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Clea 18.01.2018 21:45

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Danke, Adlumia, dass du schreibst.
Ich sehe ja, dass viele mitlesen, und sie nicken sicherlich auch mit dem Kopf,
aber eine geschriebene Antwort tut gut.
Heute waren wir beim Notar. Mein Bruder und ich haben das Erbe ausgeschlagen.
Papa ist jetzt alleiniger Eigentümer des Hauses.
Dort wieder zu sitzen war dieses mal viel leichter als im letzten Sommer.
Da war alles noch so frisch.
Jetzt geht es auf unseren ersten Jahrestag zu. Ein Jahr, ich kann es noch gar nicht glauben. Der Notar ist schräg gegenüber von dem Krankenhaus, in dem wir ein und aus gegangen sind. Mein Bruder war schon da und hatte einen Kakao to go in der Hand. Den hatte er sich oben in der Cafeteria geholt, der war wirklich sehr lecker. Ob ich das getan hätte? Ich glaube nicht. Da oben, eine Etage über der Onko, wo wir so lange zu Gast waren, muss ich nicht so schnell wieder sein.
Was ich schön finde, mein Bruder plant für seinen Geburtstag eine kleine Party.
Letztes Jahr ist das alles ins Wasser gefallen, weil Ma zwei Tage zuvor gestorben war. Dieses Jahr soll ihm nichts dazwischen kommen.
Das finde ich auch für mich erstrebenswert. Er macht weiter. Ich mache zwar auch weiter, aber es fühlt sich noch so unecht an. So zwanghaft. Mach was, irgendwas, sonst übermannt es dich. Fliehe vor der Welle, bevor sie über dir hereinbricht. Meinem Bruder nehme ich das ab. Er macht Pläne, überlegt, was er zu Essen macht und freut sich auf seinen Tag. Und das soll er auch.

Clea 29.01.2018 11:57

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Gestern vor einem Jahr ist meine Oma an einem Herzinfarkt gestorben, den sie ohne die Hiobsbotschaft von meiner Ma sicherlich nicht erlitten hätte. So hat der Krebs in meinem Fall gleich zwei Menschen auf dem Gewissen.
Drei Wochen hatte meine Ma damals noch.

Dante89 29.01.2018 15:45

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Das tut mir sehr leid - es ist immer schlimm jemanden zu verlieren, aber gleich zwei ist besonders hart. :-(

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft!

Clea 29.01.2018 18:48

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Danke dir.
Naja, zwei... Der Onkel meines Vaters und sein bester Freund haben sich auch noch mit eingereiht. Fürmeinen Vater war das ein ziemliches Hammerjahr. Der ein oder andere wäre vielleicht daran zerbrochen.

Ceddy 29.01.2018 22:22

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Hallo Clea,

diese Gefühlsschwankungen habe ich auch. Und weinen tut ich noch jeden Tag. Immer wenn ich mir meine Mutti vorstelle, fließen die Tränen.
Ich zerbreche mir den Kopf, was in ihr vorging.... als sie merkte der Kampf ist nicht zu gewinnen...... sie wollte nicht weg von uns. Wir waren ihr das wichtigste im Leben.

Clea, ich glaube es geht nie aus unseren Köpfen. Mir fehlt meine Mutti auch so sehr.

Vielleicht tröstet es dich auch, wenn du ihr das Grab schön machst. Ich sage meinen beiden, der Papi ist ja schon vor ihr gegangen, so ihr zwei, nun wird das Bett frisch bezogen, wenn ich ein neues Blümchen auf das Grab stelle und die Kerzen erneuere.

Wir müssen für sie weiter machen, dass hätten sie sich gewünscht.

