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Salbei 25.07.2008 15:53

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Es ist schön, wenn diese schreckliche Krankheit wenigstens dazu führt, dass man sich gegenseitig versucht zu helfen. Menschen, die man vorher nicht kannte und nie gesehen hat. Wir hoffen zusammen, wir freuen uns zusammen und weinen wahrscheinlich auch zusammen, ohne uns zu kennen.

Unsere verstorbenen Papas und Mamas wären glücklich darüber und wüßten, dass ihr Leid etwas in der Welt verändert hat.

Die Menschen nehmen sich Zeit füreinander und beschäftigen sich nicht nur mit sich selbst. Plötzlich spielen wieder Gemeinsamkeit und Hilfsbereitschaft
eine große Rolle in unserem Leben.

Und das war auch immer die Einstellung meines Papas. Erst den anderen Menschen helfen, dann an sich selber denken. Und darum bin ich stolz.
Auf ihn und vielleicht auch ein bißchen auf mich, weil er mir ein paar von seinen besten Genen vererbt hat.

Ich finde Euch alle ganz tapfer und bin froh, dass wir einander haben.


Petra, dass sind sehr schöne Worte!!!

Annika0211 25.07.2008 19:11

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Hallo, Ihr Lieben.
Ich habe grade Petras Beitrag gelesen und muss erstmal dazu antworten, weil ich Tränen in den Augen habe!
Liebe Petra - jedes einzelne Worte, jede Empfindung, die du damit beschreibst, klingt wie aus meiner Vergangenheit!!! Du hast das sooo toll geschrieben, dass mir ganz warm zumute ist und ich mal wieder verblüfft bin, wie sehr die Gefühle und manche Geschichten sich ähneln. So unterschiedlich die Menschen sind, so sehr ähneln sie sich - schau uns an!
Deine Zeilen "Ich brauche nichts bereuen, ich habe wirklich meine ganze Aufmerksamkeit und meine Liebe Papa und Mama gegeben. Vielleicht habe ich auch aus diesem Grunde zu einer inneren Ruhe gefunden. Es ist ein gutes Gefühl und ich weiß, dass wirst Du auch bekommen." hast du so wundervoll geschrieben, ich kann mich nur wiederholen. Denn GENAU das ist es, was ich auch empfinde! Ich bin froh, dass ich im Dreieck gesprungen bin, alles mir mögliche gegeben habe und gewillt gewesen wäre, noch mehr zu geben - auch ich habe meine innere Ruhe gefunden. Allerdings erst vor wenigen Wochen. Aber ich habe sie. Und ich bin glücklich. Ich lebe mein Leben gerne, weil mich die schlimmen Erlebnisse, die Erfahrung mit Papas Krankheit und die Liebe zu ihm soweit gebracht haben, dass ich stolz auf mich sein kann.
Genauso, wie ihr alle auf euch, die ihr großartiges leistet und geleistet habt!

Ich drück euch sooo doll von Herzen, dass es euch zwicken soll!!! :knuddel: und :remybussi
... und jetzt les ich weiter...

Annika0211 25.07.2008 19:29

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Liebe Mirjam.
Ich danke dir für deine wunderbar liebevollen Worte. Ich freu mich ganz ehrlich, dass sie bei dir unterstützend, helfend und stärkend ankommen. Das will ich damit bezwecken.

... und an die anderen lieben Mädels...
Eins muss ich zwischendurch sagen: Ihr bringt mich zum Weinen! Wenn das hier so weitergeht, brauch ich Urlaub und nen externen Wasseranschluss!
Weiter im Text...

Zitat:

Zitat von catcin (Beitrag 580540)
... Wir haben uns die Hand gehalten und sie hatte schöne warme Hände...

Mirijam, das ist eine der wunderbarsten Erfahrungen, die du dir für alle Zeiten mitnehmen kannst. Dann der emotionale Zustand von euch beiden... es ist keine einmalige Situation und doch wird sie dir immer im Gedächtnis bleiben. Schon allein deswegen, weil du sie hier beschrieben hast.
Ist dir vorher eigentlich schonmal aufgefallen, wie ihre Hände sind, wenn sie warm sind?
Mein Papa hatte super weiche Hände. Er feilte seine Fingernägel regelmäßig - und ich kenne keinen anderen MANN, der das auch tut -, und hat viel gearbeitet in seinem Leben (war in seiner Jugend eher der Handwerker, später der Beamte). Er erkrankte vor 8 Jahren an Krebs und als die Krankheit ihn immer mehr einnahm und es ihm oft schlecht ging, fiel mir das erst richtig auf, dass er so weiche, sanfte, große Hände hatte, die ich gerne auf meinen Wangen oder um meine Hände gespürt habe. Herrlich!!! Das werde auch ich niemals vergessen!
Man wird offener, empfindsamer für kleinere Dinge, für alltägliche, eigentlich normale Dinge, die man im gesunden Zustand nicht bemerkt und achtet.

Zitat:

Zitat von catcin (Beitrag 580540)
... sie sagt, ich soll so bleiben wie ich bin - ich wäre für jeden eine heilende Sonne, ich gebe Kraft und Energie und ich komme immer mit einem Strahlen ins Zimmer und das gibt ihr Kraft für die kommende Zeit.

Süße, ein schöneres Kompliment als dieses wird dir nieeemals ein anderer (sorry, außer deinem Papa vielleicht?!) geben können!
Dazu kommt das emotionale Erlebnis dieser Worte...
Wie schön, sowas im Kopf behalten zu können. Das nimmt dir niemand weg und das teilt nur ihr beide! (OK, und wir jetzt, aber nur, weil wirs lesen :rolleyes:).
Ich kann mir vorstellen, dass sie aus dir Kraft schöpft und das ist es doch, woraus du wiederum deine Kraft schöpfst. Du weißt, es tut ihr soooo unendlich gut, dass ihre "Kleine" ihre Sonne ist. Und obwohl ich weder dich noch deine Mama kenne, glaube ich ihr aufs Wort, dass du eine tolle Tochter sein musst! Man kanns rauslesen!
Sie hat schöne Worte für dich gefunden!

Ich drücke euch alle von Herzen und finde es prima, dass sich hier eine Plattform gebildet hat, die Menschen zusammenführt, die sich gegenseitig stützen können und den Mut finden, wenn auch zaghaft, ihre Tränen und Ängste niederzuschreiben.
Macht euch einen angenehmen Abend, ihr Lieben! :remybussi für alle!

catcin 26.07.2008 10:01

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Ach Ihr seid doch einfach die Besten.
Am Besten würde ich Euch alle mal einladen um mal richtig zu fettig grillen - zu shlemmen um einige Kalorien zu tanken. Ich glaube wir haben das alle bitter nötig. :prost:
Ich war vorher in einem anderen Forum, so eine Innigkeit und so viel Mitgefühl war überhaupt nicht gewesen. Da haben nur Fakten gezählt, Medikamente usw. und es wurde wenig über Gefühle und wie es einem selber geht geschrieben.
Gestern bei meiner Mam war es ein schöner Nachmittag. Wir haben schön Kaffee getrunken und Kuchen gegessen und haben so geplant und geplaudert wie der 65. Geburtstag meiner Mam aussehen soll. Der Geburtstag ist am 3. August und ich hoffe es wird ein schöner Tag, vom Wetter abgesehen. So schrecklich das klingt, es wird bestimmt ihr letzter sein !
Kuchen backe ich, Abendbrot mache ich auch. Ich lasse niemanden ran. Ich will ganz einfach, dass es für meine Mam ein schöner Tag wird und alles funktioniert. So eine große Runde waren wir noch nie, im nach hinein sehr traurig. Man muss erst richtig zusammentreffen wenn ein liebes Mitglied der Familie krank ist – meine liebe Mam. Aber egal, alles ist geplant – Einkaufszettel steht – einkaufen nächste Woche! Ich hoffe, dass sie an diesem Tag stabil ist und sich gut und glücklich fühlt. Nur mal so am Rande – Kesselgulasch ist geplant. Wenn das Wetter passt, kommt es draußen auf´s Feuer! Naja und Snacks – Bagetts mit Käse, Schnitzel, Hackfleischbällchen. Ach das wird schon alles funktionieren. Habt Ihr noch eine Idee? Her damit … !
Mir ist gestern was aufgefallen, ich komme am Abend einfach nicht zur Ruhe. Wenn ich heimkomme muss ich noch wuseln, irgendwas machen, kochen, putzen usw.! Ich kann mich nicht einfach hinsetzen und mich ausruhen. Geht nicht! Mein Herz rast, mein Puls schlägt rasant! Und wenn ich ins Bett gehe brauche ich wirklich was um runter zu fahren – also ne halbe Schlaftablette, die mich in den Schlaf wiegt.
Jetzt steht Kaffee hier und ich weiß es werden 2-3 Tassen, dann setze ich mich ins Auto und fahre zu meinen Eltern. Ihr merkt bestimmt an meiner Schreibweise, dass ich etwas nervös und aufgeregt bin.:augendreh
Ja, ich denke auch, dass ich mein Bestes gebe und das aus voller Liebe. Ich habe überhaupt schon immer eine tiefe Innigkeit zu meiner Familie. Es kommen so viele Erinnerungen hoch, wo wir herzhaft gelacht haben, einfach Höhen und Tiefen durchlebt und erlebt haben. Die Erinnerungen kann mir keiner nehmen. Und das ist gut!
Durch die 12 Operationen die ich selbst schon hatte, saß mein Mam immer neben mir! Sie hat mich nie allein gelassen. Ich kann ihr das alles gar nicht zurückgeben was sie an Liebe gegeben hat. Sie ist einfach eine wundervolle Mam und ich bin stolz das sie so stark und tapfer ist.
Petra, da hast du recht ich denke, dass wir viel Gutes geerbt haben und auch in der Zukunft sollten wir nicht vergessen dies weiterzugeben.
Kann ich das jemals an meine Kinder weitergeben?
Ich bin schon 34 und habe - keine Kinder. Leider habe ich eine Erbkrankheit die ich zu 50 Prozent weitervererben kann. Bis jetzt war ich der Meinung auch keine Kinder zu bekommen. Vor 4 Wochen dachte ich, sch… du bist schwanger, durch mein derzeitigen Hormonspiegel, es war nur ein auf und ab, nur nicht normal. Mir schossen Gedanken durch den Kopf, was machst du jetzt?
Abtreibung, das wäre für mich nicht in Frage gekommen.
Meine Mutter hat es schon immer sehr weh, dass sie viell. keine Enkel haben kann durch diese Erbkrankheit.

Aber dann kam der Gedanke, könnte ich mein Kind noch in ihre Arme legen? Sie wäre so verdammt stolz – so stolz. Als sich aber die Schwangerschaft nicht bestätigte war mein Lebensgefährte ein wenig enttäuscht ich irgendwie auch – wäre doch schön gewesen, so sagte er. Also wird das Thema ein Kind zu bekommen doch ein Thema für uns – irgendwann. Vielleicht wird es ein Mädchen und bekommt die langen Zöpfe von meiner Mam die sie als Kind hatte oder ihre Braunen Augen. Jetzt werde ich wehmütig, und weiche sehr vom Thema ab. Bitte entschuldigt !

Ich drücke Euch - jeden Einzelnen
Eure Mirjam

Annika0211 26.07.2008 11:19

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Zitat:

Zitat von catcin (Beitrag 581129)
... Kesselgulasch ist geplant. Wenn das Wetter passt, kommt es draußen auf´s Feuer! Naja und Snacks – Bagetts mit Käse, Schnitzel, Hackfleischbällchen. Ach das wird schon alles funktionieren. Habt Ihr noch eine Idee? Her damit … !

Gute Morgen, liebe Mirjam.
Also, deiner Liste is eigentlich nix zu ergänzen... allerdings bin ich immer n Freund von Salat! Grüner Salat mit Saure-Sahne-Dressing, Gurkensalat mit Knobi und Schafskäsewürfel... meine neuste Entdeckung... lecker oder noch n Eimer selbstgemachten Tzaziki. Wird immer gern gegessen und wer keinen Knobi mag, kann den Quark auch mit ganz vieeeel Kräutern ausm Garten mischen. Hmmm... herrliche Vorstellung.

