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mattes 01.10.2005 18:33

Wie lange ?
 
Seit gestern ist mir bekannt, mein Vater hat Leberkrebs im Endstadium. Derzeit ist er in der Klinik zur Behandlung ( wie auch immer) und es geht ihm soweit ganz gut. Ich kann derzeit nur telefonisch Kontakt halten, meine Mutter und meine Schwester sind aber bei ihm. Wielange kann das "Gehen "dauern ? Ich bin leider etwas durch den Wind.

Uwe Bauer 02.10.2005 11:12

AW: Wie lange ?
 
Hallo "Mattes"!

Das "wie lange" ist wohl abhängig vom Befund und von den entsprechenden Maßnahmen, die durchgeführt werden können: Operation oder Chemo, dann beispielsweise ob die Chemo oder das Bestrahlen anspricht, ist die Leber bereits beeinträchtigt (Gelbsucht). Was wird in der Klinik gemacht (Schmerztherapie?). Handelt es sich um "Leberkrebs" oder um "Lebermetastasen".

Die Prognosen sind leider nicht sehr günstig (mit dem Arzt sprechen bzw. Angehörige darum bitten.)


Viele Grüße


Uwe

mattes 02.10.2005 16:12

AW: Wie lange ?
 
Hallo Uwe,

zur Zeit wird wohl eine Schmerzbehandlung durchgeführt. Der Bauch meines Vaters ist aufgebläht aber er macht derzeit so seine Späße darüber. Eine OP ist nicht mehr möglich, der Zustand ist, wenn ich recht begriffen habe zu weit fortgeschritten. Ich meine, wenn ich all diese Beiträge lese, weiß ich ja wie es dann früher oder später ablaufen wird. Ich bin schon so ein richtig " harter" Typ. Und wenn mein Vater seine "Späße" macht, so glaube ich schon das es mehr die Flucht nach vorne ist. Ich war immer der Meinung, mit dem Tod komme ich schon klar, ich bin da sehr erprobt. Und dann kommt die Nachricht Krebs und man stellt ganz schnell fest - Iss nicht. Wirft alles über den Haufen.
Wir haben dieses Jahr den 70 sten meines Vaters gefeiert, ich nehme das so nach dem Motto " muß man erstmal werden ". Doch so einen Abgang hätte ich mir dann doch nicht vorgestellt. Ich bin recht froh, in diesemForum einfach meine Gedanken so laufen zu lassen. Ich nehme vieles von anderen mit auf den Weg denn ich werde ich den nächsten Tagen zu meinem Vater fahren und da möchte ich dann doch einigermaßen fit sein. In diesem Sinne, viele Grüße.
Gerade habe ich wieder mit meiner Mutter gesprochen. Leider ist es so,das der Krebsherd noch nicht lokalisiert ist. Trotz zweimaliger Röhre ist nicht bekannt wo der Verursacher steckt. So bleibt derzeit nur die Schmerzlinderung. Morgen muss mein Vater zur Darmspiegelung. Machmal denke ich, wie klein wir Menschen doch gegen die Natur ( auch wenn sie uns wehtut) sind. Ich hoffe das die Spiegelung etwas zutage bringt, denn jeder Tag tut uns allen weh.

emophant 12.10.2005 22:19

AW: Wie lange ?
 
Hallo!

Muss mir auch mal all den kummer von der Seele reden! Mein Vater ( er ist erst 57) hat auch HCC im Endstadium....5 große Tumore ( der größte 16cm Durchmesser! Unzählige kleine Herde, vermutlich auch schon lymphatische Metastasierung, Bauch und Brustfell-Befall)........es wird immer schlimmer! Er ist hochgradig ikterisch ( Gelbsucht, man sieht kein Weiss mehr in seinen Augen, seine Haut ist ulragelb), er hat einen astronomischen Bauch (Aszites) und schläft nur noch....in letzter Zeit hat er auch immer öfter Durchfall, Erbrechen, Schmerzen im Oberbauchbereich....geht rapide bergab und ich bin am Ende!

Ich bin selbst Ärztin und man kann nichts tun......ich zweifle momentan an allem! Wozu habe ich 6 Jahre studiert, wenn ich nicht mal meinem eigenen Vater helfen kann?
Es ist einfach aussichtslos und kann nur noch die Nebenwirkungen abfangen!

Zur Zeitfrage...hmmh, die stelle ich mir auch immer öfter....denke es handelt sich nur noch um Wochen! Wenn überhaupt..

einerseits möchte man es wissen, um sich darauf einzustellen/gefasst zu sein...andererseits will man es wirklich wissen? Tag 10, Tag 9, Tag8....ein Countdown? Ich versuche jeden Tag bewusst zu leben, das Beste draus zu machen, aber er schläft so viel..keine Zeit für Gespräche, Bewahren....allein die Vorstellung, was für ein Wissen er mitnimmt, welche Ideen....puhh, hab wieder Tränen in den Augen!

Es ist brutal.....Sterben auf Raten! Viele sagen zwar, dass es so besser ist, dass man Zeit hat Abschied zu nehmen, aber mir wäre es lieber, ein schneller Tod! Zack plötzlich aus dem Leben gerissen.....unerwartet!
Allein seine Blicke, alle wissen, was Sache ist.....Mom kommt heimlich zum Weinen zu mir, damit er es nicht mitbekommt! Einmal hat er uns "erwischt" und hat dann noch uns getröstet!" Beim Tsunami sind so viele gestorben und jetzt bin eben ich dran!"

Ich will es einfach nicht wahr haben! Versuche es zu verdrängen, aber es holt einen immer wieder ein....der erste gedanke morgens, und der letzte abends! Man weiss es ja auch, dass alles infaust ist.......dann ist man 3 Tage geknickt, dann lebt man wieder "normal", beim nächsten Befund stürzt man wieder in ein Loch....immer und immer wieder, obwohl man es ja weiss!Aber es ist dann immer wieder wie ein Schlag ins Gesicht!

Aber was machen wir uns Gedanken? Selbstsüchtig?
Wie muss es dem Patienten gehen, wenn er merkt, dass jetzt die Phase der Schmerzen und Leiden kommt, dass die Sanduhr abläuft! Wie muss man sich da fühlen? Alle kommen nochmal zu Besuch, wollen einen nochmal sehen....man selbst will vielleicht lieber Ruhe, schlafen, nicht reden....

