Krebs-Kompass-Forum seit 1997

Krebs-Kompass-Forum seit 1997 (https://www.krebs-kompass.de/index.php)
-   Forum für Hinterbliebene (https://www.krebs-kompass.de/forumdisplay.php?f=38)
-   -   Myriam (https://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=31376)

HelmutL 27.06.2009 18:10

AW: Myriam
 
Ein paar Gedanken zu dem Gänseblümchen, die ich an anderer Stelle geschrieben hab:

Zitat:

Zitat von HelmutL (Beitrag 749770)
.............doch ich weiss, dass ich immer wieder rausklettern werde (aus den Löchern). So wie vorgestern, mit Hilfe eines Gänseblümchens. So klein und zart und doch so stark und mutig.

Beim letzten Rasenmähen konnte es den Kopf noch einziehen und trotz der Gefahr, beim nächsten mal unters Messer zu kommen, reckt es sich stolz in die Höhe. Das Wissen um die Gemeinschaft macht es stark: ich bin ja nicht allein und wenn ich nicht mehr bin, sagt es, dann stehen Tausend andere auf. Neues Leben, ewiger Kreislauf, ein Versprechen: es ist nie zu Ende, es ist immer Anfang.

alles Liebe

Helmut

HelmutL 28.06.2009 03:55

AW: Myriam
 
Vor einer dreiviertel Stunde bin ich nach Hause gekommen. Habs nicht ausgehalten in der leeren Wohnung. Fast 2 Stunden bin ich durch die Stradden unseres Ortes gegangen und hoffte, dass ich müde genug bin wenn ich nach Hause komme. Müde bin ich doch die Gadanken wollen nicht aufhören sich im Kreis zu drehen.

Hab an dich gedacht, deine letzten Monate, Tage, Stunden. Deine Augen, deine Blicke, die mich nie mehr loslassen. Was ging vor in deinem Kopf? Was waren deine Gedanken? Immer wieder dasselbe.

Hab an mich gedacht. Wie ein Hamster dreh ich meine Runden im Laufrad. Hektischer Aktionismus, nur, um nicht denken zu müssen. Ohne Rast und scheinbar ohne Ziel. Dreh mich im Kreis. Viele Türen führen nach draussen. Einige hab ich bereits geöffnet: sie führen in eine Sackgasse. Muss ich erst alle anderen öffnen, bis ich die richtige finde? Wenn ich sie finde, dann nehm ich dich mit.

Kannst du sie mir zeigen? Bestimmt könntest du. Viele Hinweise hast du mir bereits gegeben. Ich finde nur den Roten Faden nicht, der sie zur Lösung zusammenbindet.


Dein Helmut

HelmutL 29.06.2009 13:26

AW: Myriam
 
Funtionieren.

Ein selten hässliches Wort in diesem, unserem, Zusammenhang. Es ist oft zu lesen. Meist so, dass andere von uns erwarten dass wir wieder "funktionieren". Leider auch umgekehrt. Dass einige dieses Wort verinnerlicht, es für sich selbst akzeptiert haben. Sie funktionieren wieder und das bewusst.

Wieso? War der Druck der Umgebung zu gross? Möchte man nicht auffallen, nicht aus der Reihe tanzen? Keinem auf die Nerven gehen? Angst? Hektischer Aktionismus, um der Trauer zu entgehen? Keine Kraft mehr, die Trauer zu leben und anzunehmen? Enttäuschung, weil man es nicht geschafft hat, mit der Trauer zu leben? Enttäuschung über das Umfeld? Entäuschung über das Leben? Trostlos zerstörte Hoffnung?

Ich möchte nie mehr funktionieren! Das Leben bis heute lief oft genug in diesen Bahnen. Ich will mich nicht in ein Schicksal ergeben, im Sinne von aufgeben. Möchte aktiv sein, nicht passiv und dann darauf warten, was andere von mir wollen, sondern aktiv auch mal das tun, was andere nicht erwarten. Möchte andere fordern auch mit dem Risiko, ihnen auf die Füsse zu treten. Möchte nicht unbedingt in das Weltbild und die Fassade andere nahtlos integriert sein, nur damit es ihnen gut geht. Eigene Entscheidungen treffen. Auch mal nein sagen, wenn es mir gut tut. Sozusagen stromlinienförmig durch's Leben laufen, nur ja nicht anecken, das ist nicht mein Sinn. Ich möchte meine Trauer ausleben.

Ich möchte nicht hier sitzen und auf meinen eigenen Tod warten. Ich möchte verstehen und dann wieder leben.


Helmut

HelmutL 30.06.2009 10:39

AW: Myriam
 
Guten Morgen,

mann, was für ein herliches Frühstück heute Morgen. Meine Kleinste war hier oben und wir haben gemeinsam gefrühstückt. Ununterbrochen sprudelten Geschichten aus ihr heraus. Sie hatte soviel zu erzählen. Wir haben uns prächtig unterhalten. Immer wieder erstaunt bin ich über ihre Gedankegänge, die ich so von unseren eigenen Töchtern nicht in Erinnerung habe. Naja, damals steckte ich mitten im Beruf, musste vorwärtskommen. Obwohl, die gemeinsamen Mahlzeiten waren uns immer sehr wichtig, das Unterhalten mit unseren Kindern dabei. Leider konnte ich nicht immer dabei sein.

Erstaunt bin ich auch über ihr Wissen und ihre Wissbegierde. Ihre Fähigkeit zu verstehen, zu erkennen. Zu sehen wie es in ihrem Köpfchen arbeitet. Immer noch spricht sie auch mit den Händen, mit ihrer Mimik, mit ihrem ganzen Körper. Eine Fähigkeit, die sie im Alter von 2 Jahren zur Perfektion entwickelt hatte. Warum reden, wenn's auch anders geht, so hatte ich damals den Eindruck.

Ich hatte ein Glas mit Wasser für sie auf den Tisch gestellt. Ich habe 3 von der Art, mit weissen und schwarzen Punkten. Jedes ein kleines bisschen anders. Sie betrachtete die Punkte Plötzlich sagte sie: "Da sind goldene Punkte drauf. Das ist das Glas von Oma Myriam, mit dem sie immer ihre Tabletten nahm." Gleich beim Tisch steht unser Hochzeitsfoto. Sie meinte: "Die Oma sieht auf dem Bild beinahe aus wie meine Mama." Nichts trauriges in ihrer Stimme, nur Fröhlichkeit.

Könnte das der Schlüssel sein?

Ein rundherum gelungener Start in den Tag.


Eine Bitte an dich: nimm die Beiden in deine Hände und beschütze sie.

Dein Helmut

HelmutL 30.06.2009 19:33

AW: Myriam
 
So schön der Tag begonnen hat. Mein Kopf ist leer. Ich bin müde. Gedanken kommen und verschwinden ohne eine Spur zu hinterlassen. Keine Ahnung wozu und wieso. Es ist mir egal, ich mag auch garnicht denken. Ich bin müde, müde, müde..................


Helmut

AndreaS 30.06.2009 19:37

AW: Myriam
 
Lieber Helmut,

funktionieren: Weißt du, für mich war es ganz schlimm zu spüren, ich funktioniere nicht mehr. Mein Antrieb war weg, alles fühlte sich sinnlos an. Und ich fühlte mich wie gelähmt, unfähig zu überleben. Ich sehnte mich nach der Zeit, in der mir die Arbeit Spaß machte, wo nicht jeder Handgriff sich anfühlte, als müsste ich Tonnen verschieben. Ja, ich wollte funktionieren. Nicht für die anderen sondern für mich.