Zitat:

Zitat von catcin (Beitrag 581129)
... mir ist gestern was aufgefallen, ich komme am Abend einfach nicht zur Ruhe. Wenn ich heimkomme muss ich noch wuseln, irgendwas machen, kochen, putzen usw.! Ich kann mich nicht einfach hinsetzen und mich ausruhen. Geht nicht! Mein Herz rast, mein Puls schlägt rasant! Und wenn ich ins Bett gehe brauche ich wirklich was um runter zu fahren – also ne halbe Schlaftablette, die mich in den Schlaf wiegt...

Aha... und mir gings letztes Jahr genauso.
Und jetzt darfste mich gleich auslachen, aber mir hats geholfen:
Ich bin ein großer Fan von Hörspielen. Hab mich manchmal vergriffen und Hörbücher (also Lesungen) gekauft, weil ich die Geschichte spannend fand, aber ich gestehe, dass ich Hörspiele bei weitem vorziehe.
Illuminati, Meteor, Die drei Fragezeichen, verschiedene Märchen, TKKG, Hanni und Nanni, Gruselgeschichten, Peter Löwenzahn, Das doppelte Lottchen, Oh wie schön ist Panama, Hape Kerkelings Reise auf dem Jakobsweg und und und... - ich lag nachts im Bett, konnte vor Gedanken und Tränen nicht einschlafen, musste aber doch morgens früh raus und fit sein - da half nur eins: Hörspiel rein, zuhören und dabei einschlafen. Mir hats geholfen letztes Jahr.
Und auch heutzutage hilfts mir, wenn der Sohn von meinem Schatz bei uns schläft und partout net pennen will *grmpf*.
Vielleicht hast du keinen Nerv zum Lesen, aber wenn du n spannendes Buch hättest, könntest du das auch mal probieren.
Ich hatte zeitweise schon Angst, dass mir nachts was passiert, weil ich auch Herzklopfen bis zum Anschlag hatte und dachte, dass könnten auch andere hören *ich-doof*.

Super, wie du den Tag für deine Mama geplant hast. Das wird sicher toll!
Und das Wetter spielt bestimmt mit! Ich drück die Daumen - aber überanstreng dich nicht so sehr. Es ist eher sekundär, was du da auf den Tisch stellst - primär stehen doch die Menschen, die deine Mama lieb haben und sie an diesem Tag erfreuen wollen im Vordergrund. Versuch dich zu entspannen. Deine Mama wird sicher glücklich sein, weil sie so viele liebevolle Menschen um sich hat - nicht, weil da nochn Salat mehr aufm Tisch steht.
OK?
Dann mach dir einen netten Tag bei Sonnenschein und ich schicke dir ganz viele dicke Drücker!!!!

candice 27.07.2008 16:55

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
hallo mirjam
ich verstehe sehr gut wie du dich fühlst und ich möchte mich entschuldigen wenn ich dir nicht immer so viel mut und stärke gebe wie die anderen, aber das liegt wohl daran das ich in der selben situation bin wie du und selber zu wenig kraft habe um anderen welche zu geben, aber trotzdem wünsche ich euch alles gute. meine mam wird jetzt noch bis nähsten mittwoch bestrahlt und ich hoffe und wünsche das die bestrahlung geholfen hat, auch wenn die ärzte uns von vorne rein keine grossen hoffnungen gemacht haben, bei meiner mutter konnten sie den tumor ja auch nicht ganz weg operieren das es zu weit im stammhirn sitzt, sie haben einen teil von oben weggenommen umso den rest zu bestrahlen, meine mutter ist seid der op fast blind, was die ganze sache natürlich nicht leichter macht, aber zu deiner sorge mit der op, ich kann dir nur sagen das meine mutter schon ca 6 mal operiert wurde, da der tumor immer an anderen stellen weiter gewachsen ist, das er inoperabel ist, ist dieses mal zum ersten mal. ich wünsche dir und auch den anderen alles liebe
eure melanie

catcin 28.07.2008 08:40

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Hallo Ihr Lieben,
wir hatten ein schwieriges Wochenende hinter uns. Meine Mam hatte keine Kraft aufzustehen und konnte nicht mal mehr mit ihrem Gehbänkchen laufen. Jede Bewegung im Bett hat ihr große Schmerzen bereitet...! Ob das heiße Wetter dazu beitragen hat? Wir hatten hier bei uns einen drastischen Wetterumschwung....!Sie hatte keine richtige zeitliche Orientierung, war zeitweise richtig durcheinander und hat viel geschlafen! Alles traurig!
Liebe Grüße an euch
Mirjam

teich1 28.07.2008 08:52

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Liebe Mirjam,

guten Morgen. Die Sonne scheint und alles könnte so schön sein. Es ist wirklich toll, was Du für Deine Mam alles machst. Sie wird sich freuen.
Ich habe meinem Papa jeden Tag Kuchen gekauft, weil er in der letzten Zeit so verrückt danach war. Es machte Spaß mitanzusehen, wie er es verschlang...Und ich habe mir gedacht: er soll einfach wenigstens soetwas noch genießen können....

Ich habe sogar mit ihm immer Kaffee getrunken, obwohl ich gar nicht gerne Kaffee trinke. Aber das gab diese Verbundenheit.
Meine Mutter mußte am Anfang ja noch arbeiten und dann haben Papa und ich das jeden Tag gemacht. Ja es gibt so viele schöne Erinnerungen und ich muss gestehen, dass ich mich manchmal daran erinnern muß, dass es ERST
wirklich 7 Wochen her ist, dass Papa gestorben ist.

Ich ertappe mich schon dabei, dass ich Samstags abends nicht mehr um Punkt 22.00 Uhr auf die Uhr schaue und denke, vor 7 Wochen ist Papa jetzt verstorben. Am Anfang war das wirklich ganz extrem. Dann frage ich mich, ist das normal und in Ordnung, dass es jetzt schon ein wenig verblasst? Oder bin ich dabei es zu verdrängen?
Ich weiß es nicht, aber man hat einfach immer noch das Gefühl, Papa müßte jeden Moment um die Ecke kommen und so wie früher sagen: "Typisch Deine Mutter", wenn irgendetwas vorgefallen ist.

Ich rede mir aber auch ein, dass der Schwerpunkt nun halt dabei liegt, sich um Mama zu kümmern. Schließlich soll sie ja nicht dauernd alleine sein. Gestern haben wir z.B. an dem Teich meines Papas mit Mama gegrillt und den Tag verbracht. Das ist jetzt wichtig und ich weiß, Papa würde sich freuen. Er hat sich immer gefreut, wenn wir alle zusammen waren.

Übrigens habe ich (38) auch keine Kinder, denn mein Mann hat Krebs (es geht ihm aber seit ein paar Jahren gut, obwohl man nicht sagen kann, dass er geheilt ist) und die Ärzte haben ihm von Kindern abgeraten. Das war vor zehn Jahren, wo das Thema Kinder für uns gerade akut werden sollte. Aber die Krankenhausaufenthalte und viele schlimme Stunden haben das alles sowieso in den Hintergrund geraten lassen).

Und ein paar Jahre später bin ich dann auch noch an Hautkrebs erkrankt (allerdings auch mit der Nachoperation als geheilt entlassen worden), so dass ich so eine Angst davor hatte, womöglich meinem Kind "Krebs" zu vererben. Damit wäre ich nie klar gekommen. Schon alleine die Angst um meinem Mann hat mir damals fast den Verstand geraubt. Natürlich muß es nicht sein, aber ich persönlich wollte es nicht darauf ankommen lassen...

Aber mein Papa hat von meinem Bruder zwei Enkelkinder, die er über alles geliebt hat. Was wiederrum für ihn natürlich dann aber auch so schlimm war, zu wissen, dass er sie nie als erwachsende Kinder sehen wird...
Er hat immer zu meiner Nichte (8 Jahre) gesagt:" wenn Opa dann alt ist, fährst Du ihn dann mit Auto durch die Gegend",und sie hatten viel Spaß an diesen Gedanken...

Also, Du hörst, auch in diesem Bereich sind wir uns ähnlich und haben nicht nur mit unseren Elternteile diese Gewissenskonflikte, was am besten ist, sondern es zieht sich auch durch den privaten Bereich weiter....

Ich wünsche Euch einen schönen Tag mit schönen Erlebnissen...

Alles Liebe

Petra

P.S. Ich habe eine gute Freundin, die "anders" denkt, als manch anderer Mensch. Sie ist z.B. der Meinung, wenn ich mich weiterhin mit den Gedanken
mit Papas Krebs und überhaupt Krebs beschäftige, würde ich es sozusagen förmlich anziehen und nochmal selber daran erkranken... Aber mal ehrlich, wie soll jemand wie ich sich nicht mit diesen Themen auseinandersetzen?
Ich kann ja gar nicht meine Gedanken unterbinden...

catcin 06.08.2008 08:06

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Hallo Ihr Lieben,
Ich wollte mich schon seit Tagen melden aber immer kam etwas dazwischen.
Ich habe schon einiges zu berichten, weiß gar nicht wo ich anfangen soll.
Hoffentlich wird das kein Durcheinander.

Meine Mam hatte doch ihren MRT-Termin. Sie war sehr schlecht drauf, konnte nicht laufen, war müde und einfach kraftlos - letzte Woche war dann die Auswertung beim Arzt im Krankenhaus.

Das aktuelle MRT von meiner Mam zeigt die Tumorresekionshöhle wie auf den Voraufnahmen (vor 3 Monaten) - in der Umgebung zeigt sich eine Teilanfärbung nach Kontrastmittel, die Tumorredidivgewebe bzw. Restgewebe oder Narbengewebe entsprechen dürfte. Der pathologische Befund ist erstmal nicht raumfordernd. Keine Veränderung zu den Vorbildern! KEIN WACHSTUM oder EINES ERNEUTEN TUMORS IRGENDWO ANDERS !
Darüber haben wir uns schon sehr gefreut und trotzdem sehe ich die vielen Verschlechterungen wo ich davon ausgegangen bin, dass ein Wachstum des Tumors schuld ist.
Weiterhin wurde ihre Wirlbelsäule untersucht/geröntgt - dies ist ja die Ursache das sie nicht aufstehen und laufen kann. Diagnose Wirbelkörperkompressionsfraktur des 12. BWK und 1. LWK. Meine Mam kann vor Schmerzen nicht aufrecht stehen. Sie bekommt Schmerzpflaster Fentanyl!
Jetzt wo wir erleichtert sind, wirklich erleichert, dass sich im Kopf nichts verändert hat, treten solche Probleme auf.
Eine Korsettbehandlung ist nicht möglich, weil meine Mam die letzten Wochen recht zugenommen hat.
ach ihr Lieben, es ist soviel passiert...! Einmal saßen wir in der Küche und meine Mutter musste dringend auf ihren Nachtstuhl, sie hatte Durchfall und wo sie sich erheben wollte, war es zu spät - der ganze Küchenstuhl war voll. Meine Vater ist ausgeflippt. Du bist ja ne alte ......., kannst du nicht eher gehen?" Über die Reaktion von meinem Vater war ich sehr geschockt, sehe aber zugleich was ich schon mal geschrieben habe, er ist total überfordert und hat keine Nerven. Ach das war doch kein Akt das wegzuwischen. Sie ist meine Mam - warum sollte ich mich ekeln? Sie hat gleich geweint. Sie tat mir sehr leid. So etwas ähnliches ist dann noch einmal passiert wo ich leider nicht da war, da muss mein Vater bald ausgerastet sein. An dem Tag hatte meine Mutter den ganzen Tag Kopfschmerzen.
Jetzt haben wir uns erstmal einen elektrischen Treppensteiger verschreiben lassen. So kann sie raus in den Garten und frischen Wind um die Nase wehen lassen.
Ihr Geburstatag am 03.08. war sehr schön und sie hat lange durchgehalten. Essensmäßig ist alles gut gelungen, habe viel zu viel gemacht - aber lieber zu viel als zu wenig.
So das wars erstmal von den Neuigkeiten, sicher habe ich was vergessen aber das kann ich ja mal ergänzen!