Lauter wirre Gedanken! Wer von Euch hat auch solche Erfahrungen?
Oder ein ähnliches Stadium der Krankheit? Würde mich gerne austauschen....denke, das hilft, gegenseitig Kraft geben.....stehe auch gerne wegen med. Fragen zur Verfügung...soweit ich helfen kann!

Jutta Karin 13.10.2005 19:29

AW: Wie lange ?
 
Hallo,ich kann dich gut verstehen,selbst wenn man Ärztin ist hat man eine gewisse Machtlosigkeit.Ich kann dir nur eines sicher sagen:Akzeptiere es so wie es ist,denn nur dann kannst du damit umgehen.So schwer es auch ist,setz dich damit auseinander und nimm doch das beste noch daraus heraus.Du gewinnst damit doch noch ein paar schöne,unbeschwerte Momente.Ich weiß wie schwer es ist,meine Schwiegermutter ist auch sehr krank:Sie hat Hep.C,Leberzirrose(doch schon weiter fortgeschritten),hatte 2mal Varizenblutungen,Aszites,Milz angegriffen....Wie wissen auch nicht wie es weitergehen wir.Eine Interferontherapie hat man nach sechs Wochen abbrechen müssen(keinErfolg).Und sie ist erst 56 Jahre.Am Anfang war ich einfach nur verzweifelt,hab auf einmal auf alles geachtet,jede Kleinigkeit gesehen.Aber das bringt nichts,ich hab sie einfach nur mehr als Kranke gesehen,und das hat ihr absolut nicht gut getan.Jetzt reden wir ganz offen darüber und ihr geht es dadurch besser.Sie kann auch wieder lachen und akzeptiert mittlerweile ihre Krankheit.Ihr hat voriges Jahr kein Arzt mehr eine Überlebenschance gegeben,und jetzt geht es ihr relativ gut,das macht sicher auch ihr starker Überlebenswille.Man muß aus allem das Beste machen,jeden Tag genissen,keiner von uns weiß wie lange man lebt,deswegen ist ews unso wichtiger jeden Tag als etwas Besonderes zu sehen.
Ich wünsch dir und deiner Familie jede Stärke die ihr braucht.Alles Gute Jutta

werner trompertz 14.10.2005 17:32

AW: Wie lange ?
 
Hallo
Der Jan 11 Jahre ist auch soweit nichts geht mehr laut schulmedizin.
Aber wir haben noch einen Glauben, wir machen jetzt Makrobiotik dadurch wird die Leber entlastet der Darm und das Lymphsystem gestärkt.Jan hat nur eine minimale Chance aber er lebt gut damit.
Es gibt halt auch humane Therapien das ist unser Weg.

Mfg Werner

Uwe Bauer 15.10.2005 09:23

AW: Wie lange ?
 
Hallo miteinander!

Bei meiner Mutter ist es sehr ähnlich wie hier geschildert. Lebermetastasen (inoperabel) und wiedergekehrte Tumore im Bauchraum (Bauchfell). Eine hochgradige Gelbsucht und Schwäche/Übelkeit durch Chemobehandlung. Die Abwehrkräfte meiner Mutter sind nahezu auf null, jede Infektion kann fatal sein. Durch die Chemobehandlung haben sich die gigantisch hohen Leberwerte (Billirubin) bereits etwas verringert.

Weiß jemand, wie lange der Körper so eine schwere Gelbsucht aushält? Wird durch die Gelbsucht zusätzlich die Leber geschädigt. Entsteht die Gelbsucht dadurch, dass die Tumore Gallenwege zusammendrücken oder einfach nur durch die Schädigung der Leber? Wie ist der weitere Verlauf (man wird zunehmend matter, Fieber, Bauchschmerzen?) Ist eine Veränderung des Urins/Stuhls als Anschlagen der Chemotherapie anzusehen? Ist eine Chemotherapie sinnvoll, wenn sie das Imunsystem völlig zerstört?

Viele Grüße

Uwe

emophant 16.10.2005 16:27

AW: Wie lange ?
 
Hallo!


Gelbsuch oder auch Ikterus ist ein Zeichen, dass die Leber nicht mehr arbeitet. Die gelbe Farbe entsteht durch Bilirubin ( auch die Farbe die den Kot und den Urin anfärbt). Also besser genauer:
Im Blut befindet sich Hämoglobin..das ist ein Bestandteil der roten Blutkörperchen und ist für den Sauerstofftransport zuständig. Wenn die roten Blutzellen abgebaut werden, wird auch dieses Hämoglobin in der Leber abgebaut zu Bilirubin und anschließend normal über Darm und Niere ausgeschieden....wenn die Leber nicht mehr funktioniert, kommt es also zur Anhäufung dieses Stoffes und damit zur Färbung des Bindegewebes, v.a. Haut und Auge.

Der Aszites bzw die Bauchwassersucht kommt dadurch zustande, dass die Leber durch die Zirrhose ja ein Narbengewebe geworden ist...da geht also nichts mehr( tote Zellen, keine Funktion mehr, die Leber ist total umgebaut durch das Narbengewebe, falsche Architektur, die Zellen haben keinen Zugang mehr zur Blutversorgung)...man kann es sich wie einen Knoten in einem Schlauch vorstellen...es geht nichts mehr an Körperflüssigkeiten durch. Zunächst versucht der Körper auf kleinere Nebengefäße auszuweichen, aber letztendlich sind auch die überlastet...es entsteht ein Rückstau, enormer Druck und es drückt die Flüssigkeit aus den Gefäßen in den offenen Bauchraum....
Dadurch , dass der Körper versucht, die Leber eben einfach zu umgehen, gelangen aber auch gefährliche Stoffe in den großen Kreislauf. Normalerweise wird in der Leber Amoniak zu ungefährlichen Harnstoff umgebaut..das geht jetzt aber nicht mehr....aus diesem Grund kommt der Amoniak ungefiltert ins Gehirn und ist dort hochtoxisch.....Nervenzellen gehen zugrunde und man spricht nun von einer hepato (Leber)-Enzephalo (Hirn)-Pathie.Was auch die leichten Aussetzer im Denken erklärt und auch diese unendliche Müdigkeit.