Und heute klingen deine Zeilen so munter. Die Kleine, die übersprudelt, die neugierig ist, dich zum Lachen bringt. Wie wunderbar die Selbstverständlichkeit, die Ehrlichkeit, kein Überlegen: Kann ich das jetzt sagen? Sie sagt was sie sieht: Die Oma sieht aus wie die Mama. Und du bist vielleicht erstaunt darüber, dass es eben nicht so sehr weh tut, wie dich diese Erkenntnis freut, weil sie dir ein optisches Zeichen gesetzt hat: Myriam ist noch da

LG
Andrea

HelmutL 30.06.2009 23:53

AW: Myriam
 
Andrea,

da könntest du recht haben: funktionieren, nicht äusserlich sondern von innen heraus. Für mich selbst funktionieren, das innere Gleichgewicht wieder finden. Danke.

Ja, werden wie die Kinder. Nicht kindisch, sondern das Leben so nehmen, wie es ist. Ehrlichkeit, Akzeptanz, Neugier, Selbstverständlichkeit. Ich hab schon öfter geschrieben, von meinen Enkeln gelernt zu haben. Ich glaube, ich brauch noch ein paar Nachhilfestunden in dieser Richtung.

Alles Liebe

Helmut

HelmutL 03.07.2009 18:26

AW: Myriam
 
Hab mal wieder Musik gehört. Ein Lied hat mich heute besonders berührt:

http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=49354

Schade, dass es Menschen wie diese Abzocker gibt!

Ein wunderschönes Liebeslied, trotzig und stark. Vorallem der Wechselgesang hat es mir angetan und steckt voller Erinnerungen. Lange Haare (:D , doch, könnt ihr ruhig glauben, Jimi Hendrix war mein Friseur), die Kleidung provozierend, grundsätzlich gegen alles und jeden, was uns vorgesetzt wurde. Wir wollten soviel anders sein, alles besser machen und wurden dann irgendwann doch von der Mühle überollt. Nein, nicht ganz. Einen grossen Teil haben wir hinübergerettet und versucht, an unsere Kinder weiter zu geben.


Liebe Grüsse

Helmut

HelmutL 04.07.2009 23:38

AW: Myriam
 
Guten Abend,

seit fast einer Stunde läuft meine Lieblings-CD. Eine Sängerin darauf hat es mir besonders angetan: Kim Sanders. Ihre glockenhelle, starke, ausdrucksvolle Stimme und wie sie in ihrer Musik lebt, das fasziniert mich immer wieder. Dazu eine perfekte Band, der man anhört, dass ihnen ihre Musik auch Spass macht.

Ich weiss, Musik ist Geschmacksache. Doch ein Gedanke drängt sich mir zum wiederholte Male auf: wie ist es möglich, dass der Mensch auf der einen Seite so grossartige, wunderschöne Dinge tun und auf der anderen Seite so abgrundtief böse sein kann? Das eine ist Bedingung für das andere. Ein Tier kann nicht böse sein, es hat seine Verhaltensmuster. Davon kann es nicht ab. Eine Tiermutter versorgt ihren Nachwuchs, verteidigt ihn gegen Feinde bis zum letzten. Das ist jedoch nichts heldenhaftes, sondern Teil dieses Musters. Der Menschen kann das auch, jedoch auch seine eigenen Kinder misshandeln, ja sogar aus purer Lust töten. Es ist manchmal schrecklich, ein Mensch zu sein.


Heute war ein blöder Tag. Am Morgen die Wohnung aufgeräumt und sauber gemacht. Zum Mittag ein kleines Essen für Schwiegermutter und mich gekocht. Am Nachmittag nur am Tisch gesessen, gelesen, Sudoku. Nichts macht mir richtig Spass. Vom Nachbar herüber schallt Kinderlachen, Wortfetzen und Lachen der Erwachsenen. Meine Tochter geht heut Abend mit ihrem Freund auf eine Hochzeitsfeier. OK, Papa ist zu Hause, Oma ist ja dann versorgt.

Irgendwann beginnt Wut in mir hoch zu kochen. Ich gönne meinen Nachbarn ihren schönen Nachmittag mit der Familie, ich gönne meiner Tochter die Feier am Abend von Herzen. Und ich? Hei, bin ich der, der ja sowieso zu Hause bleibt? Man kann sich darauf verlassen? Er hat ja sonst nix zu tun?

Nein. Mir rinnen die Tage durch die Finger, bewegungslos. Ich will noch was vom Leben. Ich will noch spontan entscheiden dürfen. Ich will mein Leben selbst bestimmen, Prioritäten setzen. Nämlich mich! Nicht immer, doch nicht nur ab und zu wenn es anderen in den Kram passt.

Also ab unter die Dusche, stadtfein machen. Wohin weiss ich noch nicht. Ich möchte in ein Restaurant, gemütlich was essen. Als einziges nehm ich mein Handy mit, um erreichbar zu sein. Das Steakhaus in S., schade, alle Tische im Freien sind besetzt. OK, drinnen finde ich einen Tisch direkt neben der Pizabäckerei, dem Grillkamin. Der Raum ist angenehm temperiert. Ich kann den Köchen zuschauen, der Bedienung. Das butterzarte 300gr-Steak liegt vor mir, nicht lange. Es war schön, ich fühl mich wohl.

Zum allererstenmal bin ich alleine weg. Spaziere ich alleine durch die Gassen. Schaue ich den Menschen alleine zu, wie sie gemütlich sitzen, reden, lachen, essen, drinken, spazieren, manche auch nur Hand-in-Hand schweigen.

Früher war das anders. Da war ein Treffpunkt abgesprochen, wo ich auf sie warte, bis ihre Einkäufe erledigt sind. Ich bin die gleichen Wege gelaufen, hab die gleichen Leute gesehen. Heute gibt es diesen Treffpunkt nicht mehr, niemals wieder kommt sie mir lachend entgegen, vollbepackt. Erstaunlicherweise bin ich nicht mal so traurig bei diesen Gedanken. Ich weiss ja, dass niemals etwas wieder so sein wird wie vorher. Zu mir selbst sage ich: "Helmut, gewöhnt dich daran! Das ist dein neues Leben!" Oder ist der Gedanke garnicht von mir? Trotz allem Neuem klingt er so versöhnlich und beruhigend.

Langsam und zögernd stehe ich auf.


Alles Liebe

Helmut

HelmutL 09.07.2009 15:03

AW: Myriam
 
Hallo Brigit,

ich weiss nur zu genau, wovon du redest. Mir geht es doch oft genauso. Schlapp, keine Lust für irgendwas, das Geschirr kann auch mal nen Tag stehen bleiben. Zum Kochen oder Essen oft erst recht keine Lust. Staubsauger? Was ist das? Und wenn man dann noch sieht, wie gut es anderen geht, ist es ganz aus.

Dann wiederum Hektik. Putzen, waschen, kochen, aufräumen, alles wird erledigt. Fertig? OK, wieder auf den Stuhl gesetzt und gewartet, bis der nächste Anfall von Arbeitswut kommt. Wut im wahrsten Sinne des Wortes. Ein ständiges Auf und Ab, von Null auf Hundert und genau so schlagartig wieder runter auf Null.

Anstatt sich zu freuen, etwas getan zu haben, eine sinnvolle Arbeit erledigt zu haben, sitzt man regungslos herum und trauert. Warum ist ER/SIE nicht mehr da. Früher war alles einfacher, besser, schöner. Man ist wütend, weil er/sie nicht mehr da ist. Dazwischen schleicht sich dann, ganz heimlich, Trauer über den eigenen Verlust, schliesslich fühlt man sich ja selbst nur noch als halber Mensch. Man beginnt irgendwann sich selbst zu betrauern. Wenn dir das dann erstmal bewusst wird, beginnt ein neuer Abschnitt. Nun wirst du wütend auf dich selbst, weil DU nichts tust. Weil DIR was fehlt. Weil DU antriebslos herumhängst. Das macht dich wütend auf DICH.

