![]() |
AW: Jetzt ist Deine Seele frei und ich kann es doch nicht begreifen
Hallo Jessica,
ich danke Dir für Deine Worte und Deine Anteilnahme! "Witzigerweise" - und das muss ich wirklich so sagen - habe ich erst jetzt angefangen meine Perspektive zu verlieren. Heute war wieder so ein Tag. Trennung, Tod, Trauer von allem zu viel. Bis zum Montag, also bis zur Beerdigung, war ich sehr rational. Ich war genau an dem Punkt, an dem Du jetzt bist, und das war richtig. Tief in mir drinnen überwiegt auch immer noch die Dankbarkeit und die Akzeptanz, dass Paps gehen durfte und musste. Ich möchte ihn nicht zurück haben. Nicht um den Preis, den er dafür zahlen müsste. So einfach ist das (in meinem Kopf). Aber in den letzten Tagen habe ich auch lernen müssen, dass sich die Seele nur für eine begrenzte Zeit vom Kopf kontrollieren lässt. Die Trauer ist da und sie bricht raus. So sehr man auch weiß und will, dass der andere nicht zurückkommt. Und auch mit dieser Erkenntnis komme ich die meiste Zeit klar. Ich merke nur, dass ich immer öfter einfach nicht mehr kann und will. Ich habe Angst, dass "es" zu lange dauert. Dass ich da nicht vernünftig durchkomme. Dass sich Trennung und Tod nicht richtig verarbeiten lassen, wenn man da alleine durchgeht, ohne das normale Leben anzuhalten. Ich werde vielleicht wirklich Hilfe in Anspruch nehmen. Noch habe ich mich definitiv nicht entschieden. Ich möchte nächste Woche wieder arbeiten. Ein paar Tage krank schreiben lassen ist ok, aber es fördert auch das schwarze Loch. Das möchte ich nicht. Ich erinnere noch, die Tage vor Paps Tod, als er zunächst nicht mehr essen und dann auch nicht mehr trinken (schlucken) konnte, dass es ihm sehr gefallen hat, wenn wir seine Lippen mit Orangensaft abgetupft haben. Etwas für den Geschmack. Paps hat gern Orangensaft getrunken. Vielleicht hat Dein Papa auch etwas, was es besonders mochte? Einen Saft? Ich wünsch Dir ganz viel Kraft und drück Dich, liebe Grüße Steffi |
AW: Jetzt ist Deine Seele frei und ich kann es doch nicht begreifen
Zitat:......Aber in den letzten Tagen habe ich auch lernen müssen, dass sich die Seele nur für eine begrenzte Zeit vom Kopf kontrollieren lässt. Die Trauer ist da und sie bricht raus. So sehr man auch weiß und will, dass der andere nicht zurückkommt....
Liebe Steffi, es ist in der Tat so wie du schreibst, die Seele lässt sich nicht kontrollieren. Unterdrücke ich die Trauer, kommt sie mit aller Wucht zurück und sei es in Form von Alpträumen! Liebe Grüße Jutta |
AW: Jetzt ist Deine Seele frei und ich kann es doch nicht begreifen
Hallo liebe Jutta,
schön von Dir zu lesen! Wie geht es Dir? Liebe Grüße, Steffi |
AW: Jetzt ist Deine Seele frei und ich kann es doch nicht begreifen
Hallo Steffi,
mir geht es nicht besonders gut, ich bin ziemlich nah am Wasserbrunnen gebaut und funktioniere eigentlich nur, weil ich mich um ungeklärte Dinge nach dem Tod meines Mannes ( vor 2 Wochen ) kümmern muss. Er starb so schnell dass er noch nicht mal Zeit dafür hatte seine Patientenverfügung auszufüllen. Auch zu hause blieb das meiste liegen und ich bin laufend beschäftigt mit dem Kram, der keinen Aufschub duldet. Wie sieht es denn bei dir so aus? Ist ja auch alles noch frisch und muss langsam verarbeitet werden so wie bei mir.... Der letzte Stand der Dinge war wenn ich es richtig erinnere dass du arbeiten wolltest. Du kannst ja mal wieder Berichten wenn du magst. Liebe Grüße Jutta |
AW: Jetzt ist Deine Seele frei und ich kann es doch nicht begreifen
Liebe Jutta,
