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vanitas02 22.03.2007 14:34

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
@ hase
ja, bin auch froh, dass ich den thread noch mal hochgeholt habe. anscheinend haben ja mehrere ein interesse daran. und ja, auch ich frage mich oft, wie ich das alles durchstehe. das ist dann eben genau der punkt, wo ich mich frage, ob ich herzlos bin, weil ich das doch bisher ganz gut überstehe. aber ich trauere ja um meine mutter. ich hatte sie sehr sehr lieb. sie fehlt mir. aber ich hab halt meine eigene art, damit umzugehen. wie jeder von euch auch seine eigene art hat. ich denke, da darf man sich von der umwelt auch nicht zu sehr beeinflussen lassen. jeder soll so weitermachen, wie es sich für ihn richtig anfühlt.
mir geht es auch oft so ... ich fahre gerade von der arbeit nach hause ... und denke mir ... mensch, arbeit vorbei. du fährst heim. alles wie immer. aber deine mutter ist doch tod. erst gestern ging es mir wieder so. da erschrecke ich dann teilweise richtig, weil mein leben so normal weitergeht und meine mutter doch nicht mehr da ist. da hab ich in dem moment das gefühl, es dürfte nicht alles wie immer sein.
auch die angst zu vergessen kenne ich. ich hab sie noch gut im gedächtnis. leider vor allem die zeit, als sie krank war. aber ich denke auch der rest kommt wieder. aber ich hab auch angst davor, dass meine erinnerung an sie erblasst, das möchte ich nicht. die letzten tage fällt es mir eh alles wieder etwas schwerer. sitze oft hier und schreibe oder lese ... und krieg feuchte augen *schnief*

@ cinderella


damals beim tod deiner mutter warst du halt leider noch sehr jung. hättest einerseits auf jeden fall deine mutter noch länger gebraucht (schau uns jetzt an. sooo jung sind wir alle nicht mehr und es belastet uns trotzdem sehr. mutter-tochter ist einfach was besonderes) und zweitens warst du auch so jung, dass du vielleicht vieles noch nicht verstanden hast. bzw. wahrscheinlich auch durch die erwachsenen, sprich dein vater, die ärzte, etc. außen vor gelassen wurdest, weil sie dich schützen wollten? insofern warst du sicher einfach damit überfordert. wusstest nicht, ob du deine mutter mit den schläuchen überhaupt noch anfassen durftest (tröste dich, habe hier oft gelesen, das geht auch vielen erwachsenen so. da ist eine gewisse scheu da) und vielleicht hast du dich auch ein bisschen gefürchtet. meine mutter sah durch ihre schmerzen am samstag (zum glück wirklich "nur" samstag) und danach durch die heftigen schmerzmittel auch anders aus als früher. für mich war sie trotzdem meine mama. aber ich bin auch erschrocken, weil sie plötzlich so alt ausgesehen hat. und meine mama sah immer so jung aus. ich denke, wenn man noch ein kind ist, dann schreckt einen das noch viel mehr ab. ich würde dir sagen, du solltest dir da keine vorwürfe machen. klar, ist leichter gesagt, als getan. aber deine mutter wusste doch definitv, das du sie sehr lieb gehabt hast. da bin ich mir sicher. mütter wissen sowas doch einfach ;)

das mit deiner schwester tut mir auch sehr leid. es ist einfach so schwer, die menschen, die man liebt gehen zu lassen. vor allem, nachdem ihr wohl durch den frühen tod deiner mutter sehr eng zusammengewachsen war. konntest du wenigstens deine schwester begleiten und von ihr abschied nehmen? das würde ich dir wünschen.

Cinderella80 22.03.2007 14:51

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Vanitas,

erst mal vielen Dank für Deine lieben Worte!:knuddel:

Ja, von meiner Schwester konnte ich Abschied nehmen. Ihr Mann und die Familie konnten Ihr Ihren letzten Wunsch erfüllen und sie durfte zu Hause und bei Ihren Lieben sterben.

LG
Cinderella80

engelen 22.03.2007 15:04

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
danke: dafür, dass ihr mich versteht und euer angebot mir zuzulesen!

bin gerade überwältigt von euren schicksalen und geschichten und werde morgen wieder hier sein!

:winke:

spectatres 22.03.2007 15:30

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Ihr Lieben,
irgendwie rennt man durchs Leben und meint immer, man sei die Einzige der sowas passiert ist. Aber hier in diesem Forum sieht man plötzlich das man nicht allein ist und das tut gut.
Meine Mama ist schon vor 6 Jahren an dieser furchbaren Krankheit gestorben und ich hätte es schön gefunden, wenn ich damals schon dieses Forum gehabt hätte.
Ich habe mich während dieser Zeit, also wo meine Mum im Sterben lag, so was von einsam und verlassen gefühlt. Niemand hat das interessiert. Die Verwandten waren plötzlich verschwunden?! Freunde hm... die haben sich auch verdächtig wenig blicken lassen. Eine Freundin hat sich komplett von mir zurück gezogen, ich glaube sie konnte nicht damit umgehen. (Eine andere Erklärung habe ich jedenfalls nicht)
Ihr habt Recht, in einer solchen Zeit wird einem erst bewußt, was es für ein Geschenk ist gesund zu sein!!! Zu atmen, zu essen und zu verdauen!! Ja das klingt komisch, aber euch kann ich da ja sagen, denn ich weiß genau das ihr mich versteht.

Zitat:

hase76: wundere mich nämlich zur zeit ganz doll, warum ich das überhaupt alles durchhalte, funktioniere irgendwie nach außen hin, bin wieder am arbeiten und das lenkt mich auch gut ab. aber trotzdem sind meine mutti und diese furchtbar traurigen gedanken jederzeit bei mir und manchmal brechen sie schlagartig durch und ich weine, weine.. und das ist so erleichternd! auf der anderen seite habe ich deswegen wieder ein so furchtbar schlechtes gewissen, dass ich wieder arbeite, dass mein leben halt weiter geht und meine mutti all das nicht mehr erleben darf... und schon wieder rollen die tränen.. und außerdem habe ich so schreckliche angst zu vergessen, wie sie ausgesehen hat und wie ihre stimme klang (kennt ihr das auch?)
Lieber Hase,
ich kenne diese Gedanken ganz genau!! Aber wenn ich dich in einem Punkt beruhigen kann, ich kann mich heute noch genau daran erinnern wie sie ausgesehen hat, ich sehe ihre Augen, ihr liebes Gesicht ich weiß wie ihre Stimme klingt. Zumal ich sie ab und zu höre. (Natürlich nur in mir drin ;) ) Außerdem beginne ich viel mehr als früher Gemeinsamkeiten an uns zu erkennen, oder manchmal sage ich Sätze die auch von ihr kommen könnten.
Oder das mit dem schlechten Gewissen. Habe ich heute noch diese Anwandlungen!! Wenn ich mich über irgend was furchtbar freue dann kommt gleich das schlechte Gewissen: toll, du freust dich und deine Mama kann all das nicht mehr erleben. :weinen: Aber: nie im Leben wurde unsere Mama's wollen das wir unglücklich sind!! Meine Mama hat mir das bevor sie gestorben ist sogar gesagt: "Versprich mir mein Kind, das du nicht allzu traurig bist wenn ich sterben sollte. (Da wussten wir noch nicht ob sie es schafft) Denk immer daran, das ich dann wenigstens keine Schmerzen mehr habe." Naürlich habe ich das Versprechen nicht gehalten, ich konnte nicht. Sie war der wichtigste Mensch in meinem Leben, es fühlte sich für mich so an, als ob jemand mein Herz raugerissen hätte. Ich habe auch ca. ein halbes Jahr gebraucht bis ich richtig weinen konnte. Vorher habe ich nur funktioniert und stand total unter Schock. Ich glaube ich hab nicht mal auf Ihrer Beerdigung geweint, ich konnte nicht, ich war zu verzweifelt. Ich dachte wenn ich damit anfange, kann ich nie wieder damit aufhören.
Es bleibt für immer eine entzetzliche Lücke in meinem Leben die niemand schließen kann, aber irgendwie habe ich gelernt damit zu leben. Es gibt immer gute und schlechte Tage. Wer mir unheimlich geholfen hat zu trauern war mein Mann, als ich den kennen lernte (ca. ein halbes Jahr nach dem Tod meiner Mum) konnte ich weinen. Und da hab ich so viel geweint, das es für ein ganzes Leben reicht. Aber da habe ich auch gemerkt wie es endlich ein bißchen leichter wurde. Der tonnenschwere Klotz auf meinem Herzen begann ganz langsam zu schmelzen.

vanitas02 22.03.2007 16:46

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
hallo spectatres,

ich hoffe, du nimmst mir das in 12.12.2006 nicht übel ... ich würde mich freuen, wenn wir hier kontakt halten könnten ...

ich muss sagen, meine verwandten waren sehr klasse. die haben sich gekümmert. denen hat das auch ganz schön einen schlag versetzt. aber die bande (mütterlicherseits) waren schon immer ziemlich eng ... und sind das auch geblieben. dann hatte ich noch 2-3 ganz liebe leute, die sich so um mich gekümmert haben. ich kann nicht sagen, dass ich allein und verlassen war. zum glück ...

es tröstet mich sehr, dass du dich auch heute noch so gut an deine mutter erinnern kannst. davor hab ich nämlich auch angst. ich möchte sie doch nicht vergessen. sie war der wichtigste mensch in meinem leben.

es ist schön, dass du danach deinen traummann getroffen hast. ich hab im moment eher angst davor. klar, es wäre einerseits schön. aber andererseits wäre das wieder genau so eine sache, bei der man sich denkt "ich hätte mir so gewünscht, dass er und meine mama sich hätten kennenlernen können" ... aber so etwas wird wohl leider noch öfter kommen ...

anni_s 22.03.2007 17:42

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
hallo ihr lieben,
wow, gestern hat vanitas den thread wieder aufleben lassen, und heute sind wir schon so viele! ich kann mich nur anschließen, es kam grade zur rechten zeit.
ich bin auch total abgesackt, nachdem ich aus meiner erstarrung "aufgewacht" bin. war kaum noch in der schule, bin kaum rausgegangen, habe sogar das pferd vernachlässigt. das ging soweit, dass ich zum halbjahr hin zurück gegangen bin. habe schon einmal wegen eines einjährigen auslandsaufenthaltes das jahr wiederholt und stecke nun mit 19 jahren (da bin ich wohl die jüngste hier) im 11. jahrgang. der teufel scheißt immer auf den größten haufen, wie mein vater gesagt hat. anfang letzten jahres ist sein cousin an lungenkrebs gestorben. dann kam im september der tod meiner mutter, im oktober hatte die cousine meines vaters einen schlaganfall und starb nach einer woche im koma, ihr sohn hat darmkrebs und wird es wohl auch nicht mehr lange schaffen. stück für stück zerfällt unsere kleine familie, der krebs hat es auf uns abgesehen. das macht mir etwas angst.
euch allen möchte ich mein herzliches beileid aussprechen. ich werde im sommer von zuhause ausziehen und mir mit meinem freund eine wohnung suchen, ich brauche einen neuanfang. mein vater hat seit dezember eine neue beziehung und ich möchte den beiden einerseits die chance geben, etwas neues anzufangen, andererseits kann und will ich nicht so stark in dieser beziehung vorhanden sein, wie es nun mal bei meinen eltern ist. zuhause reden wir kaum über trauer, schmerz, verluste. eigentlich reden wir garnicht da drüber. mein vater und ich sind beide "stark", zumindest von außen. ich weiß zwar nicht, wie es bei ihm innen aussieht, aber an den meisten tagen bin ich kurz vor dem auseinanderbrechen. jetzt habe ich auch noch einen bänderriss, das heißt: kein pferd, kein sport, viel zu viel zeit zum nachdenken. hoffentlich komme ich heil durch diese zeit.
schön, dass ihr alle hier seit, hoffentlich bleibt das noch lange so!

alles liebe, anni

stef777 22.03.2007 23:08

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
hallo ihr lieben,

ich "gehöre" hier zwar nicht wirklich dazu, da ich meinen vater an BDSK verloren habe, keine mutter (bin 33), aber ich würde gerne zum kleinen Trost an alle weitergeben....:
ich kenne das, dass man sich am anfang mit den krankheitsbildern quält, stunde um stunde, tag um tag. sich viele vorwürfe macht, vieles besser hätte machen wollen etc. etc...mir ging es sehr sehr elend....und wenn erinnerungen hochkamen, dann die der letzten tage und stunden, in denen mein vater starb.