Ich finde, das ist ein gewaltiger Unterschied zur Trauer in der ersten Zeit. In der ersten Trauer wird der oder die Verstorbene betrauert. Nun sind wir an der Reihe betrauert zu werden. WIR rücken langsam wieder in unseren Mittelpunkt unsers Denkens. Das ist der Moment, wo wir zumindest nicht mehr krumm und gebeugt am Tisch herumsitzen, sondern wir beginnen uns gerade hin zu setzen. Wir schauen uns um, beginnen zu suchen: "was ist noch da", nicht: "was fehlt".

Darauf lässt sich doch was ordentliches aufbauen, oder?

Nicht, dass jemand glaubt, ich hätte das hinter mir, würde darüber stehen. In keinster Weise. Ich sitze mitten drin und möchte manchmal nur zu gerne mit dem Kopf durch die Wand. So, wie ich manchmal den sprichwörtlichen "Tritt in den Hintern" bekomme, renne ich genauso oft auch gegen die Wand. Beides kann ziemlich weh tun.


Fühl dich mal einfach gedrückt,

Helmut

HelmutL 09.07.2009 23:15

AW: Myriam
 
Gibt es einen Unterschied zwischen Trauer und Trauer?

Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich jemanden verliere. Mein Grossvater starb, als ich 21 war, er wurde knapp 75 Jahre. 1994 starb mein Schwager mit 45 Jahren, 1998 meine Grossmutter mit fast 99 Jahren. Mein Vater in 2003, mein Schwiegervater 2005 und noch einige mehr, darunter auch Schulfreunde. Wenn ich auf dem Friedhof meines Heimatortes bin, endecke ich oft neue Gräber von Menschen meines Alters, die ich kenne. Mit zumehmendem Alter wird das Sterben zum Begleiter, die Einschüsse werden dichter.

Es war schlimm, diese Menschen, die mir so nahe standen, zu verlieren. Es war schlimm irgendwann fest zu stellen, dass nicht mehr so viele da sind, die Älter sind, als ich. Zeitabschnitte werden immer öfter an Beerdigungen festgezogen als an Kindtaufen.

Es war schlimm, die Grosseltern (ich bin bei ihnen praktisch aufgewachsen, wir wohnten in einem Haus), den Vater zu verlieren. Ich wünsche mir heute manchmal, ihnen noch einmal die Hand drücken zu können. Mein Schwiegervater, ein toller Mann, Vater und Ehemann. Mit ihm hab ich 32 Jahre unter einem Dach gewohnt. Mehr also, als bei meinen Eltern. Um sie alle hab ich getrauert und denke heute: schade, es wär schön, sie noch um mich zu haben.

Ja, trauern, schon. Doch dann konnte ich meine Frau in den Arm nehmen (oder umgekehrt), meine Kinder und alles war im Lot. Die eigene kleine Familie konnte das auffangen, mehr als ausgleichen. Ja klar, da waren leere Plätze, was besonders bei Familienfeiern auffiel: man brauchte weniger Stühle und Gedecke. Klingt blöd, das sind jedoch Gedanken, die einem durch den Kopf gehen beim Herrichten des Tisches. Relativ schnell war man darüber hinweg. Es gibt einige solcher Gelegenheiten, wo früher mehr Menschen am Tisch sassen.

Naja, dann gehen alle nach Hause und wir vier leben weiter unser glückliches Leben.

Wieviel anders ist es die Frau, den Mann oder Lebenspartner/in zu verlieren?

Die Kinder sind gross, haben bereits selbst welche, haben ihre eigene Wohnung oder ihr eigenes Haus, vorallem aber führen sie ihr eigenes Leben. Haben ihre eigene kleine Familie in die sie abtauchen können. Sie haben garkeine Zeit, ständig zu überlegen: was wäre wenn! Sie gehen nach Hause und wissen, da ist jemand mit dem sie reden, lachen und manchmal auch streiten können. Da ist jemand, der Antwort gibt, den man berühren kann. Da ist jemand, der sie in den Arm nehmen kann. Da ist jemand, den sie lieben und der sie liebt.

Sicher, auch ich werde geliebt. Wie ein Vater, Opa. Von Herzen liebe ich auch sie, als Vater, Opa. Ich bin ja eigentlich nicht allein. Pustekuchen! Überall, ausser in meiner Wohnung, bin ich nur noch mehr oder weniger Besucher. Wenn ich in meine Wohnung komme und laut "Schatz, ich bin da!" rufe, wird lediglich die Katze auf dem Sofa, vielleicht, verschlafen mit einem Auge blinzeln. Wenn ich im Bett liege greift mein Arm in's Leere. Morgens, beim Frühstück trinke ich meinen Kaffe alleine (wenn ich überhaupt Lust dazu hab). Mittagessen (zumindest die meisten), Abendessen, genau dasselbe. Und dazwischen? Sehr viel Leere, trostlose Leere. Keine Gespräche, kein Kuss beim Weggehen, keiner beim Zurückkommen, keine Berührung, keine Wärme, keine Nähe. Niemand da, mit dem ich etwas gemeinsam tun kann. Nicht einmal mehr streiten kann ich mich.

Wenn das Radio aus ist, nur noch Geräusche von aussen. Innen ist es still, totenstill. Ich hätte mir nie im Leben träumen lassen, dass es so schwer ist einen Gedanken nur zu denken und ihn nicht auszusprechen.


Ich wünsche euch eine gute Nacht

Helmut

Balu0603 10.07.2009 01:40

AW: Myriam
 
Hallo Helmut L,

bin durch Zufall auf Deinen Beitrag gestoßen und habe alle Berichte gelesen. Bei so einigen sind mir die Tränen gekommen.
Ich habe noch nie einen so geliebten Menschen verloren, denke aber oft daran, wie ich das wohl schaffen werde. Meine Gedanken ähneln sehr Deinen Ausführungen.
Ich bin selbst schon mehrmals an Brustkrebs erkrankt und habe natürlich Angst vor dem Ende aber viel mehr Angst meine geliebten Menschen vielleicht allein lassen zu müssen.

Ich wünsche Dir sehr viel Kraft und Mut. Du schaffst es und ich bin sicher, daß Deine Myriam auf Dich und Deine Kinder aufpaßt.

Alles Liebe und Gute :engel:
BALU

HelmutL 10.07.2009 16:29

AW: Myriam
 
Hallo Birgit,

entschuldige bitte, bei deinem letzten Satz "solange bleib ich einfach sitzen......" musste ich spontan grinsen. Unwillkürlich vielen mir meine Töchter ein :D und seh dich, die Arme verschränkt, den Dackel auf dem Schoss, mit grimmigem Gesicht auf deinem Stuhl hocken. Hör ich da sowas wie Trotz aus diesem Satz? Würde mich freuen wenn's so wäre. Zumindest bist du mal am überlegen, das ist doch schon was. Lass dich nicht entmutigen, wenn dir nicht sofort DIE Lösung einfällt. Die könnte auch noch garnicht funktionieren. Sie aus den Augenwinkeln mal anschauen, das geht.

Meine Heilpraktikerin hat letztens zu mir gesagt: "Was sie brauchen ist ein Ziel. Kein Ziel für morgen oder übermorgen. Auch nicht für nächsten Monat. Überlegen sie sich mal wo sie in 5 Jahren sein möchten, wie sie möchten, dass ihr Leben dann aussieht. Dabei geht es nicht darum, dieses Ziel unter allen Umständen zu erreichen, sondern um die Tatsache ein langfristiges Ziel zu haben und dass sie sich, in kleinen Schritten, dorthin auf den Weg machen. Ganz sicher wird sich dieses Ziel immer wieder mal ändern, was kein Beinbruch ist, denn wer kennt schon die Zukunft? Der Weg ist das Ziel."

