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Hallo Jutta, hallo Hermann,
dieser Spruch hat nichts an Aussagekraft verloren. Man setzt sich ein Ziel und macht sich auf den Weg. Das zuvor gesetzte Ziel ist dabei nicht das Ziel. Das Ziel ist, nicht stehen zu bleiben und auf dem Weg nach rechts und links zu schauen. Der Weg ist das Ziel. Liebe Grüße, Helmut |
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Hallo Hermann und alle anderen!
Kurz nach der Diagnose bin ich zu meiner Hausärztin gegangen und habe ihr gesagt: " Ich kann mir ein Leben ohne meinen Mann nicht vorstellen." Und nun sitze ich hier und bin in dieser Situation. Bei Witwen gibt es diese sichtbare Erscheinung des "Nach-Sterbens" wie du sie beschreibst ebenso wie bei Witwern.Meistens innerhalb der nächsten 2 Jahre kann es dazu kommen. Auch ich denke nicht an einen Freitod, so lange ich "gesund" bin. Muss aber zugeben, das ich momentan nicht allzu viel Mut habe,mein Leben für mich alleine zu gestalten. Zur Zeit sind nur unangenehme Dinge zu erledigen die keinen Aufschub dulden. Ich habe in der nächsten Woche einen Termin beim Arbeitsamt im Job-Center. Es müssen dort alle möglichen Fragen nach Unterkunft, Vermögen usw. beantworten werden, denn die Rente meines Mannes reicht nicht zum Leben. Er hätte noch 10 Jahre arbeiten müssen und meine eigene Rente kann frühestens 2022 ausgezahlt werden. Alles ist aber nicht so belastend für mich. Nur die Sehnsucht nach seiner Gegenwart, seiner Stimme, seinem Humor, unserem gegenseitigen Vertrauen und vieles mehr lassen mich nicht zur Ruhe kommen. Ich denke immer öfter über einen Umzug nach, muss aber kleine Schritte machen. Heute vor einer Woche ist er beerdigt worden und vor zwei Wochen erst gestorben.... Geduld ist nicht meine Stärke, ich ermahn mich immer wieder zu bedenken das ich mit meinen Kraftreserven vorsichtig umgehen muss! Das Schreiben hier im Forum hilft mir zur Zeit sehr. Danke fürs mitlesen oder antworten. Liebe Grüße Jutta |
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Hallo Hermann!
Es ist ein düsteres Thema, aber ich denke viel über das Sterben nach, ich hoffe das ich niemanden nerve damit .Es war das ganze Jahr über so , das die Krankheit dominierte. Nichts war so wie vorher. Anfang des Jahres habe ich mir Bücher über Krebsbetroffene mit guten Heilungschancen in der Bücherei ausgeliehen, bis kein Buch mehr über dieses Thema von mir ungelesen blieb. Danach habe ich hier im Forum gelesen und geschrieben,habe mich überwiegend mit dem Thema Lungenkrebs befasst so dass ein halbwegs normales Leben kaum mehr möglich war. Radio hören gute Filme im Fernseher anschauen,all das interessierte mich nicht mehr. Nur bei der regelmäßigen Ausübung von Sport in unserem gemeinsamen Fitnesstudio blieb ich diszipliniert. Das hat sich bis jetzt nicht geändert, außer das ich mich nicht besonders gut ernähre ( zu viel süßes ich koche mir z.Zt. auch nichts, habe keinen Appetit lohnt sich nicht für mich alleine ) bin ich immer noch mit allem negativen befasst was Krankheit und Tod so zu bieten haben . Omondi: Ich hoffe dass ich meine Lektion was das künftige alleine leben betrifft noch lerne. Hermann: Wenn es so sein sollte hätte ich gegen einen schnellen schmerzlosen Tod auch nichts einzuwenden. Nur von einem Medizinbetrieb wie mein Mann ihn kennenlernen musste möchte ich bitte verschont bleiben! Ich wünsche eine gute Nacht. Liebe Grüße Jutta |
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Hallo Omondi!