Was an der Leber auch so tückisch ist, ist, dass sie an über 1.800 Stoffwechselvorgängen beteiligt ist....und wenn sie also ausfällt, gleicht das einem Supergau...man kann versuchen, einige Reaktionen zu ersetzen ( Vitamingaben)oder Bluttransfusionen, weil ja auch keine Synthese mehr von Gerinnungsfaktoren klappt...erklärt das häufige Zahnfleischbluten usw....

Gut, ich hoffe, ich konnte Euch ein wenig Einblick geben und es normalbürgerverständlich erklären.....
Bei weiteren Fragen, dürft Ihr Euch gerne melden.....

Gut für eine Stärkung des Immunsystem ist auch eine Misteltherapie! 2-3x Woche eine Spritze! Aber es ist keine Hilfe....nur eine Unterstützung!

Auch sollte bei Leberkrebs eine spezielle Diät beachtet werden...es gibt etliche gute Broschüren.....z.B. sollte man auf kohlensäurehaltige Getränke verzichten, auch auf fette Gerichte wie Bratkartoffeln, Pommes, Schnitzel....mein Vater hält sich aber gar nicht dran, denn im Endeffekt verlängert das seine Lebensdauer vielleicht um ein paar Wochen oder Monate und er sagt, da geniesst er lieber noch....zur Zeit aber isst er gar nichts mehr!
Melde mich dann später nochmal.....

emophant 16.10.2005 16:39

AW: Wie lange ?
 
So, und nun vom Allgemeinen zum Privaten:

Mein Vater wollte noch unbedingt in den Urlaub, obwohl er irre Aszites hat und hochgradigen Ikterus. Meine Mutter wollte noch stornieren, aber er wollte um jeden Preis der Welt...und dann auch noch Türkei-2 Wochen! Wahnsinn...habe auch versucht, es ihm auszureden, lieber Nordesee oder meinetwegen auch Südtirol und erstmal eine Woche, aber nein...es musste sein! Also ging es los.....nach 3 Tagen kam der erste Anruf, es geht ihm super und die Sonne tut ihm sehr sehr gut! Habe mich total gefreut....dann, nur einen Tag später, meine Mutter heulend am Telefon...sie kommen eine Woche eher heim, es hat keinen Sinn, er schläft den ganzen Tag, ständig Schwindelanfälle, kann nicht mehr laufen, sich nicht mehr anziehen, Erbrechen, Durchfall.....ab Bodrum gabs keinen Flug mehr und sie musten in seinem Zustand noch 300km mit dem Taxi nach Izmir fahren.......habe Riesenängste ausgestanden...was, wenn er mittendrin kollabiert, in einem Land, dessen Sprache man nicht annähernd kennt...
Ausgemacht war, dass ich sie vom Flughafen abhole und schnell nach Hause, frisch machen und dann gleich zum Arzt.....das Ende vom Lied war, dass wir ihn sofort vom Flughafen in die Klinik gebracht haben,er war noch gelber als beim Abflug, konnte kaum laufen, war geistig nicht ganz da und sah richtig krank und schwach aus. So brachten wir ihn zur Notfallstation...wurde sofort aufgenommen und erst mal punktiert...am ersten Tag nahmen sie ihm 4,5 Liter raus, gestern nochmal 2,5l und heute einen......die Ärzte vermuten aber noch weitere 4 Liter......jedenfalls brachte es ihm eine große Erleichterung, er kann nun wieder freier atmen und sieht auch wieder viel viel besser aus. Dazu bekam er noch 2 Bluttransfusionen und Nährlösungen.....die Ärzte werden versuchen, ihm in den nächsten Tagen noch mehr Wasser abzuziehen und erst dann können sie auch erst Ultraschalluntersuchungen machen, denn momentan sieht man wegen dem vielen Bauchwasser eh keine Organe und nur schwarze Bilder :=)
Mal sehen, wie es weiter geht...bin froh, dass er sicher wieder hier ist und dass es ihm auch wieder besser geht

emophant 16.10.2005 16:45

AW: Wie lange ?
 
Und nochmal bin ich's schnell! Bin heute sehr gesprächig:=)

Zur Behandlung noch ein paar Worte!
Was mir so spontan einfällt ist:

1. Chemotherapie ( auch Chemoembolisation mit Ethanol, TACE-Methode)

2. Thermoablation( Gezielte Überhitzung des Tumors mittel Lasertechnik)

3. Eisenatomtherapie ( in den Tumor werden Eisenatome eingebracht und über eine externe Quelle in Schwingung versetzt, dadurch entsteht Wärme und führt so zum Untergang der Tumorzellen)

4. Operative Entfernung des Tumorgewebes sofern noch möglich

Gut, soweit für heute!
Für Euch alles Liebe und Gute und v.a. viel Kraft!

DTFE 17.10.2005 13:25

AW: Wie lange ?
 
Hallo "emophant"
Habe gerade deine Beiträge gelesen. Ja, es ist schwer zusehen zu müssen und nichts tun zu können und zu merken, dass auch die Ärzte nicht wirklich viel tun können.
Mein Mann hat zwar keinen Leber - CA, dafür Metas in der Leber und das ziemlich große. Die Chemo hat bis jetzt auch angeschlagen, wurde aber jetzt wegen Nebenwirkungen gewechselt und jetzt müssen wir halt abwarten.
Meinem Mann geht es von außen betrachtet auch sehr gut im Moment - und dennoch habe ich diese Angst in mir. Mein Mann möchte auch noch eine Woche in die Türkei. Das habe ich gerade bei dir gelesen und ..... ich möchte eigentlich gar nicht in die Türkei. Ich würde auch was näheres bevorzugen. Und das Ganze erst im April - Was weiß ich, was im April ist... Es ist alles so verrückt in dieser Krankheit , oder ??? Ich tausche mich gerne darüber aus, da ich darüber reden muss zum verarbeiten.
Ich hoffe dein Vater stabilisiert sich wieder, damit ihr noch einige gute Zeit mit ihm verbringen könnt.
liebe Grüße Doro

emophant 18.10.2005 17:58

AW: Wie lange ?
 
Hallo!

