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27.08.2003 20:47

Plattenepithelkarzinom
 
Die Nächte abends so alleine hier - wenn man etwas zur Ruhe kommt - sind am SCHLIMMSTE. Oft gehe ich vor 2 Uhr morgens nicht ins Bett, weil ich einfach nicht schlafen und abschalten kann. Kann kein Buch mehr lesen, kein TV sehen, ...

Heute höre ich mal wieder seit langem Musik. Komisch, wie schnell sich das Leben ändern kann und auch die Persönlichkeit.

LG an EUCH alle,
Petra

27.08.2003 21:27

Plattenepithelkarzinom
 
Hallo Petra,
ja die Krankheit verändert einen. Ich habe die Trauer so verarbeizet, dass ich mir geschworen habe, nicht noch einmal so panisch auf eine Krankheit zu reagieren. Mein Vater starb innerhalb von 6 Wochen. Ich habe mich seitdem sehr mit Krebs beschäftigt, aber auch mit anderen Krankheiten. Auch dass ich hier im Forum schreibe, ist eine Form der Trauerarbeit. Ich versuche meine Erfahrungen weiterzugeben.
Vor 9 Jahren hatte ich dann Brustkrebs. Da wusste ich dann, was ich zu tun hatte. So sage ich heute, mein Vater hat mir das Leben gerettet.
Aber das sind alles Erfahrungen, die ich über die vielen Jahre gemacht habe.
Für Dich ist das alles ein einziger Alptraum. Ich weiß noch, dass ich vor 17 Jahren nichts mitbekommen von den Dingen, die außerhalb des KH lagen.
Ich denke sehr oft an Dich.
Brigitte

27.08.2003 21:59

Plattenepithelkarzinom
 
Hallo Petra,
ich wollte dich durch meinen Bericht über Statistiken nicht beunruhigen geschweige verunsichern. Aber leider ist das mit den Statistiken so. Ich will dir nur mal ein kleines Beispiel geben. Bei uns im Dorf ist eine Frau, mittlerweile ca. 63 Jahre alt, welche mit 51 Jahren an LK erkrankt war. Da auch eine oder zwei Lymphem befallen waren, hatte sie also mindestens Stadium II b. Nach der Statistik hatte sie somit eine Überlebenschance auf die nächsten 5 Jahre von weniger als 20 %. Sie erfreut sich heute bester Gesundheit und hat damit alle Statistiken über den Haufen geworfen. Oder anderes Beispiel: Lt. Statistik erkranken eine nicht gerade geringe Zahl an älteren Menschen an LK. Im Schnitt wird LK zwischen 58 und 65 Jahren entdeckt. Männer haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von ca. 73 Jahren, Frauen von 78 - 79 Jahren. Die Chance einer 10 - 15 jährigen Überlebung nach Diagnosestellung ist doch schon rein natürlich geringer als bei Brustkrebspatienten, die im Durchschnit bei knapp 40 - 45 Jahren liegen und somit auch weiter entfernt sind von der eigentlichen Lebenserwartung.
Bitte erschrecke nicht und werde auch nicht verunsichert, aber die Statistik kann man nun wirklich nicht auf sich selbst beziehen.
Im Übrigen stand zuletzt ein Artikel in einer angesehenen Tageszeitung, dass die statistischen Überlebensraten in ihrer Veröffentlichungen zu gering sind. Man hat festgestellt, das die Prozentsätze der Krabspatienten, welche die 20-Jahresgrenze überleben, um fast 10 % höher liegt als in den Statistiken bisher ausgewiesen. Dies trifft auch zum Teil für LK zu. Und das lässt doch hoffen oder??
Kopf hoch und viele liebe Grüsse
Chris

27.08.2003 22:57

Plattenepithelkarzinom
 
Lieber Chris,

woher weißt Du das alles ? Bist Du selbst ein Angehöriger? Woher das Interesse ?

Vielen Dank für Deine Nachricht, hattest mich erst verursichert, gehe ich ja zu.

Hast Du ja meine Zeilen mitverfolgt was meine Mutter betrifft ? Es sieht nicht gut aus und ich habe grosse Angst ...

Jeden Tag hat meine Mutter was anderes zu berichten und heute wollte sie mich nicht sehen, das tat sehr weh, das war nun schon das 2. mal!

