tod so bald gerechnet hat. Ich glaube das würde mir jetzt ganz viel helfen, etwas von ihr zu lesen.Schade.

Heute war ein schlimmer Tag, es sind viele Dinge passiert wo ich immer dachte: Das muss ich Mutti erzählen... Es ist nur zum Heulen.


Morgen zum Glück wieder zur Arbeit

Bis bald Antje

22.03.2004 00:28

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Was ist bloss mit mir los?

Ich lese schon seit langer Zeit hier im Forum - manchmal hab ich auch was reingeschrieben. Es hat mir sehr geholfen.
Aber meistens sitze ich da, lese Eure Beiträge und kriege das heulende Elend...
Nun aber zu meinem Problem:
Ich bin noch keine "Hinterbliebene" - aber meiner Mum geht es sehr schlecht. Ich rechne jeden Tag, dass die Klinik anruft...
Ich bin auch nicht mehr soooo jung - mittlerweile 34 Jahre - aber als der Brustkrebs anfing bei meiner mum war ich gerade 18 - und ich finde, seitdem hat sich wenig gändert:Die Sorgen, das Leben auf Raten, das Auf und Ab, die ständige Ungewissheit, es ist genauso wie vor 15 Jahre....
Nie waren wir vor diesem sch... Krebs sicher. Ständig kamen andere Metas (Haut, Pleura, Knochen, Auge). Immer dachte ich: so jetzt verlierst du deine mum - sie hat es immer wieder geschafft - war unheimlich stark und kämpfte wie eine Heldin.
Aber jetzt scheint der Krebs zu eplodieren.
Sie ist am Ende, hat keine Kraft mehr, kann sich nicht eimal mehr aufsetzen. Ich fahre jeden Tag zu ihr in die Klinik - koche für sie und füttere sie.
Es ist nicht mehr der Mensch, den ich kenne. Das macht mich total fertig.
Jetzt hat sie Lebermetas, Lymphangiosis in der Lunge und V.a. Knochenmarkskarzinose - Blutbild ist sehr schlecht und sie bekommt ständig Transfusionen.

Ich selber bin in der letzten Zeit absolut überempfindlich - alles nervt mich.
Ich reagiere in meinem sozialen Umfeld absolut über, will einfach nur meine Ruhe. Wenn mich nur einer schräg anguckt bin ich schon beleidigt - geschweige denn, er redet mich "dumm" an, dann würde ich am liebsten streiten, bis aufs "Blut".
Ich kenn mich so nicht - bin ein echt friedliebender Mensch - lass alle leben, die mich leben lassen...
Was ist bloss los?
Ich bin dabei, gerade mein soziales Umfeld so zu vergraulen, dass ich Angst habe, keiner will bald mit mir etwas zu tun haben.
Aber ich kann momentan nicht anders.
Kennt ihr das?
Ich neide jedem, der eine gesunde Mutter hat.

Meine mum ist meine beste Freundin - ich habe mir kein T-Shirt ohne sie gekauft - war jeden Tag mal kurz daheim, habe etwas mit ihr unternommen - habe meine Bedürfniise in den Hintergrund gestellt - wollte für sie da sein.
Wenn ich meinen Mann (wir haben uns vor 4 Jahren kennengelernt) und meinen 2jährigen Sohn nicht hätte - ich weiss nicht, was heute wäre...
Ich fühl mich so besch..., funktioniere für meine kleine Familie - aber sobald mein Mann im Bett ist - heule ich nur noch.
Kennt ihr das auch?
Ich habe über den ganzen Zeitraum lernen müssen, mit meinen Gefühlen alleine klarzukommen - ich musste immer stark sein.
Dieses überempfindlich reagieren - aggressiv sein - obwohl man das eigentlich nicht will?
Was ist bloss mit mir los?

Ich drücke euch alle

Liebe Grüsse
Kerstin L.