Clea 30.01.2018 17:06

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Liebe Andrea,
ich würde, Stand heute, sagen, ich werde sie immer und ewig vermissen.
Wir haben uns längst nicht jede Woche gesehen, eher so ein, zweimal im Monat.
Und wir haben auch nicht jede Woche telefoniert.
Als Whattsapp kam, hatten wir öfter Kontakt, als zu Telefonzeiten.
Wie gern würde ich nochmal eine Whattsapp von ihr bekommen.
Ich habe den Chat mit ihr archiviert.
Auf meinem Handy habe ich mittlerweile einige Fotos von ihr, die ich mir auch noch fast täglich anschaue. Das sind teilweise Bilder von vor einigen Jahren, als auch welche aus dem Krankenhaus.
Heute, nach fast einem Jahr, kann ich nicht behaupten, dass der Scherz besser geworden ist. Ich kann ihn nur besser verdrängen. Aber wenn ich hier sitze und mich erinnere, ertappe ich mich schon dabei, dass ich die Nase hochziehen muss.

Clea 07.02.2018 17:12

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Heute kam ein Kollege ins Büro. Alle machten betretene Gesichter und umarmten ihn. Da war mir klar, sein Vater war verstorben. Es gab schon länger Probleme, ich weiß gar nichts genaues, aber es ging scho über Monate.
Dann ist alles sofort wieder da. Er wird es verpacken, da bin ich sicher, er ist ein guter Mensch, ich mag ihn.
Heute vor einem Jahr war die Beerdigung meiner Oma. Da wühlt so eine Nachricht gleich alles wieder hoch.
Mama und Oma, ich vermisse euch! Es ist so unfassbar, dass diese ganze schlimme Zeit nun schon ein Jahr vorbei ist.

Däumling 07.02.2018 20:42

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Liebe Clea,
ich drücke dich.
Die Zeit vegeht so schnell, man kann es gar nicht richtig greifen.
Mein Zeitgefühl hat sich in den letzten Tagen verändert.
Im Grunde ist es verloren gegangen.
Ich hoffe das ist in einem Jahr nicht mehr so.
Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es dir gerade geht.

Clea 08.02.2018 16:54

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Hallo Däumling,
ich drücke dich gern zurück, kannst es auch gebrauchen.
So wie jeder andere, der hier noch mitliest.
Momentan lebe ich jeden Tag in der Erinnerung, wie es vor genau einem Jahr war.
Heute vor einem Jahr hab ich mich krank gemeldet, weil meine Ma nach Hause kommen sollte.
Zuhause war alles da, Rolli, Bett, Toilettenstuhl.
Papa hat über den Einbau eines Lifters nachgedacht, dass sie in die erste Etage kommt.
Und dann bin ich morgens auf der Station und sie ist gar nicht erweckbar. Keiner hats gesehen. Ich musste erst eine Schwester quasi an den Haaren reinschleifen und ihr die- nicht mehr vorhandene- Pupillenreaktion vorführen, bis etwas passierte. Es stellte sich heraus, dass es eine Lungenentzündung war. Dann gab es erstmal wieder Antibiotikum, bis schließlich alle- auch ich- einsehen mussten, dass es nichts mehr bringt.
Ein kleines Aufbäumen gab es, als wir auf die Palliativstation kamen, aber das hielt leider nicht lange. Eine Woche hatten wir noch dort.
Ab heute ging es eigentlich nurnoch steil bergab. Und wie schnell das geht, das geht bis heutenicht in meinen Kopf.
Eigentlich hatte sie gar kein Verständnis dafür, dass ich sie ins Krankenhaus brachte, sie wollte lieber arbeiten gehen. Unbegreiflich.

Däumling 08.02.2018 20:27

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Das erinnert mich an Papa.
„Ich muss noch...“ „Ich will noch...“ „wenn ich richtig eingestellt bin...“
Es tat mir so leid für ihn, dass all seine Pläne und Wünsche nicht mehr erfüllt werden konnten.
Und ich saß da mit meinem wissen und der Sicherheit, es dauert nicht mehr lange. Und er saß da, optimistisch, überzeugt dass das schon wieder wird.
Ich bin voller Bewunderung für meinen Papa.
Er war so stark.
Heute vor 14 Tagen hab ich genau hier auf dem Sofa gesessen und gewartet, dass er meine WhatsApp beantwortet.

