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tatin 22.06.2007 20:03

Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo ihr Lieben!

Mein Mann hatte den Kampf gegen den Krebs verloren. Er hat über drei Jahren gegen ein Erwing Sarkom gekämpft ohne zu klagen oder zu verzweifeln. Er war immer voller Lebensfreude und guter Hoffungen bis zum Schluß. Trotz das wir schon über ein Jahr wußten, das er nicht mehr lange zu Leben hat, haben wir eine ganz tolle und glückliche Zeit miteinander verlebt. Die Krankheit hat nie geschafft unseren Alltag zu bestimmen.

Nun zu meinem eigentlich Anliegen. Ich suche nette Leute, die auch wie ich so früh ihren Partner verloren haben zum Gedankenaustausch evtl Treffen.

Es schauen sich sehr viele Leute dieses Thema an. Wenn jemand aus dem Rhein-Neckar-Kreis ist, würde ich mich sehr freuen wenn man sich mal zum Gedankenaustausch treffen könnte. Ich bin auch über Tipps, wo bzw welche Trauergruppe gut ist sehr dankbar.

Liebe Grüße

Tatin

Smail 22.06.2007 20:12

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Liebe Tatin,
mein aufrichtiges Beileid zum Tod Deines Mannes. Mein Mann war zwar schon etwas Älter (59 Jahre) aber ich kann nachfühlen wie es Dir jetzt geht.
Da ich aus Erfahrung weiß dass kein noch so gut gemeintes Wort Dir jetzt hilft, fühl Dich einfach nur innigst gedrückt von mir.
Smail

SusiSonnenschein 22.06.2007 20:16

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Tatin,

erstmal tut es mir leid, dass Dein Mann den Kampf gegen den Krebs verloren hat :pftroest:
Ich bin 23 Jahre alt und habe meinen Freund vor knappen 3 Monaten verloren. Was Du über die Zeit schreibst, die ihr während der Krankheit miteinander verbringen und genießen durftet kommt mir sehr bekannt vor... auch wir hatten eine schwere aber sehr schöne Zeit, die jetzt leider zu Ende ist!
Ich bin schon länger hier im Forum unterwegs und bin sehr froh darüber den Austausch hier zu haben...hier trifft man viele liebe Menschen mit offenen Ohren :remybussi
Würd mich freuen mal wieder was von Dir zu hören!

Susi

alex192 22.06.2007 20:44

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Tatin

Ich habe vor 8 Wochen meine Schwester durch Lungenkrebs verloren. Ich kann nachempfinden, wie du dich fühlst. Es ist furchtbar schwer diese besch...Realität anzunehmen. Es fehlt ein Stück von dir selbst.

tatin 22.06.2007 20:55

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Vielen dank!

Mein Mann ist am 12.06.2007 verstorben und wurde am Mittwoch beerdigt. Ich war früher als auch mal unterwegs hier im Forum. Daher weiß ich wie lieb hier alle miteinander umgehen. Deswegen habe ich auch gedacht das ich hier gut aufgehoben sein werde.

So ganz ist es bei mir noch nicht angekommen, daß er nie wieder nach Hause kommt. Obwohl ich zweimal am Tag zu seinem Grab gehe ist es so unreal.

Ich habe das Gefühl ich kann gar nicht richtig trauen. Das macht mir Angst. Was haben ich gehofft, gezittert und geweint in der Zeit der Krankheit. Nur der Gedanke daran das er nie wieder nach Hause kommt was so schmerzhaft. Nun bin ich wie leergefegt. Das macht Angst!

Liebe Grüße

Kathrin (Tatin)

Rosalisa 23.06.2007 19:40

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Tatin!!
Das Gefühl "wie leergefegt", das kenne ich. Es ist als wenn alle Gefühle ausgeschaltet wurden.
Auch Du kannst richtig trauern!! Hast es sicher schon getan, als er krank war und es ihm schlecht ging, dann trauert man schon ein wenig und sehnt sich nach der guten Zeit die nicht wieder kommt. Das bedeutet nicht, das man weint oder völlig fertig ist, es sind die Gedanken, die sich mit dem Tod auseinandersetzen. Immer ein wenig trauern (auch unbewusst) bedeutet, sich immer mit dem Verlust zu beschäftigen, und das ist Trauerarbeit.
Die leistet jeder; jeder aber auch anders.
Mein Mann starb im Februar mit 42 Jahren. Alle weinten und waren völlig fertig, nur ich fühlte irgendwie anders. Kann das kaum beschreiben. Ich war auch wie leer. Jetzt kommt die Traurigkeit immer wieder in Wellen über mich. Sonst kann ich ganz gut damit umgehen.
Hab keine Angst; ihr habt viel durchgestanden und das must Du auch erstmal verarbeiten. Jemanden den man liebt während einer schweren Krankheit und beim Sterben zu begleiten ist ja nicht alltäglich, das ist schon etwas besonderes, dass sehr viel Kraft kostet!!!
Liebe Grüße!!

ann47 23.06.2007 22:00

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Liebe Tatin, erstmal möchte ich dir mein Beileid zu diesem großen Verlust aussprechen und dir ganz viel Kraft für die nächsten Wochen wünschen.
Ich habe meinen Mann vor 7 Wochen verloren,er ist im Alter von 47 jahren nach 3jähriger Krankheit von mir gegangen, wir waren 28 Jahre verheiratet.
Es tut so unglaublich weh und er fehlt mir mit jeder Woche mehr.
Ich kann so gut nach empfinden wie es dir geht, auch ich konnte die erste Zeit nicht weinen, weil man es noch garnicht wirklich realisiert hat, dafür wird es jetzt bei mir mit jeder Woche schlimmer und ich kann nicht an ihn denken ohne das mir die Tränen hoch schießen.
Man scheint am Anfang wohl nur zu funktionieren, aber kann die Trauer einfach nicht zulassen, aber man kann es nicht immer verdrängen und muß es auchzulassen nur so kann man die Trauer auch verarbeiten.
Fühl dich gedrückt.. liebe grüße Andrea

Shakira 24.06.2007 00:38

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Tatin und alle anderen,

mein Mann starb am 13.06.07 - 4 tage vor seinem 37. Geburtstag. Ich bin jetzt 33 Jahre alt. Wir waren insgesamt 7 Jahre und 8 Monate zusammen und haben vor 9 Monaten geheiratet.
Bei Erstdiagnose im März 2003 hat kein Arzt ihm länger als max. 1 Jahr gegeben - er hat mit einem unglaublichen Kampf 4 jahre draus gemacht, die wir mehrheitlich auch genießen konnten - er hat immer alles versucht, um auch mir das Leben noch lebenswert erscheinen zu lassen.
Er war, ist und bleibt mein Held.
Mehr kann ich momentan nicht sagen - nur, dass es anscheinend mehr von uns gibt, als man selber glauben kann. Ich lese hier weiter mit, auch wenn ich zur Zeit nicht viel schreiben kann....mir fehlt die Kraft.

alles Liebe.

shakira

Kathrin23705 24.06.2007 11:34

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Tatin,

als erstes möchte ich dir mein tiefstes Mitgefühl aussprechen und dir alle Kraft der Welt für die bevorstehende Zeit wünschen.

Ich kann deine Gefühle sehr sehr gut nachvollziehen. Habe am 5.4.07 meine Zwillingsschwester auf ihrem letzten Schritt begleitet. Sie hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs (BSDK).

Wie dir geht es mir auch. Ich denke, ich kann nicht trauern und dann kommt plötzlich wieder so ein Schub, wo ich denke, ich kann einfach nicht mehr, ich will nicht mehr. Dann wünsche ich mir sehnlichst, an die Stelle meiner Schwester treten zu können. Und doch geht es nicht!! Wir müssen lernen, mit dem Verlust, mit dem Vermissen unserer Lieben umzugehen. Ob wir wollen oder nicht. Und ich vermisse sie unsagbar!!!!

Selbst heute, fast 3 Monate nach dem Fortgang meiner geliebten Zwillingsschwerster steh ich vor ihrem Grab und weine manchmal einfach. Es ist mir einfach egal, ob mich andere Leute dabei sehen.

LG und ein großes Kraftpaket

Kathrin

Maria56 24.06.2007 17:10

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Zitat:

Zitat von Shakira (Beitrag 427060)
Hallo Tatin und alle anderen,

mein Mann starb am 13.06.07 - 4 tage vor seinem 37. Geburtstag. Ich bin jetzt 33 Jahre alt. Wir waren insgesamt 7 Jahre und 8 Monate zusammen und haben vor 9 Monaten geheiratet.
Bei Erstdiagnose im März 2003 hat kein Arzt ihm länger als max. 1 Jahr gegeben - er hat mit einem unglaublichen Kampf 4 jahre draus gemacht, die wir mehrheitlich auch genießen konnten - er hat immer alles versucht, um auch mir das Leben noch lebenswert erscheinen zu lassen.
Er war, ist und bleibt mein Held.
Mehr kann ich momentan nicht sagen - nur, dass es anscheinend mehr von uns gibt, als man selber glauben kann. Ich lese hier weiter mit, auch wenn ich zur Zeit nicht viel schreiben kann....mir fehlt die Kraft.

alles Liebe.

shakira

Liebe Shakira,
Es tut mir so leid, mir fehlen die Worte. Es bleiben immer Tränen übrig.....
Mein tiefstes Beileid
Liebe Grüsse
Maria

Susanne28 24.06.2007 21:31

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Liebe Shakira,
ich weiß nicht was ich schreiben soll... es tut mir so leid, die Tränen laufen...
Mein tiefstes Beileid,

Susanne

Shakira 25.06.2007 13:37

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo an alle,

ich sende euch allen einen herzlichen Gruß.