ABER es ändert sich...nicht bewusst, nach dem motto "so jetzt denke ich mal an die schönen zeiten mit papa" (das hatte ich auch versucht), sondern automatisch, wenn man "in der trauer vorangeht"...!!!! es ändert sich wirklich! bei jedem wohl in einem unterschiedlichen individuellen tempo.
ich habe heute immer noch manchmal schlimme flashbacks, aber nicht mehr so oft und so lange wie anfangs....! ich sehe heute nicht nur sein leidendes gesicht am ende vor meinem inneren auge, sondern auch wie er in gesunden zeiten war, lachte und spass hatte.

LG an alle
stef.

marita76 23.03.2007 00:41

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo,

ich hab mich total gefreut, dass ich nach einer Stunde schon eine so liebe Antwort auf meinen Beitrag hatte - vielen lieben Dank, vanitas !! Es tut wirklich gut zu wissen, dass man nicht allein ist. Bisher hab ich immer nur auf Foren mitgelesen, aber nicht selber geschrieben (noch ne Gemeinsamkeit, hase :-))

Im Grunde fühle ich mich relativ gefasst, relativ wohlgemerkt.. Das mag damit zusammenhängen, dass ich schon seit der Metastasen-Diagnose regelmäßig abends heulend in den Armen meines Freundes lag und mich schon seit Dezember versuche, mit dem Gedanken anzufreunden, dass meine Mama nie Oma sein wird. Das finde ich mit am schlimmsten, dass sie nicht da sein wird, um das mitzuerleben und ich sie nicht um Rat fragen und die Freude und die Sorgen mit ihr teilen kann.

Heute Morgen bin ich trotz miserablem Wetter im Schlosspark alleine zwei Stunden spazieren gegangen. Es lag ein bisschen Schnee, der in der Nacht gefallen war, es hat ein bisschen geregnet und der Park war menschenleer. Das war genau das, was ich gebraucht hab. Ich hab viele Fotos gemacht, bin zwischen den Enten und den Statuen rumgestapft und konnte meinen Gedanken freien Lauf lassen.

Und heute Abend haben wir Omas Geburtstag ein bisschen nachgefeiert. Haben zusammen gegessen und erzählt und alte Bilder angeschaut. Zwischendurch hab ich immer wieder gedacht: Es ist irgendwie so, als wäre Mama nur gerade im Bad oder in der Küche und würde gleich wieder an den Tisch kommen. Ich glaube, dem Rest der Familie ging es genauso.. Wir haben sogar Witze gemacht über ihre Frisur und ihre Brillen in den 70ern und 80ern. Nur als Oma das Geschenk ausgepackt hat, das Mama noch für sie ausgesucht hat und ihre Glückwunschkarte gelesen hat, ist sie in Tränen ausgebrochen und wir haben alle schwer geschluckt. Klar..

Aber ich bin sehr gespannt, wie das in den kommenden Wochen und Monaten weitergeht. Ob ich einfach so weitermachen kann wie bisher, mich auf die Arbeit konzentrieren, die Freizeit genießen wie eh und je usw..

Ich weiß noch gar nicht, ob ich mit meinen Freunden so viel über das Thema reden möchte. Eigentlich denke ich eher, dass ich jetzt ein bisschen Zeit für mich brauche und dann eher davon profitiere, wenn die Zeit mit den Freunden so ist wie immer. Ich habe aber zwei unter meinen Freunden, die auch gerade im Januar dieses Jahres ihre Mama bzw. ihren Papa durch Krebs verloren haben. Mit denen kann ich auf jeden Fall immer reden, auch wenn schon Zeit vergangen ist, denke ich. Es ist unglaublich, wie viele Menschen von dieser Krankheit betroffen sind!

@hase: ich freue mich, wenn wir uns austauschen können. Es tut wirklich gut, alles aufzuschreiben, das merke ich gerade.. ich glaube, reden könnte ich im Moment nicht so gut wie schreiben.

Du fragst nach den letzten Tagen meiner Mama:
Also, meine Mama kam am 11. März mit dem Notarzt (der über ne Stunde verspätet kam) ins Krankenhaus, weil sie ganz starke Schmerzen im Bauch hatte. Sie hatte ein paar Tage vorher die 2. Chemotherapie angefangen (u.a. mit Avastin), die den Krebs noch aufhalten sollte. Die wollte sie eigentlich schon nicht mehr machen, wie mir mein Vater erzählt hat. Ich glaub, sie hat gewusst, dass das nichts mehr bringt, hat es aber mehr oder weniger uns zuliebe gemacht, weil wir noch daran geklammert haben (sie hatte zu dem Zeitpunkt auch schon die Gelbsucht). Die Chemo wurde dann auch gleich abgebrochen und nach zwei oder drei Tagen wurde sie in ein anderes Krankenhaus verlegt, nachdem klar war, dass sie keine Chemo mehr bekommen würde.

Ich glaube nicht, dass sie die letzte Woche noch große Schmerzen hatte, sie hat die ganze Zeit Morphin bekommen usw. Durch das Leberversagen hatte sie die typischen Merkmale: Gelbsucht, die Sprache wurde immer langsamer und gegen Ende undeutlicher, das Gehirn arbeitete einfach nicht mehr normal. Trotzdem hat sie noch wenige Tage vor ihrem Tod ab und zu mit uns gelacht und hat sich nie über Schmerzen oder ihre Krankheit beklagt (was aber auch nicht ihre Art war). Ein Tag eine knappe Woche vor ihrem Tod war wohl besonders gut - mein Vater hat erzählt, da war ihre Hautfarbe viel besser und ihr Blick ganz klar und sie war guter Dinge. Oft hatte sie aber auch einfach die Augen geschlossen, wenn wir zu Besuch waren und wir waren manchmal nicht ganz sicher, ob sie uns zuhört, wenn wir uns untereinander unterhalten haben.

In ein richtiges "Leberkoma" ist sie nicht gefallen, höchstens in den letzten Stunden, soweit ich das als Laie beurteilen kann. Als mein Bruder und ich am Mittwoch Vormittag zu ihr ins Zimmer kamen, hab ich erst schon nen Schock gekriegt, weil das Bett leer war. Ich dachte, wir wären zu spät. Aber da saß sie neben dem Bett auf ihrem "Klostuhl", auf den sie sich offenbar selber noch gesetzt hatte. Und das war ein paar Stunden vor ihrem Tod !! Wir haben ihr ins Bett zurück geholfen und sie hat auch noch ein paar Worte gemurmelt - das hab ich leider nicht alles verstanden. Aber es hat sie auch wahnsinnig angestrengt, zu reden. Aber sie hat gesehen, dass wir gekommen sind und hat auch noch genickt, als ich gesagt habe, dass ich ihr das Gedicht vorlesen will. Danach hab ich ihr auch noch gesagt, dass wir uns um Papa kümmern, ich glaube das war ihr sehr arg, dass sie ihn alleine zurücklassen muss. Ich hoffe, dass sie das noch verstanden hat und dass es sie beruhigt hat. Ganz sicher bin ich mir auch nicht, weil sie ja auch so stark unter Medikamenten stand.

Diese letzten Stunden waren natürlich sehr schwer, aber ich bin sehr dankbar, dass ich so lange bei ihr war. Ich habe die meiste Zeit ihre Hand gehalten oder ihren Kopf gestreichelt und habe einfach nur tiefe Liebe empfunden. Natürlich sah sie nicht mehr aus wie in gesunden Tagen und bei einem anderen Menschen hätte mich das vielleicht abgestoßen, aber bei ihr nicht. Ich hatte keine Scheu, sie anzufassen.

Die letzten fünf oder sechs Stunden hat sie die Augen nicht mehr aufgemacht und die Atmung wurde immer schwerer, immer schwerer. Die Ärzte haben ihr noch mal ein entspannendes Mittel gegeben, damit sie keine Angst empfindet und ich denke auch, dass es ganz gut gewirkt hat. Es war nicht dramatisch. Zeitweise haben wir uns normal unterhalten und es war fast, als würde sie einfach schlafen. Für uns war es dann natürlich schlimm, als der Atem ganz stehen blieb, aber für sie glaube ich nicht mehr. Ich hoffe, sie hat irgendwie noch gemerkt bzw. gewusst, dass wir alle um sie rum sind.

So, jetzt hab ich aber ganz schön lang geschrieben.. Du kannst gerne alles fragen, was Du wissen willst. Danke noch mal, dass Du mich persönlich angeschrieben hast, das hat mich sehr gefreut!

Ach, doch noch was:
Ich glaube nicht, dass wir jemals vergessen werden, wie unsere Mamas ausgesehen haben - da gibt es ja auch Fotos. Die Stimme und der Geruch verblassen schon eher, denke ich mal. Ich hab am Mittwoch Morgens (Mamas Todestag) den "Fehler" gemacht, als ich kurz allein im Haus meiner Eltern war, in Mamas Zimmer zu gehen und den Kleiderschrank aufzumachen. Da hätte ich am liebsten losgeschrien: "Du darfst nicht gehen!!!" und mich in den Schrank gesetzt und die Tür hinter mir zugemacht. Gottseidank ging dann unten die Tür und mein Bruder kam.

Ganz liebe Grüße an alle Mitlesenden und ich hoffe, dass wir alle lernen, damit zu leben.

Marita

P.S.
wegen des Alters - Ich schätze mal, mit 31 fühlt man sich wieder jünger.. das ist nur der Schock, wenn plötzlich ne drei davor ist, hab ich erst seit ein paar Monaten ;-)
P.P.S. @vanitas
Ich glaube eigentlich auch nicht unbedingt an ein Leben nach dem Tod. Aber es ist sooo tröstlich, an irgendeine Form des Weiterlebens zu glauben, dass ich es einfach versuchen will.

vanitas02 23.03.2007 09:22

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
@ marita

ja, das bewusstsein, dass die mutter bei vielen wichtigen augenblicken in der zukunft nicht mehr dabei sein wird, das ist wohl das schlimmste mit. ... aber vielleicht ist sie ja doch irgendwie dabei. ich fühle mich im augenblick eigentlich nie "verlassen" von ihr. irgendwie ist sie immer gegenwärtig. ich hoffe, das bleibt so ....