Du hast dich heute ziemlich offen hier im Forum eingebracht. Da habe ich gerne mitgelesen und schreib noch mal kurz obwohl ich müde bin. Ich sehe Parallelen zu meinem Leben dass ich jetzt führe. Allerdings bist du durch die vier Jahre Vorsprung schon ein ganzes Stück weiter,was ja normal ist. Du sorgst doch ganz gut für dich, außer das du Arztbesuche meidest. Nach dem Motto "ich werde es schon merken wenn ich krank bin." Du führst ein recht interessantes Leben wie ich finde. Schmunzeln musste ich über die letzte Aussage: "Krepieren" möchte ich nicht!! Es wird aber schon schief gehen." Dir eine gute Nacht Jutta |
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Hallo Helmut,
Hallo Jutta der Weg kann nicht das Ziel sein, denn dann wäre es egal, wohin man läuft. Was ich tun werde, war bereits ein Thema, als Tanja noch lebte. Einmal frage sie, ob ich wieder heiraten werden. Ich sagte nein und bin auch heute noch dieser Ansicht. Eine Frau wie sie werde ich nicht mehr treffen. Später meinte sie, ich würde sicher viel reisen. Das habe ich nicht getan. Natürlich gab es Dienstreisen, auch war ich viermal im Ausland bei ihrer Familie und auf dem Friedhof. Mit Daria habe ich Tagesreisen gemacht und zwei Tage waren wir in Berlin. Von dort fuhren wir zu ihrer Familie ( 1. Todestag von Tanja) Ansonsten bin ich aber nicht gereist. „Die schönsten Dinge im Leben erlebt man immer gemeinsam“, stand auf der Karte, die sie mir letztes Jahr zum Geburtstags schenkte. Damals war ihr Leben schon gefährdet, aber sie hoffte auf einen Erfolg der Behandlung. (Einige Wochen vorher, war es noch anders, da schrieb sie mir einen Abschiedsbrief.) Es wird nie mehr so sein wie früher. Aber ziellos in den Alltag hinein leben, führt zu einem leeren Leben. Hallo Omondi. ich finde es gut, dass Du Dich ehrenamtlich engagiert. Ich habe das auch vor, spätestens wenn ich in Rente gehe. Ich werde neue Aufgaben brauchen. Noch habe ich meine Arbeit, aber nach 2016 werde ich höchstens noch wenige Stunden in der Woche arbeiten. Zu Ärzten bin ich immer ungern gegangen. Wenn ich krank war, musste ich gehen. Aber was bringt Vorsorge und Prävention? Meine Frau hat beides nicht geholfen. Sie hat gesund gelebt. 2009 wurde bei ihr in der Brust ein kleiner Tumor festgestellt. Der Arzt stellte auch fest, dass man den bei der letzten Vorsorge in Dortmund übersehen hatte. Anfang 2012 ging der Tumor-Marker nach oben. Man hat nichts gefunden, aber einige Monate später wurde der zweite Krebs festgestellt ( der mit dem Brustkrebs nichts zu tun hatte). Es gibt keine Sicherheit! Auch nicht durch Vorsorge und Prävention. Hallo Jutta, mit dem Umzug ging es mir nach dem Tod meiner Frau auch so. Ich habe noch zehn Monate allein in der Wohnung gelebt. Aber die Wohnung war auch zu groß und zu teuer. Im Februar habe ich einen Vorvertrag für eine Wohnung abgeschlossen, die im Juni fertig sein sollte. Ich habe die Wohnung auch gewählt, weil ich so mehr Zeit bis zum Umzug hatte. Liebe Grüße Hermann |
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hallo Omondi
ich seh bei mir eine ähnlichkeit in der lebensgeschichte. mein mann bekam im januar 1999 die diagnose krebs und verstarb im februar 1999 es ging sehr schnell. seit dem hab ich vor ärzten ein horror ich war in den jahren vielleicht 5 mal beim arzt weil es nicht anders ging. nun ist mein jetziger mann an krebs erkrankt und ich hab seit ende april die diagnose kam viel mitgemacht. ich frage mich was kann man alles verkraften, hab in momenten wo ich vor angst ganz tief war auch schon gedacht wenn du jetzt dran wärst -na und. und dann geht's immer irgendwie weiter...... lg.-von elisa |
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Hallo an Alle!
Um nochmal auf Krankheit und Tod zurückzukommen (es beschäftigt mich immer noch sehr stark) ist für mich das Gefühl( wie wohl auch für meinen Mann) nach der Diagnose ohnmächtig den Vermutungen und Entscheidungen der Ärzte ausgeliefert zu sein. Der Kranke ist ihr Eigentum geworden. Das medizinische Räderwerk wird in Gang gesetzt. Ich habe es 2010 bei meinem Vater- der innerhalb von 6 Wochen an kleinzelligen Lungenkrebs starb - und kürzlich bei meinem Mann erfahren müssen. Beide hatten keinen sanften Tod, mussten in den letzten Lebenswochen ziemliche Qualen erdulden. Es wurde bei meinem Vater noch herumexperimentiert, was die moderne Medizin so hergab, obwohl er schon so gut wie im Sterben lag. Mein Mann litt an starker Luftnot, die von Beginn an am meisten von ihm gefürchtet wurde. Er hätte schneller auf eine Palliativstation verlegt werden müssen. Dort hätte er die Möglichkeit gehabt einen" guten Tod" zu sterben. Die Ärztin aus der ambulanten Onkologie sagte zwei Wochen vor seinem Tod zu mir: " Ihr Mann hat sehr viel Angst, als sie meinen verständnislosen Blick sah fügte sie schnell hinzu, "was ja auch normal ist. Ein annehmbarer Tod ist für mich einer der frei ist von vermeidbarem Stress und Erstickungsgefühlen, oder Schmerzen, aber auch psychische Leiden, Gefühle von Hilflosigkeit ,Enttäuschung und Ängste müssen ernst genommen und aufgefangen werden. Auch auf normalen Stationen ist dies immer eine Frage der Haltung der Ärzte und des ganzen Teams. In unserem Fall ist es nicht so ganz geglückt. Anderen die den Berg noch vor sich haben wünsche ich da mehr Glück! Hermann: Der Mensch braucht Ziele. Er braucht Wünsche, Pläne und Hoffnungen-bis zuletzt. Das gibt uns Kraft ,auch die schweren ,unangenehmen Dinge im Leben auszuhalten. Liebe Grüße Jutta |
