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sanne2 21.07.2016 19:05

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Hallo Petsi.
Vielleicht liegt es am Wetter, dass wir alle wieder so nahe am Wasser gebaut sind?
Heute hatte ich meinen ersten Arbeitstag und eigentlich war alles in Ordnung. Bis dann einige Kollegen fragten, wie es mir geht.
Von da an wollte ich nur noch nach Hause und auch hier kann ich mich heute kaum noch beruhigen.
Keiner der mich begrüßt und fragt wie mein Tag war.
Ich frage mich, wann es bei uns allen mal besser wird?

Liebe Heike.
Genau deswegen höre ich zur Zeit überhaupt keine Musik.
Zur Zeit vermeide ich sehr viel, was mich an gemeinsame Erlebnisse erinnert.

Kennt ihr das auch so?

Liebe Grüße an alle,
Sanne

Gänseblümchen2 21.07.2016 19:10

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Das tut mir richtig leid...Herzlichstes Beileid:(

petsi999 21.07.2016 20:11

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Danke Sanne und Heike für Eure Worte. Auch wenn ich es Euch anders wünschen würde, habt Ihr ähnliche Probleme wie ich.

Musik geht im Moment kaum... Unheilig, Lindenberg usw. Alles traurige Lieder.

Auto verkaufen, Versicherungen ummelden , Briefe mit seinem Namen bekommen, Anrufe wo nach ihm gefragt wird, unsensible Leute......jedes Mal in Stich mitten ins Herz.

Ach Sanne, der erste Arbeitstag ist schlimm. Aber den hast du geschafft. Der erste ist der Schlimmste. Ich bin mittlerweile so egoistisch, das ich genau sage was ich möchte
Z.B. tut mir leid, heute kann ich nicht drüber reden usw.

Die Frage wann es besser wird habe ich auch.....oft wird mir gesagt, so lange wie die Erkrankung gedauert hat braucht man um einigermaßen klar zu kommen. Das wären 1,5 Jahre.....aber vielleicht kann dazu jemand "Erfahrener" etwas zu sagen. Vielleicht auch 1 Jahr, so das man jeden Tag einmal alleine durchgemacht hat. Wahrscheinlich ist es aber auch bei jedem ganz anders.....

Heike, der Behördenkram ist ganz schrecklich. Ich finde es müsste eine Institution geben, diealle Dinge im Todesfall in die Hand nimmt. Rente, Versicherungen, Ummeldungen, Wohngeld, Kinderzuschlag, usw usw......

Ich habe seit Wochen dauern m ganzen Wohnzimmertisch voll liegen
.
.
Ja ich finde auch das das Forum ungemein hilft. Schade das wir wahrscheinlich alle ganz weit auseinander wohnen, sonst könnte man mal einen Kaffee trinken.

Euch allen einen schönen Abend.

Petsi

P.s. : Jetzt vor 10 Wochen hat mein Mann den letzten Atemzug gemacht. Ich hasse Donnerstag..... Donnerstags gab es auch die Leukämie Diagnose und Donnerstags hatte er die erste Sepsis :weinen:

Lucy96 21.07.2016 20:47

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Ihr lieben das mit dem Kaffee wäre ne klasse Idee 🤓
Da hast du recht es müsste wirklicheren Institution geben die einem alles abnimmt.
Wenn ich euch in dem Punkt irgendwie helfen kann ,schickt mir doch ne PN habe jetzt Gott sei dank fast alles geschafft.

Sanne schön das du wieder arbeiten kannst,ich habe mir einen Monat frei genommen,ging weil ich selbständig bin leider auch kein Geld verdient,war mir aber shit egal.

Petsi wenn du nicht reden kannst und willst ist vollkommen egal mach dir keinen Kopf was andere denken,das kann man nur mitfühlen wenn man selber in dieser Situation ist.

Euch einen hoffentlich erträglichen Abend und schön das ihr da seid

Lucy96 21.07.2016 20:48

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Übrigens ich hasse Mittwoch

petsi999 21.07.2016 21:03

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
:pftroest: Heike

Lucy96 21.07.2016 21:15

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Danke liebe petsi😚

Laesperanza 21.07.2016 21:29

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Heute geht's mir auch nicht so besonders. Hab so nen komischen Ausschlag am Bein und gerade im Medikamentenschrank eine Creme gesucht. Dabei sind mir ganz viele Medikamente von meinem Mann "entgegengeflogen". Jetzt sitze ich hier und die Tränen laufen. Alles Sch.....Wir haben auch sehr gerne gegrillt. Ich mache es aber immer noch, am Anfang war es auch komisch. Und dann bei dem schönen Wetter zu Hause. Früher waren wir jeden Abend Motorradfahren. Und der Behördenkram hat mich auch noch in den Wahnsinn getrieben. Was auch noch nicht ausgestanden ist, ist die Sicherung der Pflichtteilansprüche für meine Tochter. Wir haben/hatten das Berliner Testament. Alles nur mit Kosten und Nerven verbunden. Seine persönlichen Sachen wie Auto, Motorrad, Fahrrad etc habe ich gleich am Anfang verkauft. Jetzt könnte ich es nicht mehr so locker, flockig. Ich habe auch das Gefühl, dass ich aus 2 Personen bestehe. Die eine Person vor dem Tag X, die andere danach. Ich habe ganz viel in meinem Leben verändert, sowohl innerlich als auch äußerlich. Ich brauche das einfach für meinen "ungewollten" Neustart. Heißt nicht, dass ich ihn vergessen habe, aber er ist Teil meines früheren Lebens. Im Herzen immer noch in jetzigen Leben, aber anders. Diese 8 Monate kommen mir soooo lange vor. Sobald die Baustelle ums Haus fertig ist (die kostet auch Geld und Nerven) möchte ich auch ein neues Schlafzimmer.
Apropos Kaffee, cool wäre das schon. Ich komme aus der Nähe von Freiburg im Breisgau. Seid gedrückt

Lucy96 21.07.2016 21:58

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Liebe laesperanza
Das kenne ich auch ganz genau
Die ersten die was wollten war das Amtsgericht ob ein Testament vorliegt weil mein kleiner noch minderjährig ist.echt ätzend.
Rentenversicherung hat sich auch Zeit gelassen fast 14 Wochen ist schon hart.
Da wir auch noch privat versichert sind ,habe ich erst mal Tage lang Rechnungen gesucht und eingereicht .
Jetzt kam der letzte OP Bericht den ich an einen Gutachter weiter schicken muss sonst zahlen sie nicht .
Also nur Stress.