22.03.2004 09:26

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Kerstin,
habe soeben Deinen Bericht gelesen, Du schreibst mir aus der Seele, ich weiß wovon ich spreche, wenn ich sage, ich verstehe Dich voll und ganz (meine Mum ist am 4.2.03 an Leberkrebs verstorben).
Auch ich bin mittlerweile 33 Jahre, also auch nicht mehr so jung, doch ich denke es ist egal wie alt man ist, seine Mum zu verlieren ist immer schlimm, vor allem wenn man, so wie Du und ich ein super Verhältnis zu ihr hat.
Ich finde es toll, dass Du immer zu ihr fahrst, auch ich bin jeden Tag bei meiner Mum gewesen, auch wenn sie es zum schluss nicht mehr mitbekommen hat. Aber mir hat es geholfen, einfach bei ihr zu sitzen und ihre hand zu halten, nebenbei habe ich ein buch gelesen, bzw. versucht es zu tun.
Du bist kein schlechter Mensch, wenn du überreagierst.
Ich kann dir nur sagen wie es bei mir war:
Meine ganze Zeit habe ich mit Mum verbracht, habe schon um 6 zu arbeiten begonnen um nicht so viele Minusstunden in der Arbeit zu bekommen, binn dann immer mittags in Spital gefahren und erst spät abends heim.
Ich hatte das Glück, dass mein Freund, verheiratet sind wir nicht, immer zu mir stand. Er verstand es auch mich in Ruhe zu lassen, wenn mir danach war.
Auch hatte ich eine super Freundin, die ich jederzeit anrufen konnte, wenn mir danach war.
Du schreibstDu hast einen Mann und einen Sohn, es scheint so, als ob Dein Mann Verständnis für die jetzige Situation hat, eine großes Lob an ihn, wenn dies so ist. Diese Situation kenn ich von mir, du funkionierst nur mehr und kannst nicht mehr wirklich denken.
Für mich war es wichtig und es stand an erster Stelle meine Mum, ich mußte Prioritäten setzen. Die Dinge die ich mit ihr in dieser letzten Zeit gesprochen und gequatscht habe, könnte ich leider jetzt nicht mehr nachholen, doch ich habe mir die Zeit genommen für sie. Da sind alle anderen Dinge nicht so wichtig, von wegen Freunde treffen, Wohnung sauber machen, ...
Zweifle bitte nicht an Dir, von wegen schlechter Mensch zu sein.
Ich konnte mich auch in der Arbeit nicht mehr konzentrieren und hatte echt Glück, tolle Kolleginnen zu haben, die mich auch hier unterstützt haben.
Auch ich wußte selbst, dass ich ein andere Mensch wurde in dieser Zeit, grantig, schlechte Laune (bin ich normalerweise auch nicht).
Ich beginne jetzt wieder schön langsam "die Alte" zu werden von meiner Art her.
Glaub mir, Du schaffst es und denke bitte daran kein schlechtes Gewissen zu haben den anderen gegenüber, jetzt zählen Du und Deine Mum. Schätze dich froh, wenn du einen Mann und einen Sohn hast, die in dieser sehr sehr schweren Zeit wirklich zu Dir halten.
WEnn Dir nach heulen ist, so tu es bitte, mir hat es sehr geholfen es "einfach raus zu lassen".
Ich hatte gestern so einen Tag, meine Mum hatte gestern Geburtstag, ihren 53. Ich war schon um 8 bei ihr und gratulierte ihr, bin schon mit Tränen aufgestanden. Am Grab mußte ich nur heulen und konnte mich den ganzen Tag nicht fangen. Es rollten immer wieder die Tränen.
Ich weiß nicht, ob Dir mit meinen Worten geholfen ist, aber glaub mir, ich weiß was Du in dieser Zeit durchmachst und ich sagte mir immer "Du schaffst es, und ich würde für Mum alles tun, so wie sie all die Jahre für mich alles getan hat".
Sei gedrückt und ganz ganz liebe Grüße
Toni

22.03.2004 14:36

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Kerstin

Ich kann mich Toni nur anschließen, mach jetzt alles für deine Mutter was du kannst, du kannst es später nicht mehr nachholen!

Und wenn du gereizt bist, bist dus eben.Ich habe auch kaum mehr Rücksicht auf andere Leute nehmen können und genommen, das muss deine Umgebung akzeptieren. Wer dich in dieser schlimmen Zeit nicht verstehen kann, den wirst du wahrscheinlich aus deinem Bekanntenkreis streichen-so habe ich es jedenfalls gemacht.
Man ist nach so einer Erfahrung einfach jemand anderer. Alles ganz normal denk ich.

Wenn du jetzt ganz für deine Mutter da bist, wirst du später eher Frieden finden, ganz bestimmt.
Ich war auch immer bei meiner Mutter, jeden Tag bis zum letzten Tag und das tröstet mich so sehr.

Erstmal viele liebe Grüße auch von mir an dich und die anderen im Forum

Claudia

22.03.2004 21:09

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Kerstin,

ich kann den anderen nur beipflichten. Auch ich war in den vergangenen Wochen sehr aggressiv und ungerecht zu meiner Umwelt. Ich habe verbal um mich geschlagen, als ob alle was dafür könnten, dass es meiner Mum so schlecht ging.

Auch möchte ich Dir den selben Rat wie Claudia und Toni geben: sei einfach für Deine Mum da.

Ich war vor 4 Wochen beim behandelnden Arzt meiner Mum und wollte sie "retten". Wollte Sie in eine Spezialklinik bringen, ihr die besten Ärzte der Welt besorgen, bis mich der Arzt auf den Boden der Tatsachen gebracht hat. Er sagte damals zu mir, dass ich doch anstatt nach fremder Hilfe zu suchen vielleicht einmal das Menschliche in den Vordergrund stellen sollte. Ob ich meiner Mum nicht viel mehr helfe, wenn ich einfach für sie da bin, ihr jeden Wunsch erfülle, etc.