Liebe Grüsse
Petra

28.08.2003 01:57

Plattenepithelkarzinom
 
Hallo Petra,
Obwohl ich weiss das ich Dir hier und jetzt nicht helfen kann, schreibe ich in der Hoffnung das Du verstehst was ich meine.
All Deine Liebe und all Deine Kraft die Du Deiner Mutter geben und gegeben hast sind nicht umsonst.
Sie weiss was Du fühlst und Sie macht sich selbst mehr Vorwürfe dafür das Du all die Mühe und Arbeit und auch all die Unannehmlichkeiten für Sie auf Dich nimmst. Nur, Sie kann es Dir nicht für Dich Verständlich Danken und sie kann es Dir nicht Zeigen. Denn Sie weiss das Sie Dich Braucht und Sie ist Dir auf IHRE Weise Dankbar. Solange Diese Frau Denken und Fühlen kann, solange wird Sie Dir Dankbar für Deine Mühe sein. Ich weiss das sich dieses komisch lesen lässt , aber die Logik ist eben für uns Komisch.
Egal wer Dir Statistiken zeigt, lasse Dich nicht entmutigen und Zeige Deiner Mutter das Du für Sie da bist.

Auf so einen Partner der Dich in dieser Notsituation verlässt , kannst Du getrosst Verzichten, er ist es nicht Wert.

CU Fredi.

28.08.2003 07:40

Plattenepithelkarzinom
 
Guten Morgen Petra,
du willst wissen, woher ich das alles weis. Nun ich habe mich sehr mit der Materie beschäfftigt. Meine Lebensgefährtin hatte nicht nur LK, sondern ihr Vater ist an einem kleinzelligen LK vor sechs Jahren gestorben. Wenn dann noch drei seiner Geschwister LK hatten, muss man sich so seine Gedanken machen. Wir hatten bei der Diagnose LK bei meiner Lebensgefährtin am Anfang keine Hoffnung und beide sehr viel geweint. Wir haben uns immer wieder im Internet anhand von Statistiken über die Überlebenschance informiert, waren jedesmal erschrocken und anhand der deprimierenden Zahlen absolut geknickt. Wir wussten aber auch nicht, wie diese Zahlen zustande kommen, das es Unterschiede zwischen Operierte und Nichtoperiete gibt usw. Erst durch die ganzen Untersuchungen, die anschließende OP, die histologischen Befunde, dass keine Lymphe befallen war und das dauernde Befragen der Ärzte (nicht abwimmeln lassen, man hat einen Anspruch auf Auskunft) ließ ein kleines Bild der Chance zu. Außerdem habe ich mich mit dem Ehemann der bereits von mir geschilderten Frau aus unserem Ort in Verbindung gesetzt und öfters und lange unterhalten. Auch er hat mir Mut gemacht und dies habe ich meiner Lebensgefährtin weitergegeben. Außerdem bin ich von Beruf her Controller, kann und muss also Statistiken lesen können, wenn man sich damit befasst und wenn man herausgefunden hat, welche Daten überhaupt dahinterstecken und wie sie zustande kommen. Gehe mal ins Internet unter der Rubrik Ärztezeitung. Du musst dich dann nur bis zum LK durchklicken. Auch hier erhälst du schon einige Informationen, die wichtig sind.
Viel Glück und Kopf hoch
Chris

28.08.2003 22:00

Plattenepithelkarzinom
 
Lieber Fredi,

ich hoffe, dass all die Kraft, Wärme, Nähe und Liebe die ich versuche zu gebe auch ankommt. Oft traue ich mich nicht mal mehr sie so richtig in den Arm zu nehmen, weil ich nicht weiß, ob es ihr weh tut. Man ist total verunsichert.

Du hast auch recht, wenn Du sagst, das ich auf so einen Freund verzichten kann.

Ja, denn wo ist der Mensch der für mich mal da ist? Da zieht er es lieber vor, sich zurückzuziehen. Aber ein GUTES muss ich ihm lassen, ich bekomme auch oft seinen Wagen, so das es für mich einfacher ist die täglichen 70 km von H - BS zu fahren. Geht doch alles etwas schneller und das ist sehr hilfreich, denn meine Mutter findet es nicht gut, wenn ich nach 18h komme, dann hat sie ihre Schmerztropfen genommen und muss sich ausruhen.