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Hallo an alle,
ich lese hier interessiert mit und möchte noch mal eine Variante der neuen, unfreiwilligen Lebensführung einbringen. Ich gehöre zu den schon länger Verwitweten, lese und schreibe hier aber noch gelegentlich mit, weil auch ich von dem Thema nicht loskomme. Yogi 12, Jutta, möchte ich mein Beileid aussprechen für den noch frischen Verlust: das ist schwer. Zu den hier gemachten, nachfolgenden Überlegungen möchte ich gern meine Meinung dazu tun: „Der Weg ist das Ziel“ Helmut „Der Weg kann nicht das Ziel sein, denn dann wäre es egal wohin man läuft.“ HermannJohann Es gibt viele Wege, täglich werden uns Entscheidungen abverlangt: richtig oder falsch? Wer weiß das im Moment des Entscheidens schon genau. Unbedingt ein Ziel zu haben, bedeutet das nicht, einen Rettungsanker zu brauchen, einen festen Punkt von dem wir annehmen, er gibt unserem Leben Struktur? Struktur braucht man dann, wenn man Angst hat, sich zu verlaufen: habe ich nicht! Mit 60+ sehe ich auch nicht den Sinn, den ein festes Ziel bringen sollte. Ein Ziel haben wir alle, freiwillig oder unfreiwillig müssen wir es erreichen, aber vorher bietet das Leben hoffentlich noch Gelegenheiten und Überraschungen zur spontanen Rektion. Ich habe meinen Mann auch bis zum Ende begleitet, zu Hause ( es war sein Wunsch) mit fast dreißigjährigem Vorlauf, ich war 21 als mein Partner das erste Mal an Krebs erkrankte, jetzt bin ich seit 6 Jahren verwitwet, wohne noch in der gemeinsamen Wohnung, werde noch mal umziehen, mich aber nicht räumlich verkleinern, sondern vergrößern, mit eigenem Umbau. Hier liegt wohl schon ein Unterschied zwischen Männer und Frauen: Witwer möchten eine kleinere Wohnung, Witwen, vorausgesetzt es ist finanziell möglich, wollen das meist nicht. Ehrenamtlich betätige ich mich von Zeit zu Zeit auch: Bildungspatenschaften, dann belege ich als Gasthörer noch ein Studienfach, dass in meiner regulären Studienzeit zwar schon erstrebenswert war, aber zu aufwändig. Mein Beruf hat die ideale Eigenschaft, dass er sich zwischen Arbeit und Freizeit gar nicht trennen lässt, so gibt es auch kein Loch in der Freizeitgestaltung. Ich behaupte jetzt mal keck, dass ich mich in der neuen Situation als Single nicht wesentlich verändert habe, eigentlich lebe ich so wie ich schon in der geglückten Partnerschaft mit meinem Mann gelebt habe, natürlich fehlt er mir sehr, aber das lässt sich nicht ändern, er hätte auch gern noch weiter mit mir zusammengelebt. Diesen Punkt der Trennung können wir uns nicht aussuchen und müssen nun einen Weg gehen: für mich ist dabei ein festes Ziel nicht notwendig und auch nicht erstrebenswert. Liebe Grüße Geske |
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Zitat:
ich glaube, da haben wir uns missverstanden. Der Weg ist das Ziel bedeutet, den ersten Schritt auf einen Weg zu tun. Das heißt: nicht stehen bleiben. Es kann durchaus nützlich sein, dabei ein konkretes Ziel für die Zukunft vor Augen zu haben, muss jedoch nicht. Es gibt auch kein Muss, dieses konkrete Ziel zu erreichen. Wichtig ist nur, dass man losgeht. Dieses Losgehen ist das allererste Ziel und es spielt zunächst keine Rolle, wohin es letztendlich führt. Das ergibt sich irgendwann von ganz alleine. Wer mit offenen Augen geht, wird das erkennen und hat den Sinn dieses Spruches erfüllt und längst hinter sich gelassen. Du hast bereits etliche Schritte hinter dir. Vielleicht findet man ja auf diesem Weg ein lohnendes Ziel? Vielleicht stellt man am Ende des Weges fest, dass es doch ein Ziel gab, von dem man gar nichts wusste? Vielleicht war der erste Weg eine Sackgasse? Mein erstes Ziel war: weiter zu leben, weil meine Frau sich das für mich wünschte. Was mir sehr schwer fiel. Auf den Rat meiner Heilpraktikerin ("Sie brauchen keine Pillen!") setzte ich mir ein zweites Ziel und machte mich auf den Weg. Irgendwann war dieses Ziel nicht mehr relevant. Trotzdem. Nachdem ich es bereits längst aus den Augen verloren und endgültig verworfen hatte, hat es sich erfüllt. Das Leben hat schon seltsame Wege im Angebot. Man muss sie nur gehen. Wohin genau sie führen, weiß man nie. Liebe Grüße, Helmut |
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Hallo Hermann,