@Susanne und Maria: Danke für eure Worte.

Wie Tatin schon schrieb, erscheint es meist noch unreal. Ich habe heute wieder meinen ersten Arbeitstag und kann mich kaum auf etwas konzentrieren.
Die Trauerfeier für meinen Andreas fand am 18.06. statt und es kamen über 160 Leute, die sich alle gern von ihm verabschieden wollten. Ich war überwältigt. Es tut irgendwie gut zu sehen, dass so viele andere Menschen ihn auch so mochten. Alle weinten. Wir haben eine so schöne Trauerfeier gehabt, wenn "schön" das Wort ist, was man hier benutzen kann. Sein Sarg und der Raum waren mit so vielen wundervollen Blumen geschmückt, Kerzen brannten und ein Foto von ihm lächelte uns an.
Wir haben das Grönemeyer-Lied "Der Weg" für ihn gespielt - das Text passt so unglaublich gut.
Eine Freundin von uns sang das Ave Maria für ihn - 3 Tage später, am 21.06., gebar sie ihr erstes Kind, einen Sohn. Er wird den Namen meines Mannes tragen.
Ich bin so sprachlos über all diese Teilnahme, die Ehrerbietung und Mitgefühle aller. Ich habe über hundert so toll geschriebene Beileidskarten zu Hause, es treffen noch fast jeden Tag Blumensträuße für mich ein.
Das trägt mich unglaublich durch die Zeit - bange wird mir nur vor der Vorstellung, wenn das alles abebbt, was dann bleibt - vor der Leere habe ich Angst. Obwohl ich weiß, dass meine Freundinnen immer für mich da sind. Meine längste und beste Freundin hat natürlich - ohne zu fragen - am Tag seines Todes (sie war die ganze Nacht im Krankenhaus dabei) ihre Sachen gepackt und ist bei mir eingezogen (und hat ihren armen Mann, der Andreas auch so mochte, allein gelassen mit seiner Trauer...) nach 4 Tagen habe ich aber diese WG aufgelöst, ich brauchte auch mal Ruhe.

Der Einstieg in den "Alltag" ist seltsam - aber vielleicht auch hilfreich. Wenn ich erstmal wieder lerne, mich auf die Arbeit zu konzentrieren, wird mir das Halt geben, vermute ich. Dennoch fühle ich mich irgendwie extrem "urlaubsreif".

Ich wünsche euch allen alles Liebe,
Shakira

Shakira 25.06.2007 13:46

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Für euch alle - der folgende Text hat mich sehr getröstet:

Der Tod ist gar nichts.
Ich bin ganz nah im Raum nebenan.
Ich bin ich und Du bist Du.
Was wir füreinander bedeuteten bleibt bestehen.
Ruf mich mit meinem gewohnten Namen,
sprich mit mir so wie Du es immer getan hast.
Rede nicht in Trauer oder anders als sonst mit mir.
Freue Dich so, wie wir uns immer miteinander gefreut haben.
Bete für mich und lächle in Erinnerung an mich.
Lasse meinen Namen so gebraucht werden wie er immer in unserem
Hause gebraucht wurde, ohne daß ein Schatten darauf fallen soll.
Leben bedeutet immer noch, was es schon immer
bedeutet hat, ohne Unterbrechung.
Warum sollte ich auch aus Euren Herzen sein,
nur weil ich nicht sichtbar bin?
Für einen Augenblick bin ich da, irgendwo hier,
ganz nah,
alles ist gut.

Harry Scott Holland
Comm. der St. Paul’s Cathedral zu London 1847-1918

Alles Liebe,
Shakira

tatin 25.06.2007 17:12

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Vielen dank an Alle!

Es tut gut zu wissen, das es anderen auch so geht.
Ich hatte schon Angst das ich gefühlskalt auf einmal bin. Ich bin immer ganz lange bei ihm auf dem Friedhof ob es regnet oder nicht.Aber es ist irgendwie anderst. Ich kann mich an seine Stimme nicht mehr erinnern, an seinen Gruch, wie er sich angefühlt hat..... alles ist wie weg. Ich rufe sogar unseren AB an um seine Stimme zu hören.

Wir haben über drei Jahre gekämpft. Hatten im großen und ganzen einen ganz normalen Alltag. Wir haben geheiratet.Sind viel gereist. Haben all das gemacht auf das wir lust hatten. Wie alle anderen Gesunde auch. Nur mit einem Turbo drinn :)
Er hat gegen alle Gesetzte bei seiner Krankheit verstoßen:) Er hat wieder laufen gelernt, was die Ärzte für nicht möglich gehalten hatten, er hat viel länger gelebt als alle für möglich hielten, er ist dem Tod schonmal von der Schippe gesprungen und wir haben sogar im Feb unsere Hochzeitsreise nach Asien nachgeholt. Trotz Dialyse wegen der einen Chemo.

Was habe ich geweint als es noch gelebt hat. Konnte mir keine Leben ohne ihn vorstellen. Alleine der Gedanke er kommt nie wieder heim, er nimt mich nie wieder in den Arm war unvorstellbar. An dem Tag als er gestroben ist, konnte ich ihm ganz ruhig die Hand halten und zu ihm sagen, das es ok ist wenn er jetzt geht und ihm keiner deswegen böse ist. Ich war im ersten Moment sogar erleichtert, das er innerhalb von zwei Minuten eingeschlafen war, das er nun keine schmerzen leiden muß, das er erlöst ist von seiner schlimmen Krankheit.

Aber es ist so komisch was man für eine Achterbahnfahr hat.

Danke nochmals an alle die mir geschrieben haben und entschuldigt wirre Gedankensprünge oder meine Rechtschreibung.

Ganz liebe Grüße

Kathrin

tatin 26.06.2007 23:38

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Ach Süßer du fehlst sooooooooooooooooo sehr !!!
Heute bist du schon zwei Wochen von uns gegangen. Wie die Zeit rennt. Ich kann es immer noch nicht so ganz begreifen.

Wie soll ich atmen können
ohne dich,
wie soll ich freude finden
ohne dich
wie soll ich zukunkt träume
ohne dich!!

Wünsche dir eine gute Nacht mein Schatz!:remybussi

Deine dich über alles liebende Kathrin


Glücklich sind wir zwei gegangen,
immer mit dem gleichen Schritt,
was vom Schicksal hast empfangen,
ich empfing es mit.
Doch nun heißt es Abschied nehmen
und mir wird ganz bang,
jeder muß alleine gehen,
seinen letzten Gang.


Das Gedicht ist mir eben noch eingefallen. Ich finde es schön und auch passend.

Shakira 27.06.2007 12:51

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Liebe Tatin,

das ist ein schönes Gedicht und wirklich sehr passend.
Heute vor 2 Wochen ist mein Süßer gegangen - und kommt nie mehr wieder.
Gestern hatte ich einen schlimmen Tag, habe mir frei genommen und zuhause mich nur mit der Trauer und mit ihm beschäftigt.
Heute ist ein besserer Tag, bin wieder arbeiten. Es hat also geholfen.

Ich habe mir ein Buch gekauft: "Einen lieben Menschen verlieren - vom schmerzlichen Umgang mit der Trauer" von Dr. Wolf. (ganz schnell über Amazon.de zu bestellen)
Das Buch scheint sehr sehr gut zu sein - ich habe gestern schon die ersten 120 Seiten gelesen und ich denke, das ist DIE Bibel für Trauernde.
Ich empfehle es jedem! Man lernt eine Menge über die Trauer, lernt was normal ist (eigentlich ist alles in dieser Zeit "normal", egal wie verrückt wir uns manchmal vorkommen!) und es gibt Übungen und Tipps, wie man besser mit der Trauer umgehen kann und irgendwann auch wieder in das normale Leben zurückfinden kann.
Ich habe gestern richtig den ganzen Tag aktive Trauerverarbeitung geleistet. Es ist anstrengend, ich musste viel weinen, konnte abends nicht einschlafen, war sooo müde - aber es hilft. Man MUSS durch den Schmerz hindurch, es gibt keinen anderen Weg. Man kann ihm nicht ausweichen, man kann ihn nicht ignorieren. Ablenkung und Verdrängung hilft nicht - es kommt irgendwann doppelt schmerzlich wieder hoch.