Warum nur ist man so machtlos? So hilflos?
Warum denkt man immer wieder, man hat nicht genug getan?

Clea 19.02.2018 08:23

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Heute ist es genau ein Jahr. Todestag. Wieviele werde ich wohl noch begehen?
Ma's Geschichte zeigt mir deutlich, dass das Leben endlich ist. Und manchmal kommt das Ende schneller als man ahnt.
Bei der Beerdigung haben wir die Merkwürdigkeiten zusammengetragen, die es vorher gab. In der Summe brachten sie schon einiges zusammen, und hätte man gegenseitig davon gewusst, hätten wir sicher früher reagiert. Aber was macht es? Hirnmetastasen sind ein Todesurteil, ob es nun 7 Wochen dauert wie bei uns, 8 oder 9, das ist doch am Ende alles egal. Am Ende bin ich nur froh, dass sie selbst schon so gedämpft war, dass sie keine Angst hatte, und da sie auch keine Schmerzen hatte, war sie wohl besser gestellt als so manch anderer.
Abchließen kann ich damit noch nicht. Es ist besser geworden, aber es wird noch lange dauern.

Verena_Gr 19.02.2018 20:55

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Liebe Clea,

Ich denke an dich und hoffe, dass du diesen schweren Tag einigermaßen gut überstanden hast.
Unsere Geschichten sind fast identisch und deshalb kann ich nur zu gut nachvollziehen, wie du dich heute fühlen musst.
Am 10. März jährt sich der Tag, an dem wir die Schreckensnachricht bekommen haben und am 6. Mai ist Mamas Todestag.
Ich habe irgendwie die Hoffnung, dass es dann etwas besser wird.

Ich drücke dich!

Gruß
Verena

Clea 19.02.2018 21:37

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Liebe Verena,
vielen Dank. Ich fand es gerade jetzt wieder eher schlimmer.
Jeden Tag habe ich gedacht, heute vor einem Jahr war das und das.
Und dann kommt gleich alles wieder hoch.
Jetzt in dieser Zeit Frage ich mich auch wieder, ,warum ich nicht den Brief geschrieben habe an die Klinik, der mir so auf der Seele brannte, weil ich doch die Zustände dort mal aufs Papier bringen wollte. Ich habe ihn nie geschrieben. Es war dann einfach nicht mehr wichtig. Und ich wollte gern noch einmal mit der Ärztin sprechen, ob wir irgendetwas vorhersehen hätten müssen, ob wir hätten etwas verhindern können. Ich hätte sie so gern noch etwas länger bei mir gehabt. Sie so gern noch nach Hause geholt.
Auch dir wünsche ich viel Kraft in der Arbeit, die dir noch bevorsteht.

Däumling 19.02.2018 21:46

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Ich denke an dich an diesem schweren Tag.

Auf deine Fragen wird dir niemand eine Antwort geben können.
Leider.
Aber es hat sicher einen Grund, weshalb du das nicht getan hast worüber du jetzt nachdenkst. Dein Unterbewusstsein hat das für dich geregelt.
Wie du weiter oben schreibst: Hirnmetastasen sind ein todesurteil.
Man hätte nichts tun können.

Ich wünsche dir, dass die tage jetzt langsam ein kleiens bisschen leichter werden.

Clea 19.02.2018 21:52

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Vielen Dank, liebe Däumling.
Ich hoffe auch, dass es jetzt wieder aufwärts geht.
Heute mit meinem Bruder nochmal drüber zu reden, tat gut.
Wir werden sie nicht vergessen, so viel steht fest.

