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mein Sohn hat Panikattacken
Hallo :)
seit meiner Diagnose (Gebaermutterhalskrebs FIGO IIIb ) hat mein Sohn (17 Jahre) , der eigentlich vor Gesundheit nur so strotzte - gesundheitliche Probleme. Im Moment ist er nicht bei mir zu Hause, sondern bei Verwandten, um noch ein bisschen Ferien zu haben - aber offentsichtlich war es keine gute Idee. :( Gestern nacht mussten sie mit ihm zum Notdienst ins Krankenhaus - die Lunge schmerzte - er bekam keine Luft. Die Aerzte fanden nichts und haben ihn an einen Psychologen (?) Psychiater (?) ueberwiesen. Claudio erzaehlte mir, dass der ihn gefragt hat, ob er Drogen nimmt oder sich selbst verletzt ! Natuerlich ist das nicht der Fall. Dann hat er erzaehlt, was ihn bedrueckt (meine Krankheit mit der schlechten Prognose) - und nun bekommt er irgendwelche Psychopharmaka - die ihm, wie er am Telefon sagte - gut helfen. Was denkt ihr ? Soll ich ihn schnell wieder nach Hause holen ? Soll ich nicht mehr so offen mit ihm ueber meine Krankheit sprechen und wenn, dann immer absolut positiv sein, um ihm die Angst zu nehmen ? Ich weiss nicht, was tun - mit mir selbst komme ich ganz gut zurecht, aber dass mein Sohn so leidet, macht mich einfach verrueckt. Hat jemand aehnliches durchgemacht und kann mir raten ? |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
liebe nikita!
das sind die momente, bei denen ich sooo wütend werde auf diese krankheit. nicht, dass sie uns schon den boden wegzieht, nein, sie haut rein in das leben unserer liebsten, egal ob mann oder kinder, geschwister oder eltern... es ist traurig zu lesen, wie sehr es deinen sohn beschäftigt. traurig, aber auch vollends normal. nur nun mußt du überlegen,wie du ihm helfen kannst. vielleicht wäre eine therapie oder zumindest ein paar gespräche bei entsprechenden experten richtig? wir haben hier in hamburg ein team, das eigens zuständig ist für kinder aus familien, in denen ein elternteil schwer erkrankt ist. ich weiß nicht, wo du wohnst, vielleicht kannst du ähnliches bei dir ausfindig machen? ich denke, das wäre ein guter weg. sollte aber ein onkologisch ausgebildeter therapeut sein, weil ich denke, die wissen doch am besten, worum es geht. ich selbst habe auch kinder und der 13jährige hat ganz doll probleme mit meiner erkrankung (rektum-ca). er kann manchmal am unterricht nicht teilnehmen, weint in der schule, hat dort aber eine lehrerin gefunden, die sich immer um ihn kümmert und ich werde informiert, damit wir alle eine auffangeinheit bilden können. ich habe bemerkt, daß ihn das sehr streßt, wenn ich untersuchungen habe, deswegen sage ich es ihm nicht. die MRTs und so mache ich meistens am vormittag,dann ist er nicht da. das klappt nun besser. ich sage nichts mehr über meine ängste, die bespreche ich nur mit meinem mann und geschwistern, mit den kindern teile ich nur positive aspekte. ich wünsche dir alles beste für dich und deinen sohn, hope |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
liebe hope :) und liebe Talem :)
vielen Dank fuer euren liebe Worte. ich habe heute wieder mit meinem Sohn per Handy sprechen koennen - und wir haben ausgemacht, dass er am 9.September wieder nach Hause kommt. Die Roentgenaufnahme der Lunge war o.k. und Claudio scheint erleichtert zu sein. Dann nimmt er ja nun diese Glueckspillen (keine Ahnung, was ihm der Arzt da verschrieben hat ), aber wie es scheint, hat sich der "Kleine" wieder gefangen (wenigstens auesserlich) Ich werde es so machen - nicht mehr alles so vor ihm ausbreiten, was die Krankheit betrifft. Zumal es mir gut geht , wirklich, kaum zu glauben, bei FIGO IIIb und ohne Operation (nur aggressive Radio + Chemo, da der Tumor schon zu gross zum operieren war) Dazu kommt, dass ich selbst innerlich die Krankheit "angenommen" habe - und so nicht als Haeufchen Unglueck dastehe. Im Gegenteil: am 1.Oktober ist mein 1.Arbeitstag :D Seid lieb umarmt und fuer die euch + Kinder (hope hat 6 nicht wahr ? ) ALLES GUTE. Es ist, wie ihr sagtet, nicht nur, dass wir vor Angst durchdrehen, nein, dass ist nicht so schlimm, weil man es aus sich heraus steuern kann, aber wenn die Kinder leiden, ihnen die Luft zum Atmen fehlt, dann ueberkommt mich das grosse Heulen. Scheiss Krebs !!!! |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Liebe Nikita!