Liebe Tatin, was du über deinen lieben Mann schreibst, kommt mir so bekannt vor. Es scheint einige Parallelen zu geben. Auch mein Mann hat allen Prognosen getrotzt, hat aus den erwarteten 1,5 Jahren, die ihm die Ärzte maximal noch gaben, ganze 4 draus gemacht.
Wir haben (trotz Einschränkungen, weil er nur humpeln konnte und zeitweise nur mit Krücken laufen konnte), so viel noch gemacht. Haben an jeder Party teilgenommen, sind viel auf Reisen gegangen, haben im September in einem rauschenden Fest auf einem Schloss eine Märchenhochzeit gefeiert, sind im Oktober in die Flitterwochen nach Dubai und Mauritius geflogen.

Wir haben versucht, auf der Schußfahrt zu wenden - nichts war zu spät, vieles zu früh.
Wir haben die Wahrheit so gut es ging verlogen, haben uns verzettelt, uns verzweifelt geliebt.
Er hat jeden Raum mit Sonne durchflutet, hat jeden Verdruß ins Gegenteil verkehrt.
Das Leben ist nicht fair.

Diese (ungefähren) Worte von Herbert Grönemeyer drücken es am besten aus.

Jetzt versuche ich, ganz fest daran zu glauben, was ich schon immer dachte:
Unseren Männern geht es da, wo sie jetzt sind, richtig gut.
Um sie müssen wir uns jetzt nicht mehr sorgen.
Wir müssen uns jetzt um uns selbst kümmern - und leben.

Versucht es.

Alles Liebe,
Shakira

tatin 27.06.2007 16:16

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Shakira!

Vielen Dank für deinen Buch Tipp. Werde es mir gleich mal ansehen. Ich habe von meiner Tante die anfang des Jahres ihre Tochter mit 22 Jahren verloren hat ein Buch bekommen hast heißt :" Ich will dich nicht vergessen " das finde ich auch sehr schön, da man in das Buch alles schreiben kann um einen geliebsten Menschen nicht zu vergessen. Hat dem Freund von meiner Cousine sehr geholfen.

Ich selber schreibe nun jeden Tag in ein großes Buch. So als würde ich mit meinem Liebsten reden und ihm von meinem Alltag, Sorgen, Ängste ..... erzählen und auch jede Erinnerung die mir einfällt wird sofort notiert. Das schreiebn tut mir verdammt gut.

Momentan bin ich noch zu Hause. Will noch nicht arbeiten gehen. Bin wahrscheinlich nächste Woche noch daheim und dann steige ich wieder voll ein in den Job. habe aber Angst vor den Reaktionen der Leute ( arbeite im KIGA)

Ich habe heute zusammen mit meiner Mutter das Grab bepflanzt. Es sieht nun richtig hübsch aus und straht seine Lebensfreude die er immer hatte aus. Es tat komischerweiße sogar ganz gut das Grab zu machen. So konnte ich ja was für ihn tun, wenn ich sonst keine andere Möglichkeit mehr habe.

Wir zwei haben schon irgendwie einen recht gleichen Leidensweg.

Wünsche dir auch weiterhin viel Kraft deine Trauer und den verlust deines geliebten Mannes bewältigen zu können und würde mich freuen auch weiterhin was von dir zu hören.

Viele liebe Grüße

Kathrin

Trotzdem ist es tröstlich
zu sehen, wo du liegst.
Am liebsten wäre mir
ein Stück Wiese.
Ich würde mich darauf legen.
Mich hineinschschmiegen, in dich.

Shakira 28.06.2007 13:55

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Tatin,

das mit dem Schreiben ist in der Tat ein guter Tipp, mache ich auch! Es hilft wirklich ungemein. Jeden Abend schreibe ich ihm einen Brief.

Ich bin schon wieder arbeiten und merke, dass die Ablenkung und Konzentration auf andere Dinge ganz gut tut. Allerdings habe ich die Freiheit, nach ein paar Stunden auch zu sagen: ich kann nicht mehr, ich gehe nach Hause. Das ist sehr gut so.
Ich hatte auch gemerkt, dass ich ein wenig Beklemmung hatte, den Leuten das erste Mal wieder unter die Augen zu treten. Aber im Endeffekt ist es gar nicht schlimm: jeder drückt einen noch einmal, das sollte man einfach annehmen, und dann wird zum Tagesgeschäft übergegangen. Glücklicherweise habe ich ein recht gutes Verhältnis zu meinen Kolleginnen, so dass es ok ist, wenn ich mal nicht gut drauf bin.
Ich denke, es ist sehr Ok, dass du dir die Zeit nimmst - das ist wichtig und tut dir gut.

Ich muss noch warten mit der Einrichtung der Grabstelle - was mich ganz fuchsig macht. Mein Mann wollte eingeäschert werden, also hatten wir am 18.06. lediglich die Trauerzeremonie, die Urnenbestattung findet erst nächste Woche statt. Das hängt noch so in der Luft, gern würde ich auch endlich sein Grab fertig machen...
aber so habe ich nächste Woche noch einmal Gelegenheit, Abschied von ihm zu nehmen - vielleicht kann ich danach schon besser damit "abschließen".

Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und lass es zu, dass Menschen für dich da sein wollen und dich trösten - das einfach anznehmen, so habe ich empfunden, kann sehr tröstlich sein.

VLG,
Shakira

tatin 28.06.2007 15:44

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Shakira,

ich habe nicht Angst vor den Kollegen. Die sind echt super. In den ganzen Jahren der Krankheit konnte ich immer sofort los wenn was war und wenn es ganz kurfristig war. Sie standen und stehen immer hinter mir. Auch wenn ich mal wieder fast einen Monat gefehlt habe weil es meinem Süßen nicht gut ging. Das war nie ein Problem. Die haben sogar den Kiga geschlossen um an der Beerdigung dabei zu sein. Das war voll lieb!

Ich habe Angst vor den Eltern. Wenn man fast 50 Eltern begegnen muß, ist nicht so einfach und dann geht es los . Warum trägt sie kein schwarz, wie kann die nur lachen, warum hast du uns nichts davon erzählt ................. kenn das noch vom letzten Jahr wo er beinahe gestorben wäre. Alle stehen da und mustern dich das ist schlimmer, als wenn sie was sagen würden.

Ich wünsche dir jetzt schon ganz viel Kraft für die Beisetzung der Urne. Kenne das von meiner Cousine als die gestorben ist. Das ist nochmal ein ganz harter Tag.

Ich habe ganz liebe Eltern und super Freunde die immer für mich da sind. Tag und Nacht. Nur will ich mich nicht zu sehr daran gewöhnen das immer jemand da ist. Ich habe schon zu oft gesehen, das der Alltag der andern viel zu schnell wieder losgeht und keiner ist dann mehr so recht für einem da. dan fällt man erstrecht in ein Loch.

Habe mir das Buch das du meintest und ein paar ander mal bestellt und kann sie mir morgen mal im Buchhandel ansehen.

Freue mich wieder von dir zu hören und denke immer daran :

Was man tief im Herzen besitzt,
kann man nicht durch den Tod verlieren.

Viele liebe Grüße

Kathrin

tatin 28.06.2007 22:00

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Ach Schatz du fehlst sooooooooooo sehr!!!!!:weinen:

Meine Liebe zu dir ist so unendlich groß!
Der Schmerz dich verloren zu haben ist noch viel größer!
Aber zu wissen, daß du nun keine Schmerzen mehr hast wo du nun bist, macht es etwas leichter.:cry:

Wie soll es nur ohne dich weitergehen? Wie soll ich ohne dich leben können? Welchen Sinn soll diese Leben ohne dich haben ?

Es ist alles so unendlich schwer!

Danke für die wunderschönen 5 Jahre die wir zusammen verbringen durften und in denen du mir immer wieder gezeigt hast wie lebenswert das Leben trotz der schlimmen Krankheit sein kann. Danke für alles mein Süßer !!