Momentan liegt er immer noch in der Klinik...mittlerweile haben sie ihm 11l abgelassen......und vermuten weitere 4-7l! Wahnsinn...das sind 2 Eimer! Allein das Gewicht....OK, er bekommt nebenbei auch noch Infusionen, das bringt auch wieder Wasser rein..ist ja sehr wichtig, damit sein Kreislauf nicht zusammenklappt und er genug Elektrolyte bekommt. Zusätzlich bekommt er weiterhin Bluttransfusionen......seine Hand& Fußgelenke sind aber astronomisch geschwollen und die Ärzte wollen nun nicht weiter punktieren! Meine Mutter denkt, sie haben ihn einfach aufgegeben....er ist auch wieder geistig verwirrt und schläft sehr sehr viel, aber besser als mit Schmerzen, oder!?! Am liebsten will er gar keinen Besuch haben...schickt mich weg, will seine 3 Schwestern auch nicht sehen...einfach nur Ruhe haben! Das tut schon sehr weh, wenn er mich nicht sehen will, aber es ist nun mal sein Wunsch! Und es geht ja nun um ihn...vielleicht will er wirklich nur Ruhe.....man darf es nicht persönlich nehmen, auch wenn es weh tut und man die Zeit wegrinnen sieht......
so weit für heute!
Gruß an Euch alle

Uwe Bauer 31.10.2005 17:27

AW: Wie lange ?
 
Hallo!

Leider komme ich nicht so oft dazu, in diesem thread zu schreiben. Ich kann es mir nicht vorstellen, in dem Zustand (in dem sich z.B. meine Mutter) befindet, noch eine Reise zu erleben. Besser ist es meiner Meinung nach, sich an kleineren Dingen zu erfreuen.

Meiner Mutter wurde erst mal wieder kräftig aufgepeppelt. Sie hatte zwar die erste Chemo ganz schlecht vertragen (wichtig Blutwerte sanken extrem und auch die Abwehrkräfte), die Chemo hat aber sehr gut gewirkt - die Gelbsucht ist sehr zurückgegangen (auch die Billirubinwerte). Das wurde allerdings erreicht durch eine hohe Gabe an Blutkonserven. Die zweite Chemo wurde in der Dosis nun halbiert. Wir müssen abwarten, ob sie das Metastasenwachstum aufhält.

Leider aber sagte der Artzt, könne man diese Chemo nur 8 x machen (danach sei die Leber sowieso vergiftet). Kann jemand etwas dazu sagen. Irgendwo in diesem Forum habe ich - glaube ich gelesen, hätte jemand die 80-te Chemo hinter sich. Kann so etwas sein?

Spätestens nach dieser Zeit ist damit zu rechnen, dass das Tumorwachstum schlagartig zunimmt. Mit einer Verschlechterung des Zustandes ist leider jederzeit zu rechnen.

Positiv ist, dass es ihr am Ende der ersten Chemo außgesprochen gut ging. Ich hoffe, die Verschlechterung des Allgemeinzustandes nach der zweiten Chemo ist nun etwas abgemildert.

Viele Grüße


Udo

Michaele Hendrichs 01.11.2005 12:37

AW: Wie lange ?
 
Ich glaube das mit den 80 Chemos waren wir. Nun ja, 80 sind es noch nicht ganz, aber immerhin schon über 70. Nun gibt es verschiedene Chemos die bei Leberkrebs eingesetzt werden. Daher kann ich auch nichts dazu sagen wenn euer Arzt meint, nach der 8 Chemo wäre die Leber vergiftet. Frag nochmal nach, ob es keine andere Sorte gibt und bleib am Ball. Frag den Ärzten Löcher in den Bauch, wenn du dir nicht sicher bist, denn es geht um euch.
Manchmal frage ich mich allerdings auch, wie meine Mutter bzw. der Körper meiner Mutter soviel Chemo aushält. Es geht ihr immer noch sehr gut, ausser die Müdigkeit und etwas Abgeschlagenheit direkt nach der Chemo. Sie erledigt alle Aufgaben ohne Hilfe, ja es geht ihr einfach noch gut. Allerdings haben wir jetzt unseren Onkolgen gebeten, die Chemo nicht mehr 1 x wöchentl., sondern nur noch alle 14 Tage zu verabreichen´. Er war einverstanden und ich denke so kann der Körper sich auch wieder besser erholen, wenn er etwas mehr pause bekommt. Ich habe ja schön öfters berichtet, das wir uns nicht alleine mit der Chemo zufriedengeben. Meine Mama nimmt eisern ihre vielen Vitamine, ihre selbstzubereiteten Säfte und ihre Mistelspritzen. Sogar die Blutwerte sind im Normalbereich, waren doch die Leberwerte (GGT Wert über 700) zu Beginn der Krankheit sehr schlecht. Der Tumor (ca. 7 cm inoperabel weil er in die Gallengänge geht) wird zwar nicht kleiner, aber er wächst auch nicht und er wirft keine Metastasen. Jetzt muss ich aber schnell auf Holz klopfen. Natürlich beten ich jeden Tag das der Zustand so bleibt, aber das kann uns natürlich keiner sagen......

Uwe Bauer 03.11.2005 11:29

AW: Wie lange ?
 
Hallo Michaele,

meine Mutter hat sich eigentlich auch gut entwickelt - nachdem sie hochgradig unter Gelbsucht litt, brachte eine (offenbar sehr aggresive Chemobehandlung) innerhalb von ca. 2 Wochen starke Linderung (von der Gelbsucht ist nichts mehr zu sehen.)

Was ich etwas schade finde ist, dass der Arzt meiner Mutter immer sämtliche Hoffnungen nimmt. Die Chemo könnte man nur 8 x machen, die Blutpräperate, die ihr so gut geholfen haben, könne man nur begrenzt oft nehmen.

Auf die (in dieser Phase) erste Chemobehandlung reagierte meine Mutter mit einem dramatischen Absinken bestimmter Blutwerte (Hämoglobin, weiße Blutkörperchen, Blutplättchen). Stimmt es, dass die Spritzen zum Aufbau von
weißen Blutkörperchen irgendwann wirkungslos werden?


Viele Grüße

Uwe

Michaele Hendrichs 03.11.2005 14:49

AW: Wie lange ?
 