Heute war es komisch. Ich bin heute mit meinem Ex-Freund ins Krankenhaus gefahren und hab heute in der Mittagspause einen ganz ganz tollen Blumenstrauss gekauft. Und als ich reinkam, waren ihre WORTE "oh nein, nicht schon wieder Blumen", dabei bringe ich gar nicht so oft welche mit. Manchmal nur 1 Rose. Da war ich heute sehr traurig. Überhaupt war sie heute sehr aggressiv. Sie meckerte nur rum und sehr sehr komisch.

Durch Zufall kam der Chefarzt rein und wir konnte ihn dann auf dem Flur alleine sprechen. Dieser sagte auch nochmal, das man ihr nicht sagt, dass sie auch noch einen Tumor an der Leber hat, sondern man hat ihr gesagt sie hätte ein Abzess. Und er meinte halt auch, das es echt nicht gut aussieht. Jetzt habe ich auch gemerkt, das ich mich gar nicht mehr traue noch weiter nach zu fragen. Nein -> mittlerweile macht mir das mehr Angst und läßt mich nur noch GRÜBBELN.

Ich hoffe sie muss nicht zu sehr leiden... ich hoffe es so sehr.

Fredi aber sagt mir doch bitte wie es Dir geht ???

GANZ GANZ GANZ VIEL KRAFT für ALLES
Petra

28.08.2003 22:04

Plattenepithelkarzinom
 
Lieber Chris,

da hast Du ja auch schon viel schreckliches miterlebt was den Lungenkrebs betrifft. Heute im Krankenhaus als wir den Chefarzt getroffen haben sagte er zu mir: "Falls sie RAUCHEN, hören sie sofort damit auf, denn wenn die Mutter Lungenkrebs hat, dann ist man eh schon vorbelastet"... Oh Gott in letzter Zeit rauche ich mehr aus Stress und Frust, das sollte ich wohl wirklich sofort lassen.

Und Angst hat er mir auch gemacht, weil ich vielleicht dann auch irgendwann, vielleicht in noch jüngeren Jahren auch betroffen sein kann. Ich bin 34 Jahre alt und heute dreht sich bei mir im Kopf alles nur noch um den "KREBS". Das ist auch noch mein Sternzeichen..

Wie geht es Deiner Lebensgefährtin ???

Ganz LG Petra

29.08.2003 10:16

Plattenepithelkarzinom
 
Hallo Petra,
na, ich kann dir nur empfehlen, das Rauchen aufzuhören. Wir haben beide mit dem Rauchen aufgehört am 05.03.2003. Das war der Tag der Krebsdiagnose. Wie ich dir geschildert habe, ist auch der Vater meiner Lebensgefährtin an LK erkrankt und leider daran verstorben. Auch er hat geraucht. Lt. Ärzte der Ruhrlandklinik in Essen gibt es ein erhöhtes Risiko für Lungenkrebs, wenn in der Familie, gerades Verwandtschaftsverhältnis, ein LK-Fall vorhanden ist oder war. Das Risiko ist vielleicht um das 2 bis dreifache erhöht. Es potenziert sich aber, wenn man zusätzlich noch raucht. Eine damalige Lungenärztin der Ruhrlandklinik wollte meine Lebensgefährtin für eine Studie gewinnen. Die Studie läuft zur Zeit in der Uniklinik München und soll herausfinden, ob ein Zusammenhang zwischen Lungenkrebs in der Familie und erhöhtem Lungenkrebsrisiko geradlinier Verwandter besteht. Leider haben wir nach der Entlassung aus der Klinik diese nette Ärztin aus den Augen verloren, weil sie eine Stelle in einer anderen Klinik erhalten hatte. Bei ihr habe ich mir auch sehr viele Informationen erholt. Sie war auch stets bereit, mir alle Fachbegriffe aus der Pathologie und aus den histologischen Berichten zu erklären. Dies leider nur in dem Rahmen, wie sie Zeit hatte. Mir aber hat es auf jeden Fall geholfen, die Arztberichte besser zu begreifen. Auch hier habe ich mir mein Wissen über einzelneTumorstadien geholt und auch, das jeder LK unterschiedlich und von einem auf den anderen Menschen eigentlich nicht übertragen werden kann. Auch diese Ärztin hielt nicht viel von Statistiken. Sie sagte auch, das sie als junge Studentin stets Schwierigkeiten mit Statistiken hatte, weil die Krebspatienten teils erheblich länger lebten bzw. gesund waren als die Statistiken aussagten.
Im Übrigen bin ich 50 Jahre, von Sternzeichen Stier und mich bringt normalerweise so schnell nichts aus der Ruhe. Aber bei der Krankheit Krebs und der Hilflosigkeit gegenüber dieser Krankheit könnte ich aus der Haut fahren und vor Wut platzen. Man darf es aber nicht zeigen insbesonders nicht im Beisein von meiner Lebensgefährtin. Ich würde sie dann nur verunsichern. Dies darf in keinem Falle geschehen.
Dir kann ich nur raten. Höre das Rauchen auf und du wirst sehen, dass du auch mit der Zeit ruhiger wirst. Man meint zwar immer, eine Zigarette könnte Nervosität und Unsicherheit beseitigen und einen beruhigen. Das Gegenteil ist aber der Fall. Du merkst es aber selbst nicht. Deine Mutter kann jedenfalls keine nervöse und beunruhigte Tochter gebrauchen. Sie wird es bestimmt merken, dir aber nie zeigen.
So, jetzt habe ich dir aber vorerst genug geschrieben. Bitte betrachte es nicht als Kritik, sondern als guten Ratschlag, obwohl dieser einzuhalten in der jetzigen Situation wohl verdammt schwer ist.
Liebe Grüße Chris

