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estella 25.04.2007 23:47

Verzweifelt, traurig und wütend
 
Hallo,
mein Vater (72) war vor drei Stunden bei mir, um mir zu sagen, dass er vermutlich Speiseröhrenkrebs hat. Er hat es ruhig gesagt, um mich zu schonen. Ich stehe unter Schock - habe zum Glück dieses Forum entdeckt und hoffe, Trost zu finden, in einem Moment, wo man nicht getröstet werden kann. Mein Vater gehört zu einer Generation Männer, die Krankheiten nicht ernst nehmen. Deswegen bin ich mir sicher, dass er schon länger Schluckbeschwerden hat und viel zu spät zum Arzt gegangen ist. Soweit ich ihn verstanden habe, hat man eine Endoskopie gemacht. Seine Hausärztin hat nachdem sie die Ergebnisse telefonisch mitgeteilt bekommen hat veranlasst, dass er am Freitag ins Virchow eingewiesen wird. Das Virchow ist durchaus ein rennomiertes Berliner KH, aber, ob er dort gut aufgehoben ist, weiß ich nicht. Was bedeutet es, dass er nicht einmal EINE Woche Zeit hat, um eingeliefert zu werden? Kann es sein, dass er am Montag operiert wird, oder hat mein Vater sich etwas zusammengebastelt und man muss zunächst feststellen, wo der Tumor ist? Mein Bruder und ich werden ab jetzt ihn zu jeder Untersuchung begleiten, aber ich kann mir nicht ansatzweise vorstellen, was auf ihn, was auf uns zukommt. Gewichtsverlust, schwere OP Bedingung, Befall von Lymphknoten, Magensonden...all das schwirrt mir nach der Lektüre einiger Beiträge durch den Kopf. Ich bin so traurig, dass ich nicht mehr weinen kann. Ich bin so wütend, weil mein Vater noch so viel Kraft und Energie und Lebenslust hat.
Bin um jede Antwort dankbar,
estella

ela68 26.04.2007 07:58

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Hallo

erstmal tut es mir leid,dass dein Vater auch erkrankt ist.

Sofort wird er bestimmt nicht operiert werden,es werden noch viele Untersuchungen folgen,falls er keine Metas kann er operiert werden und so wie ich es hier mitbekommen habe,geht jedes Krankenhaus anders vor.

Mein Vater konnte operiert werden und weil die Op nicht ohne ist,wurde er erstmal gründlich auf den Kopf gestellt,um jedes kleinste Risikio auszuschließen,dabei wurde festgestellt das seine Halsschlagader verstopft war,um während der OP auszuschliessen das er einen Schlaganfall erleidet wurde erstmal an der Schlagader operiert und 2 Wochen später hatte er dann seine große OP.

Es kann auch sein das er erst eine Chemo bekommt und dann operiert wird,wie du hier sicherlich lesen kannst ist es von Krankenhaus zu Krankenhaus unterschiedlich.

Falls du noch fragen hast,melde dich einfach ,hier sind bestimmt einige Leute die dir helfen können,die Op meines Vaters war 2002 und in der Zeit hat sich bestimmt einiges geändert deswegen ist es besser wenn Dir Leute antworten wo es nicht so lang her ist.

Wünsche Deinem Papa alles Gute

Liebe Grüße
Ela

estella 26.04.2007 11:54

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Liebe Ela,
danke für die Antwort-heute früh kam mein Vater mit dem Befund der Endoskopie: er hat ein Adenokarzinom. Ein Teil seines Magens ist ebenfalls befallen. So viel habe ich verstanden. Der Rest war ein Text voller Begriffe, die mich mal hoffen ließen, mal zum weinen brachten, weil ich den Eindruck hatte, dass alles zu spät ist. In der Tat hatte mein Vater einiges falsch verstanden: mein Bruder und ich gehen morgen mit ihm ins Virchow, wo er seinen behandelnden Onkologen kennenlernen wird. Der wird uns vermutlich über alle weitern Schritte aufklären, ob er sofort operiert wird oder er eine andere Behandlung vor der OP braucht. Mein Vater lebt ebenfalls in Berlin, getrennt von meiner Mutter, die nach Madrid gezogen ist...ich mache mir Gedanken um seine Versorgung. Mein Bruder und ich arbeiten und haben beide kleine Kinder. Pablo, mein Sohn, ist gerade mal 14 Monate alt...so wie ich das verstanden habe, sind die Patienten nach der OP schwach und müssen liebevoll und ordentlich umsorgt werden. Bin sehr durch den Wind - mein Bruder und ich weinen viel. Habe Angst vor dem, was uns morgen der Arzt sagen wird...
Danke noch mal,
estella

ulla46 26.04.2007 13:46

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Liebe Estella,
es ist ein trauriger Grund, dieses Forum zu betreten, deshalb ein besonders herzliches Willkommen. Du findest hier Betroffene und Angehörige und ganz viele unterschiedliche Krankheitsverläufe. Deshalb wird dir keiner jetzt sagen können, was konkret auf deinen Vater und euch zukommt. Du bist jetzt erst einmal mit einem Riesenberg von Infos und einen Wust von Gefühlen konfrontiert, die einen zu erschlagen scheinen. Aber warte den Termin im Virchow ab. Dort wird man euch genau die Vorgehensweise erklären, die man speziell für deinen Vater als richtig empfindet. Nimm dir etwas zu schreiben mit und mache dir Notizen. Wenn etwas unklar ist, frage direkt nach. Gut informiert zu sein ist eine gute Hilfe gegen die Angst, die mit Sicherheit auch dein Vater hat. Dass er so ruhig ist, hat nichts zu bedeuten. Ich bin ja selbst betroffen und als ich die Diagnose erhielt, war meine Tochter dabei. Ich kann mich garnicht mehr daran richtig erinnern, da ist ein schwarzes Loch, aber meine Tochter sagte mir später, ich wäre die Ruhe in Person gewesen, hätte sie zu beruhigen versucht usw. Das war aber nur meine Art, mit dem Chaos in mir und der Angst jetzt bald sterben zu müssen, irgendwie klar zu kommen.
Aber die Psyche und auch der Körper ist zu unglaublichen Dingen befähigt. Nach einer gewissen Zeit "gewöhnt" er sich auch an die Ausnahmesituation. Das kannst du dir vielleicht jetzt nicht vorstellen, aber das ist meist so.
Die Diagnose muss kein Todesurteil sein!!! Ich wünsche euch von Herzen, dass eure Verzweiflung bald der Hoffnung weichen wird!
Ich drücke auch ganz fest die Daumen, dass keine Metas gefunden werden.
Schenke deinem Vater ein Foto eines Enkels. Er ist das Symbol für Hoffnung und Zukunft. Ich war auch gerade zum ersten Mal Oma geworden, als die Diagnose kam. Mein Enkelkind war als Foto immer an meinem Bett um mich daran zu erinnern, dass es sich lohnt zu kämpfen. Schließlich wollte ich doch miterleben, wie sie groß wird. VIelleicht hilft das deinem Vater auch in dieser schweren Zeit.
Ulla

