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31.08.2001 16:58

wie kann ich endlich weinen ?
 
Meine Mutter ist ganz plötzlich an Krebs erkrankt. Mit 68. Dabei werden doch bei uns in der Familie alle steinalt.
Es sieht nicht gut aus. gar nicht gut.
Ich selbst bin erstarrt, kann nicht weinen. Ich habe Angst davor, wie das ist, ohne Mutter zu sein. Ich habe Angst davor, trauern zu müssen.
Ich habe Angst davor, wie das ist, wenn dann nur noch mein Vater da ist.
Ich liebe meine Mutter so und ich merke das leider erst seit ein paar Jahren.
Gerade jetzt gibt sie mir so viel.
Weil ich das alles nicht rauslassen kann, hat bei mir ein Schwindel begonnen, alles dreht sich. Ich kann nicht arbeiten. Ich weiß, ich muß erst den Kummer rauslassen, dann hört der Schwindel auf. Kann mit jemand helfen, wie ich aus dem "Starr-vor-Schreck" rauskomme ?
Alle denken, ich wäre so stark. Wenn ich um hilfe bitte, dann kommt nur, "Es wird schon gut gehen". Was macht IHR in solch einer Sitatuation ?
Bitte helft mit, damit ich endlich weinen kann !!!

03.09.2001 11:49

wie kann ich endlich weinen ?
 
Hallo Alexandra

Erstmals hast Du schon den ersten Schritt gemacht indem Du gewisse Gedanken losgeworden bist und dass Du hierher gefunden hast. Ich weiss nicht wie Du sonst bist was das Weinen betrifft aber ich bin jemand der schnell weinen kann. Zum anderen machst Du Dir zuviele Gedanken übers Weinen. Ich meine jeder verarbeitet doch seine Gefühle auf seine Art und Weise. Ich kenne den Satzt "es wird schon alles gutgehen" nur allzugut und ich habe diesen Satz immer gehasst. Wir sind alle nur Menschen mit unseren Schwächen und Stärken und ich habe herausgefunden, dass Leute die einem immer diesen berühmten Satz gesagt haben einfach selber nicht wussten was zu machen und wie zu helfen. Die sind selber Hilflos wollen es Dir aber nicht zeigen um Dir nicht noch mehr den Mut zu nehmen. Liebe Alexandra sei einfach so wie Du bist, Emotionen lassen sich nicht Erklären oder Trainieren oder Kontrollieren, sie sind einfach da und so wie sie eben sind. Sei versichert, dass in diesem Forum alle zuhören und versuchen auch zu helfen, da wir alle wissen worum es geht. Deine Angst kenne ich und auch ich kann Dir diese Verlustangst nicht nehmen. Ich bin Einzelkind und ich hatte Höllenschiss meinen Paps zu verlieren und das schlimme ist ich habe ihn verloren. Das Leben kann Grausam sein, aber versuche Dich auf die Momente zu konzentrieren die Du mit Deiner Mum verbringen kannst und hör auf auf die Zeit "danach" zu denken. Denn wenn es soweit kommen sollte wirst Du genug Zeit haben Dich mit solch traurigen Gedanken zu beschäftigen. Also wenn Du traurig bist oder was auch immer Du gerade durchmachst, hier kannst Du alles loswerden und keiner wird von Dir verlangen Stark zu sein.

Liebe Grüsse
Billie

04.09.2001 19:34

wie kann ich endlich weinen ?
 
Hallo Eva,

ich weiß, wie Du Dich fühlst. Deine Situation ist so ähnlich wie meine. Meine Mutter ist 66 und auch an Krebs erkrankt. Wir haben uns früher nie Gedanken um irgendwelche Krankheiten gemacht. Es war für mich immer klar, daß meine Mutter sehr alt wird und Ihre Enkelkinder aufwachsen sieht. Und dann der große Schock, Krebs. Wir konnten es zunächst alle gar nicht glauben und waren wie erstarrt. Dann kam die Phase, in der ich immer wieder anfing zu weinen, gar nicht mehr klar denken konnte, da ich mir ein Leben ohne meine Mutter gar nicht vorstellen kann. Dies ist auch heute noch so. Wichtig ist allerdings, egal ob Du weinst oder nicht, Dich aus Deiner Erstarrung zu lösen und vorwärts zu schauen. Ich versuche mittlerweile überall Informationen bekommen. Nach Möglichkeiten zu schauen, die es gibt, um meiner Mutter weiterzuhelfen. Dieses ist für mich eine Möglichkeit, die Situation zu verarbeiten. Ich versuche auch, mich von den Aussagen der Ärzte zu distanzieren, da diese nicht immer richtig sind, und manchmal auch kleine "Wunder" passieren. Nichtdestotrotz bin ich mir schon bewußt, daß die Zeit mit meiner Mutter begrenzt ist. Deshalb nutze ich diese so intensiv wie möglich. Ich hoffe, für Dich und Deine Familie, daß Euch noch viel gemeinsame Zeit mit Deiner Mutter bleibt, die Ihr zusammen genießen könnt