Oh, das weiß ich leider auch nicht, da kenne ich mich auch nicht so genau mit aus. Nach einer Chemobehandlung werden die Blutwerte meissten etwas schlechter und man muss wirklich vor jeder neuen Chemobehandlung ein neues Blutbild machen lassen. Bei meiner Mutter gehen dann auch sofort die Leukos in den Keller, sie dürfen dann nicht unter 1,5 sinken und auch die Thrombolzyten dürfen nicht zu tief fallen. Meine Mutter muss dann immer 1 Woche aussetzen und schon haben sich die Blutwerte wieder erholt und die nächste Chemo kann laufen. Schau mal meine Mama hat jetzt bereits über 70 Chemos hinter sich und natürlich haben wir auch am Anfang sehr unter Nebenwirkungen gelitten. Sie hatte ständig den Mund wegen der angegriffenen Mundschleimhaut wund, dann dauernd Blasenentzündungen die mit Antibiotika bekämpft wurden (ist natürlich auch nicht das gelbe vom Ei und auf Dauer sicher auch nicht gut für das Immunsystem), aber seit sie den selbstgemachten Aloe-Vera Saft tägl. 2 x trinkt sind diese Begeliterscheinungen nie wieder gekommen. Überhaupt tut ihr dieser Saft sehr gut. Sie nimmt stetig zu und ist ein richtig kleiner "Moppel" geworden. Sie hat ständig Hunger und läßt keine Mahlzeit aus. Natürlich ist es mit etwas Arbeit verbunden diesen Saft herzustellen, aber es hilft. Ist sicher kein Wundermittel, hat aber manch angenehmen Vorteil und hilft über viele Unannehmlichkeiten hinweg. Wir schwören darauf. Unser Heilpraktiker hat uns gesagt es wäre wichtig das er selbstgepresst sei und kein einfacher Saft aus dem Laden. Und wichtig ist das Trinken. mama trinkt tägl. 1 1/2 Liter frisch aufgebrühten Grünen Tee aus dem reformhaus. Ist keien große Sache, aber man schwemmt die Giftstoffe schneller wieder aus dem Körper.
Sind nur so kleine Tips von mir nebenbei.
Natürlich ist Chemo nicht gleich Chemo und manche haben wirklich noch schlimmere Auswirkungen. Frag deinen Arzt nochmal genau. Egal, auch wenn du ihn Löcher in den Bauch fragst, das ist dein gutes Recht.
Wünsche euch alles gute und wenn du noch Fragen hast, wende dich an mich.

DTFE 03.11.2005 22:47

AW: Wie lange ?
 
Hallo Michaele,
wie ich weiß bereitest du den Aloe Saft für deine Mutter selbst zu. Ich kann mir diesen Aufwand nur schwer vorstellen. Warum meinst du ist der geprüfte Aloe vera Saft aus dem Bioladen nicht ebenso zu verwenden ?
Gruß Doro

Michaele Hendrichs 08.11.2005 11:18

AW: Wie lange ?
 
Kann dir leider auch nicht sagen, worin der Unterschied zwischen dem gekauften und dem selbsthergestellten Saft liegt. Jedenfalls haben mir 2 Heilpraktiker das so geraten. So riesig ist der Aufwand gar nicht ihn selber zu machen. Ich bestelle mir immer 2 mittelgroße Pflanzen per Post in einem Bioanbau, die sind ´werden dann schon binnen 2 tage per Post angeliefert. Dann schneide ich die Dornen von den pflanzen vorsichtig ab, schneide die Pflanze in kleine Stücke und gebe sie in einen Mixer und lasse sie so vollkommen zerkleinern und schon hat man den Saft, anschl. kommt klatgeschlagener Honig dazu und zum konservieren etwas Alkohol (muss leider sein sonst hält er nicht lange). Das wars eigentlich schon. Mama kommt damit fast 2 Monate aus. Wie schon gesagt, wir nehmen ihn unterstützend nicht als Allerheilmittel. Mama hat er sehr gut getan und sie schwört darauf.

mattes 15.01.2006 18:40

AW: Wie lange ?
 
Hallo,
so nun melde ich mich mal wieder. Mein Vater hat die dritte Chemo hinter sich. Es geht ihm soweit recht gut, das Haar wird dünner , er wird einfach rasend schnell alt. Aber er lebt und das ist in Ordnung. Und er geht hin und wieder mit einem seiner Freunde oder auch mit mir zur Jagd, die ist sein Leben und irgendwie lebt er dann etwas leichter, auch wenn er anschließend total knülle ist. Meine Eltern haben mit einer Bioresonanz Therapie begonnen. Kennt Ihr Euch da aus ? Ich glaube, das es alles etwas einfacher macht für meinen Vater aber auch für meine Mutter. Heilung geht da wohl nicht aber es bringt doch etwas Lebensqualität zurück. Vor drei Wochen habe ich mit meinem Vater dieses Vater - Sohn Gespräch geführt, hätte nie gedacht das ich noch soviel zu sagen habe. Hat auch etwas mit Liebe zu tun. Naja, demnach muss ich ihn wohl lieben, ja , das tu ich. Und nicht erst seit diesem Gespräch. Und das habe ich ihm auch gesagt, wir fanden das richtig Klasse das wir uns so ähnlich sind.

Ok , Sonntag ist vorbei , wünsche Euch allen eine schöne Woche und .....

Matthias

Lebefrau 21.03.2006 17:59

AW: Wie lange ?
 
Hallo,
mein Vater wurde vor 2 Wochen mit einer Fraktur des 2. Lendenwirbels in eine Unfallklinik gebracht und operiert. Dabei hat man Knochenmetastasen festgestellt, heute bekam ich die Nachricht, dass beim Abdomen Ultraschall eine metastasierende Leber sowie Ascites und eine Thrombose der Vena Portae festgestellt wurde. Ein MRT der Leber wurde heute gemacht, Ergebnis ist noch nicht da.
Die Ärzte halten sich bedeckt.
Weiss jemand wie viel Zeit ich noch mit meinem Papa habe?
Vielen lieben Dank!

Parga 21.03.2006 21:37

AW: Wie lange ?
 
Liebe Lebefrau.

Ich kann verstehen was im Moment in dir vorgeht. Ich habe das gleiche durch gemacht.
Es kann dir leider keiner sagen, wieviel Zeit du noch mit deinem Vater haben wirst. Ich kann dir nur sagen, geniesse jede Sekunde und mach all die Dinge, die dir und deinem Vater wichtig sind. Das kann dir niemand mehr nehmen.

Ich hoffe ich klinge nicht zu hart.

Ich bin selber gerade in großer Trauer und würde alles tun meinen Pa wieder zu bekommen. Leider geht das nicht. Es ist schwer zu begreifen.