Ja, das ist das Schlimmste an dieser Krankheit. Ich beschreibe sie immer als Tsunami, der mich traf, dessen unglaubliche Wellen aber auch viele Menschen um mich herum aus der Bahn rissen... Ja, ich habe 6 Kinder. Und mein Mutterherz ist manchmal soooo wahnsinnig traurig, so verzweifelt... Dann kann ich meiner kleinen "Prinzessin" (2) nicht mal beim Tanzen im Ballettkleidchen mit hochgesteckten Haaren zusehen, ohne daß mich der Schmerz und die Liebe so zerreißen. Ich kann dann kaum atmen... Ich wünsche Dir, daß Du weiterhin soooo gut drauf (mir fällt kein besseres Wort ein) bleibst, so optimistisch und vor allem gesund und daß Du einen Weg für Euch findest, in dem jeder seine Chance hat, diesen Wahnsinn irgendwie ein wenig zu verstecken, zumindest ein bißchen.. Sei lieb umarmt, hope:winke: |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Liebe hope :)
das Wort "verstecken" ist wahr - ich verdraenge die Krankheit, sozusagen als Selbstschutz und es klappt bis jetzt ganz gut. Die Familie macht das gleiche - und da ich ja auesserlich nicht krank aussehe , wieder arbeiten gehen werde und auch sonst einigermassen normal lebe, scheint es nicht schwerzufallen. Doch der Schein truegt - wie man an meinem juengsten Sohn sehen kann. Wenn die Seele erkrankt, sucht sich der Koeper einen Weg, um die Verzweiflung anzuzeigen..... Mein anderer Sohn, der in Prag Medizin studiert, kann wohl besser damit umgehen (Jedenfalls kommt es mir so vor). Am Samstag muss er wieder zurueck nach Prag, wir werden uns ein Jahr nicht sehen. Als ich im Maerz die Diagnose erfuhr, wollte er glatt sein Studium unterbrechen, um mich zu pflegen ! Das habe ich natuerlich nicht zugelassen. Es ist ein privat zu bezahlendes Studium - ich bezahle es , schon allein deshalb muss ich leben - und arbeiten ! Gestern nacht haben wir stundenlang ueber Arzt-Ethik gesprochen. Ihm kann ich erzaehlen, was sich in der Klinik so abgespielt hat. Sein Schutzschild ist wohl das Medizinstudium. Ich muss immer laecheln, wenn er seine "Arztmiene" aufsetzt und mir ganz sachlich Dinge aus dem KH (mit welchem die Karls Universitaet arbeitet) erzaehlt. Er will aber spaeter nicht in die Onkologie , er will Kinderchirurg werden. Jeder hat so seine Strategie, damit umzugehen, dass ich krank bin. Ich gehe auch relativ sachlich mit der ganzen Geschichte um . Nun hoffe ich, dass die "Glueckspillen" Claudio helfen. Ich bin zwar kein Verfechter solcher Medikamente, aber in diesem Fall ist es wohl ganz gut, wenn er sie nimmt . |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Hallo,
ich bin 20 Jahre alt und war 17 als meine Mutter die Diagnose Brustkrebs bekam. Also auch gerade im "Umbruch",mitten in den Schulabschlussprüfungen, Führerschein etc. - der Schritt in ein neues Leben vom Jugendlichen zum Erwachsenen. Es war in meinen Gedanken immer die Zeit,in der ich all das erreichen konnte wovon ich immer geträumt hatte. Und dann wurde Mama krank. Ich habe seit meinem 12 Lebensjahr schon Probleme mit mir selbst, d.h ich verletze mich selbst und habe Depressionen (ich nehme Antidepressiva,und habe die Depressionen ganz gut im Griff) , ich fühle mich schuldig für alles was passiert [ist]. Ich kenne das Verhalten von deinem Sohn nikita1 , von mir. Ich hatte auch nie koerperliche Beschwerden,seit der Erkrankung meiner Ma habe ich sie und die Ärzte finden nichts. Vielleicht ist es Selbstschutz? Vielleicht ist es die Angst? Ich glaube es ist schwer,die richtige Basis zu finden. Ich möchte das meine Mutter mir alles erzählt,ich will alles wissen und zwar die Wahrheit oft habe ich das Gefühl sie tut es nicht und das halte ich kaum aus. Ich arbeite in der Pflege und habe daher auch ein bisschen Fachwissen so dass ich das auch ein bisschen einschätzen kann. Das kann von Vorteil sein...,aber nicht immer. Es ist die Angst,die mich zerfrisst,die Angst um Mama,um mich,um unsre Familie. Mit wem sollen wir darüber sprechen ? Freunde in unserem Alter haben dafür wenig Verstaendnis,die Familie und gerade die Betroffene wollen wir nicht belasten. auch wenn wir das oft nicht zeigen,aber ich fuer meinen Teil denke taeglich daran das Mama Krebs hat. Du schreibst dein Sohn nimmt keine Dorgen und verletzt sich auch nicht selbst. ich glaube dir das,aber achte auf ihn. Ich kenne die Verzweiflung und weiss,wie man sich Erleichterung schaffen will. alles,alles Gute euch allen! Y. |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Liebe Ylva :)