05.09.2001 10:23

wie kann ich endlich weinen ?
 
Hallo Alexandra,
auch von mir ein paar vielleicht tröstende Worte. Ich finde es schon hilfreich, zu wissen, dass noch viele andere Menschen in unserer Situation sind. Meine Ma ist 58 und hat vor 6 Wochen erfahren, dass sie Krebs hat. Von Zeiträumen reden die Ärzte nicht, aber davon, dass die Krankheit nicht mehr heilbar und auch nicht operabel ist. In den ersten Tagen war ich auch in einem Schockzustand, habe mir die Augen ausgeheult, sobald ich von meiner Mutter weggegangen bin: im Auto, beim Einkaufen, zu Hause, nachts usw. Ich bin dann erst noch zur Arbeit gegangen, habe mir aber mittlerweile unbezahlten Urlaub genommen, da ich mich überhaupt nicht mehr konzentrieren kann.
Ich kann Dir auch nur empfehlen, alles für Deine Ma zu tun, sie zu unterstützen, versuchen, für sie da zu sein. Meine Mutter ist ziemlich geschwächt von der Chemo, aber selbst ein kleiner Spaziergang mit ihr ist schon ein Riesenerlebnis...
Also, weiter tapfer bleiben, mit dem Weinen ist ja kein "Muß", das kommt schon eines Tages von selbst.
Alles Gute, Sabine

05.09.2001 23:05

wie kann ich endlich weinen ?
 
Hallo Alexandra,
wenn das mit dem Weinen nicht geht und Du meinst, da muss unbedingt etwas raus aus Dir, damit der Druck weg geht, dann versuch´s doch mal mit Schreien. Ich hatte auch diese Phase, wo ich das Gefühl hatte, ich bin total erstarrt, ich habe sogar das Gefühl gehabt, mein Gesicht ist eine Maske aus Stein. Geholfen hat mir dann, z. B. abends im Auto, wenn mich keiner sehen konnte (ich bin ja schließlich ein gut erzogenes Mädchen), so laut ich konnte zu Schreien und zu fluchen. Es hat so gut getan, Dampf ablassen zu können. Vielleicht ist das ja auch was für Dich. Auf jeden Fall musst Du wissen, dass jeder Mensch anders mit seiner Verzweiflung und Trauer umgeht und es ist O.K. so. Hier jedenfalls wird Dir keiner mit diesen Floskeln kommen "Das wird schon wieder" und so.
Dir und allen anderen hier wünsche ich viel Kraft und vor allen Dingen die Kraft, noch lachen zu können.
Andrea

30.09.2001 23:10

wie kann ich endlich weinen ?
 
Das mit dem weinen kommt noch ich dachte auch das ich stark genug währe aber das ist nicht so. Mein Vater (49) ist ganz plötzlich an krebs erkrankt und es war noch eine von diesen schnell Wagsehnen arten. jetzt ein paar Wochen später ist mein Vater eben ins Krankenhaus gekommen
Und die Ärzte geben ihm nur noch betäubungsmittel damit er nicht mehr so große schmerzen hat dis er von uns geht was in ein paar tagen wahrscheinlich sein wird, und glaube mir dann machst du dir noch mehr gedankten warum unsere Ärzte nix gegen diese scheiß verdammte krankheit finden können!!!!!! Gez.Rudy (20)

14.10.2001 20:57

wie kann ich endlich weinen ?
 