Die Worte gingen mir sehr nah und ich sprach mit meinem Chef und bat um Flexibilität in der Arbeit. Auch ich ging sehr früh in die Arbeit, früh nachmittags nach Hause und arbeitete spät abends noch von zu Hause. Ich spürte von Tag zu Tag wie sehr sich der Zustand meiner Mum verschlechterte. Am 12.03. hatten wir noch einen tollen Beauty-Nachmittag: ich wusch sie von Kopf bis Fuss, cremte jede Stelle ihres Körpers, bezog das Bett frisch und legte sie so frisch und munter zurück in ihr Bett. Sie schlief dann ein.

Das war das letzte Mal, wo ich meine Mum sehr aktiv und lebensfroh erleben durfte, fast sogar albern. Am 13.03. wurde sie nicht mehr wach, war wie im Koma und schlief um 18 Uhr für immer ein.

Ich war für jede Sekunde, die ich mit ihr verbracht habe, so dankbar. Wir haben noch über alles gesprochen. Sie hat selbst mit meinem Bruder und mir noch über die Beerdigung und die Freunde, die sie beim Kaffee danach dabei haben möchte, gesprochen. Sie hat alles organisiert, als ob es ihr Geburtstag wäre.

Wir waren Freundinnen und werden es für immer bleiben, denn die Liebe wird nie sterben, nur das Körperliche.

Fühlt Euch alle gedrückt

Tine

Simone Hosner 23.03.2004 09:37

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Kerstin und alle anderen
Ich bin auch 34 Jahre alt und habe 2 Kinder. Gestern war die Beerdigung von meinem Mami und ich habe den Tag überstanden und auch meinen Vater gestützt. Aber jetzt empfinde ich Leere. Ich bin auch sehr gereizt und vertrage sehr wenig (leider vorallem von den Kindern). Man braucht Zeit für sich alleine, ich möchte mich manchmal einfach in ein Mäuseloch verziehen. Diese Freunde, die Dich gerne haben, werden Dich verstehen und Dir nicht böse sein. Ich wünsche Dir von ganzem Herzen Kerstin, dass Deine Mami nicht leiden muss und dass Du sie begleiten kannst. Es tut weh.

An Tine, Deine Mami ist 3 Tage vor meiner gestorben, sie ist auch ins Koma gefallen und wir hatten auch keine Gespräche mehr offen, wir waren total im Reinen und darüber bin ich sehr froh. Es haben mir auch gestern an der Beerdigung ganz viele Leute ihre Hilfe angeboten, auch mit den Kindern. Auf die einen oder anderen werde ich wahrscheinlich auch wirklich zugehen, denn ich brauche Hilfe. Fühle mich schleppend, habe Lücken im Reden bzw. weiss nicht mehr was ich gerade gesagt habe und bin einfach nicht bei der Sache.

Drücke Euch in Gedanken, ihr helft mir
Liebe Grüsse
aus der Schweiz
Simone

23.03.2004 13:12

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Simone und hallo an alle,

ich lese hier sehr oft, dass die Muttis in Koma fallen. Auch bei meiner Mum war das so. Irgendwie bin ich ja froh, dass meine Mum dadurch nicht alles mitbekommen hat. Auch haben ihr die Ärzte nichts gesagt, sie hat immer so tapfer gekämpft. Ich höre sie noch sagen, wie wenn es gestern wär: "Im Sommer fahr ich mit ins Bad und ich freue mich schon auf den Frühling wenns wärmer wird."
Mir tat es jedesmal weh, wenn sie von der Zukunft sprach. Wir, die Familie, die so zu ihr gehalten hat und sie unterstützt hat wo es nur geht, wußten nur all zu gut dass sie vom Spital nicht mehr heim kommt und ins Leberkoma verfallen wird. Doch Mum hats nicht gewußt, sie kämpfte wirklich bis zum Schluß und ist noch 2 Tage vorm Einschlafen aufs Clo gegangen, mit unserer HIlfe. Diese Bilder kriegt man ganz einfach nicht mehr aus dem Kopf, ihr zittern, ihr wackeliger Gang, die verwirrten Worte und der leere Blick ins Nichts, die gelbe Farbe ihrer Haut, das Wasser überall, schrecklich ...
In letzter Zeit finde ich werden die Gefühle bei mir immer schlimmer. Ich denke dass die Trauer jetzt erst so richtig schlimmer wird bei mir.
Am Anfang wars mir nicht so bewußt, dass sie nie mehr kommen wird. Wir waren es ja gewohnt, dass sie im Spital ist und nicht in ihrer Wohnung mit Paps ist.
Ich selbst versuche zwar wieder so werden wie früher, hilfsbereit, allen zuhören, .....
Es gelingt mir zwar immer öfter, doch fühle ich mich so leer und weine immer mehr als kurz nach ihrem Tod.
Das Sprichwort "die Zeit heilt alle Wunden" finde ich doof, denn die Trauer und das Alleinsein ohne Mum werde ich nie überwinden.
Es tut hier zu schreiben, denn ihr wißt alle zusammen wie es einem wirklich geht.
Meine beste Freundin hört zwar mir auch immer zu und sagt das wird schon wieder, aber sie hat ja ihre Mum noch und weiß nicht wirklich wie es ist, wenn man sich so leer fühlt und um seine Mum weint.
In Gedanken sind wir wohl alle beisammen
Toni