estella 26.04.2007 19:17

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Liebe Ulla,

vielen Dank für die wichtigen Tips (Schreibheft, Fotos) und die hoffnungsvolle Aufmunterung! Ich habe deine Geschichte verfolgt und bewundere deine Einstellung. Obschon mein Vater ein imposanter Ibero-Mann ist, weiß ich nicht, ob er ein Kämpfer ist...seine Art mit dem Befund umzugehen ist davor zu fliehen. Jedes Thema, das ihn interessiert googelt er an - über seine Krankheit hat er sich nicht informiert. Einerseits bin ich froh -so kann er das Abendessen für 16 Personen, das er am Samstag ausrichten wird, in vollen Zügen genießen- andererseits habe ich Angst, dass er in eine Depression fällt, wenn ihm bewußt wird, dass er keinen "Schnupfen" hat. Durch die detaillierten OP Berichte (Vor der OP, nach der OP), konnte ich mir in gutes Bild über den komplexen Vorgang des Eingriffs machen. Als ich ihn davon berichtete, erschrack er. Er hatte mit einer kleinen OP gerechnet - einem Eingriff, der nicht mehr als zwei Stunden dauert. Mir graut vor morgen, zeitgleich ist das der Anfang, um diese Bestie auszumerzen.
Werde morgen berichten und danke!
estella

_Viola_ 26.04.2007 19:34

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Liebe Estalla,

ich weiß aus eigener Erfahrung wie Du und der Rest der Familie sich fühlen.
Nach Erhalt der Diagnose ist es, als wenn einem der Boden unter den Füßen weggerissen wird. Aber Ihr müsst jetzt stark sein, denn Eure Kräfte braucht Ihr noch.

Ich würde Euch raten auch zu den Arztgesprächen zu gehen. Ich war immer mit dabei, mein Vater wollte es so. Dadurch baut Ihr selbst auch ein Verhältnis zu den jeweiligen Ärzten auf.

Auch mein Vater hat lange gewartet, bis er uns von den Schluckbeschwerden erzählt hat und wenn er sich nicht verhoben hätte, wo wir unseren Hausarzt rufen mussten, hätte er vielleicht auch da noch nichts gesagt. Bei meinem Vater ging alles ziemlich schnell. Freitag war unser Hausarzt da, dem hat er von den Schluckbeschwerden erzählt. Sonntag ist er dann in die Klinik, Dienstag Diagnose Speiseröhrenkrebs und 2 Wochen später war die OP. Von der OP hat er sich auch ganz schnell erholt.

Sag Deinem Vater, dass er jetzt kämpfen muss, dann kommt er danach auch schnell wieder auf die Beine. Falls bei Deinem Vater vorher keine Chemo gemacht wird, dann besteht darauf, dass danach eine leichte, zur Vorbeugung gemacht wird. Das haben wir leider versäumt. Zu meinem Vater wurde gesagt, dass der Tumor im Anfangsstadium war, alles entfernt wurde und er zu 99,9 % nie wieder Krebs bekommen wird. Die Aussage war leider nicht richtig. Eine leichte Chemo danach hätte das vielleicht verhindert.

Ich wünsche Deinem Vater alles Gute und Euch allen ganz viel Kraft für die kommende Zeit!

Liebe Grüße
Viola

estella 26.04.2007 22:44

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Liebe Viola,
auch dir vielen Dank für deine Worte-ich habe eben Fotos deines Vaters angesehen, der meinem sehr ähnlich ist. Seine Geschichte habe ich in diesem letzten Tag verfolgt und als ich las, dass er gestorben ist, nahm mich das sehr mit. Um so schöner, dass du anderen Mut machst mit dem, was ihr erlebt und erfahren habt. Bin jetzt sehr müde. Kann nicht fassen, dass unser Leben sich von einer Nacht zur nächsten umgedreht hat, dass alles, was mir gestern Mittag noch wichtig erschien, überhaupt keine Bedeutung hat.
Gehe mit Angst, aber durch eure Unterstützung gestärkt, morgen ins Virchow.
Danke,
estella

_Viola_ 26.04.2007 23:21

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Liebe Estella,

ich weiß, wie Du Dich fühlst. Du hast recht, von einem Moment sind Dinge, die vorher wichtig waren, total nebensächlich. Die Welt ist auf einmal eine ganz andere. Es ist schwer mit dem Gedanken an diese Krankheit klar zu kommen. Es wird auch immer Höhen und Tiefen geben.

Man darf die Hoffnung nie aufgeben. Auch wir haben bis zum Schluss auf ein Wunder gehofft. Aber nicht alle Erkrankungen enden wie bei meinem Vater. Es gibt auch viele, die diese schlimme Krankheit überlebt haben und denen es auch jetzt, nach Jahren, noch gut geht.

Deinem Vater steht noch alles bevor, der Weg wird nicht einfach, aber er ist zu schaffen. Wichtig ist, dass ihm seine Familie zur Seite steht und ihn unterstützt. Die Liebe seiner Familie wird ihm Kraft geben.

Dieses Forum war für mich, in der Zeit, als mein Vater krank war, der Mittelpunkt. Ohne die lieben, mitfühlenden Menschen hätte ich die schlimme Zeit nicht überstanden. Ich bin heute noch dankbar, dass ich hier meine Gedanken und Gefühle zum Ausdruck bringen konnte. Deshalb versuche ich hier zu helfen. Ich weiß, wie wichtig es ist, dass man sich hier austauschen kann.

Alles Gute!