In ewiger Liebe
Deine Tatin

Shakira 29.06.2007 00:03

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Tatin,

das finde ich sehr gut, dass du dir die Bücher bestellt hast - mal sehen, ob sie dir auch helfen. In dem Buch von Dr. Wolf steht z.B. auch drin, dass es völlig unnütz ist, sich wegen der anderen Gedanken zu machen. Es geht um DICH, nicht um die. Ich könnte mir sogar eher vorstellen, dass sie dich mustern mit dem Gedanken: wow, wie schafft sie das nur, so stark zu sein?
Viele sind nunmal auch sehr befangen, was der Umgang mit "Trauernden" angeht, wissen nicht, was sie sagen sollen. Ich habe dafür Verständnis, ich weiß, dass mir umgekehrt auch die Worte fehlen würden...
Wie gut, dass du so nette Kollegen/innen hast - das ist doch am wichtigsten, sie werden hinter dir stehen.
Es steht nirgendwo geschrieben, dass man schwarz tragen muss. tu ich auch nicht. Mein Schatz wollte nicht, dass man wegen ihm lange traurig ist oder leidet - also versuche ich auch, es nicht zu tun.
Außerdem - so stehts auch in diesem Buch - hast du (haben wir) das RECHT glücklich zu sein! Wir haben zu unseren Süßen gestanden und sie unterstützt, die ganzen schweren Jahre. Wir haben uns Treue geschworen "bis das der Tod euch scheidet" - und nicht weiter! (Der Satz klingt noch sehr hart - aber dieses Buch sagt, irgendwann muss man das verstehen, damit man später glücklich sein kann und nicht Schuldgefühle bekommt, weil man wieder lacht oder sogar irgendwann mal wieder einen Neuen kennen lernt....)
Eine Bekannte, deren Mann vor einigen Jahren auch an Krebs starb, sagte mal: sie sieht es als Geschenk an, einen lieben Menschen auf diesem schweren Weg begleiten zu dürfen.
Verwandte meines Mannes kommen immer wieder zu mir und danken mir, was ich für ihn getan hätte und dass er bei mir sein konnte die ganze Zeit - ich komme mir dabei sehr komisch vor, denn ich sehe das natürlich nicht so; er war meine Liebe, er war mein Mann, ich habe selbstverständlich zu ihm gehalten und er hat mir auch eine Menge gegeben. Ich glaube nicht, dass man mir für irgendwas zu danken hat. Aber ich versuche es auch mal so zu sehen: ich durfte ihn begleiten auf diesem Weg - vielleicht konnte ich ihm einiges leichter machen. Dafür bin ich dankbar.

Ich vermisse ihn unendlich - heute habe ich mir vorgestellt, er käme über die Straße plötzlich auf mich zu - ich würde ausflippen vor Freude, ich würde mein Auto mitten im Verkehr stehen lassen, um ihm in die Arme zu fallen - diese Vorstellung ist noch so nah, so real, sie treibt mir die Tränen in die Augen. Wie soll ich bloß auf Dauer ohne ihn zurecht kommen....
ich bemühe mich wirklich sehr, alles so gut es geht zu verkraften, aufrecht zu bleiben, weiter zu machen - mein Mann hatte mir das Versprechen noch abgenommen, weiter zu leben; ich versuche es, so gut ich kann.
Es fällt nur noch so schwer - ist ja auch noch nicht viel Zeit vergangen, ich weiß.... ich bin manchmal etwas ungeduldig mit mir selbst.

Glücklicherweise habe ich auch so tolle Freunde, die Tag und Nacht für mich da sind - es hilft ungemein. Sie wissen, dass ich auch mal Ruhe brauche (ich gehe dann einfach nicht ans Telefon, alle wissen bescheid) und wenn ich mich dann melde, stehen sie sofort parat.

tja, mal sehen - jeder Tag ist irgendwie anders. Ist schon echt ein chaos manchmal.
Sehe ich das richtig, ist heute eigentlich Vollmond?
Na dann - Gute Nacht!

LG,
Shakira

PS: Du hast Recht: was man tief im Herzen besitzt, verliert man nicht durch den Tod!

Shakira 29.06.2007 00:09

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Tatin,

das finde ich sehr gut, dass du dir die Bücher bestellt hast - mal sehen, ob sie dir auch helfen. In dem Buch von Dr. Wolf steht z.B. auch drin, dass es völlig unnütz ist, sich wegen der anderen Gedanken zu machen. Es geht um DICH, nicht um die. Ich könnte mir sogar eher vorstellen, dass sie dich mustern mit dem Gedanken: wow, wie schafft sie das nur, so stark zu sein?
Viele sind nunmal auch sehr befangen, was der Umgang mit "Trauernden" angeht, wissen nicht, was sie sagen sollen. Ich habe dafür Verständnis, ich weiß, dass mir umgekehrt auch die Worte fehlen würden...
Wie gut, dass du so nette Kollegen/innen hast - das ist doch am wichtigsten, sie werden hinter dir stehen.
Es steht nirgendwo geschrieben, dass man schwarz tragen muss. tu ich auch nicht. Mein Schatz wollte nicht, dass man wegen ihm lange traurig ist oder leidet - also versuche ich auch, es nicht zu tun.
Außerdem - so stehts auch in diesem Buch - hast du (haben wir) das RECHT glücklich zu sein! Wir haben zu unseren Süßen gestanden und sie unterstützt, die ganzen schweren Jahre. Wir haben uns Treue geschworen "bis das der Tod euch scheidet" - und nicht weiter! (Der Satz klingt noch sehr hart - aber dieses Buch sagt, irgendwann muss man das verstehen, damit man später glücklich sein kann und nicht Schuldgefühle bekommt, weil man wieder lacht oder sogar irgendwann mal wieder einen Neuen kennen lernt....)
Eine Bekannte, deren Mann vor einigen Jahren auch an Krebs starb, sagte mal: sie sieht es als Geschenk an, einen lieben Menschen auf diesem schweren Weg begleiten zu dürfen.
Verwandte meines Mannes kommen immer wieder zu mir und danken mir, was ich für ihn getan hätte und dass er bei mir sein konnte die ganze Zeit - ich komme mir dabei sehr komisch vor, denn ich sehe das natürlich nicht so; er war meine Liebe, er war mein Mann, ich habe selbstverständlich zu ihm gehalten und er hat mir auch eine Menge gegeben. Ich glaube nicht, dass man mir für irgendwas zu danken hat. Aber ich versuche es auch mal so zu sehen: ich durfte ihn begleiten auf diesem Weg - vielleicht konnte ich ihm einiges leichter machen. Dafür bin ich dankbar.

Ich vermisse ihn unendlich - heute habe ich mir vorgestellt, er käme über die Straße plötzlich auf mich zu - ich würde ausflippen vor Freude, ich würde mein Auto mitten im Verkehr stehen lassen, um ihm in die Arme zu fallen - diese Vorstellung ist noch so nah, so real, sie treibt mir die Tränen in die Augen. Wie soll ich bloß auf Dauer ohne ihn zurecht kommen....
ich bemühe mich wirklich sehr, alles so gut es geht zu verkraften, aufrecht zu bleiben, weiter zu machen - mein Mann hatte mir das Versprechen noch abgenommen, weiter zu leben; ich versuche es, so gut ich kann.
Es fällt nur noch so schwer - ist ja auch noch nicht viel Zeit vergangen, ich weiß.... ich bin manchmal etwas ungeduldig mit mir selbst.

Glücklicherweise habe ich auch so tolle Freunde, die Tag und Nacht für mich da sind - es hilft ungemein. Sie wissen, dass ich auch mal Ruhe brauche (ich gehe dann einfach nicht ans Telefon, alle wissen bescheid) und wenn ich mich dann melde, stehen sie sofort parat.

tja, mal sehen - jeder Tag ist irgendwie anders. Ist schon echt ein chaos manchmal.
Sehe ich das richtig, ist heute eigentlich Vollmond?
Na dann - Gute Nacht!

LG,
Shakira

PS: Du hast Recht: was man tief im Herzen besitzt, verliert man nicht durch den Tod!

tatin 29.06.2007 14:52

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Shakira!

Weißt du was ich hasse ohne ende, daß mich die Leute bewundern, was ich alles für meinen Süßen getan habe. Für mich war es immer selbstverständlich alles menschenmögliche für ihn zu tun. Ich habe ihn über alles geliebt.

Heute Nacht hatte ich das Gefühl, daß er mir sehr nahe war. So als wenn er sich an mich gekuschelt hätte und mich in den Arm nimmt. Plötzlich hatte ich ein ganz seltsames aber sehr angenehmes kribbeln im ganzen Körper, so wie wenn er nun gehen würde und da war auch das Gefühl umarmt zu werden weg und ich bin eingeschlafen. Was auch so seltsam ist, daß ich oft schlecht träume und dann wache ich auf und sage Schatz, schicke mir bitte schöne Träume oder keine. Aber nicht solche wie eben und dann kann ich durchschlafen bis morgens.

Auch wenn ich an sein Grab gehe läßt er so oft in dem moment die Sonne scheinen. Wenn ich dann sage ich gehe und kann wie wie früher im KH nicht von ihm trennen ( da hat er mich als rausgeworfen :o ) dann läßt er es kurz regnen bis ich im auto bin und dann hört es auf. ich glaueb so langsam kann man mich für durchgeknallt erklären. Vielleicht wartet man auch auf ein Zeichen und interpretiert in alles etwas rein oder ich drehe so langsam durch.

Werde mir später mal die Bücher die ich gekauft habe durchlesen. Habe das von dir empfohlene und ein anderes gekauft. Das heißt : Meine Trauer wird dich finden. Bin auch mal auf das gespannt.