23.03.2004 17:19

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo ihr da draußen,

Toni, du sprichst mir aus der Seele...
Mir ging es auch schon "besser" als jetzt, obwohl meine Mutter "schon" 7 Wochen nicht mehr da ist. Ich hatte letzte Woche ein paar Tage wo ich ganz wenig an meine Ma gedacht habe und wo ich fast so wie immer gelebt habe. Aber dann war irgendeine Kleinigkeit und da habe ich wieder am Boden gelegen, total fertig.

Wenn du und ihr alle von den letzten tagen eurer Mütter erzählt, dann sehe ich immer meine Ma..., wie sie einen Tag vor ihrem Tod noch zur Toilette ist, mit Tropf und total unsicher. Sie war auch noch ziemlich klein und dann so dünn geworden, sie sah aus wie ein Kind mit dem Gesicht einer 90jährigen. Sie ist in den letzten vier, fünf Tagen so rapide verfallen, dass ich sie kaum angucken konnte ohne zu weinen, es ist immer so schwer gefallen ins KH zu fahren , diese langen Gängen und dann schauen wie die Schwestern gucken-is wieder was passiert...? Dann tief Luft holen und rein ins Zimmer. Wenn man doch bloß diese Bilder vergessen könnte.

Meine Oma ist vor zwei Jahren gestorben(mit88) und es ging ihr zuletzt auch so mies. Diese Bilder habe ich in zwei Jahren kein bisschen vergessen und das macht mich echt pessimistisch.
So bald werde ich darüber nicht wegkommen mit meiner Ma.
Heute hat unser Hund mal wieder ins Bett meiner Mutter geguckt und sie gesucht-dann ists bei mir echt aus -heul heul

traurige Grüße an euch alle
Claudia

23.03.2004 18:39

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
hallo alle miteinander,
ich bin Daniela und bin 25 verheiratet und habe einen sohn(3).
Meine Mutti ist am 25.02.04 an einer ovarilkarzinose, mit metasierende peritonalkarzinoze gestorben. ich war bis zum letzten moment bei ihr am bett und es tat so verdammt weh, mit anzusehen, wie sie aus deinem leben tretet. dieses gefühl kann man überhaupt nicht beschreiben, jemanden an so einer krankheit zu verlieren, der immer lebenslustig war und immer gelacht und alles mitgemacht hat. am mittwoch sind es gerade mal 1 monat und es kommt mir vor als wären es schon etliche jahre vergangen. sie fehlt mir so. ich kann es einfach nicht verstehen, dass sie nie wieder zu uns nach hause kommt, ich hatte so die hoffnung und hab sie darum gekämpft.


liebe mam ich vermisse dich so und papa auch, er ist ganz allein in eurem haus.

Unterwegs

Ein letzter Blick
Ein letzter Atemzug,
Dann gingst du heim.

Eine leere Hülle,
Dein Körper,
Tot und unbewohnt,
Doch du,
Du bist nicht mehr hier.

Du gingst in eine neue Welt hinein,
Eine körperlose Welt,
Wo es kein Dunkel gibt,
keinen Kummer und keinen Schmerz.

Da wurdest du aufgeweckt,
Umarmt und strahlend begrüßt,
kein Mensch
Stirbt ja allein.

Du begibst dich
Auf einen neuen Weg,
In ein neues , lichtes Leben
Voll Frieden und voll Liebe.
Ich geb´ dir all meine Liebe mit
Für unterwegs.

Mein Herz - es ist
Und bleibt bei Dir,
Auf ewig.


mama ich sehe dich jeden tag hier sitzen . und du sprichst immer mit mir, du fehlst mir so.
Ich liebe Dich deine kleine dani

24.03.2004 08:43

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Dani,
ich fühle mit dir.
Sehr schönes Gedicht, danke!