Aber Mädels wir bekommen das hin,wir wachsen mit unseren Aufgaben .

Grade musste ich in die Werkstatt meines Mannes ne Dichtung bei meinen Mietern war kaputt,den Raum habe ich bis jetzt immer gemieden.

Habe auch in der Wohnung einiges umgeräumt ,als nächstes ist das Schlafzimmer dran,muss was verändert werden .tapeziere mit ner Freundin mal sehen ob es was wird😜.

Ich kommen aus dem Raum Stuttgart also nicht zu weit weg

Liebe Grüße Heike

petsi999 21.07.2016 23:14

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Ihr Lieben,
Ich komme aus Nordwesten Holländische Grenze.....

Das Thema Schlafzimmer habe ich durch. Wir wollten vor dem Tag x eigentlich anbauen, damit unser jüngster ein größeres Zimmer bekommt. Mache ich jetz natürlich nicht mehr.

Habe mir jetzt das Zimmer meines Jüngsten gemütlich gemacht und er hat unser Schlafzimmer.

War die beste Idee...

Laesperanza, genauso fühle ich mich auch. 2 Personen...eine vor Tag x die andere danach.

Das prägt einen sehr so etwas ....ich bin ein anderer Mensch geworden.
Ich drücke dich mal und hoffe morgen wird ein besserer Tag.

Aber leider wird es immer solche Situationen geben.

Schlaft gut.

Manu50 22.07.2016 11:45

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Hallo ihr Lieben, das mit der Trauerzeit kann so nicht hin kommen. Würde bedeuten, dass es bei mir nach drei Monaten leichter wird. Beim besten Willen, dafür fehlt es mir zu sehr!!
Die Hausärztin meines Mannes hat gemeint, man muss jeden Geburtstag, jeden Feiertag einmal durchleben ( in unserem Fall durchleiden) ehe es langsam besser wird. Selbst da habe ich so meine Zweifel dran, zumal mein Enkelkind auch in dem Zeitraum geboren wird.
Der ganze Versicherungs- , erbschaftskram und ähnliches , stapelt sich bei mir auch. Es ist ein Graus.
Der erste fast überstandene Urlaub, ohne ihn, ist fast geschafft .
Die Tränen kullerten öfter mal ganz plötzlich los....Erinnerungen !
Im Haus könnte ich noch nichts ändern, dass hatten wir zwar eh geplant und der neue Fußboden fürs Schlafzimmer liegt auch schon seit Januar, aber ich konnte noch nicht.
Musik gibt es bei mir auch nicht wirklich, macht mich auch zu traurig.
Mit dem kaffe trinken wäre schon schön, doch leider komme ich aus Sachsen Anhalt ! Also schwierig!!
Trotzdem bin ich froh, dass wir uns zumindest hier austauschen können!!
Euch allen noch einen angenehmen Tag.... Nach dem Tag x ! Mir geht es da nämlich ähnlich!
Fühlt euch umarmt! Manu

Lucy96 22.07.2016 17:32

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Liebe Manu
Ich weiß nicht wer solche Statistiken erstellt das es nach drei Monaten besser wird,der hat keine Ahnung .
Bei mir kommt jetzt erst alles so richtig raus hatte vorher gar keine Zeit zum trauern und da gibt es viele denen es auch so ging,also mach dir keine Gedanken .
Ich habe ne bekannte deren Mann Anfang Januar verstarb ,Anfang März ist schon der neue eingezogen ,macht mich fassungslos aber jeder geht anders damit um,ihr Sohn hatte damit massive Probleme .

Liebe Grüße aus dem schwülen Südwesten Heike

petsi999 24.07.2016 08:34

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Hallo Ihr Lieben,
Wollte euchvl schnell einen erträglichen Sonntag wünschen.
Bin gleich eingeladen...lenkt dann wohl etwas ab.

Heike,
3 Monate nach dem Tod jemand anderen? Dann hat die Ehe wohl nicht gestimmt, oder es war vorher schon was. Sonst kann ich mir nicht vorstellen das man sich so schnell wieder auf jemanden einlassen kann. Da ist doch alles noch nicht verarbeitet....
Aber ich möchte auch nicht urteilen, es ist jedem gegönnt und jeder hat sein eigenes Tempo.
Manu,
Ist dein Urlaub rum? Sei stolz auf dich das du das geschafft hast. Und klar das der Urlaub anders und nicht perfekt war...

Alles Liebe
Petsi

petsi999 25.07.2016 20:03

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Immer wenn ich ans Grab gehe muss ich weinen.
Kein Wunder das unser Jüngster so ungern dort hingeht. Aber ich kann es nicht aufhalten.

:weinen:

Lucy96 25.07.2016 22:16

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Hallo Petsi
Ging mir die ersten Monate genau so und ist heute manchmal ein bisschen besser,habe trotzdem immer ein beklemmendes Gefühl und totale leere wenn ich wieder nach Hause gehe.
Mein großer geht auch nie alleine auf den Friedhof ,der kleine fährt oft hin.
Es ist einfach Besch....
In diesem Monat bin ich auch dran mit Gießen ,wechsle mich mit meinem Schwager ab,weil die Eltern meines Mannes auch auf dem Friedhof liegen,heißt bei dem Wetter jeden Tag.
Kostet mich immer Überwindung ,aber da müssen wir wohl leider alle durch auch wenn es noch so weh tut.
Wünsche dir eine gute Nacht ,hoffe du kannst schlafen damit habe ich so meine Probleme .
Wie geht es deinen Kindern ? Kommen sie einigermaßen klar?
Liebe Grüße Heike

petsi999 25.07.2016 23:06

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Liebe Heike,
Es tut gut zu hören das es anderen auch so geht.
Man hört sonst immer nur ...ich gehe täglich zum Friedhof, Rede mit ihm, bin ihm nah....