wie andere schon schrieben, jeder muss seinen Weg selber finden und der ist gut so. Es muss ja nicht die große Ziel oder Glück sein. Ich denke, ein Leben in Zufriedenheit und Gleichklang mit sich selbst wäre doch auch nicht schlecht? Es gibt einen Spruch: "Es ist nicht wichtig, wie viele Tage das Leben hat, sondern wie viel Leben die Tage." Oder so ähnlich, sinngemäß. Ich wünsche mir ein menschenwürdiges Ende. Ob früher oder später, ist nicht so wichtig. Wir können es eh nicht ändern. Bis dahin jedoch möchte ich den Tagen Leben geben. Obwohl, so ein paar gelebte Tage mehr währen schon nicht schlecht, oder? Hallo Jutta, es gibt gute Gründe für als auch gegen eine neue Wohnung. Ich denke, es will reiflich überlegt sein. Vielleicht gibt es auch zwingende Gründe. Dagegen kann man kaum was machen. Auch wenn die alte Wohnung noch so bedrückt, sie vermittelt trotzdem immer noch ein gewisses das Gefühl der Nähe. Es ist ein Stück loslassen. Denkst du, du kannst diese Nähe, die auch gute Seiten hat, mitnehmen? Ich weiß, dass das schwer ist, doch es geht. Die neue Wohnung ist zunächst kalt und leer. Du kannst sie mit neuem Leben und mit Erinnerung füllen, die dir diese Nähe geben. Es sollte keine Flucht sein. Lass dir Zeit, wenn du die Möglichkeit hast. Vor allem: mach es so, wie du es willst. Liebe Grüße, Helmut |
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Hallo Helmut,
es ist wirklich zu früh für eine neue Wohnung und letztlich nimmt man sich selbst überall mit hin. Dieser Zustand der Unruhe und der Ziellosigkeit, den ich momentan spüre treibt mich an etwas verändern zu wollen, obwohl es noch nicht die richtige Zeit dafür ist. Alles ist noch zu ungewohnt und chaotisch. Wenn hier in der Wohnung etwas nicht gleich funktioniert werde ich schnell hektisch und dann gelingt gar nichts mehr. Ich wünsche mir mehr Ruhe und Geduld und hoffe das es nicht nur bei dem Wunsch bleibt. Ich glaube du bist da schon viel gelassener im Umgang mit den Widrigkeiten des Lebens, die kritische Zeit ist lange her auch wenn sie nie vergessen werden kann. Gute Nacht Jutta |
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Hallo Jutta,
ja, du hast recht. Ich sehe heute vieles gelassener für mich. Ich kann mich jedoch noch sehr gut erinnern, wie es damals bei mir war. Zitat:
Auch dir eine gute Nacht, Helmut |
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Hallo Helmut,
Es ist tröstlich zu wissen dass es vielen anderen hier im Forum auch so ähnlich geht wie mir. Da ich keinen großen Bekanntenkreis habe, der wahrscheinlich das Thema Krankheit und Tod sowieso schnell wieder ignorieren würde, bin ich dankbar hier unter Gleichgesinnten schreiben zu können. Liebe Grüße Juttta |
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Lieber Hermann!
Diesen Spruch höre ich auch oft, und es nervt. Vor allem kommt dieser Spruch von Menschen die nicht wissen wie es ist einen geliebten Menschen zu verlieren! Ich weiß auch das das Leben weiter geht, aber es geht anders weiter und wer damit in meinem Umfeld ein Problem hat soll Abstand von mir halten! Auch ist mir klar das ich mich verändert habe in meinen Augen auch normal für andere wider nicht! Erst heute habe ich wieder zu hören bekommen, Mensch du ziehst ein Gesicht lach doch mal wieder! Ich kann das alles nicht mehr hören!! LG mausi |
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Zitat:
jou, das kenne ich. So was schockt natürlich, wenn man das liest, und es schmerzt. Zwei solcher Geschichten habe ich auch erlebt. Ein halbes Jahr, nachdem Myriam verstorben war, erhielt sie Post vom Gesundheitsamt. Zunächst dachte ich mir nichts dabei, es dauert halt, bis alle Ämter und Institutionen wissen, dass sie verstorben war. Es war der Inhalt, der mich dann schockte: die Einladung zum Brustkrebs-Screening. Ziemlich aufgebracht habe ich das dann telefonisch geklärt. Der Herr an der Strippe war zutiefst betroffen und entschuldigte sich tausendmal. Wir hatten eine Fernsehzeitung abonniert. Nach ihrem Tod habe ich das Abo gekündigt, denn meinen Fernseher hatte ich verschenkt. Dann kam der Anruf, ob ich denn nichts anderes lesen könnte und habe mir daraufhin eine Wochenmagazin (im Bad überm Waschbecken, da kann ich mich drin sehen ;)) bestellt. Der Adressaufgleber ist in so weit richtig bis auf die Anrede: Frau Helmut xxx . Ist heute noch so. :D Werbung auf ihren Namen habe ich noch lange nach ihrem Tod erhalten. Am Anfang war das schlimm. Irgendwann flog das dann ungeöffnet ohne Umweg in die blaue Tonne. Das hörte erst nach ca. 2 Jahren auf. Meist wird diese Werbung maschinell versandt. Zitat:
