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Krasi 13.01.2006 00:24

AW: Hilfe, keine Chemo mehr
 
Hallo Britta,

ihr habt die richtige Wahl mit Prof. Uhl getroffen, wenn einer das schaffen kann dann er!!! Ich bin selbst so begeistert von Ihm, mein SchwiPa liegt ja auch in Bochum. Kannst unsere Geschichte unter "Ab wann ist ein Tumor groß" lesen. Der Prof. ist wahnsinnig sympathisch und menschlich wie kaum ein andere Arzt. Er behandelt einen auf gleicher Stufe und nicht von obenherab und er findet es glaub ich gut, wenn die Angehörigen sich informieren. Ich denke er hat meinem SchwiPa das Leben gerettet. Für wie lange wird sich zwar noch zeigen, aber ich bin festüberzeugt von Prof. Uhl.
Liebe Grüße,
Silke

Brittavl 21.01.2006 20:32

AW: Hilfe, keine Chemo mehr
 
Hallo alle,
wohl mein letzter Eintrag zu diesem Thread.
Papa hat es heute um 14 Uhr geschafft, bzw. der Krebs hat ihn geschafft.
Er ist gestern operiert worden, damit er wieder essen kann. Erst sah alles sehr gut aus. Heute morgen um 6:36 Uhr kam der Anruf aus dem KH. Ab da ging alles sehr schnell und dauerte sehr lange. Der Kreislauf wollte nicht mehr. Aber das Herz konnte nicht aufhören zu schlagen, er hat gekämpft, hat nach minutenlanger Atempause wieder tief Luft geholt.
Aber vielleicht erzähle ich euch alles ein andern mal. Ich bin jetzt zu leer, um noch zu denken.

Bis dann, Britta

Monika W. 21.01.2006 20:39

AW: Hilfe, keine Chemo mehr
 
Liebe Britta,
es tut mir sehr leid, daß Dein Vater gehen mußte.
Am 1.1. habe ich dasselbe mit meinem Mann erlebt. Er bekam einen Stent gelegt für den Zwölffingerdarm und lebte danach aber nur noch acht Tage.

Viel Kraft für Dich!

Moni

Jörg46 21.01.2006 21:08

AW: Hilfe, keine Chemo mehr
 
Liebe Britta

ein stiller Gruß

Jörg

Ute S. 21.01.2006 21:27

AW: Hilfe, keine Chemo mehr
 
Hallo Britta,
mein herzlichstes Beileid. Ich weiß jetzt nicht recht, wie ich mich ausdrücken soll, damit du mich nicht falsch verstehst. Dein Vater ist sicher mit einer positiven Einstellung in die Op. gegangen, nur leider ging es dann so aus...
Mein Vater hatte im Okt. 04 die gleiche Op. kurz nach Diagnosestellung. 4 Wochen später eine Blutung durch Tumoreinbruch in die C-Schlinge. Mehrere Blutkonserven. Dann in die nächste Klinik zur Embolisation (die Blutung sollte so gestillt werden). 14 Tage in diesem Krankenhaus. Die Embolisation wurde nicht gemacht - zu gefährlich. Das Heimatkrankenhaus verweigerte ohne Embolisation eine Chemo. Die andere Klinik befürwortete sie. Wurde dann auch gemacht, weil Blutung von selbst zum Stillstand kam. Essen konnte er nach langsamem Nahrungsaufbau alles. Das war aber für ihn auch die einzige Lebensqualität. Mein Vater war ein Mann wie ein Baum - ein "gestandener Mann", wie man so sagt. Ab der Op. waren ihm die für ihn wichtigsten Dinge des Tages - Nachrichten sehen, politische Sendungen, Zeitung lesen - sowas von egal. Er hat sich niemals negativ geäußert oder depressiv verhalten - obwohl er vor Jahren wegen Depressionen Frührentner geworden ist. Aber für uns war das das schlimme: Wir haben nie über die Krankheit und deren Folgen gesprochen, wissen also überhaupt nicht, was in seinem Kopf vor sich ging. Erst jetzt im Nachhinein machen wir uns darüber Gedanken, ob er das eigentlich alles so für sich wollte: Die Op, - da von Anfang an bekannt, dass nur palliativ, die Chemo mit ihren Nebenwirkungen, die körperliche Schwäche usw. - sich von Chemo zu Chemo zu schleppen, kaum noch auf eigenen Füßen, die niedrigen HB-Werte, hier und da deswegen keine Chemo möglich, also wieder umsonst aufgerafft usw. Dann nicht mehr aufstehen können, das Pflegebett, der ambulante Pflegedienst, gefüttert und gewindelt werden...
Dein Vater hatte ja auch schon einige Krankenhausaufenthalte. Vielleicht ist ihm ja auch noch einiges erspart geblieben.
Natürlich ist es sehr schlimm für euch. Voller Hoffnung und nun dies.
Dein Vater hat nach allem nun mit den letzten positiven Gedanken an eine erfolgreiche Op. seinen Frieden gefunden.
Dir und deinen Angehörigen wünsche ich, dass ihr den momentanen Schock verkraftet und für die nächste Zeit wünsche ich euch viel Kraft.