Was gut tut, das man trotz der Trauer um ihn auch mal lachen kann. Lachen, wenn man sich an ihn erinnert. Lachen, wie er in manchen Situationen reagiert, seinen Humor und seinen Sarkasmus wieder an den Tag gelegt hätte.
Wei oft hat er gewitzelt, wenn ich Fotos gemacht habe. " Machst wieder Bilder wenn ich mal nimmer bin " oder " Wer weiß wie du mal mit deinem nächsten Mann aussiehst" Solche Sätze taten weh. Aber das war mein Süßer.:1luvu: Er will auch das ich weiterlebe. Das ich das Leben genieße und auch wieder glücklich werde. Nur ist das leichter gesagt als getan.

Trotz allem fehlt er an allen Ecken und Enden. Das macht mein Herz ganz schwer.

Liebe Grüße
Kathrin

Die Erinnerung ist das einzigste Paradies,
aus dem wir nicht vertrieben werden können.

Shakira 29.06.2007 16:39

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Kathrin,

das hört sich so schön an, dass du dich gestern nacht von deinem Süßen umarmt gefühlt hast! Ich bin schon fast neidisch ;-)
Ich warte die ganze Zeit auf Zeichen von ihm, aber entweder bekomme ich sie nicht oder ich sehe sie dann nicht, weil ich ein so verdammt bodenständiger und wissenschaftsverbundener Mensch bin... ich habe immer für alles und jedes eine "natürliche" Erklärung. ich muss auch zugeben, dass "unerklärliche" Sachen mir einfach Angst machen. Gleichzeitig wünsche ich mir, mehr Zugang dazu zu finden, weil ich denke, ich könnte dann endlich die Zeichen meines Schnuckels sehen und verstehen...
gestern Nacht bin ich z.B. auf einmal mit Herzklopfen aufgewacht, meinte auch etwas zu spüren oder ob evtl. jemand im Zimmer war?? Ich hatte Angst und was mach ich? Ich ziehe mir die Decke über den Kopf und denke: nein, geh weg!:o
Die Nacht davor (oder waren es 2 Nächte davor) habe ich beobachtet, wie im Abstand von ca. 1 Minute der Rauchmelder an der Zimmerdecke 3 x aufblinkte. Das fand ich seltsam, weil mir das vorher noch nie aufgefallen war, aber natürlich erkläre ich mir das wieder mit irgendeinem technischen Problem.
1 Tag nach seinem Tod ging ich allein zu einem nah gelegenen kleinen See - man konnte wunderschön den Sonnenuntergang beobachten - allerdings waren ein paar größere Wolken vor der Sonne. Erst als ich am Ufer stand, blitzte die Sonne aufeinmal auf. hm dachte ich, bist du das jetzt? Und im nächsten Augenblick: ach quatsch, es passiert öfter, dass die Sonne durch die Wolken hindurchlugt! Aber dann fing es an zu regnen - man sah die Wasseroberfläche gesprenkelt von den aufschlagenden Tropfen - und ich bekam nicht einen davon ab. Das war schon seltsam - ich habe ein paar mal mir die Hand über den Kopf gehalten, um zu fühlen, ob ich nicht doch Regen abbekomme, habe das wasser direkt zu meinen Füßen beobachtet - eindeutig hat es geregnet und über mir schien ein unsichtbarer Regenschirm zu sein....

also du siehst, du wirst bestimmt nicht verrückt, wenn doch, dann glaube ich werden alle Hinterbliebenen kurz nach dem Tod ihrer Liebsten verrückt.


Ich hoffe, unsere beiden Männer treffen sich mal im Himmel oder im Jenseits, wie man das auch nennen möchte - es hört sich so an, als hätten sie sich gut verstanden. Auch mein Mann konnte immer gut witzeln, war halt eine Frohnatur und ein unverbesserlicher Optimist. Wenn ich mir jetzt noch überlege, was er nicht alles getan hat, um wieder gesund zu werden....mir tut das Herz weh. Er hat einen verzweifelten, im Endeffekt doch einsamen Kampf geführt....er hat wirklich alles ausprobiert, über Mistel, Vitaminpräparate und chinesische Tees, QiGong und Reiki bis hin zu Hand-Auflegen usw....
Vor allem Reiki und QiGong hat er eine Weile sehr intensiv betrieben und ich dachte anfangs immer: ach herrje, in welche Sphären driftet mein Schatz denn nun ab? Ich habe es nicht so mit der Esoterik, er bis dahin auch nicht! Er war Ingenieur, also weit davon entfernt, an solche Dinge zu glauben.
Aber nachdem ihm die Schulmedizin nichts mehr versprechen konnte, hat er alles versucht und sich allem geöffnet. Ich konnte da aber nicht mitmachen - er wollte, dass ich auch QiGong mache, aber ich konnte das nicht. Also musste er das allein machen, er hat es über 1,5 Jahre durchgezogen, täglich fast 3 Stunden! Und hat sich nach speziell auf ihn abgestimmten Rezepten chinesische Tees gekocht, nach bestimmter Prozedur, die auch fast 3 Stunden gedauert hatte, dann hatte er Tee-Konzentrat für 2 Wochen - und dann wieder 3 Stunden kochen, das ganze Haus hat danach gestunken....
Aber ich bin inzwischen überezeugt, dass er ohne das alles nicht so lange durchgestanden hätte.
Er hatte ja schon 2003 Lungenmetastasen gehabt....

Warst du eigentlich bis zum Schluss die ganze Zeit bei deinem Mann? Als er starb?
Ich bekomme die Bilder dieser 12 Stunden Intensivstation bis zu seinem letzten Atemzug einfach nicht aus dem Kopf.... ich weiß, dass er nichts mehr gespürt hat, denn sie haben ihn in ein künstliches Koma versetzt (so ca. die letzten 6 Stunden), aber für mich (und seine Mama, die dabei saß) sah es ganz schrecklich aus, mit welcher Kraftanstrengung er um jeden Atemzug gerungen hat....
Ich schaue schnell wieder schöne Bilder von ihm an, um diesen Horror zu vergessen...

Alles Liebe,
Shakira

tatin 29.06.2007 18:13

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Shakira!

Mein Mann hatte auch Lungenmetastasen und hat Hyperthermie gemacht die hat ihm sehr gut getan. Daraufhin sind die sogar keiner und weniger geworden.

Was die Zeichen betrifft.Ich bin ein verdammter Realist. Dewegen wundert es mich ja so. Ich warte so sehr auf ein zeichen von ihm, daß ich befürchte mir das alles nur einzubilden. Aber ich will auch daran glauben.

Ich habe die letzten tage bei ihm im zimmer geschlafen und gewohnt. Er ist ganz friedlich eingeschlafen. Sein Herz hatte einfach aufgehört zu schlagen. Er mußte nicht kämpfen. Ich hatte mich noch recht normal mit ihm unterhaten können und habe sogar noch kurz vor seinem Tod eine ganz dicken schmatzer bekommen. Meine Mutter weinte sogar dabei und meinet "WIE SCHÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖN". Einen Tag davor war seine Mutter da und da war er recht fit. Abends haben dann ganz heftige Schmerzen eingesetzt. Sie haben die Morphine hochgesetzt, die er die letzten Wochen bekommen hatte. Am morgen an dem er strab hatte er recht starke Schmerzen. Sie haben nochmals die Morphine hochgesetzt und auch ein kleines Narkosemittel dazu. Da meinet er, er will nimmer und später "er will nur noch schlafen". Kurz darauf wurden die Schmerzen besser und er war wieder entspannt. Nur hatte er an dem Tag so einen trockenen Mund. Als dann am Nachmittag sein Vater kam schaute er kurz hoch und eine Minute später ist er eingeschlafen. Als wenn er auf ihn gewartet hatte. Er mußte echt nicht kämpfen. Er ist innerhalb einer Minute eingeschlafen. Er wollte noch was sagen vor seinem Tod, das habe ich nicht verstanden, weil sein mund so trocken war. Entwerder zu mir oder zu seinem Vater oder auch was allgemeines. Keine Ahnung. Aber da wir uns alles gesagt hatten was für uns wichtig war und auch noch kurz vorher diesen wunderschönen Kuss bekommen habe. Ist es erträglich nicht zu wissen was er sagen wollte. Ich habe ihm die Hand gehalten und ihm gesagt, das ich ich ganz arg liebe und er gehen darf, das es ok ist und ihm niemand böse ist. Das er nimmer Kämpfen braucht und dann auch keine Schmerzen mehr hat. Ich glaube es war ein swchöner Tod, wenn man von einem schönes Tod reden kann.



Ich glaube auch irgendwo daran, daß wir uns eines Tage alle wieder sehen werden.

Es tut gut mit dir zu schrieben. Fühle dich ganz fest von mir gedrückt:knuddel:

Liebe Grüße
Kathrin

schatzi 29.06.2007 19:04

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Liebe Tatin,

mein tief empfundenes Mitgefühl zu Deinem Verlust.

Ich habe gerade Dein Thema entdeckt und die Beiträge (nicht alle) durchgelesen.

Es kommt einem immer alles so bekannt vor. Ich bin zwar schon 47 und meine Frau war bei ihrem Tod (22.04.2007) noch keine 50, aber ich finde es nicht als erstrebenswert in diesem Alter schon Witwer zu werden. Wobei mir trotzdem bewusst ist, dass es besser für meine Frau war, es war nur noch eine Quälerei.