Da ist etwas dran. Zu mir sagt auch jeder,das schaffst Du schon. Du bist stark genug. Ich selber weiss aber, daß es nicht so ist. Aber man ist stark für den Partner der so krank ist. Für die Familienangehörigen. Nur an sich selber denkt man nicht. Bis du selbst nicht mehr kannst. Wenn Du Angst bekommst und dir diese Angst die Luft abschneidet und dir die Brust schmerzt weißt du " nein ich bin nicht stark! Ich habe Angst und mit dieser Angst muss man versuchen zu leben. Du verlierst Freunde in dieser Zeit aber man findet auch heraus welche Freunde echt sind. Ich wünschen allen hier die Kraft die sie brauchen . Tanja

16.10.2001 21:00

wie kann ich endlich weinen ?
 
hallo ihr lieben
bei mir klappt es im Moment leider zu gut mit dem Weinen, ich fühl mich total erschöpft. Mein Vater(52) hat Darmkrebs mit Metastasen in Leber, Niere und Gehirn. Vor einer Woche ist er noch einmal in die Toskana gereist, jetzt kann er nicht mehr laufen, essen- ist, wenn er zum hundrtsten Mal aus dem Krankenhaus kommt ein Pflegefall. Doch lange wird es nicht mehr gehen, bis er sich ganz von uns verabschiedet. Das mit dem Weinen kommt von ganz alleine- ich konnte es am Anfang auch nicht.
Haltet durch und passt auf euch auf!!
Grüße Sonja
@ Rudy: wie geht es bei dir jetzt so? Dien Fall ist wohl recht ähnlich.

16.10.2001 23:05

wie kann ich endlich weinen ?
 
Ja Sonja bei mir war es genau so
Wo ich diesen eintrage über meinen Vater gemacht hatte da bekam ich kurz vorher von unserem Hausarzt gesagt das er nicht wiederkommen würde, und da war ich schon nervlich ziemlich am ende.
Meine Schwester ist mit ins Krankenhaus gefahren und ist die ganze nacht bei ihm geblieben.
Die Ärzte haben ihn mit Drogen vollgepumpt (wegen den schmerzen) so das er nur noch leicht nach Luft ringend und mit offenen Augen da lag.
Man meinte er bekämm nichts mehr mit was so in seinem umfehlt passierte wenn man in da so liegen sah, aber meine Schwester sagte er hätte sich die ganze nacht an seinem Ehering gespielt.(Er hat wahrscheinlich an mein Mutter gedacht)
Als ich dann am nächsten tag mit meiner Mutter ins Krankenhaus kam lag er immer noch so da, ich konnte mir das einfach nicht anschauen, wie hilflos er da lag. Darum bin ich dann nach hause gefahren damit meine Großeltern zu ihm konnten doch als sie am Krankenhaus ankamen war mein Vater schon von uns gegangen
Er ist gestorben kurz darauf wo ich mit meiner Schwester das Krankenhaus verlassen habe und er mit meiner Mutter alleine war.
Es war fast so als hätte er darauf gewartet das meine Mutter meine Schwester und ich noch ein letztes mal bei ihm waren um sich dann alleine mit meiner Mutter zu verabschieden das passierte ungefähr 12 stunden nach dem eintrage in dieses Forum und selbst wenn es jetzt schon 2 Wochen her ist beim schreiben dieses Textes kommen mir immer wieder die tränen den nächste Woche Montag wird er beerdigt denn sein letzter Wunsch war es verbrannt zu werden und das dauert einige zeit
Aber Sonja gib die Hoffnung nicht auf ich wünsche dir das mit deinem Vater alles gut geht und das dir nicht so schnell das gleiche Schicksal passiert wie mir ich kann dir nur sagen nutze die tage mit deinem Vater es kann so schnell gehen(leider) aber vielleicht hast du ja mehr glück ich wünsche es dir.
Bestell deinem Vater gut Besserung von mir!!
P.s. ich habe aber gelernt das die zeit wo man genau weis das der tag kommen wird schlimmer ist als die zeit wo man weis das er sich nicht mehr quellen muss.
Das das leider kein Trost aber aber ich denke immer an die schönen Momente zurück die ich mit meinem Vater hatte und das hilft mir ein wenig.
Gez.Rudy

16.10.2001 23:39

wie kann ich endlich weinen ?
 
bei uns sieht es auch so aus, als ob alles demnächst ziemlich schnell gehen wird.
Wenn die Krankheit innerhalb einer Woche so einen schub macht, ist ads kein gutes Zeichen.
Ich habe die ganze Zeit versucht alles zu verdrängen, und muss mich jetzt ziemlich stark mit allem auseinandersetzten.
Leider habe ich nicht wie du eine Schwester, ich denke Geschwister helfen einem sehr die Last zu tragen und man teilt sein Leid. Da sie genauso betroffen sind verstehen sie einen am besten- was Freunde, die so etwas erlebt haben nicht nachvollziehen können.
Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute und hoffe du lässt hier ab und zu was von dir hören!
Sonja

17.10.2001 13:09

wie kann ich endlich weinen ?
 