Für mich schmerzt dieser Ort ungemein.

Wie kommen die Kinder klar? Ich glaube sie sind ein Spiegelbild von mir. Wenn es mir gut geht, geht es Ihnen auch gut. Wenn ich weine, weinen sie auch.
Eigentlich will ich meine Kids schützen, aber ich bin auch sehr oft traurig und kann es nicht verbergen. Es ist ja auch alles so schlimm. ...
Ich
Hoffe du kannst schlafen. Ich habe vom Hausarzt Tabletten bekommen,mit denen geht es...

Glg petsi

Manu50 26.07.2016 23:35

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Hallo ihr lieben, meinen Urlaub habe ich geschafft, mit gemischten Gefühlen ... wie ihr es selbst ja auch schon hinter euch habt. Bin Samstag nach Hause gekommen und Sonntag gleich nach Hamburg zu meiner Tochter, die sich von ihrem Freund getrennt hat. Sie kann ihm nicht verzeihen, dass er nicht für sie da war, als ihr Papa verstorben ist. Nun braucht sie eine neue Wohnung und noch einiges mehr. ER macht ihr das Leben auch nicht leichter. Zum trauern hat sie keine Zeit. Und mir geht es schlecht, wenn es ihr schlecht geht.
Also Petsi, auch das geht uns allen so. Den Kindern geht es auch schlecht, wenn sie mich traurig sehen und umgekehrt. Egal wie groß die sind, wenn ein Familienmitglied fehlt, ist die Welt aus den Fugen.
Heike, deine Bekannte war da ja echt schnell. Kann mir gut vorstellen, dass der Sohn (glaube ich war es) damit nicht klar kommt. Urteilen kann man da natürlich nicht.
Der Friedhof macht mich auch jedes Mal so traurig. Ich gehe ungern hin.
Ich hoffe ihr könnt schlafen! Liebe Grüße Manu

Lella 27.07.2016 00:20

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Ihr Lieben

Ihr schreibt alle, dass ihr so ungern auf den Friedhof geht und dort so traurig seid... Hmmm, vielleicht eine blöde Frage, bitte versteht mich nicht falsch! Aber warum denn überhaupt hingehen? Weil "man" es tut? Wegen dem Giessen?

Eure Männer sind in euren Herzen, egal, wohin ihr geht. Und ihr werdet sie nicht mehr spüren, wenn ihr auf den Friedhof geht, wenn es euch dort nicht wohl ist. Und ihr seid auch nicht verpflichtet hinzugehen. Vielen Menschen bedeutet so ein Grab nichts oder es bedrückt sie. Das ist auch ok. Man hat jemanden nicht weniger geliebt, weil man nicht weinend am Grab steht.

Mir haben Friedhöfe nie etwas gesagt. Ich fand die gruselig. Und ich hab immer behauptet, ich brauche kein Grab für meinen Mann... Ich gehe aber nun gerne auf den Friedhof. Nicht weil ich ihm da nahe bin. Ich fühle mich ihm während dem autofahren am nächsten und denke am meisten an ihn. Ich gehe getne dort hin, einfach, weil es ein wunderschöner Ort ist. Der mich beruhigt und den ich mag. Vor ein paar Wochen war ich mit einer Freundin am späteren Abend dort. Wir sind im Gras vor dem Grab gesessen und haben geredet. Es war so friedlich... Ich gehe nicht oft, eher unregelmässig. Aber gerne. Sonst würd ich es lassen.

Bei uns ist es so, dass wir das Grab durch die Gemeinde pflegen lassen können. Es wird jährlich mehrmals neu bepflanzt und auch gegossen. Ich habe diese Option gewählt, weil ich möchte, dass das Grab immer gepflegt aussieht. Aber ohne Stress für mich. Gibt es diese Möglichkeit bei euch nicht? Oder dass die Pflege jemand übernimmt?

Es bringt doch nichts, wenn ihr euch so quält. Manchmal heisst Trauerarbeit auch herauszufinden, was einem selbst gut tut und was nicht. Und es heisst manchmal auch egoistisch sein. Auch wenn dss schlussendlich bedeutet auf dem Grab einen Steingarten anzulegen. Eure Männer wären euch dafür ganz bestimmt nicht böse, sonder stolz, dass ihr einen Weg findet, auf dem es euch besser geht...

Schlaft gut. Für morgen wünsche ich euch einen erträglichen Tag.
Lella

Manu50 27.07.2016 00:44

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Liebe Lella, vielleicht ist es wirklich so, dass man sich damit selber quält. Vielleicht denkt man auch, warum soll es mir gut gehen, wenn es ihm so schlecht ging und er gehen musste . In gewisser weise foltert man sich selbst. Vielleicht ist es aber auch einfach nur zu früh, um damit klar zu kommen, es wirklich zu akzeptieren, dass ER dort liegt. Eigentlich ist ER ja zu Hause. Im garten, im Pool , bei dem tollen Wetter!!! Ich habe vorhin in deinem Beitrag gelesen. 23 kg Tumor , Wahnsinn , das kann Angst machen. Mein Mann sein nierentuomor hatte 2,3kg (verkapselt) und er hat nichts davon gemerkt. Erst als er metastasen in der Lunge hatte und husten musste.
Ich wünsche auch dir einen angenehmen Tag morgen!
Petsi mag den Mittwoch nicht. Trotzdem, mach das beste draus für dich und deine Kinder!
LG Manu

Lella 27.07.2016 16:03

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Liebe Manu

Ja, diesen Gedanken kenne ich nur zu gut. Und glaub mir, ich kämpfe oft mit ihm. Warum geht es mir gut, obwohl mein Mann sterben musste? Warum geht es mir nicht schlechter? Hab ich ihn denn nicht genug geliebt? Ich habe oft sogar ein richtiggehend schlechtes Gewissen, wenn ich lache und fröhlich bin. Diese Gedanken kommen immer wieder, auch heute noch. Aber mal ganz ehrlich: Kommt er wieder, wenn es mir schlecht geht? Wird sein Leiden in der Vergangenheit weniger, wenn ich weine? Und noch viel wichtiger: hätter er gewollt, dass es mir schlecht geht?! Nein, ganz bestimmt hätte keiner unserer Männer das gewollt. Manchmal hilft mir da wirklich die kindliche Vorstellung, dass unsere Verstorbenen irgendwo da oben auf einer Wolke sitzen und uns zusehen. Und dann "höre" ich auch ab und zu seine Stimme, die sagt: so, mein Mädchen, genug geweint und geheult. Hör auf Dich zu quälen. Und lebe. Versuchs zumindest irgendwie.