29.08.2003 10:49

Plattenepithelkarzinom
 
Liebe Petra,
schreibe dir, weil ich ähnliches mit meiner Ma erlebt habe. Diese Agresivität hat wahrscheinlich viele Ursachen aber ein Großteil liegt bestimmt daran, dass deine Ma mit ihren 53 Jahren live mit erleben muss, wie sie immer schwächer und hilfloser wird. Meine Mutter und ich erlebten auch so etwas, es war ein regelrechter Umdenkprozess, plötzlich kümmert sich die Tochter um die Mutter, deckt sie zu, beruhigt sie, wenn sie weint...das muß für eine Mutter unerträglich sein-auf Grund der Situation.
Du schreibst, du wüßtest nicht mehr, was du zu ihr sagen kannst, verschiedene Fragen nerven sie. Auch das kommt mir bekannt vor. Ich bin auch täglich zu ihr gefahren, habe anfangs auch diese Fragen:was gab es zu essen? gestellt. Igendwann hab ich dann anders gemacht- bin einfach nur noch hin gefahren, hab es mir gemütlich gemacht, Schuhe ausgezogen, und das war`s!
Wir haben dann gemeinsam Fern gesehen oder Zeitung gelesen oder auch gar nichts. Nicht dieses "Krankenhausbesuch" sondern bei ihr sein, einfach so. Wenn dann essen kam, hockten wir gemeinsam im Bett und zankten, wer was ißt.
Als sie noch gesund zu Hause lebte, hab ich sie ja auch nicht so doofe Sachen gefragt, warum also jetzt??
Weißt du was ich meine?
Wünsch dir und deine Ma alles Gute
Gruß Tanja

31.08.2003 11:58

Plattenepithelkarzinom
 
Liebe Tanja,

ja ich versuche auch jetzt einfach nicht immer was zu sagen, sondern einfach nur da sein. Hoffe sie fühlt sich etwas geborgen, wenn man das in so einer Situation überhaupt kann.

Könnte Tag und Nacht weinen. Es ist alles so verdammt schnell gegangen ! Kann es bis heute nicht fassen...

GANZ VIEL KRAFT wünsche ich
auch Dir liebe Tanja,
Petra

31.08.2003 11:58

Plattenepithelkarzinom
 
Hallo Ihr Lieben,

was muß meine Mutter alles über sich ergehen lassen ? Nun mußte sie sich am Freitag einer Knochenmarkspunktion unterziehen. Die Werte ihrer Leukozyten sind extrem hoch. Der Normalwert der Leukos liegt wohl bei 10.000 und sie hatte am Freitag einen Wert von erschreckenden 133.000. Oh GOTT – ist nun das Blut verseucht ? Nun auch noch Leukämie.

Ich bin wirklich am Ende ! Sie hat so bitterlich geweint. Meine Mutter ist eine extrem starke Frau, aber nun kommt so richtige Todesangst hoch.

Gestern mußte ich sie zum erstenmal waschen und ich war so erschrocken – sie ist so dünn geworden, keinen Po und Busen mehr, die Knochen stechen regelrecht hervor. Man traut sich auch gar nicht mehr sie zu drücken, da ich Angst habe, das ihr alles weh tut. Ich könnte von morgens bis abends weinen.

