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Yogi 12 19.08.2015 22:22

AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
 
Zitat:

Zitat von AnnieHall (Beitrag 1330130)
Hallo ... Aber bevor ich mich in meiner Trauer in Gemeinschaft noch einsamer fühle, als wenn ich alleine trauere, dann bestreite ich solche Tage lieber, indem ich beispielsweise einen Spaziergang in dem Wald mache, in dem Mama so gerne gegangen ist... Ich fühle mich ansonsten, als würde Mama nun auch noch "tot geschwiegen"... Natürlich kann man nicht unentwegt über Vergangenes reden, aber kleine "Einschübe" wie "darüber hätte er/ sie das gedacht... etc" helfen schon sehr...

Hallo Anni,
ich verstehe dich, schreibe aus dem selben Grund wie du. In den letzten 5 Jahren musste ich jedes Jahr einen Verlust hinnehmen. Mein Vater ist genau 4 Jahre vor meinem Mann auch an Lungenkrebs gestorben, meine Mutter im Februar 2014 an Demenz, der Schwiegervater im Februar 2013, und 2012 starb unser gemeinsamer Weggefährte, ein kleiner Dackel.

Da ich zu den Eltern in den letzten Jahren eher ein angespanntes Verhältnis hatte, übertraf der Verlust meines Mannes alles bisher da gewesene.

Bei dir ist die Abwesenheit der Mutter noch sehr frisch und ich wünsche dir, dass du dich nicht unter Druck setzen lässt, und dir so viel Zeit zum Trauern bleibt, wie du brauchst.

Du hattest- wenn ich es richtig herauslese- ein inniges Verhältnis zu deiner Mutter, sie war vielleicht auch eine beste Freundin für dich. Je intensiver die Beziehung, um so schwerer ist der Verlust zu ertragen...

Wir wollen das Andenken und die Erinnerungen an unsere lieben Verstorbenen bewahren und stellen fest, dass die Umwelt und selbst nahe Angehörige nicht immer damit zurecht kommen.
Ich habe aus den letzten schmerzhaften Erfahrung gelernt.
Ich lass sie- und gehe meinen eigenen Weg....

Auch ich laufe die Wege mit meinem Hund, die mein Mann besonders gerne zurückgelegt hat. Dort bin ich meistens alleine und kann mich meinen Gefühlen hingeben. Die Tränen und die Trauer sind immer noch da und ich fühle mich oft wie eine halbe Person.
Seine Abwesenheit ist durch nichts und niemanden zu ersetzen.
So wird es dir mit deiner geliebten Mutter auch gehen.....

Nichts kann dich jetzt wirklich trösten, aber der Austausch mit gleichgesinnten kann die Seele ein wenig erleichtern.

Herzliche Grüße

Jutta

hermannJohann 30.08.2015 15:31

AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
 
Nun bin ich mehr als zwei Jahre ohne Tanja und versuche mehr und mehr, mein Leben wieder in die Hand zu nehmen. Es muss sein, um dem Leben einen Sinn zu geben.Manchmal aber ist es noch schwierig. Eine Freundin meiner Frau feierte mit ihrer Familie und Freundinnen und Freunden ihren Geburtstag. Ich war eingeladen, aber es war seltsam. Die Gäste halten dort eine kleine Ansprache. Ich hatte Befürchtungen, habe es aber geschafft.

hermannJohann 19.12.2015 10:27

AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
 
Das dritte Weihnachten ohne Tanja steht vor der Tür. Gefeiert werden soll die Geburt Jesu. Ein großer Teil seiner Lehre war ein Fortschritt für die Menschheit. Er revidierte Teile des Alten Testaments. Soweit so gut. Gerettet hat er die Menschheit damit noch nicht. Das müsste sie schon selber tun. Gott hat auch das Leben meiner Frau nicht gerettet. Vielleicht hat er ihre Seele gerettet. Meine Frau sagte, Gott solle Mitleid mit mir haben. Ob er das hatte, weiß ich nicht. Ihr Leben hat er nicht gerettet. Mit Trauer und Leid muss der Mensch alleine fertig werden. Es ist schön, wenn man auf diesen Wegen ein paar Meter begleitet wird, aber meist geht man allein.Mein Lebensabend hat bereits begonnen und ich werde ihn wohl alleine verbringen. Einiges ist getan, anderes wird nicht mehr getan.
„Wer jetzt kein Haus, baut
sich keines mehr“ ( Rainer Maria Rilke)
Ein bisschen ist noch zu tun. Wie lange dieser Lebensabend dauert? Ich weiß es nicht, es ist mir auch egal.

Yogi 12 19.12.2015 20:43

AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
 
Zitat:

Zitat von hermannJohann (Beitrag 1343814)
Mit Trauer und Leid muss der Mensch alleine fertig werden. Es ist schön, wenn man auf diesen #Wegen ein paar Meter begleitet wird, aber meist geht man allein.Mein Lebensabend hat bereits begonnen und ich werde ihn wohl alleine verbringen. Ein bisschen ist noch zu tun. Wie lange dieser Lebensabend dauert? Ich weiß es nicht, es ist mir auch egal.

Hallo Hermann,

ich werde wohl ebenfalls keine Frohnatur mehr und habe deine Zeilen fast Wort für Wort schon oft gedacht.

hermannJohann 22.12.2015 15:12

AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
 
Hallo Jutta,
eine Frohnatur werde isch sicher auch nicht. Das Ereignis hat meine Einstellung zum Leben verändert. Wenn man mir sagen würde, dass ich in vier Jahren sterbe, würde ich es ganz ruhig aufnehmen, Wenn man mir sagen würde, ich hätte noch 15 Jahre, würde ich sagen: Was, so lange?
mit besten Grüßen
Hermann.

Yogi 12 22.12.2015 20:56

AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
 
Hallo Hermann,

du hast es geschafft mich zum Schmunzeln zu bringen.
Ja, der Verlust hat Spuren hinterlassen.


Liebe Grüße zu dir

Jutta


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