ich habe mich ein paar Tage hier rausgenommen... Vordergründig, weil es mir sehr sehr schlecht wegen meiner trennung geht und dieser Schmerz hier natürlich nicht so hergehört. Er hat mich gestern komplett gestrichen. Überall blockiert. Ich werde ihn in meinem Leben niemals Wiedersehen. Immerhin wohnt er 250 km entfernt. Ich möchte da gar nicht so drauf rumreiten. Das einzige was ich über meinen Schmerz sagen kann ist, dass ich momentan das Gefühl Habe tatsächlich zu zerbrechen. Diese doppelte Trauer. Das ist einfach zu viel für meine Seele. Auch wenn ich auch in dieser Situation nicht glaube, dass ich deinen Schmerz nur annähernd nachvollziehen kann. Es ist einfach unvorstellbar. Unmenschlich. Ich bin immer für dich da- wenn auch nur virtuell ;-) ich finde es so bewundernswert, wie du versuchst mit deiner Situation umzugehen. Dass du deine Gefühle zulässt. Zumindest dosiert und mit Hilfe. Wie du uns anderen hier hilfst. Durch deine Worte... Eine sehr gute Freundin von mir, sie ist jetzt 34, hat ihren Papa mit 18 verloren. Lungenkrebs. Sie hatte grad mal 14 Tage von Diagnose bis zum Tod. Wir reden viel. Auch über ihren Papa. Was ich dir eigentlich mit auf den weg geben will: sie hat geleugnet dass ihr Papa gestorben ist. Vor sich selbst. Ihre Seele hat zugemacht. Bis heute denkt sie oft, dass das alles nicht passiert ist. Sie ist Anwältin. Hat ne eigene Kanzlei. Kind und Ehemann. Aber jetzt quälen sie schlimme angststörungen. Sie ist in Behandlung. Da sie nie getrauert hat, hat sie das alles auch nie verarbeitet. Und jetzt steht sie da und ist gelähmt. Gelähmt durch ihre ängste. Ich wünsche dir, dass du mit Hilfe einen weg findest, den unbegreiflichen Schmerz zu verarbeiten. Ganz liebe Grüße Steffi |
AW: Jetzt ist Deine Seele frei und ich kann es doch nicht begreifen
Achso und wg arbeiten gehen. Ich quäle mich so sehr. Auf der anderen Seite habe ich Angst und ein so schlechtes gewissen, wenn ich noch ein paar Tage zu Hause bleibe. Ich denke immer gleich, ich verlier meinen Job. Trotzdem werde ich morgen wohl nochmal zu meiner Ärztin und bis Mittwoch zu Hause bleiben.
|
AW: Jetzt ist Deine Seele frei und ich kann es doch nicht begreifen
Hallo Steffi,
Erst mal danke für deine Antwort. Es hört sich bei dir so an, das ein Schmerz der Trauer den anderen der Trennung überlagert oder umgekehrt. Bei mir war es so, das im Februar 2014 meine Mutter starb, wir aber schon die schlimme Diagnose des fortgeschrittenen Bronchialkarzinoms hatten. Diese Diagnose hat die Trauer um meine Mutter fasst verblassen lassen, den mein Mann und ich waren seit 22 Jahren unzertrennlich. Ich muss auch ehrlich sagen, das der Kontakt zu Vater und Mutter nach der Scheidung meiner Eltern jahrelang sehr dürftig war, denn sie hatte psychische Probleme und wollte sich von ihren Töchtern nicht helfen lassen. Sie war 82 Jahre alt als sie in einem Altenheim in unserer Nähe an Demenz starb, wir hatten gerade die Spannungen der letzten Jahre vergessen, als sie plötzlich im Schlaf gestorben ist. Sie starb einen "sanften Tod" wie ihn sich jeder eigentlich wünscht. Hat dein Freund die Beziehung beendet oder wie kam es dazu? Das diese Verluste Zeitgleich fallen ist natürlich schwer auszuhalten. Ich hoffe, das du den Mut und die Kraft hast das schwarze Loch dass sich aufgetan hat zu überwinden! In Gedanken bin ich bei dir. Ganz liebe Grüße Jutta |
AW: Jetzt ist Deine Seele frei und ich kann es doch nicht begreifen
Hallo Jutta,