Däumling 19.02.2018 22:24

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Reden hilft wirklich sehr!
Ich rede viel mit meinen besten Freundinnen.
Und manchmal auch einfach mit Papa... er ist ja doch irgendwie bei mir. Das weiss ich.

Nicitzka 20.02.2018 10:11

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Liebe Clea,

oh ja, ich wünsche Dir viel Kraft und Mut und Zuspruch. Dass sich der Todestag jährt und das Gefühl, das damit verbunden ist, dass ist sicher
traurig und schwer zu ertragen.

Ich wünsche Dir auch, dass Du gut zu Dir sein kannst und Dir selbst zusprechen kannst, dass Du traurig sein darfst!

Ich sage mir oft innendrin, komm, jetzt komm in die Gänge, Mut zum Aufbruch usw. dabei merke ich, wie k.o. ich dann doch bin, wie traurig.
Bei mir hat die schwere Zeit schon vor der Diagnose angefangen. Weil ich intuitiv gespürt und gesehen habe, dass meine Mama sterben wird. Die Diagnose war dann der Endspurt und das Todesurteil, das damit besiegelt wurde.

Und gerade weil es eben schon Jahre davor begonnen hat, ist ein Teil in mir, der mir immer wieder sagt; jetzt bist Du frei von Ängsten, Sorgen usw. um Deine Mama. Aber so funktioniert es nicht.
Denn das wäre zu einfach. Es geht ja um einen Menschen mit Stärken und Schwächen. Ein Mensch, der trotzdem viel Gutes hatte und der geliebt wurde.

Aber ich merke eben doch, dass jetzt eben Zeit für Trauer ist. Zeit für Vergebung, die schon begonnen hat. Ein langer Weg.
Ich vermisse sie so und kann immer wieder nur den Kopf schütteln, warum das alles so kommen musste (bei mir war es ja anders, der Krebs kamm ja durch ihre Sucht).

Was mich fertig macht; die Vielschichtigkeit der Gefühle.
Alles durcheinander. An einem Tag Trauer, dann Sehnsucht, schließlich Wut ...
oder alles auf einmal.

Ich wünsche Dir jedenfalls, dass Du Dir Gutes tun kannst und ja, vielleicht die Tage um den Todestag auch mit etwas Schönem verbringen kannst.

LG N

Clea 20.02.2018 13:35

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Liebe Nicitzka,

so viel anders ist es gar nicht. Ich hab meiner Ma, wenn sie rauchte, oft auf den Kopf zu gesagt, Mutti, irgendwann bringen die Zigaretten dich um. Und schau, Omis Lungenwaren damals auch von der Raucherei so schlecht, dass sie ihre Lungenentzündung nicht verpackt hat und dran gestorben ist. Sie hat mich immer abblitzen lassen.
Wir waren auch nicht schon immer ein Herz und eine Seele, letztlich ist unser Verhältnis mit der Entfernung nach meinem Auszug besser geworden.
Ich war in der Pubertät rebellisch, faul und ungepflegt, das hat ihr nie gepasst.
Ihr Leben war auch nicht das, was sie sich gewünscht hat.
Ich kam mit 19, sie war doch selbst noch ein Kind.
Dann lernte sie Papa kennen und als mein Bruder kam, ging sie nicht mehr arbeiten.
Da wurde sie einsam und schmachtete nur danach, endlich wieder raus zu kommen.
Sie trank zuviel und rauchte zuviel.
Einmal ist sie beim Straßenfest gefallen und hatte ein blaues Auge und eine blutige Lippe. Ich habe mich sehr geschämt. Alle haben es gesehen.
Und einmal ist sie im Haus die Treppe runter gefallen, sie sagt, weil der Pantoffel verrutscht ist. Aber ich weiß es besser. Da musste mein Vater sich ein paar unangenehme Fragen gefallen lassen.
Das war alles besser geworden. Lediglich das Rauchen...
Vor uns hat sie kaum geraucht, vor ihrem Enkel nie. Aber auf der Arbeit und im Auto und im Bad. Ich habe es immer gehasst. Niemals werde ich Rauchen oder trinken, so sehr hab ich es gehasst.
Aber sie war in den letzten Jahren sehr geerdet, war angesehen in der Familie ihres Chefs, hat für dessen Tochter und die anderen Verwandten viel getan (türkische Großfamilie, mal hier und mal dort, Visa und Tickets besorgen hat sie im Vorbeigehen erledigt).
Sie sind in Urlaub gefahren und haben es immer wieder genossen dort auf Mallorca. Wir waren auch einmal im Jahr dabei, dreimal mit ihr und jetzt einmal ohne sie.
Sie war jetzt im ruhigen Fahrwasser angekommen.
Kurz vor der Diagnose war ich mit ihr im Musical Tabaluga, Anfang Dezember auf einem Schiff auf dem Rhein, mit dem Enkel den Nikolaus besuchen.
Sie mochte Blumen so gern, daher war ich froh, dass die Gartenschau bald in unsere Nähe kommt. Ich wollte sie wieder einladen, wie damals in Oberhausen.
Ich werde trotzdem hingehen und ihr die Blumen dort zeigen, ich bin mir sicher, sie sieht sie auch.
So sieht man irgendwie das Unheil auf sich zu rollen.
Aber wenn es dann so ist, dann haut es einen doch um.