danke, dass du hier meinem Thread deine Gedanken und Gefuehle als Kind dargestellt hast - so kann ich meinen Sohn besser verstehen. Die Angst frisst die Seele auf und es ist nicht nur die Liebe zum Kranken, sondern auch die Angst, was wird, denn mit 17 sollte man eigentlich andere Probleme haben, wie Liebeskummer oder Wut wegen einer schlechten Note. Das unbeschwerte Dasein des Seins hat sich in Luft aufgeloest, wenn die Mama ihre Papiere ordnet, Kontonummern rausgibt und sonst alles organisiert, fuer den Notfall. Sich selbst verletzen oder Drogen nehmen - das macht er nicht - sein Koerper reagiert mit dem nicht atmen koennen auf all den Stress, den er durchmacht. Dazu hat er sich vor drei Monaten entschlossen, Vegetarier zu sein und zieht das auch konsequent durch. Er ist phsychisch sehr stabil , nur dass eben die Seele und der Koerper angesichts der Angst im Unterbewusstsein rebelliert. Ich war eigentlich immer ganz erleichtert, wie er alles wegsteckte - aber wie gesagt, ganz so leicht scheint es doch nicht fuer ihn zu sein - sonst haette er ja nicht diese Panikattacken. Jeder findet wohl ein anderes "Ventil", um den Schmerz zu veraerbeiten. Hast du schon Hilfe gesucht/angenommen, was die Selbstverletzungen betrifft ? Ich koennte mich nicht selbst verletzen, dazu habe ich viel zu viel Angst vor Schmerzen, selbst eine harmlose Spritze im KH laesst mir die Haare zu Berge stehen.:rotier2: Es gibt Dinge im Leben, mit denen man fertig werden muss, manchmal "gegen sich selbst" . Man lebt nur einmal, und sollte das beste draus machen , seit meiner Krebserkrankung ist es mir wieder einmal mehr bewusst geworden. Mit Claudio werde ich sprechen, wenn er aus den Ferien kommt und werde versuchen, wenn ich dann wieder arbeite, dass Normalitaet in unser Leben einkehrt . Leicht wird das nicht, denn die Krankheit verfluechtigt sich nicht so einfach, aber versuchen muss man es. http://www.virus-protect.org/artikel...r/claudio1.gif |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Liebe Nikita,
ich glaube einfach,dass die Kinder von Betroffenen über die Angst nicht reden können und sich somit Ventile zum ablassen der Angst suchen. Man ist hilflos,weil das starke Elternteil,dass sich um alles gekümmert hat,dass immer da war um Halt zu geben plötzlich all das nicht mehr macht. Plötzlich ist man "erwachsen" muss stark sein,weil man stützen möchte...und nebenbei hat man all die alltäglichen Sorgen,Nöte und Freuden die man in diesem Alter eben hat. Seit der Erkrankung meiner Mutti hat sich mein ganzes Leben verändert,ich habe mich verändert. Ich denke und fühle anders und lebe auch anders. Ich bin ernster geworden und nachdenklicher. Und stärker obwohl ich schwach bin. Inzwischen ist meine Angst nicht mehr soo schlimm wie in der akuten Phase. Aber immerda. Vorallem eben vor den Nachsorgeuntersuchungen. Und gegen die Angst ist man machtlos. Für Kinder ist es das schlimmste was es gibt,mit ansehen zu müssen wie das Elternteil leidet. Und ich habe meine Mama erlebt,während der Chemo,der OP,der Tag als sie die Diagnose bekam war der schlimmste,dachte ich und dann wurde es immer schlimmer. Plötzlich musste ich meiner Mama Halt geben. Von einem auf den anderen Tag. Ich finde auch,dass es zuwenig Hilfe für Kinder von Betroffenen gibt. Vielleicht bin ich nicht ausreichend informiert,aber bisher habe ich nur von Hilfe für Mütter mit kleinen Kindern gehört. Klar gibt es Psychologen die darauf spezialisiert sind aber ich habe damals eigentlich etwas anderes gebraucht. Kontakt zu Kindern/Jugendlichen denen es genaus geht um sich auszutauschen,dazu eine gute Betreuung und mal ein anderes Umfeld. Vielleicht gibt es das ja in großen Städten?! Bei uns nicht. Alles Gute Y |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Liebe Ylva :)
ja, so ist es : die Eltern sind dazu da, die Kinder zu unterstuetzen - und nicht umgekehrt. Es geht an die Substanz, wenn man von einem Tag zum anderen aus der Sorglosigkeit des Seins gerissen wird, ploetzlich sind alle Dinge wie Schule, die erste Liebe und Hobbys, alles, was das unbeschwerte Leben bis dahin ausgfuellt hat - voellig bedeutungslos geworden. Doch ich will mich den Fakten nicht so einfach beugen. Jeder Mensch ist mal krank und immer nur daran zu denken, was wird, wenn ... hat auch keinen Zweck ! So denke ich und will versuchen, es auch Claudio zu vermitteln. Zumal die Aerzte ganze Arbeit geleistet haben, ich wurde kurativ behandelt, nicht palliativ. Wenn ich ohne Furcht in die Zukunft schaue, wird es Claudio auch tun (hoffe ich mal) Was das aussprechen betrifft, so weiss ich dass er im Net hat er einen grossen Freundeskreis hat, wo er Hilfe findet. Dort spricht/schreibt er sich vieles von der Seele, Dinge, die er mit mir nicht bespricht. Ich wuerde ihm so gern diese Last nehmen, aber wenn ich auch vieles kann - das kann ich nicht. :( |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Neuster Stand:
Nun nimmt er also Prozac - soll so eine Glueckspille sein, die man vor allem in Amerika den Kindern schon im Schulalter verschreibt.... Damit ist er selig... dazu habe ich ihm ein Fahrrad gekauft, um sozusagen den Teufel mit dem Beezelbub auszutreiben ::rolleyes: Die Aerzte haben an der Lunge nichts gefunden, nun wollen sie das Herz naeher untersuchen, obwohl das EKG in Ordnung war. Seit er jedoch auf seinem Fahrrad rumkurft und Prozac nimmt, haben die Beklemmungen nachgelassen. Mir geht es ja bis jetzt weiterhin sehr gut, wer nichts von meiner Erkrankung weiss, sieht es mir auch nicht an. Die lieben Bekannten helfen allerdings auch nicht weiter, so traf mein Sohn diese Woche eine Bekannte im Buchgeschaeft. Die stuerzte auf ihn zu und fragte , ob es wahr sein, dass die Mama eine toedliche Krankheit haette - und im Sterben liegen wuerde.:eek: - Claudio meinte nur trocken, dass die Mama quicklebendig sei, kam aber ganz aufgewuhlt nach Hause und erzaehlte vom Gespraech. Es gibt wirklich so was von unsensiblen Leuten ! |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Hallo Nikita,