Der Professor meiner Frau sagte mir mal: "Es graut mir vor einer Spezies Mensch: den Angehörigen, die mit bereits fertigen Therapievorschlägen zu mir kommen. Wenn die eine scheitert, dann noch eine und noch eine .... wie es ihren Kranken dabei geht, interessiert die nicht. Der Mensch ist doch keine Maschine, die man einfach reparieren kann." Wenn es dann doch passiert, möchten die meisten Außenstehenden ganz schnell wieder zur Tagesordnung übergehen. Der Tod wird verdrängt. Auf der anderen Seite ist es so, dass ahnungslose Nichtbetroffene einfach nicht wissen können was es heißt, einen geliebten Menschen zu verlieren. Oft ist es auch Verlegenheit, wenn sie diese Sprüche loslassen, obwohl sie vielleicht doch trösten möchten. Wie schwer es ist, mit dem Tod eines geliebten Menschen umzugehen, das wissen wir doch selbst am besten. Es hat lange gedauert, bis ich zuerst solche Sprüche ingnorieren und später auch verzeihen konnte. Mal ehrlich und Hand auf's Herz: waren wir nicht auch mal ahnungslose Außenstehende? Liebe Grüße, Helmut PS: Mein absoluter Favorit unter den schlauen Sprüchen ist übrigens: "Man ist so alt, wie man sich fühlt". Die ganze Werbeindustrie lebt von diesem Spruch und wir glauben ihnen. |
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Hallo an Alle
wir Trauernden passen nicht in diese Welt der Moderne oder „Postmoderne“. Da wurde die Ehepartnerin durch die „Lebensabschnittsgefährtin“ ersetzt, die eben nur für einen Lebensabschnitt gedacht ist. Man kann sie austauschen. Da ist es unmodern oder „uncool“, wenn ich zu lange um meine Frau trauere. Heute solle alle unter 67 Jahren beruflich aktiv sein. Wenn sie es nicht sind, sollen sie „aktiviert“ werden. Langes Trauern passt dazu nicht. Durch Prävention bleiben wir gesund. Die private Alterssicherung macht es möglich, dass wir auch mit 80 Jahren noch munter sind, reisen und sorgenfrei leben können. Wenn wir doch einmal krank werden, gibt es ja die moderne Medizin, die uns wieder gesund macht. „Lehr uns bedenken, daß wir sterben müssen..“ Aber das passt nicht in dieses Lebensgefühl Liebe Grüße Hermann |
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Hallo
Zitat:
Genau das ist es was uns Quält, uns einsam macht, uns zu Ich erzieht. Lebensabschnittspartner:mad::mad: Was für ein Wort. Zum Glück benutzen dieses Wort Menschen die irgendwann auch mal Lebensabschnittspartner eines anderen Menschen sind und dann es nicht fassen können. Eine Ich Gesellschaft ohne Gewissen es passiert immer nur den anderen. Bloß nicht helfen denn was ich nicht sehe kann mir nicht passieren. Das ist es was mich an dieser Gesellschaft schon seit Jahrzehnten krank werden lässt. Es geht um Ich! Ich will, Ich muss, Ich habe rechte, nur ich bin wichtig, keiner kümmert sich um mich nur ich. Wenn du denn mit deiner Trauer und deinem anders sein um die Ecke kommst, sind diese Menschen total Hilflos und verwirrt. Dann kommen diese Sprüche "Das mit der Trauer muss aber mal ein Ende haben usw.. Jeder will Wärme und Geborgenheit haben! Keiner will sie geben. |
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Moin Rudi, moin Hermann,
wie hieß es so schön bei Radio Erivan? "Im Prinzip ja, aber .... " Ich sage: ".... aber ganz so schlecht ist die Welt und der Egoismus ansich denn doch nicht." Wir befinden uns alle in einer extremen Situation. Sonst hätten wir uns nicht in diesem Forum versammelt. Sei es als Betroffene, als Angehörige (wie z.B. du, Rudi) oder als Hinterbliebene (wie z.B. Hermann und ich). Da ist eine gute Portion Egoismus gefragt, um zu überleben. Oft ist es so, dass wir aus diesem Egoismus heraus von anderen Menschen Dinge verlangen, die diese vielleicht gar nicht leisten können. Auch das ist eine gewisse Art von Egoismus: hilfst du mir, so helfe ich dir. Das gibt es auch hier im Forum. Auch das ist eine gewisse Art von Egoismus: es gibt Zeiten in der Trauer, da verlangen wir nach Hilfe, wollen diese Hilfe jedoch gar nicht wirklich haben. Wie heißt es so schön? Die Welt da draußen ... Richtig. Draußen. Wir sitzen in unserem Kokon. Auch dieses Forum ist ein Kokon, in dem der eine Kokon dem anderen Hilfestellung bietet. Meistens verstehen wir uns. Doch auch gerade hier nicht immer. Dieser Kokon ist einerseits durchaus notwendig, denn die Situation, in welcher wir uns befinden, macht verletzlich. Er würde uns übergestülpt. Das heißt jedoch nicht, wir könnten ihn nicht wieder ablegen und wieder zu dem werden, was wir vorher auch waren: ein Teil dieser Welt da draußen. Ein Teil, welches Schmerzen erdulden musste und viel Leid erfahren hat. Ein Teil, welches nicht besser ist als andere sondern lediglich (vielleicht) etwas dazu gelernt hat. Ich denke: es ist nicht gut, aus einer persönlich-extremen Situation heraus die Welt zu be-urteilen. Die Welt da draußen war nie entweder gut oder schlecht. Sie war schon immer beides. Was nicht heißt, man dürfte sich nicht mehr ärgern über verschiedene Dinge, doch sie durchschauen und sich wehren. Ich möchte einen Satz aus meinem letzten Posting hier wiederholen: "Mal ehrlich und Hand auf's Herz: waren wir nicht auch mal ahnungslose Außenstehende?" Liebe Grüße, Helmut |
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Danke, Helmut. Ich hatte die Hoffnung fast schon aufgegeben.