tatus 27.02.2018 23:15

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Ich lese hier gerade, euch geht es wie mir, vor einem jahr kam mein Mann in die Kurzzeitpflege und es wurde eigentlich besser. Doch er hat es nicht mehr geschafft, am 8.5. ist der Todestag, ich sitze immer noch mal abends und weine, fühl mich dann so alleine. Wie lange braucht man , ich denke es wird noch Jahre dauern, bei euch war es die Mutter, bei mir mein Mann nach 44 Jahren Ehe, so eine lange Zeit.

Clea 28.02.2018 19:23

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Liebe Karen,
ich habe erlebt, wie allein meine Oma nach dem Tod meines Opas war.
Sie haben allein 54 Jahre in derselben Wohnung gelebt.
Sie hat zwei Jahre gebraucht, aber dann hat sie sich wirklich nochmal aufgerappelt.
Es war wirklich schön mitanzusehen und ich habe es ihr so gegönnt.
Dir würde ich es auch gönnen. Schön, wenn du ab und zu hier liest.
Ich denke oft an dich, ich habe sehr mit euch gefühlt in der schlimmen Zeit und gehofft, dass dein Mann weiter kommt als meine Ma.

Clea 13.03.2018 10:42

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Heute hätte meine Omi Geburtstag. Das nehme ich zum Anlass, mal wieder eine Friedhofsrunde zu drehen. Es regnet, egal.
Gestern war ein schlimmer Tag. Freie Vormittage sind sowieso immer zäh, da steht zuviel Zeit zum Nachdenken. Und Putzen hilft nicht.
Samstag hat Papa auch Geburtstag. Er feiert schon den zweiten ohne Ma.

Däumling 17.03.2018 10:21

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Zuviel Zeit zum nachdenken ist wirklich ätzend.
Ich weiß genau wie du dich fühlst.
Ich hoffe dein Papa kann seinen heutigen Ehrentag trotzdem ein wenig genießen.

Clea 20.03.2018 18:17

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Ja, es war wirklich schön.
Am Tag selbst sind wir zum Überraschungsbesuch eingelaufen. Am Tag danach war die offizielle Feier im Restaurant. Papa ist in einer neuen Beziehung, und die beiden haben in derselben Woche Geburtstag.
Wir haben daher diesmal ihre Tochter und die süße kleine Enkelin kennengelernt. Den Überraschungsbesuch hat sie auch eingefädelt.
Ich bin froh, dass alles so harmonisch ist.
Die beiden drehen auch oft Friedhofsrunden. Sie hat schon zwei Partner verloren. Da hat man dann reichlich Stationen.