und genau das ist es, was uns Kindern ( okay ich bin 23;) und kein Kind mehr ) wirklich schwer zu schaffen macht, die "gutgemeinten" Worte aus dem Bekanntenkreis! Ich hatte es leider auch erlebt, da hieß es: Tanja ich kann dich nicht ansehen, ich muss immer weinen wenn ich an dein Schicksal ohne Mutter denke... Hallo??? Meine Mama lebt noch und das so wie ich hoffe eine sehr, sehr lange Zeit. Auch ich bin manchmal am Boden und habe körperliche Beschwerden, die wohl doch eher psychisch bedingt sind. Für uns Kinder ist es das Schlimmste wenn man auf seine Mama nicht mehr so bauen kann, einfach immer alles was man sagt dreimal überlegt um einen zu schonen und alles nicht mehr so ist wie früher. Es freut mich sehr, dass du so fit bist. Ich wünsche euch, dass es noch mindestens bis du 100 bist so bleibt. Ich wünsche euch alles Gute viele liebe Grüße Tanja |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Hallo Nikita,
mit dem Tag der LK-Diagnose meiner Mam bekam ich heftige Angstzustände und Panikattacken. Bei uns war aber fast klar, dass es tödlich ist. Auch bei mir haben die Ärzte alles durchgecheckt (und tatsächlich einen harmlosen Herklappenvorfall entdeckt) bevor die Diagnose: "Ängste" fiel. Psychopharmaka wollte ich nicht nehmen, ich wollte die Angstzustände loswerden. Für den Notfall gab mir mein Hausarzt eine kleine Packung Lorazepam mit, die ich immer bei mir trug, falls ich an irgendeinem unangenehmen Ort einen Angstzustand bekam. Das machte mich schon wieder halb Alltagstauglich, allein das Wissen es dabei zu haben - dazu muss die Diagnose aber gesichert sein. Dann habe ich eine Verhaltenstherapie begonnen, allerdings ging es meiner Ma sehr schnell so schlecht, dass ich mich ganz um sie kümmern musste. Dieses Kümmern ließ erst einmal meine Probleme in den Hintergrund treten und verschwinden. Als meine Ma dann starb, kamen sie zurück. Dann habe ich mit Hilfe des Programmes im Buch "Ängste, Panik und Phobien" Stück für Stück dran gearbeitet. Jetzt, 1 Jahr danach, habe ich sie überwunden. Ich wünsche Deinem Sohn eine dauerhafte Hilfe. Eine Verhaltenstherapie ist bei Angstzuständen wirklich hilfreich. Neben dem Überwinden dieser Denkmuster erlernt man Entspannungstechniken und den Umgang mit schwierigen Situationen. lg Juliane |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Liebe Tanja + Juliane,
danke fuer eure Antwort - dieser Thread hier ist mir wirklich wichtig. Und es ist auch der einzige, wo ich Hilfe suche, denn was die Krankheit an sich betrifft, kann mir kein Forum und kein Mensch der Welt helfen. (ausser den Aerzten natuerlich) - damit muss ich leben. Doch wenn es um meinen "Kleinen" geht, geht es mir sehr an die Nieren - mit 17 sollte das Leben doch so schoen sein.... Im Moment bin ich sehr aktiv , heute haben wir das Wohnzimmer gemalert - ich habe den Eindruck, je mehr ich wieder machen kann und nicht jammernd auf dem Sofa liege, gewinnt Claudio wieder neuen Mut. Nun habe ich auch wieder Kraft und Lust, ueber sein unaufgeraeumtes Zimmer zu meckern :rolleyes: Die Normalitaet zieht (weigstens oberflaechlich) ein. Ich weiss, nichts wird sein wie vor der Diagnose und niemand weiss, wie die naechsten Monate ablaufen werden, aber ich bemuehe mich sehr ihm zu vermittlen, dass ich wieder o.k. bin. Ein bisschen Schwindeln tut ganz gut, ich benutze das Wort "schwindeln", denn wer Krebs in meinem Stadium hat, ist nicht o.k. :( Ich darf garnicht daran denken, was passiert , wenn die Krankheit zurueckkommt. Eigenartig, dass ich dabei nicht so an mich denke, obwohl es ja um mich geht - aber der Gedanke, dass der Junge, mein geliebter Junge allein weiterleben muesste, laesst mich vor Angst erstarren. Liebe Juliane. Das Buch werde ich mal bei Amazon suchen, oder es mir aus Deutschland schicken lassen. Danke fuer den Tip. Liebe Tanja, Kinder :) sind wir alle, wenn es um unsere Eltern geht, egal wie alt wir sind. :) Manche Leute machen sich keine Gedanken, wie unbedachte Worte wehtun koennen - vor allem, wenn der Patient noch lebt und sie verfrueht ihr Beileid aussprechen. Oftmals ist es nur der unbeholfene Versuch, zu verbergen, was man wirklich denkt, naemlich: "Gott sei Dank, hat es mich nicht getroffen" .......... Das sind oberflaechliche Menschen, man sollte sich nicht allzusehr darueber aergern. Sie wissen es nicht besser. |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
hallo, ich weiß niht ob dir mein beitrag helfen kann.