Liebe Grüße
Viola

estella 27.04.2007 13:12

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Hallo,
zurück aus dem Virchow. Alles lief anders ab als gedacht, leider nicht die Diagnose des Assistenzarztes. Beinah wären wir heute früh zu spät zum Termin gekommen, da die Strassen Berlins voll gestopft waren mit LKWs, die ihre Waren entluden. Als wir endlich vor der Anmeldung standen stellte sich heraus, dass niemand mit meinem Vater gerechnet hatte. Ich hatte mir vorgestellt, dass uns sein behandelnder Onkologe in "Empfang" nehmen würde. Statt dessen warteten wir zusammen mit vielen anderen Patienten im Warteraum auf den Arzt, der gerade Visite machte. Nach fast drei Stunden wurden wir reingebeten. Wie von Ulla empfohlen, hatte ich Stift und Block parat, was den jungen Assistenzarzt zu beeindrucken schien - er nahm mir gegenüber sofort eine "professionelle" Haltung ein. Da ich mich (ua. auch dank dieses Forums) gut vorbereitet fühlte, konnte ich sehr präzise Fragen stellen. Mein Vater saß neben mir blass, verängstigt und als ob ihm zum ersten mal klar werden würde, wie schlimm sein Befund ist. Ich konzentrierte mich auf das junge Gesichts des Arztes, denn wenn immer ich meinen Vater ansah, mußte ich mit den Tränen kämpfen. Meinem Bruder Esteban ging es nicht anders. Er ist so traurig, dass es mein Herz bricht. Montag gehts weiter, dann wird per Ultraschall geklärt werden, ob es Metastasen in der Leber gibt. Dann natürlich Lunge, Halsschlagader uvm. Am 8.5 wird er eingeweisen, am gleichen Tag kommt eine Endoskopie der besonderen Art, mit Ultraschall, um genau zu sehen, wie tief der Tumor ist. Der junge Arzt drückte sich sehr verschwommen aus, sicher um uns zu schonen, aber dadurch mußte ich viel nachfragen. Der Chirurg, der ihn operieren wird, heißt Dr.Schumann. Es gibt die Möglichkeit ihn anzumailen, was ich nach Montag, wenn wir mehr über die Leber wissen, auch machen werde. Als ich gestern schlafen ging, tat ich es mit dem Gefühl, dass mein Vater es schafft, dass es schwer wird, aber dass er ein starker Mann ist...jetzt habe ich Angst , mit etwas vorzumachen. Ich will den Tumor nicht unterschätzen, will nicht naiv positiv sein, in dem ich sage: "Kämpfe nur, dann überlebst du!" - das tat dieser junge Mann, namens Micha auch. Seine Beiträge fand ich unglaublich positiv. Als ich später las, dass er gestorben ist, konnte ich es nicht fassen. Andererseits lebt mein Vater. Er fährt Fahrrad, er läuft zu schnell die Treppen hoch, bis er zu uns in den fünften Stock gelangt, er lacht laut, er kocht gerne (aber nicht besonders gut...), er tollt mit seinen drei Enkelkinder rum, er hört viel zu laut klassische Musik...er ist so viel vitaler als viele Menschen Mitte dreissig. Das zählt doch auch, oder? Das Schreiben erleichtert mich sehr, danke allen, die die Geduld aufbringen, es zu lesen,
estella

ulla46 27.04.2007 14:38

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Liebe Estella,
da hast du ja einen schweren Gang hinter dir (das Kliniktreiben ist gewöhnungsbedürftig) und du hast das klasse gemacht. Dein vater kann sich glücklich schätzen, dass du an seiner Seite bist. Ihr werdet noch viele Höhen und Tiefen überstehen müssen, aber das wichtigste ist immer, nicht die Hoffnung zu verlieren, auch wenn mal wieder ein Rückschlag kommt. Die Hoffnung ist wichtig, um innere Reserven locker zu machen.Und genauso wichtig ist es zu heulen, wenn einem danach ist. Du wirst das schon richtig machen! Schreib einfach, wenn dir danach ist!
Liebe Grüße
Ulla

_Viola_ 27.04.2007 19:56

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Liebe Estalla,

gut ist schon mal, dass die Ärzte wissen, dass sie jemanden vor sich haben, der sich etwas mit der Krankheit auskennt. Dann wird man auch mit einbezogen. Ich habe jeden Tag mit dem Arzt gesprochen. Sicher bin ich denen manchmal ganz schön auf die Nerven gegangen, aber ich wollte immer wissen, was gemacht wird und welche Medikamente er bekommt. In Magdeburg habe ich auch öfter mal Aufstand machen müssen. Danach hat es aber geklappt. Auch von den "Göttern in Weiß" muss man sich nicht alles gefallen lassen.

Lass Dich jetzt nicht von den negativen Beiträgen runterziehen. Jeder Krankheitsverlauf ist anders. Ja Micha, es war so ein lieber Mensch. Seine Beiträge haben mich immer aufgebaut. Er konnte so mitfühlsam schreiben. Ich konnte und kann es auch immer noch nicht fassen, dass er dann so schnell sterben musste. Irgendwann hatte er keine Kraft mehr zu kämpfen, genau wie mein Vater.

Dass heißt aber doch nicht, dass es bei Deinem Vater auch so ist. Schau Dir Susannes Vater an. Bei ihm gab es bei Diagnosestellung kaum Hoffnung die Krankheit zu überleben. Ihm geht es immer noch supergut.

Ich habe mir immer die positiven Beiträge reingezogen, das hat mir Mut gemacht. Meinen Eltern habe ich sie immer vorgelesen. Geholfen hat es uns allen.

Höhen und Tiefen wird es immer geben und die Angst wird auch nie wieder weggehen. Aber man lernt mit der Krankheit umzugehen.

Wie Du schreibst ist Dein Vater ganz fit. Das ist auch wichtig. Er soll vor der OP noch richtig essen, dass er noch ein paar Kilos zunimmt, dann ist es nicht so schlimm, wenn er nach der OP nicht gleich essen kann. Meinen Vater haben wir mit fetter Wurst und mit Sahne vollgestopft. Das war der Tipp von unserem Hausarzt.

Alles Gute!

Liebe Grüße
Viola

estella 27.04.2007 21:10

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Liebe Ulla, liebe Viola,
ich danke für eure Antworten: es baut einen wirklich sehr auf!
Bis Montag müssen wir warten, dann geht der Untersuchungs-Marathon weiter. Mein Bruder hat sich etwas gefangen und versucht so ruhig wie möglich meinem Vater zu begegnen. Der verbringt am liebsten Zeit mit seinen Enkeln und das werden Esteban und ich so oft es geht ermöglichen - also täglich. Meine Mutter hat sich bereit erklärt nach Berlin zu kommen und unseren Vater nach der OP zu pflegen. Obschon getrennt, verstehen sich meine Eltern ganz gut. Sie streiten viel, da beide temperamentvoll sind, aber sie haben ähnliche Werte: Familie, Freunde, Verwandte sind für meine Eltern sehr wichtig. Anders als mein Vater, kann meine Mutter excellent kochen, insofern wird ihre Unterstützung wertvoll sein.
Liebe Viola, danke für den Tip: ich werde meinem Vater sagen, dass er so kalorienreich wie möglich essen soll!
Werde versuchen etwas zu lesen, was nicht mit dem Thema KREBS zu tun hat...
Liebe Grüsse,
estella

Gabi 27.04.2007 23:49

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Hallo Estella

Ich kann mich noch erinnern als ich die Diagnose
2003 bekam.
Ich war froh das mein Mann bei mir war im Krankenhaus,
als sie mir alles erklärten. Ich habe nicht alles mitbekommen,
war wohl ein einbissen neben mir, aber mein Mann hat dann
auch ein paar fragen an den Arzt gestellt und hinterher haben
wir dann alles zu hause noch mal besprochen.
Es ist immer gut zu zweit beim Arzt zu sein, vier Ohren hören
Bester als zwei.
Dein Vater sollte wie Viola sagt gut vor der OP essen.
Das sagte mir eine Krankenschwester auch und das man
Vitamin C zur Abwehr am besten einnimmt.