ja hat er. Wenige Tage vor Paps Tod. Obwohl das so natürlich nicht vorhersehbar war. Es war eben einfach seine Zeit zu gehen Dazu hat Paps sich dann recht schnell entschlossen. Mein Ex war für mich der Mann fürs Leben. Wir hatten keinen Kontakt nach der Trennung. Ich habe ihn dann aber um ein offenes Ohr gebeten, als Paps starb. Das hatte er ein wenig. Vor zwei Wochen schrieb er dann, er hätte Angst alles kaputt gemacht zu haben. Ich riet ihm, sich den Dingen zu stellen. Eine Auszeit zu nehmen. Dann habe ich nichts mehr gehört. Diesen Samstag habe ich vorsichtig nachgefragt, wie es ihm gehe. Es gehe ihm super, war die Antwort. Daraufhin wollte ich telefonieren. Wir haben eine Stunde gesprochen. Bei ihm ist nichts mehr. Gar nichts mehr. Ich musste dieses Pflaster abreißen. Sonst hätte ich ewig in Hoffnung gelebt. Deshalb tut es jetzt grade so unendlich weh. Zusätzlich. Es ist wie eine neue Trennung. Aber es musste sein. Ich wollte es so. Danke, dass ich mein Herz ausschütten darf. Ich bin heute Morgen komplett zusammengebrochen. Es geht nichts mehr. Ich habe am Wochenende mein Wohnzimmer neu gemacht. Neue Couch, alles neu und anders. Eben saß ich in der Küche und da kroch der Gedanke in mir hoch, wie ich mit Mama, Paps und auch meinem Ex - aber um den ging es ausnahmsweise mal nicht - auf meiner alten Couch an meinem Geburtstag im Januar gesessen habe und Kuchen gegessen habe. Paps war so oft in meiner Wohnung. Ich lebe hier schon zehn Jahre. Die Möbel im Wohnzimmer waren immer die selben. Im Januar war noch alles ok irgendwie. Er hatte sich grad wieder berappelt. Von den Hirnmetastasen haben wir erst im März erfahren. Es war alles so normal. So schön. Paps saß neben mir. Ich habe jetzt alles verändert hier. Er war noch nie in diesem Wohnzimmer. Saß nicht auf der Couch. Das tut mir grad unendlich weh. Es ist als ob ich keinen Halt mehr habe. Ich könnte wegfliegen und keiner merkt es... Liebe Grüße |
AW: Jetzt ist Deine Seele frei und ich kann es doch nicht begreifen
Zitat:
Du hast die neue Couch auf der Vater und Ex-Freund noch nicht saßen. Eigentlich hilft eine kleine Veränderung manchmal mit der Traurigkeit besser klar zu kommen. Deine Gefühlswelt ist völlig durcheinander geraten... Es ist kein Wunder nach der Enttäuschung mit deinem Ex-Freund und dem Tod des Vaters. Wer kann dir jetzt in deiner anhaltend frustrierenden Situation zur Seite stehen,und wie ist das Verhältnis zur Mutter? Aus deinen Worten spricht Einsamkeit -die du nun so schmerzhaft empfindest.- Du kannst jeder Zeit dein Herz ausschütten, ich lese mit und versuche zu trösten, wenn das überhaupt möglich ist. Auch wenn ich von hier aus nicht viel tun kann befreit das Schreiben erst einmal von dem akuten Druck der auf der Seele lastet. Mir geht es ja so ähnlich wie dir. Liebe Grüße Jutta |
AW: Jetzt ist Deine Seele frei und ich kann es doch nicht begreifen
Das verstehe ich nur allzu gut. Ich glaube, dass ist der erste Impuls, der nach dem Schockzustand und den ersten Schmerzwellen kommt. Die Dinge zu verändern, zu entfernen, die einen so sehr an den anderen und vor allem das gemeinsame Leben erinnern. Ich habe wirklich alles weggeschmissen, was mich an meinen Ex erinnert. Vom Ring, den er selbst geschmiedet hat, bis zu der Bettwäsche, die wir am vorletzten Tag zusammengekauft, aber nie zusammen drinnen geschlafen haben. Wie gesagt, bei mir tauchte das ungute Gefühl, Paps irgendwie verbannt zu haben, erst nach der Komplett-Verwandlung auf. Ein zurück gibt es nicht mehr. Ein wenig bereue ich das. Kann mich nicht darüber freuen. Ich denke, der Tag wird kommen, an dem Du Dich nach einer neuen Wohnung umsehen wirst. Wahrscheinlich ist es jetzt aber noch zu früh? Ich glaube ganz ehrlich nicht, dass eine eigene, neue Wohnung zu haben, die Intensität des Verlustes irgendwie mindert. Ich denke, wir gehen nur davon aus. Am Ende ist es aber nicht so. Das macht das Wohlfühl-Gefühl zunichte, dass man doch eigentlich haben sollte, wenn man sich ein neues Zuhause schafft.