Liebe Grüße an Euch
von Mirjam

Annika0211 06.08.2008 21:12

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Liebe Mirjam.
Schön, dass ihr den Geburtstag deiner Mama zusammen verbracht habt und sie ihn genossen hat. Das wird sie sich bestimmt lange im Gedächtnis behalten. Und du auch...

Das dein Papa so ausrastet... nunja... als ich es las, war ich auch erstmal geschockt. Verständlich, dass du genauso gefühlt hast - vielleicht warst du sogar etwas zornig auf ihn...
Natürlich ist das Wegwischen kein Akt - ich habs bei meinem Papa auch gemacht. Wenn dein Papa so stark reagiert, sehe ich das auch als komplette Überforderung mit der Situation.
Bestimmt tun ihm seine Aussprüche sehr leid. Aber was man gesagt hat, hat man gesagt und das lässt sich schwer zurücknehmen.
Deine Mama hat sich sicher in Grund und Boden geschämt. Die liebe arme Mama...

Der Verlauf einer solchen Krankheit befördert die Sinne und Aktionen von Angehörigen in Richtungen, die man nicht immer nachvollziehen oder verstehen kann. Sie sind nicht vorhersehbar und werden nicht bewusst ausgeübt, da bin ich mir sicher. Ich denke grade daran, dass es einfach Hilfeschreie sind. Die Bitte nach Unterstützung durch andere Angehörige, die Verzweiflung, die Mut- und Ratlosigkeit. Die Angst, mit der Situation allein gelassen zu werden und dann nicht richtig handeln zu können.
Ich bin mir sicher, dass dein Papa keine "Angst" vor dem "Wegwischen" hätte - eher vor dem, was vielleicht noch passieren könnte.
Ich hoffe, deine Mama und du könnt diese Ausbrüche deines Papas irgendwie verwinden, vielleicht sogar verzeihen, denn dein Papa hat es ohne Geduld und Nerven schon schwer genug, seine Liebste so schwach und schmerzvoll zu begleiten.
Er sollte eigentlich der Starke, der Unterstützende sein, der, der sie trägt, der ihr die Last etwas abnehmen kann, sie fordert und fördert...
Aber nicht immer haben die Starken den gesunden Part in einer solchen Beziehung.

Ich kann ein Lied davon singen, wie es ist, keine Geduld zu haben.
Ich habe meine Mama, die damals zusehends nervöser wegen Papa wurde, oft barsch angegangen, um Papas Reaktionen (die für kurze Zeit aggressiv, entnervend, ungeduldig waren) zu verteidigen.
Aber ich bin irgendwann abends gefahren - und sie war wieder mit ihm alleine zuhause und hat viel mitangesehen bzw. mitansehen müssen. Dann noch ihre eigenen Gedanken und Ängste, was wohl passiert, wenn es ihm noch schlechter gehen sollte oder wenn er mal eines Tages nicht mehr da wäre. Ihr Mann - ihr Lebensmittelpunkt.

Weißt du, als Außenstehender oder - wie ich - mitleidende Tochter, die täglich auf dem Heimweg nach Mama und Papa sah und Zeit mit ihnen verbrachte, hat man vielleicht "einfacher" reden... wenn man 24h täglich mit dem lieben kranken Menschen zusammen ist - DAS muss man erstmal aushalten können.

Ich schicke dir ganz, ganz viel von meiner Kraft, die du bitte auch deiner Mama und besonders deinem Papa weitergeben sollst.
Geduld ist nicht jedermanns Stärke, besonders wenn man sein/ein Leben dahin schwinden sieht.
Bleib du geduldig, wenn du kannst, damit du deine Mama immer tatkräftig unterstützen und für sie dasein und deinen Papa damit entlasten kannst.

catcin 07.08.2008 07:28

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Liebe Daggi,
vielen Dank für deine lieben Zeilen.
Ach Daggi es ist nicht einfach mit meinem Vater. Meine Mutter getraut sich ja schon gar nichts mehr um etwas zu bitten - immer kommt ein Stöhnen von ihm! Ich verstehe das schon, wenn man 24 Stunden rund um die Uhr dasein muss, dass die Kraft auch um das Überleben kämpft. Wenn ich über seine Überforderung rede, gehts nur um ICH ICH ICH. "Ihr müsst mal 24 Stunden rund um die Uhr da sein, ihr könnt gar nicht mitreden"-so ist seine Aussage.
Meist bin ich 3-4 Stunden nach der Arbeit bei Ihnen. Am Abend reden wir dann noch so 1-2 Stunden am Telefon. Da kann doch mein Vater runterfahren, sich mal ausklinken - ne dann sagt her: "Hör nur mal auf zu telefonieren, ich will fernsehen schauen". Man das ist so eine verfahrene Kiste.
Heute fahre ich aber erstmal wieder mit viel Kuchen zu meinen Eltern, denn heute habe ich Geburtstag und ich bin wahnsinnig glücklich, dass meine liebe Mam das miterleben kann/darf. Ich habe vor einem halben Jahr schon gedacht, dass sie es nicht schaffen wird, weil es ihr zeitweise nicht gut ging - aber sie hat es. Ich bin sowas von glücklich, stolz, dass ich heute bei ihr sein kann.

Liebe Daggi - ich melde mich wieder!
Alles Liebe und viele viele Grüße an alles Anderen
Mirjam

Annika0211 07.08.2008 20:16

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Liebe Mirjam.
Na, wenn das so ist, dann wünsche ich dir von ganzem Herzen alles erdenklich Liebe und Gute, viel Kraft und Erfolg bei deinen Vorhaben, dass du innerlich immer mehr wächst und auch weiterhin den Mut und die "Traute" hast, für deine liebe Mama zu kämpfen.
Ich hoffe so sehr, dass du mit deinen Eltern einen schönen Tag verleben konntest und es nicht wieder Grund zum Ärgern gab.

Hast du mal daran gedacht, dass dein Papa für eine kurze Zeit zur "Kur" fährt oder eine Tour/Kurzreise macht?
Du darfst nicht denken, dass ich das gutheiße, wie dein Papa reagiert, aber es gibt einen Grund, warum er so ist - und den kennst du bzw. kannst ihn dir ausführlicher ausmalen.
Ich denke, er würde es nicht zugeben, dass er komplett überfordert ist und somit vielleicht auch abblocken, falls man ihm vorschlagen würde, mal ein paar Tage eine Auszeit zu nehmen.
Dir stehen auch Pflegetage zu (neues Pflegegesetz seit dem 1.7.2008). Vielleicht kannst du die nutzen, sollte sich dein Papa doch auf einen kleinen Kompromiss einlassen. Ich würds ihm sehr wünschen, dass er zugeben kann, dass er sich zu schwach fühlt, um mit seiner lieben Frau gegen diese verdammte Krankheit zu kämpfen.

Liebe Mirjam. Du stehst heute im Vordergrund. Du hast so viel geleistet und wirst noch mehr leisten. Ich hoffe und wünsche dir sehr, dass du ein neues Lebensjahr beginnst, an dem du dich trotz unschöner Geschehnisse immer wieder mal stärken kannst.

Ganz, ganz viele liebe Grüße und

Nicky72 08.08.2008 07:57

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Liebe Mirjam,

habe grade gelesen, dass Du gestern Geburtstag hattest. Da möchte ich Dir noch nachträglich gratulieren.

Deine Gefühle kann ich nachvollziehen. Ich war mir auch nicht sicher, ob meine Ma auf meinem Geburtstag noch bei uns ist. Das sie es ist, war für mich das größte Geschenk.

Ich danke Dir ferner für Deine Antwort in meinem Thread. Aber eins wollte ich noch sagen. Ich bin auch nicht immer optimistisch. Aber wenn ich mir die Schicksale hier durchlese, muss ich wirklich sagen, meine Ma hat noch verdammtes Glück und dann wird man wieder froh. Ich weiss es klingt jetzt egoistisch, aber ich denke, Du verstehst mich.

GLG Nicky

ClaudiaE. 08.08.2008 10:01

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Liebe Mirjam,

nachträglich alles Gute zum Geburtstag und weiterhin viel Kraft um diese schwierige Zeit zu überstehen.

Alles Liebe,

Claudia

teich1 08.08.2008 12:46

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Liebe Mirjam,

auch von mir nochmals alles Liebe und Gute zu Deinem Geburtstag.

Die Reaktionen Deines Papas sind wirklich sehr schlimm, und Du stehst mitten drin. Du hast beide lieb und nicht nur schlimm genug, dass Deine Mama so krank ist, muss man als Kind auch noch mit ansehen, wie der andere Elternteil auch so leiden muss.

Meine Mama hat damals ihren Job aufgegeben, um meinen Papa zu pflegen.
Er war trotz seiner Krankheit immer sehr lieb zu uns und allen Mitmenschen
-alle bewunderten ihn dafür- und trotzdem ist auch meiner Mama passiert, dass sie manchmal ausflippte.

Einmal zum Beispiel war es eher ein belangloser Grund. Da ging es meinem Papa noch relativ gut und Mama hatte einen Nußboden für eine Torte für Besuch gebacken. Als sie dann oben im Haus geputzt hat und wieder herunterkam, hat mein Papa den Boden halb weggegessen.
Sie ist darum ziemlich sauer gewesen, ja, sie hat sogar geweint. Das war für ihre Nerven schon zuviel. Wenn sie mir soetwas erzählt hat, habe ich auch immer das Lustige aufgezählt, und dass sie froh sein soll, dass er noch so gerne ißt. Dann mußte sie nachher immer lachen. Aber es war schwer.

Danach, als er schon sein Pflegebett hatte, hat meine Mama nur noch auf dem Sofa geschlafen, um in seiner Nähe zu sein. Da er sich nicht mehr richtig äußern konnte, hat er, wenn er nachts mußte, am Gitter seines Bettes gerüttelt und meine Mama ist dann schnell hin, um ihm die Urinflasche zu geben oder ihn auf den Toilettenstuhl zu heben -als es noch ging-.
Es kam aber nachher so, dass er immer erst gerüttelt hat, wenn es zu spät war. Und die Windeln, die er trug, hat er sich abgemacht und jede Nacht das Bett vollgemacht, so dass meine Mama es mitten in der Nacht wechseln mußte. Da ist sie dann auch mal ausgeflippt und ist ihn angegangen, ob er nicht eher "Bescheid" geben könnte. Das tat ihr nachher so fürchterlich leid.

Sie war einfach fertig mit den Nerven, schlief schlecht, mußte dazu noch zusehen wie Papa von "für sein Alter jugendlich fit, gut aussehend, groß und sportlich" sich zu einem Häufchen Elend mit erschlafften Muskeln, ausgemergelt und blaß hin entwickelte. Ohne Helfen zu können. Das steckt man nicht immer so einfach weg und man hat sich dann manchmal nicht mehr
unter Kontrolle.

Für sie war es auch ein 24 Std. Job ohne Abwechslung und für mich dagegen
nur stundenweise, darum hatte ich mich wahrscheinlich auch besser unter Kontrolle - auch mit dem Weinen. Auch wenn meine Mama zum Weinen manchmal rausgehen mußte, weil sie es nicht mehr haben konnte.

Diese Krankheit fordert von allen Beteiligten die komplette Aufmerksamkeit und Aufopferung, nur ist wahrscheinlich nicht jeder seelisch und körperlich in der Lage, dass durchzustehen. Dein Papa vielleicht auch nicht, vielleicht glaubt er durch seine "Wutausbrüche" etwas an dieser Situation ändern zu können; vielleicht muss er es einfach rauslassen. Anstelle von Tränen...
Vielleicht ist das seine Art es zu verarbeiten, für sich zu weinen...

Es ist alles so furchtbar. Vorher, zwischendurch und nachher.