meine mutter ist ja am 12.12.06 gestorben. kurz vor weihnachten. und mein weihnachtsgeschenk hatte sie schon. da war sie so stolz drauf. hat es mir immer "unter die nase gerieben" ... dein geschenk hab ich ja schon ... erst haben wir es dann gar nicht gefunden, weil sie es so gut versteckt hatte. dann aber doch. die stiefel, die mir - als wir ca. 2 wochen vor ihrem tod zusammen in der stadt waren - so gefallen haben. das war schon ein harter brocken, die so im nachhinein zu bekommen. aber - diese stiefel sind mir echt heilig. die hebe ich wohl auch noch auf, wenn sie nicht mehr zu tragen sind *schnief*

bei meiner mama war es ja anscheinend sehr ähnlich wie bei deiner. sie hatte ihre 2. chemo bekommen. und freitag ging es ihr soweit noch recht gut. bisschen schlecht. aber nicht so schlimm. samstag dann der anruf von meinem stiefvater. er muss mal kurz weg. ich soll aber runter (wohne im gleichen haus) weil es mama nicht gut geht. sie hatte ganz schreckliche bauchschmerzen. dazu war ihr schlecht. wir haben dann eine weile "diskutiert". dann hat sie mir tatsächlich erlaubt, den notarzt zu rufen. das ist ein zeichen dafür, dass sie wirklich richtig heftige schmerzen hatte. sonst hätte meine mutter das niemals erlaubt. der war dann schon recht schnell da. haben sie lange noch daheim behandelt, um sie halbwegs für die fahrt stabil zu bekommen. dann los ins krankenhaus. samstag dann der untersuchungsmarathon. ich war die ganze zeit bei ihr. sonntag und montag ging es ihr von den schmerzen her dann besser (durch die medikamente). allerdings war sie sehr verwirrt. und hat dann immer und immer mehr geschlafen. montag abend, als ich bei ihr war z.b. hat sie eigentlich fast nur noch geschlafen. sie hat sich damals dann auch ihre zugänge immer selbst rausgerissen. die magensone auch. vielleicht wollte sie nicht mehr? daraufhin wurde beschlossen, dass sie einen port bekommt. das sollte dienstag sein. als mein stiefvater am späten vormittag ins krankenhaus gekommen ist, war sie schon weg in den op. tja, ich sollte dann um drei anrufen, wann man sie besuchen kann. kurz vor drei hat mich allerdings das krankenhaus angerufen. wir sollen kommen. sieht nicht gut aus. aber wir haben es nicht mehr rechtzeitig geschafft. um 15 uhr ist sie allein, ohne uns, gestorben. sie ist gar nicht mehr wach geworden. es ist so schlimm für mich, dass ich nur montag abend noch bei ihr war. und mir gar nicht so sicher bin, ob sie da noch gemerkt hat, dass ich da war. und dienstag war keiner mehr da. ich hoffe, dass sie sich nicht vernachlässigt gefühlt hat. vor allem am dienstag. aber helmut war ja dort. nur war sie da schon im op. andererseits bin ich froh, dass sie "nur" samstag schmerzen hatte. danach ging es ihr wieder recht gut. abgesehen davon, dass sie eben sehr verwirrt war. und lange gedauert hat es auch nicht. von samstag bis dienstag. vor dem samstag war sie noch ganz normal. wir waren sogar paar mal zusammen einkaufen. sind durch die stadt geschlendert. sie war gut drauf. nur gegessen hat sie schlecht. und am tag nach der chemo war ihr übel. aber sonst war alles gut. da bin ich so froh drum ... *heul*

@steff
schön, dass du das sagst. so habe ich es schon von vielen hier gelesen und ich hoffe, dass es bei mir auch so sein wird.

@ anni
dir wünsche ich viel glück ... sicher ist es für dich dann gut, wenn du dir ein neues, eigenes leben aufbaust. das du in eine neue beziehung deines vater nicht so eingebunden sein willst, kann ich völlig nachvollziehen. aber jeder tut das, was er braucht ... ich denke, du machst das schon richtig!

hase76 23.03.2007 14:20

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
hallo ihr lieben,

weiß gar nicht, wem ich zuerst antworten soll... es tut soooo gut, eure erfahrungen und gefühle zu hören, dass erleichtert ungemein und nimmt mir irgendwie die angst nicht "normal" zu reagieren (obwohl es in unserer situation sicherlich kein normal gibt...) ich kann mich super gut in euch hineinversetzen und würde gern jeden von euch trösten, mit worten irgendwie kraft geben!

@marita und vanitas: ja, auch ich fühle mich zur zeit irgendwie "gefasst", frage mich, ob ich "herzlos" bin, da ich halt funktioniere und mein leben doch weitergeht, was ich nie gedacht hätte... wie kann mir doch manchmal ein kleines lächeln über die lippen huschen, wenn ich doch so furchtbar traurig bin, habe ich damit meine mutti schon so schnell vergessen ?! habe auch deswegen schuldgefühle...

@marita, denke auch, dass es daran liegt, dass ich seit der metastasen-diagnose (genau vor einem jahr) mit einer schrecklichen angst gelebt habe, die auch nur ihr verstehen könnt. diese ungewißheit, diese verzweiflung, wenn wieder eine schlechte diagnose kam, war die hölle (hier stimmt die bezeichnung "hölle" wahrhaftig)... vielleicht ist man deshalb, irgendwie abgestumpft, da wir ja sooo lange schon mit diesem schmerz leben. das hilft vermutlich jetzt auch die trauer zu verarbeiten, zu verstehen.

man kann sich zwar nicht auf den tod vorbereiten, da er ja so unfassbar und unbegreifbar ist, aber vielleicht hatten wir genau wegen dieser ganzen "vorgeschichte" die große chance, unsere muttis nochmal richtig kennenzulernen und richtig mit ihnen zusammengeschweißt zuwerden (hoffe, ihr versteht was ich meine). solch intensiven gefühle hatte ich zuvor noch nie in meinem leben und ich bin unendlich dankbar, dass ich meiner mutti bis zum schluss zeigen und sagen konnte, wie unendlich lieb ich sie habe. denke, dass erleichtert ungemein. aber: auch das macht das geschehene nicht nur annähernd wieder gut und ich werde mein leben lang dieses furchtbare leid meiner mutti mit im herzen tragen....

zur zeit tut mir am meisten weh, wenn ich daran denke, welche angst meine mutti hatte, welches leid sie ertragen musste. wenn ich mich in sie hineinversetze, kann ich es gar nicht ertragen. diesen gedanken muss ich gleich immer wegschieben! @daher liebe marita: danke für das erzählen und das ich an den wohl schlimmsten stunden deines lebens teilnehmen durfte (hoffe du verstehst, was ich meine, ist irgendwie gar nicht so einfach, die richtigen worte zu finden...)!!! es hilft mir ungemein langsam zu erfahren und hoffentlich auch bald zu verstehen, dass meine mutti wohl aufgrund der metastasen verwirrt war (bis hin zu halluzinationen), dass sie deshalb die sprache immer mehr verloren hat, dass sie wahrscheinlich keine schmerzen hatte und das sie vermutlich von all dem nicht mehr viel mitbekommen hat. habe solche angst davor, dass sie gelitten hat. sie war doch so ein lieber mensch, hat keinem was getan und dann solches leid!!! es zerreißt mir das herz dabei...

sie hat nämlich noch im krankenhaus nach hilfe gerufen/geschrien, hoffe aber sehr, dass es ein anderer grund als eben angst oder schmerzen war!!

danke auch für das angebot, dass ich dich immer fragen kann, wenn mir etwas auf der seele brennt! das gilt natürlich auch für dich!


@liebe vanitas: mir geht es ähnlich, habe auch das gefühl, meine mutti allein gelassen zu haben, wo sie mich doch in ihrer letzten stunde am meisten gebraucht hat. finde bisher für mich oder für uns auch noch keine richtig tröstenden worte. mir hilft auch hier nur, dass ich die zeit davor alles in meiner macht und meiner kraft stehende für sie getan habe und ich denke, das sollte dich auch trösten! du hast alles versucht, bei ihr zu sein, aber manchmal spielen eben dinge eine rolle, die man nicht mehr beeinflussen kann. du warst immer da, hast alles versucht und das ist das einzige was zählt!!! und ich bin mir sicher, unsere muttis wußten ganz genau wie sehr wir sie geliebt und um sie angst gehabt haben und dass wir auch in der letzten stunde (im gedanken) bei ihnen waren!!!

@steff777: danke für deine lieben zeilen!!! das tröstet ungemein, es scheint, als wenn wir alle das gleiche durchmachen bzw. machten und ich finde es super schön von dir, uns mittels deiner erfahrungen soviel trost und mut für die nächste zeit zu geben!!! denn wie du siehst, quäle ich mich auch gerade mit dem krankheitsbild, den letzten stunden. es ist halt ganz genau so, wie du es beschreibst...

würde noch gern so viel schreiben und auch diejenigen nochmal ansprechen, bei denen ich es jetzt nicht getan habe, aber das hole ich dann das nächste mal nach. Es hat sich vermutlich so viel angestaut an gefühlen und an leid... und zum glück haben wir alle nach der ersten erstarrung wieder den mut gefunden uns zu öffnen und zu reden!!!

ich denke an euch alle!!!

vanitas02 23.03.2007 15:09

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
ach leute,

im moment ist es wieder so richtig schwer. vielleicht wühlt auch das forum und dieser thread meine gedanken auf ... ich kann immer nur an ihre letzten tage denken. da war sie durch die medikamente irgendwie wie ein kleines kind. immer erstaunt, mit aufgerissenen augen ... ich sehe deutlich den montag abend vor mir. ich bin in ihr zimmer. sie war nicht da. ich bin schon erschrocken. ihre nachbarin sagt mir aber, sie ist im bad, duschen. was hab ich mich gefreut. als sie dann mit der schwester nach einer weile rausgekommen ist, da schaut sie mich erstaunt mit großen augen an. wie ein kleines kind vor dem christbaum. sie hat sich gefreut. und zu schwester sagt sie dann (so atemlos wie sie die letzten tage war) das ist meine tochter. ganz stolz war sie *verdammt, ich heule* ...

oder ihre magensonde. die war mit so nem klettband an ihrem schlafanzug befestigt. das der schlauch nicht immer stört. da hatten sich dann paar haare drin verfangen. die hab ich dann raus und das klettband und den schlauch gerichtet ... meine mutter fingert mit dran herum ... schaut die haare an, die ich in der hand habe und sagt "aber sie haben doch gesagt, ich behalte meine haare" ... hab sie dann beruhift, dass das nicht von der chemo war sondern von ihrem klettband ... *schnief* ...

was sie immer für sachen gesehen hat. uhren, die falsch gehen, wo gar keine uhren waren ... und immer dieser erstaunte ausdruck ... ach mama ...

@ hase
manchmal, wie jetzt gerade, leide ich schon... und weiß gar nicht, wie ich das überstehen soll. aber diese momente sind halt meist recht kurz. im großen und ganzen lebe ich mein leben weiter wie vorher. und realisiere auch nicht so richtig, das meine mutter nicht mehr da ist ... also nur vom kopf her. gefühlsmäßig ist es mir oft nicht klar. da denke ich mir dann einfach oft, wie es sein kann, dass ich das so leicht wegstecke, das meine geliebte mama nicht mehr da ist. aber es ist natürlich so, wie du schreibst. unsere mama hätten nie mals gewollt, dass wir aufgeben, leiden, uns selbst vergessen ... sie hätte doch genau das gewollt ... das wir weiter machen. tapfer sind ... ja, das hat meine mama gewollt. und irgendwie hat sie auch gewusst, dass ich das so machen werde. sie hat noch gesagt, um helmut und mich macht sie sich keine sorgen. wir zwei machen das schon.

ich bin auch sehr sehr froh, dass ich nach ihrer diagnose jeden abend bei ihr war. einfach nur bei ihr. ich am computer, sie vor dem fernseh. ich lesend, sie vor dem computer. wir beide zusammen vor dem computer. in der küche einfach nur zusammensitzen. gott, ich bin so froh. ich konnte noch mal intensiv mit ihr zusammen sein. aber die zeit reicht natürlich nie. und im nachhinein denke ich mir, ich hätte auch mehr fragen, mehr mit ihr reden sollen. bin ich vielleicht zu wenig auf sie eingegangen? aber ich denke, jeder macht das auf seine weise. und meine mutter kannte mich schon so lange. ich hoffe, sie weiß, wie es mir zumute war ...

ich frage mich eben auch, ob sie angst hatte. ob ich ihr da doch hätte helfen können? und auch, ob sie dann im krankenhaus wusste, dass sie sterben muss? wir (mein stiefvater und ich) haben es nicht wirklich gewusst. vielleicht geahnt. aber das es so schnell geht. wusste meine mama es? hatte sie aufgegeben? wollte sie gehen? hat sie deswegen die magensonde und ihre zugänge selbst entfernt? weiso habe ich nicht versucht, mit ihr darüber zu sprechen? weshalb habe ich sie nicht gefragt? hätte sie mich noch verstanden? hätte sie mir geantwortet ... lauter offene fragen ...