Das Ziel ist also, sich auf den Weg zu machen, um einen imaginären Punkt in der Zukunft zu erreichen. Dass man dabei ab und zu mal in eine Sackgasse gerät oder riesige Umwege macht, nimmt man in Kauf, ist keineswegs ein Schritt zurück. Warum? Weil jede falsche Entscheidung, Missgriff oder Missgeschick zwar eine bittere Pille ist, die im Endeffekt aber auch ein Quentchen Erfahrung für die Zukunft in sich trägt. Und, was noch viel wichtiger ist: ein kalkuliertes Risiko ist nur noch ein halbes Risiko. Oder umgekehrt: das Scheitern an einer Aufgabe spornt an es wieder zu versuchen. Sollte es sich dann herausstellen, dass ich diese Aufgabe nicht bewältigen kann, dann bin ich stolz, es wenigstens versucht zu haben und ich gehe halt drumherum zur nächsten. Vielleicht komme ich ja später nochmal zurück, um es erneut zu versuchen? Wenn nicht, was solls. Nicht alles im Leben ist mit Erfolg gekrönt.

Das muss ich mir nur ständig wieder in's Gedächtnis rufen und schon ist der Weg nicht mehr ganz so steil.


Alles Liebe :knuddel:

Helmut

Conan 10.07.2009 18:44

AW: Myriam
 
Hallo Helmut, Hallo Birgit,

ich möchte mich dann mal einreihen und mich neben Birgit setzen( mit einem Jack Russel auf dem Schoß). Puh, ich weiß im Moment gar nichts mit mir anzufangen. Ich sitze da, starre vor mich hin und wunder mich, wie lang so ein Tag sein kann! Und dann ärger ich mich wieder, weil ich nichts gemacht habe aus diesem einen kostbaren Tag. Was würde mein Spatz drum geben (und ich erst), noch einen einzigen Tag zu haben- gemeinsam. Und ich kriege es nicht in die Reihe: in's Auto setzen und shoppen fahren, auf's Rad setzen und in die Natur fahren oder oder oder.
Ein Ziel haben- gute Idee- aber ich habe da noch keine Vorstellung von meinem neuen Leben. Wie soll ich mich auf den Weg machen, wenn ich nicht weiß in welche Richtung!? Also bleibe ich auch erstmal sitzen und starre vor mich hin. Vielleicht treibt der Hunger mich ja noch in die Küche. Aber was essen, wenn der Kühlschrank auch ziehmlich leer ist!
Oh man, schaun wir mal, was das Wochenende bringt! Ich denke an euch zwei.
Liebe Grüße Carmen

HelmutL 11.07.2009 00:44

AW: Myriam
 
Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 1)
Guten Morgen,

heut war ich im Computer-Club. War ein schöner Abend. Es ging um digitale Fotografie und ihre Verarbeitung. War mal kurz draussen, es war bereits dunkel ich und konnte einen Schnappschuss machen. Der Zirkus Flic-Flac gastierte auf dem Nachbargelände.


Alles Liebe

Helmut

HelmutL 11.07.2009 23:09

AW: Myriam
 
Guten Abend, meine Lieben,

klar sind noch Freunde da. Am Mittwoch war ich bei Ingrid und ihrem Lebensgefährten zum Abendessen. Sie ist die beste Freundin von Myriam. Sie und ihr Lebensgefährte waren auch am Sterbebett dabei und haben sie begleitet. Ich bin sehr dankbar dafür. Das ist nicht immer selbstverständlich. Es braucht viel Mut dazu. Und Liebe.

Es war ein schöner Abend. Mit ihm konnte ich über mein Hobby, die Fotografie, reden. Er ist ein passionierter und sehr guter Hobbyfotograf seit seiner Jugend. Von ihm kann ich noch viel lernen. Wir Drei sassen gemütlich am Tisch und ich konnte auch mal was rauslassen, beide haben mir geduldig zugehört. Danke dafür, das hat gut getan. Auch sie hat noch zu knabbern, so war das ein guter Gedankenaustausch und keine Einbahnstrasse.

Übrigens, mein Schatz, die Beiden haben es endlich, nach vielen Jahren, geschafft, sich eine ihrer Wohnungen gemeinsam einzurichten. Ich drücke den Beiden ganz fest alle meine Daumen und wünsche ihnen von Herzen alles Glück der Welt. Das sie noch lange gemeinsam durchs Leben gehen und dabei viele glückliche Stunden zusammen verbringen werden. Schau mal ab und zu nach ihnen.

Satt in jeder Hinsicht bin ich an diesem Abend nach Hause gefahren. Die Leere in meiner Wohnung war an diesem Abend mal nicht zu hören.


Alles Liebe

Helmut

HelmutL 13.07.2009 13:28

AW: Myriam
 
Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 2)
Hallo zusammen,

hier in der Nähe gibt es einen Weiher, den Warndtweiher. Er liegt mitten im Wald, ein beliebtes Ausflugsziel für viele Menschen, zumal man dort auch sehr gut essen kann. Viele feirern ihre Familienfeste in dem Lokal und auf der Aussenfläche kann man sehr gut im Schatten sitzend die Landschaft geniessen.

Etwas oberhalb jedoch gibt es einen weiteren Weiher, der aber nicht zugängig ist. Erst kürzlich wurde er ausgebaggert (total zugewachsen). Jetzt ist er ein richtiges Kleinod, ein Biotop, in dem Fische, Amphibien und sonstiges Getier ihre Ruhe haben.

Gestern Nachmittag war ich dort zum spazieren und geniessen, habe ein kühles, blondes Weizenbier getrunken. Natürlich hatte ich meine Kamera dabei und vorallem Aufnahmen des Biotop's gemacht. Unten sehr ihr 2 davon: zum Ersten das Lokal, zum Zweiten den naturbelassenen, kleinen Weiher.

Auf der Rückfahrt schob ich in Ungedanken ne CD ein, was hör ich: "Unchained Melody" (Beitrag #138). Alle schönen Gedanken waren wie weggeblasen. Ne ganze Stunde bin ich durch die Gegend gefahren, nur um nicht in die Wohnung zu müssen. Naja, für 19 Uhr hatte Töchterlein ein Abendessen gerichtet und ich durfte sie nicht enttäuschen. Es gab Pangasius a la Bordelaise, Kartoffel-Puree und Mischgemüse aus dem Garten und noch einen Salat, ebenfalls aus eigenem Garten.

:D Da ein voller Magen ja zufrieden machen soll, hat mich das wieder versöhnt. Wer mich kennt, weiss, dass ich mich öfters mit mir versöhnen muss...... :lach2:


Alles Liebe

Helmut

HelmutL 15.07.2009 13:52

AW: Myriam
 
Liebe Birgit,

das werden wir auch noch "üben" :). Als ich deinen Beitrag gelesen hab, musste ich lächeln. Er ist so positiv geschrieben. Das Leben hält doch auch noch schöne Seiten für uns bereit.

Ich "übe" ja schon fleissig. Obwohl so ein Lied ein scharzes Loch aufreissen kann, so bestätigt es einem doch auch, dass diese eine Liebe nicht verloren ist. Dieser Gedanke ist bereits zumindest eine Sprosse der Leiter, auf der man wieder rausklettern kann.

Unsere Lieben sind ja nicht für uns verloren, sie sind immer noch da, wenn wir sie auch nicht greifen können. Und das müssen wir erstmal begreifen.


Alles Liebe

Helmut

HelmutL 16.07.2009 19:00

AW: Myriam
 
Uff, mal Pause machen. Werde mir doch noch ne Klimaanlage zulegen hier unterm Dach. Selbst Staubwischen wird zur schweisstreibenden Angelegenheit bei 28°. Durch den Regen der letzten Tage ist die Luftfeuchtigkeit entsprechend hoch.

Da gibt es nur zwei Möglichkeiten, möglichst viel Wasser trinken und wieder rausschwitzen. :( Naja, ich kenn das ja noch von früher. Unten ist es wesentlich kühler, mindestens 2°.