Ja, ich glaue, wir müssen lernen uns nicht mehr weiter zu quälen. Auch ich kann immer noch kaum glauben, dass er wirklich nicht mehr wiederkommt. Dass wirklich alles passiert ist. Es ist wortwörtlich unfassbar.

Zitat:

Zitat von Manu50 (Beitrag 1358816)
Eigentlich ist ER ja zu Hause. Im garten, im Pool , bei dem tollen Wetter!!!

Genau. Das meine ich. Ich musste schmunzeln bei diesen Worten, sie hätten von mir sein können. Was soll er denn auf dem Friedhof liegen, wenn er doch am Pool sein könnte! Diese Gedanken sind doch viel weniger quälend, als auf dem Friedhof vor dem Grab zu stehen. Oder nicht? Du denkst an ihn, trägst ihn im Herzen und das zählt. Vielleicht bin ich da einfach anders. Ich musste schon sehr früh manchmal selber lachen oder lächeln, wenn ich an ihn dachte. Was er wohl gesagt hätte, gedacht hätte. Mein Mann war DER Sprücheklopfer schlechthin und ich musste schon immer über seine Aussagen lachen. Sich diese Erinnerungen zu erlauben, gehört für mich aber genauso zur "Trauer" wie das weinen. Und ich habe mir auch vorgenommen, dass ich mich nicht quälen WILL, ich WILL,dass es mir gut geht. Weil mein Mann das so GEWOLLT hätte. Dieser Kampf ist oft noch viel härter und schwerer als sich den Tränen hinzugeben, zumindest für mich. Aber ich habe auch von Anfang an gewusst wohin mein Weg führen wird. Nämlich weiter. Weil ich nicht zulassen werde, dass dieser verdammte Krebs noch ein Leben zerstört. Eines reicht.

Ich will nicht Deine Trauer schlecht reden. Jeder geht anders damit um, weil er anders ist. Ich will Dir nur sagen, dass Du auch den Mut haben "darfst" anders zu denken. Wenn Dir der Friedhof nichts gibt, geh nicht hin. Setzt Dich an den Pool und denke an Deinen Mann!

Liebe Grüsse
Lella

Laesperanza 27.07.2016 17:15

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Liebe Lella,
Du hast so recht...das ist jetzt vielleicht in diesem Zusammenhang nicht so passend, aber mir fällt auch immer der Spruch ein: jedes Ende ist auch ein neuer Anfang. Ich habe den Tod meines Mannes nicht gewollt, aber er ist eingetreten und ich kann es nicht mehr ändern. Aber mein Leben, das auch nur endlich ist, kann ich ändern. Warum nicht auch als Chance sehen und Dinge machen, die man schon immer machen wollte. Ich hatte auf der Danksagung stehen: "Es sind die Lebenden, die den Toten die Augen schließen, es sind die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen". Genauso sehe ich das. Mir ist sehr viel klar geworden, was mir im Leben wichtig ist. Bei anderen Dingen bin ich noch auf der Suche. Aber ich versuche alles, was ich machen möchte. "Do it now, sometimes a later becomes a Never". In diesem Sinne wünsche ich Euch eine erträgliche, nein, eine schöne Restwoche.

Manu50 27.07.2016 18:34

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Liebe Lella , hab vielen Dank für deine Worte. Ja ich denke schon, dass ich auch etwas Umdenken muss, damit ich nicht auch noch krank werde.
Wir haben nur das eine leben, wir müssen jetzt damit klar kommen und neue Wege gehen. Unsere Männer werden immer in unseren Herzen sein und in denen unserer Kinder!!!
Ganz liebe Grüße und einen angenehmen Abend
Von Manuela

Lucy96 27.07.2016 20:05

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Klar müssen wir Umdenken und für unsere Kinder da sein ,grade du Manu für deine Tochter ,trotzdem ist es alles noch sehr frisch und man muss auch Trauer zulassen.
Ich habe zum Beispiel auch keine schwarzen Sachen mehr an ,konnte am Anfang aber nicht buntes an mir sehen obwohl mein Mann so was nie gewollt hätte,der hätte nur den Kopf geschüttelt ,wenn ich immer noch in schwarz rumlaufen würde,aber das ist meine Ansicht und jeder muss wissen was für einen selber gut ist.
Petsi dir wünsche ich morgen einen erträglichen Tag,habe heute schon oft an dich gedacht.
Manu schön das du wieder da bist und ein bischen Ablenkung hattest.
Liebe Grüße Heike

Lella 27.07.2016 21:23

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Liebe Manu
Ich möchte Dir widersprechen. Du MUSST nicht umdenken. Du kannst. Lucy sagt es richtig, Trauer ist auch wichtig. Auch ich habe diese Momente. Immer noch. Und jeder muss sein Tempo finden, seinen Umgang. Wenn jemand aus Überzeugung schwarze Kleidung trägt, dann ist das für ihn so richtig. Auch ich habe bis heute Dinge, die ich tue oder nicht tue, weil ich sie für richtig oder falsch halte. Den eigenen Weg zu finden, das kann einem (leider) niemand abnehmen.