Ich wünsche euch viel Kraft für die nächsten Tage.

Liebe Grüße
Gabi

Gärtner 28.04.2007 02:09

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Liebe Estella!
Ich lese gerade erst Deinen Beitrag. Ich will Dir trotz der späten Nacht aber noch schnell schreiben, damit ich Dir vielleicht wenigsten eine Sorge nehmen kann
Ich kann Dir versichern, dass Dein Vater im Virchow-Klinikum gut aufgehoben ist.
Ich bin dort selbst vor 1 3/4 Jahr und nochmals im vorigen Jahr operiert worden. Es ist ein unpersönliches Krankenhaus, eher eine Krankenhaus-Fabrik, hat aber sehr gute Fachkräfte. Ich war auf Station 13 und bin von Dr. Schumacher operiert worden; ein gestandener Fachmann. Man ist dort nicht immer sensibel und nicht immer stimmen alle Umstände. Es gab manchen Grund sich zu ärgern. Aber das Wichtigste ist in dem Fall das Fachliche. Und das stimmt. Da kannst Du Vertrauen haben.
Für die Zeit nach der OP: Im Fall Deines Vaters würde ich empfehlen, gleich nach der Krankenhausentlassung zur Anschlussheilbehandlung zu fahren. Lasst im Krankenhaus unbedingt die Sozialberaterin kommen! Bei mir war das leider verschlampt worden, so dass ich mich nach der OP selbst in Berlin um eine Reha kümmern musste. Das Beste ist, wenn die Sozialberaterin gleich im Krankenhaus den Antrag stellt. Ich war zur Reha in Lübben im Spreewald. Das ist vielleicht nicht die beste Reha-Klinik für unseren Fall, aber sie sind auf Krebs des Magen-Darm-Trakts eingerichtet und ganz wichtig: Es ist nicht weit. Das ist nach der OP sehr wichtig, weil die Fahrt sehr belastend ist.
Und was noch gut ist in Lübben: Das Essen. Man hat nach der OP meistens überhaupt keinen Appetit und doch ist Essen so wichtig. Und in Lübben ist das Essen ganz ausgezeichnet und sehr Appetit anregend.
Aber jetzt erst einmal viel Erfolg bei der OP!

Cody 28.04.2007 02:53

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
ich wünsche allen einen angenehmen guten Morgen,

bei meiner Mutter (Jg.1940) wurde im Oktober letzten Jahres Speiseröhrenkrebs festgestellt. Sie überstand die 8stündige Operation und es ging ihr den Umständen entsprechend gut.
Ganz plötzlich und unerwartet trat eine verschlechterung ihres Zustandes ein, so dass mein Vater den Hausarzt verständigte, der sie ins Krankenhaus einwies.
Es wurde festgestellt, dass der Krebs gestreut hatte und zwar im Kopf. Es hatte sich eine Geschwulzt gebildet, die auf einen Nervenstrang drückte.
Leider ist die Geschwulzt inoperabel.
Es wurde dikutiert ob eine Strahlentherapie helfen könnte. aber leider ist meine Mutter zu schwach. Also wurde diese abgelehnt.
Jetzt ist sie in einem Pflegeheim -allerdings ein sehr gutes-.
Sie schläft die meiste Zeit (ich weiß nicht ob das gut oder schlecht ist).
Wir hoffen,dass sie etwas Kraft und Gewicht zunimmt, damit vielleicht doch noch die Strahlentherapie gemacht werden kann.
Sie reagiert auf Fragen mit ja oder nein und erkennt uns (meinen Vater und mich, ihre Tochter).
Allerdings mußten wir die Betreung für sie beantragen. Mein Vater als 1. und ich als Ersatzperson.
Als wenn das nicht genug wäre, jetzt kann mein Vater nicht mehr. 3 Wochen hat er nicht mehr geschlafen und ist mit den Nerven am Ende.
Fühle mich etwas überfordert z.Z.

estella 28.04.2007 17:21

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Hallo an alle,
zunächst: liebe Cody, versuche stark zu bleiben, denn das ist die wichtigste Hilfe, die du deinen Eltern zukommen lassen kannst. Ich kann mir vermutlich nicht vorstellen, wie hart es für dich ist und hoffe, dass du Mencshen, bei denen du auftanken kannst um dich hast. Ich denke an dich und deine Familie!
Dann: Dr. Schumacher wird der Chirurg sein, der meinen Vater operieren wird. Danke an Gärtner, der mir diese tollen Tips gegeben hat! Esteba, mein Bruder, wurde durch die Mail regelrecht munter. Ich habe letztes Jahr im Virchow entbunden. Ebenfalls im Virchow machte ich in der 21sten SSW eine Ultraschalluntersuchung, bei der festgestellt wurde, dass mein Sohn zwei Klumpfüsse hat. Noch vor der Entbindung konnten Adrian und ich mit dem Virchow-Spezialisten für Fußfehlstellungen reden (wie sich später herausstellte einer der Besten auf diesem Gebiet in D-Land), der Pablo einige Stunden nach der Geburt untersuchte. Der Kleine erhielt sehr früh die beste Behandlung, di eman in diesem Land kriegen kann. Er hat vor einigen Tagen seine ersten wackeligen Schritte getan-will sagen: das Virchow ist genauso wie du es beschrieben hast, kalt, aber effizient. Ich bin erleichtert zu lesen, dass es in Punkto Speiseröhrenkrebs ebenfalls gut aufgestellt ist. Ich werde Dr. Schumacher nachdem wir Montag die Ultraschall hinter uns gebracht haben eine Mail schicken oder anrufen, denn ich will mit ihn reden, ohne dass mein Vater daneben steht. Mir graut vor Montag. Uns allen gehts abwechselnd schlecht und noch schlechter und dann wieder ganz schlecht. Ich weine viel und Adrian lag eben neben mir und weinte auch. Gleich kommen seine Eltern mit dem Zug an. Mein Schwiegervater wird heuet 75. Ich will gar nicht feiern, denn ich haben Angst, dass mein Vater nie dieses Alter erreichen wird...
Lieber Gärtner, wann hast du Dr. Schumacher kennengelernt? Unmittelbar vor der OP?
Danke für die Antworten,
estella