Clea 30.04.2018 17:58

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Am Wochenende waren wir fleißig.
Beim Ausräumen unseres Abstellraum ist mir ein Kalender von 2017 in die Hände gefallen. Den hatte ich meiner Ma aus der Klinik mitgebracht. Sie hatte jedes Jahr so einen in der . Küche. Für 2017 konnte sie ihn schon nicht mehr aufhängen.
Ich hab ihn in die Ecke geschoben und dort vergessen.
Wie gern hätte ich ihn ihr noch gegeben. Da kam vieles auf einmal wieder hoch. Diese Plötzlichkeit. Diese Machtlosigkeit. Dieser Schmerz.
Es ist nicht besonders gut zu ertragen momentan.

Däumling 21.06.2018 21:05

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Liebe Clea,

Wie geht es dir?
Es ist ja wieder ein wenig Zeit vergangen.

Liebe Grüße
Däumling

Clea 25.06.2018 22:54

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Lieb, dass du fragst.
Ich bin zur Zeit auf Fortbildung.
Das dritte Mal seitdem Ma nicht mehr da ist.
Die ersten beiden Male war es Winter. Und ich hing hier einsam im ehemaligen Kloster meinen düsteren Gedanken nach. Jetzt ist hier alles grün, das Örtchen im lauen Sommerabend auch nicht mehr eiskalt. Das lässt sich besser aushalten.
Ich vermisse meine Ma jeden Tag. Ich komme aber an den Punkt, dass ich mich erinnern kann, ohne gleich loszuheulen. Ich hab dann ein Lächeln auf den Lippen. Und das genieße ich gerade. Sie ist ein Teil von mir geworden und sie hat es verdient, dass es nicht immer nur weh tut, an sie zu denken.
Das klappt nicht immer... jetzt zB gerade nicht, aber immer öfter.
Es ist jetzt ein Jahr und vier Monate her.
Papa war gerade wieder mit seinem Freund auf Harley-Tour, und ich gönne ihm von Herzen jeden Guten Moment. Schlechte hatte er wirklich genug.
Wir haben alle das ruhige Fahrwasser verdient, in dem wir gerade dahindümpeln. Es tut uns gut.

Und wie geht es dir? Und euch anderen, die hier noch mitlesen?

Dirk_Berlin 27.06.2018 15:31

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Hallo Clea,

es tut gut Deine Zeilen zu lesen. Mir geht es momentan oft eher so, dass ich, wenn ich an Mam denke, schon zu kämpfen habe. Wiederum mag ich es, wenn ich an sie denke, denn dann ist sie mir sehr nah. Das ist dann wiederum eine schönes Gefühl. Sie fehlt halt und ich vermisse sie auch sehr.
Ansonsten geht es mir und Paps aber gut. Wir freue uns, dass ich nochmal Vater werde und Paps nochmal Opa.

LG Dirk

Clea 28.06.2018 11:16

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Lieber Dirk,
ja, kämpfen muss ich auch noch so manches Mal.
Aber ich nehme auch das an.
Manchmal bin du sauer auf sie, weil sie so wenig auf sich acht gegeben hat.
Dann wieder bin ich lethargisch und bekomme nichts angefangen.
Aber es gibt auch Tage, da habe ich den Antrieb wie früher, kann lachen und gehe an ihrem Bild im Flur vorbei und schaue sie kurz an, um dann weiterzumachen, in der Hoffnung, dass sie schon auf mich aufpasst.