@ marita
deine mutter hat sicher auch starke schmerzmittel bekommen. die verwirren ja auch teilweise etwas. wie gesagt, meine mutter war auch sehr verwirrt. hat die meiste zeit geschlafen und wenn sie aufgewacht ist auch oft phantasiert. sie hat auf den boden gezeigt, gesagt "ach, jetzt hat sally ja doch aufgefressen" dabei war sally gar nicht da. die hat unter der uhr an der wand eine andere uhr gesehen, die falsch gegangen ist ... solche dinge.

natürlich denke ich mir auch, dass meine mama an sich weiß, dass wir sie nie absichtlich alleine gelassen hätten. bzw. versuche ich mich selbst davon zu überzeugen. aber anders wäre es mir einfach lieber gewesen. es wäre jetzt vielleicht einfacher für mich. evtl. wäre da ein vorwurf weniger, den ich mir mache. wobei sie laut dem pfleger ja nicht mehr wach war.

ich glaube langsam immer mehr, dass sie aufgegeben hat und gehen wollte. allein wegen den schläuchen, etc. und dann hoffe ich einfach, dass etwas dran ist, dass viele leute einfach allein sterben wollen. und sich dabei wohl fühlen und glücklich sind. wir haben danach dann noch gesagt, sie hat sich einen guten tag "ausgesucht". den 12.12.2006. den können wir nicht vergessen. das hätte zu meiner mutter gepasst *lächelschnief*

anni_s 24.03.2007 09:01

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
hi ihr lieben

@vanitas: ja, ich denke auch,dass der schritt der richtige ist.
meine mutter war zum schluss auch sehr verwirrt, wohl auch durch das morphin .. am anfang hat sie noch scherze drüber gemacht, aber wohl nur, um ihr verzweiflung zu verdecken. einmal dachte sie, mein vater wirft ihr einen stoffhasen zu und griff in die luft, um ihn zu fangen ... nur leider war da nichts. am tag, bevor sie starb, wurden wir vom hospitz angerufen, sie wollte ganz dringend mit mir sprechen. sie hat mich gebeten, mit meinem bruder vorbei zu kommen, wir sollten uns unbedingt auf den roller setzten und genug helme mitnehmen!ich hab ihr dann gesagt, dass vor der haustür ein auto steht, aber wir sollten den roller nehmen. naja dann haben wir uns zu zweit auf dieses kleine gefährt gequetscht und sie hat uns dann die ganze zeit gefragt, ob wir noch zur fahrschule müssten und so .. kganz seltsam. naja ich wünsch euch nen schönen tag

anni_s 24.03.2007 13:54

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
hallo ...
ich krieg das bild nicht aus dem kopf. das hat damit angefangen, dass ich einen ganz seltsamen traum hatte, in dem mein vater mich anrief und nur sagte: anni ... tod. anni.
danach bin ich aufgewacht und konnte nicht wieder einschlafen und hab nun den ganzen tag ein mulmiges gefühl, hab schon mit meinem vater telefoniert, bei denen ist auch alles ok. jetzt sitz ich hier und mir geht dieser tag durch den kopf, der tag vor 6 monaten, 3 wochen und 1 tag. wie mein dad mich anrief, ich mich ins auto setzte und mit meinem bruder ins hospitz fuhr .. wie vor ihrem zimmer eine einzige weiße rose lag. wie sie in ihrem bett lag, der mund offen, die augen nicht ganz zu - als ob ihr inneres, ihr geist durch diese öffnungen nach außen gelangt war. ich krieg es nicht aus dem kopf, es macht mich noch verrückt. wo bleiben die schönen erinnerungen, die ich manchmal habe? wenn ich die augen zumache, sehe ich meine tote mutter vor mir, das halte ich nicht aus. wenn ich sie aufhabe, will ich sie ein letztes mal sehen, wenn ich an sie denke, sehe ich sie, wenn ich mich bemühe, nicht dran zu denken, sehe ich sie auch. nimmt das denn nie ein ende?

vanitas02 26.03.2007 09:26

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
hallo anni,

ja, so war meine mama zum schluss auch teilweise. aber nicht immer. sie war auch manchmal noch ganz ganz klar ... ich bin jedenfalls sehr froh, dass sie keine schmerzen mehr hatte. da habe ich gerne die verwirrung in kauf genommen. wobei mir das schon angst gemacht hat. am liebsten wäre mir natürlich gewesen, sie wäre nicht verwirrt UND ohne schmerzen gewesen. und am allerliebsten wäre mir natürlich, sie wäre noch bei mir und am leben. aber das ist wohl zu viel verlangt. zumindest hatte sie keine schmerzen.

das mit den schönen erinnerungen, die teilweise noch schwer ins gedächtnis zu rufen sind, das geht mir auch so. also so "nebenher" geht das schon. wenn ich jetzt was mache und mir einfällt, dass ich das vor nicht allzu langer zeit auch mit meiner mama gemacht habe. oder was anziehe und dran denke, wie ich das kurz vor dem krankenhausaufenthalt mit mama zusammen gekauft habe. sowas schon. aber wenn ich bewusst an sie denke, dann kommt bisher auch immer hauptsächlich die krankheit. aber ich glaube jetzt mal daran, was andere hier teilweise schreiben. das die krankheitsbilder nach und nach verblassen und immer mehr die schönen zeiten und augenblicke in den vordergrund treten. ich hab in einem buch gelesen, dass man die erste zeit immer den tod und die krankheitsphase vor augen hat. weil man das für sich wieder und wieder durcharbeiten muss ... um es zu verstehen und aufzuarbeiten. und das, wenn das passiert ist, die schönen bilder immer mehr kommen. denke, da könnte schon etwas dran sein!

liebe grüße

Sonne79 26.03.2007 21:58

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo!

Bin gerade durch zufall über euren tread gestolpert und muss jetzt ein paar zeilen tippen.
ich will jetzt nicht meine komplette geschichte schreiben , habe aber leider am 6.1.06 meine liebe mama an darmkrebs verloren und bin eigentlich auch erst 27 ( manchmal gefühlte hundert....:D ).
seit über einem jahr muss ich mich nun tag täglich damit immer wieder aufs neue auseinanderstetzen, mal gelingt es mir besser, mal nicht so. an den miesen tagen halte ich daran fest dass meine mam mit mir motzen würde wenn ich wegen ihr so viel kummer hätte..:boese: ...das hilft mmanchmal ein wenig.

alles andere, alle gedanken die ich mir so mache und gemacht habe, kennt ihr alle nur zu gut, das ist schön zu lesen dass man wenigstens nicht der einzigste ist ( schade nur dass es so etwas negatives ist was verbindet)

ich habe einmal im forum etwas sehr schönes gelesen, das wollt ich euch hier eigentlich nur schreiben, ich finde es soooo zutreffend:

Eltern sterben gewöhnlich vor einem selbst.
Wenn der partner stirbt
mit dem man sein ganzes Leben geplant hat
dann muss amn sein Leben neu ordnen.
Stirbt ein Elternteil
dann verliert man den halt
den man zu Hause erfahren hat
und das gefühl
ein Stück seiner selbst sei mitgestorben.

stille grüße sonne:rolleyes:

Sabitz 26.03.2007 22:24

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Sonne,
ich habe eben den Spruch von Dir gelesen, den Du, wie Du schreibst im Forum gefunden hast. Er hat mich sehr berührt! So fühle ich es in Bezug auf meinen Vater, der im Sep.06 gehen mußte. Ja es ist einfach so, wenn man ein Elternteil verliert, stirbt auch ein Teil von einem selbst!

Christina79 27.03.2007 01:16

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo zusammen,

bin neu hier und würde am liebsten gar nicht hier sein.
Meine Mutter ist vor 13 Tagen gestorben und ich bin noch im ganzen Stress drin.
Nur kann ich momentan überhaupt nicht schlafen und denke die ganze Zeit an Sie. Es tut so unendlich weh und momentan kann ich das irgendwie noch gar nicht alles glauben. Es ging so schnell und ich denke, ich konnte mich noch nicht mal mehr richtig von ihr verabschieden.
Ich denke, ich muss das alles einfach mal loswerden um zu realisieren, was wirklich passiert ist.
Meine Mutter hatte vor 12 Jahren Bauchspeicheldrüsenkrebs und ist, so wie sie es immer sagte, erfolgreich operiert worden. Wir haben uns damals schon gewundert, das sie keine Chemo bekommen hat, aber ihr ging es nach der OP gut und sie hat sich nie wieder beklagt, das es ihr so schlecht geht.
Ende letzten Jahres ging es ihr immer und immer wieder schlecht. Sie hatte Rückenschmerzen und bekam immer schlechter Luft. Die Arztbesuche im Januar haben nichts ausgesagt, man hat sie mit einer Art Asthmaspray wegeschickt und sagte dann, wenn es nicht besser wird, dann müssen sie eben wieder kommen. Wie gesagt, sie war ein paar Mal da, aber nie passierte was.
In der Zeit telefonierte sie viel mit meiner Tante, die sie dann endlich zu einem anderen Arzt schickte. Der unternahm sofort was gegen ihren hohen Blutdruck und den rasenden Puls. Sie sollte am Montag wieder kommen und das Ergebnis von dem Blutbild mit ihm besprechen. Doch am Samstag Morgen rief ich sie an und sie fragte mich dann, ob wir (Mein Freund und ich) sie ins Krankenhaus bringen könnten.
Dort angekommen dauerte die Untersuchung ne halbe Ewigkeit und sie kam dann zwischendurch mal kurz raus, um uns zu sagen, das wir weg gehen sollten, sie würde mich dann anrufen.
Das war am 03.03.07. Seit dem lag sie im KH und hat von Tag zu Tag mehr abgebaut. Sie sagte mir immer, das die noch nichts gefunden haben und ich hab mich damit abgefunden, sie war ja schliesslich schon erwachsen.
Am 12.03.07 sagte sie meinem Freund und mir dann, das die einen bösartigen Tumor an der Leber und an der Nebenniere gefunden hätten.
Ich habe ihr sofort gesagt, sie solle das operieren lassen und dann die Chemo machen. Was man als Tochter dann eben so sagt.
Am Dienstag sind wir dann gegen Abend hin und haben ihr frische Wäsche mitgebracht.
Wir setzten uns an den Tisch und ihre Zimmernachbarin ging dann auf einmal raus (Was sie noch nie gemacht hatte).
Meine Mutter sagte mir dann, das die Metastasen schon weiter ausgebreitet sind und evtl. bis ins Gehirn gehen könnten.
Die Sätze, die dann kamen, werde ich glaube ich nie vergessen.
Zu mir sagte sie, das sie so Stolz auf mich sei, das ich soviel in meinem Leben geschafft habe und das sie glücklich ist, das ich einen festen Partner habe, und das ich doch auf Oma und Opa aufpassen sollte, das mein Freund auf mich aufpassen sollte und wir noch zusammen einen schönen Sommer erleben wollen. Mir liefen die Tränen nur so runter, ist ja sicherlich klar, wenn man sowas von seiner Mutter hört.
Wir konnten dann auch nicht mehr lange, weil es sie sehr gestresst hat. Ich habe sie noch mal dolle gedrückt und geküsst und dann gesagt, das wir am Mittwoch noch mal kommen würden.
Am nächsten Morgen war ich ziemlich früh wach und war gegen 8:30 Uhr kurz am PC. Um 9 Uhr klingelte das Telefon und die Ärztin war dran und sagte zu mir, das es meiner Mutter sehr schlecht gehen würde. Ich war innerhalb von 10 Minuten da und habe dann gesehen, wie schlecht sie Luft bekam. Sie haben sie dann von dem Stuhl ins Bett gebracht und ich habe die ganze Zeit ihre Hand gehalten. Nach ca. 30 Minuten habe ich meinen Opa angerufen und meinen Freund, das sie sofort kommen sollten.
Es ging ihr von Minute zu Minute schlechter. Die Ärztin kam noch rein, und ich bin mit ihr vor die Tür gegangen um zu fragen, was überhaupt los ist. Sie erzählte mir, das meine Mutter übersäht ist mit Metastasen. Ich musste sie einfach fragen, ob sie diesen Tag noch überleben würde. Die Ärztin guckte mich lange an und sagte dann "Wahrscheinlich nicht!".
Ich bin dann sofort wieder rein und hab die letzte Stunde mit ihr noch genossen, sie geküsst, ihr erzählt, wie toll sie immer alles gemacht hat und sowas. Sie ist dann am 14.03.2007 um 11 Uhr gestorben.
Ich glaube nach dieser Zeit habe bzw. funktioniere ich nur noch.
Ich bin das einzigste Kind und kenne meinen Vater auch nicht. Es ist eine Menge Arbeit da, in die man sich stürzen kann, die Wohnung auflösen und den ganzen Papierkram machen. Ich war seit dem Tag nicht mehr arbeiten und merke seit diesem WE, wie schlecht es mir geht.
Ich habe einen sehr netten Bestatter, der mir viel abnimmt und mir ermöglicht, in die Urne noch einen Brief und Fotos reinzupacken. Ich bin ihm sehr dankbar dafür.
Dieses Gefühl, ihr nicht alles gesagt zu haben, frisst mich momentan auf.
Ich vermisse sie so!!!
Vielleicht können mich hier einige verstehen...auch wenn ich von meinem Umfeld gut aufgefangen werde, denke ich, Leuten, denen das Gleiche passiert ist, das die die Situation anders sehen und den Schmerz besser verstehen können.