Ich glaube, man muss mit der Zeit auch wieder ein Gespür für sich selbst entwickeln. Die meisten von uns haben schon während der Krankheit des Partners kaum mehr eigene Bedürfnisse wahrgenommen. Oft habe ich das Gefühl, dass viele Trauernde versuchen einem Klischee zu entsprechen. Versteht mich nicht falsch, ich meine damit nicht, dass sie etwas vorspielen. Nein, vielmehr erlauben sie sich selbst nicht, dass ihr neues, ungewolltes Leben eben nicht nur aus Trauer besteht. Genauso wenig, wie das Leben zuvor nur aus Glück bestanden hat. Oft beeinflusst durch die Meinung von Menschen, die - mit Verlaub - schlichtweg keine Ahnung haben, wovon sie reden. Es ist amüsant, direkt mit einem Hinterbliebenen konfrontiert, wissen die meisten Menschen nicht was sagen, äussern dies sogar manchmal auch so (ich finden keine Wort, ich weiss nicht was sagen). Das ist in vielen Fällen von Herzen so gemeint. Wie oft, sind es dann aber auch genau die selben Personen, die sich anmassen, darüber zu urteilen, wie sich der oder die Hinterbliebene denn zu benehmen hat. Und wir, durchrüttet bis in unsere Grundfesten, haben nicht die Kraft uns auch noch gegen diese gesellschaftlichen Vorgaben zu stellen und glauben, wir seien schlechte Menschen, wen wir ihnen nicht entsprechen können. Ich will niemandem die Trauer "verbieten", aber lacht, wenn es etwas zu lachen gibt. Freut euch, wenn es Anlass zur Freude gibt. Eure wahren Freunde werden mit euch lachen und sich mit euch freuen. Eure Männer oben auf der Wolke übrigens auch :D

Ich glaube aber auch, dass es eine Frage der Zeit ist. Laesperanza :winke:, ich verstehe zu gut, was Du meinst, Deine Zitate bringen es auf den Punkt. Ja, es ist auch ein Neuanfang. Man wird zu Dingen gezwungen, die man selbst so nie gewählt hätte, die aber gut sind. Es entsteht Raum für neue Beziehungen (und damit meine ich nicht einen neuen Partner), für neue Gedanken. Ich freue mich sehr, dass Du es so sehen kannst. Wenn ich mich an Deine älteren Beiträge kurz nach dem Tod Deines Mannes erinnere, dann hättest Du wohl selbst nie geglaubt, jemals so denken zu können. Ich glaube mit der Zeit lernt man wieder zu trennen. In gute und in schlechte Zeiten. In Freude und in Trauer. Das eine geht ohne das andere, jedes zu seiner Zeit. Auch Normalität, einfach mal keine extreme Stimmung, ein Gefühl, das sehr befreiend ist, wenn man es akzeptieren kann. Ja, wir dürfen auch mal wieder ganz normal sein.

Man muss wieder lernen, auf sich selbst zu achten. Ich bin wirklich kein gläubiger Mensch, aber ich habe tiefen Respekt vor dem Leben. Und im Gegensatz zu meinem Mann, habe ich noch eines. Und ich für mich sehe es als meine Pflicht an, mit diesem Geschenk sorgsam umzugehen und ich betrachte es als mein Recht, trotz allem, noch ein schönes Leben haben zu dürfen.

Ich wünsche allen hier von ganzem Herzen, dass sie das eines Tages auch so sehen können. Und das ich Mut dazu machen kann...

petsi999 27.07.2016 21:47

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Hallo Ihr Lieben,
War den ganzen Tag ziemlich beschäftigt. Viel Arbeit und Papierkram. Aber es muss ja Geld reinkommen....

Eure Worte hören sich so Weise an..... sie geben mir zu denken....

Ich war leider immer ein Mensch der es möglichst jedem recht machen wollte.
Ich versuche jetzt schon ein wenig mehr an mich zu denken. Aber ja, ich gehe zum Friedhof weil man es tut. Ich Pflege das Grab selber, weil sonst Schwiegereltern sauer wären.

Aber ich habe auch schon Dinge gemacht, die ich vorher nicht gemacht habe. Ich wollte schon viele Jahre ein neues Fahrrad, andere Dinge waren aber immer wichtiger. Jetzt habe ich mir eins gekauft. Einerseits habe ich ein schlechtes Gewissen das ich mir das jetzt gegönnt habe, andererseits möchte ich auch nichts mehr aufschieben

Schwarz habe ich von Anfang an nicht getragen. Eher grau, blau, gedeckte Farben.


Laesperanza,, deine beiden Zitate sind sehr gut. Ich werde daran in Zukunft sicher noch öfter denken. Danke dafür.

Lella, so weit wie du bin ich noch lange nicht. Aber ich versuche nach vorne zu schauen und etwas Schönes aus meinem Leben zu machen. Dem Schicksal zum Trotz und für die Kinder.

Es wird aber noch dauern.

Manu, danke das du an mich denkst.
Wie geht es Dir?

Wünsche euch alles Liebe
Petsi

monika100 27.07.2016 22:08

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Ihr Lieben,

dieses "Schwarz tragen" ist ja von früher her eigentlich so gedacht, dass Außenstehende erkennen können, dass hier ein Mensch trauert, dass er leidet, dass es ihm schlecht geht.

Mit dem Sinn, dass man diesen Menschen einfach ein bisschen besser behandelt, nachsichtiger ist, ihm mehr Zeit für z. B. seine Arbeit lässt, ihn nicht so "ungefiltert" anmacht für irgendwas, ihn ein bisschen schont und umsorgt.
Damit er dieses "Trauerzeit" bewältigen kann.

Wenn man heute - wie es früher üblich war - 1 Jahr schwarz tragen würde bei seinen nächsten Angehörigen - ob diese alten Regeln/Sitten noch greifen würden?? Schön wäre es....
Dann hätte manch Einer es leichter.

Alles Liebe für euch,

Monika

sanne2 28.07.2016 00:27

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Wie schön, dass ihr alle da seid:).
Und wie schön, dass ihr all meine nicht gestellten Fragen beantwortet.