Ute

Krasi 21.01.2006 22:50

AW: Hilfe, keine Chemo mehr
 
Liebe Britta,

ich habe deine Zeilen gelesen und obwohl ich weder dich noch deinen Vater kenne, laufen mir die Tränen über die Wangen :cry: :cry: :cry: und ich weiß nicht was ich dir schreiben soll. Ich fühle mich traurig.
In stiller Anteilnahme.
LG
Silke

Anemone 22.01.2006 00:01

AW: Hilfe, keine Chemo mehr
 
Liebe Britta,
gerne möchte ich Dich irgendwie trösten, aber mir fehlen einfach die Worte. Mein lieber Mann hat ja erst vor 10 Tagen seinen Kampf gegen die schreckliche Krankheit verloren, es tut so weh!!
Ich bin in Gedanken bei Dir, umarme Dich ganz fest und schicke Dir viele liebe Grüße und ein riesengroßes Kraftpaket,
Anemone

Brittavl 22.01.2006 09:25

AW: Hilfe, keine Chemo mehr
 
Danke an alle, die ihr Worte für uns findet; egal welche.
Jetzt zu den letzten Stunden meines Papas: Er war für Freitag für die OP vorgrsehen. Für ihn war es endlich so weit. Wir alle hatten wieder Hoffnung, daß er wieder richtig essen kann. Er hatte doch schon 5 Monate drauf verzichten müssen. Habe freitag morgen noch mit ihm telefoniert. Er klang sehr gut, überglücklich, daß "was" passiert. Dann mit meiner Mutter gesprochen, hoffentlich machen die alles richtig, hoffentlich klappt alles. Nein, du kannst beruhigt sein. Prof Uhl wird nichts machen, wenn es Papa nicht schaffen würde. Kann nur besser werden.
Tja, es sah auch erst so aus. Ich mache Prof Uhl und dem KH keinen Vorwurf. Papa hat es nicht geschafft. Aber eigentlich hat er es geschafft. Eigentlich hat ER die Krankheit besiegt!!!
Die Nacht von freitag auf Samstag war für mich sehr schlimm. Ich habe sehr schlecht geschlafen. Ich war auch eine Stunde auf, von 2 bis 3 Uhr, habe dann noch bis 4 Uhr im Bett wachgelegen. Um halb sieben habe ich meinen kleinen Sohn rufen hören: MAMA, MAMA. Ich bin aufgestanden, habe ihn aus dem Bett geholt, bin mit ihm ins Wohnzimmer. Da habe ich dann unser Telefon sofort gesehen, das Anrufe anzeigte. 5 Minuten, bevor ich ich auf war, hatte meine Mutter angerufen: das KH hat angerufen, Papa geht es sehr schlecht, wir müssen hin. Dann habe ich noch eine Bochumer Nummer gesehen, keine Nachricht hinterlassen. Rückruf, endlosen Bimmeln, der Arzt geht ran. In der Nacht hat er um Papa gekämpft, der Kreislauf will nicht mehr. Er ist jetzt wach und ansprechbar, bitte kommen.
Ich wollte eigentlich erst Sonntag hin, Papa nach der OP noch Zeit lassen. Meine Tochter sollte Samstag in die Schule, Tag der offenen Tür, für die kommenden 5-Klässler. Wollte sie um 10 Uhr dort abliefern. Mein Mann hat sich Samstag vormittag 4 Termine gelegt. Hätte Schwierigkeiten gehabt, es mit dem Kleinen auf die Reihe zu kriegen, weil ich meine Tochter um 13 Uhr wieder abgeholte hätte (am WE ist die Busverbindung zu unserem Dorf echt blöd). Und hatte die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen, daß ich Papa erst am Sonntag besuchen kann.
Dann ging alles sehr schnell. Meinen Mann aus dem Bett geschmissen, Tochter geweckt, irgendwas angezogen, den Kleinen fertiggemacht. Da meine Mutter und mein Bruder mitkommen sollten, noch das Auto umgebaut (hab einen Zafira). Dann los nach Dortmund, die beiden abgeholt. Nach Bochum gerast. Auf die Intensiv. Tut uns leid, sie müssen noch etwas warten, wir haben einen Notfall (Papa?). Endlich durften wir rein. Ich war geschockt. Eigentlich quatsch, er ist auf Intensiv. Überall Geräte, Schläuche...