Mein Papa lag mal in seinem Bett und stand dann auf. Er stand neben seinem Pflegebett und dem Toilettenstuhl. Dann nahm er sich eine Windel und breitete diese auf seinem Bett aus. Als ich ihn fragte, was er vorhätte und ob er auf die Toilette müsse, sagte er ja. Zeitgleich zog er seine Hose herunter
und urinierte auf die ausgebreitete Windel. Natürlich traf er auch das Bett und den Boden. Er wußte nur die Windeln waren irgendwie zum Reinmachen, aber nicht mehr wie und konnte die Toilette auch nicht zuordnen. Als er fertig war hat er wohl begriffen, dass hier irgendetwas nicht stimmte und sagte nur zu mir: "So ein Mist." Ich habe alles sauber gemacht und es macht einem überhaupt nichts aus. Es schmerzt nur so, soetwas mit anzusehen...

Oder ich habe mal zwei Eisbecher für uns mitgebracht, die waren toll mit Obst garniert, leider samt Schale. Er aß alles mit. Zu dem Zeitpunkt passierte es zum ersten Mal und ich war geschockt und mochte ihm auch nicht mehr sagen, dass es nicht essbar ist.

Es waren so viele schreckliche Stunden und Erlebnisse und keiner kann einem diese Last abnehmen.

Denke immer nur daran, wir alle kennen das und verstehen Dich nur zu gut.
Wenn ich das alles lese, bin ich manchmal regelrecht "froh", dass ich es "hinter" mir habe, auch wenn ich natürlich alles darum geben würde, dass Papa noch da wäre. Allerdings nur, wenn es ihm relativ "gut" gehen würde. Aber ich habe es schon öfter geschrieben, so wie er die letzte Woche gelitten hat, habe ich mir gewünscht, dass er stirbt...

Immer, wenn ich in diesem Forum lese, ist alles wieder so vertraut, nahe und die Geschichten kommen einen bekannt vor.

Ich wünsche alles Liebe und Gute.

Petra





Aber ich glaube auch, dass, wenn man es nu

catcin 08.08.2008 13:28

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Liebe Petra,
auch dir ein herzliches Dankeschön für die Glückwünsche.:rotier2:

Mich haben deine Zeilen sehr getroffen - irgendwie ähnelt sich alles.
Ja, es ist schlimm wenn man hilflos daneben steht und kann einfach nichts tun, man fühlt sich wie in einer anderen Welt. Ich muss auch sagen, dass ich so viel Leid zum ersten Mal miterlebe und stundenweise am Abend starr dasitze und kaum klar denken kann.

Ich war schon mal soweit, einfach vom Tisch aufzustehen bei meinen eltern und zu gehen weil ich die ganze Streiterei nicht ertrage.

Mein Vater schläft auch sehr schlecht - er hat sozusagen eine innerliche Unruhe. Meine Mam steht nachts auf, setzt sich in ihr Rollstuhl und fährt durch die Wohnung - und kramert ein wenig herum, ißt, trinkt, liest usw....! Das ist ja wieder so ein Ding. Mein Vater sagt: "Ich brauche meinen Schlaf - gönne mir doch ein wenig Ruhe" - Reaktion von meiner Mam "Du hattest ein Leben lange Ruhe gehabt"! Gut, da muss ich schmunzeln, das stimmt - überarbeitet hat sich mein Vater nicht...!
Naja wenn das nun nicht mit dem Rücken wär! Meine Mutter konnte ja nicht so schnell reagieren wo sie auf Toilette musste und schon wars passiert-und der Stuhl war voll! Mein Vater ist auch so geruchsempfindlich. Oh je - er konnte uns nicht mal wickeln wo wir klein waren - er ist dann immer hustend rausgerannt.
Naja es werden noch manche Situationen kommen wo wir stark sein müssen, vor allem mein Vater - eben weil er 24 Stunden rund um die Uhr bei ihr ist.
Liebe Grüße
Mirjam

Ela4811 08.08.2008 15:00

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Liebe Mirijam,

mein Papa wollte am Anfang nicht akzeptieren, dass es Mama sehr schlecht ging und sie mehr als nur eine Erkältung hatte. Er hat sich zum Beispiel aufgeregt, wenn sie morgens nicht gleich aufstand und sich gewaschen hat. Ich meinte nur zu ihm, wo sein Problem wäre und ob Mama heute ausgehen wollte. Er hat schon gemerkt, dass ich sauer war.

Einmal bin ich zu meinen Eltern gefahren und Papa hat mich empfangen, entweder klärst du das oder ich ziehe aus. Ich wußte gar nicht, was los war.

Mein Papa wollte einfach nicht kapieren, dass Mama sterben wird. Er liebt sie noch immer über alles, aber er hat sich einfach geweigert und wohl gehofft, wenn es wie früher ist, dann ist nichts.

Es war ein harter Weg für mich, da ich Mama immer verteidigt habe und versucht habe, dass sie nicht noch zusätzlichen Streß hat. Dann habe ich den ganzen Kram mit den Behörden und der Krankenkasse gemacht und versucht, Papa zu verstehen zu geben, dass es Mama sehr schlecht geht. Meine eine Schwester ist immer mit zum Arzt gefahren und der anderen ging es selbst schlecht zu der Zeit.

Aber als Papa es endlich kapiert hat, hat er ihr jeden Wunsch erfüllt. Wollte sie was bestimmtes essen, ist er gleich los. Als Mama ein Pflegebett bekommen hat, schlief er in der Stube auf dem Sofa und hat ihre Hand gehalten. Und auch als Mama gestorben ist, waren wir da und er hat ihre eine Hand gehalten.

Vielleicht will dein Papa nicht verstehen, dass es deiner Mutter sehr schlecht geht. Nach dem Motto, wenn ich es verdränge, kann es nicht stimmen...

Ich weiß, es ist die Hölle für einen, dass mit anzusehen. Gib deinem Papa Zeit, vielleicht wird er ruhiger und besinnt sich. Papa wollte auch nie raus, aber meine Schwester hat es öfter mal geschafft und dann war ich bei Mama. Und diese Zeit möchte ich nicht missn genauso wie die vielen Gespräche, die wir geführt haben...

Ich wünsche dir viel Kraft

Ela

candice 09.08.2008 02:37

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
liebe mirjam

auch von mir alles gute nachträglich.
das was du mit deinem vater beschreibst kenne ich.mein vater ist mit meiner mama sehr ungeduldig,seit der op und bestrahlung kann sie ja nicht mehr richtig sehen und das mit dem laufen klappt auch nicht mehr so, mein vater ist oft viel zu hektisch und verwirrt meine ma damit total. meine mama hat in letzter zeit auch ein wenig probleme sachen zu verstehen und wenn mein vater ihr etwas sagt und sie es nicht versteht, wird er auch laut und sagt mann verstehst du das nichtr und tut ihr damit oft weh. ich liebe meinen vater, aber ich versuche immer so behutsam wie möglich mit meiner mama umzugehen und in solchen situationen, könnte ich meinen papa ohrfeigen.ich weiss das das ganze nicht leicht ist, aber wie du schon sagtest, wir müssen versuchen unseren mamas und papas den rest ihres lebens so schön wie möglich zu machen.ich denke wir lesen bald wieder von einander und bis dahin wünsche ich deiner ma alles gute.

und allen anderen natürlich auch

liebe grüsse melanie

catcin 11.08.2008 08:46

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
@Ela@Melanie
Liebe Ela,
liebe Melanie,
wo ich eure Zeilen gelesen habe, dachte ich, ich sehe meine Eltern vor mir. Die Worte habe ich auch schon gehört. "Entweder bringst du sie zur Vernunft oder ich gehe" oder "Ich halte das auch nicht mehr aus"! Zeitweise kommen auch wieder ruhige Stunden.
Meine Mam verteidige ich auch immer - obwohl auch mein Vater Verständnis braucht - aber er ist nunmal der Stärkere, er ist nicht krank!
Ich habe ja auch eine Schwester, aber sie führt irgendwie ihr eigenes Leben, ist nicht wirklich in vielen Situationen eine Hilfe. Leider! Sie arbeitet nicht und ist jeden Tag daheim. Eigentlich könnte sie in vielen Dingen eine große Hilfe sein -aber sie kann sich vielleicht nicht damit konfrontieren, mit der Situation, mit meiner Mam. Aber das ist für mich keine Entschuldigung. Ganz einfach: Ich finde sie sehr egoistisch - sie würde es auch auch eines Tages nicht bereuen, Zeit verloren zu haben, denke ich mir zumindest. Das klingt sehr traurig und hart. Sie ist irgendwie eigenartig.
Ich wünsche mir so sehr eine Schwester wo ich mich auch mal anlehnen kann, wo man sich gegenseitig anlehnen kann und tröstet. Aber das ist leider nicht möglich....! Allein bei der Vorbereitung zum Geburtstag war mein Vater und ich die diejenigen die alles vorbereitet haben. Sie ist lieber in den Urlaub gefahren, kam aber und hat sich an den gedeckten Tisch gesetzt.
Ach vielleicht bin ich jetzt auch zu hart ...!
Ansonsten gehts meiner Mam solala. Die Temperaturen machen meiner Mam zu schaffen. Sie hat des öfteren Kopfschmerzen, Schwindel ..! Bei uns ist es derzeit ein auf und ab.
Die Schmerzen im Rücken werden auch nicht besser. Naja auf jeden Fall halten wir die Daumen hoch :)
Ganz liebe Grüße an Alle
Mirjam

@Melanie
Ps.:
ich habe ja lange nichts von dir gehört. Habe mir schon Sorgen gemacht.
Danke noch für die lieben Glückwünsche :) Ich hoffe bei dir ist soweit alles i.O?

@Alle
schön, dass es euch gibt :rolleyes:

Ela4811 11.08.2008 10:02

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Hallo Mirijam,

so eine Schwester habe ich auch. Sie ist schlafen gegangen als meine Mama ihren letzten Kampf hatte. Ich muss dazu sagen, dass meine Schwester Depressionen hat und Tabletten nimmt. Aber jetzt bereut sie es.

Ich kann dich so gut verstehen. Ich weiß doch, wie es mir so ging. Aber diese Zeit kann dir keiner mehr nehmen und sie werden dir seht viel geben später... Und deine Mutti weiß es. Meine hat sich immer gefreut, wenn ich gekommen bin und hat gelächelt, mich festgehalten, getröstet wo es ihr besser ging usw. Das sind Erinnerungen, die mir viel bedeuten und das wird dir genauso gehen.

Klar tut mir auch dein Papa leid so wie meiner. Aber in solchen Situationen muss man seine eingenen Bedürfnisse ein wenig zurück schrauben.
Papa bereut heute auch viel. Aber es ist nun mal so geschehen und wir können daran nichts ändern.

Das die Temperaturen für deine Mutti die Hölle sind, kann ich mir gut vorstellen. Selbst ich habe da so meine Probleme.

Genieße die Zeit auch wenn es schwer fällt. Dies sind Momente, die dir keiner nehmen kann. Ich weiß noch, mein Freund wußte nie, wie ich drauf bin, wenn ich nach Hause komme. Entweder am Boden zerstört, da es meiner Mama nicht so gut ging oder überdreht, da wir uns so lieb unterhalten haben usw.

Ich wünsche dir viel Kraft und deiner Mama keine Schmerzen...

Ich drück dich

Ela

catcin 11.08.2008 13:09

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Liebe Ela,
wie sehr wir uns hier doch alle ähneln - mit unseren Gefühlen - d. Schmerz, die Verzweiflung und oftmals auch die Ratlosigkeit. Du bist für uns hier eine sehr große Stütze mit deinem Rat und Zuspruch. :)
Also gibt es noch andere Geschwister wie meine ...! Naja Depressionen sind aber auch nicht gerade angenehm.
Meine Schwester ist irgendwie ein reiner ICH-Mensch! Nur ich ich ich und dann kommt eine Weile gar nichts. Ich kann ihre Gedanken nicht nachvollziehen. Aber wenn es um ihren Geburtstag geht, ist sie schnell da um ihren Briefumschlag zu holen. Selbst wenn sie meiner Mam mal die Fußnägel geschnitten hat, hat sie die 20 Euro selbstverständlich eingepackt. Ela, das kann doch nicht sein. Aber da hilft auch kein Reden mit ihr. Sie ist dann eingeschnappt und lässt sich überhaupt nicht mehr sehen. So bin/spiele ich teilweise die gute Schwester vor und sage nichts. Ich möchte, dass meine Mam das nicht mitbekommt. Obwohl meine Mam schon einmal gesagt hat: "Was habe ich nur falsch gemacht"! Sie spürt das doch auch. Sie ist furchtbar traurig darüber, sie spürt die Kälte und Unnahbarkeit. Auch sie würde gern länger die Hand von meiner Schwester halten. Aber sie kommt nicht.
Mein Vater fragte mal: Kannst du bitte mal schnell die Unterhose auswaschen? Da ist doch nichts dabei, oder ...?! Ihre Reaktion war: "Nein das geht nicht, da bekomme ich Ausschlag"!
Ich darf mich da nicht reinsteigern! Ich bin blos traurig darüber, denn ich hätte gern eine Schwester wo wir uns gegenseitig stützen können. Das vermisse ich sehr .... mal weinen, lachen - ganz einfach füreinander da sein.