Gärtner 29.04.2007 01:11

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Ich habe Dr. Schumacher 2 Wochen vor der Operation sprechen können. Er spricht ganz schnörkellos und sagt wie's ist. Er ist ganz Fachmann, ganz ruhig aber nicht kalt. Er ist der leitende Oberarzt für die gesamte allgemeine und Visceralchirurgie, denn der Professor Neuhaus ist ja mehr mit der Lehre befasst und operiert wohl nur noch selten. Ich habe ihn nur bei der Visite auf der Intensivstation gesehen.
Wenn Sie Dr. Schumacher sprechen, grüßen Sie ihn bitte von mir und sagen Sie ihm, dass es mir gut geht!
Dasselbe wünsche ich Ihrem Vater auch recht bald wieder.
Alles Gute!

ulla46 29.04.2007 14:12

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Hallo Cody,
ich habe deinen Beitrag gerade gelesen. Das ist wieder so eine traurige Geschichte! Hatte deine Mutter vor der OP noch keines Metas? Ich wunder mich etwas, dass deine Mutter Metas im Gehirn hat, denn das ist eigentlich bei SPK eher selten. Ich wünsche euch von Herze, dass deine Mutter in dem Heim gut betreut. Persönlich würde ich alle Betroffene allerdings immer ein Hospiz vorziehen, weil man gerade dort auf die Bedürfnisse der Krebskranken eingestellt ist. Ich kann gut verstehen, dass du das Thema Sterben noch ausklammern möchtest. Aber ich glaube, dir in der Situation viel Hoffnung zu machen, hilft nicht. Mit einer evtl. Bestralung gewinnt ihr vielleicht etwas Zeit. EIne Kopfbestrahlung ist aber nicht ohne, psychisch (du wirst mit einer total engen Kopfmaske an die Liege geschraubt) und physisch sehr belastend und kann deshalb auch deine Mutter sehr schwächen.
Begleite deine Mutter mit all deiner Liebe und sorge dafür, dass deine Mutter keine Schmerzen hat. Ich habe leider bei meiner Tante im Heim erlebt, dass man dort mit ihrer Krebserkrankung völlig überfordert war und sie schrecklich leiden musste, bis wir sie ins Hospiz verlegt haben.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit und dass du auch selbst jemanden hast, der dich stützt.
Liebe Grüße
Ulla

estella 30.04.2007 16:48

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Hallo an Alle,

zurück aus der Utraschalluntersuchung: keine Metastasen bei allen beschallten Organe (Leber, Galle, Milz, Pankreas, Nieren, Harnblase), kein Nachweis für vergrößerte perizöliakale Lymphknoten. Der erste Befund ist folglich eine große Erleichterung!
Mein Bruder war ebenfalls mit. Er war viel ruhiger und gefaßter als ich und erzählte im Warteraum Geschichten, die uns ablenkten. Ich hatte kaum geschlafen vor lauter Angst. Vor allem die Leber machte mit große Sorgen, da der Vater meines Vaters an Leberkrebs gestorben ist. Er wurde grad mal 56 Jahre alt. Mein Vater lebte damals in Panama und ich weiß, dass er darunter leidet, seinen Vater nicht mehr lebendig gesehen zu haben. Metastasen in der Leber hätte ihn mehr demoralisiert als in irgendeinem anderen Organ...
Nach den guten Nachrichten, gingen wir zu meinem Bruder und nahmen ein zweites Frühstück ein. Unbewußt achte ich bei jedem Bissen, ob mein Vater auch "ordentlich" ißt. Unabhängig voneinander, haben Esteban und ich ihn darauf hingeweisen, dass er viele Kalorien zu sich nehmen muss. Mein Bruder hat statt Milch Sahne in seinen Café geschüttet - jedes bißchen Fett am Leib zählt. Wie es jetzt weitergeht, weiß ich nicht so recht: am 8.5. soll er eingeliefert werden, am selben Tag wird die Endosonographie gemacht: Wann reden wir mit Dr. Schumacher? Wer ist unser Ansprechpartner? Wohl kaum der Chrirurg? Oder doch? Ich muss mich ab Mittwoch dahinterklemmen, den Ablauf herauszufinden. Seltsamerweise kommen mir diese Gedanken erst jetzt. Ich war so sehr auf die Beschallung der Leber konzentriert, dass ich alle anderen Themen, die geklärt werden müssen, zur Seite geschoben habe.

Liebe Grüsse an alle,

estella

Gärtner 30.04.2007 18:28

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Liebe Estella!
Das sind ja gute Nachrichten! Also Glück im Unglück. Da Dein Vater ja eine gute Konstitution hat, ist die Prognose für den Ausgang der Operation gleich viel besser.
Der Ansprechpartner während des Krankenhausaufenthaltes wird der jeweilige Stationsarzt sein. Ihr werdet ihn bei der Aufnahme kennenlernen. Dort auf der Station läuft alles zusammen. Dorthin kommen die Untersuchungsbefunde von der ganzen Menge Untersuchungen, die gemacht werden. Und dort wird auch entschieden, wann was gemacht wird. Der Onkologe wird hinzugezogen, aber man kriegt ihn nur dann zu sehen, wenn nach der Operation noch eine onkologische Behandlung notwendig ist. Aber wenn der Befund bei Deinem Vater noch nicht so kompliziert ist, ist das vielleicht gar nicht notwendig.
Alles Gute!

estella 30.04.2007 21:12

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Lieber Gärtner,
vielen Dank für die vielen Infos!! Sie sind wie ein Kompass bei dieser merkwürdigen Reise, die wir angetreten sind...habe eben zum ersten Mal seit Tagen richtig gegessen und sogar ein Glas Rotwein getrunken, bin jetzt wirklich müde,
estella

estella 04.05.2007 19:38

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Hallo,
heute früh hatten wir einen ersten Termin mit Dr. Schumacher, dem Chirurgen, der meinen Vater operieren wird. Gärtner wurde ebenfalls von ihm operiert und er ist genau wie beschrieben: ruppig, aber sympatisch. Man hat sofort das Gefühl, gut aufgehoben zu sein. Er zeichnete grob die Speiseröhre und den Magen auf einem Blatt Papier und meinte, dass erst einmal genau feststehen muss, wo sich der Tumor befindet und wie groß dieser ist, denn seltsamerweise kommt dies aus dem Befund der ersten Endoskopie nicht hervor. Er vermutet, dass der Tumor eher im Magen, denn er liegt 40 cm ab Zahnreihe. Wenn dem so ist, dann schlägt er zunächst eine Chemo vor (die wohl über einige Wochen geht) und dann OP. Der Magen muss dann entfernt werden - im Glücksfall nur ein Teil des Magens. Vielleicht Magen und Speiseröhre, das hält er allerdings für unwahrscheinlich. Er blieb das ganze Gespräch über sehr ruhig, und diese Ruhe übertrug sich auch auf uns. Dabei ist es ein Schlag zu hören, dass der ganze Magen rausgenommen werden kann...eines hat er uns durch seine Art klar gemacht: erst muss mein Vater gründlich untersucht wrden. Und dann schauen wir, was das Beste für ihn ist. Seither bin ich irgendwie ruhiger. Mein Vater ist sehr gefasst und sehr positiv. Am Dienstag wird er eingeliefert, vor Dienstag hat er jede Menge vor. Hoffe, dass der Tumor nicht zu groß ist....
Liebe Grüsse,
estella