Papa war wach und ansprechbar. Er konnte kaum reden. Laß es, drück meine Hand, wir sind da. Mir fehlten die Worte. Mama war die ganze Zeit da, ich mit immer mit den anderen abgewechselt. Dann sagte der Pfleger, daß er Papa gleich auf das Einzelzimmer legen wird, das wäre besser für alle. Läuft seine Zeit ab? Ja, ich denke, er wird heute gehen. Wir wieder raus. Mein Mann war mit den Kindern in der Cafeteria, telefonierte sich einen Wolf, um dieTemine abzusagen. Dann ist er mit den Kindern und meinem Bruder nach Hause gefahren. Mama und ich sind dageblieben. Papa hat 11 Atemzüge in der Minute geatmet. Tief und kraftvoll. Er hatte die Sauerstoffmaske auf. Aber er war nicht mehr ansprechbar, hat nicht mehr reagiert. Der Pfleger wollte ihn auf die Seite drehen. Nein, bitte lassen sie ihn einfach so liegen. Wir haben jeder eine Hand gehalten, mitgelitten. Er hat gekämpft, wollte sein Leben nicht loslassen. Ständig kamen die Pfleger, beobachteten den Monitor, Papa. Traurige Blicke sahen uns an. Wie können wir helfen, daß er nicht mehr leidet? Der Pfleger stellte langsam die kreislaufunterstützenden Mittel runter. So grausam es klingt, ich habe ihm die Atemmaske runtergenommen, den Sauerstoff weggenommen, der ihm das Atmen erleichtert. Immer wieder tiefe, kraftvolle Atemzüge. Das Herz schlägt kräftig, das Kreislauf etwas runter. Meine Mutter mußte mal zur Toilette. Da sie mit Gehhilfen unterwegs ist, dauert es. Papa atmet langsamer, die Herzfrequenz geht runter. Nein, papa, nicht jetzt, bitte warte noch. Aber es hat noch ca. 2 Stunden gedauert. Er hatte Atempausen von ca. 2 minuten. Ich habe auch seine Halsschlagader gesehen. Der Puls wurde schwächer, bis er nicht mehr zu sehen war. Dann hat er wieder tief Luft geholt, wollte sie nicht mehr aus seinem Körper lassen. Langsam, mit einem grauenvollen Stöhnen kam sie wieder raus. Das kräftige Sportlerherz wollte einfach nicht aufhören zu schlagen.
Dann endlich,um viertel vor zwei, hat er noch einmal ca. 10 bis 15 kräftige Atemzüge gemacht, aber alle Sachen auf dem Monitor gingen gegen null. Ich hab den Puls am Hals gesehen, der immer schwächer wurde. Die Geräte gaben keinen Alarm, den haben wir abstellen lassen. Ein letztes Stöhnen und um kurz vor zwei war es vorbei. Endlich konnte auch meine Mutter weinen. Ich habe Papa die Augen zugedrückt, habe das Bett raufgestellt, damit Mama ihn noch einmakl in den Arm nehmen konnte. Sie kann sich ja nicht bücken.
Die Pfleger ließen uns noch ein paar Minuten mit ihm allein.
Tschüß, Papa. Hoffentlich hast Du Deinen Frieden gefunden. Du wirst immer bei mir sein. Ich hoffe, wir sehen uns wieder.
Es ist gut, daß Papa nicht mehr leidern muß, es war alles richtig, was und wie es passiert ist. Nur die Krankheit war natürlich nicht richtig. Warum sie ihn treffen mußte? Ich konnte bei Papa sein, bis zum Schluß. Aber warum mußte Papa so leiden, damit ich diese Erfahrung machen konnte? Ich fand es nicht schlimm, dem Tod zu begebnen. Vorher ja, aber in dem Moment nicht.
An dieser Stelle auch ganz herzlichen Dank an das St. Josefs-Hospital, an die Station Chirugie 2 und an die Intensiv. Für das Mitgefühl, für die Worte, für die Umarmungen, auch für den Kaffee.
Ich werde Prof Uhl eine Mail schicken mit meiner Danksagung nd die Bitte, noch mal die OP zu besprechen. Ich hatte auf der Intensiv nach der OP gefragt, sie haben mir auch viel erzählt, aber das weiß ich nicht mehr.
Jetzt ist leider die Organisation der Beerdigung angesagt. Wir haben gestern von ihm Abschied nehmen können, jetzt wollen wir allen Freunden von ihm (Sportler, ehemalige Arbeitskollegen, Nachbarn, usw.) die Gelegenheit geben.