Liebe Eva

Ich habe auch eine sehr enge Beziehung zu meiner Mama gehabt, sie ist im Alter von 51 Jahren an Krebs gestorben. Die Zeit war nicht leicht für uns alle aber wir haben uns sehr bemüht die Zeit die uns noch geblieben war zu nützen. Ich habe alles für sie getan, alles was sie sich gewünscht hat habe ich ihr erfüllt. Die letzten drei Wochen war sie im Krankenhaus und da war ich jeden Tag von 10.00 bis 20.00 Uhr bei ihr. Ich habe sie geduscht weil ihr das lieber war, ich habe sie gefüttert, ich bin mit ihr raus gefahren einfach alles wozu sie Lust hatte habe ich mit ihr gemacht. Jetzt ist es fast 2 Monate seit sie gestorben ist und es ist eine schwere Zeit ohne sie. Ich bin erst 21 aber ich weiß was sie sich für mich gewünscht hat und ich werde ihr auch diese Wünsche erfüllen auf dieses Art und Weise fällt es mir leichter mich damit abzufinden daß sie nich mehr da ist. Immer wenn ich sie vermisse denke ich daran wie glücklich wir miteinander waren und die Tatsache daß wir nie gestritten habe mach es mir noch leichter.
Na ja jetzt schreibe ich so lange und bin noch immer nicht zum Punkt gekommen, was ich dir sagen wollte ist eigentlich." Tue alles für deine Mama, erfülle ihre Wünsche und genieße die restliche Zeit. Unternimm etwas mit ihr alleine etwas worauf du dich nachher mit einem Lächeln in deinem Gesicht erinnern kannst, schenke ihr etwas was sie gerne hat(Blumen, Süßes...), sage ihr vor allem wie sehr du sie liebst und wenn dann wirklich die letzte Zeit gekommen ist dann lasse sie nicht alleine im Krankenhaus davor fürchten sich alle.

17.10.2001 22:16

wie kann ich endlich weinen ?
 
Antwort an Sonja
Sicher werde ich noch öfters von mir hören lassen und wenn du jemanden zum reden brauchst dann kannst du mir auch eine E-Mail schreiben
(Rudy01@t-online.de) des weiteren wünsche ich dir und natürlich auch deiner Familie alles Gute.

08.11.2001 17:11

wie kann ich endlich weinen ?
 
Liebe Eva
Glaube mir , das Weinen kommt. Egal wann und wo.Versuch nicht alles in dich hineinzufressen , rede darüber.Das hat mir gut getan.Ich habe meinen Mann verloren- erst vor kurzem.Wenn ich mit Freunden zusammensitze weinen und lachen wir gemeinsam und schwelgen in Erinnerungen.Ich wünsche die alle Kraft der Erde , du wirst sie brauchen. Margit

25.11.2001 18:52

wie kann ich endlich weinen ?
 
Weinen ? Ich 27 Jahre, habe meine Mutter 37, und meinen Mann 31 verloren. Beide hatten die gleiche Tumorart.(adeno karzinom) Mein Mann hatte vor mir seine voherige Freundin an Brustkrebs verloren. Ich fühle mich so einsam und nichtverstanden und habe Angst vor der Krankheit
Mein Mann ist jetzt 10 Monate tod, ich vermisse ihn so sehr.
Ich habe durch die Krankheit und Trauer viele Menschen verloren, weil sie damit nicht klar kamen.Es tut verdamt weh einen Geliebten Menschen gehen zu lassen, doch es tut auch weh, wieviele vor Krankheiten und vor Trauer angst haben und sich lieber distanzieren.
Es tut weh!!Ich habe wenig geweint, Fühle mich oft wie gelähmt, kann nicht sprechen und fühle mich oft krank. Ich warte jetzt auf eine Kur. Ich hoffe sie kommt durch!!!!! Würde mich über Kurerfahrungen gerne austauschen!
lieben Gruß
Nicole

27.11.2001 22:52

Kur ???
 