24.03.2004 13:49

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo an alle,

mit geht's heut echt mies. War wie jeden Tag in der früh bei Mum am Grab. doch heute hatte ich das Gefühl sie weint mit mir mit und das jetzt schon den ganzen Tag, der Regen hört und hört nicht auf. Das trübe Wetter dazu hebt nicht wirklich meine Stimmung.
Kann auch den Traum vor ein paar Tagen nicht aus dem Kopf bekommen: Ich träumte bei ihr im Wohnzimmer auf der Couch zu sitzen und sie lag neben mir, so wie in den letzten Tagen bevor sie ins Spital kam. Plötzlich - und das spürte und hörte ich wie echt - streichelte sie meinen Arm und sagte "Es wird schon wieder alles gut". In diesem Moment träumte ich zwar, jedoch dachte ich mir im Traum, was denn alle haben, Mum lebt ja und es geht ihr so halbwegs gut.
Ich schrie im Traum Mutti, mutti und mein Freund hat mich dann geweckt. Ich war total verweint in dieser Nacht.
Dieser Traum war recht schön, denn ich hatte Mutti für ein paar Momente ganz ganz bei mir. Doch jetzt fehlt sie so unendlich.
Muuuum, ich liebe Dich
Toni

24.03.2004 14:13

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Ihr Lieben,

seit einiger Zeit lese ich hier die Beiträge und es tut so gut zu wissen, man ist nicht alleine. Ich bin 33 Jahre alt, verheiratet und habe eine Tochter(3) und am 21.01.04 habe ich meine Mama verloren. Es ist wirklich keine Frage des Alters, Mama bleibt Mama egal wie alt man ist. Ich kann es immer noch nicht fassen es ging alles so schnell. Sie war im November'03 noch zur Vorsorge (Blutbild, Ultraschall etc.) alles o.B.und im Dezember bekommt Sie Husten,geht zum Arzt der behandelt Sie auf Bronchitis. Nix, keine Besserung. Nochmal zum Arzt, da bekommt Sie andere Medikamente...Am 5.01.04 geht Sie wieder zum Arzt, es geht Ihr mittlerweile sehr schlecht(Husten, Atemnot, Schmerzen im Oberbauch und fühlbare Knoten) es wird ein CT gemacht. Am 7.01.04 kommt Sie ins KH, nach einigen Untersuchungen(Biopsi etc.) haben wir eine Diagnose: Nierenzellkarzinom, Metastasen in der Lunge, Wasser in der Lunge, Knochenmetastasen und weil das noch nicht genug ist kam auch noch eine Lungenentzündung dazu. Am 21.01.2004 ist Sie Morgens für immer eingeschlafen. Sie hatte überhaupt keine Chance! Ich habe das Glück einen tollen Mann zu haben, er hat mich in der ganzen Zeit wo Sie im KH war unterstützt und mir den Rücken frei gehalten.Meine Mama und ich hatten eine wirklich innige Verbindung, deshalb war es für mich selbstverständlich das ich bei Ihr bin. Die zwei Wochen in denen Sie im KH lag haben wir ganz intensiv miteinander verbracht. Es tut soo weh und Sie fehlt mir so! Auch ich bekomme immer wieder zu hören das Sie nicht lange leiden mußte und ich müßte doch darüber"froh" sein. Total blöde, daß macht mich manchmal richtig wütend. Ach, ich könnte schreiben und schreiben doch leider sitz ich im Büro und meine Pause ist vorbei.

Es wäre toll, wenn ich mit Euch in Kontakt bleiben könnte.
Liebe Grüße
Mimi

Simone Hosner 24.03.2004 14:18

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe(r) Toni und alle anderen
Lass diesen Traum das sein was er ist, etwas sehr positives, ich habe gerade kürzlich gelesen, dass die verstorbenen Seelen sich häufig über Träume mitteilen (ich möchte das so gerne glauben). Wenn das wirklich so ist, dann war Deine Mum bei Dir und das würde heissen, unsere Mami's, Mum's und wie wir alle unsere Mütter oder auch Väter genannt haben, sind bei uns. Das finde ich eine schöne und trösliche Vorstellung, obwohl ich meine Mami auch lieber wieder hier bei mir hätte, mit ihr tratschen könnte und sie umarmen könnte. Aber eben nur..könnte. Der Schmerz ist bei mir im Moment auch riesig und es tut auch körperlich richtig weh und ich hoffe für uns alle, dass es uns irgendwann gelingt wieder ein "normales" Leben zu führen und in Liebe und schönen Erinnerungen an unsere Mütter zurückdenken können.

Es drückt Euch alle in Gedanken
Simone

24.03.2004 16:21

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Mum,

der heutige Tag ist mir ein graus,
auch sieht das Wetter so trüb und kalt aus,
ich wünschte Dich so sehr herbei,
um zu kuscheln - nur wir zwei.
Doch das wird wohl nie mehr geschehen,
warum mußtest Du nur von uns gehen.

Viele sagen Dir gehts jetzt gut,
um das zu glauben, fehlt mir der Mut.

In meinem Herzen wirst Du immer sein,
doch der Schmerz wird ewig bleiben und Du bleibst mein.

Ich denk an Dich von früh bis spät,
trotz es an Tagen wie heute, es mir sehr schlecht geht.

Mein Schutzengel der bist nun Du,
hab im Himmel die ewige Ruh.