LG Christina

vanitas02 27.03.2007 09:21

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
liebe sonne79,

das mit den gefühlten hundert kann ich nachvollziehen. dabei bin ich so alt wie du. werde im april 28. aber dadurch, dass man automatisch einige aufgaben der mutter übernimmt wird man irgendwie älter. und durch die erfahrung, sie zu verlieren natürlich auch. sowas geht an keinem spurlos vorüber. ich bin mir auch sicher, unsere mütter hätten nicht gewollt, dass wir im kummer versinken - lieber wäre ihnen, wie leben unser leben weiter und denken halt hin und wieder an die glückliche zeit mit ihnen. aber so einfach ist das ja - wie wir alle wissen - leider nicht. der spruch passt natürlich sehr gut. die eltern stehen einem - oft - ja doch sehr sehr nahe. man ist ja tatsächlich ein teil von ihnen

liebe christina,

ich denke, deinen schmerz können wir alle sehr sehr gut nachvollziehen. auch die gedanken, die man sich im nachhinein macht. und auch die vorwürfe ... wie du z.b. schreibst, du konntest dich gar nicht verabschieden. nur weißt du, es ging natürlich schnell bei euch. aber deine mutter war sich dessen bewusst und ihr habt noch darüber gesprochen. ihr habt euch sozusagen in worten und taten voneinander verabschiedet. das ist doch viel mehr, als manch anderer konnte. natürlich hat man danach trotzdem das gefühl, es wurde zu wenig besprochen. man hätte noch mehr zeit gebraucht. man hätte gerne noch dieses und jenes sagen oder tun wollen. aber wir müssen uns wohl alle damit abfinden, dass es jetzt dafür zu spät ist. so wie du schreibst, hattest du doch ein sehr gutes verhältnis zu deiner mutter. sie hat gewusst, dass du sie liebst. schau, meine mama war nur kurz "krank" (so dass sie und wir es wussten) und das sie so schnell sterben wird, damit haben wir irgendwie alle nicht gerechnet. verabschiedet in dem sinn hab ich mich überhaupt nicht. als es kritisch wurde und sie noch ein paar tage im krankenhaus was (vorher ging es ihr super, da dachte keiner an sowas), da war sie dann schnell durch die starken schmerzmittel sehr verwirrt. da konnte man dann nicht mehr so viel mit ihr sprechen. ich weiß auch nicht, ob sie es - im vergleich zu deiner mama - wusste (also das sie sterben wird). aber ich glaube es fast. gesagt hat sie allerdings nie etwas zu uns. und als sie gestorben ist, haben wir es auch nicht rechtzeitig zu ihr geschafft. das krankenhaus hat uns zu knapp angerufen. du siehst, jeder macht sich "danach" seine gedanken. hätte gerne vieles anders oder besser gemacht. ich mache mir zum teil auch vorwürfe. aber dann sage ich mir auch, ab ihrer diagnose habe ich viel zeit mit ihr verbracht. wir haben auch da nicht über wichtige dinge gesprochen. aber vielleicht haben wir ja einfach keine worte gebraucht. unsere mamas wussten doch, dass wir sie so lieb haben. da bin ich mir sicher. mir persönlich hat die ganze arbeit, die danach kam (beerdigung organisieren) geholfen. ich war beschäftigt und abgelenkt. ihren kleiderschrank auszuräumen war natürlich schon sehr schwer. aber vielleicht auch ein stück weit abschied noch mal. und natürlich vermisse ich sie immer noch. es war ja auch erst am 12.12.06. das ist auch noch nicht lange her. und nächsten monat wäre sie 50 jahre alt geworden - mensch :( ... so, von mir alles liebe. du schaffst das. es ist wichtig, dass man in seinem umfeld aufgefangen wird und geborgen ist. das ist wirklich viel wert und hilft einem schon sehr weiter.

AndreaB 27.03.2007 14:03

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Chritstina,
ich kann dich auch so gut vertsehen meine Mama ist jetzt genau 70 Tage tot ich habe sie bis zum bitteren Ende gepflegt ich bin 34 Jahre und ich wollte sie auch nicht verlieren sie hatte auch überall Metastasen dieser krebs ist einfach schrecklich ich vermisse sie jeden Tag du mußt nach vorne schauen das würde auch deine Mama wollen glaube mir !!!!!!!!! Die ganzen Mama s treffen sich jetzt im Himmel und schauen zu uns !!!!!!!!! Ich drücke dich ganz fest schreib mir wenn du willst!!!!!!!!!!!!!!

Tini88 27.03.2007 14:16

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo ihr alle,

ich weiß, ich kann noch nicht richtig mitreden, aber ich muss mir halt auch darüber klar werden, dass ich meine Mama nicht mehr lange habe.
Ich find es so wahnsinnig beruhigend, dass es noch andere Menschen gibt, die sowas durchmachen/durchgemacht haben. Es ist wirklich für mich eine Hilfe, das es dieses Forum gibt.
Ich wünschte ich wäre schon über 20, dann hätte ich noch mehr von meiner Mama. Ich bin gerade mal 18...
Meine Schwester 16. Ich weiß nicht warum es überhaupt diesen bescheurten Krebs gibt. Ich danke jedem einzelnen für seine Beiträge, denn man fühlt sich irgendwie verbunden. Klar, man hat Freunde und Familie. Aber damit ist es so eine Sache. Manch einer meiner Freunde hat sich jetz schon ziemlich abgewendet, was wahnsinnig weh tut. Aber glücklicherweise gibt es noch andere (die wahren Freunde). Familie, ja, ist komplett schockiert, 50 Jahre sind ja noch kein Alter.
Ich habe mir geschworen stark zu sein. (Meine Mama war wahnsinnig stark, bevor sie die Diagnose bekam) Und ich werde es auch weiterhin sein, damit ich die Zeit noch so gut wie möglich meister. Ich hoffe wirklich, dass wir noch einmal Weihnachten feiern können, hoffen... Aber die Realität holt halt einen immer wieder ein.
Ich danke nochmals allen, dass ihr eure Gefühle, eure Gedanken, euer Leben so mitteilt. Es hilft einfach ungemein.

Grüße Tini

hase76 27.03.2007 16:15

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
hallo ihr lieben,

es tut so gut, wenn man sich nicht ganz soo alleine fühlt...

@christina: quäle mich zur zeit auch mit schuldgefühlen und verpassten momenten: hätte ich noch mehr sagen sollen, mehr tun können, mehr da sein können? merke aber auch, je mehr die zeit vergeht, je mehr ich nachdenke, dass ich alles in meiner macht stehende getan und gesagt habe. und das hilft mir teilweise etwas meine trauer zu verarbeiten, denn zum glück hatten wir die chance unseren muttis noch zu zeigen und zu sagen, wie sehr wir sie lieben. und dafür sind manchmal doch gar keine vielen worte und taten nötig! da reicht ein kleiner blick und das einfach nur da sein und hand halten. kann mich vanitas worten da nur anschließen.

denn je mehr zeit vergeht, desto mehr rücken die schuldgefühle, die nicht gesagten worte und die schlimmen bilder weiter weg (zwar nicht viel jeden tag, aber doch immerhin ein wenig) und es kommen statt dessen minuten/einzelne sekunden mit schönen, besseren bildern (z.B. einem lächeln meiner mutti im krankenhaus) hervor. vielleicht ist das ja auch so eine art verarbeitung und es gehört dazu, dass man am "beginn" der trauer auch den verpassten worten und möglichkeiten irgendwas für die mutti zu tun hinterhertrauert, das man irgendwie auch schuldgefühle bekommt???

denn auch wenn mir noch jemand mehr zeit mit meiner mutti geschenkt hätte, wäre auch diese zeit nicht genug gewesen. auch dann hätte ich immer noch gedacht, ich habe zu wenig gesagt und getan. denn woher sollte ich auch in dieser für mich so traumatischen, schlimmsten zeit meines bisherigen lebens wissen, was die richtigen worte sind. es gab und gibt da doch gar keine worte im menschlichen wortschatz, die diese unermessliche trauer, den liebsten menschen, den man hat(te) zu verlieren bzw. bald zu verlieren ausdruck geben konnten! die die angst formulieren können und die meiner mutti auch nur etwas von dem leid genommen hätten! denke daher auch, dass diese kleinen gesten, dieses handhalten, dieser augenkontakt, das lächeln auch ohne worte , halt einfach die verbindung zwischen mutter-und-tochter-ohne-worte alles gesagt haben. das meine/unsere muttis das auch ganz genau wußten, egal, wie lange wir zeit hatten uns zu verabschieden... hoffe, ihr versteht was ich meine?!?

@anni: wie geht es dir? hätte dir sehr gern nach deiner verzweifelten mail am wochenende gleich beigestanden, konnte dich sehr gut verstehen. manchmal kriege ich auch so einzelne schlimme bilder gar nicht mehr aus dem kopf, das ist echt schlimm, wenn auch verdrängen nicht hilft und sich dieses bild dann immer und immer wieder aufdrängt und einen fast zum verzweifeln lässt. ist wie so eine gedankenspirale nach unten... habe nur zu hause zur zeit noch kein internet und konnte daher nicht antworten :-(

@tini: schön, dass du geschrieben hast und noch schöner, dass dir unsere erfahrungen bzw. worte helfen und dir vielleicht auch irgendwie die angst etwas nehmen?! wenn du fragen hast, wenn ich dich irgendwie in nächster zeit begleiten kann, wenn du nur mal deinen kummer von der seele schreiben willst, melde dich bei mir! ich kann dich so gut verstehen, habe mit meine mutti ein jahr lang (nachdem metastasen aufgetreten sind) viele höhen und noch mehr tiefen überstanden. es war eine zeit soo voller hoffnung und ich habe noch nie eine so intensive zeit in meinem leben gehabt und das meine ich jetzt auch wirklich auch im positiven sinne. auch wenn ich genau vor 27 tagen meine mutti verloren habe, hat sich jede hoffnung gelohnt!!!!

ich war teilweise so furchtbar verzweifelt und hätte mir jemanden gewünscht von euch, der mir in dieser zeit irgendwie beisteht, gerade auch einen jungen menschen, dessen mutti gerade erkrankt ist. leider habe ich (wie tini) nie den mut gehabt, mich in diesem forum anzumelden...

@marita: haben "lange" nichts mehr von dir gehört... schade! würde mich freuen, wenn du wieder zeit und kraft findest, zu schreiben...

liebe grüße an alle!

vanitas02 27.03.2007 16:46

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
hallo tini,
ich habe dir schon in deinem anderen thread geantwortet ...