Wir haben nicht damit gerechnet, dass es so schnell geht.
Das muss nicht heissen, dass es bei Euch genau so ist. Vielleicht habt ihr noch viel Zeit miteinander. Ich kann so gut nachempfinden, was gerade in dir vorgeht. Man kann es halt einfach nicht glauben. Und selbst wenn man weiss, dass nichts mehr helfen wird, ist man noch voller Hoffnung. Und das ist auch gut so. Die Hoffnung stirbt zu letzt........................

Ich wünsche Euch noch eine schöne gemeinsame Zeit und viel Kraft.

Liebe Grüße

Greta

Byrd 28.03.2006 15:42

AW: Wie lange ?
 
Hallo,

heute morgen ist der Vater meiner Schwägerin an Leberkrebs (zuletzt Metastasen im Kopf) gestorben. Fast zwei Jahre lang - seit Juni 2004 - hat er gekämpft wie ein Löwe und noch Weihnachten war er voller Lebensmut, doch nachdem meine Schwiegermutter (auch die Schwiegermutter seiner Tochter) am 6. Februar an Lymphdrüsenkrebs gestorben ist, hat er einfach aufgehört zu kämpfen. Zuletzt war es wirklich ein Sterben von Tag zu Tag. Er wurde immer dünner, sein Bauch wurde immer dicker. Noch letzte Woche haben sie ihm 5 Liter Wasser abgezapft. Die Chemos hatte das Krankenhaus eingestellt, es wurden jedoch amulange Bestrahlungen für den Kopf gemacht.
Vorgestern abend ist er dann mit dem Notarzt ins Krankenhaus gekommen - wegen großer Schmerzen.
Schlimm finde ich, dass in der Klinik praktisch nichts für ihn getan wurde. Meine Schwiegermutter hat (allerdings auf einer Palliativstation) zuletzt Morphium bekommen, das ihr das Sterben erleichtert hat. Dieter dagegen hat nichts bekommen und mußte sich bis zuletzt wirklich quälen.
Es ist ganz schlimm, dass er jetzt nicht mehr bei uns ist, aber diesem Sterben zuzusehen war - besonders nachdem wir das ganze im Januar/Februar schon einmal mitgemacht haben, und ich selbst im Januar eine Operation wegen Lungenkrebs hatte (soll jetzt weg sein) - einfach nur furchtbar.
Ich wünsche Euch allen, das Eure Lieben nicht so leiden müssen, und Ihr sie noch ganz lange behalten dürft.

Alles Liebe
Byrd

christa Benz 28.03.2006 22:55

AW: Wie lange ?
 
Hallo Byrd,

Habe das auch so bei meinem Mann erlebt.Wurde einfach zum Sterben nach Hause geschickt. Hätte ich das Ende Zuhause erlebt,wäre ich in der Klapps-mühle gelandet.Das ist so schrecklich,wenn man zuschauen muss und nicht helfen kann.Er hatte auch grosse Bauchschmerzen.Lebermetastasen.Habe
Ihn dann ganz schnell in eine andere Klinik bringen lassen,wo Sie Ihm ganz
schnell und liebevoll versorgt haben mit Morphium bis er eingeschlafen ist.
Das vergisst man nie.
Liebe Grüsse Christa B.

Sabine77 03.04.2006 23:27

AW: Wie lange ?
 
Hallo!
Ich habe am WE hier ein bißchen mitgelesen, um Infos und Trost zu finden. Vor ca. 3 Wochen hat meine Mutter erfahren, daß sie Krebs hat. Sie hat seit Monaten abgenommen, aber weil sie damals erfuhr, daß sie Diabetes hat, haben wir gedacht (oder gehofft), daß es an der neuen, kargen Ernährung liegt. Da sie immer mehr abgenommen hat und sich dann auch ständig übergeben mußte, wurde sie untersucht und Krebs festgestellt. Der Krankenhausarzt war recht optimistisch und meinte, sie müßte erstmal aufgepäppelt werden, dann würde sie eine Chemo bekommen und könnte noch ein paar Jahre leben. Dann erfuhren wir, daß sie Leber-, Knochen- und Lungenkrebs hat. Ich dachte, wenn sie aufgepäppelt werden soll, muß sie doch ins Krankenhaus. Aber nein, sie ist zu Hause. Ißt kaum etwas, muß sich oft übergeben und kann kaum noch gehen. Samstag war ich bei ihr und meinem Stiefvater und war entsetzt über ihren Zustand. Heute war der Hausarzt bei ihr und er gibt ihr noch 4 - 5 Wochen. Mir ist echt der Boden unter den Füßen weggerissen worden. Erst der Optimismus des Krankenhausarztes und drei Wochen später die Todesdiagnose. Ich weiß nicht, was schlimmer ist, ein plötzlicher Tod oder zu wissen, daß sie Tag für Tag ein bißchen mehr stirbt. Wie kann ich ihr entgegentreten? Ich möchte sie doch nicht belasten, indem ich nur weine, und das werde ich
mit Sicherheit, wenn ich dann überhaupt noch Tränen habe. Ich weiß ja gar nicht, ob sie weiß, daß sie sterben muß. Als ich Samstag da war, sagte sie zu mir "das wird schon". Aber irgendwie habe ich geahnt, daß es nicht mehr wird.
Wie seid Ihr mit so einer Situation umgegangen, bemüht Ihr Euch, nichts anmerken zu lassen oder laßt Ihr Euren Gefühlen freien Lauf?
Während ich dies schreibe, kommt mir alles so unwirklich vor und ich kann nicht glauben, daß meine geliebte Mutter in ein paar Wochen tot ist :cry: .
Liebe Grüße
Sabine

Michaele Hendrichs 04.04.2006 11:55

AW: Wie lange ?
 