Zu mir ich befinde mich in einer ähnlichen situation in der sich dein Sohn befindet mein vater hat magenkrebs. Es ist verständlich das er sehr bedrückt ist, und es ihm körperlich wie seelisch nicht gut geht. ich würde ihn nachhause holen aber ich selbst will meinen vater nicht leiden sehen also nehme ich an das dich dein sohn auch nicht leiden sehen möchte versuche ihm klarzumachen das es zwar schlimm ist aber versuch positive(auch wenns keine geben sollte, es würde ihn aufbauen und seine körperlichen belastungen würde weg gehen) in sache hineinzubringen. Ich wünsche dir und deinem sohn alles gute, dass ihr die schwere zeit überwinden könnt. LG |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Hallo liebeswolken :)
vielen Dank fuer deine Antwort. :remybussi Das Eigenartige an der Situation ist, dass ich nicht leide - es geht mir , einige Zeit nach Therapieende gut, so dass ich auch wieder arbeiten gehen werde. In der Zeit , als es mir wegen der Nebenwirkungen von Bestrahlung/Chemo schlecht ging, hatte mein Sohn keine Beschwerden. Jetzt, da ich wieder so weit hergestellt bin, beginnen die Probleme. Vielleicht ist es das unbewusste Warten auf die Rueckkehr der Krankheit, die mich selbst belastet und meinen Sohn noch viel mehr.... Es ist wie ein schlechter Traum, der kam, ging und irgendwann wiederkommen kann. Fuer deinen Vater wuensche ich, dass er die Krankheit ueberwindet - die Medizin ist heute trotz allem schon sehr fortgeschritten. Ist denn dein Vater zu Hause oder im Krankenhaus ? Gehst du ihn zusammen mit deinem Sohn besuchen ? Es muss schwer sein fuer dein Kind, den Opa leiden zu sehen. Ich wuensche euch viel Kraft und dass ihr die Zeit, die deinem Vater verbleibt so gut als moeglich nutzt. |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
hallo nikita ,
ich melde mich mal wieder zu wort ;) bei mir war es auch so, dass es ein anderes gefuehl war, als es mama so schlecht ging. während der chemo lag sie nur im bett, erbrach sich staendig, weinte viel und sah furchtbar schlimm aus. natuerlich ging es mir schlecht, ich hatte Angst und ich musste fviel weinen, aber ich hatte auch die Naehe zu ihr, ich konnte mich zu ihr legen, ich konnte ihr das bett frisch beziehen, ich konnte ihr Mut machen , ich konnte da sein. Inzwischen geht es ihr soweit gut. Und mir geht es psychisch schlechter als in der akuten Zeit. Mama gibt sich so viel Muehe, Mama ist so tapfer, sie guckt nach vorne, sie sagt nur manchmal das sie Angst hat all das nicht mehr zu erleben . Und mir geht es schlechter und schlechter. jetzt erst kommen die ganzen gefuehle hoch. während der akuten phase, waren es die gedanken um mama, wie man ihr die situation ertraeglic her gestalten kann, die mich beschaefftigt und auch abgelenkt haben. und jetzt lebt sie wieder ihr leben, insofern es geht (natuerlich ist alles anders..) und ich bekomme von tag zu tag mehr angst. mehr angst wieviel zeit uns noch bleibt, mehr angst was ich ohne sie tue, mehr angst wie alles weiter geht. denn eigentlich ist ja alles wie frueher und doch voellig anders. die anderen leute sind meistens voellig unsensibel. da kommen sprueche wie : na dafuer das deine mutter todkrank war geht es ihr aber wieder richtig gut oder man sieht ihr gar nicht an das sie krank war oder wieso stellst du dich so an, es ist doch jetzt alles vorbei. Nein,ist es nicht. Es wird nie vorbei sein,auch nicht dann wenn es vorbei ist. Liebe Nikita und alle anderen, ich danke fuer diesen thread. Ylva |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Liebe Ylvab :)
danke fuer deine Zeilen, so kann ich immer besser verstehen, wie mein Sohn sich fuehlt. Ich habe zwar immer sowas geahnt, aber in Worte, wie du, konnte ich es nicht formulieren. Dass ich mit der Diagnose, FIGO III b in zwei Wochen wieder arbeiten gehe, will auch niemand so recht glauben - unter dem Motto: "so krank kannst du ja garnicht gewesen sein, alle Haare noch auf dem Kopf , braungebrannt - siehst aus, wie das bluehende Leben" - heute muss ich bei meiner Chefin antraben, sie will mir zwar mein Gehalt voll auszahlen, aber keine verantwortliche Arbeit geben... ich koennte ja wieder , wie im Maerz ploetzlich ausfallen... Es ist wie die Ruhe vor dem Sturm, nicht wahr ? Aber die Hoffnung, dass doch alles gut geht, die bleibt und sollte im Wirrwar der Gefuehle ueberwiegen. Es gibt soviele Menschen, bei denen die Therapie anschlaegt und die Krankheit nicht zurueckkehrt, wenn ich mich nicht taeusche, sind es inzwischen fast die Haelfte aller Betroffenen. Ich mag zwar keine Statistiken, aber wenn sie positives vermitteln, mag ich sie doch ! :engel: Dieser oft zitierte doofe Satz.. wenn man ploetzlich vom Auto ueberfahren wird... oder Leute, die Herzattacken haben oder andere Krankheiten, wo keine Zeit bleibt, sich zu verabschieden, bleiben bei Krebs aussen vor. Man hat, wenn die Therapie anschlaegt noch viele viele schoene Jahre, zusammen mit den Angehoerigen und Freunden - man sollte diese Zeit geniessen. Du siehst, wenn man die Angelegenheit von der positiven Seite btrachtet, ist es garnicht so schlimm. Sei lieb umarmt :knuddel: |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Liebe Birke :)