In meinem Thread (neudeutsch für Thema) schreibe ich meiner Frau jeden Tag, was ich so erlebe und um mich herum passiert und habe es bis jetzt geschafft, keinen Tag auszulassen.
Auch wenn es mich häufig traurig macht, glaube ich trotzdem, dass es mir hilft.

Was ich noch empfehlen kann sind Trauergruppen, da habe ich hier in Lübeck eine sehr gute mit einem tollen Pastor gefunden.

Liebe Grüße
Christian

tatin 29.06.2007 19:31

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Christian!

Danke. Auch dir noch mein herzlichstes Beileid. habe auch deines schon ( fast ) durchgelesen.


Ich schreibe lieber jeden Tag für mich in ein Buch. Finde aber beide Wege ok.

Was die Trauergruppe angeht, glaube ich fast nicht das so junge Leute wie ich ( 29 Jahre) an sowas teilnehmen und mein glauben an Gott ist im moment etwas erschüttert. Habe mir aber sowas auch schon überlegt. Lese jetzt erst mal viel und habe supergute Freunde und Familie. Wir reden sehr viel über meinen Schatz.

Aber eagl was man macht, es macht den Schmerz über den verlust eines geliebten Menschen nicht besser. Es ist halt einfach schwer nun allein zu sein.

Wünsche auch dir weiterhin viel Kraft.

Viele liebe Grüße
Kathrin

schatzi 30.06.2007 08:06

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Kathrin,

gute Freunde, Familie und auch Kollegen (zumindest ich habe dieses Glück) ist schon wichtig, bloss oft können die in der Regel nicht das empfinden, was "Gleichgesinnte" vermögen.

Mir hat die Trauergruppe besonders am Anfang geholfen und tut es natürlich auch noch jetzt. Es gibt da auch eigentlich keine kirchliche Atmosphäre (Beten etc.), der Pastor ist auch gerade ein halbes Jahr älter als ich und das Alter der Teilnehmer ist von - bis.

Ansonsten habe ich die Erfahrung gemacht, dass es mir hilft, wenn ich darüber reden kann, doch dazu muss man häufig die Unsicherheiten bei den anderen ausräumen und das ist z.B. in einer solchen Trauergruppe nicht erforderlich.

So genug für den frühen Morgen, mein Sohn kommt bald.

Liebe Grüße aus dem (noch) sonnigen Lübeck
Christian

tatin 30.06.2007 12:11

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Christian!

Danke nochmals für den Tipp! Ich habe bei uns schon öfters von Trauergruppen gehört. Ich gebe auch zu, mir fehlt da jemand der mich im Moment an die Hand nimmt und mit mir mal da hingehen würde. Bin sowieso mehr fürs isolieren als für alles andere. Obwohl ich genau weiß, das das der falsche Weg ist. Ich bin jetzt noch eine Woche daheim und dann gehe ich wieder arbeiten. Vielleicht habe ich ja bis dahin genug " MUT" gesammelt um mal bei einer Trauergruppe anzumelden.

Ich finde es schön, daß du noch Kinder hast. Dann ist man nicht so alleine und deine Frau lebt noch in den Kindern ein stückchen weiter. Uns war das Glück nicht gegönnt Kinder zu bekommen. Was im nachhinein auch gut so war. Das Kind wäre wenn nicht älter als 1 Jahr und ich stelle es mir auch nicht so toll vor dann alleinerziehend zu sein. Voralem hätten wir nicht so viele Reisen in dem letzten Jahr machen können und das arme Kind wäre auch mehr wegen der Krankheit bei den Großeltern gewesen als bei uns. Es hat also alles irgendwie seinen Grund warum manches einfach nicht sein soll.



@ Shakira

Mir hat in dem Buch gestern Abend, von Frau Wolf, das mit den Bäumen sehr gut gefallen. Irgendwie hab ich mich richtig darin gefunden. Ok, es waren keine 50 Jahre die wir zusammen sein durften, aber immerhin 5 wunderschöne Jahre und dafür bin ich so dankbar.


Heute habe ich wieder einen schweren Tag. Würde nicht später ein Freund von meinem Süßen kommen, um zusammen meinen Schatz zu besuchen, würde ich heute nicht aus dem Bett kommen.:embarasse

Wünsche euch allen noch eine schönen Tag! :winke:

Liebe Grüße
Kathrin

schatzi 30.06.2007 20:53

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Kathrin,

das war ein Mißverständnis.

Meine Frau und ich waren beide vorher schon einmal verheiratet und aus diesen Ehen hat jeder zwei Kinder. Wobei ihre Töchter (23 + 21) mit mir noch in einem gemeinsamen Haushalt leben, wie lange, dass wissen vielleicht die Sterne!
Meine Kinder (18 + 14) leben bei ihrer Mutter und besuchen mich regelmässig.

Meine Frau wollte auch noch ein gemeinsames Kind, was ich zum Glück ausreden konnte, denn wenn ich mir vorstelle, jetzt noch die alleinige Verantwortung für ein ca. 8-jähriges Kind zu haben.

Es ist auch so schon schwer genug, den Alltag zu meistern, obwohl ich ihn derzeit einigermassen im Griff zu haben scheine.

Liebe Grüße
Christian

tatin 01.07.2007 11:47

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Christian!

Ich bin mal gespannt ab wann ich sagen kann, daß ich soweit meinen Alltag wieder im Griff habe.

Im Moment würde ich gerne vor allem flüchten und niemanden begegnen. Ich muß wieder lernen auf Menschen zuzugehen. Mal auch was wieder für mich zu machen. Selbst wenn ich nur ein Eis beim Italiener holen würde, würde ich mich so schlecht fühlen. Ich darf/muß leben und mein Schatz kann all diese dinge nicht mehr machen. Das schmerzt unendlich.

Liebe Grüße
Kathrin

Ach Süßer du fehlst soooooooooooooooo!!!!! Deine Tatin

schatzi 01.07.2007 13:04

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Kathrin,

tue Dir selber ein Gefallen und verkrieche Dich nicht.

Auch wenn es einem schwer fällt, solltest Du Angebote von Freunden und oder Familie (Treffen, Besuch usw.) annehmen. Du hilfst Dir damit und vielleicht sogar auch den anderen, die haben nämlich oft Berührungsängste.

Wenn das mit den Kollegen/Mitarbeitern funktioniert, ist die Arbeit eine Möglichkeit, nicht immer an den Liebsten denken zu müssen, auch wenn z.B. auf meinem Schreibtisch im Büro ein Foto meiner Frau steht.

Und es gibt soviel zu tun, wozu man eigentlich keine Lust hat: Banken, Versicherungen, Finanzamt usw.
"Highlights" sind dann Telefonanrufe, z.B. Versandhaus xy, die meine Frau sprechen wollen. So auch an dem Tag ihrer Urnenbeisetzung passiert.

Genug meiner "Weißheiten"

Fühle Dich gedrückt

Christian

Shakira 02.07.2007 01:00

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Kathrin,

da bin ich wieder - kann mal wieder nicht schlafen. Obwohl ich morgen mal wieder früh aufstehen will. Ist aber echt nicht so einfach.

Was du beschreibst, wie dein Schatz gestorben ist, ist wirklich wunderschön. Wenn schon, dann wünscht man es sich so.
Leider musste mein Schnuckel noch so kämpfen - vielleicht, weil er bis zum Schluss nicht aufgeben wollte, er hat die letzten Kräfte mobilisiert....
es war leider gar nicht schön. Da er keine Luft mehr bekommen hat, konnte er uns nichts mehr sagen, er hatte vor Panik weit aufgerissene Augen. Er lag noch zu Hause im Pflegebett mit Sauerstoffgerät, aber das hatte am letzten Tag nicht mehr so viel gebracht. Wenn ich ihm näher kam, weil ich ihn gern noch einmal umarmt hätte oder ihm den Schweiß von der Stirn wischen wollte, hat er mich weggedrückt, weil er das Gefühl hatte, ich würde ihm die Luft klauen, es war nie genug Luft für ihn da.... abends ist er dann mit der Ambulanz, Blaulicht und Sirene ins Krankenhaus gefahren worden, ich wie eine Verrückte hinter dem Krankenwagen hergerast, hatte noch schnell eine Tasche gepackt. Ab dann ging der letzte 12-Stunden-Kampf los, morgens um viertel vor sieben hat er seinen letzten qualvollen Atemzug getan (unter der Atemmaske) -
seine Mutter wacht bis heute jeden Morgen schreiend auf, weil sie die Bilder aus dem Krankenhaus nicht aus dem Kopf bekommt.
Ich bin da schon irgendwie ruhiger, habe bis jetzt immer versucht, mich damit zu trösten, dass er davon ja nichts mehr mitbekommen hat.
Er hatte keine Schmerzen mehr, hat die Luftnot wohl nur noch äußerlich bemerkt, hatte dann aber keine Panik mehr.