Liebe Sabine, ich kann dir genau nachfühlen was du jetzt empfindest. Es ist die Hölle, wenn man spürt das man einen geliebten Menschen verlieren wird. Wir kämpfen nun schon 3 Jahre mit dem Krebs. Ja, wie geht man damit um? Also ich glaube jeder auf seine Art und Weise. Ich persönlich und ich kann wirklich nur von mir bereichten, gehe nun nach so langer Zeit relativ ruhig damit um. Habe bisher noch nie beimeiner Mama geweint, denn ich denke das wird es ihr noch schwerer machen, aber Abends wenn ich mit meinem Mann alleine bin, dann kommen die Tränen und am anderen Tag trete ich meiner Mutter wieder optimistisch entgegen. Obwohl ich mir vorstellen kann, das meine Mutter weiß, wie sehr ich leide. Manchmal reden wir stundenlang über die Krankheit, manchmal reden wir 2 oder 3 tage gar nicht davon. Ist unterschiedlich. Wenn ich merke das Mama nicht gut drauf ist, versuche ich sie wieder "hochzuziehen", doch gottlob ist meine Mutter fast immer gut drauf. Sie ist ein Optimist und dafür bewundere ich sie sehr. Ich will dir jetzt nicht unbedingt damit sagen, das du Stärke bei ihr zeigen sollst, doch ich spüre, wenn ich Mama so normal wie möglich gegenübertrete tu ihr das am besten gut.
Sicher weiß deine Mama auch schon wie es um sie steht, doch Mütter sind halt so und wollen ihre Sorgen und ängste nicht unbedingt vor Ihren Kinder ausbreiten. Ich glaube das zeichnet die Mütter auch so aus und macht sie einzigartig. Darum ist es auch so verdammt schwer, wenn man einen geliebten Menschen leiden sieht.
Im Moment laufen ja im TV jede Menge Informationen über Krebs und viele Leidensgeschichten. Ich habe gemerkt , das mir das überhaupt nicht guttut. Habe die ganze Nacht nicht geschlafen nach dem gestrigen Fernshabend und werde mir das glaub ich nicht mehr antun. Doch wiederum finde ich die Informationen sehr wichtig, doch irgendwie wurde bei mir alles wieder aufgewühlt.
Liebe Sabine, auch dir wünsche ich für die kommende und wohl schwerste Zeit deines Lebens viel Kraft und viele liebe Menschen die dich auffangen und dir Kraft zurückgeben.
Viele liebe Grüße
Michaele

Byrd 04.04.2006 14:21

AW: Wie lange ?
 
Liebe Sabine,

der Vater meiner Schwägerin war nicht unsere erstes "Krebsopfer" in diesem Jahr. Am 6. Februar starb die Mutter meiner Lebensgefährtin an Lymphdrüsenkrebs. Als das Krankenhaus die Behandlung mit dem Hinweis "wir können nichts mehr für Sie tun" abgebrochen hat, und sie auf die Palliativstation kam, wußten wir, es würde nun nur noch wenige Wochen dauern. Wir haben versucht stark und optimistisch zu sein, doch heute fragt sich meine Freundin, ob das richtig war. Sie meint "Wir hätten Mama auch mal zeigen sollen, dass wir es furchtbar finden, das sie stirbt. Wir hätten ruhig mal bei ihr und vielleicht mit ihr weinen sollen." Meine Freundin meint, ihre Mutter hätte womöglich gedacht, das alles macht uns gar nichts aus. Das glaube ich zwar nicht, aber dennoch denke ich, es wäre vielleicht nicht falsch gewesen, einmal unsere wahren Gefühle zu zeigen.
Andererseits sagt man sich, wenn man einen geliebten Menschen verloren hat, hinterher vermutlich fast immer "Hätte ich doch…"
Was richtig oder falsch ist, weiß wohl niemand. Man sollte wohl einfach dem "Bauchgefühl" folgen.
Ich wünsche Dir jedenfalls viel Kraft für die schwere Zeit, die vor Dir liegt.

Liebe Grüße
Birgit

Sabine77 04.04.2006 20:34

AW: Wie lange ?
 
Liebe Michaele, liebe Birgit!
Vielen Dank dafür, daß ihr geantwortet habt. Leider ist alles zu spät.
Heute Nacht um 1.30 Uhr klingelte das Telefon und mein Stiefvater sagte: "Es ist gerade passiert." Ich hörte diese Worte und wollte sie nicht wahrhaben und fragte: "WAS ist passiert?" "Deine Mutter ist eingeschlafen."
"Aber ich denke, sie hat noch ein paar Wochen."
Ich kann es einfach nicht glauben. Ich dachte, ich kann diese kurze Zeit noch mit meiner Mutter verbringen, ihr noch einige Dinge sagen, bevor es zu spät ist. Sie umarmen und auch wenn sie fast nur noch schläft, sie spüren zu lassen, daß ich da bin und sie liebe. Ich wollte sie fragen, ob sie Angst hat und und und. Und auf einmal habe ich dazu keine Möglichkeit mehr.
Das tut so schrecklich weh... :cry:
Vielen Dank für Eure lieben Wünsche und alles Gute für diese schwere Zeit.
Sabine

Erle 04.04.2006 20:47

AW: Wie lange ?
 
Liebe Sabine,
es tut mir entsetzlich leid für Dich.
Da denkst Du, Du hast noch etwas Zeit, um Dich in Ruhe zu verabschieden, und dann kommt es doch so plötzlich. :cry:

Ich weiß, es ist schwer, aber mach Dir nun keine Vorwürfe.
Ich denke an Dich und wünsche Dir viel Kraft für das, was nun auf Dich zukommt.
Liebe Grüße Erle

Parga 04.04.2006 20:47

AW: Wie lange ?
 
Liebe Sabine.

Ich möchte dir einen stillen Gruss senden und dir mein herzliches Beileid aussprechen. Ich kann gut nachvollziehen wie es dir im Moment geht. Habe aus viel zu schnell meinen Vater verloren. Es ist noch keine vier Wochen her.
Fühle dich gedrückt. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft.

Stille Grüße

Greta

Michaele Hendrichs 05.04.2006 12:11

AW: Wie lange ?
 
Liebe Sabine, ganz erschüttert habe ich gerade vom doch so plötzlichen Tod deiner Mutter erfahren. Vor 2 tagen hast du noch die Frage gestellt, was ist "besser" sie langsam sterben zu sehen, oder wenn es schnell geht. Nun hast du leider viel zu schnell eine Antwort darauf bekommen. Doch ich denke ob schnell oder langsam, es ist nie der richtig Zeitpunkt wenn man einen geliebten Menschen verliert. Doch ihr ist sicher sehr viel Elend erspart geblieben. Durch die vielen Berichte, die ich hier im Forum schon gelesen habe, weiß ich, das manche Menschen leiden müssen bis es unfassbar ist. Sie müssen teilweise schrecklich unter Schmerzen leiden bis zum Moment wo sie die Augen für immer schließen. Vielleicht ist es besser für deinen Mama gewesen das sie ruhig eingeschlafen ist und keinen Todeskampf mehr hatte. Mehr Trost habe ich leider auch nicht für dich, doch ich kann gut nachfühlen wie schlecht es dir jetzt geht und auch welche Gedanken dir jetzt durch den Kopf gehen. Man wollte ihr noch so viel sagen und ihr noch etwas Liebe geben, doch der Tod war schneller. Aber sicher wußte deine Mutter wie lieb du sie hast, da bin ich mir sicher. Mamas spüren so etwas auch ohne Worte, denn sie sind etwas Besonderes.
Ich wünsche dir von ganzem Herzen alles Liebe und Gute und viel Kraft für die kommende Zeit.