Ich habe zu meiner Mutter leider kein gutes Verhältnis. Hatten wir noch nie und die meiste Zeit fühle ich mich nicht wirklich wohl in ihrer Nähe. Leider. Ich versuche eine gute Tochter zu sein. Gehe Einkaufen für sie. Aber meinen Schmerz mag ich nicht wirklich mit ihr teilen. Auch Freunde habe ich leider kaum. Ich bin jetzt schon sieben Tage allein ohne wirklichen Kontakt nach draußen. Ich weiß, ich muss das ändern. Ein erster Schritt wird sein, Donnerstag wieder zu arbeiten. Auch wenn ich mich zu allem Überfluss auch noch so fühle, als sei da ne Erkältung im Anmarsch. Aber bitte, die nehm ich dann auch noch. Ich hoffe trotz allem konntest Du dem heutigen Tag etwas schönes abgewinnen. Bei uns in Hamburg hat die Sonne geschienen. Ein Freund hat mir geschrieben, dass das nur für mich sei, auch wenn ich es vielleicht nicht sehen könne. Darüber habe ich mich ein wenig gefreut. Liebe Grüße |
AW: Jetzt ist Deine Seele frei und ich kann es doch nicht begreifen
Hallo Steffi,
ja, du siehst es richtig es ist zu früh für eine neue Wohnung. Es war nur so ein Impuls, eine Flucht aus der Wirklichkeit oder so was ähnliches ich kann es nicht überstürzen, verschiebe es auf später. Mit deinem Ex Freund dass ist schon so eine Sache, ich glaube es ist ein wenig demütigend wenn die Initiative von ihm ausging. Hat er begründet warum er die Trennung wollte und war es eine längere Beziehung? Das du wieder arbeiten möchtest ist gut so, es bringt dich wenigstens zeitweise auf andere Gedanken. So ähnlich wie du deine Arbeit machst, treibe ich regelmäßig Sport. Es muss etwas geben was dem Tag Struktur gibt sonst kann es passieren dass ich mich gehen lass und zu gar nichts mehr fähig bin. Bis bald Liebe Grüße Jutta |
AW: Jetzt ist Deine Seele frei und ich kann es doch nicht begreifen
Hallöchen, wollte mal nachfragen, wie es dir geht? Hast du dir mitlerweile ärztliche hilfe geholt. Ich kann es dir nur empfehlen. Ich glaube durch die trennung und den verlust deines vaters könntest du in ein tiefes loch fallen, falls du es nicht schon bist. Lass dir helfen. Mir geht es so lala, ich habe immer ein schlechtes gewissen, wenn ich etwas unternehme was mir spaß bereitet, weil er nicht dabei sein kann. Auch hat meine seele noch nicht kapiert, dass er nun für immer fortgegangen ist. Er fehlt mir total. Ich habe erst am 01.10. wieder einen termin bei psychiater. Ich hoffe, dass ich mit der zeit die trauer mehr verarbeiten kann, ich finde es gut, dass du dir eine neue couch geholt hast. Eine Veränderung hilft dir sicherlich ein wenig und die renovierung lenkt dich eine weile ab.
Liebe grüße jessica |
AW: Jetzt ist Deine Seele frei und ich kann es doch nicht begreifen
Hallo alle zusammen!
Jessi, lieb dass du fragst. Ich habe mich ganz bewusst hier (und aus einem anderen Forum, in dem ich wg meines Liebeskummers unterwegs war rausgezogen). Es kam der Punkt, an dem ich wirklich das Gefühl hatte, ich gehe unter, wenn ich mich weiter jeden Tag so intensiv - sei es durch schreiben oder reden - mit meinem Paps und dem Ex beschäftige... Um es vorweg zu nehmen. Nein, ich bin nicht in ärztlicher oder therapeutischer Betreuung. Es geht mir nicht gut. Keinesfalls. Aber ich brauche jetzt gerade ein wenig Verdrängung. Etwas zeit zum durchatmen. Ich hatte das Gefühl, ich hab mich zu sehr gequält mit der ganzen Konfrontation. Ich wünsche mir ehrlich (und glaube eigentlich auch daran), dass das momentan der beste weg für mich ist, mit den Dingen fertig zu werden. Ich denke nicht, dass ich verdränge. Dafür hab ich mich zu viel mit allem beschäftigt. Aber ich hoffe, die zeit heilt die Wunden ohne dass ich mich damit noch therapeutischer auseinander setzen muss. Hoffe, dass ist nicht zu kurz gegriffen... Über mein neues Wohnzimmer kann ich mich langsam freuen. Ist schön geworden. Naja. Manchmal schnürt mir alles noch die Kehle zu und ich schlafe schlecht. Die Trennung ist immer noch ein großes Problem. Aber mit der Arbeit geht es wieder langsam. Liebe Grüße an alle! |
Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 01:52 Uhr. |
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, vBulletin Solutions, Inc.
Copyright © 1997-2025 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.