Etwas wirklich positives hat dieser Tag: heute morgen kam ein kleines Päckchen mit einer Doppel-DVD. Aufgemacht, eingelegt, abspielen und vorbei wars mit der Gemütlichkeit. Led Zeppelin, live: Royal Albert Hall, 1970 (unter anderem). Fast 1 3/4 Stunden rockte und blueste die Band durch mein Wohnzimmer. Unmöglich, die Füsse still zu halten bei der Musik. Hatte ja schon einiges gesehen auf Youtube. Doch die DVD's stellen alles in den Schatten: Superqualität, sowohl das Filmmaterial als auch der Klang. Alles in allem 5 1/2 Stunden Live-Musik. Selbst Töchterlein hat bereits ein begehrliches Auge darauf geworfen.

Meine Katzen jedenfalls flüchteten in den Keller. Pah, Ignoranten, die haben ja keine Ahnung. :cool:

So, jetzt muss ich mich entscheiden: weiter Staubwischen, Staubsaugen oder.......Feierabend machen. Mal sehen, wer gewinnt.:D. Zuerst aber: DUUUAAAAAST!


Alles Liebe

Helmut

HelmutL 18.07.2009 23:30

AW: Myriam
 
Sehe und höre mir gerade ein Gitarrensolo von Jimmy Page (Led Zeppelin) auf DVD an. Wilde, schnarrende Töne perlen körbeweis ins Ohr. Dazwischen immer wieder zarte Klänge wie von einer Akkustikgitarre, ein ständiges hin und her, rauf und runter. Minutenlanges Stakkato, mit wahnsinniger Geschwindigkeit gleiten die Finger über die Saiten, dann wieder langsame, versöhnliche Töne. Fast heimlich setzen Schlagzeug und Bass ein um genauso wieder zu verschwinden.

Ich denk an dich. So wie heut Abend. Gebetet, gebettelt, nur einmal noch........... Du warst da, meine Augen geschlossen, ich hab dich gespürt. So wie ich dich im Arm hielt, das letzte Mal. Dein Körper so zerbrechlich, leicht. Für ein paar Minuten konntest du ausruhen, hast dich vertrauensvoll, erschöpft (oder wissend??) an mich gelehnt. Meine Arme um dich gelegt konnte ich dir nicht in die Augen schauen. Ich habe dein Haar gerochen, verzweifelt gebetet.

Du hast einen Mantel über mich ausgebreitet, nicht warm, nicht kalt, nur gut. Wo ist meine Zukunft? Keine Antwort. Nur grauer Nebel, nichts zu greifen, nichts zu sehen. Absolute Stille. Zurücklehnen, vertrauen. Die Augen fest geschlossen, alle Sinne konzentriert auf das, was da ist. Würde ich überhaupt verstehen können? Könnte ich überhaupt verkraften, was ich sähe und verstünde? Es ist besser so. Ich fühle nur und kann es nicht beschreiben, das muss genügen. Ich will nicht sehen, nicht verstehen, ich habe Angst, mein Verstand würde explodieren. Fühlen, das genügt.

HelmutL 20.07.2009 23:45

AW: Myriam
 
In einem anderen Thread hab ich mir so einige Gedanken über das Leben nach dem Sterben gemacht.

Zitat:

Zitat von HelmutL (Beitrag 761121)
...........
Ich lese immer wieder, dass Menschen, die hier auf der Erde verbunden waren (wie auch immer) glauben, das auch im sogenannten Jenseits wieder mit der gleichen Seele (Person) zu sein. In gewissem Sinne ja. Jedoch ganz anders als hier auf der Erde. Ganz gewiss ist es NICHT so, dass der jeweils Vorausgegangene da drüben sitzt und auf den Zurückgebliebenen wartet um dann das fortzusetzen, was durch sein irdisches Sterben unterbrochen wurde. Ich werde meine Frau wiedersehen, das heisst ihre Seele. Wir werden uns auch weiterhin lieben, jedoch nicht ausschliesslich uns, sondern im gleichen Masse auch jede andere Seele. Ergänzung: ..... und schon garnicht so, wie wir das hier auf der Erde getan haben.

Durch den Glauben, dass sich Liebende als solche wiedertreffen und alles weitergeht wie vorher, wird wiederum menschliches Verhalten und menschliche Regeln auf das sogenannte Jenseits übertragen. Das ist, meiner Meinung nach, absolut falsch.

Auch ich habe mit mit Menschen gesprochen, die sich, aus welchen Gründen auch immer, sehr intensiv mit diesem Thema befassen, die Erfahrungen sammeln durften. Ziemlich einhellig tauchte nämlich eine Frage auf: warum zeigen sich unsere Verstorbenen eigentlich nicht in ihrer wahren Gestalt, sondern teilen sich uns in der Regel durch Zeichen und Gedanken mit? Die ebenso einhellige Antwort: weil unsere Verstand, unser Herz den Anbllick nicht ertragen könnte. Es wäre das Letzte, was wir hier auf der Erde sähen. Wir können uns das sogenannte Jenseits mit unserem Verstand nicht wirklich vorstellen. Wir können glauben, wir können uns Bilder malen, Modelle entwickeln. Mehr nicht.

Verschiedentlich gibt es behutsame Einblicke, die aber nie weitergehen als unser Verstand es auch verkraften kann. Alles Weitere bleibt uns verschlossen.

Was wir auf jeden Fall dürfen: wir dürfen hoffen, glauben, dass "drüben" alles besser ist. Der/die Eine mehr, der/die Andere weniger. Jede/r, wie er/sie es braucht.

Ich habe lange darüber nachgedacht. Es ist mir so wichtig, dass ich das auch hier mal reinsetze. Vielleicht sollte man nochmal drüber nachdenken? Obwohl, nein, ich bin mir sicher.


Liebe Grüsse

Helmut

HelmutL 21.07.2009 13:27

AW: Myriam
 
Heute Morgen war ich mit deiner Mutter in der Klinik. Sie musste ihr Langzeit-EKG zurückbringen.

Vor rund 10 Jahren warst du mit mir dort unterwegs. Viele Stunden mit Ungewissheit, Hoffen und Warten haben wir damals dort verbracht. Sind die gleichen FLure und Treppen gelaufen. Haben auf den gleichen Stühlen gesessen. Immer wieder Warten. Dinge besprochen, Aussichten abgewägt, Wege besprochen, uns gegenseitig beruhigt. In den Jahren dazwischen immer mal wieder zu Kontrolluntersuchungen dort gewesen. Immer gemeinsam und immer wieder Hoffen, dass die Befunde in Ordnung sind.

Vor 2 Jahren dann ich mit dir. Deine Klinik, die mit dieser in einem Brustzentrum zusammenarbeitet, hat dich mehrmals hierher geschickt zu Knochensyntigramm und Herzecho. Das gleiche Bild, nur umgekehrt. Die gleichen Stühle und, und, und.........

Ich hatte das Gefühl, du müsstest gleich um irgendeine Ecke kommen, ich müsste deine Schritte, deine Stimme hören. Obwohl viele Menschen unterwegs waren, war für mich Totenstille. Mir viel ein, dass ich ja morgen früh selber hier sein muss zum Kontroll-MRT. Angst. Ganz plötzlich. Für einen Moment blieb mir die Luft weg. Schwiegermutter kam aus dem Behandlungsraum, schnell weg. Ich setzte sie in die Lobby und ging so schnell es geht nach oben zur Neurologie, um abzusprechen, wie es nun mit ihr weiter geht. Manno, die telefoniert auch noch. Danach nix wie raus und tief Luft holen.

Dabei weiss ich, dass eigentlich nix sein kann. Kontrolluntersuchungen anderer Art werden ja vierteljährlich gemacht. Und da ist alles OK. Muss ich mir jetzt Sorgen machen? Oder bahnt sich eine Wiederholung an? Oder nicht zuletzt: hat es garnichts mit mir zu tun?