Sie isst fast nichts mehr. Jetzt habe ich ihr gestern vom Bäcker frisches Brot mitgebracht und darüber hat sie sich gefreut. Wenigstens etwas womit ich ihr noch ne Freude machen konnte.

Ich habe zum 1.7. nen neuen Job angefangen, aber ich fühle mich nicht so wohl dort. Mein Chef war 3 Wochen im Urlaub und kommt morgen wieder. Am liebsten würde ich alles hinschmeißen und was ganz anderes machen. Hab schon überlegt, ob ich nicht ne neue Ausbildung im Gesundheitswesen machen sollte. Ach ich weiß auch nicht, alles ist durcheinander und ich fühle mich in meiner eigenen Haut nicht mehr wohl.

Woher schöpft man neue Kraft ? Oft mag ich alleine sein und wenn ich es dann bin, fühle ich mich oft von Gott und der Welt verlassen. Die Trennung von meinem Freund macht mir auch sehr zu schaffen, ich dachte ich kann es durch all diesen Kummer irgendwie verdrängen, aber ich habe das Gefühl es wird eher schlimmer.

Gestern habe ich überlegt, eine Selbsthilfegruppe für Angehörige Krebserkrankter oder Verstorbener in Hannover zu gründen. Ich möchte was tun – was GUTES – helfen !
Hat jemand ne Idee wie man das am Besten anfängt ?

EUCH ALLEN VIEL KRAFT FÜR ALLES
Petra

03.09.2003 23:07

Plattenepithelkarzinom
 
Hallo,

die Leukos meiner Mutter sind jetzt bei 150.000 - was passiert wenn sie weiter und weiter steigen?

Zum 1. mal hat meine Mutter jetzt einen Krankenhauskolla. Sie wird immer schwächer und schwächer. Waschen kann sie sich mittlerweile auch nicht mehr alleine, es tut so weh das alles mit anzusehen.

Ihr Herz ist sehr stark, aber sie hat jetzt zum 1.mal gesagt, wer weiß ob sie Weihnachten überlebt. Sie ist jeden Morgen froh wenn sie überhaupt aufwacht.

Sie hat jeden Morgen starke Schmerzen und Herzrasen und extreme Luftnot.

Wie kann man ihr noch Mut machen? Ich bin so unendlich traurig und fertig zugleich.

LG an EUCH alle,
Petra

01.10.2003 10:16

Plattenepithelkarzinom
 
An ALLE,

meine Mutter hat so gekämpft und leider hat sie den Kampf am 09.09.2003 um 17.50 Uhr verloren.

Am Samstag, den 06.09.2003 hat sich ihre Situation dramatisch verschlechtert und es hat sich Wasser im Bauch und in den Beinen angesammt, bis zu 4 kg Wasser. Sie hat fast keine Luft mehr bekommen. Es war so schrecklich, da man ihr nicht helfen konnte. Sie konnte kein Wasser mehr lassen und alles tat ihr weh. Einen Katheter konnte man wohl noch nicht legen.

Am Sonntag war es dann ganz schlimm, ich bin dann im Krankenhaus geblieben und nicht mehr von ihrer Seite gewichen. Das Krankenhaus war so nett und hat mir in ihr Einzelzimmer ein Bett mit reingestellt und so lagen wir dann Bett an Bett. Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugemacht und über sie gewacht. Es war so traurig, da sie vor Schmerzen gestöhnt hat und fast immer aus dem Bett gefallen ist.

Am Montag früh haben sie ihr dann endlich einen Katheter (unter Schmerzen) gelegt und sie neu umgebettet, sie hat vor Schmerzen geweint. Meine Mutter ist eine starke Frau gewesen und hat so schnell nicht geweint und sehr sehr viel in den letzten 7 Monaten über sich ergehen lassen. Ich bin fast verrückt geworden sie so leiden zu sehen, das war nicht mehr meine Mutter.

Am Montag Morgen hat man ihr dann Morphium gegegeben und sie hat die ganze Zeit geschlafen. Zwischendurch hat sie nochmal das Wort "Schäfchen" gesagt und dann habe ich sie gefragt wie die aussehen und sie hat gesagt "nur weisse, keine schwarzen" - wahrscheinlich hat sie schon den Himmel gesehen.