Auf eine Kur hoffe ich irgendwie auch, meine Mama habe ich jetzt ein paar Monate gepflegt, was ich sehr gern getan habe, ja, sogar noch liebend gern einige Zeit weiter getan hätte...
Nun ist sie vergangenen Mittwoch gestorben, was ich noch gar nicht fassen kann. Ungewöhnlicherweise geht es mir jetzt einigermaßen, vielleicht nur wegen der ruhigstellenden Medikamente, die ich bekommen habe !
Ich weiß nicht, wie ich wieder den Alltag bewältigen soll/ kann u. wieder arbeiten gehen soll. Ich kann an nichts anderes mehr denken, meine Ma wäre übermorgen erst 59 Jahre alt geworden !!! Ich bin erst 30 und wollte ihr noch so viel "bieten"...

Wie geht es nun weiter ? Ich kann mich doch nicht ewig krank schreiben lassen...

Gruß an alle, Sabine

28.11.2001 11:22

wie kann ich endlich weinen ?
 
Hallo, Sabine,
ich kann dir genau nachfühlen, wie's dir geht. Mein Paps ist auch erst vor 14 Tagen gestorben - er wäre in ein paar Wochen 70 geworden. Auch ich war die letzte ständig bei ihm. Obwohl ich weiß, daß es führ ihn selber besser war - sein Leid war fürchterlichen und ich so hilflos - würde ich alles geben, wenn er noch da wäre. Ich kann einfach nicht fassen, daß er für immer und ewig weg sein soll! Ich habe ihn geliebt und hätte noch so gerne so viel mit ihm unternommen - er wollte noch einiges tun, bevor er für immer geht. Ich konnte ihm die Wünsche nicht mehr erfüllen, da er dann immer schwächer wurde. Es ist hart, denn ich finde, daß ich egoistisch bin. Ich weine, weil ich ihn verlohren habe, obwohl es ihm selber jetzt sicher besser geht. Und ich weiß auch, daß ich meinen paps irgendwann im anderen Leben wiedersehe. Du brauchst jetzt viel Kraft und ich wünsche sie Dir vom ganzen Herzen! Du wirst sehen, auch wir können irgendwann wieder lachen, denn das Leben geht weiter - es ist leider unser Los, Schicksal, Kismet, Charma - nenne es, wie Du willst. Kopf hoch und alles Gute und Liebe schickt Dir aus Wien, Claudia

28.11.2001 11:39

wie kann ich endlich weinen ?
 
Hallo Sabine,

ich kann Dich ja so gut verstehen. Ich habe am 23.08.01 meinen Dad an Lungenkrebs verloren. Es ging alles so schnell. Innerhalb von 14 Tagen zum schwersten Pflegefall und dann das Ende. Wir hatten nicht mal die Zeit richtig Abschied zu nehmen. Ich wollte ihm noch so viel sagen, so viel mit ihm erleben, aber.... Auch ich wusste danach nicht, wie es weitergehen soll. Mein Dad war 65 Jahre alt, auch kein Alter. Gerade mal Rentner geworden, und dann die Krankheit....
Medikamente habe ich strikt abgelehnt, weil die auch nichts an der Situation ändern. Früher oder später kommt dann das Loch, in das Du fällst, was aber normal ist. Durch meine Familie und meinen Freund bin aus dem tiefen Loch wieder rausgekommen. Sicherlich hast Du auch eine Familie und Freunde die Dir beistehen. Nur, Du musst es zulassen. Ich war zu Anfang auf erst auf Abstand, aber man braucht die anderen.
Der Alltag holt einen unweigerlich irgendwann ein. Ich bin schon nach einer Woche wieder arbeiten gegangen. Meine Kollegen waren alle so lieb, und sprachen mich gar nicht drauf an, was unwahrscheinlich toll war. Denn wenn 30 Leute einem sagen wie schrecklich leid es ihnen tut, das hilft einem überhaupt nicht. Ich habe dann geweint, wenn ich zu Hause war. Und wurde von meinem Freund getröstet, der seinen Opa an Lungenkrebs verloren hat.

Weißt Du, ich bin auch erst 28 Jahre alt, und brauche meinen Dad doch noch. Es gibt so viele Situationen, in denen ich ihn brauche..... Er fehlt mir so sehr!