@ hase
du hast natürlich recht. es wäre nie genug zeit gewesen. man hätte immer den eindruck gehabt, man hätte dieses und jenes anders machen sollen, etc. ich bin mir auch sicher, unsere mütter wissen, wie es uns ging, wie es uns geht und wie lieb wir sie haben und hatten.

anni_s 27.03.2007 17:35

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
hallo tini,
ich weiß, wie du dich fühlst. als wir die diagnose bekommen haben, war ich erst 17 bzw knapp 18, ich habe gedacht das kann doch nicht sein dass ich meine mutter so früh verlieren muss. ich habe den gedanken lang genug von mir weggeschoben, habe nicht geglaubt, dass es so schnell geht, habe geglaubt, uns blieben noch ein paar jahre. uns wurde auch viele falsche hoffnungen gemacht, erst wurde eine untersuchung vergessen, nach der dann raumskam, dass der krebs nicht nur in der leber, sondern auch in den knochen sitzt und inoperabel ist. ich war so wütend! dann hieß es, die 2. chemo würde anschlagen und die thrombosen zurückgehen - fehlanzeige. es ging so plötzlich bergab, und ich musste mit 18 jahren meine mutter tot im bett liegen sehen. dafür sind wir noch viel zu jung, wir sollten in unserem alter so etwas nicht durchmachen müssen. es gibt noch so viel, was wir mit unseren müttern hätten teilen müssen, aber wir dürfen nicht. ich bin durch diese erfahrung älter geworden, fühle mich nicht wie 19. ich musste mir letztens anhören, ich hätte mich ja verändert, wäre anders als früher. würde nicht mehr über die gleichen dinge lachen. man wird durch diese erfahrung einfach älter.
ich wünsche dir alle kraft der welt - aber überfordere dich nicht. mach dich nicht kaputt, sei auch mal schwach!
@hase: danke für die lieben worte. mir geht es schon wieder besser, habe mich ein bisschen ablenken können - ich vermisse sie einfach so sehr und kann nicht glauben, dass sie schon seit über 6 monaten nicht mehr da ist. die meisten leute denken, man müsste langsam drüber hinweg sein, sind überrascht, wenn sie hören, dass es mir an manchen tagen immer noch unglaublich schlecht geht. aber mein freund unterstützt mich unglaublich, ohne ihn hätte ich diese zeit nicht durchgestanden.
alles liebe,
anni

Sabitz 27.03.2007 18:12

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Christina,
mit großer Bestürzung habe ich Deine Zeilen gelesen und ich konnte mich so gut in Dich hinein versetzen. Ich habe als Tochter meinen geliebten Vater verloren und die Anfangssymptome mit der Atemnot und den Rückenschmerzen hatte er auch. Auch bei ihm hat es ewig gedauert, bis die Diagnose stand.
Richtig verabschieden konnte ich mich auch nicht und ich weiß wie geschockt man, durch das plötzliche schnelle Ende ist.
Es tut mir sehr,sehr leid für Dich und Du hast mein ganzes Mitgefühl. In dieser Anfangssituation ist fast jedes Wort zuviel und ich nehme Dich einfach mal ganz fest in meine Arme.:pftroest:
Schreibe Dir hier im Forum Deinen Schmerz von der Seele, wir können Dich doch so gut verstehen.
Ich wünsche Dir viel Kraft auf diesem schweren Weg!

marita76 27.03.2007 23:03

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo,

Schön, dass wir schon so viele geworden sind :) Habe eben nochmal die ganzen Beiträge seit dem Wiederwecken des Threads gelesen..

Heute war die Beerdigung meiner Mama. Es ist zwar anscheinend z.T. auf Unverständnis gestoßen, aber wir haben das im "engsten Familienkreis" gehalten, auch weil meine Mama eigentlich nur ihre Familie gehabt hat und wir Kinder nicht wollten, dass unsere ganzen Freunde auf die Feier kommen.. Es war halt auch keine "normale" Beerdigung mit Pfarrer, weil wir alle nicht in der Kirche sind (bis auf meine Oma).. deshalb hat mein Papa eine ganz toll Rede gehalten - bei dem Gedanken an diese kommen mir gerade wieder die Tränen - und er hat am Grab ein Stück auf der Querflöte gespielt. Wir Kinder haben ein Gedicht vorgelesen.. es gab ein paar Orgelstücke und viele Tränen. Aber es war trotz allem eine schöne Feier, heute war ja auch ein wunderschöner Frühlingstag.

Und was ich überhaupt nicht erwartet hätte: Mein Vater hat meine Oma (also seine Schwiegermutter) gefragt, ob sie nicht ihre Wohnung in Mainz aufgeben will und zu ihm ziehen möchte in das große Haus. Das fände ich sehr schön. Oma überlegt es sich - sie ist zwar schon ein paar Mal umgezogen in ihrem Leben, hat aber nie in einer anderen Stadt gelebt. Aber eigentlich hat sie nicht mehr viel dort, die nahen Verwandten und viele gute Freunde sind bereits gestorben. Ich bin gespannt, wie sie sich entscheidet..

Ich hoffe und glaube nach wie vor, dass die Trauer mich nicht ewig gefangen hält bzw. ich mich trotzdem in glücklichen Momenten so freuen kann wie vorher. Im Moment denke ich wie viele von euch bei jeder Blume: wie schön, aber schade, dass Mama sie nicht mehr sehen kann.. aber was mir mehr Sorgen macht: Ich hab schon ein, zwei Mal neidisch auf ältere Ehepaare geschaut und gedacht: Wie unfair, warum dürfen die zusammen alt werden und mein Vater ist alleine ?! Ich hoffe, das legt sich.. Ich bin normalerweise kein Mensch, der anderen etwas missgönnt.

@hase:
Ich glaube, Du hast Recht. man würde immer denken, dass man zu wenig Zeit gehabt hat, egal ob es jetzt zwei Wochen oder zwei Jahre von der Diagnose bis zum Tod waren.. Ich hab auch ein bisschen Probleme damit, dass wir zwar in den letzten Monaten relativ viel zusammen waren, aber eigentlich mit Mama nie wirklich über den Tod gesprochen haben. Ich hatte ihr zum neuen Jahr ein paar Zeilen geschrieben, u.a. auch, dass ich hoffe, dass wir immer miteinander reden können. Aber ich hatte das Gefühl, sie wollte oder konnte ihre wahren Gedanken bzw. Ängste nicht mit uns teilen. Sie hat nur einmal über ihr Testament gesprochen, aber z.B. nie darüber, was sie sich noch wünschen würde oder wie sie über ihr Schicksal denkt. Ich wäre fast froh gewesen, sie hätte mal geweint und geschrien über die Ungerechtigkeit und den Schmerz, die ihr widerfährt. Aber sie hat alles still und leise ertragen, wir haben nie ein böses Wort von ihr gehört.

Vielleicht hat sie aber auch gedacht, sie hätte noch Zeit für solche letzten Gespräche. Sie dachte ja wie wir, dass sie nochmal nach Hause kommt.. Ich habe aus der Zeit vor allem auch eins gelernt: Ich werde in Zukunft auf meinen Bauch hören, wenn er mir ganz laut etwas sagt. Am Sonntag vor Mamas Tod haben wir sie im Krankenhaus besucht und sie war auch recht gesprächig und hat sich über den Besuch gefreut. Als mein Vater gehen wollte, hat mein Herz gesagt: Nein, nicht jetzt schon. Ich will noch bleiben. Aber ich dachte dann: Naja, er ist vielleicht auch müde und hab nix gesagt. Sogar auf dem Heimweg und dann in unserer Wohnung war ich noch total unruhig und meine innere Stimme hat gefordert, dass ich nochmal losfahre ins Krankenhaus. Obwohl es wahrscheinlich Quatsch ist, denke ich manchmal, dass das vielleicht die verpasste Chance für das letzte, das "wahre" Gespräch war.

@tini: Ich hab Deine anderen Beiträge noch nicht gelesen, das werde ich mal noch nachholen. Hab mich nur ein bisschen erschrocken, dass Du dich "schon" hier im Hinterbliebenenforum meldest. Steht es so schlimm? Ich hoffe, wir können Dir zumindest mit Worten helfen..

@alle: Wenn ich fragen darf: Wie seid ihr denn mit den Sachen Eurer Mamas umgegangen? Mein Papa hat mich heute gebeten, demnächst mal Mamas Sachen durchzusehen, ob ich davon etwas haben möchte... Schmuck, Kleidung etc. Ich denke, ich werde einige Sachen behalten, aber ich weiß nicht, ob ich z.B. wirklich was von Mamas Kleidern tragen wollen würde. Ich hab schon ihre Armbanduhr an, weil meine auch gerade einen hässlichen Macken abbekommen hat. Und das fühlt sich schon irgendwie ein bisschen "makaber" an, wenn ihr versteht, was ich meine.. Ich hab ne ganze Weile gezögert, bevor ich sie angezogen habe und hab total geheult, als ich sie von der Winterzeit (also quasi Mamas Zeit) auf "meine" Sommerzeit umgestellt habe.. würde mich über ein paar Antworten zu diesem Thema freuen!

Liebe Grüße
Marita

vanitas02 28.03.2007 09:11

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Zitat:

Zitat von marita76 (Beitrag 395928)
Ich hab auch ein bisschen Probleme damit, dass wir zwar in den letzten Monaten relativ viel zusammen waren, aber eigentlich mit Mama nie wirklich über den Tod gesprochen haben.

genau so geht es mir auch. hatte ich ja schon geschrieben. hab auch viel zeit mit meiner mama verbracht. aber über wichtige dinge wurde da eigentlich nciht gesprochen. aber - auch das hab ich ja schon geschrieben - vielleicht reicht das auch. einfach füreinander da zu sein. zeit miteinander verbringen. zusammen zu sein. ohne worte. ich denke, unsere mamas kennen uns doch am besten. die wissen schon zu deuten, auch wenn keine worte gesprochen werden. aber ich verstehe dich sehr gut. auch ich mache mir noch vorwürfe, weil ich angst habe, evtl. nicht genug auf sie eingeganen zu sein.


Zitat:

Zitat von marita76 (Beitrag 395928)
@alle: Wenn ich fragen darf: Wie seid ihr denn mit den Sachen Eurer Mamas umgegangen? Mein Papa hat mich heute gebeten, demnächst mal Mamas Sachen durchzusehen, ob ich davon etwas haben möchte... Schmuck, Kleidung etc. Ich denke, ich werde einige Sachen behalten, aber ich weiß nicht, ob ich z.B. wirklich was von Mamas Kleidern tragen wollen würde. Ich hab schon ihre Armbanduhr an, weil meine auch gerade einen hässlichen Macken abbekommen hat. Und das fühlt sich schon irgendwie ein bisschen "makaber" an, wenn ihr versteht, was ich meine.. Ich hab ne ganze Weile gezögert, bevor ich sie angezogen habe und hab total geheult, als ich sie von der Winterzeit (also quasi Mamas Zeit) auf "meine" Sommerzeit umgestellt habe.. würde mich über ein paar Antworten zu diesem Thema freuen!