Liebe Grüße Michaele

Sabine77 06.04.2006 09:58

AW: Wie lange ?
 
Liebe Erle und Greta!
Danke für Euren Trost. Dir Greta wünsche ich auch viel Kraft, um den Tod Deines Vaters zu überwinden. Ich kann mir so gut vorstellen, wie es Dir jetzt geht. Mein Vater ist vor 20 Jahren an Magenkrebs gestorben und ich weiß, so unvorstellbar das auch am Anfang ist, irgendwann kann man damit leben. Vor vier Jahren ist mein Bruder während einer OP verblutet und auch damit kann ich jetzt leben, auch wenn ich mich noch oft frage, warum. Ich hoffe, daß ich auch irgendwann mit dem Tod meiner Mutti fertigwerde, aber momentan kann ich mir das noch nicht vorstellen.

Liebe Michaele!
Dir auch vielen Dank! Auch wenn einem niemand den Schmerz abnehmen kann, ist es doch tröstend, zu wissen, daß man verstanden wird, weil viele dasselbe oder ähnliches durchmachen müssen. Das ist auch mein einziger Trost, daß meine Mutti nicht mehr lange leiden mußte. Sie ist ganz ruhig eingeschlafen. Jede weitere Stunde wäre eine Quälerei gewesen.
Dein Satz "Mamas spüren so etwas auch ohne Worte, denn sie sind etwas Besonderes" ist sehr schön, weil er alles aussagt. Und auch aussagt, was man mit seiner Mama verliert :cry:
Ich bewundere Deine Stärke, schon so lange mit der Krankheit Deiner Mutter umzugehen. Es muß wirklich die Hölle sein, sie so leiden zu sehen.
Ich wünsche Dir viel Kraft und Deine Mutti ist sicher stolz, so eine Tochter zu haben.

Liebe Grüße
Sabine

mattes 06.07.2006 18:21

Nun ist es vorbei !
 
Am 05.07.2006 ist mein Vater nun einen anderen Weg gegangen. Eingeschlafen nach den Monaten der Hoffnung und des Wissens, das es keine Heilung geben wird. Vor einer Woche sind wir mit ihm in eine Palliativklinik gegangen, mein Vater wollte es so und da meine Mama zu Hause mit ihm allein war haben wir ihm diesen Wunsch erfüllt. Die Klinikaufenthalte häuften sich aufgrund aller erdenklichen Vorfälle,die ja das Krankheitsbild teilweise begleiten. Bluttransfusionen etc. Nein , es war kein Abschieben. Die Klinik in Bad Berka am Rande des Waldes den mein Vater als Jäger über alles liebte, war die richtige Entscheidung. Meine Mama war dort mit meinem Vater zusammen, in Ihrem gemeinsamen Reich, sie schlief im Zimmer und konnte für ihn da sein. Es war für beide eine sehr intensive Zeit, mein letzter Besuch war das auch. Ich habe mich meinen Eltern noch nie so nahe gefühlt, unsere Männergespräche hinterließen bei mir eine tiefe bleibende Erinnerung. Und meine Hand auf der seinen, die Wärme => ich spüre sie noch immer. Kurz zuvor bin ich mit ihm in seinem geliebten Jeep noch einmal seine Jagd abgefahren. So wie so oft, zusammen in der Natur. Aber diesmal nahmen sie Abschied von einander. Da seine Beine offen waren und nicht mehr verheilten konnte er nicht mehr alleine aufstehen, im Rollstuhl nicht allein fahren. Ja , jeder Moment hat sich eingebrannt.
Nachdem die Leber nicht mehr arbeitete war klar das andere Organe folgen.
Am Tage vor seinem Tod war er sehr nervös, richtig aufgeregt. Die Nacht wurde im zwei StundenTakt unterbrochen, gering dosierte Schmerzmittel waren nötig. Große Dosierungen wurden nicht verabreicht. Gegen 7:30 Uhr nahm mein Vater die Hand meiner Mutter, legte sie auf die seine. Er atmete noch mal tief durch, schloß die Augen und ging dann seinen Weg. Nein, er hat in den letzten Momenten nicht gelitten. Da er kaum bzw. garnicht mehr sprechen konnte in den letzten zwei Tagen kenne ich die Bedeutung: Augen sagen mehr als Worte.
Ich wünsche allen viel Kraft auf den Wegen, die es zu gehen gilt. Jemanden den man im Herzen trägt, den kann man nicht verlieren.

Hilffe 08.07.2006 01:50

AW: Nun ist es vorbei !
 
Sorry aber ich lass es gerade ich musste heulen,es ginge nicht anders.Du tust mir leid.
Meine Mutter leidet auch unter Krebs und hat nur noch eine Lebenschance von 2 Jahren bekommen.
Du hast mein Beileid.
Ich mekre jetzt auch erst wie wichtig mir meine Mutter ist.:weinen:

Aber ich kann damitnicht umgehen

Michaele Hendrichs 10.07.2006 13:49

AW: Nun ist es vorbei !
 
Lieber mattes, auch mich hat dein Bericht sehr bewegt. Ich fand das alles sehr ergreifend, welch wunderschönen Abschied ihr eurem Vater geschenkt habt. Sicher habt ihr alle sehr viel Kraft dafür gebraucht, doch ich kann mir auch vorstellen das ihr und euer Vater Frieden im Herzen gefunden habt und eine Zufriedenheit und natürlich die große Trauer. Ich bewundere euch alle für die vielen lieben Zeichen die ihr einander gesetzt habt. Einfach bewunderswert.
Mein allerherzlichstes Beileid. Ihr habt viel geleistet.
Gruß Michaele


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