Manchmal habe ich tatsächlich das Gefühl, mich selber bestrafen zu müssen.
Dafür, dass mein Mann so krank war, so wie eure Männer.
Dafür, dass ich nicht viel tun konnte für meinen Mann, außer für ihn da zu sein.
Und dafür, dass ich nicht hellsehen konnte und nicht wusste was mein Mann nun eigentlich von mir erwartete und was nun richtig war und was nicht.
Übrigens habe ich nur auf der Beisetzung meines Mannes bewusst schwarz getragen.
Sonst habe ich nie auf meine Kleidung geachtet.

Auch ich muss lernen umzudenken wegen meines ewig schlechten Gewissens.
Ständig fallen mir nur meine "Schlechtigkeiten" im Umgang mit seiner Erkrankung ein.
Aber ich habe auch viel für ihn getan, so wie er es auch für mich getan hätte.

5 Wochen und zwei Tage ist es erst, oder schon, her.
Ich hoffe noch immer aufzuwachen und festzustellen, das es nur ein böser Traum war.

Schlaft schön.

Liebe Grüße,

Sanne

Manu50 28.07.2016 08:53

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Liebe Sanne,
Wie kannst du von "Schlechtigkeiten" reden. Ich denke auch du hast dein bestes gegeben. Mit solch einer Krankheit und der Verlustangst, kann man nicht so ohne weiteres klar kommen. Man ist verzweifelt und trotzdem gibt man die Hoffnung nicht auf. Emotionen kochen hoch und sicher fällt auch mal ein Wort, das man hinterher vielleicht bereut. Aber wir sind alle nur Menschen und nicht darauf vorbereitet, was uns da erwartet. Dieser Albtraum !!
Mir geht es auch so, dass ich aus diesem schlechten Traum aufwachen möchte und meinen Mann neben mir schnarchen hören möchte. Morgen sind es zwei Monate, die er nicht mehr bei uns ist 😪.
Und oft stelle ich mir die Frage, hätte man was anders machen können?
Das wird wohl auch immer im Hinterkopf bleiben.... Ohne Antwort natürlich.
Fühl dich umarmt!
Liebe Grüße Manuela

Laesperanza 28.07.2016 09:40

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Guten Morgen Zusammen,

ja das schlechte Gewissen begleitet mich auch ständig. Ich weiß zwar auch nicht warum. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich nur schon ein schlechtes Gewissen habe, dass ich lebe und er nicht. Blöd, ich weiß.

Auch frage ich mich ständig, was man hätte anders machen können. Manchmal denke ich, ich hätte am Schluss noch länger bei ihm sein sollen. Ich bin öfters am Tag auch mal aus dem Krankenhaus raus. Aber ich konnte einfach nicht mehr. Nach 4 Jahren Kampf und Angst war ich einfach zermürbt. Zumal er ja ins KH kam,ohne dass wir wussten, dass er nicht mehr heimkommt.

Auch die "Schlechtigkeiten" kann ich nachvollziehen. Wie oft gehen mir Situationen durch den Kopf, bei denen ich heute denke, wie konntest Du nur so reagieren. Aber wie bereits hier geschrieben, sind wir auch nur Menschen und befinden uns in der absoluten Ausnahmesituation. Auch mein Mann hatte sich verändert, was ja nicht verwunderlich ist, wenn der Tod an die Tür klopft. Anderen Menschen würde ich sagen, das ist doch ganz normal, wie Du reagiert hast. Vielleicht sollte man einfach nachsichtiger mit sich selbst sein.
Und ich denke auch jedes Mal, wenn ich mir etwas gönne, wie kannst Du nur, Dein Mann ist tot und Du liegst bei der Massage.
Auf der anderen Seite so wie Lella schreibt, der Krebs hat schon ein Leben zerstört (und im Grunde genommen auch das der Angehörigen). Wir haben es uns nicht ausgesucht. Wir müssen weitermachen. Und die Lebenszeit bleibt die Gleiche: ob ich sie weinend oder lachend verbringe.
Ich wünsche uns allen, dass wir das Leben wieder genießen können ohne schlechtes Gewissen. Wir haben es uns verdient, nach alldem was wir mitgemacht haben.
Übrigens erlebe ich auch oftmals "blöde" Reaktionen aus dem Umfeld. Ein Arbeitskollege aus einer anderen Abteilung sagte vor kurzem auch: Waaas Sie gehen schon wieder in Urlaub??? Sie waren doch erst!!! Da sagte ich nur: "ja ich gehe schon wieder in Urlaub. Wir können ja gerne tauschen". Dann herrschte betretenes Schweigen.....

petsi999 28.07.2016 09:41

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Liebe Manu,
Liebe Sanne,

Ihr sprecht mir aus der Seele. Heute ist mein Mann 11 Wochen nicht mehr da. Auch ich fühle mich wie im Traum. Aber auch ich wache nicht auf

Ganz kurz nach seinem Tod habe ich gedacht: Wenigstens brauche ich mir keine Vorwürfe zu machen (was ich immer sehr gerne mache). Ich habe alles getan und auch so gut es geht richtig gemacht. Wurde mir auch von allen Seiten bestätigt.

Je mehr Zeit vergeht, desto mehr kommen die Schuldgefühle usw
Ich bereue böse Worte, nicht Gesagte Worte, ich bereue das ich Dinge nicht erkannt habe usw.....

Es sind alles Fragen ihne Antworten...

Vielleicht müssen wir uns allen Zeit geben. 5 Wochen, 2 Monate .....sind keine Zeit.
Wir haben alle so viel erlebt, zu viel.

Euch allen einen erträglichen Tag und schön das wir uns austauschen können.
:1luvu:

Lucy96 28.07.2016 11:56

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Meine lieben Mädels
Ich glaube nicht das eine von uns ein schlechtes Gewissen haben muss,wir haben mit unseren Männern gekämpft und gelitten haben alles aufrecht gehalten,uns um die Familie gekümmert.
Das in solchen Situationen mal ein böses Wort fällt ist doch normal.
Wir waren alle am Rand der Belastbarkeit und wir sind auch nur Menschen !!!