Du fehlst mir so sehr, Bussi
Toni

24.03.2004 16:35

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
lieber toni, oder bist eine frau??
mir geht es genauso. ich kann es einfach nicht verstehen, dass meine mutti nie wieder kommt. dieses gefühl ist einfach unbeschreiblich. es tut einfach nur weh.

sie fehlt mir auch so.

von wo kommst du denn??
ich komme aus dem saarland.
lg grüsse daniela

24.03.2004 17:53

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Mögt ihr ein kleines Gedicht zum Trost ?

Steh nicht an meinem Grab und weine.
Ich bin nicht dort.Ich schlafe nicht.
Ich bin tausend Winde die wehen.
Ich bin der Glanz auf dem Schnee.
Ich bin das Sonnenlicht auf reifem Korn.
Ich bin der warme Herbstregen.
Wenn du aufwachst in des Morgens Stille,
bin ich der Flügelschlag der stummen Vögel,
die über dir ihre Kreise ziehen.
Ich bin die sanften Sterne,
die nachts leuchten.

Steh nicht an meinem Grab und weine.
Ich bin ich dort. Ich bin nicht tot.

(Indianisches Gebet)

Liebe Grüße Antje

24.03.2004 19:32

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe dani, hallo allesamt,

ich bin eine frau, aber es macht nichts, toni ist mein Spitzname. Ich komme aus Österreich und bin 33 Jahre alt.

Das Gedicht von Antje ist sehr rührend, es trifft eigentlich mitten ins Herz.
Meine Mum ist immer bei mir, in Gedanken, im Herzen, so gesehen ist sie nicht tot.
Doch wenn ich an ihrem Grab stehe muß ich ganz einfach weinen. Ich rede immer mit ihr und wünsche mir so sehr eine antwort. doch die bleibt leider immer wieder aus und wird auch nie kommen.

liebe grüße
toni

24.03.2004 19:46

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo, Ihr alle und besonders Toni,