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Hallo Hermann,
ich kann mich Jutta da nur anschließen. Auch meine verstorbene Frau und ich waren keine Engel. Wir haben Fehler gemacht, auch gestritten. Doch das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist doch, dass die Liebe groß genug war, das alles gemeinsam bestanden zu haben und das genau dadurch die Liebe von jung und stürmisch zu erfahren und bewusst gewachsen ist. Den Tod der Ehefrau (oder -mannes) kann man nicht mit einer Scheidung zweier lebender Menschen vergleichen. Dieser Tod ist auch kein Freibrief in dem Sinne, ich könnte jetzt tun und lassen, was ich vielleicht bereits vorher schon wollte. Bei der Trauung hieß es: "Was Gott zusammenfügt, soll der Mensch nicht trennen" und dann "Bis der Tod euch scheidet". Das heißt in den Augen der Kirche: man darf sich wieder auf's neue verlieben und binden, denn der Einzige, der zwei Menschen trennen darf, ist der Tod. Da ist kein Muss und keine Zeitangabe, hat auch absolut nichts mit der Trauer, ob ja oder nein, zu tun. Die Witwe oder der Witwer ist wieder frei, nicht mehr verheiratet. Nicht mehr und nicht weniger. Was das gesellschaftliche betrifft, so gab es früher das sogenannte Trauerjahr. Nach diesem Trauerjahr konnte niemand mehr eine Witwe oder einen Witwer verurteilen, die oder der sich wieder gebunden hat. Auch früher stieß es teilweise auf Unverständnis, wenn sie es nicht taten. Oft war es sogar notwendig, wenn der/die Partner/in mit 6, 7 oder 10 Kindern unversorgt alleine zurück blieb. Es ist Unsinn, möchte man jede alte Traditionen eins zu eins in unser heutiges Leben übernehmen, ohne zu fragen, ob sie heute tatsächlich noch Sinn machen und ohne sie in ihrem Kontext zu hinterfragen. Wir dürfen heute trauern. So kurz oder so lange, wie es für uns richtig ist. Es ist mir persönlich nicht wichtig, dass die Gesellschaft mich versteht. Es ist mein Leben! Ich muss meine Trauer nicht jedem auf die Nase binden, doch ich verstecke sie nicht. Eine neue Partnerin oder Partner: das ist doch kein Ersatz?? Wer das sucht, wird garantiert Schiffbruch erleiden. Es wäre zudem eine Beleidigung meiner verstorbenen Frau und meiner Lebensgefährtin, sollte ich Ersatz suchen. Ersatz wofür? Für's Kochen, Strümpfestopfen oder, ganz offen gesagt, für's Bett, also ein (wie man bei uns sagt) Bratkartoffelverhältnis? Oder etwa Ersatz für die Liebe? Ersteres kann man tatsächlich 'ersetzen'. Das kann auch eine Haushaltshilfe leisten oder andere. Doch kann man die Liebe zu unseren Verstorbenen ersetzen? Niemals. Man kann eine neue Liebe finden. Wenn man möchte. Mit allem, was dazu gehört. Mit Schmetterlingen im Bauch und zitternden Knien. Wenn man möchte. Die Liebe zu unserer verstorbenen Frau/Mann stirbt dadurch nicht auch noch. Sie bleibt. Genau wie die Trauer. Wenn man eine neue Liebe findet, so ist das kein Verrat. Wann oder wie oder überhaupt, das muss und darf jeder für sich selbst entscheiden. Das ist der 'Freibrief' heute. Über eins sollte man sich allerdings im klaren sein: wenn, dann wird das eine ganz andere Beziehung, als es früher war. Beide Seiten brauchen viel Verständnis für die besondere Situation des jeweils anderen. Damit diese Beziehung sinnvoll Bestand hat, ist Offenheit der Gefühle und Gedanken ein Muss. Ist die neue Liebe nicht zufällig ebenfalls Witwe (oder umgekehrt), so geht sie unter Umständen eine Beziehung zu dritt ein: der Mann, die Trauer und sie. Ist sie ebenfalls Witwe, dann sind es vielleicht sogar vier. Das ist ein Problem, welches man früher gar nicht hatte und das, wenn nicht gelöst, alles andere zerstören kann. Zum einen die neue Liebe, zum anderen vielleicht auch zwei Menschen. Es ist also gar nicht so einfach, denn die Liebe zu unseren Verstorbenen bleibt in unseren Herzen und die Trauer endet niemals ganz. Ich habe seit 3 Jahren eine neue Liebe. Seit gut 2 Jahren sind wir fest zusammen. Wir leben quasi zu viert. Es geht, sehr gut sogar. Es gibt keine Eifersucht auf die verstorbenen Partner. Wir haben lange darüber gesprochen und tun es heute auch noch und nennen sie beim Namen: sie sind weder verdrängt noch ersetzt noch vergessen. Es ist schön und es ist richtig. Wenn man möchte. Nicht alles, was wir nicht verstehen ist deswegen falsch. Man kann jedoch vieles falsch verstehen, wenn man in seinem Kokon sitzen bleibt. Die Gesellschaft ist ein gesichtsloser Brei, der aus vielen einzelnen Gesichtern besteht. Doch jedes einzelne Gesicht ist das Gewürz in diesem Brei und bestimmt seinen Geschmack. Liebe Grüße, Helmut |
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Hallo Hermann,
Vielleicht ist es nicht der Tod selbst, der mich erschreckt, sondern es ist das Unbekannte vor dem ich zurückweiche. Wer ist schon auf den Tod vorbereitet - hat so umfassend gelebt - dass er im Nichtsein keine Bedrohung sieht? Selbst mit meiner Psychologin kann ich über dieses Thema nicht reden. Sie ist 10 Jahre jünger als ich und hat noch keinen Verlust eines geliebten Menschen hinnehmen müssen, macht sich keine Gedanken über das was noch kommen mag. Seit genau 5 Jahren muss ich mich dieser Realität stellen. 2010 starb mein Vater an Lungenkrebs, 2013 der Schwiegervater gefolgt von meiner Mutter im Februar 2014, doch der Tod meines Mannes im August 2014 hat alles zuvor geschehene überlagert. Es stellt sich immer wieder die Frage nach dem Sinn des Lebens. Und wie kann ich es schaffen mit mir ins " Reine " zu kommen wie es so schön heißt?? Bisher habe ich keine zufriedenstellende Antwort auf diese Fragen gefunden. Ich glaube es gibt sie nicht, denn es gibt so vieles in uns von dem wir nichts wissen wollen. |
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Hallo Hermann,
Die Jahre die noch bleiben rufen nach einer Sinngebung. Das ist eine drängende Frage, man kann sich ihr nicht entziehen, wenn man älter wird. Der Verlust geliebter Menschen und das Schwinden der Kräfte können nicht verharmlost werden. Dass einzige was mir sinnvoll erscheint - wäre möglichst aufmerksam in der Gegenwart zu leben - doch im Alltag ist mir die Ruhe die dafür nötig ist in den entscheidenden Momenten immer wieder abhanden gekommen. Ich habe keinen neuen Sinn gefunden. Wie auch? Wollte ich doch mit meinem Mann unsere " besten Jahre " erleben. Nur zu gern würde ich das Leben der Vergangenheit zurückrufen. Es vergeht kein Tag an dem ich nicht häufig an die schrecklichen aber auch schönen Zeiten mit meinem Mann denke. Erst seine Abwesenheit zeigt mir wie kostbar unser gemeinsames Leben war. Liebe Grüße Jutta Obwohl ich mich grottenschlecht ernähre fühle ich mich gesundheitlich ähnlich " gut " wie du. ( Blutwerte sind im normalen Bereich, auch sonst habe ich im Moment keine Beschwerden.) |
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"Ich kenne auch die Situation, wenn es dann später doch heißt: „Leider ist der Tumor wieder gewachsen“. Wie würde ich reagieren? Ich hoffe: gelassen."