Helmut

Hasi1965 21.07.2009 14:54

AW: Myriam
 
Lieber Helmut, nun habe ich hier Deinen Faden durchgelesen und ich bin sehr beeindruckt von dem, was Du schreibst.
Ich bin überzeugt es gibt ein Leben danach - ich bekomme auch meine Zeichen.
Ich wünsche Dir für Dein MRT alles Gute und hoffe es wird alles okay sein.

Herzliche Grüße Ulli

HelmutL 22.07.2009 06:21

AW: Myriam
 
Guten Morgen Ulli,

schaue zwar noch etwas verkatert aus der Wäsche doch schlafen ist nicht mehr. Bin gestern extra früh in die Heija um mal schön lang zu schlafen....Pustekuchen. Nun hock ich statt abends bis 2 Uhr bereits morgens um 6 Uhr hier rum.

Gestern Abend hab ich mir nen Musikabend verordnet. Lilou maulte natürlich als ich mich auf die Couch gesetzt hab. Hat sie sich doch ganz genau den Platz für gestern zum Lieblingsschlafplatz erkoren, wo ich dann immer sitze zum Musikhören. Naja, wir sind uns dann einig geworden. Schliesslich hab ich letztendlich die "stärkeren" Argumente :D. Sie hat sich dann beleidigt einen anderen Platz gesucht (meinen Stuhl an der Esstheke). "Wenn schon nicht deine Couch, dann wenigstens deinen Stuhl" dachte sie wahrscheinlich.

Natürlich bin ich irgendwann eingenickt :rotenase:. Bin dann von der Stille wach geworden und habs grad noch geschafft, die Anlage aus zu schalten, den Wecker zu stellen, und bin dann in die Heija. Mit dem Ergebniss: um 5:28 Uhr sah ich zum ersten Mal auf die Uhr :augen:.

Nun geniess ich erstmal meinen Kaffee und dann mal sehen, was der Tag heut noch so bringt. Wird schon gut gehen, denk ich mal.


Liebe Grüsse

Helmut

***FIGHTERGIRL*** 22.07.2009 06:56

AW: Myriam
 
Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 1)
Hier was zum Kaffee.
Anhang 17332



http://i298.photobucket.com/albums/m...sde/31/031.jpg
Schönen Tag GB Pics

HelmutL 22.07.2009 15:04

AW: Myriam
 
.
.
:D :D

Alles gut gelaufen, zwar nicht kleiner geworden, jedoch auch nicht grösser. Damit kann ich äusserst zufrieden sein.

DANKE für die vielen Wünsche und die Kaffeebeilage.


Liebe Grüsse

Helmut :rotier:

Hasi1965 22.07.2009 15:08

AW: Myriam
 
Lieber Helmut,
das Ergebnis ist doch gut.
Wünsche Dir einen schönen Tag !

Liebe Grüße
Ulli

HelmutL 22.07.2009 15:34

AW: Myriam
 
Hallo Ulli,

klar doch. Mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Hats denn keiner plumpsen gehört? :lach2:


Liebe Grüsse

Helmut

Jyrina 23.07.2009 22:17

AW: Myriam
 
hallo helmut,
mit dem ergebnis kann man glaub ich umgehen, wichtig ist doch keine verschlechterung!
ich lese gerne deine beiträge und meist fehlen mir die worte, sie berühren mich sehr.
ich für meinen teil fahre für 3 wochen zu meinen kindern nach italien und warte dort ungeduldig auf enkel nr. 2.
seih lieb gegrüsst gerda :winke:

HelmutL 24.07.2009 04:48

AW: Myriam
 
Gerda,

dann gute Reise, komm gesund wieder und Enkel Nr. 2 wird ganz bestimmt ein Wonneproppen.

Meine Oma hat immer gesagt: "Wenn ich mal eines Morgens wach werde und nicht's tut mir mehr weh, dann gute Nacht!" ;)


Liebe Grüsse

Helmut

HelmutL 24.07.2009 06:02

AW: Myriam
 
Zitat:

Zitat von HelmutL (Beitrag 763342)
...................Die ersten Zeilen deines Gedichts erinnern mich an Kinderfragen: "Mama, können Schmetterlinge lachen? Wie schmecken die Wolken?" Auch die weiteren Zeilen erinnern mich an Kinder, die sich mit ihrer blühenden Fantasie binnen Sekunden von einem Wesen in ein anderes verwandeln können und dann ohne Angst auf ihnen Unbekanntes zugehen, um es zu erforschen. Während wir Erwachsene rast- und ziellos mit der Angst als Scheuklappen durch die Welt hetzen und jeden Stein vorsichtig umdrehen um zu suchen, was uns wahrscheinlich so nahe ist: vergraben unter dem Schutt des Erwachsenwerdens in uns selbst.

Heute Morgen wurde ich gefragt, was denn das für mich wichtigste Thema dieses letzten Tages gewesen sei. Ich weiss es immer noch nicht so richtig. In obigem Zitat steht jedenfalls die Antwort auf die Frage in diesem Thema.

OK, das reicht an rast- und ziellos für gestern/heute. Endlich bin ich müde und gehe froh in die Heija.


Gute Nacht

Helmut

HelmutL 24.07.2009 16:50

AW: Myriam
 
Zitat:

Zitat von Stefans (Beitrag 761360)
Hallo,

auch, wenn ich penetrant bin ;-) Brecht hat dazu wirklich das "letzte Wort" gesagt; daher nochmal...

Einer fragte Herrn K., ob es einen Gott gäbe. Herr K. sagte: "Ich rate dir, nachzudenken, ob dein Verhalten je nach der Antwort auf diese Frage sich ändern würde. Würde es sich nicht ändern, dann können wir die Frage fallen lassen. Würde es sich ändern, dann kann ich dir wenigstens noch so weit behilflich sein, dass ich dir sage, du hast dich schon entschieden: Du brauchst einen Gott."

Hm. Herr K. stellt hier 2 verschiedene Hintergründe zur Fragestellung auf.

"Dein Verhalten ändert sich nicht." Zum Ersten: du weisst für dich, dass es einen Gott gibt. Dann kann ein "Nein" von meiner Seite dich nicht beeinflussen, weil du es ja bereits für dich besser weisst. Ein "Ja" meinerseits lässt dich genauso unberührt, da du keinerlei Bestätigung brauchst, du weisst es ja bereits. Zum Zweiten: du weisst für dich, dass es keinen Gott gibt. Weder ein "Nein" noch ein "Ja" kann dich dann beeinflussen. da du für dich auch dafür keine Bestätigung brauchst, du weisst ja in diesem Fall, dass es keinen gibt. Gleichgültig, was du selbst für dich weisst und gleichgültig, wie meine Antwort ausfällt: in diesem Fall ist die Frage absolut überflüssig.

"Dein Verhalten ändert sich." Zum Ersten: ein "Nein" meinerseits könnte dich in tiefste Zweifel an deinem Glauben an Gott stürzen und du wärst verzweifelt. Ein "Ja" bedeutet in diesem Fall, dass du dir sooo sicher in deinem Glauben nicht warst. Zum Zweiten: ein "Nein" könnte dich noch tiefer in die Hölle treiben voraus dich ein "Ja" auch nicht so ohne weiteres befreien könnte. Eins steht für mich fest: in allen vieren dieser letzten Annahmen hast du einen Gott bitter nötig weil du da nicht mehr ohne seine Hilfe herauskommst.


Alles Liebe

Helmut

HelmutL 24.07.2009 22:59

AW: Myriam
 
Gestern war ein seltsamer Tag.