Liebe Sabine, es tut mir wirklich schrecklich leid wegen Deiner Ma. Aber Du musst auch nach vorne sehen, denn so hätte es doch Deine Ma auch gewollt, oder? Ich weiß, ich kann gut reden, schließlich ist es bei mir schon 3 Monate her. Aber glaube mir, es geht auch wieder bergauf.

Kopf hoch und alles Liebe

28.11.2001 21:57

wie kann ich endlich weinen ?
 
Hallo Claudia und Ruth,
danke für Eure tröstenden Worte, es hilft sehr, zu lesen, wie andere mit der Situation umgehen.
Klar habe ich liebe Menschen um mich herum, die mir helfen. Mein Freund umsorgt mich die ganze Zeit, ist auch während der Pflegezeit immer da gewesen für uns.
Bei anderen Freunden und Bekannten stellt sich nach und nach heraus, wer die wahren "Freunde" sind, von einigen bin ich sehr enttäuscht... von anderen dagegen positiv überrascht, wie sehr sie sich kümmern !

Nun ist "es" genau eine Woche her und ich wundere mich, dass ich noch nicht wieder zusammengebrochen bin wie direkt nach Mama's Tod ! Manchmal komme ich mir schon zu locker vor und habe Angst, dass bald ein Riesenloch kommt, in das ich falle...

Scheinbar geht es irgendwie weiter, wahrscheinlich kommen die Zusammenbrüche erst, wenn gewohnte Situationen aufkommen, wo sie einem besonders fehlt.
Morgen hat sie Geburtstag, zum ersten Mal in meinem Leben habe ich kein Geschenk für sie besorgt, das ist schon ein ziemlich komisches Gefühl, vor morgen habe ich auch Angst. Ein paar Leute haben mein Pa und ich aber trotzdem eingeladen, die, die sie auch gern um sich gehabt hätte, wie jedes Jahr...

Danke Euch nochmal,
Gruß, Sabine

29.11.2001 10:17

wie kann ich endlich weinen ?
 
Hallo Sabine,

ich finde es absolut i. O., das Ihr trotzdem an dem Ehrentag Deiner Ma zusammensitzen wollt. Mein Pa hätte 3 Wochen nach seinem Tod Geburtstag gehabt, und wir haben uns wie jedes Jahr getroffen, gegessen und getrunken, so wie er es gewollt hätte. Sicher, es war ganz anders und ungewohnt, aber auch schön. Für mich wird sein Geburtstag immer ein besonderer Tag sein.....

Ob Du Zusammenbrüche erleben wirst, kann ich Dir nicht sagen. Ich weiß nur aus eigener Erfahrung, dass es immer wieder Situationen gibt, wo man am liebsten zum Telefon greifen will, um einfach zu fragen: Du, sag mal.... Und die Erkenntnis, dass ich nicht mal eben anrufen kann, haut mich jedesmal wieder um, und macht ersichtlich, dass es endgültig ist. Ich kann und will es noch nicht so richtig begreifen. Verstehen, werde ich es wohl nie, warum mein Pa sterben musste (so früh).

Klar, wahre Freunde wirst Du wenige haben, da alle anderen sich zurückziehen. Ich habe es am eigenen Leibe erlebt. Nur die, die sich nicht melden, muss ich auch mal in Schutz nehmen. Sie wissen nicht, wie sie mit einem umgehen sollen, da sie merken, dass es uns besch... geht, und vor allem wie sie mit uns umgehen sollen. Jetzt drei Monate später haben sich einige Bekannte gemeldet und sich entschuldigt. Kann ich mit leben, aber Freunde sind es trotzdem nicht mehr, halt nur noch Bekannte.

Liebe Sabine, habe keine Angst vor dem morgigen Tag. Du hast Deinen Freund, Deine Familie. Ihr werdet das schon zusammen durchstehen. Unsere Familie ist durch Papas Tod nur noch enger zusammen gekommen, was auch schön ist. Wir zicken nicht mehr über kleine Sachen rum, sondern reden ganz normal über Streitigkeiten, und beheben Probleme gemeinsam. So, wie Pa es immer wollte......
Aber ich habe auch Angst. Angst vor Weihnachten. Das erste Jahr ohne Pa. Ich denke, da wird noch mal alles in einem hoch kommen. Aber gemeinsam schafft man das.

Mir haben die Seiten im Forum sehr geholfen, und möchte sie auch nicht mehr missen.

Also, liebe viele Grüße und eine Umarmung schickt Dir


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