irmgard05 04.05.2007 21:42

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Liebe Estella, deinem Vater, dir und der Familie alles Gute. Ich denke, dass ihr jetzt auf einem guten Weg seid. Es ist gut, wenn man einen Arzt gefunden hat, bei dem man sich aufgehoben fühlt, der einen kompetenten und beruhigenden Eindruck auf einen macht. Alles erdenklich Gute! Irmgard

estella 05.05.2007 22:23

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Liebe Irmgrad,
hab gestern abend deine Nachricht gelesen und konnte nicht antworten, da mein Sohn nach mir schrie (er ist erkältet und schläft schlecht). Deswegen bin ich grad ins Forum gekommen und hab gelesen, dass du heute Geburtstag hast. Noch mal von mir: muchas felicidades (spanischer Geburtstags-Gruss).
Ja, es ist ein beruhingendes Gefühl, das sich selbst heute noch auswirkt. Meine Angst vor dem, was kommt bleibt, aber ich glaube, dass er in guten Händen ist. Habe viele Berichte über Chemo gelesen und es scheint für viele doch auch eine große Herausforderung zu sein, die Behandlung durchzustehen.Ich bewundere alle, die diese Kraft haben...mal sehn, was mein Vater für eine Behandlung kriegt. Dienstag ist die Einweisung...
Liebe Grüsse,
estella

irmgard05 06.05.2007 20:19

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Muchas gracias, Estella! Liebe Grüße, alles Gute Irmgard

estella 09.05.2007 22:00

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Hallo,

mein Vater hat einen T3 Tumor im Übergang zum Magen. Leider kam Dr. Schumacher erst nach 20.00 in sein Zimmer (er mußte operieren), um ihn über den Befund der Endosonografie /-Kospie zu informieren. Der Stationsarzt hatte meinem Bruder und mir erzählt, dass wir erst morgen früh mit dem Chirurgen reden könnten. So kam es, dass mein Vater alleine war, als Dr. Schumacher überraschenderweise zur Visite kam...gleich morgen wollen Esteban und ich ins KH, denn jetzt steht die Entscheidung, Chemo oder OP an. So weit mein Vater es richtig verstanden hat, sind sich die Ärzte noch nicht einig. Die Chemo muss ja sehr hart sein (ich habe einige Erfahrungsberichte gelesen und bewundere jeden, der dies durchgestanden hat!), auf der anderen Seite scheint alleine eine OP bei einem T3 Tumor nicht auszureichen, oder? Gärtner, haben Sie eine Chemo machen müssen? Und wenn ja, wie waren Ihre Erfahrungen damit im Virchow? T3 klingt so bedrohlich -
Mein Vater selber klang eben am Telefon erleichtert - ich glaube, dass er froh ist, dass es nicht noch schlimmer ist und vielleicht hat er dass Gefühl, dass man jetzt endlich etwas gegen den Tumor machen kann. Er ißt gut, aber richtig viel hat er in den letzten Tagen nicht zugenommen...
Besorgt,
estella

estella 11.05.2007 11:24

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Hallo!

mein Vater hat einen Tumor, der im Magen anfing und sich in die Speiseröhre hochgearbeitet hat. Genau: Kardia-Carzinom, Typ 2 nach Siewert, Stadium UT3N1. Dr. Schumacher nahm sich viel Zeit, um uns alles zu erklären: den Befund, die Therapie, die nächsten Schritte. Überhaupt waren alle im Virchow ausgesprochen hilfreich. Nächste Woche wird er eingeliefert und die Chemo fängt an - dh, wenn die CT in Ordnung ist...Nach 9 Wochen Chemo und einigen Wochen Erholung von der selbigen, kommt die OP. Der ganze Magen muss raus (danke Helma für Verweis auf den Thread deines Vaters!!!!) und 5 cm Speiseröhre. Dann wieder Chemo. Ich hoffe, dass er die Chemo verträgt. Ich bilde mir ein, dass er abgenommen hat, aber vielleicht bin ich auch hysterisch, jedenfalls hat auch der Onkologe gesagt, dass er sich stärken muss. Er ist guter Dinge, sehr optimistisch und das kann sicher nicht schaden.
Muss das ganze verdauen, denn über die Chemo habe ich zuwenig gelesen. Einige von euch haben darüber berichtet und das ist alles, was ich über eine Chemotherapie weiß. Man hat uns ein Heft über die Ernährung mitgegeben und eines weiß ich jetzt schon: für meinen Vater, der immer gerne schnell, heiß und scharf gegessen hat, wird sich diesbezüglich alles ändern.
Danke an alle, die mir und meiner Familie mit Trost und Ratschlägen geholfen haben,
estella

estella 13.05.2007 23:13

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Ihr Lieben,
wie kann ich meinen Vater während/vor/bei der Chomo unterstützen? Gibt es irgendetwas, was ihm helfen kann?
Dankbar um jeden Tipp,
estella
PS. Bin heute sehr pessismistisch, was Diagnose angeht und habe deswegen Schuldgefühle...

ulla46 14.05.2007 13:23

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Liebe Estella,
schau mal auf die Seiten von www.biokrebs-heidelberg.de.
Dort findest du viele Informationen (z. B. über Selen) und kannst auch anrufen.
LG Ulla

_Viola_ 14.05.2007 18:52

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Liebe Estella,

Schuldgefühle musst Du nicht haben. Es ist nicht Deine Schuld, dass Dein Vater so schwer krank ist.

Wichtig für die Chemo ist, dass Dein Vater gute Medikamente bekommt. Zofran hat meinem Vater sehr geholfen. Die Übelkeit hat sich damit in Grenzen gehalten. Bei seiner ersten Chemo wurden ihm die richtigen Medikamente erst nachdem ich mich in der Klinik richtig aufgeregt hatte, gegeben. Da hatte er 12 Kilo abgenommen, konnte überhaupt nichts essen. Schon der Gedanke, dass er essen und trinken muss, haben bei ihm schon Würgegefühle verursacht. Deshalb habe ich vor der letzten Chemo, die er bekommen hat, gleich den Arzt nach der Medikation gefragt. Am Montag hatte die Chemo angefangen und am Mittwoch konnte er schon O-Saft trinken.