manchmal denke ich, dass es den naechsten Angehoerigen seelisch schlechter geht, als dem Erkrankten selbst. Ich selbst habe meine schlechten Tage, wo ich an den Tod denke und was der Krebs in meinem Koerper so anstellt. Waechst er? Waechst er nicht ? Aber damit werde ich (bis jetzt) fertig. meist schiebe ich die Gedanken weit von mir , eine Verdraengungskuenstlerin.... Fuer Kinder sind die Eltern unsterblich. Ich habe noch beide Eltern und der Gedanke,seit sie die 70 ueberschritten haben, dass sie eines Tages nicht mehr da sind, laesst mich unglaeubig den Kopf schuetteln..... Die Frage, wie viel sollte man dem Kind erzaehlen, stelle ich mir jeden Tag. Einmal fragte ich ihn, ob er die Diagnose (Hefter liegt offen auf meinem Schreibtisch) lesen wolle - er hat ihn nie angeruehrt. Nun habe ich den Hefter weggeraeumt, ist auch besser fuer mich. Inzwischen hat die Schule wieder begonnen, ich beginne ab Oktober zu arbeiten. Im Sommer haben wir Tauchkurse gemacht, sind qreuz und quer gefahren (fiel mir schwer, wegen den Chemonachwirkungen, habe aber die Zaehne zusammengebissen) , waren viel am Strand - das Leben geht weiter. Ueber alles, was noch kommen kann, denke ich nach, wenn es wirklich eintritt. Alles Gute wuensche ich dir, die Medizin ist beim Brustkrebs schon sehr fortgeschritten. Alles wird gut, da bin ich ueberzeugt :) |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Liebe Nikita,
schon lange verfolge ich Deinen Thread und freue mich für Dich, dass es Dir trotz Deiner ungünstigen Prognose so gut geht. Du wirst sehen, wenn Deine Arbeit beginnt tritt der normale Alltag wieder ein und Du und Dein Sohn kommt wieder auf andere Gedanken. Ich wünsche Dir, dass Du weiterhin gesund bleibst. Je länger der zeitliche Abstand zu der Diagnose ist, desto weniger denkt man daran. Mein Mann erhielt 2003 eine ähnliche ungünstige Diagnose. Er sollte innerhalb der nächsten zwei Jahre zu 65% an Lungenmetastasen erkranken. Sein Onkologe erzählte es ihm bei jedem Gespräch mit recht brutaler Offenheit. Mein Mann winkte nur ab und war der Meinung, er würde zu den restlichen 35% zählen. Inzwischen begrüßt ihn der Onkologe wieder lächelnd und ist auch der Überzeugung, dass mein Mann es geschafft hat. Mein Mann hat sich in seiner Meinung niemals beeinflussen lassen und er hatte recht. Das mal eben zu den Prognosen! Mein Sohn war damals 15 Jahre alt und meine Tochter 17 Jahre. Jedes Kind ging anders mit dieser Situation um. Mein Sohn hielt in der Schule freiwillige Referate über Aids, Lepra und Krebs (mit 15 Jahren!) um danach schulisch vollkommen abzustürzen, meine Tochter zog mit 18 Jahren von zu Hause aus, weil sie die schlechte Stimmung nicht mehr ertrug. Diese Erkrankung hinterließ in unserer Familie einen absoluten Scherbenhaufen, die letzte Scherbe haben wir jetzt erst aufheben können, nach der langen Zeit. Wir hatten unseren Kindern damals nichts von der üngünstigen Prognose erzählt, sondern so getan als wäre nach den Therapien alles überstanden. Doch es gibt ja den PC! Unsere Kinder holten sich ihre Informationen aus dem Internet. Im nachhinein weiß ich auch nicht, was der richtige Weg ist. Wir haben auf jeden fall falsch gehandelt, doch wie wäre es richtig gewesen? Inzwischen sind aus meinen Kindern zwei glückliche Erwachsene geworden, nach all den Stolpersteinen, die ihren Weg doch noch gefunden haben. Und vor allem, mein Mann ist bisher gesund geblieben! Dir wünsche ich auch, dass Du und Dein Sohn in eine gute Zukunft blicken könnt, dass Du gesund bleibst und Dein Sohn bald weniger Angst um Dich haben muss! Herzliche Grüße Sanne |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Liebe Sanne :)
ebenfalls Dank an dich, dass du mir von deinen Erfahrungen mit den Kindern, der Krankheit + positive Prognosen berichtest. Stueck fuer Stueck kann ich mich in meine Soehne einfuehlen..was mir sehr wichtig ist. Die Normalitaet zieht wirklich wieder ein - niemand spricht mehr von der Krankheit. Gestern telefonierte mein Grosser aus Prag, wo er Medizin studiert und fragte dezent nach, ob mein Onlinebanking noch funktioniert :cool: Vor einiger Zeit gab es an seiner Universitaet eine Konferenz ueber Gebaermutterhalskrebs + neue kurative medizinische Ansaetze, da ist er hingegangen und hat mir dann im August, als er hier war, davon berichtet. Er verarbeitet die Krankheit der Mama auf seine Weise. Da er sein Abi in Tokio gemacht hat und noch Verbindungen dorthin hat, versucht er auch Alternativmedikamente, die es ja in Japan zur Genuege gibt, fuer mich zu besorgen. Der "Kleine" duest jeden Tag auf dem neuen Fahrrad die 10 km in die Schule, futtert sein Prozac und scheint sich wieder gefangen zu haben, soll heissen, er hat keine Atembeschwerden mehr . So wurschteln wir uns durch :) Deinem Mann weiterhin alles Gute - ich bin immer wieder froh, wenn ich von anderen erfahre, die auf Prognosen pfeifen, sich ihr positives Seelenleben trotz Scherbenhaufen erhalten und die Krankheit besiegen ! Das gibt Mut. |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Liebe Nikita,