Sein Bild steht auf meinem Nachttisch und er schaut mich mit seinem hübschen Gesicht an - plötzlich tut es wieder so verdammt weh!
Ich hatte eigentlich ein sehr schönes Wochenende, ließ mich von meinen Freunden ablenken, habe aber auch gute Gespräche geführt.
Sein bester Freund hatte gestern Geburtstag, ich habe ihm noch das schöne Bild von ihm geschenkt. Außerdem hatte er die Lieblings-Armbanduhr meines Mannes bekommen; er trägt sie voller Stolz.

Ich habe inzwischen das Gefühl, als ob ein Faß mit einem bestimmten Fassungsvermögen in mir drin wäre. Eine gewisse Zeit kann ich darin Traurigkeit und Tränen sammeln, ohne es nach außen zu lassen, kann nach außen hin fröhlich sein und auch schon wieder ein paar schöne Dinge unternehmen und mich mit Freunden treffen. Dann irgendwann (ich weiß nie genau wann) ist das Fass voll und läuft über - dann muss alles raus.
Wenn das Fass geleert ist, geht es mir für ein, zwei Tage wieder recht gut.
Ich hoffe, dass die Zeitspanne des "Gutgehens" irgendwann wieder länger wird.

Du sagtest, dass du die Geschichte aus dem Buch mit den zwei Bäumen toll fandest - genau, die fand ich auch sehr passend. Es ist jetzt nur die Frage, wie lange es wohl dauern wird, bis man auch wieder Äste auf der "nackten" Seite wachsen lassen kann. Momentan fühle ich mich tatsächlich, als hätte ich Schlagseite oder als ob halt eine Seite ungeschützt wäre...

Hast Du eigentlich körperliche Probleme dadurch?
Ich hatte die erste Woche fast nichts essen können, das geht inzwischen schon wieder sehr gut. Aber ich habe Magenschleimhautentzündung, die ich mit "Nexium" Tabletten im Griff habe. Was ich aber überhaupt nicht im Griff habe, sind plözliche Hautprobleme. Ich bekomme juckende Ekzeme auf der Kopfhaut, fürchterliche rote Stress-Pickelchen auf der Stirn und insgesamt sehe ich einfach nur schlecht aus....tja, da hilft keine Maske und nichts, ich fürchte, ich muss Geduld haben und hoffen, dass meine Haut sich bald wieder beruhigt hat.... immer zu wenig Schlaf in letzter Zeit ist da auch nicht gerade hilfreich...


Für heute drücke ich dich :knuddel: und melde mich die tage wieder.

Liebe Grüße,
Shakira

tatin 02.07.2007 09:25

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Shakira!

Dieses Fass habe ich auch in mir. Es war bei mir am WE am schlimmsten. Was habe ich geweint die Tage ( nun kann ich endlich weinen. Wie ein Schloßhund). Hatte aber auch etwas Ärger. Zum Glück war am We immer mal wieder jemand da und wir sin dann zu Thomas gefahren, spazieren gegangen oder haben Kuchen gegessen.

Was den Tod meines Mannes angeht, konnte man nicht sagen wie lange er noch zu leben hat. Montags habe ich alles für die Pflege zu Hause bestellt, was aber nicht so einfach gewesen wäre, da mein Süßer ja solche Schmerzen hatte. Dazu dreimal die Woche zur Dialyse mußte und dann noch Blut und Thrombos bekommen hatte. Ich glaube alleine die Fahr hätte er nimmer überlebt. An dem morgen als er starb, hat mich der Arzt noch gefragt, ob er nicht in ein KH in unserer Nähe verlegt werden soll. Die haben da auch nicht mit seinem Tod gerechnet. Der Arzt hatte aber auch schon ne Woche vorher zu mir gesagt, das so starke Menschen, wie mein Süßer, manchmal plötzlich streben, wenn sie merken es hat keinen Sinn mehr gegen die Schmerzen und dir Krankheit anzukämpfen.
Mein Mann hat auch bis zum Schluß gekämpft. Er wollte doch so gerne nach Hause, unser Fotos entwickeln lassen, eine Dinge erledigen und er hat Sonntags noch gesagt, daß er bis August fit sein will. Da wollten wir nach Ägypten und voher einen Freund in Südfrankreich besuchen.
Aber die Ärzte haben es nicht so gesagt, aber ich glaube sie haben nachgeholfen und ich bin ihnen dankbar dafür. Sie konnten ihn auch nicht mehr leiden sehen. Ich habe die ganzen Tage auch immer gesagt, jedes Tier wird eingeschläfert, wenn es so voller Krebs ist und vor Schmerzen nur noch schreit. Nur wir Menschen sind dieser verdammten Medizin ausgeliefert. Hört sich vielleicht hart an, ist aber so.

Ich habe meinen Süßen über alles geliebt, aber ansehen müssen, wie er sich vor schmerzen gequält hat, hat mir das Herz gebrochen.Sowas will ich mit keinem Menschen auf der Welt mehr mitmachen müssen und auch ich selber würde bei einer Krebserkrankung mich nicht behandeln lassen.

Habe auch zu Hause Bilder von meinem Süßen verteil. Im Wohnzimmer stehen zwei große Bilder von der Trauerfeier und im Schafzimmer habe ich ein kleines auf dem Nachttisch. Da wir sehr viel gereist sind und auch so immer unterwegs waren, haben wir sehr viele Fotos. Habe mal alle Bilder von ihm und auf denen wir gemeinsam drauf sind in einen Ordner gepackt und werde sie die Tage mal zum entwickeln schicken. Das hat sonst mein Süßer immer gemacht. Nun muß ich mal sehen wie das so gemacht wird.

Was das körperlich angeht, habe ich schon ne Weile vor Sorge und Ängste um meinen Süßen so gut wie nichts mehr gegessen. Die Hautprobleme habe ich auch schon länger. Habe aber auch im Gesicht Pickel bekommen, obwohl ich da eigentlich noch nie Probleme mit gehabt habe.
Es geht nicht spurlos an einem vorbei und das ist auch gut so. Ansonsten würde ich mir gedanken machen.

So nun werde ich mich auch mal richten. Muß noch ein paar Dinge erledigen und mich mit meinen Schwiegereltern treffen.

Fühle dich von mir ganz doll gedrückt:knuddel:

Viele liebe Grüße

Kathrin

Du kamst, du gingst mit leiser Spur.
Ein flüchtiger Gast im Erdenland.
Woher? Wohin?
Wir wissen nur:
Aus Gottes Hand
in Gottes Hand

tatin 02.07.2007 22:56

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
WARUM !!!!!!!!!!!!!:weinen: :weinen: :weinen: :weinen: :weinen: :weinen: :weinen: :weinen: :weinen: :weinen: :weinen: :weinen: :weinen: :weinen: :weinen: :weinen: :weinen: :weinen: :weinen: :weinen: :weinen:

Shakira 03.07.2007 01:11

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Kathrin,

wie schön zu lesen, dass auch andere plöztlich Hautprobleme und Pickel haben, die sonst nichts damit zu tun haben - da fühlt man sich nicht so allein damit. Aber du hast recht, es wäre schon sehr komisch, wenn solche Zeiten spurlos an einem vorüber gehen würden.

Ich würde auch nie mehr in meinem Leben einen geliebten Menschen so leiden sehen wollen - mein Mann hat es alles so stoisch und gut ertragen, hat vergleichsweise nur wenig geklagt. Aber der letzte Tag, das war echt der Horror. Ich bin auch froh, dass die Ärzte dann mit den entsprechenden Medikamenten alles tun konnten, um ihm die Quälerei zu ersparen und es ihm dann im Endeffekt auch leichter gemacht haben, zu gehen.

Du sagst, du kannst nun endlich weinen wie ein Schlosshund - gut so. Es scheint, wenn man nach dem Buch geht, als ob du in die 2. Phase kommst, die Phase der aufbrechenden Gefühle, oder?
Bei mir scheint es ähnlich zu sein - ich dachte immer, ich hätte ihn schon so vermisst und es hätte die letzten fast 3 Wochen schon sehr weh getan, aber das war noch gar nichts im Vergleich zu dem, was ich z.B. gestern Abend gefühlt habe und auch heute den ganzen Tag noch - ich hätte laut schreien können, es tut so verdammt weh!!!!!!!!!!!!!!!!!
Gestern Abend habe ich wieder richtige Magenkrämpfe bekommen, der Schmerz kam von ganz tief unten..... fast kommt es mir so vor, als ob ich mehrere Schichten Schutzwände um mich herum aufgebaut hätte (was auch sicherlich der Fall war, sonst hätte ich ja nicht 4 Jahre mit meinem Schatz mit der Krebskrankheit ausgehalten) und der Schmerz, der von anfang an sicherlich da war, wurde durch diese Schichten gedämpft. Eine nach der anderen Schicht scheint langsam anzufangen zu bröckeln, daher wird der Schmerz immer deutlicher fühlbar. So erkläre ich mir das momentan.