Zusätzlich habe ich ihm 3 mal in der Woche ein Mistelpräparat gespritzt. Selen hat er auch genommen. Ich glaube es hieß "Selenase". Ich denke schon, dass ihm das geholfen hat.

Ein paar Wochen nach der ersten Chemo hatte sich mein Vater auch wieder erholt und konnte fast alles essen. Manchmal haben wir uns, über die Mengen, die er verdrückt hat, lustig gemacht. Innerhalb eines Jahres hatte er auch fast sein Gewicht wieder.

Mach Dich nicht im Vorfeld schon fertig, ich weiß, das ist leicht gesagt. Mir ging es ja auch nicht anders.

Alles Gute für Deinen Vater. Ich wünsche ihm viel Glück bei der bevorstehenden Chemo!

Liebe Grüße
Viola

estella 14.05.2007 22:01

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Liebe Ulla, liebe Viola,
ich danke euch für eure Tips und Hinweise - werde morgen bei BioKrebs anrufen, um ich über Misteltherapie und Selen zu informieren!

@Viola: es ist toll, dass du "Frischlingen" wie mir Mut machst. Als Angehöriger will man einerseits dem lieben Menschen alle Kraft geben, anderseits braucht man selber Kraft, um die Trauer, die Angst und den Schmerz zu bewältigen.

Mittwoch wird er eingeliefert udn ein CT wird gemacht...mal sehen, was noch kommt.
Alles Liebe,
estella

estella 27.05.2007 15:30

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Hallo!
Diese Woche war furchtbar!!!! Vergangenen Freitag sagte uns die Stationsärztin, dass man auf dem CT zwei Manifestationen entdeckt hätte: eine in der Wirbelsäule und eine in der Rippe. Der Wirbel sei sogar schon angeknackst. Wenn sich der Verdacht bestätigt, dass es Metastasen sind, dann sei keine Heilung mehr möglich...die Ärztin erklärte uns alles genau und sehr ruhig, ohne Hast, ohne falsche Anteilnahme, aber trotzdem mit viel Mitgefühl. Ich hörte mir alles an und war wie betäubt. Sie beteuerte zwar, dass erst die Biopsie Klarheit verschaffen könnte, aber ganz ehrlich:was sollte es sonst sein? SPK metastasiert auch in die Knochen, drei Lymphknoten sind befallen und auch wenn die Stationsärztin bemüht war so sachlich wie möglich unsere Fragen zu beantworten, am Ende meinte sie: "Wir müssen davon ausgehen, dass es Metastasen sind.". Mein Vater verzog keine Miene, er schaute freundlich und seufzte und sagte dann:"Ja, gut". Wir gingen in sein Zimmer und ich fluchte auf Spanisch, was anderes fiel mir nicht ein. Mein Vater streichelte mein Gesicht und antwortete: "So ist das Leben, was sollen wir machen". Dann schickte er uns nach Hause - er wollte alleine sein. Jeder kann sich vorstellen wie viel wir geweint haben. Es folgten diverse Untersuchungen und am Montag wurde die Biopsie entnommen. Jeden Tag hieß es, dass die Ergebnisse noch nicht vorlägen, dass wir uns bis zum kommenden Tag gedulden sollten. Dienstag erklärte uns die Stationsärztin, dass man mit der Chemo beginnen würde, denn die Ergebnisse der Biopsie würden zu keiner anderen Behandlung führen. Sie erklärte uns erneut, dass man meinen Vater nicht operieren würde, wenn Tochterzellen gefunden würden, aber dass man d ErgebIn den kommenden Tagen besuchten mein Bruder und ich unseren Vater mit unseren Kindern und verbrachten Stunden auf dem Spielplatz des Virchow Klinikums. Es ist ein schöner, großzügig angelegter Spielplatz mit einer Rutsche, Kletterautos, Sand, Bäumen und Wiesen. Da das Wetter gut war tobten die Kleinen viel rum, machten Bekanntschaft mit anderen Kindern und beschäftigten ihren Großvater, in dem sie von ihm getragen werden wollten. Mein Vater erzählte viel über seine Reisen durch Lateinamerika. Und er lobte das Personal des Virchows (die Schwestern und Ärzte sind wirklich sehr nett). So verging die Woche. Dann kam eine gute Nachricht: bei meinem Vtaer seien keine weitere Manifestationen in den Knochen festgestellt worden - nur die zwei bereits bekannten in der Rippe und in der Wirbelsäule. Immerhin, wenn es Metastasen sein sollten, dann war er nicht voll davon. Die Chemo vertrug er gut: keine Übelkeit, kein Durchfall, keine Beschwerden irgendeiner Art. Die Stationsärztin sagte uns, dass er deswegen Freitag früh entlassen werden könne - gegen Nachmittag solle der endgültige Befund der Biopsie kommen. Doch kurz nachdem mein Vater raus kam, erhielt mein Bruder einen Anruf der Ärztin: man hatte keine Krebszellen gefunden! Mein Vater hat keine Metastasen, er wird operiert werden. Ich bin immer noch aufgewühlt von den Ereignissen der Woche: viele Verwandte und Freunde riefen an und litten mit uns. Die Chemo kann mein Vater noch immer gut verarbeiten. Er selber wundert sich, ob sie wohl auch wirkt. Nächste Woche stehen eine Termine an, mit dem Virchow Onkologen, mit der Praxis, die fortan meinen Vater behandeln wird..doch erst einmal ist Ruhe. Oder besser: keine Ruhe, denn mein Vater versucht so mobil wie möglich zu bleiben. Ich hoffe, dass es kein schlechtes Zeichen ist, dass der so fit ist. So richtig traue ich mich nicht, mich zu freuen...
Liebe Grüsse an alle,
estella

joleen 27.05.2007 15:47

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Hallo
auch meine Wochen sind nur noch furchtbar, seit mein Freund weiss, das keine Op mehr erfolgen wird. hat er abgeschlossen, und es geht rapide bergab.Er kann fast nichts mehr bei sich behalten. Trinken geht nur mit Mühe. und in den Port Kriegt er nicht genug rein. Er nimmt ab, wie ein Abreisskalender. Er kann kaum noch gehen, weil er so geschwächt ist. Er will auch keinerlei Versuche irgendwelcher Therapien mehr. Es ist so schlimm das mitansehen zu müssen.Es übersteigt fast meine Kraft.Ich kann das fast nicht ertragen.
jOLEEN

estella 28.05.2007 10:04

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Liebe Joleen,
es tut mit unglaublich Leid! Man kann niemanden richtig trösten. Ich hoffe, dass es besser geht und sich dein Freund stabilisiert. ich hoffe, dass du Menschen um dich hast,die dich in den Arm nehmen können.
Denke an euch,
e