Wenn wir uns mal was gönnen ist das vollkommen ok,kein schlechtes Gewissen bitte.
Und wer drüber lästern will,soll er doch ,die wissen gar nicht was wir alle durchgemacht haben.

Und nette Kollegen mit blöden Bemerkung sollen sich von dannen machen.

Es ist schön das wir uns austauschen können und gut verstehen obwohl wir uns nicht kennen.

Wünsche euch einen halbwegs schönen Tag
Petsi halt die Ohren steif

Denkt dran
Das Leben ist nichts für Feiglinge

Liebe Grüße Heike

sanne2 28.07.2016 13:11

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Hallo Moni.
Schön, dass du geschrieben hast, auch wenn es sich makaber anhört.
Es lässt hoffen, dass es tatsächlich irgendwann mal "besser" wird.
Ein Tag vor Weihnachten ist schon sehr schrecklich!
Das glaube ich dir gerne, dass Weihnachten für dich nie wieder so wird, wie es mal war.
Das du dir psychologische Hilfe geholt hast finde ich gut.
Noch besser ist, dass es dir geholfen hat.
Ich hatte mir letztes Jahr Hilfe geholt, aber es hat nicht so sehr viel gebracht.
Jedenfalls nichts von Dauer.

Ich grüße alle ganz lieb und wünsche euch einen angenehmen Tag.
Und ich bin froh über unseren Austausch.

Sanne

Lella 28.07.2016 13:21

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Ihr Lieben

Ich finde die Diskussionen hier sehr bereichernd. Wohl kaum an einem anderen Ort kann man so gut aussprechen, was man wirklich denkt. Kaum an einem anderen Ort kommen so viele verschiedenen Gedanken zusammen Jeden eurer Gedankengänge kann ich nachvollziehen. Viele von euch sind noch nicht so „weit“, ja das mag stimmen. Vielleicht wird eurer Weg aber auch ein anderer sein als meiner oder als der von anderen Hinterbliebenen. Ich glaube einfach, dass es wichtig ist, dass man wieder lernt, dass man selber auch einen Teil des Lebens bestimmen kann und nicht einfach alles mit einem passiert…

Auch ich mache mir immer noch viele Vorwürfe. Mein Mann wollte unbedingt nach Hause. Auch er kam eigentlich ins Krankenhaus mit dem Ziel die 2. Chemo zu machen, niemand ahnte, dass er es nicht mehr lebend verlassen würde… Ich habe verhindert, dass er seine letzten Tage zu Hause verbringen konnte. Ich habe meine Bedürfnisse und meine Angst über seine gestellt. Ich habe es nicht einmal versucht. Nein, noch schlimmer, ich habe ihn mit Gesprächen über Hospiz und Palliativeinrichtungen gequält. Ich auch mal richtig böse zu ihm, wenn er zugedröhnt von Medikamenten oder einfach zittrig auf den Beinen zum xten Mal sein Glas ausschüttete… Manchmal bin ich vor Erschöpfung einfach eingeschlafen, wenn er noch reden wollte. Ach, ich hätte auch so gerne so viel anders gemacht und noch gesagt. Aber diese Chance habe ich nicht mehr.

Aber ich habe die Chance, mein Leben nun jetzt zu gestalten. Das ist schwierig und auch ich kann das nicht jeden Tag. Manchmal schaffe ich ganz kleine Dinge nicht. Manchmal denke ich, es geht nicht mehr weiter und ich werde nie mehr glücklich. Und oft freue ich mich nur mit einem schlechten Gewissen und mit sehr viel Wehmut. Aber ich habe dann zum Glück ein Umfeld, dass mir auch immer wieder sagt, hey, jetzt bitteschön, Du lebst. Du bist nicht mitgestorben und Du darfst Dich freuen. Und wenn Du etwas nicht kannst oder willst, dann lass es. Und genau das möchte ich auch euch sagen. Achtet auf euch. Und dann geht es Schrittchen für Schrittchen weiter. Manchmal auch einen oder zwei Schritte zurück. Aber es geht weiter. Jede in ihrem Tempo.

Ich wünsche allen einen guten Tag mit mindestens einem kleinen Moment der Freude und einem Lächeln.

Manu50 28.07.2016 13:48

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Liebe Lella, auch ich hatte Angst davor meinen Mann zu Hause sterben zu sehen. Ich musste es ihm vorher versprechen. Er war noch im Krankenhaus und hat schon nicht mehr viel mitbekommen. Mein Sohn hat dafür gesorgt, dass wir ihn dann nach Hause bekommen haben. 19.00uhr waren wir zu Hause (er hat es mitbekommen und "wunderbar" gesagt)und 21.30uhr hat er die Augen für immer geschlossen. Er wollte wohl vorher auch nicht los lassen. Die Ärztin war noch hier und erklärte uns, dass letzte was versagt ist das Gehör . Ich habe dann immerzu überlegt, ob ich bei dem ganzen Stress der da gerade war, nicht noch irgendwas dummes von mir gegeben habe.
Ich will nur sagen, ich kann deine Angst voll verstehen. Die letzten Tage haben so geschlaucht und man war am Ende seiner Kräfte .
Ohne meine beiden Kinder (27 und 30 Jahre alt) hätte ich das auch nicht geschafft. Und ganz ehrlich, wie kann man davor keine Angst haben???