Relativ früh bin ich aufgestanden. Meine Wohnung sah aus, als hätte ne Bombe eingeschlagen. Du hättest deine helle Freude daran gehabt. Nach einer starken Tasse Kaffee Hat mich die Arbeitswut gepackt. Anstatt mich wie sonst in eine Ecke zu setzen und zu warten bis der Anfall vorbei ist hab begonnen mit aufräumen, geschirrspülen, staubsaugen. Auch mein kleines Bad hab ich geputzt. Unter Zeitdruck eine schweisstreibende Angelegenheit. Stolz und zufrieden hab ich dann mein Werk betrachtet.

Dann schnell unter die Dusche, Essen in die Kühlbox, Kaffee in die Thermokanne, einen Teller, Bestecke, Kaffeetassen und ein Handtuch dazu. Ein Blick nach draussen: manno, es giesst in Strömen, hoffentlich hört das nachher auf. Dann in's Auto, es wird Zeit, eine gute Stunde muss ich bei dem Wetter rechnen. Ich freue mich auf das Treffen. Lang ist's her. Im Dorf noch ein Baquette gekauft und dann auf die Autobahn. Der strömende Regen lässt die gewohnte Fahrweise nicht zu, was andere nicht so sehen. Ohne Beleuchtung sind manche nur schemenhaft im Gicht zu erkennen, Spurwechsel finden wie gewohnt statt: warum Blinker setzen und nach hinten sehen, soll der doch aufpassen, Hauptsache gut unterhalten während der Fahrt. Da ergeben sich manchmal Momente, in denen man seine 4 Scheibenbremsen und die teure Technik siezen möchte. Es geht dabei nicht um Raserei, doch wenn bei Tempo 130 40 Meter vor dir ein PKW mit Tempo 90 unvermittelt auf deine Spur wechselt dann ergibt das nen Blutdruck wie ne Dampflok und in Gedanken pustest du deinen Bremsbelägen Kühlung zu.

Dann die Nachricht:"Bei mir wird es etwas später." OK, hab ich also Zeit, bin sowieso gleich am Ziel. Ein Fischweiher, mitten im Wald auf halber Strecke, wunderschön gelegen. Ich bleib im Auto sitzen, versuche mich zu entspannen, lege Mozart in den CD-Spieler und schliesse die Augen. Mozart zieht alle Register ich höre nicht mal mehr den Regen. Irgendwann hört es auf zu regnen, ich seh es am Wasser. Gedanken im Kopf, wie wird es heute. Egal, ich lass es kommen. Wie es kommt, so ist es gut. Die Mütze tief in die Augen gezogen lass ich mich treiben.

Plötzlich klopft es an die Scheibe. Freudig-herzliche Begrüssung, lange nicht gesehen. Die Sonne wird mutig und spitzt vorsichtig durch die treibenden Wolken. Wir spazieren um den Weiher. Drüben ist ein Platz, der zum Picknick einlädt. Inzwischen scheint die Sonne. OK, mutig zurück zum Auto, zwei Decken und die Picknicksachen nach drüben geschleppt. Auf dem Rückweg ist die Kühlbox garantiert leichter.

Wir machen es uns gemütlich. Sitzen, liegen, hocken auf der Decke und reden über Gott und die Welt, die Kinder, das Wetter. Irgendwann kommt der Hunger und wir greifen zur Kühlbox. Darin natürlich wieder mal so einige Spezialitäten aus meiner Heimat. Es schmeckt und wir vergessen die Zeit. Spaziergänger mit und ohne Hund, zu Pferd und zu Fuss kommen vorbei und sehen uns. Ob sie auch Appetit bekommen? Der Letzte, schon etwas in Eile, erinnert uns an's Wetter. Wir schauen nach oben und beschliessen schonmal die Schuhe anzuziehen. Kaum angezogen geht es auch schon los. Zunächst halten die Bäume das Wasser noch zurück. Dafür kommt es dann mit Macht. Trotz alukaschierter Decke über dem Kopf werden wir klatschnass.

Lachend und fröhlich wie Kinder erreichen wir den Parkplatz. Schnell in's Auto, Motor an und Klimaanlage auf volle Pulle. Langsam wird es gemütlich, wir machen es uns bequem. Dann die Frage: "Wie geht es dir wirklich, was fühlst du!?" Eigentlich haben wir beide nur darauf gewartet. Bohrende Fragen hin und her auf die manchmal nur mühsam eine Antwort zu finden ist, manchmal nur gemeinsam, manchmal erst nach mehreren Anläufen. Manchmal sprudeln die Worte, manchmal ist es schwer, nur ein einziges zu finden. Abschweifen und immer wieder zurück. Verschiedene Ansichten, die sich langsam annähern.

Das Sterben, das Leben danach, unser Leben davor, das sind die Themen. Oft verschwimmen die Grenzen dazwischen, oft sind sie glasklar zu sehen. Du bist da, wir Beide spüren es ganz deutlich, wir wissen es. Du wirst stellenweise fast schon ungeduldig: "Warum versteht er mich nicht? Was soll ich noch tun?" Irgendwann hab ich dich verstanden, befreiend, tief durchatmen, anlehnen, entspannend ein verstehendes Lächeln, Lachen. Die Augen schliessen, tief durchatmen als könnte ich dich dadurch in mich aufnehmen.

Ein Blick auf die Uhr: boah, viertel nach 2! Draussen ist es stockdunkel. Man sieht die Hand vor den Augen nicht. Um vieles leichter verabschieden wir uns und fahren gemeinsam hintereinander Richtung Autobahn. Noch einmal Lichthupe, unsere Wege trennen sich hier wieder nach rechts und nach links. Nicht wirklich, in Gedanken sind wir noch zusammen. Die Strasse ist trocken, um diese Zeit kaum jemand unterwegs. Entspannt fahre ich Richtung Heimat. Unterwegs mach ich auf meinem Stamm-Rastplatz halt und setze mich mit einem Getränk und einem Brötchen in's Restaurant. Eine SMS, bin gut nach Hause gekommen, ich schreibe zurück und bedanke mich für den schönen Tag.

Wieder auf der Strasse. Ganz entspannt, zufrieden, glücklich fahre ich durch die Nacht. Auf einem geeigneten Streckenabschnitt gebe ich auch schon mal die Sporen: das Leben ist schön, ich sitze oben. Zu Hause schreib ich ne SMS, dass ich gut angekommen bin. Eine neue SMS ist inzwischen auch noch gekommen. Es freut mich sie zu lesen. Ich bin aufgewühlt, fröhlich, glücklich.............setze mich an den PC. Ihr könnt es nachlesen, wenn ihr wollt.


fühlt euch alle :knuddel:

Helmut

Erle 26.07.2009 23:09

AW: Myriam
 
Lieber Helmut,
ich möchte Dich einfach ohne Worte herzlich drücken und umarmen.

:knuddel::knuddel::knuddel::knuddel:

Deine Worte, Dein Text, diese Art zu schreiben.... ich fühle es. Du bist wirklich toll.

:remybussi:remybussi

Alles Liebe für Dich Erle

HelmutL 27.07.2009 08:08

AW: Myriam
 
Guten Morgen Erle,

nur zu gern lass ich mich drücken. Da beginnt der Tag doch gleich ganz anders.:lach2:

Wie sagt man bei uns: "Das geht runna wie Eel!"


Danke :knuddel:

Helmut

HelmutL 27.07.2009 23:44

AW: Myriam
 
Heute war ich auf der Geburtstagsfeier unserer kleinsten Enkelin. Sie wurde heute 5 Jahre alt. Eine kleine, quirlige Persönlichkeit auf die wir stolz sein können. Man merkt, dass sie jetzt zu den Grossen im Kindergarten gehört. Schliesslich geht sie im nächsten Jahr zur Schule.