Hallo Hermann, deine Träume sind sehr Ausdruckstark. Sie beschäftigen sich mit der Akzeptanz des Lebens und Sterbens. Es geht darum zu akzeptieren, dass wir jederzeit sterben können. Ich glaube dass Gelassenheit eine Lebenshaltung ist um die man sich bemühen kann, die aber immer wieder geübt werden muss. |
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Hallo Hermann,
ich schicke dir mal einen lieben Gruß. Deine besonnene Art lässt mich immer wieder gerne deine ehrlichen und gefühlvollen Beiträge und Antworten lesen. |
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Hallo Hermann,
leider ist dein letzter Beitrag verschwunden. Ich möchte dir trotzdem antworten. Deine Frau hatte vor 2 Jahren ihre letzten leidvollen Wochen vor sich, bis sie am 12. August erlöst wurde. Es erinnert mich an die letzte gemeinsame Zeit mit meinem Mann, nur etwa 1 Jahr später. Ich bin - genau wie du - sehr traurig darüber, dass ich ihn nicht länger als gesunden , humorvollen und liebenswerten Menschen um mich haben durfte. Ich denke an dich Jutta |
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Lieber Hermann, deine Zeilen (an Jutta) machen mich traurig. Mein Sohn musste mit 37 sterben. Er hatte solch ein Gottvertrauen und er sagte, er hätte keine Angst vorm sterben. Ich finde das auch so schrecklich unfair!! !
Ich selbst bin 60 und kann es voll nachvollziehen, wie es dir geht. LG Eva |
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Zitat:
Ich habe vor, die Tageszeitung zu kündigen. Zum einen kann ich Kosten sparen, aber es gibt auch andere Gründe. In den Todesanzeigen die ich schon viele Jahre lese erscheinen immer mehr sehr alte bis uralte Menschen, die ( plötzlich und unerwartet ) gehen müssen. Manche von ihnen hinterlassen sogar noch Mann oder Frau. Auch wenn ich sie um ihr hohes Alter ( schon wegen der Gebrechlichkeit ) nicht immer beneide versetzt es mir einen Stich , denn es wird deutlich, dass mein Mann, deine Frau und viele andere Menschen hier im Forum vor der Zeit Abschied nehmen mussten. Die einzige Wahrheit die es gibt besteht darin, dass es letztlich für niemanden ein entrinnen gibt, auch wenn die Lebenszeit ungerecht verteilt ist. |
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Hallo ihr Lieben,
die Lebenszeit ungerecht verteilt? Ja, auch so empfinde ich. Mein Vater stab, ich war 6 Jahre. Dann am 20.04.13 mein Herz. Wir hatten viel vor. Alles wurde und wird immer noch anders. Noch immer habe ich mich in einem Leben ohne ihn noch nicht zurecht gefunden. Werde ich es je tun? Immer wieder suche ich nach einem Sinn. In meiner Arbeit kämpfe ich für Menschen, die sterben. Bin für die Angehörige da und verausgabe mich. Es muß doch einen Sinn haben, oder? Hermann, ich weiß mal wieder nicht was ich schreiben soll, aber auch ich denke immer an diese besondere Zeit, wo alles begann und an den Gang über den Regenbogen. So viel Hoffnung, meist kann ich kein bestimmtes Datum ausmachen. Sei Umarmt an diesen besonderen Tagen. Herzlich Edith 53 |
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Hallo Hermann,
es tut mir sehr leid, dass deine Frau seelisch und körperlich von der Krankheit so ausgelaugt wurde, dass ihr die Kraft zum Weiterleben fehlte. Sie war vorbereitet und durchlief den Prozeß. Jetzt ist sie frei von Furcht und Schmerz, es war der Tod in dem sie Heilung fand.... |
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Hallo Hermann,
Es tröstet mich gerade, dass ich Zuspruch von einem Menschen wie dir erhalte, der so gut versteht was in mir vorgeht... Immer mal wieder wird in der Politik über das schwierige Thema "Sterbehilfe" gesprochen und es führt zu keinem Ergebnis. Auch mein Mann und ich waren davon betroffen. Warum waren die Ärzte in der Finalen Phase so vorsichtig? Konnten oder wollten sie die Situation nicht erkennen? Hätte er auf der "normalen" Krankenhausstation in ausreichender Menge Morphium bekommen - damit er weniger leidet - wäre das vielleicht schon Beihilfe zum Suizid gewesen? Fragen über Fragen, auf die es keine Antwort gibt. Meine Schwester,die im selben Krankenhaus in dem mein Mann starb seit mehr als 40 Jahren arbeitet meint, das sei wohl der Grund für die sparsame Morphium- Gabe gewesen. Es bleibt ein ungutes Gefühl und die Erkenntnis, dass jedes Leiden sinnlos ist. |