ja, genauso ist es, wie du hier schreibst - Pfeife auf die Prognosen. Als mein Mann 2003 zum ersten Mal die Diagnose erhielt ist für mich eine Welt zusammen gebrochen. Ich habe meinen damals 16 Jährigen Sohn mit meinen Tränen konfrontiert. Mein Mann, als Betroffener, ging mit der Erkrankung genauso um, wie es Sanne von ihrem Mann beschreibt. Es geht ihm heute gut - er ist Metastasenfrei. Beide Söhne, damals eben 16 und 12 Jahre alt wollten nicht viel über ihre Ängste sprechen und da mein Mann auch nicht viel sprechen wollte und die Therapie auf Heilung zielte, drängten wir auch nicht weiter auf Austausch. 2005 kam dann das Rezidiv, ohne Aussicht auf Heilung (= riesige Metastasen in der Leber) - da war für mich das Chaos perfekt - ich holte zunächst für mich psychologische Unterstützung und dann kamen 11/2 Jahre lang Familiengespräche. Bereits beim 1. Gespräch war klar, dass die Kinder sich zwar Gedanken machten aber keine wirklichen Ängste hatten. Nur ich sah die Realität, die mir die Ärzte auch bescheinigten mit ihren Prognosen (mein Mann müsste inzwischen eigentlich schon längst tot sein) und hatte entsprechende Verlustängste. Aber Mann und Söhne ließen sich davon nicht beeindrucken und glaubten daran, dass es gut wird. Die Familiengespräche behandelten oft andere Themen (wann muss ein 15 Jähriger am WE abends zuhause sein?) oder die Erkrankung wurde sehr sachlich abgehandelt. Mein Mann und meine Söhne hatten zumindest bis heute recht behalten. Es geht meinem Mann heute sehr gut. Ich würde es wieder so machen. Den Kindern gegenüber absolute Offenheit und knappe Informationen über den Sachstand - eben soviel wie sie wissen wollen und ansonsten habe ich gelernt zu akzeptieren, dass sie über ihr Innenleben zumindest mit uns Eltern nur begrenzt sprechen wollen. Typisch männliche Verdrängung???? Ich habe in diesen Jahren gelernt dieser Kunst etwas positives abzugewinnen. In den absoluten Krisenzeiten also während der Chemo und der OP, als es meinem Mann und auch mir sehr schlecht ging, haben unsere Kinder genauso wie ich selbst einfach nur funktioniert. Es gab z.B. nie Diskussion über Mithilfe im Haushalt - es hat hier eher ein gegenseitiges Unterstützen begonnen. Unsere Söhne sind diesbezüglich nicht in die Rebellion verfallen, sondern sind in dieser Zeit auch sehr selbständig geworden. Ich wünsche dir viel Normalität und traue deinen Söhnen Selbstheilungskräfte zu. Sie sind stärker als du denkst! Liebe Grüße Doro |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Hallo Doro :)
Danke an dich, so wie an alle anderen in diesem Thread fuer die lieben, aufbauenden Worte :winke: Es ist schon so, dass man als Betroffener oft so beschaeftigt ist mit allem fertig zu werden, dass man leicht vergisst, wie die Familie, vor allem die Kinder mitleiden. Mit den eigenen Gefuehlen wird man ja mehr oder weniger fertig - aber was geschieht mit dem Seelenleben der anderen ? Gut finde ich, wie du beschreibst, dass deine Kinder Diagnose und die folgenden Jahre gut ueberstanden haben und wie wichtig es ist, wie man selbst damit umgeht. Man darf der Krankheit nicht zu viel Patz einraeumen !!! Im Moment ist meine Mutter hier und jedesmal, wenn ich vom Krebs sprechen will, blockt sie hoechst nervoes ab. Ich bin inzwischen nicht allzutraurig darueber, denn ich habe ja das Forum hier , wo ich ausprechen (ausschreiben) darf. Zu Beginn war ich aber doch traurig ueber ihre Reaktion , habe dann eingesehen, dass ich meine naechste Umgeheng einfach ueberfordere, wenn ich darueber sprechen will. Dann habe ich noch eine gute Nachricht: die 1.Nachsorge am 24.September hat ergeben, dass sich der 6 cm grosse Tumor nach Bestrahlung + Chemo erst mal vom Acker gemacht hat, er ist weder sichtbar, noch zu fuehlen. :) :) Nun warte ich nur noch auf das Ergebnis vom Abstrich. Es bedarf auch meinerseits viel Fingerspitzengefuehl.... obwohl man leicht auf die Schiene als Kranker geraet, der da denkt, dass ihm als Kranken recht viel erlaubt ist, was Mitleid und Mitleiden betrifft. Aber man sollte es eben nicht uebertreiben.... Alles Guuuuuuuuuute fuer deinen Mann !!!!!!!!!!!!!!!! |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Liebe Nikita,