Ich danke allen hier, die mir Infos, Worte und Trost gespendet haben. Ich umarme euch alle, danke, danke, danke,...

Es sind leider so viele, denen das gleiche wiederfahren ist,

Britta

Krasi 22.01.2006 10:00

AW: Hilfe, keine Chemo mehr
 
Hallo Britta,

Du wirst nun viel Zeit brauchen diese Bilder und die letzten Monate zu verarbeiten. Ihr habt das einzig richtige gemacht und ward für deinen Pa da, wie man nur für einen Menschen da sein kann. Aber dein Pa wird nun immer für euch da sein. Gerade im Moment wo auch bei uns viel Leid und Traurigkeit da ist, merke ich besonders stark das meine Mum bei mir ist. Zwar nicht körperlich anwesend, aber irgendwie fühlbar.
"Für mich
besteht nicht
der leiseste Zweifel,
daß die
gegenseitige Liebe
nach dem Tode
fortdauert
(Paul Claudel)"
Vielleicht hilft Dir dieses Zitat so gut wie es mir geholfen hat. Es braucht Zeit.
Fühl Dich von Herzen gedrückt.
Silke :pftroest:

Simone W. 22.01.2006 10:19

AW: Hilfe, keine Chemo mehr
 
Liebe Britta ,
ich kann Dich nicht trösten , ich kann Dir nur sagen , daß ich mit Dir fühle und unendlich traurig bin , daß so viele Menschen dieses Schicksal erleiden müssen .
Meine tiefe Anteilnahme !
Simone

Krabbe 22.01.2006 11:08

AW: Hilfe, keine Chemo mehr
 
Liebe Britta,

habe mit Tränen in den Augen deinen Bericht gelesen. Da auch wir am Ende des Weges angekommen sind, finde ich keine Worte des Trostes, außer dass ihr bis zum Ende deinem Vater beistehen konntet.

Ich wünsche euch viel Kraft für die kommende Zeit.

Maike

Petra Loos 22.01.2006 11:58

AW: Hilfe, keine Chemo mehr
 
Auch von mir liebe Britta,

ein stiller Gruß.




Das kostbarste eines Vermächtnisses

eines Menschen, ist die Spur,

die seine Liebe in unserem Herzen

zurück gelassen hat.


Sonja A. 22.01.2006 12:21

AW: Hilfe, keine Chemo mehr
 
Liebe Britta,

es tut mir sehr leid, dass dein Papa nun gehen musste.
Es ist sehr schön, dass ihr euch so liebevoll gekümmert habt. Damit konntet ihr deinem Papa sehr viel von dem zurückgeben, was er euch schenkte.

Dein Papa wird nicht mehr neben dir stehen können, aber er wird immer bei dir sein, wird alles hören was du ihm sagst und eure Liebe wird ihn auch erreichen. Und seine Liebe euch.

Liebe und Seelen sind unsterblich.

Alles Gute für deine gesamte Familie,

Sonja

HolgerS 22.01.2006 13:36

AW: Hilfe, keine Chemo mehr
 
Hallo Britte,

ein stiller Gruß von mir und viel Kraft für die nächste Zeit

Holger

Katharina 22.01.2006 15:17

AW: Hilfe, keine Chemo mehr
 
...stille Grüße aus Berlin..

Petra40 22.01.2006 15:19

AW: Hilfe, keine Chemo mehr
 
Hallo Britta,

erst mal ein großes Kraftpacket aus Bayern und mein tiefstes Beileid. Bei Pit war es in etwa genau so und ich bin heute (fast 1 Jahr danach) sehr dankbar bei ihm gewesen sein zu dürfen.

Liebe Grüße

Petra

Elfie 23.01.2006 07:35

AW: Hilfe, keine Chemo mehr
 
ein stiller Gruß aus OWL und viel Kraft für die vor Dir liegende Zeit.
Elfie

Pilzköfpchen 23.01.2006 08:15

AW: Hilfe, keine Chemo mehr
 
Hallo Britta,

mein aufrichtiges Beileid und für die kommende Zeit wünsche ich Dir und Deiner Familie viel Kraft.