ich bin heute erst auf dieses Forum gestossen, und ich muss sagen, Ihr sprecht mir aus der Seele. Es tut echt gut sich nicht alleine so zu fühlen. Meine Mutter (56) ist vor 6 Monaten gestorben, an einem Mundbodenkarzinom. Vor 2 Jahren ist es zum erstenmal diagnostiziert worden und alle Ärzte haben uns gesagt, das könne man wegoperieren und eventuell ein bisschen nachbestrahlen und alles wäre ok. Nach der ersten OP im Juli 2002 sah auch alles sehr gut aus, sie war nach 2 Wochen wieder draussen und alles war in Ordnung. Sie ging regelmässig zur Nachsorge und es war ok. Dann wurde im April 2003 wieder etwas gefunden. Die Ärzte waren nicht sicher ob operieren oder lieber erst bestrahlen, dann haben sie nach langem hin und her operiert, weil der tumor innerhalb von 3 Wochen so heftig angewachsen war, dass man ihn durch die Haut sehen konnte. Sie kam Mitte Juni ins Krankenhaus, noch eine OP, wir haben gar nicht damit gerechnet, dass es diesmal komplizierter werden könnte. Nach dieser OP konnte meine Mutter nicht mehr sprechen wg. Luftröhrenschnitt und musste künstlich ernährt werden. die Wunde am Hals wo sie operiert worden war schloss sich nicht und deshalb konnte sie nicht bestrahlt werden. Derweil wuchsen Reste des tumors weiter. Irgendwann Anfang August nahm mich dann ein Arzt zur Seite und sagte mir, die Chancen stünden nicht besonders gut. Ich solle aber die Hoffnung nicht aufgeben. Ich kam mir vor wie im falschen Film. Meiner Mutter ging es zwar nicht gut, aber bis dahin hatte es immer geheissen, es würde bald bestrahlt werden und dann käme alles in Ordnung. Die Möglichkeit ihres todes hatte niemand wirklich in Betracht gezogen. Dann wurde sie noch einmal operiert, um die Wunde zu schliessen, ich werde nie den Tag vergessen, ich blieb bis spät abends bei ihr. Es ist so fürchterlich, seine eigene Mutter so schrecklich hilflos zu sehen und gleichzeitig so stark sein zu müssen. Die OP hat jedenfalls nichts genutzt, ihr körperlicher Verfall ging dann ziemlich schnell. Sie hatte gute tage, an denen wir sogar karten spielen konnten, und an denen ich ihr vorlas und andere tage an denen sie kaum wach wurde. Manchmal hatte ich das Gefühl, es ginge aufwärts und am nächsten tag war sie nicht ansprechbar. Das Schlimmste war, dass sie die ganze Zeit über nicht mehr sprechen konnte. Sie konnte auch immer schlechter schreiben. (Ich habe alle Blöcke auf denen sie geschrieben hat aufgehoben, irgendwann werde ich sie sicher wieder lesen können)Jedenfalls wollte ich nicht aufgeben, ich gab ihr zu ihren Medikamenten nach Rücksprache mit dem Arzt homöopathische Mittel in den Tropf. Ich schaltete einen Geistheiler ein...Eines Sonntags glaubte ich mal wieder es wäre besser, als mich eine Schwester zur Seite nahm und sagte es wäre wohl das beste, wenn meine Mutter ins Hospiz ginge, da würde sie besser betreut werden. Das muss man erst mal verkraften. Ich habe total ablehnend reagiert, dann, am nächsten Tag rief mich der behandelnde Arzt an und machte mir den gleichen Vorschlag. Ich habe daraufhin versucht, einen privaten Pflegedienst zu organisieren, aber das wäre bei dem Pflegeaufwand zu teuer gewesen und niemand konnte mir sagen, wie lange es noch gehen konnte. Ich habe eine Familie (mein Mann und meine Tochter, 7 jahre alt) und hätte auch selber nicht die Möglichkeit gehabt, meine Mutter ständig zu pflegen. Also doch Hospiz. Ich wollte zu diesem Zeitpunkt mit meiner Mutter über ihren bevorstehenden tod reden, das schreibt sich leicht, war aber wohl das Schwerste, dass ich mir je vornehmen musste. Aber meine Mutter wollte gar nichts wissen. Sie schrieb:"Versprich mir, dass ich dies überleben werde!" Ich sagte ihr "das kann ich nicht, es sieht sehr schlecht aus." Als ich weiterreden wollte, winkte sie ab und wollte nichts mehr hören. Am nächsten Tag dann brachte ich sie ins Hospiz, da sie nichts wissen wollte, sagten wir ihr, es sei eine Klinik zur Erholung, wo sie bessere Pflege bekäme. Und tatsächlich hatte ich, nachdem ich die positive Atmosphäre an diesem Ort gespürt hatte und die Freundlichkeit der Schwestern (die alle keine Kittel anhatten und eher wie Gastgeberinnen wirkten) die Hoffnung, dass dies ihr vielleicht helfen könnte. Mir war von Fällen berichtet worden, die ins Hospiz gegangen waren und dann wieder soweit Kraft schöpfen konnten, dass die Behandlung weitergehen konnte. Meine Mutter war seit Tagen nicht mehr aufgestanden und konnte lange schon nicht mehr selber die Konzentration dafür aufbringen selber ein Buch zu lesen. In diesem hellen und freundlichen Zimmer, das so gar nicht wie ein Krankenzimmer aussah, und mit den netten Schwestern, die sich stundenlang Zeit für sie nahmen und sie nicht bloss als hoffnungslosen Fall abfertigten blühte sie auf!! Sie stand auf, ging alleine zur Toilette, ass sogar Eis, setzte sich auf den Balkon und las in einem Roman!! Es ging ihr soviel besser!
Am nächsten Tag kam der Anruf der Ärztin. Meine Mutter hätte sich extrem verschlechtert. Ich solle schnell kommen. Ich rief meine Schwester an, die in Singapur wohnt, und sagte ihr, sie solle den nächsten Flieger nehmen. Dann in die Klinik. Ich sah meine Mutter beim EIntreten in ihr Zimmer noch einige Sekunden wach. Sie atmete sehr schlecht, weil ihr der Tumor die Luftröhre zudrückte. Ich sah die Panik in ihren Augen, meine Mutter hatte sehr intensive, blaue Augen. Diesen Blick werde ich nie vergessen. Es war der letzte Blick den ich von meiner Mutter sah. Dann gab die Ärztin ihr eine Beruhigungsspritze und ein Schmerzmittel und meine Mutter schloss die Augen. Die Ärztin bat mich, bei ihr zu bleiben und zu beobachten, ob sie Anzeichen von Schmerzen zeige, so wie ein Stirnrunzeln. Ich blieb den ganzen Tag bei ihr und dachte dabei: "Ich sitze hier und warte darauf, dass meine Mutter erstickt!" Es war absolut irreal. Ich durfte bei ihr übernachten. Am nächsten Tag wachte ich früh auf, ich hatte plötzlich das Gefühl, ihre Atmung habe sich verändert, sie atmete pausierter. Eine Schwester kam rein und versprach mir, bei ihr zu bleiben, bis ich schnell geduscht hatte, sie würde mich rufen, falls etwas wäre. Als ich aus dem Bad kam, sagte die Schwester, sobald ich draußen gewesen wäre, hätte meine Mutter normal geatmet. In diesem Moment fing sie wieder mit den Pausen an. Plötzlich hörte sie auf zu atmen. 10 sekunden, 20, 30 ich sagte zur Schwester: "Oh Gott, ich möchte sie anstossen, damit sie weiter atmet!" Sie sagte:"Möchten Sie das wirklich?" Und ich tat es nicht. Dann war meine Mutter gestorben. Das Flugzeug meiner Schwester landete 30 Minuten später.