ich habe viele sachen meiner mutter behalten. und die trage ich auch. auf ihrer beerdigung hatte ich auch einen roten pulli von mama an und ihre schwarze weste drüber. ich habe kein komisches gefühl dabei. ich trage die sachen für meine mama. ich hab sie da im herzen. denk an sie. und halte die sachen in ehren. ein stück von meiner mama an mir sozusagen. aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. wenn du kein gutes gefühl dabei hast, dann würde ich sagen ... lass es ... du musst doch nicht ... zwingt dich niemand. die restlichen sachen haben wir verpackt und zur caritas gegeben. altkleidersammlung wäre für mich nicht in frage gekommen. ich hoffe, jetzt freuen sich manche leute darüber. allerdings möchte ich nicht nachdenken, wer und wo jetzt was von mamas sachen bekommen hat. hätte es auch niemals jemand direkt bei uns am ort geben wollen. möchte keine fremden menschen in den klamotten von mama laufen sehen. *schnief*

sufal 28.03.2007 15:23

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Ihr Lieben,
meine Mama (63) ist Ende August eingeschlafen und von Zeit zu Zeit durchforste ich noch immer das Forum hier.
Ich bin zwar schon 36, verheiratet und 3 Kinder, aber trotz allem ist es mir ganz schwer gefallen meine Mama zu verlieren.
Meine Eltern sind im Oktober 2005 zu uns ins Haus gegenüber gezogen und haben ihr Haus verkauft um ihren Lebensabend in Ruhe bei uns an der Ostsee zu verbringen. Leider machte dieser verdammte Krebs alles kaputt. Meine Mama hatte schon über 1 Jahr alle möglichen Probleme und war oft im Krankenhaus, leider stellte niemand fest dass Mama Brustkrebs hat. Als dann die Diagnose fest stand musste sie dort ins Krankenhaus und sollte eine OP bekommen, leider hat man ihr nicht gesagt, was, wie und wann. Meine Eltern wollten eigentlich die Behandlung noch im Hunsrück "erledigen" und dann den Umzug starten, aber als der "Hilfe-Anruf" meiner Mama kam: keiner macht was hier und ich weiss nicht was ich machen soll, haben wir uns hier gekümmert, ich habe einen Platz im Brustkrebszentrum in Greifswald bekommen und sind dann am WE nach Hause gefahren (900 km) um meine Eltern umzuziehen.
Die Mama ist dann hier ins Krankenhaus um festzustellen, dass schon überall Metastasen sitzen (Kopf, Knochen, inneren Organe, usw.) und man nichts mehr machen kann. Sie bekam dann trotz allem die Brust abgenommen und eine Bestrahlung des Kopfes (um das Wachstum zu verlangsamen oder zu stoppen). Danach ging es ihr ganz schlecht und wir hatten doch Angst, dass sie Weihnachten nicht mehr bei uns ist. Nachdem sie auf einer Station im Krankenhaus war (sie sollte einen Port bekommen - was auch gut war), auf
der nur hoffnungslose Fälle waren, haben wir uns mit dem Arzt zusammen gesetzt und haben darauf bestanden, dass er uns jetzt die "grausame" Wahrheit sagt. Dies hat er dann getan und wir (Mein Mann, mein Vater und ich) waren auch froh über die Offenheit. Wir haben dann entgegen des anraten des Arztes meine Mama nach Hause geholt, dort hat sich ihr Allgemeinzustand verbessert und wir haben ihr noch ihr letztes halbes Jahr so schön wie möglich gemacht. Sie musste dann zur Bluttransfusion ins Krankenhaus (wie alle paar Wochen) und leider wurde diese nicht angenommen. Sie wurde immer schwacher. Dann haben wir wieder bei den Ärzten (die immer noch alles mögliche ausprobieren wollten) auf den Putz gehauen und haben auf eigene Gefahr die Mama nach Hause geholt.
Wir haben sie schön in Ihr Bett gelegt, haben eine Kerze angemacht und ihr das Radio angemacht, und Mama wurde ruhiger.
Leider hat sie trotz Morphium - Spritzen beim Wickeln immer vor Schmerzen geschrieen. Es tat mir so leid.
Nach 2 Tagen, wir waren alle bei Ihr - sogar mein Bruder (Hunsrück) hat es geschafft rechtzeitig bei uns an der Ostsee zu sein - ist sie dann eingeschlafen.
Wir haben alle Ihre Hand gehalten, papa hat sie gestreichelt und auch meine Kids (16, 13, 11) standen bei ihr am Bett.
Sie ist ganz ruhig eingeschlafen.
Auch für uns war es gut, dass dies so passiert ist.
Es war eine Ruhe in und um uns, so dass wir die Mama selbst waschen konnten. Wir haben sie dann schön angezogen und erst dann den Arzt und Beerdigungsdienst angerufen.
Meine Mama hat mit uns nie über das Sterben gesprochen, aber als wir die Anzeige für die Zeitung vorbereitet haben, wollten wir nach einem netten Spruch schauen, denn meine Mama hat in einem Buch alle möglichen Sprüche gesammelt, die Ihr gefallen haben. In diesem Buch hat sie über 30 Jahre Sprüche gesammelt und wir haben gedacht, da finden wir schon einen.
Als wir das Buch aufgeschlagen haben, waren sämtliche Blätter rausgerissen und nur ein einziger handgeschriebener Spruch stand darin:
Einmal werde ich wegreisen
und nicht mehr wiederkommen
Einmal werde ich frei sein
da zu gehen,
wo es keine Wege gibt.
Wenn ich an diesen Spruch denke, kann ich nur heulen.
Meine mama wusste genau bescheid und hat sich ihren Beerdigungsspruch selbst geschrieben.
Jedoch gibt mir dieser Spruch die Kraft weiterzuleben um für meinen Papa und meine Familie da zu sein.

Ich wünsche Euch ganz viel Kraft und verliert nicht den Humor,
meine Mama hat bis zum Schluß ganz viel gelacht und in ihrem Leben ganz viel Spaß gemacht.
Ich denke auch heute noch täglich an meine mama und einfach ist das weiterleben nicht, wenn man über ein Jahr seiner mama beim sterben zuschauen musste, aber ich denke auch daran, dass die Mama so stark für uns alle gewesen ist, so dass wir auch nur stark sein können.
Wir erzählen uns auch ganz oft lustige episoden mit Mama und es tut gut mit der Familie zu lachen.
Uups, jetzt hab ich aber viel geschrieben, mir tat es mal wieder gut und vielleicht liest ja jemand den vielen Text.

Ganz liebe Grüße und ganz viel Kraft wünsche ich euch. Und vergesst dass Lachen nicht.

Sufal :smiley1: :smiley1: :) :o

hase76 28.03.2007 17:13

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
hallo ihr lieben,

@sufal: ich denke auch, dass unsere muttis sich irgendwie schon innerlich auf den tod vorbereitet haben und das mit dem letzten spruch deiner ma ist doch sehr sehr schön... mehr oder andere beruhigendere worte kann man dafür gar nicht finden... und ich denke mir, deine mutti wollte dir damit den schweren leidensweg erleichtern und dir, wie du selbst geschrieben hast, die kraft geben weiterzuleben. das zeigt doch mal wieder, was wir für starke muttis hatten!

@marita: zu deiner frage mit den sachen: würde dir als erstes raten nichts voreilig wegzugeben! wir sind wohl zur zeit in einer echten ausnahmesituation in der man teilweise ziemlich aus dem bauch reagiert und einiges voreilig auch entscheidet. Geht mir zumindest so, solche stimmungsschwankungen hatte ich noch nie in meinem leben.... packe die sachen, bei denen du dir unsicher bist, doch erst mal in eine kiste oder ähnliches und gebe nur die sachen weg (z.b. zur caritas), von denen du dich auch "leichten" bzw. leichteren herzen trennen kannst.

ich persönlich könnte mir (noch) nicht vorstellen, sachen meiner mutti anzuziehen. würde mir jetzt noch zu nahe gehen bzw. habe auch gar nicht die größe meiner mutti. finde es aber sehr schön, dass vanitas den mut hatte auf der beerdigung die sachen zu tragen und das mit einem schönen gefühl verbunden hat. hat halt jeder wieder (wie bei der trauer an sich) seinen verarbeitungsweg und es sehr schön, dass wir uns hier austauschen können!

ich habe mir z.b. einen ring meiner mutti, den sie immer getragen hat, verkleinern lassen und trage ihn jetzt auf dem kleinen finger (fand ich am anfang übrigens auch irgendwie makaber....) da werde ich dann immer an mutti erinnert und das tut mir sehr gut. mein papa hat sich den ehering vergrößern lassen und trägt diesen jetzt auch.

@alle: mich lenkt die arbeit zur zeit sehr ab, habe aber manchmal die angst, dass ich dadurch meine trauer gar nicht so an mich ranlasse bzw. diese auch immer gleich wieder verdrängt wird (obwohl ich trotzdem jede sekunde auch auf arbeit an meine mutti denke und sie immer im kopf und natürlich herzen ist). ob das so gut ist? läuft man denn nicht vor der trauer und dem schmerz davon? kommt der schmerz dann irgendwann so richtig raus, man liest ja immer, dass wenn man die trauer nicht richtig verarbeitet, dass dann irgendwann der große "durchbruch" kommt?

habe nämlich teilweise so gedanken, die plötzlich auftauchen, dieses absolute bewußtsein, dass sie nicht wiederkommt und dieser schmerz ist dann in dem moment so unerträglich, dass ich ihn gleich wieder wegschiebe. denke, ihr wißt was ich meine... habe manchmal die angst, dass ich das noch alles gar nicht richtig begriffen habe, dass es zur seele noch nicht vorgedrungen ist...

seid alle lieb umarmt und denkt an sufals worte (finde ich sehr schön): vergeßt das lachen nicht (wenn es sich dann mal einen weg durch den scherz erkämpft)!

AndreaB 30.03.2007 09:53

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Wenn ich diese Seiteb lese kommen mir die Tränen meine Mama ist am 12.1.2007 gestorben nach 8 jährigen Kampf Brustkrebs und dann überall Metastasen ich habe sie bis zum Schluss zuhause gepflegt !!!!!!!!!!! Aber ich vermisse sie so sehr es ist so schrecklich !!!!!!!!!!!!!Immer wieder wünschte ich die Türe ging auf und sie käme herein wie immer ......................wo sie wohl jetzt ist ich habe mir gewünscht das sie mich mal besucht,kurz bevor sie gestorben ist sagte ich zu ihr :"Mama du bekommst jetzt bald Flügel du wirst ein Engel weil du zu gut für diese Welt bis,kommst du mich mal besuchen".Sie sagt ja das mach ich als Engel !!!!!!!!!! Ich vermisse sie so sie kann doch nicht einfach verschwinden was denkt ihr darüber??????????????
Andrea

sufal 30.03.2007 14:37

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Andrea,
mir kommen auch Heute noch (1/2 Jahr nach dem Tod meiner Mama) die Tränen, wenn ich hier im Forum unterwegs bin.
Meine Mama hat immer einen Schutzengel in ihren vielen Krankenhausaufenthalten dabei gehabt und sie hat auch alle möglichen gesammelt. Sie ist ja zum Schluss in Ruhe zuhause eingeschlafen und ich glaube fest daran, dass sie jetzt zu unserem Schutzengel geworden ist, denn mein Vati war sehr down und er hat jetzt eine "Leidensgenossin" gefunden, die sehr lieb ist und uns alle an unsere Mama erinnert. Für meinen Vati war es so das beste. Außerdem, wenn ich an meine Mama denke und beim Strandspaziergang (wohne an der Ostsee) mit ihr rede, ist mir so als sei sie da und hört mir zu.
Ich denke auch deine Mutti ist bestimmt als Engel bei dir und sieht dir zu und beschützt dich.

Ich wünsche dir ganz, ganz viel Kraft die schwere Zeit zu überstehen, aber meine Mama hatte bis zum Schluss ihren Humor nicht verloren und ich denke dass auch deine Mutti es besser finden würde, wenn du auch nicht nur Trübsal bläst, sondern auch mal lachst und an die schöne Zeit mit deiner Mutti denkst.

Auch hier im Forum findet man echte Hilfe.

Liebe Grüße
Sufal :knuddel: :pftroest:

AndreaB 30.03.2007 19:02

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe sufal vielen Dank für die lieben Worte tut echt sooooooo gut !!!!!!!!:knuddel: Danke ,meinem Vater geht es auch nicht gut er fühlt sich einsam und er ist oft sehr gereizt!!!!!!!!!!! Ich hoffe Mama ist jetzt ein Engel ch würde es mir von ganzen Herzen wünschen!!!! Aber wo sind all die Toten wo????????????????? Sie hat ihren Humor auch bis zum Schluss behalten den Humor vermisse ich auch ich weiss nicht ich vermisse sie immer mehr weil mir das entgüldige erst bewusst wird Danke :huh:

Kristina85 31.03.2007 12:06

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Tini!