Ich möchte jetzt nicht weiter jammern, habe gerade ein paar Glückshormone gegessen - EIN EIS :rotier2: lecker !! Und es geht mir besser.

Ela, sei lieb gegrüße
Mirjam

Ela4811 11.08.2008 14:32

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Hallo liebe Mirijam,

ich kann deine Gefühle nur zu gut nach empfinden. Ich habe mich oft alleine gefühlt. Mein Papa hat noch nicht mal den Onkologen angerufen als es Mama so schlecht ging und dann musste ich einen Krankenwagen rufen... Als meine Mama gestorben ist, habe ich den Notarzt gerufen und den Bestatter...

Aber ich kann nur sagen, deine Mutti weiß es. Auch meine wußte es und meinte zu mir, dass sie die Hoffnung bei meiner Schwester auf gegeben hat. Und eigentlich ist das doch traurig.

Und wenn deine Schwester so ist, dann solltest du dir das nicht zu Herzen nehmen. Gut ich bin da genauso und sehr sensibel usw. Aber eigentlich wird sie es bereuen, wenn sie nicht ganz so kalt ist wie es bei dir klingt. Und dann muss sie damit klar kommen. Denn eigentlich habe ich für so ein Verhalten kein Verständnis, denn wir müssen ja auch helfen und ich habe es gern gemacht und du bestimmt auch. Denn so kann man seiner Mama einen klein wenig von dem wieder geben, was sie für uns getan haben...

Ich nimm dich in den Arm und bei mir darfst du dich anlehnen, auch wenn ich weit weg bin...

Ela

candice 11.08.2008 19:14

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
hallo mirjam
mir geht es so einigermaßen, meiner mama geht es momentan sehr schlecht, die ganzen einschränkungen mit ihrem bein und der fast erblindung nehmen sie sehr mit und irgendwie kann ich momentan nix machen was sie ein wenig aufmuntert und das tut mir weh. meine mutter war immer eine starke und lustige frau, aber momentan ist sie nur am weinen und nur traurig(was ja auch verständlich ist)
aber sie so zu sehen tut unendlich weh und macht mich oft total fertig. sie ist jetzt bis zum 19.08 zuhause und dann geht es für sie für einen monat in eine rehaklinik.ich kann leider nicht viel positives erzählen.ob die bestrahlung geholfen hat, das erfahren wir erst in 10 wochen.
und dieses warten macht einen auch verrückt.ich freue mich das du an mich gedacht hast, ich habe auch immer weiter deine beiträge gelesen, nur hatte manchmal einfach nicht die kraft mich zu äussern.
liebe grüsse melanie

candice 12.08.2008 10:12

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
hallo mirjam
bei der op, wurde das der sehnerv des rechten auges komplett zerstört und auf dem linken sieht sie nur sehr stark ausgeprägte doppelbilder, klar das einen sowas zu schaffen macht:(
du hast recht, man kann kaum glauben wie sich unsere lieben verändern.
Und das schlimme ist,das man helfen möchte, aber nur hilfllos zusehen kann wie dieser tumor alles zerstört.
ich werde mich wieder melden und weiterhin wünsche ich dir und natürlich deiner ma, aber auch allen anderen hier viel glück und vorallem kraft, den grade das ist das was mir oft fehlt.
bis bald melanie

Ela4811 12.08.2008 12:29

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Hallo Mirijam,

leider ist es nicht immer einfach, wenn man sensibel ist. Seit Mamas Krankheit ist das noch tiefer geworden.

Du bist wirklich lieb. Aber genieße die Zeit und denk nicht an mich. Klar vermisse ich Mama und mit jedem Tag mehr. Aber manchmal kann ich sie spüren und das ist sehr schön.
Verbringe viel Zeit mit ihr. Aber selbst dann wirst du denken, hättest du doch mehr Zeit mit ihr verbracht.

Es ist normal, wenn man sich schwach fühlt. Man ist ausgelaugt. Aber dennoch hat man ungeahnte Kräfte in einem...

Ich hoffe so sehr, dass für deine Mama noch lange nicht die Zeit gekommen ist und das sie keine Schmerzen hat.

Sage deiner Mama alles, was du sagen willst. Ich habe das gemacht und ihr jedesmal gesagt, dass ich sie liebe. Und ihr auch gesagt, dass es nie eine andere gibt, die ihren Platz ein nimmt (Schwiegermutter in spe).

Ach Mirijam, ich drücke dich mal. Ich kann zwar nicht so viel machen, da ich weiter weg bin. Aber bei mir kannst du dich ausheulen und dich anlehnen. Gerade in so einer Zeit braucht man das am Meisten. Und ägere dich nicht über deine Schwester. Sie wird es bereuen und dann ist es zu spät und sie wird Schwierigkeiten haben, damit klar zu kommen. Ich sehe es an meiner Schwester...

Drück dich und viele Kraftpakete

Ela

teich1 13.08.2008 19:57

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Liebe Mirjam,

es ist alles so verdammt gemein und grausam mit anzusehen, was diese Krankheit aus unseren Lieben macht.

Was Du und Ela über eure Geschwister schreiben, kann ich ebenfalls bestätigen. Mein einziger Bruder -ein Jahr älter als ich- hat sich auch ziemlich distanziert. Er wohnt nicht weit weg, ist seit Februar mit dem Rücken krank geschrieben gewesen, aber wenn es darum ging, mal bei Papa zu sein, hatte er selten Zeit.
Kam er dann doch, hat er sich, als mein Papa bereits bettlägrig war nur im 2 Meter Abstand an den Tisch gesetzt, nie an das Bett, nie Papas Hand gehalten, nie geweint, überhaupt keine Reaktion.
An dem Tag, als mein Papa gestorben ist, hat meine Mama ihn um sechs Uhr abends angerufen und ihm gesagt, dass es an der Zeit wäre, zu kommen und er meinte, er wüßte nicht, ob er seine Kinder zu der Exfrau bringen könne, weil die dann sauer werden würde. Meine Mama hat ihm dann barsch erklärt, dass Papa nicht nur Zahnschmerzen hätte und er zusehen solle, wo er er die Kinder läßt und sofort kommen solle. Das hat er dann auch getan und war um sieben Uhr da.
Er wollte sich wieder weit weg hinsetzen, aber meine Mama hat ihn regelrecht gezwungen, sich an Papas Bett zu setzen und seine Hand zu halten mit der Begründung, dass ich schon seit zwei Tagen dort sitzen würde, und nun mal auf die Terrasse gehen sollte. Er sollte mich mal ablösen, was er dann auch getan hat.

Er war dann dabei, bis mein Papa um 22.00 Uhr gestorben ist, aber dann auch schnell nach 23.00 Uhr wieder verschwunden. Ebenso den Tag darauf nur kurz nachmittags zum Gespräch mit dem Bestatter, dann wieder weg und den nächsten Tag genauso wieder. Und als Krönung hat er dann zu mir gesagt:"Du bist ja bei Mama, ich bin dann mal weg"

Ich war echt sauer, denn ich wollte auch gerne wieder zu mir nach Hause und zu meinem Mann, aber natürlich nicht meine Mama alleine lassen.

Ich denke, mein Bruder wurde nicht damit fertig, was die Krankheit aus meinem Papa gemacht hat und er konnte es nicht verarbeiten und hatte wahrscheinlich Angst, dass er völlig ausflippt, wenn er sich vielleicht äußerlich ein paar Gefühle erlaubt hätte. Ich weiß es nicht, es gab so viele schlimme Momente, auch als Papa starb und mein Bruder hatte nicht einmal Tränen in den Augen. Meine Mama hat sogar selber ein Gebet für meinen Papa gesprochen, mit dem Inhalt: "Bitte schicke ihm einen Engel entgegen, der ihn abholt und begleitet" und selbst jetzt bei diesem Gedanken an die Situation steigen mir schon wieder Tränen in die Augen...
Aber er hat nie reagiert und auch nicht sonderlich Zeit investiert. Er meinte sogar manchmal noch, Papa muß raus und was sehen, damit er noch Lebensfreude bekommt, aber er ignorierte, dass Papa gar keine Kraft mehr hatte.

Ich finde es interessant, dass ihr alle einen Geschwisterteil habt, der so anders ist als ihr, also genauso wie bei uns. Einer kümmert sich, macht und tut und der andere lebt sein Leben weiter, nach dem Motto: "Ich kann ja nichts daran ändern, ob ich da bin oder nicht." Und soll ich Euch mal was sagen? Das schlimmste daran für mich war wirklich, dass meine Mama dennoch immer meinen Bruder gelobt hat. Zum Beispiel haben mein Mann und ich sechs Samstage lang an dem Fischteich meiner Eltern aufgeräumt, Hütte entrümpelt (Papa hatte vor seiner Krankheit alles mögliche angeschleppt -wie ein Messi), die Beete gemacht usw.. Mein Bruder hat einmal Rasen gemäht und als dann Besuch kam und sagte, wie toll dort alles aussehen würde, hat meine Mama gesagt:"Ja, Dirk hat ja auch Rasen gemäht." Soetwas kam dauernd und dass war nochmal genauso schwer für mich, dass sie soetwas sagte.

In dieser ganzen verzwickten Situation wollte ich auch keinen Ärger anfangen, weder mit meiner Mama noch mit meinem Bruder, aber es gibt viele Sachen, die bleiben einem einfach unverständlich. Im Nachhinein hat Mama es gemerkt und nun sind wir ein Herz und eine Seele und auch mein Bruder hat einiges kapiert und kümmert sich wirklich viel.

Wahrscheinlich braucht jeder in dieser Situation seinen persönlichen Anstoß um zu gegebener Zeit helfen zu können. Auch wenn die Erkenntnis vielleicht manchmal zu spät kommt...

Euch alles Liebe und Gute

Petra

catcin 14.08.2008 08:47

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Liebe Petra, liebe Ela,
dass das so oft vorkommt mit den sogenannten „Geschwistern“ hätte ich gar nicht gedacht.

Meine Schwester hat sich seit dem 3.8. (Geburtstag von meiner Mam) nicht mehr bei ihr blicken lassen – angerufen hat sie auch nicht.
Sie schreibt mir nur laufend SMS´s und schreibt wie schlecht es ihr geht und das ihr nichts erspart bleibt. Ich bin total wütend auf sie. Ich habe irgendwie nicht das Verständnis – wenn sie doch sagen würde, dass die Situation sie überfordert und nicht damit klar kommt.
Aber dem ist nicht so. Sie ist ein eiskalter Engel, emotionslos und Gefühlskalt.
Auf die Frage meiner Mam (aber da hat meine Mam angerufen und nicht meine Schwester) wann sie mal komme, kam nur „Mal schauen nächste Woche, wenn ich meine Termine erledigt habe“! Meine Mutter hat geweint am Telefon – aber sie hat keine Reaktion gezeigt. Ich bin total sprachlos.

Aber was soll man dazu sagen ?!

Obwohl die MRT-Bilder keine Veränderungen zeigen, wird meine Mam immer schwächer – kann kaum vom Rollstuhl aufstehen und sich auf den Nachtstuhl setzen. Die Physiotherapie kommt jetzt drei mal in der Woche - meine Mam will ja laufen, aufstehen sich bewegen - sie will und beißt.
Das Sprechen ist aber noch sehr gut und sie ist klar – na ja von den Streiterein abgesehen. Von einer gewissen Persönlichkeitsveränderung muss man schon ausgehen.