Clea 07.09.2018 14:05

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Wir haben schon wieder das Grab bearbeitet.
Es ist gut gegangen, Steine auf eine Folie, Erde drauf ndnSteine wieder drauf.
Das war die Kurzfassung,med dauerte vier Stunden.
Zwischendurch haben wir Kaffee am Grab getrunken.
Das hätte ihr gefallen, sich bei ihr zu treffen und Kaffee schlürfen.
Nur ein kleines Manko gab es. Peter Pomm hatte zu.
Da müssten wir eine ganz normale Pommesbuden aufsuchen.
Mama, leider gab es keine Pusztaballen, aber beim nächsten Mal bestimmt wieder.
Übernächste Woche hätte sie Geburtstag.
Schon der zweite in Abwesenheit. Mein Bruder und ich werden Essen gehen.
Papa ist zur Kur.

Positiv_Denken 10.09.2018 15:30

AW: Meine Ma...
 
Liebe Clea. Deine Geschichte ist meiner wirklich sehr ähnlich. Auch bei Euch ging es fassungslos schnell. Man hatte keinerlei Zeit sich mit dem Sterben zu beschäftigen. Gerade noch voller Hoffnung....und schon ist es vorbei. :cry:

Clea 21.09.2018 21:39

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Ja, es ging so verdammt schnell.
Und auf der anderen Seite gibt es Menschen, denen bleibt gar keine Zeit,
sich mit einer Diagnose abzufinden, da wird der Angehörige einfach aus dem Leben gerissen.
Oder man bekommt eine Diagnose, und dann kommt eine Komplikation, die alles rasant verkürzt.
Trotzdem...
Am Montag hatte meine Ma Geburtstag. 61 wäre sie geworden.
Mein Vater ist zur Kur, also traf ich mich mit meinem Bruder, wir wollten entweder zu "ihrem" Jugoslawen oder zu "ihrem" Italiener.
Wir entschieden uns für den Jugoslawen. Und dann hatte der Ruhetag.
Der Italiener aber hatte geöffnet. So war es wohl die Fügung, oder die Mutti, die uns dort landen liessen.
Und es war richtig lecker und ein sehr schöner Abend.
So spinnefeind wir uns zu Kinderzeiten manchmal waren, so eng ist es jetzt.
Wenn man etwas positives aus dem ganzen Schlamassel ziehen will, dann das,
mein Bruder und ich haben zueinander gefunden. Das war früher nicht so.
Wir verbringen Zeit miteinander, auch wenn uns 50km trennen.
Und das ist schön.
Wir vermissen sie beide unendlich, da reden wir auch sonst mit fast niemandem mehr drüber, aber miteinander können wir das. Und auch das ist schön.
Ich bin froh, dass es ihn gibt. Und ich werde ihn nicht mehr aus den Augen lassen, so fahrlässig man das manchmal macht, wenn ja sonst nebenbei das normale Leben über einen hereinbricht. So wie es bei Mutti war. Viel zu selten haben wir uns gesehen.
In den letzten 7 Wochen war alles viel intensiver. Fast täglich war ich da.
Warum muss man erst mit dem Holzhammer gezeigt bekommen, dass man die Menschen doch liebt und nicht verlassen will?
Da war es doch schon zu spät.

Positiv_Denken 25.09.2018 11:52

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Ach wie schön dass Du Deinem Bruder wieder näher gekommen bist. Deine Mutter freut sich darüber sicher sehr. :1luvu:

Meine Geschwister und ich hatten schon zuvor ein gutes Verhältnis. Trotzdem sind auch wir noch näher aneinandergerückt.

Clea 30.10.2018 10:58

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Übermorgen habe ich Geburtstag. Mein zweiter ohne meine Mama. Mein Mann wird 50, so feiern wir diesmal in einem Raum ausserhalb. Für mich könnten die beiden Tage gern schon vorbei sein.
Was nutzt mir die Verwandtschaft, wenn die wichtigste Person fehlt?
Im Alltag habe ich noch die ein oder andere kleine Aufgabe in der Schule meines Sohnes übernommen.
Das bringt mich im Winter manchmal für die ein oder andere Stunde aus dem Haus.
Momentan planen wir eine neue Küche.
Ich bin, wie bei allem anderen auch, nicht richtig bei der Sache. Eigentlich ist das ja ein recht großer Einschnitt, nach 18 Jahren das alte rauszuwerfen und neuem Platz zu machen. Irgendwie will sich bei mir die Vorfreude nicht recht einstellen.
Ich hoffe, das wird bald besser.