Hallo Moni, vielen Dank für deine Worte. Wir wissen alle , dass es weiter geht, wie auch immer das aussehen mag.
An Weihnachten mag ich gar nicht denken!! Aber für dich wird das sicherlich besonders hart sein. Wir hoffen alle, dass es irgendwann besser wird.
Liebe Grüße an euch alle ! Manu

Laesperanza 28.07.2016 16:02

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Liebe Manu, das mit dem Gehör hatte mir keiner gesagt, aber man kann es sich ja fast denken. Mein Mann wollte nicht mehr nach Hause. Er sagte das verkraftet er nicht zu wissen, dass er unser schönes Zuhause, das wir nach unseren Träumen 8 Monate vorher noch umgebaut hatten (er unter höchster Kraftanstrengung) nicht mehr genießen kann. Er kam auf unseren Wunsch auf die Palliativstation. Tja, und ich hatte nichts Besseres zun tun, als den Pfleger in seinem Beisein (er war schon nicht mehr ansprechbar) zu fragen, an was er denn sterben wird, da er doch keine Organmetastasen hat. Die Antwort weiß ich nicht mal mehr, aber ich könnte mich heute noch Ohrfeigen, dass ich so etwas überhaupt in seinem Beisein gefragt hatte. So was von unsensibel. Manchmal denke ich es war einfach das Nicht Wahrhaben wollen, dass es doch soweit gekommen ist.

Manu50 28.07.2016 17:28

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Liebe Laesperanza, man steckt in einer Ausnahmesituation und leider beschäftigt man sich damit ja auch vorher nicht. Aber wenn man überlegt, klar ... Wenn man am Bett sitzt und dem Partner direkt was erzählt, hofft man ja auch, dass er es noch hört. Aber sei nicht so streng mit dir!! Leider können wir nichts mehr ändern, was wir glauben falsch gemacht zu haben!! Irgendwas finden wir alle und weinen dem nach. Machen uns damit fertig.
Ich habe heute auch wieder so einen Tag und bin traurig, das wir sooo vieles nicht mehr gemeinsam machen können, was wir noch vor hatten.
Schlimm ist auch, wenn ich im garten sitze und alle Nachbarn in Familie am lachen sind. Ich gönne das jedem, aber es tut weh, dann alleine mit seinen Gedanken zu sein. Wehmut kommt auf!!
LG Manu

Petsi1 28.07.2016 18:44

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Hallo Ihr Lieben,
jetzt kann ich auch endlich über den PC schreiben. Der war leider kaputt und ich musste immer alles ins Smartphone tippen...

Manu,
es tut mir leid das Du heute keinen guten Tag hattest. Das kommt wohl immer wieder. Und manchmal weiss man garnicht warum es an einem Tag besser geht und an einem schlechter.
Mir geht es übrigens genauso, wenn ich im Garten sitze (den hat mein Mann mit Buchsbäumen usw. sehr liebevoll gestaltet, es war sein grosses Hobby).
Ich sitze dann da, höre die Nachbarn lachen, grillen usw. Das schmerzt sehr. Bei mir ist es dann ruhig. Meine Kinder haben auch keine Lust sich zu mir zu setzen.

Laesperanza,
das mit dem Gehör wurde mir auch gesagt. Der Arzt sagte uns, wo mein Mann schon nicht mehr ansprechbar war, dass wir auf keinen Fall flüstern sollten. Ich wir sollen ganz normal mit ihm reden.
Leider konnte ich in den letzten Stunden nicht "ganz normal" mit ihm reden.
Was soll man in der Situation auch sagen. Klar habe ich ihm gesagt das ich ihn liebe, das er nicht mehr kämpfen muss, das ich auf die Kinder aufpasse.......

Aber ganz normal mit ihm reden konnte ich nicht. Der Arzt sagte das wäre ok. Hauptsache ich bin da und halte seine Hand, damit er mich spürt. Auch das macht mir manchmal ein schlechtes Gewissen. Warum konnte ich ihm nichts einfach noch etwas erzählen????? Ich war schockiert über das was passierte.....

Moni,
schön das Du hier geschrieben hast. Wir sind alle noch ziemlich am Anfang und es ist schön mal von jemandem zu hören, wie es einem nach längerer Zeit geht....

Lella,Sanne und alle anderen
es tut sehr gut sich auszutauschen. Ich denke sehr oft über Posts von Euch allen nach. Finde mich in vielen wieder. Bin zwar sehr traurig, dass ihr auch in so einer schlimmen Situation seid, aber fühle mich verstanden und aufgehoben.

Als ich diesen Thread aufgemacht habe, war mir nicht bewusst, was es mir bringen kann. ich habe einfach nach Hilfe gesucht einen Tag nachdem mein Mann gestorben ist. Wusste nicht was hier auf mich zukommt, bin sehr positiv überrascht.

Euch allen einen Abend, an dem Ihr Euch irgendeine schöne Kleinigkeit nur für euch gönnt.

Ich weiss noch nicht was es bei mir sein wird, denn es ist Donnerstag....und Donnerstag um 19.30 vor 11 Wochen ist mein Leben komplett anders geworden.....

Alle Liebe für Euch.
Petsi

Manu50 28.07.2016 22:37

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Liebe Petsi, ich umarme dich... Donnerstag. Mir macht der Sonntag nicht so zu schaffen(an dem mein Klemens verstorben ist) ehr der 29ste, der morgen wieder ist. Zwei Monate, es schnürt mir das Herz zu.
Aber eigentlich hat man ja jeden Tag zu kämpfen.
Ich bin auch froh, euch hier "gefunden" zu haben! Man merkt, man ist nicht alleine. Es gibt viele Menschen, die nette Worte und auch Umarmungen übrig haben, aber richtig nachvollziehen kann nur der/die, wer es selbst erlebt.
Petsi, ich hoffe du kannst schlafen! Ich komme immer erst spät ins Bett. Wir sind (fast) immer zusammen ins Bett gegangen . Ganz selten, dass mal einer von uns noch sitzen geblieben ist.
Euch allen eine gute Nacht.
Schön das wir uns hier "gefunden" haben.

petsi999 29.07.2016 06:07

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Liebe Manu,
29.7......Lass dich drücken. Ich versuche mich an solchen Tagen immer ganz viel abzulenken, damit ich nichzu zu grrübeln anfange. ich hoffe
Wünsche dir und allen anderen einen erträglichen Tag.
Liebe Grüße
Petsi

Manu50 29.07.2016 08:28

AW: Wir haben doch so gekämpft.....
 
Danke Petsi, mal sehen was der Tag bringt. Euch allen einen erträglichen Tag !
Liebe Grüße Manu


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