Es ist bereits ihr zweiter Geburtstag ohne dich, die heissgeliebte Oma. Ich weiss, dass sie oft an dich denkt. In ihrem, sowie auch im Zimmer der Grossen, hängt dein Bild und unten in der Wohnung steht es immer noch am gleichen, zentralen Platz. Erst vor kurzem, als sie bei mir zum Frühstück war, haben wir über dich gesprochen. Der Anstoss dazu kam von ihr. Heute wird sie allerdings nur wenig Zeit gehabt haben an dich zu denken.

Auch heute war es wieder so, wie auf allen Familienfeiern die ich alleine besuchen muss. Zuerst das grosse Hallo zur Begrüssung, Gespräche mit den anderen Gästen, mit meinen Kindern. Alles ganz normal. Irgendwann dann später kommen die Gedanken: was wäre wenn. Ich komme mir dann vor wie ein halber Mensch. Ein Aussenstehender. Ich habe das Gefühl als stünde eine Mauer um mich herum. Innerlich ziehe ich mich dann zurück, nach aussen hin beteilige ich mich an den Gesprächen.

Wobei, etwas schönes hab ich erlebt. Ich stand draussen auf der Terasse und unterhielt mich angeregt mit Freunden unserer Kinder. Das Abendessen war fertig und wir wurden zu Tisch gerufen. Wir gingen hinein und ich sagte: "Ich setze mich mal zu den Alten." Da bekam ich zur Antwort: "Helmut, da hinten bei uns ist auch noch Platz für dich." Irgendwie war ich stolz auf dieses Angebot. Vielleicht bin ich ja tatsächlich noch lange nicht so alt, wie in meinem Ausweis steht. :)


Es war alles in allem ein schöner Abend. Obwohl du leider nicht dabei sein konntest und vielleicht: auch wenn du nicht dabei sein konntest.


Alles Liebe

Helmut

Kerstin L 28.07.2009 18:58

AW: Myriam
 
Hallo lieber Helmut,

seitdem meine beste Freundin vor 4 Jahren über die Regenbogenbrücke gegangen ist, treibt es mich immer wieder in den KK.

Nachdem ich eben in twinkle's Thread gelesen habe, möchte ich Dir einfach mal "Danke" sagen, für die einfühlsamen Worte, die Du immer findest.

Liebe Grüße
Kerstin

HelmutL 31.07.2009 18:45

AW: Myriam
 
Hallo und guten Tag euch Allen,

sicher gibt es auch noch andere Foren zur Trauerbewältigung. Ehrlich gesagt: ich hab mich noch nie nach einem solchen umgesehen! Warum auch, hab ich doch hier sowas wie eine kleine Heimat gefunden. Man(n) könnte fast sagen, sowas wie eine virtuelle Familie. Eine Gemeinschaft von Menschen, wie sie nicht unterschiedlicher sein könnte: Betroffene, Angehörige, Hinterbliebene, Männer, Frauen, Jugendliche und Menschen in der sogenannten Lebensmitte und solche im hohen Alter. Menschen, die verbittert sind. Menschen, die sich alleine leben. Menschen, die, so wie sie sind, durch die Krankheit wurden. Menschen, die sich durch die Krankheit gedreht haben, sowohl in's Positive wie auch in's Negative.

Vorallem jedoch viele Menschen, die über sich selbst hinaus gewachsen sind. Die Ohren und Augen und Hände für andere haben. Die die eigenen Nöte, Ängste, Sorgen zurückstellen und zuhören, helfen, trösten. Menschen, die Eines nicht sind: oberflächlich und egoistisch. Wobei es vollkommen egal ist, warum der Einzelne hier ist: jeder tut das, was er oder sie am besten kann und weiss.

Viele Menschen habe ich hier kennengelernt. Dafür bin ich dankbar. Ohne sie wäre mein Leben garantiert anders verlaufen. Ganz bestimmt jedoch nicht besser. Einige durfte ich persönlich kennenlernen auf meinen, manchmal rastlosen, Streifzügen durch die Lande. Menschen, Freundinnen, Freunde die ich anders nicht kennengelernt hätte.

Menschen aus Fleisch und Blut. Keine Übermenschen, sondern Menschen die vertrauensvoll zusammen Lachen und Weinen können, die menschlich sind. Menschen, auf die ich mich freue und ich weiss, dass sie sich freuen mich ab und an zu sehen.

:eek: Eigentlich wollte ich ja was total anderes schreiben. :lach: :lach: Auch gut.


Danke

Helmut

Jogilein 01.08.2009 04:34

AW: Myriam
 
Lieber Helmut, habe leider noch nicht alles von Dir lesen können, Du weisst ja, mein Augenproblem. Aber was ich gelesen habe, gefällt mir sehr gut. Habe das Gefühl, als wäre ich ein stiller unsichtbarer Begleiter. Vor allem finde ich es prima, dass Du tiefsinnig u. trotzdem mit Humor u. Lebendigkeit schreibst. Bei manchen Deiner Erlebnisse wurde ich traurig. Bei manchen habe ich geschmunzelt. Vielen Dank. Ich wünsche Dir ein erholsames schönes Wochenende. Liebe Grüsse, Jogilein.:remybussi:winke:

HelmutL 02.08.2009 13:41

AW: Myriam
 
Hallo Alle,

gestern hatte ich mal so richtigen Appetit auf was Feines :D. Am Nachmittag fuhr ich dann in's Dorf und kaufte mir Rinderhüftsteak, Kartoffeln brauchte ich auch noch. Hat auch sein Gutes, die langen Öffnungszeiten.

Gestern Abend hab ich dann folgendes gemacht: Kartoffel schälen, in Würfel schneiden und ab in die Pfanne mit Olivenöl, Salz und Pfeffer (schwarzer Pfeffer aus der Mühle!), 10 Minuten zugedeckt braten, Wenden nicht vergessen. Zwei grosse Zwiebeln in Ringe geschnitten, einen kleinen Teil davon gehackt. Die gehackten in ein Pfännchen und geröstet. Nach dem Rösten auf einen Teller deponieren. Ein halbes, trockenes Brötchen in Stücken in das Pfännchen und mit viel Butter geröstet, schön braun. Inzwischen das Steak mit Senf, Olivenöl, Pfeffer, etwas Fondor eingerieben. Salz kommt später.

10 Minuten sind um. Den Deckel von der Pfanne mit den Kartoffeln und offen weiterbraten (nochmal ca. 10 Minuten), häufig wenden, dann werden sie schön knusprig. Inzwischen sind die Croutons fertig (vorsicht, sie werden am Schluss dann sehr schnell schwarz). Ab mit ihnen zu den gehackten Röstzwiebeln. Die Zwiebelringe in das Pfännchen mit Olivenöl und rösten (vorher das Pfännchen mit einem Papiertuch sauber machen). Inzwischen das Steak in die heisse Pfanne und zudecken. Auf einer Seite kräftig 3 bis 4 Minuten anbraten. Kartoffeln wenden nicht vergessen! Schnell noch in einer Schüssel Salatsosse anrühren: Essig, Olivenöl, Salz, Pfeffer, Senf, einen Schuss Maggi und Petersilie. Die Salatgurke in Scheiben hinein und mit der Sosse mischen. Dazwischen das Steak wenden und auf der anderen Seite zugedeckt nochmal 3 bis 4 Minuten scharf anbraten. Jetzt kommt das Salz auf das Steak. Kurz vor Ende die gerösteten Zwiebelringe zugeben.

Die gehackten und gerösteten Zwiebeln und die Croutons über den Gurkensalat (nicht mischen): fertig ist das Abendessen. Auf dem Tisch steht eine grosse Kerze, ein Glas mit Rotwein (ein Carbernet Sauvignon von der Ardèche).

Boah, das Steak war genau auf den Punkt (medium, Glück gehabt :D ) und sehr zart und saftig. Der Wein einfach lecker. Wie kann man das Leben besser geniessen?


Einen schönen Sonntag

Helmut


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 11:47 Uhr.

Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, vBulletin Solutions, Inc.
Copyright © 1997-2025 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.