Aber warum nutzt meine Schwester nicht die Zeit !? Irgendwie brauche ich sie doch auch – obwohl ich mittlerweile auch ohne sie klar komme. Ach das ist alles Mist. Ob sich meine Schwester im Nachhinein Vorwürfe macht ist mir absolut egal, damit muss sie dann allein klar kommen. Ich sehe nur wie weh das meiner Mam tut, dass sie so wenig für sie da ist.

Wie wird sich das alles noch entwickeln.:confused:

Liebe Grüße an Euch alle
Mirjam

Ela4811 14.08.2008 09:13

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Liebe Mirijam,

sag das doch mal deiner Schwester... Schlimmer kann es nicht mehr werden und du fühlst dich danach besser. Vielleicht hat sie noch nicht gerafft, wie schlimm es um eure Mutti geht und wie weh sie ihr damit tut... Ich würde auf jeden Fall mit ihr sprechen und wenn sie beleidigt ist, dann ist das ihr Problem. Es geht in erster Linie um eure Mutti.

Du hast es schon nicht leicht. Meine Schwester hat (als meine Mama die Diagnose bekommen hat und nach der OP) meiner Mama eine Karte geschrieben, wie schlecht es ihr geht und dass sie sich keine Sorgen machen muss... Ich war auf 180. Wir haben Mama die Karte nie gezeigt.

Aber meine Schwester hatte auch Medikamente bekommen. Und im Moment geht es ihr besser und sie bereut so vieles. Ändern kann man es nicht mehr....

Ich drück dich

Ela

catcin 14.08.2008 09:42

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Liebe Ela,
das REDEN ist so ein Problem. :confused:
Ich sage ihr das schön höflich mit viel schleim schleim ..., damit sie nicht gleich eingeschnappt ist. Denn wenn das so ist, ist ja die ganze Welt schlecht, jeder ist gegen sie und dann lässt sie erst recht nichts mehr von sich hören. Das möchte ich schon wegen meiner Mam nicht. Ich möchte einfach meiner Mam zeigen, dass ich kein Zorn hege oder ich meine Schwester sonstwohin wünsche. Es ist eben schwierig. Meine Mutter sagte: "Bitte haltet immer zusammen"! Ich versuche die liebe Schwester zu sein, ob das richtig ist weiß ich nicht. Sie muss ja nicht mal laufen, ich hole sie von daheim und fahre sie wieder bis vor die Haustür - wenn sie denn mal Zeit hat.
Aber verzeihen kann ich ihr das nicht wie sie ist, wie sie sich verhält.
Oh man - ich will nur aufhören, ihr müssen ja schon die Ohren klingeln. :rolleyes:

Ich konzentriere mich jetzt auf andere Dinge ...!

Ps: muss heute noch zum Tierarzt - irgendwie hat meine Katze ein dickes Ohr, kratzt sich blutig, ob was gestochen hat? Mein Schatz hat am Oberschenkel auch paar Stiche und ist am scharren :) !! Ist schon lustig - mich wollen die Mücken nicht! (Scherz am Rande)

Liebe Grüße
Mirjam

Ela4811 14.08.2008 11:54

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Hu hu Mirijam,

ich werde nur von Mücken gestochen. Selbst meine Hände sind zerstochen, alles juckt... Ätzend.

Das mit deiner Schwester tut mir leid. Aber da musst du wohl jetzt durch. Aber irgendwann würde ich schon mal mit ihr reden, denn es kann nicht sein, dass du immer zurück steckst. Und das ist auch nicht gut.

Aber ich kann deine Mutti verstehen. Denn sie wird daran denken, was ist, wenn sie nicht mehr da ist. Vielleicht wacht deine Schwester doch mal endlich auf...

Mir klingeln doch nicht die Ohren. Ich texte zur Zeit jeden zu. Ich hab ein wenig Schwierigkeiten, dass Papa eine Neue hat. Naja, eigentlich das nicht, aber die kennen sich gerade mal 1 Woche und ich will sie noch nicht kennen lernen (wer weiß, wie lange das geht - ich habe meinen Freund ja auch nicht gleich mit nach Hause geschleppt). Aber meine eine Schwester versteht mich nicht und Papa schwebt auf Wolke 7. Finde ich auch schön, aber nicht solche Äußerungen - wie früher bei Mama... Das tut weh!!!
Aber wie soll man ihm das sagen? Meine Schwester meinte nur, er meint das nicht so. Aber wenn wir Kinder was sagen, wird es auch auf die Goldwaage gelegt.

Jetzt texte ich dich zu, obwohl du doch genug Kummer und Sorgen hast...

Denk an dich

Ela

Ela4811 15.08.2008 09:46

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Hallo liebe Mirijam,

ich zünde jeden Morgen im Bad Kerzen an. Und begrüße damit meine Mama. Als ich noch zu Hause gewohnt habe, waren wir meistens zusammen im Bad und ich habe immer die Drei Fragezeichen ??? gehört. Mama hat es gehasst. Heute mache ich es, weil das unsere Zeit ist. Ich mache mehrere Teelichter an, die in Gläsern sind, wo Liebe, Freunde, Freude, Träume etc. drauf stehen. Für Mama brennen immer 2 Lichter, 2 für Verstorbene und 2 für Kämpfene, damit diese die Hoffnung nicht aufgeben und den die Kraft nicht verloren geht. Das mache ich jeden Morgen. Und wenn ich gehe, gebe ich meiner Mama auf dem Bild einen Kuss.

Das sind Dinge, die einen ein wenig helfen. Und das ist auch richtig so.

Du hast es richtig erfasst, die Momente jetzt sind wichtiger als alles andere. Ich kann mich an so vieles noch erinnern und die bedeuten mir so viel. Der letzte Anruf auf meinem Geburtstag. Da ging es ihr schon sehr, sehr schlecht (hatte nicht mehr viel Zeit) und dennoch wußte sie es und wollte mich anrufen. Ich hab im Dez. Geburtstag und meine Schwester im Aug. - da hatte Mama die Diagnose bekommen und meine Schwester nicht angerufen. Sie hatte Schwierigkeiten mit dem Telefonieren. Aber mich hat sie angerufen und ich habe am Telefon geweint. Das sind Momente, die dich mit Glück erfüllen...

Ich finde, jeder muss selbst wissen, wann er bereit ist für einen neuen Partner. Das ist ja auch nicht das Problem. Aber die kennen sich erst seit Sonntag und ich finde es zu früh für die Familie. Die sollen sich doch erst mal kennen lernen. Ich bin dazu nicht wirklich bereit und will mich ja auch nicht daneben benehmen, da ich Papa das neue Glück gönne! Er war schlecht drauf und er war noch nie lange von Mama getrennt gewesen. Wenn Mama im Krankenhaus war, da hat er schon früher nicht mehr gegessen und getrunken, da er Mama so vermisst hat. Und das wünsche ich ihm ja auch nicht.

Ich bin in einem Tief und da kommt es nicht passend für mich. Das ist alles. Mein Gott, wir reden von Hochzeit und Kinder (also wir heiraten jetzt nicht und schwanger bin ich auch nicht), aber das Thema kommt jetzt immer öfter. Wenn ich heirate, dann muss ich sie auch einladen, wo ich doch meine Mama dabei haben will.... Ich bin wie ein kleines Kind, dass seine Mama wieder haben will.

Aber diese Phase geht auch wieder vorbei. Und dann wird es nach jedem Tief immer besser. Ich muss nur Geduld haben...

Wie geht es dir? Wie geht es deiner Mama?

Drück dich

Ela

catcin 15.08.2008 16:47

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Liebe Ela,
du fragst wie es mir geht, es ist gar nicht so einfach zu beschreiben.
Ich war heute wieder bei meiner Mam. Mich zerreißt es innerlich. Sie hat Schmerzen bei jeder Bewegung. Sie kann kaum mehr auf den Nachtstuhl. Sie kann sich kaum bewegen. Ich stehe einfach hilflos daneben ...! Manchmal möchte ich wegrennen von Allem! Ich habe keine Kraft meine Mam so zu sehen. Es ist so schwer - schwer loszulassen, gut es mag noch nicht soweit sein - irgendwann ist der Zeitpunkt aber da und es ist für mich unbegreiflich und schwer.
Heute sagte mein Vater, dass ein Arzt in der Neurochirurgie bei uns in der Klinik an einem Glioblastom gestorben ist - eine Anzeige war in der Zeitung.
Ach Ela, ich weiß nicht, entweder liegt das am Regen heute ...!Ich bin jetzt total emotional und traurig.

Wir haben uns auch schon über einen Kinderwunsch unterhalten. Aber meine Mam wird das nie miterleben können?! Warum Warum Warum ??!!
Ach Ela, ich brauche jetzt mal schnell frische Luft - vielleicht hilfts! Mir kommen die Tränen :confused:
liebe Grüße
Mirjam

teich1 15.08.2008 21:59

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Ihr Lieben,

es bricht mir ein erneutes Mal das Herz, wenn ich lese, dass es so viel Kummer gibt und wir alle nicht wissen, warum ein Mensch - speziell jemand den wir lieben - auf diese Art und Weise leiden und sterben muss. Ich verstehe Dich so gut, dass Du mal raus mußt, ich mußte manchmal im Büro auf Toilette gehen, weil ich nachdem ich bei meinem Papa war, wieder einen Kloß im Hals hatte und die Tränen nicht unterdrücken konnte.

Gestern habe ich mit meiner Patentante telefoniert und sie betonte nochmals, wie leid ihr das alles tut. Sie meint es gut, aber sie weiß nicht, wovon sie spricht... Kein anderer außer wir hier im Forum weiß das wirklich. Es tut mir so leid ist für mich nur ein Satz, aber keiner der "Nicht Betroffenen" verspürt wahrscheinlich diesen Stich ins Herz, den dumpfen Schlag in der Magengrube, die zugeschnürte Kehle und das Herzklopfen wie wir, wenn wir davon sprechen.

Ich habe heute nacht viel Schlimmes von meinem Papa geträumt, und wie wir ihm bei allen Sachen helfen mußten. Soetwas ist immer noch so realistisch, dass es mich dann fix und fertig macht und ich lange brauche, um zu realisieren das es nur ein Traum war. Die Zeit der Hilfe ist vorbei.

Wenn meine Mama mal jemand Neues kennen lernen würde, wäre ich für sie sehr glücklich. Natürlich ist das alles viel zu frisch aber ich wüßte, dass der Neue ja immer nur der Zweite wäre. Die Nummer eins wäre bei uns allen mein Papa und kein anderer Mann könnte diesen Platz bei Mama und mir einnehmen. Aber sie einfach nach all dem Kummer und den Sorgen irgendwann wieder glücklich zu sehen, dass fände ich schön. Es macht mich schon traurig, wenn ich Arm in Arm mit meinem Mann dastehe und meine Mama alleine daneben.

Sie soll gerne nochmal einen Höhenflug haben und auch noch
wieder eine glückliche Zeit in ihrem Leben nach dieser Niederlage. Ob es so kommt, wird sich zeigen. Ich wünsche es ihr von ganzem Herzen. Denn wir Kinder können das Bedürfnis nach Nähe und Zärtlichkeit ja nicht in dem Sinne erfüllen, wie es ein Partner tut. Es ist etwas anderes, auch wenn wir meinen, sie haben ja uns.... So sehe ich das jedenfalls.

Mit unseren Geschwistern haben wir es nicht leicht, vielleicht sind wir auch nur äußerlich emotionaler als die anderen. Wir sprechen darüber, wir weinen darüber, wir freuen uns miteinander - wahrscheinlich müssen wir dankbar sein, dass wir in der Lage sind, diese Gefühle rauslassen können. Vielleicht beneiden uns unsere Geschwister um diese Fähigkeiten... Natürlich trägt die gesamte Situation dazu bei, dass man in den Momenten die Geschwister -ja regelrecht hasst - wenn man immer alleine vor den Problemen steht, aber denkt daran, es gibt -wie wir alle wissen - viel viel schlimmere Sachen. Ich weiß es ist schwer, aber man belastet sich mit diesen Zorn nur noch zusätzlich und es ändert nichts.
Man kann das Verhalten nur akzeptieren - dass kann ich jetzt gut sagen, damals schäumte ich auch vor Wut.