Dies geschah an einem Samstag um viertel vor acht. Jeden Samstag wache ich seither um exakt diese Uhrzeit auf. Ich habe kürzlich (Samstags um 7:45) von ihr geträumt , ein Traum in dem sie sprechen konnte und mir sagte, es ginge ihr jetzt besser und ich hätte alles richtig gemacht und ich solle mir keine Gedanken mehr darüber machen. Aber das macht man wahrscheinlich immer und sein ganzes Leben.

Ich muss sagen, ich fühle mich besser, als vor ein paar Monaten. Aber wirklich darüber weg bin ich nicht. Seit meine Mutter gestorben ist, habe ich Halsschmerzen in unregelmäßigen Abständen. Ich weiss nicht, ob man irgendwann alt genug ist um seine Mutter zu verlieren. Ich bin 31 und definitiv war ich nicht darauf vorbereitet.

Ich wollte eigentlich nur über meinen Traum reden, aber dann bin ich ins Schreiben gekommen...hat aber auch mal gut getan.
Liebe Grüße

Steffi

24.03.2004 22:18

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Steffi und alle anderen hier,

es ist schon erstaunlich wie sehr sich unsere Geschichten gleichen. Steffi, diese Blicke von denen du schreibst habe ich auch immer im Kopf und meine Ma hat auch bis zuletzt von ihrem Tod nichts gesagt und hören wollen. Du hast kleine Brief von ihr, darum beneide ich dich so sehr, hüte sie nur gut, das sind Schätze! Meine Mutter hat mir gar nichts aufgeschrieben, habe schon die ganze Wohnung auf den Kopf gestellt, nichts. Ich würde so gern noch ein paar Zeilen von ihr lesen. Du hast einen schönen Traum von deiner Mutter gehabt-ich leider noch nie. Nur Alpträume.
Das Gedicht von Antje kenne ich, wunderschön.Und so gehts mir auch. Ich war in jetzt 8 Wochen nicht einmal auf dem Friedhof, ich hab nicht das Gefühl, dass meine Mutter da ist. Sie wollte auch kein Grab, nur eine Urne unterm grünen Rasen. Erst fand ich das ok, aber jetzt finde ich so komisch, dass ihr Name nirgends steht und an sie erinnert. Sie wollte bestimmt nicht dass wir ihr Grab pflegen müssen-so war sie, hat immer nur an uns gedacht. Das tut so weh, ich fühl mich trotz 34 Jahren sowas von einsam und verlassen, wie schön dass es euch gibt, weil wir wohl alle dasselbe fühlen.

Dann schreib ich euch jetzt mal mein Lieblings-Traurig-Sein-Gedicht auf:

Ob auch die Stunden uns wieder entfernen:
Wir sind immer beisammen im Traum
Wie unter einem aufblühenden Baum.
Wir werden die Worte,die laut sind verlernen
Und von uns reden, wie Sterne von Sternen.-
Alle lauten Worte verlernen:
Wie unter einem aufblühenden Baum.

(Rainer Maria Rilke)

Claudia

25.03.2004 00:16

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Toni, Claudia, Tine, Simone und alle Anderen

Vielen dank für Eure lieben und tröstenden Worte.
Es tut so gut, wenn man weiß, dass man nicht alleine ist.
Ich bin momentan total in einem Ausnahmezustand - ich weiss nicht, was ich denken und fühlen soll. Meine ma ist nicht mehr der Mensch den ich kenne, der er mal war.
Es ist so grausam...
Ich melde mich wieder - wenn ich klarer bin im Kopf.

Vielen lieben Dank an Euch Alle
Ich drücke Euch
Kerstin L.

25.03.2004 06:42

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Guten Morgen Kerstin, Guten Morgen ihr Lieben,

meine Ma war auch nicht mehr der Mensch den ich kannte, sie wurde zunehmends ungeduldiger und grantiger - so war sie nieeeeeee. Aber wir wußten alle, dass dies die grausame Krankheit war und kränkten uns nicht, wenn sie uns mal anschrie oder sonst unmöglich war. wir versuchten das Beste draus zu machen und trotzdem Spässe mit ihr zu treiben. Auch wußte sie manchmal, dass Sie oft grauslich zu uns war, wir sagten aber nein, jeder hat mal seinen schlechten Tag.
Wenn Du Deiner Ma gegenüberstehst, denk bitte nicht an ihre Art, die sie jetzt hat, sag Dir, das ist ihre Krankheit, die sie so macht, sie hat sich in ihrem innersten sicher nicht zu einem schlechten Menschen geändert, und wenn sie mal forsch zu Dir, oder Euch, ist, sieh darüber hinweg und hab sie trotzdem lieb.
Genieß die Zeit mit ihr.
Ich weiß, diese Zeilen sind für niemanden Trost und man könnte sagen, die hat leicht reden. Aber auch ich war in dieser Situation und weiß wovon ich schreibe.
Viele liebe Grüße und alles Gute an alle die in diesem Forum lesen und schreiben
Kopf hoch
Toni


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