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Hallo Jutta,
ich habe mich inzwischen informiert. Es gibt keinen Beweis dafür, dass höhere Dosen von Morphium das Leben verkürzen. Das sagt die Palliativmedizin (Borasio 2014) Das Leben kann sogar etwas verlängert werden.Wer weniger leidet hat weniger Stress. Es gibt noch viel zu tun für die Patienten, die sterben müssen. Das hilft Deinem Mann nicht mehr, aber vielleicht anderen. Zum Geburtstag morgen wünsche ich Dir alles Gute. Diese Gedenktage (Geburtstage, Hochzeitstag) sind schwierig. Mit besten Grüßen Hermann |
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Hallo Hermann,
danke für die guten Wünsche. Ich sehe den Tod zwar als etwas gewaltiges an, dem ich nicht gewachsen sein könnte, auch Die Erfahrung mit meinem Mann macht mir Angst, aber aus dieser misslichen Lage habe ich gelernt , dass ich ( wenn möglich ) rechtzeitig selbst entscheiden möchte wie das Leben für mich zu Ende gehen soll. |
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Hallo Hermann,
eine schwierige Frage in diesem Stadium, oder überhaupt.... Kann man sie wahrheitsgemäß beantworten? Gruß Jutta |
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Hallo Jutta,
solche Fragen haben uns 14 Monate begleitet. Einen Tag vor meinem 61. Geburtstag bekam sie die Diagnose, die Prognose war sehr schlecht. Die kleine Hoffnung war, dass die Chemo-Therapie die Krankheit eine Weile aufhält. Dann kam die OP im Oktober 2012. Die große Hoffnung war Heilung, heraus kam wieder die kleine Hoffnung. Bereits im Januar war die Hoffnung, dass die Wirkung der Chemo-Therapie und der OP ein paar Jahre vorhält, vorbei. Es folgte die Chemo-Therapie mit Topotecan. Ende Februar bekam sie einen Infekt. Da durch die Chemo-Therapie der Lekozytenwert sehr gering war, kam sie ins Krankenhaus. Da ich dann auch eine Erkältung bekam, durfte ich sie einige Tage nicht besuchen. Sie schrieb: Leider geht es mir weiter schlechter, das Fieber steigt. Falls ... Warte natürlich bis M hierherkommt, allein oder mit D., dass entscheidet sie. .. Halte zusammen mit M und der Familie. Unterstützte die Enkelinnen.“ Sie hat den Infekt überstanden, aber es gab danach noch gefährliche Situationen. Der Tod war immer wieder ein Gesprächsthema. „Willst Du dem Garten behalten?“ „Wirst Du wieder heiraten?“, das waren einige ihrer Fragen. Beantworten kann man solche Frage in solch einer Situation schwer. Dass ich weiterleben soll, war klar. Sonst machen die Bitten keinen Sinn. Aber wie? Nach 2 Jahren: Ich habe den Garten noch. Es war vor allem ihr Garten. Ich bin Witwer und werde es wahrscheinlich bleiben. Ich bin umgezogen in eine kleinere Wohnung. Das Auto, das wir Anfang Juli 2013 gekauft haben, habe ich auch noch. Die älteste Enkelin Daria studiert Medizin. Sie kommt für eine Woche nach Deutschland, danach besuche ich die Familie und das Grab. K. geht noch zur Schule. Sie braucht meine Unterstützung noch nicht. Mit besten Grüßen Hermann |
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was immer du auf ihre Fragen geantwortet hast, du lebst und erfüllst dein Leben auch im Sinne deiner Frau. Liebe Grüße Jutta |
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ja, so ist es. Es schmerzt, das ist auch meine Erfahrung, aber es ist wichtig für die Trauerverarbeitung. Herzliche Grüße Jutta |
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Hallo Hermann,
ich habe deine Geschichte über die Krankheit und den Verlust deiner Frau immer mitgelesen , habe oft mitgefühlt und erkannte Übereinstimmungen in der Trauer um den geliebten Partner. Der Kontakt zu Menschen die Vergleichbares erlebt haben, hat positive Erfahrungen hinterlassen. Ich bin nicht mehr so allein und fühle mich von den anderen Betroffenen meist gut verstanden. Auch meine Geschichte ist bald zu Ende erzählt, doch der Trauerweg ist noch nicht zu Ende. Die Erinnerungen bleiben, mein Mann lebt mit mir weiter. Unsere geliebten Menschen haben Spuren hinterlassen und ich wünsche mir so sehr, dass sie geschützt und geborgen sind, umgeben von unendlicher Liebe. Dir wünsche ich viel Kraft, die Last des Todes deiner Frau zu tragen und weiterzuleben. Herzliche Grüße Jutta PS: Ich hoffe wir hören noch voneinander? |
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