Aber wie unwichtig ist das alles mit Papas Tod geworden. Vieles sehe ich nun anders, manche sprechen von Problemen, wo ich dann nur den Kopf schüttel und sage:" Du weißt gar nicht, was wirkliche Probleme sind."...

Liebe Mirjam, liebe Ela, liebe Daggi, seid alle herzlich gegrüßt, gedrückt und haltet die Ohren steif.

Petra

P.S. Ist das nicht ein Zufall, dass ich auch eine Katze habe?:o:o

Ela4811 16.08.2008 20:42

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Hallo ihr Lieben,

ich finde es schön, dass Papa wieder jemanden gefunden hat. Und das meine ich wirklich so. Aber ich kann sie noch nicht treffen. Mein Gott, die kennen sich seit 1 Woche und er behandelt sie schon als ob sie fest zur Familie gehört. Das tut weh!!! Wieso kann er nicht noch ein wenig warten und dann lernen wir sie kennen... Aber er zählt sie schon dazu und wenn wir uns querstellen, dann wird er wohl den Kontakt abbrechen. Die Neue ist ihm wichtiger als wir, dass hat er meiner Schwester gesagt. Und das tut sowas von weh!!!
Er hat alles von Mama weg geräumt. Und er schwärmt von ihr die ganze Zeit, obwohl es uns nicht so gut geht. Er nimmt keine Rücksicht auf uns. Früher war er auch schon so und jetzt ist er wieder der Alte...
Er bricht mir allen, wenn jemand was gegen die Neue sagt. Was wir ja nicht machen wollen, wir möchten nur mehr Zeit haben...

Meine Mama hat versprochen es zu schaffen, damit sie evtl. Enkelkinder sieht. Durch die ganze Sache mit meinem Papa geht es mir sehr schlecht und ich sehe alles negativ.

Liebe Mirijam, ich drück dich heute mal und schreibe dir die nächsten Tage wieder....

Ela

Annika0211 17.08.2008 17:41

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Hallo, Ihr Lieben.
Ich war eine Zeit lang nicht aktiv dabei, habe nur mitgelesen.
Ihr schreibt von Geschwistern, die sich "das Leben einfach machen"... oja... so leid es mir tut, kann ich da auch ein Lied von Singen...
Meine Geschwister haben es sich wahrlich nicht leicht gemacht - aber meine Gedanken waren in dieser Richtung absolut hyper-aktiv.
Ich bin diejenige, die am nächsten an meinen Eltern wohnt und die auch hier in der Stadt arbeitet. Die anderen wohnen teilweise fast 300km weit weg, sind die Woche über nicht daheim UND haben ihre eigene Familie, auch schon mit Enkelkindern.
Und ich, ich bin der Nesthaken. Schon immer gewesen und auch gerne.
Ich habe immer versucht, alles möglich zu machen, bin gesprungen, hab organisiert, war jeden Tag da.
Ich habe meine Geschwister auch mitunter "gehasst", auch wenn es jetzt das falsche Wort ist. Ich liebe sie, wirklich. Aber ich habe mich oft alleine gefühlt und wenn wir telefonierten, durfte ich sowas hören wie "du meldest dich gar nicht" oder "kommst ja nicht mal vorbei".
Nee, verdammt nochmal. Ich hab auch ein Privatleben, um das ich mich nur am WE kümmern kann, wenigstens stückchenweise.
In mir kam auch so ein unbändiger Zorn auf... der ist auch wieder verflogen, aber zwischendrin gabs immer mal solche Lücken...
Ich weiß genau, dass sich jeder von uns seine Sorgen und Gedanken um Papa gemacht hat. Ich war diejenige, die für die Fern-Geschwister einen "Lagebericht" abgeben musste und sich dann anhören durfte "du bist zu euphorisch".
OK - bin ichs eben. So, wie es Papa damals täglich ging, ging es mir auch. Liefs gut, gings mir auch gut - liefs schlimm, war ich tief-traurig.
Und sowas nennt man einfach Euphorie. Doof bin ich trotzdem nicht.
Natürlich wusste ich, dass es für Papa keine Hoffnung mehr gab. Aber wie soll sich das bitte jemand verinnerlichen, der seinen geliebten Papa Tag für Tag sieht und helfen will, aber nicht kann?! Wie sollte ich damit klarkommen, dass ich bald keinen Papa mehr habe?! Da hilft mir niemand!
Die anderen konnten immer nur schlau schwätzen!!!
Wie gesagt, der "Zorn" ist auch wieder verflogen, weil ich sie liebe und weil wir uns teilweise so ähnlich sind, dass ich gespürt und gemerkt habe, wie sehr sie auch aus der Ferne leiden.
Ich weiß nicht, warum ich das jetzt nochmal aufgreife, das Thema... aber ich habe so noch nie darüber gesprochen und meine damalige Wut rauslassen können. Ich war einfach überfordert mit der gesamten Situation.
Meine Mama, die sich in ihrem Alter noch Tag und Nacht für Papa opferte, aus Liebe natürlich, und alles versuchte und dabei fast selbst zugrunde ging... sie war leider für meine Geschwister nur zweitrangig. Liegt vielleicht daran, dass sie nur meine Mama war, weil meine Geschwister ihre Mama früh verloren haben. Papa hat dann die Mama geheiratet und ich war der Nachzügler.
Immer von allen geliebt, anerkannt, akzeptiert - ebenso wie meine Mama.
Und umso mehr tat es mir weh, dass Mama oft hintenangestellt wurde in ihrer Sorge um Papa.
Ihr Lieben, sorry... ich will bei euch nichts hochholen, was ihr schon ausdiskutiert habt - ich wollte es nur mal loswerden.
Ihr seht, es gibt noch mehrere von uns, die so denken und eine Art von Zorn entwickelt haben, der sich nicht immer erklären lässt.
Die Verzweiflung über den drohenden Verlust und die Wut über die Hilflosigkeit lassen diese Gedanken wohl auftauchen. Ich weiß es nicht.

Ich bin momentan psychisch nicht auf der Höhe, krabbel da in sonem Tief rum und hoffe, dass ich ab morgen wieder mehr zu mir finde. Dann kann ich auch wieder Texte von mir geben, die anderen vielleicht mehr helfen als das hier.

Ich wünsche euch noch einen schönen Abend bei herrlichem Sonnenschein.
Viele liebe Drücker an euch alle!
Wir schaffen das, egal, was kommt.

catcin 18.08.2008 09:58

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Hallo liebe, Petra, Daggi, Ela!
Hallo auch an alle Anderen!

wieder ist ein Wochenende geschafft.
Jetzt habe ich mir vorgenommen zu schreiben aber es fällt mir irgendwie schwer. Man sitzt vor einem leeren Bildschirm - habe so viele Gedanken, Erlebnisse und weiß nicht wie und wo ich anfangen soll.
Wir hatten mal ein wenig Abwechslung dieses WE.
Von meiner Cousine die beiden Kinder (17, 18 Jahre) waren zu Besuch, wir waren viel bei meiner Mutti. Wie erwachsen die Kinder geworden sind - wie sie angepackt und geholfen haben! Alle Achtung! Sie waren bisher fast jeden Sommer bei uns! Meine Mam war/ist wie eine Oma für sie!

Meine Mam schläft derzeit sehr viel, das Kribbeln in der Hand und an der Lippe werden stärker. Die Schwäche schlägt weiterhin unaufhaltsam zu. Sie bekommt alles mit - geistig ist sie ja voll da! Letztens hat sie sehr geweint, weil sie beim Essen Probleme hat und den Löffel, Gabel ect. nicht mehr richtig führen kann und das Essen oftmals runterfällt. Mein Vater hat dann nicht die Nerven und wird laut.
Sie hat so bitterlich geweint über ihre Hilflosigkeit ! :embarasse und ist über die Reaktionen von meinem Vater enttäuscht.
Wie soll ich da helfen oder wie kann man überhaupt helfen? Warum ist man nur so hilflos!? Mein Herz zerbricht nach und nach und ich bekomme einfach keine Luft mehr!
Ja, du hast recht Petra, dann kommen andere mit ihren "Problemchen" und sie wissen gar nicht was wirklich Probleme und Sorgen sind! Gutgemeinte Ratschläge prallen ab so wie: "Du musst auch mal an dich denken - du hast auch noch ein eigenes Leben"! So ein Käse! Das macht mich so wütend.

Heute Nacht habe ich geträumt, dass das Telefon geklingelt hat - ich war hellwach, mein Herz ist bald hoch zum Kopf raus! Mein Vater weiß, dass er mich zu jeder Tag und Nachtzeit anrufen kann - war ja auch schon notwendig.
Eines Nachts träumte ich! Meine ganze Verwandtschaft war schwarz angezogen und standen in einem Raum - meine Mam saß auf einem Stuhl in der Mitte des Raumes und schaute mich an und sagte: "Du musst entscheiden ob du mich freigibst"! Ich halte diese Träume einfach nicht aus - kann diese Träume auch nicht unterbinden! :confused:
Meine Schwester schreibt mir laufend Simsen wie schlecht es ihr geht und sie dies und das nicht verkraftet - sie hat doch ne totale Meise (sorry für den Ausdruck) mal ist sie erkältet, mal tut die Hüfte weh - und letztenendes sind das nur Ausreden nicht zur Mutti zu müssen. Man sie könnte die Zeit noch mehr nutzen wie ich - sie wohnt im gleichen Ort und ist jeden Tag daheim! Kein Reden hilft und wenn man was sagt sind das für sie Demütigungen! Was soll ich dazu sagen! Sie ruft meine Mam nur an und zieht über Vati her wie schlecht er sie als Kind behandelt hat und aus diesen Gründen nicht kommen kann. Die Frau ist über 40, eigentlich alt genug um sich mal mit meinem Vater auszusprechen!
Aber das Schlimmste ist, dass meine Schwester weiß das die beiden schon so Probleme haben auszukommen - sie muss die beiden noch richtig aufhetzen.
Am Samstag rief mich mein Vater vom Handy aus an und sagte: "K. telefoniert schon eine Stunde mit Mutti und sie lassen kein gutes Haar an mir"
Ich muss aufhören - ich platze vor Wut und Verzweiflung und weiß nicht recht ob das so gut ist mich hier auszulassen. Aber irgendwo muss ich es mal rauslassen. :embarasse Ist das nicht traurig?:cry:

Liebe Ela, deine Zeilen gingen mir aber auch ganz schön nahe.
Aber weist du was ich mir vorstellen könnte? Dein Papa will die Trauer nicht zulassen weil er sie nicht ertragen kann. Er glaubt durch eine neue Bekanntschaft vieles vergessen oder verdrängen zu können! Er will wieder eine heile Welt ohne Krankheit, Sorgen und Kummer. Ich hoffe er macht nicht wirklich den Fehler und zieht seine neue Bekanntschaft vor wie du schon schreibst!
Also ich denke schon, dass er mit eurem Verlust ganz schön zu knabbern hat blos die Trauer nicht zulässt oder zulassen kann - er hat nicht die Kraft sich mit dem Schmerz auseinanderzusetzen. Er wird ABER sehr schnell feststellen, dass Eure liebe Mam niemanden ersetzen kann. Das wird gar nicht so lange dauern bis ihm das bewusst wird. Denn wie ich schon mal geschrieben habe, geht das eigentlich nicht so schnell jemanden, in sein Herz zu lassen.
Ach Ela lass dich lieb drücken! :pftroest:

Auf der einen Seite freut man sich, dass der Papa wieder jemanden kennengelernt hat, nicht alleine ist - er soll nur nicht gleich so euphorisch sein. Warum sollte man gleich die ganzen Sachen von Mama wegräumen - diese Sache gehören zu seinem/eurem Leben, das lässt sich nicht wegwischen. Er muss euch auch Zeit lassen mit dem Kennenlernen aber je mehr ich darüber nachdenke ist es wirklich ein Verdrängen von seinen wirklichen Gefühlen.