Sie hat so geschwitzt den ganzen Tag, der Schweiß lief ihr nur so runter. Ich habe ihr den Schweiß immer wieder abgestupft. Von Montag auf Dienstag habe ich auch im Krankenhaus geschlafen und ich hatte keine Ruhe.

Sie hat nur geschlafen und war nicht mehr ansprechbar. Ich lag neben ihr und hab kein Auge zugemacht.

Morgens lag sie nur und hat geschlafen. Der Mann ihrer Schwester war viel bei mir und er meinte, es könnte jetzt noch dauern bis sie einschläft. Aber ich hatte insgeheim kein gutes Gefühl. Bin dann aber nochmal 2 Std. aus dem Krankenhaus raus, um was zu erledigen. Um 16.00 Uhr bin ich dann wieder mit ihm im Krankenhaus gewesen und eine Freundin von ihr kam auch und hat nur geweint als sie sie gesehen hat.

Um 17.00 Uhr hat sie dann ein paar mal ganz tief durchgeatmet und um 17.50 Uhr hat sie dann ihren letzten Atemzug gemacht. Ich war bei ihr und habe ihre Hand bis zum Schluss gehalten. Ihre linke Hand war stundenlang eiskalt und dieser kalten Hand kam trotzdem der Schweiß.

Dann konnte ich es gar nicht glauben, dass das jetzt ihr letzter Atemzug war. Ich habe so fürchterlich geweint und gleichzeitig stand man unter Schock. Knapp 1 Stunde waren wir dann mit ihr noch alleine. Und bis heute kann ich es nicht glauben - der letzte Atemzug. Die Bilder sind täglich in meinem Kopf. Bilder der Vergangenheit und Bilder der letzten Tage und Wochen. Ich kann es bis heute nicht fassen.

Und dann kam die Organisation der Beerdigung. Man steht unter Schock und soll plötzlich Entscheidungen treffen und viel organisieren. Unglaublich. Aber meine Freunde waren für mich da, was ich über meine Familie nicht sagen kann. Aber dazu möchte ich später nochmal mehr schreiben.

Ich habe am 09.09.2003 meine nur 53-jährige Mutter verloren und nun mit 34 Jahren keine Eltern mehr. Ich habe sie sehr geliebt und werde sie immer lieben und wenn ich daran denke, dass sie jetzt in einem Sarg unter der Erde liegt, dann kann ich es immer noch nicht fassen. Der Umang mit dem Tod fällt mir schwer. Ich weiß nicht, wie ich es am besten verarbeiten soll.

Liebe Grüsse an EUCH
Petra


KREBS kann jeder bekommen und auch ohne Verschulden und es ist für mich die heimtückiste Krankheit überhaupt.

Meine Mutter hat den Kampf nach nur 7 Monaten verloren. Der Lungenfacharzt aus Braunschweig ist für mich untragbar, überhaupt sind manche Ärzte einfach zu unsensibel.

Und täglich frage ich mich "WARUM" - warum sie, warum so früh, warum stirbt ein Nichtraucher an Lungenkrebs und Rauchern passiert gar nichts ? warum so früh ? mit nur 53 ? sie war immer nur für mich und für andere da - sich selbst gegenüber sehr sparsam! WARUM ?????

01.10.2003 14:13

Plattenepithelkarzinom
 
Liebe Petra,
mein aufrichtiges Beileid zum Tod Deiner Mutter. Man kann es nicht fassen. Die Verarbeitung dauert. Mir hat geholfen, darüber zu sprechen, mich mit Krebs und Sterben auseinanderzusetzen. Dass Du geschrieben hast ist schon der richtige Schritt. Die Frage Warum habe ich mir auch oft gestellt. Da gibt es Alte und Kranke, die möchten sterben, aber die Jungen rafft es hinweg. Wir wissen nicht das warum, ich habe aber Antworten bekommen. Nicht sofort, aber in den Jahren habe ich erkannt, das alles Schicksal ist, und auch der Tod meines Vaters, den ich immer noch nicht verarbeitet habe, etwas in meinem Leben bewirkt hat.
Für Dich sind diese Antworten noch nicht zu erkennen. Es tut einfach nur unendlich weh. Aber lass diesen Schmerz zu. Sprich mit Freunden über Deine Gefühle. Sprechen hilft.
Ich wünsche Dir viel Kraft.
Brigitte


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