estella 15.06.2007 12:57

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Hallo,
gestern bekam mein Vater den zweiten Zyklus. Ambulant, da er bisher alles extrem gut verträgt. Er nimmt zu, seitdem meine Mutter aus Spanien gekommen ist und kocht, er rennt nach wie vor die Treppen hoch und trägt nach wie vor meinen Sohn durch die Gegend. Zwischenzeitlich fielen die Werte der Leukozyten, aber jetzt ist auch das im grünen Bereich...ich sollte mich freuen und dankbar sein, aber ich habe Angst, dass die Chemo nicht wirkt und der Tumor derweil weiterwächst und streut. Der Onkologe hatte uns darüber aufgeklärt, dass bei immerhin 20% der Patienten die Chemo nichts bewirkt und da sein Zustand so unfassbar gut ist (keine Übelkeit, kein Durchfall, kaum Müdigkeit...), mache ich mir Sorgen. Mein Vater wertet es natürlich als Zeichen seiner Stärke und die Freude darüber, will ich ihn nicht nehmen.Zeitgleich will ich nicht, dass wir uns in eine trügerische Sicherheit wiegen und man sich später ärgert, nichts unternommen zu haben. Wenn er nächste Woche immer noch keine Anzeichen von Nebenwirkungen zeigt, werde ich mit den Onkologen reden.
Liebe Grüsse,
estella

ulla46 15.06.2007 17:50

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Liebe Estella,
freu dich für deinen Vater, dass er die Chemo so verträgt, denn das kann sich von einem Tag auf den anderen verändern. Bei mir war es anfang ganz schrecklich, dann wurden die Nebenwirkungen kleiner. Das ist bei jedem anders. Und ich habe noch nie von einer Studie gehört, die zeigt, dass die Chemo umso besser wirkt, je größer die Nebenwirkungen sind!
Die erste Komtrolle, ob die CHemo wirkt, wurde bei mir nach 6 Chemos gemacht (CT, Magenspiegelung). Ich glaube, das ist so üblich. Du wirst dich also noch gedulden müssen.
Ich drücke weiter die Daumen, dass alles gut geht.
Ulla

estella 17.06.2007 13:18

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Liebe Ulla,
zunächst: herzlichen Glückwunsch! Es ist wundervoll, wie gut es dir geht-ich weiß, dass du vielen Mut machst und dass gerade deine Prognose alles andere als gut war!!!! Es ist wirklich wie ein Wunder und das freut mich unglaublich für dich und deine Familie! Als mein Vater im KH war, haben wir deinen Rat verfolgt und ihn ein Foto seiner Enkel ans Bett gestellt- mittelrweile habe ich ebenfalls eine Kopie des Fotos in unserem Wohnzimmer...du hast Recht, bei jedem verläuft die Reaktion anders und hätte er starke Nebenwirkungen, dann müßte man die Chemo abbrechen und das wäre ja eine Katastrophe. Man macht sich IMMER Sorgen. Ich finde es selber schlimm, dass ich meinen Vater ständig beobachte: ißt er ordentlich? Schläft er genug? Ist seine Haut bleich? Wirkt er schlapp? Das Problem ist, dass mein Vater niemals zugeben würde, wenn sich etwas verändert...das widerspricht seinem Selbstbild. Wüßte er, dass ich alles deute, wäre er genervt, denn er würde sich bevormundet fühlen. Andereseits kann ich nicht andsers, als mir Gedanken zu machen. Selbst wenn ich mal nicht bewußt an die Krankheit denke, unterbewußt ist die Angst immer present - wie ein Pfeifen im Ohr.
Im Grunde macht es meien Vater richtig: er genießt den Sommer so gut er kann. Keine Ahnung ob er wirklich so spät schlafen geht, wie er behauptet oder ob er sich mehr ausruht als er zugibt. Die Zeit, die er mit uns verbringt, ist er fast so wie immer - vorallem seine Enkel kommen in den Genuss eines spielfreudigen Opas...
Ich wünsche Dir eien schönen Sonntag!
e

estella 25.06.2007 10:54

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Hallo,
es gibt keinen besonderen Grund zu schreiben, außer, dass es meinem Vater mit der Chemo sehr gut geht! Er hat vorletzte Woche Mittwoch mit dem zweiten Zyklus angefangen - bisher halten sich die Nebenwirkungen in Grenzen. Er wirkt müder als sonst, aber das entscheidende ist, dass er nicht abnimmt,immer noch vital durch die Gegend läuft und gute Laune verbreitet. Seine Blutwerte sind auch recht in Ordnung. Diese Woche kommen zwei seiner Brüder aus Spanien zu Besuch, meine Zwillingsonkel. Der eine ist Mönch, der andere war Lehrer, hat aber keine Familie. Beide sind ziemlich schrullig und wirken im Vergleich zu meinem Vater immer kränklich. Für beide war es ein völliger Schock, von der Erkrankung meines Vaters zu hören. Ausgerechnet der Mönch vefiel in eine Starre. Ich denke, dass es sich legen wird, wenn sie meinen Vater sehen, denn mein Dad sieht ziemlich fit aus. Vermutlich wird er ihnen die Stadt zeigen wollen und viel ausgehen. Natürlich sorgen mein Bruder und ich uns, dass er dann nicht genügend Ruhepausen einlegt. Und natürlich weiß ich, dass die ewigen Sorgen auch bevormundend sein können - aber es ist bei einem Patienten wie meinem Vater schwer die Grenze zu ziehen. Er würde von sich aus niemals zugeben, erschöpft zu sein und sich hinlegen zu müssen. Nun gut, abgesehen davon, bin ich sehr froh, dass er den Sommer genießt, ausgeht, Leute trifft, mit seinen Enkeln spielt und weitgehend versucht, nicht den Krebs zum Mittelpunkt seines Lebens zu machen. Dadurch leben wir alle so normal man kann, wenn der eigene Vater eine schwere Krankheit hat.
Liebe Grüsse,
e

ulla46 25.06.2007 18:16

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Hallo Estella,
ich bin ganz baff zu lesen, wie gut es deinem Vater geht. Das freut mich sehr, zeigt es doch, dass man unter der Chemo nicht immer nur am Boden sein muss! Schön, dass den Vater alles genießen kann, ausgeht usw.
Also weiterhin alles Gute

irmgard05 28.06.2007 09:59

AW: Verzweifelt, traurig und wütend
 
Hallo Estella, der Grund zu schreiben ist schon was Besonderes. Es geht deinem Vater gut!!!Du schreibst sehr gut! Das ist wunderschön- das Wort hat es irgendwie in sich. Es ist gut, wenn man es schafft einen so normalen Alltag mit so schönen Lichtpunkten zu leben. Alles Gute und liebe Grüße Irmgard


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