Petra, apropo Katze - ich habe 3 - und sie streicheln jeden Tag meine Seele :rolleyes: Ich freue mich jeden Tag wenn ich die Tür aufmache und sie kommen mir freudig entgegen - das ist ein Moment wo ich schon kurz meine ganzen Sorgen und Nöte vergessen kann.

Liebe Grüße an Alle
und entschuldigt bitte über die vielen Zeilen
aber es musste mal raus!

Mirjam

Ela4811 18.08.2008 11:15

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Hallo Mirijam,

klar musst du das mal los werden. Ist auch nicht so einfach für dich. Am Liebsten würde ich deine Schwester mal tüchtig schütteln, ob sie dann vielleicht mal zur Vernunft kommt?

Aber aus deinen Zeilen lese ich auch vieles schönes heraus: Deine Mutti kann stundenlang telefonieren. Meine konnte schon vor der Diagnose kaum noch telefonieren und kurze Zeit danach nur super kurz (1-2 Minuten). Deine Mutti kann sich richtig äußern und ist voll da.

Klar sind das nur Kleinigkeiten, aber es ist nicht selbstverständlich. Bei uns war es anders. Mama wußte schon sehr früh nicht mehr, wozu sie nach dem Zähneputzen Wasser im Mund hat und hat es immer runter geschluckt. Es war die Hölle, sie so zu sehen. Die eigene Mama mit Windeln im Bett...

Ich habe vorletzte Nacht geträumt, dass meine Eltern gestorben sind. Als ich aufgewacht bin, dachte ich nur, zum Glück war das nur ein Traum. Aber dann traf es mich wie ein Blitz und da wußte ich, dass Mama nicht mehr da ist und sah sie im Pflegebett liegen ohne ein Hauch von Leben... Wie konnte ich nur vergessen, dass sie nicht mehr da ist?

Ich weiß, wenn es Dinge gibt bei mir im Leben, die mich super doll belasten, dann schlafe ich schlecht, rede im Schlaf usw.

Und mein Vater macht es wirklich enst. Weißt du, ich bin ja froh, dass er jemanden gefunden hat, aber nach 7 Tagen kann man noch nicht sagen, dass der Mensch zur Familie gehört. Es zählte während der Trauer nur seine Gefühle und jetzt auch. So ist mein Vater eben. Während der Trauer war er sehr gemein zu uns. Da meinte ich schon mal, ob er vielleicht vergessen hat, dass wir auch unsere Mama verloren haben...

Mal sehen, wie es weiter geht. Aber für uns hat er keine Zeit mehr, macht nichts mehr in der Wohnung (nur Kleinigkeiten usw). Für sie macht er die Wohnung. Er hat keine Zeit mehr für uns, denn er weiß nie, ob er was mit ihr macht...

Ich nimm dich in den Arm und wünsche dir ganz viel Kraft

Ela

Annika0211 18.08.2008 21:55

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Zitat:

Zitat von catcin (Beitrag 591051)
... Wie soll ich da helfen oder wie kann man überhaupt helfen? Warum ist man nur so hilflos!? Mein Herz zerbricht nach und nach und ich bekomme einfach keine Luft mehr!

Ach du liebe... ich hab keine Worte mehr... Mensch, ich möchte dich gern umarmen. Das tut mir so leid, ich fühl mich zurückgesetzt in die Zeit mit Papa, als es mir so ging... ich konnte in der Tat nicht mehr richtig durchatmen... irgendwas blockierte mich... und das Herz tut weh, ohne zu bluten. Was schlimmeres kann ich mir nicht vorstellen, als hilflos dabei zu sein, langsam selbst zu zerbrechen und lauter als alles andere schreien zu wollen - hauptsache, es tut sich was - - - aber es tut sich nichts!

Zitat:

Zitat von catcin (Beitrag 591051)
... Meine Schwester schreibt mir laufend Simsen wie schlecht es ihr geht und sie dies und das nicht verkraftet - sie hat doch ne totale Meise (sorry für den Ausdruck) mal ist sie erkältet, mal tut die Hüfte weh - und letztenendes sind das nur Ausreden nicht zur Mutti zu müssen. Man sie könnte die Zeit noch mehr nutzen wie ich - sie wohnt im gleichen Ort und ist jeden Tag daheim! Kein Reden hilft und wenn man was sagt sind das für sie Demütigungen! Was soll ich dazu sagen! Sie ruft meine Mam nur an und zieht über Vati her wie schlecht er sie als Kind behandelt hat und aus diesen Gründen nicht kommen kann. Die Frau ist über 40, eigentlich alt genug um sich mal mit meinem Vater auszusprechen!
Aber das Schlimmste ist, dass meine Schwester weiß das die beiden schon so Probleme haben auszukommen - sie muss die beiden noch richtig aufhetzen.
Am Samstag rief mich mein Vater vom Handy aus an und sagte: "K. telefoniert schon eine Stunde mit Mutti und sie lassen kein gutes Haar an mir"
Ich muss aufhören - ich platze vor Wut und Verzweiflung und weiß nicht recht ob das so gut ist mich hier auszulassen. Aber irgendwo muss ich es mal rauslassen. :embarasse Ist das nicht traurig?:cry:!

Liebe Mirjam.
Das einzige, was mir dazu einfällt ist, dass du deiner Schwester besser aus dem Weg gehen, den Kontakt meiden solltest.
Dieser Kontakt tut besonders dir nicht gut. Sie ist keine Stütze für deine Mutti, auch für deinen Papa und dich nicht.
Jemand, der sich in dieser Situation selbst in den Vordergrund schiebt, sollte man wirklich schnell zurückschieben, sonst beginnt man, einen großen Hass aufzubauen...
Du musst zusehen, dass du stark bleibst und leider musst du auch sehen, dass du dir die Kraft selbst besorgst - auf so eine Schwester kannst du nichts geben, da ist kein Verlass drauf.
Sie ist natürlich das Kind deiner Mutter und ich denke, deine Mutti wird niemals ihr eigenes Kind von sich stoßen, weil es ihr so schlecht geht.
Mein Papa machte in seinem Leid noch UNS Hoffnung, gab uns Kraft, Stärke und Mut - das wollten wir ihm eigentlich geben und konnten das nicht immer.
Deine Mama ist so tapfer und geduldig... ich kann dich gut verstehen, dass du zornig bist.

Zitat:

Zitat von catcin (Beitrag 591051)
... Aber weist du was ich mir vorstellen könnte? Dein Papa will die Trauer nicht zulassen weil er sie nicht ertragen kann. Er glaubt durch eine neue Bekanntschaft vieles vergessen oder verdrängen zu können! Er will wieder eine heile Welt ohne Krankheit, Sorgen und Kummer. Ich hoffe er macht nicht wirklich den Fehler und zieht seine neue Bekanntschaft vor wie du schon schreibst!
Also ich denke schon, dass er mit eurem Verlust ganz schön zu knabbern hat blos die Trauer nicht zulässt oder zulassen kann - er hat nicht die Kraft sich mit dem Schmerz auseinanderzusetzen. Er wird ABER sehr schnell feststellen, dass Eure liebe Mam niemanden ersetzen kann. Das wird gar nicht so lange dauern bis ihm das bewusst wird. Denn wie ich schon mal geschrieben habe, geht das eigentlich nicht so schnell jemanden, in sein Herz zu lassen.
Ach Ela lass dich lieb drücken! :pftroest:
...aber je mehr ich darüber nachdenke ist es wirklich ein Verdrängen von seinen wirklichen Gefühlen...

Liebe Ela.
Ich denke so wie Mirjam.
Ich glaube auch, dass dein Papa das alles verdrängt, weil er nicht weiß, wie er damit umgehen soll... die innere Verzweiflung treibt Menschen manchmal zu Dingen, denen sie sich später erst bewusst werden.
Ich will die Aktionen von deinem Papa nicht schön-reden - ich verstehe dich gut, dass es unglaublich weh tut.

Jeder Mensch hat allerdings seine eigene Art zu trauern. Manche verschanzen sich, fangen an zu trinken, werden depressiv, feiern wochenlang exzessiv, verändern sich grundlegend... und manche von ihnen werden nach einer Zeit wieder "wach" und merken, was sie da eigentlich gemacht haben.
Und niemand sollte ihnen dann einen Vorwurf machen... jeder hat die Trauer selbst zu tragen und diese Tragweite zu verantworten.

Du bist noch sehr, sehr traurig, vermisst deine Mama ganz arg (verständlich!!!) und kannst es einfach nicht akzeptieren, dass da jemand anderes die Rolle deiner Mama einnehmen soll (auch verständlich!!!).
Vielleicht will die Frau das gar nicht? Vielleicht dämmert es deinem Papa noch nicht, was er euch damit antut? Das glaube ich eigentlich eher.

Liebe Ela, ich wünsche dir ganz viel Kraft, dass du deinem Papa die Zeit gibst, die er braucht, um den Verlust seiner Frau anzunehmen und zu verarbeiten.
Ich denke mal, dass in jeder normalen Frau was vorgeht, die einen frischgebackenen Witwer kennenlernt. Ich mag gar nicht glauben, dass es herzlose Frauen gibt, die solche Situationen ausnutzen...

Ihr Lieben - lasst euch alle drücken (auch du, Petra, der ich jetzt nichts geschrieben habe). Ich wünsche euch so sehr, dass für euch die Sonne wieder etwas mehr scheint und ihr eure Herzchen nicht so belasten müsst.
Es ist eine schwere Zeit und ich denke ganz fest an euch.
Ihr seid so stark, wenn ich eure Beiträge lese... so tapfere Mädels... ich umarme euch von Herzen!

Ela4811 19.08.2008 11:01

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Hallo ihr Lieben,

in unserem Träumen verarbeiten wir alles. Als meine Mama so schwer krank war, habe ich immer nur dann geschlafen, wenn mein Freund wach war. Sowie er Licht und den Fernseher ausgemacht hat, war ich hellwach. Meine Nächte waren entsprechend kurz.

Liebe Mirijam,
es ist so schwer für dich und du denkt, du schaffst das nicht. Mir ging es genauso, aber du hast dennoch die Kraft, dass alles durch zu stehen. Es tut unglaublich weh, da man nie daran gedacht hat, dass unseren Eltern was passiert. Aber deine Mama spürt deine Liebe und deine Hilfe bekommt sie mit. Sie wird stolz auf ihre Tochter sein! Da bin ich mir sicher...

Ich glaube, Papa klammert sich an seine neue Freundin, da er Angst hat, alleine zu bleiben. Mensch, er soll glücklich werden!!! Aber ich habe auch Angst, dass er Dinge macht, die er später mal bereut. Ich würde ihm da auch nie rein reden. Aber mir geht das auch alles zu schnell. Aber da muss ich halt durch. Den Tag werde ich auch überstehen...

Ich drücke euch

Ela

Ela4811 19.08.2008 14:44

AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV
 
Liebe Mirijam,

du bist so eine Liebe. Ich schätze mal, dass du sehr sensibel bist oder nicht? Ich bin sehr sensibel und manchmal ist es nicht einfach deswegen. Aber oft kann man sich besser in andere hin einversetzen.

Ich werde sehen, wie es mir Sonntag geht. Und danach entscheide ich. Ich hoffe nur, dass ich nicht wieder so wirr träume, denn das hat mich ganz schön runter gerissen.

Ich hatte mit meiner Schwester eine Zeitlang auch keinen Kontakt. Das war richtig und schwer zu gleich. Vielleicht solltest du an dich denken und ein wenig mit ihr runter schalten. Denn deine Kraft brauchst du für deine Mama und auch für dich. Du kannst nicht für alle da sein und jeder erwartet, dass du alles und jeden verstehen musst.

Ach Mirijam, ich wünschte, ich könnte dir helfen. Aber leider geht das nicht, denn diesen Weg müssen wir irgendwie mit Hilfe alleine gehen...

Ich wünsche deiner Mama keine Schmerzen, keine Quälerei und noch viel Zeit!!!

Nimm dich in den Arm

Ela


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