Hallo ich verstehe dich nur allzu gut. Es ist echt eine sch**** Zeit, die du jetzt durchmachst!
Meine Mama ist letztes Jahr an einem Bronchialkarzinom mit Gehirnmetastasen gestorben. Es haben sich zu der Zeit auch einige Leute zurückgezogen, was einem richtig weh getan hat, aber nach dieser schwierigen Zeit merkst du erst wer wirklich dein wahrer Freund ist und wer bereit ist dir jederzeit zu helfen. Denen bin ich heute so dankbar!!!!!!!
Nun ist mit meine Mama schon 10 Monate tot und es ist immer noch wahnsinnig schlimm für mich, was würde ich geben, um nur mal noch ihre Stimme zu hören oder sie zu umarmen. Sie war noch viel zu jung um zu sterben, sie wurde nur 47 Jahre!!!!!!!!!!! Ich war 21 Jahre, als sie gestorben ist und glaub mir ich hab auch gesagt, warum bin ich nicht über 21 dann hätte ich noch mehr von meiner Mama, dann hätte sie irgendwann auch ihre Enkelkinder kennengelernt. Es gibt nie den passenden Moment oder wann es dir leichter fallen könnte!
Verbring soviel Zeit, wie möglich mit deiner Mama, geniesse wirklich jeden Augenblick den es gibt. Denn genau dies wirst du nachher vermissen!
Ich drück dich ganz feste und grüße dich ganz lieb!
Kristina

Kristina85 31.03.2007 12:23

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Vanitas 02!

Genauso fühle ich mich auch im Moment! Ich habe auch sehr viel Zeit mit meiner Mama verbracht. Aber über den Tod haben wir nie geredet. Ich muss auch sagen, dass ich es zu der Zeit verdrängen wollte und auch verdrängt habe! Ich wollte meiner Mama irgendwie nicht die Hoffnung nehmen, außerdem habe ich auch immer noch gehofft, obwohl uns der Arzt gesagt hat, dass es keine Heilung gibt!
Ich weiß nicht, ob es richtig war, wie wir uns Mama gegenüber verhalten haben.
Wir wollten genüber meiner Mama nur stark sein und haben dabei vielleicht vergessen, dass sie nicht so stark ist. Sie wusste nicht, dass sie stirbt, aber geahnt hat sie es bestimmt. Wir haben bloss nicht darüber geredet. Und das tut mir heute sowas von Leid!
Liebe Grüße Kristina

AndreaB 31.03.2007 14:47

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Ihr Lieben
ich habe mit meiner Mama auch nie über das sterben gesprochen ,ich glaube sie wollte das auch nicht sie hat bis zum Schluss gehofft und gekämpft wir auch!!!!!!! Sie ist zwei Tage bevor sie gestorben ist irgendwie ins Koma gefallen auf jedenfall war sie nicht mehr ansprechbar!!!!! Ich habe geahnt das sie gehen wird aber ich hoffte auf ein Wunder ich wollte sie nicht verlieren!!!!!!!NIEMALS aber der Krebs lässt sich nicht aufhalten heul......................ob es irgendwann mal besser wird mit dem Schmerz des Todes !!!!!!!!!!
Ich drücke Euch
Andrea

vanitas02 02.04.2007 09:42

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Zitat:

Zitat von Kristina85 (Beitrag 397119)
Liebe Vanitas 02!

Genauso fühle ich mich auch im Moment! Ich habe auch sehr viel Zeit mit meiner Mama verbracht. Aber über den Tod haben wir nie geredet. Ich muss auch sagen, dass ich es zu der Zeit verdrängen wollte und auch verdrängt habe! Ich wollte meiner Mama irgendwie nicht die Hoffnung nehmen, außerdem habe ich auch immer noch gehofft, obwohl uns der Arzt gesagt hat, dass es keine Heilung gibt!
Ich weiß nicht, ob es richtig war, wie wir uns Mama gegenüber verhalten haben.
Wir wollten genüber meiner Mama nur stark sein und haben dabei vielleicht vergessen, dass sie nicht so stark ist.

hallo kristina,

genau so geht es mir eben auch. ich wollte ihr hoffnung lassen. ich wollte es nicht akzeptieren. aber ich weiß einfach auch nicht, ob es richtig war. vielleicht hätte sie gerne mehr über ihre krankheit gesprochen. vielleicht hätte sie jemanden gebraucht, dem sie erzählen kann, dass sie angst hat? ich weiß es nicht. ich kann es auch nicht mehr ändern. man macht es so, wie es einem in dem moment richtig vorkommt und wie es für einen selbst passt. ich denke, vielleicht hätte meine mama auch was gesagt, wenn sie darüber hätte reden wollen? ich weiß es nicht. ich weiß auch nicht, ob es anders besser gewesen wäre. ich weiß auch nicht, ob ich - wenn ich noch einmal in dieser situation wäre - es anders machen würde. ich weiß gar nichts. aber ich fürchte, das kann man auch nicht wissen. wir werden es nie erfahren. aber ich habe eben angst, dass ich vielleicht nicht so für meine mama da war, wie sie es gebraucht hätte. aber ich tröste mich immer damit, dass gesten ja oft mehr sagen als tausend worte. und das gerade unsere mamas uns ja von allen menschen am besten kennen und sie uns bestimmt haben ins herz schauen können. ich glaube bzw. hoffe, sie wissen wieso wir so waren, wie wir waren und verstehen es ... ob es richtig war, wird einem keiner sagen können. außer vielleicht irgendwann unsere mamas - hoffentlich ...

stef777 02.04.2007 13:07

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
hallo ihr,

ich hab mir auch oft gedanken darüber gemacht. auch mein vater hat nie von sich aus über das sterben und den tod geredet.
er war das familienoberhaupt, zu gesunden zeiten immer stark, ich denke, er konnte von sich aus nicht aus dieser rolle heraus...heute, nach diversen büchern und dem, was so hospizhelfer erzählen, denke ich, es wäre schon besser gewesen, wenn wir versucht hätten, ihn zum reden zu bringen, da es für ihn eine wohl sehr grosse erleichterung in allen aspekten gebracht hätte. ich glaube auch, dass irgendwann ein punkt kommt bei dem sterbenden elternteil, wo er/sie die rolle des starken vaters/mutters nicht mehr aufrecht erhalten will/kann und das eingeständnis/offenes reden grosse erleichterung bringen...man würde sich wünschen, dass sie von sich aus dann anfangen, glaube aber, dass sie dann leider oft nicht die kraft dazu finden (da sie ja sowieso schon total geschwächt sind).
aber: art und weise, zeitpunkt, wie lange und worüber man genau redet, welche fragen man ggf. stellt, darauf kommt es an, und es ist schwierig, man muss sehr sensibel sein, um ggf. demjenigen die hoffnung eben trotz alledem nicht zu nehmen und ihm trotz allem zuspruch vermitteln zu können....
wenn ich daran denke, was mein vater an ängsten, leid, einsamkeit, trauer aushalten musste, wird mir gleich ganz anders. aber letztendlich muss jeder das sterben allein schaffen...man kann demjenigen nur zu einem gewissen punkt helfen. ich sag mir auch oft, dass wir in der situation einfach unser bestes getan haben, das, was wir für richtig hielten; wir wussten es nicht besser, da wir zum ersten mal jemandem beim sterben begleiteten und man das nicht in der schule lernt. man muss sich für eventuelle fehler auch verzeihen können. und natürlich zählen die dinge, die man getan hat, plus die reine anwesenheit, die gesten etc. etc. etc....ich denke, man lernt viel durch eine solche erfahrung, auch für eventuelle zukünftige krankheiten und sterbefälle.

LG
stef.

vanitas02 04.04.2007 14:01

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
so, dann schreibe ich mal wieder hier was. wäre fast auf seite zwei gerutscht. anscheinend war das interesse doch eher von kurzer dauer. naja, man wird sehen. vielleicht hat der ein oder andere ja doch noch lust zu schreiben ...

@ stef
so sehe ich das auch ... einerseits habe ich das gefühl, ich habe schon einiges an fehlern gemacht. hätte noch viele dinger direkter und konkreter aussprechen sollen. aber andererseits kann ich es jetzt nicht mehr ändern. und ich habe es gut gemeint und mein bestes gegeben. und ich denke wirklich, unsere eltern wussten, wie es uns ging ... sie kennen uns doch so gut. manchmal sagt eine geste mehr als 1000 worte ...

peti 05.04.2007 11:00

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Ihr Lieben,
es wäre schade, wenn dieser Beitrag hier auf Seite 2 rutschen würde.
Ich habe einige Zeit hier gelesen und festgestellt, daß wir alle irgendwie das gleiche fühlen und es tut gut nicht alleine zu sein. Darum möchte ich Euch von Herzen ein schönes Osterfest wünschen. Unsere Mama´s werden bei uns sein, da bin ich mir sicher.
Ich habe meine Mam im Oktober an Nierenkrebs verloren. Sie hat so gelitten und
wollte so gern noch bei uns und ihren 3 Enkelchen bleiben. Ich war anfangs fast erleichtert, daß sie nicht mehr leiden muß und auch etwas egoistisch, daß ich mir nicht mehr jeden Tag Sorgen um sie machen muß, aber mit der Zeit läßt diese Erleichterung nach und ich vermisse sie sehr. Wenn man mal ganz kurz anrufen könnte, das wäre toll.
Geht es Euch auch so, daß ihr manchmal körperlich so fertig seid??
Ich war diesen Winter so infektanfällig, permanent müde und kaputt, daß ich schon manchmal daran gedacht habe selbst krank zu sein. Solche Gedanken hatte ich früher nie.
Dafür, daß ich eigentlich nur Ostergrüße schicken wollte, habe ich jetzt ziemlich viel Durcheinander geschrieben. Werde mich demnächst mit geordneteren Gedanken wieder bei Euch melden.
Alles Liebe von
Peti

anni_s 05.04.2007 11:00

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
hallo ihr lieben,
hab mich lange nicht gemeldet, ich hab mir einige tage auszeit in unserem ferienhaus im wald mit meinem freund genommen, das hat mir ganz gut getan.
ihr erzählt alle, ihr hättet mit euren müttern nicht übers sterben und den tod geredet. meine mutter hat das thema ab und zu angesprochen, und es war einfach unangenehm. auf der einen seite bin ich froh, dass sie so offen war, aber auf der anderen seite ist es einfach seltsam, mit der mutter über ihre eigene beerdigung zu sprechen, gefragt zu werden, ob man denn schon was zum anziehen hätte. sie hat akzeptiert, dass sie sterben muss - ich nicht! ich weiß nicht, was besser ist - drüber zu reden oder nicht. jeder geht da anders mit um, aber diese akzeptanz und bereitschaft, diese welt zu verlassen, hat mich einfach umgehauen. mit meinen großeltern hat sie nie drüber gesprochen, sie hat sich wohl vorwürfe gemacht, denn ihr bruder ist vor 16 jahren gestorben und sie war ihr letztes kind. es gibt immer 2 seiten, hat man nicht drüber geredet, wünscht man es sich. redet man doch drüber, ist man einfach verzweifelt über die bereitschaft, zu sterben.
ich wünsche euch ruhige ostern!
alles liebe,
anni

stef777 05.04.2007 12:22

AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
 
liebe anni,

deine worte haben mich zum nachdenken gebracht....und - ich bin doch anderer meinung als du (bitte sei mir nicht böse). weisst du, mein vater hat am ende so gelitten (wie wohl die meisten sterbenden, um die es hier geht), es gab objektiv keine lebensqualität mehr für ihn...er konnte nicht essen, trinken, hat gewimmert, hatte windeln an, keine muskeln mehr, etc etc...und trotzdem, er hatte den tod nicht akzeptiert für sich, es war ein schwerer kampf bis zum letzten atemzug. und diese seelischen qualen sind unertragbar. ich höre viele menschen sagen, er sei nun "erlöst und dass es so am besten sei", ich konnte das nicht so empfinden, da mein vater bis zuletzt leben und nicht sterben wollte. in dem moment, wo ein mensch eine bereitschaft zum sterben mitteilt (v.a. wenn es relativ früh in der sterbephase kommt), trifft es die angehörigen bestimmt mitten ins herz, weil sie so was nicht hören wollen. aber ich denke, dass es längerfristig hilft bei dem gedanken, dass derjenige nun erlöst ist und dass es für denjenigen "besser so war"....

liebe grüsse und noch alles gute zu ostern
Stef.


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