Clea 27.12.2018 08:53

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Weihnachten ist vorbei, heute vor zwei Jahren bin ich mit meiner Ma ins Krankenhaus gefahren. Sie hat es nicht eingesehen, sie dachte, wir wollen ihr was andichten. Ich weiß noch wie heute, wie die Ärztin es nach dem CT aussprach: “da ist ein Tumor im Kopf und er ist riesengroß.“
Diese wahnsinnige Angst.
Von heute an blieben uns noch sieben Wochen und fünf Tage.

Clea 10.01.2019 12:46

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Montag ist mein Schwiegervater gestorben.
Er war seit über zwei Jahren im Heim, meine Schwiegermutter konnte ihn nicht mehr versorgen. Das ist zwar schwer, dennoch ist dieser Tod eine Erlösung für ihn, für meine Schwiegermutter und das gesamte Umfeld. Er hatte lange schon Schmerzen, konnte sich kaum noch rühren, ist vor zwei Wochen mit dem Kopf auf das Waschbecken gefallen und musste genäht werden.
Den einen Tod akzeptieren und mit dem anderen hadern, das bleibt mir wohl noch eine Weile erhalten.
Gestern haben wir erfahren, dass eine junge ehemalige Patientin unerwartet verstorben ist. Das ist auch wieder so ein völlig unnützer Tod, bei dem man sich fragt, wofür...

Alter Stassfurter 13.01.2019 13:05

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Hallo Clea, mein aufrichtiges Beileid, Dich scheint das Leben auch so richtig zu prüfen. Ich bin , nach ca. 5 Jahren auch wieder hier im Forum, weil....steht im http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=63566
Mich beschleichen gerade die gleichen Gedanken, warum gerade meine Leute so geprüft werden...ihr Leben lang herzensgut und dann das...also, gerecht ist sicher was Anderes.
Ich greife Deinen Gedanken auf, heute, trotz des schlechten Wetters eine Friedhofsrunde zu drehen....

Alles Liebe

Ronald

Christin12 13.01.2019 20:58

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Liebe Clea,

es tut mir sehr leid.
Du musst auch viel durchmachen in den letzten Jahren.
Es ist einfach nicht fair.

Clea 04.02.2019 20:37

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Danke für eure Worte.
Von meiner Schwiegermutter ist eine große Last abgefallen.
Sie berichtet, sie könne nun wieder besser essen und hat weniger Durchfall. Sie leidet an zahlreichen Unverträglichkeiten, und die ständige Angst um den Mann hat alles verschlimmert. Sie weiß nun, dass er nicht mehr leidet und das gibt ihr Halt.
Ich bewundere das.

Clea 15.02.2019 10:31

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Gestern war Valentinstag. Für uns wird er nun auch zum Todestag. wenn
Mein erstes Pferd ist gestern Morgen nicht mehr aufgewacht.
Er war 25, als Rentner ist er zu einer Familie gegangen, deren Tochter durch ihn alles gelernt hat, was es im Umgang mit Pferden zu wissen gibt. Ich war damals mit Kleinkind und Arbeit weit davon entfernt, ihm gerecht werden zu können. So gab ich ihn ab. Der Kontakt jedoch blieb.
Ich hatte ihn von 1998-2013.
Run free, mein Freund.

fluturi 15.02.2019 19:53

AW: Ma´s Sonne ist untergegangen
 
Liebe Clea, das tut mir sehr leid. Ich habe auch Pferde und mag mir nicht vorstellen wie du dich fühlst.


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