Sabine

Volker P 23.01.2006 10:49

AW: Hilfe, keine Chemo mehr
 
Hallo Britta,

ein Stiller Gruß

Volker

Brittavl 27.01.2006 22:24

AW: Hilfe, keine Chemo mehr
 
Hallo alle,
danke für die vielen Worte und die Gedanken, die ihr euch um euch macht.

Heute war Beerdigung. Eigentlich war sie schön. Der Pastor kannte meinen Papa sehr gut, deshalb waren es keinen leeren Worte. Auch unser Hausarzt im Ruhestand sagte ein paar sehr schöne Worte. Irgendwie hat sich der Kreis geschlossen.
Falls ich es noch nicht erwähnt hatte:
Mein Papa hat in dem Stadtteil sehr viel für "seine" Sportabteilung (Leichtathletik) getan. Unser Hausarzt war lange Zeit der 1. Vorsitzende des Gesamtvereins. Seine Praxis hat mittlerweile einer seiner Söhne übernommen. Wenn der im Urlaub ist, macht Senior Vertretung. Genau zu dem Zeitpunkt ist Papa zum Arzt, weil es ihm im Sommer so schlecht ging. In seiner Rede sagte er heute "So wird die Lüge zur Hoffnung".
Der Arzt, den Papa in Bochum nach der OP in der Nacht zu Samstag versorgt hat, war ein ehemaliger Schüler, den Papa vor Jahren trainiert hat. Er hatte also in seinen letzten Stunden Menschen um sich, die er kannte und die ihn so kannten, wie er eigentlich war. Ist das alles Zufall? Wahrscheinlich, sagen mir viele. Ich glaube nicht dran. Ich weiß zwar heute immer noch nicht, warum Papa diese Krankheit bekommen hatte. Werde wohl noch Jahre brauchen, bis mir der Sinn (von wem auch immer) erklärt wird. Naja.

Jedenfalls war dieser letzte Gang, den wir mit Papa gegangen sind, sehr schön, wenn das richtige Ausdruck in diesem Zusammenhang ist. Es waren über 150 Leute da, sein älterer Bruder ist aus England gekommen, viele Sportkollegen, ehemalige Arbeitskollegen und natürlich die anderen Verwandten. Auch einige Mädels (ca. 15-16 Jahre alt), die Papa bis zur Diagnose trainiert hatte. Die habe ich natürlich gar nicht gekannt, aber sie standen am Grab und weinten. Wir haben uns nicht die Hand gegeben, sondern gleich umarmt. Hätte Papa dabei sein können, er hätte sich bestimmt gefreut, daß sooo viele Menschen im eine letzten Gruß erwiesen haben. Und wir waren letztlich auch froh darüber, daß er die Beerdigung erhalten hat, wie er sie verdient hat. Denn der Sport und "seine" Kinder waren ihm immer sehr wichtig. Schön zu sehen, daß er ihnen auch wichtig war.
Ich hoffe, daß er schon im Himmel angekommen ist und das alles sehen konnte.

Natürlich war es für uns auch schwer, den Sarg zu sehen, wo er jetzt drin liegt, am Grab zu stehen, zu sehen, wie er in das Loch gelassen wird. Und dann diese vielen Menschen, die alle aufrichtig traurig waren, auf uns zukommen zu sehen, viele, die uns wortlos die Hand gaben, weil einfach die Worte fehlten...

Auch die vielen Briefe, die an meine Mutter gegangen sind. Auch von Menschen, die ihn jahrelang nicht mehr gesehen hatten.

Tja, wir haben Papa auch auf seinem letzten Gang begleitet, jetzt wird wohl erst mal Ruhe einkehren und der Verlust wohl richtig real. Ich hoffe, daß wir alle die Zeit für die richtigen Taten erkennen. Um traurig zu sein, zu fröhlich zu sein, um an vergangene Tage zu denken und dankbar zu sein, daß wir die Zeit mit Papa hatten (gute und schlechte Tage).

Ich werde bestimmt mal wieder hier vorbeischauen, denn ihr alle hier seid mir wichtig geworden, obwohl ich euch teilweise nur unter eurem Nicknamen kenne.

Danke noch mal für eure Hilfe jeglicher Art. Ob es mitfühlende Worte waren oder Telefonnummern, Links, Tips, usw. waren (hoffe, ich habe nichts vergessen. Falls ja, bitte ich um Nachsicht. Ist nicht böse gemeint).

Viele liebe Grüße und ganz viel Kraft an alle, die in irgendeiner Form mit dieser Krankheit zu tun haben,
Britta mit der kompletten Familie...

PS: Leider habe ich immer noch keine Adresse, wo man Wunder bestellen kann. Aber das Leben an sich ist ja schon ein Wunder...


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