Seit gestern ist ein anderes Gefühl vorherrschend als vorher: Jetzt ist es vornehmlich der Schmerz und das tiefe Mitgefühl für meinen Schatz. Er hat so gern gelebt, er hat so gern gefeiert, getanzt, mal mit Freunden so richtig "die Sau rausgelassen", er hat sich gern bewegt, so gern viel Sport gemacht.
Das alles hat der Krebs ihm kaputt gemacht. Der Primärtumor war ja im rechten Oberschenkel, seit 4 Jahren konnte mein Mann keinen richtigen Sport mehr machen, konnte nicht mehr normal laufen, konnte sich nicht mehr so bewegen wie er wollte und er hätte doch so gern !!!! was hat er oft dieses Bein verflucht! Ich habe am samstag auf dem Geburtstag ein paar Jungs beim Feiern zugeschaut, sie waren alle recht gut drauf, fingen irgendwann an, albern herumzutanzen und die Hüften zu schwingen - prompt musste ich anfangen zu heulen, allein dieser Anblick von ein paar Bewegungen, die mein Mann schon so lang nicht mehr machen konnte, obwohl er soo gern da mitgemacht hätte! Einfach sich frei bewegen können, ohne Schmerzen, ohne Einschränkung, ohne sich Gedanken zu machen, wie man sich am besten hinsezt, damit es nicht wehtut, einfach mal ausgelassen sein können - seit 4 Jahren nicht mehr so gut möglich, seit ca. einem 3/4 Jahr überhaupt nicht mehr möglich.... es tut mir einfach so verdammt leid für IHN, er war ein so toller und herzensguter Mensch, er hätte es verdient, gesund zu bleiben!!

Das wirft die Frage nach dem WARUM auf - warum er, warum musste er das erleiden, warum ich?
Aber eigentlich hatte ich schon vor über 3 Jahren aufgehört, diese Frage zu stellen. Es gibt darauf einfach keine Antwort. Es gibt keinen Grund.
Die Warum-frage kann einen in den Wahnsinn treiben, weil man es einfach nicht verstehen kann, aber keine Antwort bekommen wird, von niemandem.
Niemals. Also besser aufhören zu fragen.

Alles Liebe, Kathrin, bis die Tage!
:pftroest:

tatin 03.07.2007 12:49

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Shakira!

In welcher Phase ich stecke keine Ahnung. Mal in der, mal in der anderen. Ich will mir aber auch von einem Buch nicht sagen lassen, wie ich zu trauern habe. Das Buch ist nicht schlecht. Man sollte aber schon noch seinen eigenen Gefühlen vertrauen.

Was das WARUM angeht. Ich war gestern bei meiner Oma auf dem Geburtstag. Die alten Damen haben ein Taktgefühl wie ein Kartoffelsack. Die haben nur über alte Leuten die gestorben sind, die Krebs hatten, die schwer krank sind usw gelabbert. Das tat sehr weh! Dann fragt man sich doch aller ernstes warum man sich das angetan hat dort hinzugehen. :cry: und auf der Heimfahrt habe ich im Auto mal gebrüllt wie eine bekloppte. Aber es tat irgendwie gut.

Ich komme einfach nicht zur ruhe. Ruhe zu haben, um in mich zu gehen. Ruh zu haben, um meinen Schatz trauen zu können. Ruhe zu haben, mal für mich. Immer ist was anderes und dann noch der Streß mit den Schwiegereltern. Ich komme einfach nicht zur RUHE.

Mein Schatz war auch so ein lebenslustiger Mann. Reisen, unterwegs sein, tanzen ( Disco ), Party, Cocktail schlürfen, Kino, Freunde treffen, chatten............ wie meinte eine Bekannte von ihm. " Er hat jeden Tag seines Lebens versucht mit Leben zu füllen" Das stimmt. Er hat ja lange Schmerzmittel genommen aber das weggehen war immer wichtig. Da hat er lieber etwas mehr genommen. Der alte Partybär :lach2:

Aber egal wie realistisch man ist ( und ich bin ein verdammter Realist ) es ist verdammt schwer einen über alles geliebten Menschen gehen lassen. Auch wenn man weiß, daß es für unsere geliebten Männer besser war und es ihnen da wo sie nun sind bestimmt nur besser geht. Ich freue mich heute schon auf den Tag wo wir uns wieder sehen.

Wurde die Urne von deinem Schatz schon beigesetzt ?

Dicken knuddler von:pftroest:

Kathrin

Liebe dich über alles mein Süßer!!!!!

Leise kam das Leid zu dir,
trat an deine Seite,
schaute still und ernst dich an, blickte dann ins Weite.
Leise nahm es deine Hand,
ist mit dir geschritten,
lies dich niemals wieder los, du hat viel gelitten.
Leise ging die Wanderung, über Tal und Hügel
und uns war’s als wüchsen still, deiner Seele Flügel


Dies stand auf den Trauerbriefen

tatin 03.07.2007 14:25

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Süßer!

Habe eben ganz viele Bilder von dir/uns angesehen. Es tat richtig gut dich lachen und fröhlich zu sehen.:remybussi :1luvu:

ACH DU ! Um es in deinen Worten zu sagen

Deine dich über alles liebende TATIN! :1luvu:

Ganz dicken Knutscher auf deine süßen und weichen Lippen
@ sccccchhhhhhhhhhmmmmmmmmmmaaaaaaaaattttttttttzzzzz zzzzzzzzzzzz@

Und immer sind irgendwo Spuren deines Lebens:
Gedanken, Bilder, Augenblicke und Gefühle. Sie werden uns immer an dich erinnern und dich dadurch nie vergessen lassen.

katchen 03.07.2007 16:33

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Shakira, hallo Kathrin

ich bin seit letzten Jahr Mai hier im Forum für Hinterbliebene (Tread: Erfahrungsaustausch) ich bin 28 und habe meine alles geliebten Thomsen am 10.05.2006 gehen lassen müssen, 18 Tage vor seinem 32 Geburtstag, auch er hatte eine unheilbare Krebserkrankung!!

Seit ein paar Monaten bin ich nicht mehr aktiv nur noch stiller Leser gerade jetzt,wo ich Eure Geschichten höre, denke ich an die Zeit zurück.
Und würde Euch gern ein paar Erfahrungen beisteuern, denn ich habe durch diese Forum Kontakte knüpfen könne die mir auch heut noch helfen, und ich weiß ich bin nicht "Allein".
Mein größtes Problem am Anfang war, zu akzeptieren das für mich Zukunft mit Thomas nicht mehr sein wird und ich in meinem Freundeskreis sah wie Leben gelebt wird in diesem Alter: man heiratet, bekommt Kinder- aber der Tod... ja ich dachte ich wär allein, aber ich habe Menschen getroffen in meinem Alter die Ähnliches durchleben mussten.
Ich gehe auch zu einer Psychologin um mit dem Erlebten fertig zu werden, oder dran zu arbeiten.
Eins weiß ich heute, gut ein Jahr später, Trauer wird nicht besser nur Anders- heut kann ich mich wieder Freuen, es gibt Momente da erscheint es als wär alles "Normal"!!
Aber auch Tage oder Stunden der Trauer in den ich mich ganz aktiv mit dem Erlebten und dem Tod auseinandersetze tretten immer wieder auf. Ich kann an schöne Stunden denken mit Thomsen, an die vielen Reisen die wir gemacht haben.

Eines musste ich aber schmerzlich erfahren das Freundschaften sich verändern und neue Freunde hinzu kommen und das ist gut so.
Erst in so einer Phase des Lebens merkt man wer wirklich zu einem steht!!

Man kann sich Trauer- Arbeit wie die "Besteigung eines Berges" vorstellen- mit Zeiten wo es vorwärts geht aber auch Zeiten wo man zurückfällt- immer in der Hoffnung irgendwann ganz oben anzukommen und eine neue Sicht (Aussicht) zu haben, und die Erinnerung ganz fest im Herzen.
Wo ich jetzt bin weiß ich nicht, doch habe ich noch eine Wegstrecke vor mir und ich weiß ich schaffe es mit Thomsen im Herzen...

Ich wünsche Euch alle Kraft
seit ganz lieb gegrüsst Katchen

tatin 03.07.2007 16:53

AW: Mit 30 Jahren alleine
 
Hallo Katchen!

vielen dank für deine Worte. Es tut gut hier immer mal wieder auch Erfahrungen auch von anderen Leuten hier zu hören, wie sie die Trauerzeit überstanden haben und wie jeder anderst mit dem verlust eines geliebten Menschen umgeht.

Ich habe auch ein paar Leute kennengelernt, die wie du beschrieben, daß das Leben weitergeht. Das man auch mal wieder "normal" leben kann. Das tut auch gut zu wissen, daß es auch mal wieder " bessere" Zeiten kommen.

Warst du in einer Trauergruppe oder bist zu gleich zu einem Psychologen gegangen?

Liebe Grüße
kathrin


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