ich möchte nicht falsch verstanden werden. Ich denke, dass es verdammt wichtig ist, jemanden zu haben, mit dem man auch ständig über die Gefühle reden kann, wenn man es möchte. Ich brauche das z.B. zum Verarbeiten der Situation / der Bedrohung bis heute obwohl die Bedrohung ja gar nicht mehr so akut ist. Was ich sagen wollte ist, dass ich nicht von mir auf andere schließen kann und dass ich lernen musste zu akzeptieren, dass andere (in diesem Fall alle meine 3 Männer) völlig anders damit umgehen und eben nicht reden wollen oder müssen und dass dies okay ist. Und meine 3 Männer mussten lernen zu akzeptieren, dass ich eben einen Weinkrampf bekommen kann und die Welt deshalb nicht gleich untergeht und ich dennoch positiv an die Sache ran ging. Wenn dein studierender Sohn also mit medizinischem Wissen kommt, dann ist das auch okay. Auch mein ältester hat wie der Sohn von Sanne in der Schule Referate über Krebs gehalten und damit wahrscheinlich verarbeitet aber praktisch nie über bestehende Ängste gesprochen, sondern diese eher verneint mit seinem angeblich sicherem Wissen, dass eh alles gut wird. Ich konnte das schwer nachvollziehen. Aber er hat keinen "Schaden" davon getragen, dass er nicht gesprochen hat oder nicht so gefühlt hat wie ich. Ich glaube unsere Sorge als Mutter "wie wird mein Kind damit fertig" ist oftmals die Übertragung unserer eigenen Ängste und Gefühle. Ich denke, dass man Kindern eigentlich sehr viel zumuten / zutrauen kann. Sie wissen es eh, da sie es spüren und dann finde ich es besser, wenn es ausgesprochen ist. Wenn es nicht zum Tabu wird. Das finde ich dann schlimm. Ich war 4 Jahre alt als mein Vater starb. Meine Mutter nahm mich vor der Beerdigung nochmals mit an sein Totenbett. Meine Mutter wurde damals heftigst kritisiert, was sie mir mit 4 Jahren zumuten würde - eine Leiche zu sehen, noch dazu vom eigenen Vater. Für mich war und ist dies bis heute die wichtigste Unterstützung meiner Mutter gewesen in bezug auf meine Trauerarbeit. Im Anschluss hat sich meine Mutter auf die Toilette verzogen zum weinen. Sie hätte besser mit uns Kindern zusammen geweint, aber vielleicht wollte sie uns dann schonen nach diesen Vorwürfen, die ihr von anderen gemacht wurden. Vielleicht konnte ich etwas deutlicher machen, was ich meinte mit der Aussage: Deine Söhne sind stärker als du denkst. Meien persönliche Meinung ist: Traue ihnen die Realität zu und tue das, was für dich stimmig ist! Dann ist es auch für deine Söhne stimmig! Ich erhebe jedoch nicht den Anspruch, dass meine Meinung allgemein gültig ist. Liebe Grüße Doro |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Liebe Doro :)
ja, das mit dem "ueber alles reden koennen", das ist ein Problem. Mit meinen Kindern kann ich es nicht, weil ich das Gefuehl habe, sie damit zu ueberfordern. Aber fuer dieses Thema muesste ich eigentlich einen neuen Thread eroeffnen, denn ich habe niemanden, bei dem ich mich mal so richtig ausheulen kann. (obwohl es mir schwerfaellt, mich so richtig zu oeffnen und mal fallenzulassen) Meine Soehne sind ueber alles informiert, aber weder mit meinem Mann, noch mit Vater und Mutter, die beide schon hier waren/sind , noch mit meiner Schwester in der Ferne, noch mit Bekannten oder Freunden kann ich mal richtig meine Angst rauslassen. Ich kann doch als Mutter meinen Kindern gegenueber meine Panik nicht so offen zeigen - also bin ich "stark", kuemmere mich weiter um praktische Dige und da man mir die Krankheit aeusserlich nicht ansieht, kommt auch niemand auf die Idee, dass es mir auch mal nicht so gut geht. Mich um meine Soehne zu kuemmern, ist mein einziger Strohhalm - das gibt mir die Kraft, nicht immer nur an mich und die Krankheit zu denken. Am liebsten soll alles wieder so werden, wie vor der Diagnose..... Nun ist eben das Dumme, dass die Panikattacken von Claudio mir zeigen, dass wir zwar alle Weltmeister im Verdraengen sind, aber unter der Oberflaeche brodelt es fleissig weiter..... Sch...Krankheit !!!!!!!!!!!! |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Liebe Nikita,
herzlichen Glückwunsch zu Deinem schönen Nachsorgeergebnis! Ich freue mich sehr für Dich, dass ist ein guter Neuanfang nach dieser miesen Krankheit und für Deine Söhne ein toller Lichtblick. Wenn es dabei geblieben ist, fängt ja bald Deine Arbeit wieder an, also morgen? Wieder ein Stück mehr Normalität! Schade, dass Du niemanden zum reden hast, aber dafür ist dieses Forum wirklich gut geeignet. Leider kannte ich es damals noch nicht und stand mit meinen Ängsten um meinen Mann und meine Mutter (Lungenkrebs) ziemlich alleine da. Leider haben mich meine Kinder sehr oft "heulen" sehen, weil die Nerven einfach nicht mehr mitspielten. Allerdings habe ich damals versucht meine Ängste, wenn ich alleine war herauszulassen. Diese Zeit geht auch vorbei, es kehren bessere ein, auch wenn man es zu diesem Zeitpunkt absolut nicht glauben kann. Dir und Deinen Söhnen wünsche ich für die Zukunft alles Gute, vor allem Gesundheit! Das weiß man erst nach so einer Krankheit richtig zu schätzen. Meine Kinder sehen es trotz ihres jungen Alters ebenso. Mein Sohn hat etwas für sich positives daraus gelernt. Er beginnt jetzt eine Ausbildung zum Krankenpfleger, so wie Dein Ältester Medizin studiert. Ganz liebe Grüße Sanne |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Hallo Nikita,
Zitat:
Erst lange im Nachhinein ist mir klar geworden, dass für mich auch diese Atmosphäre der (wenn ich es mal ganz böse ausdrücke) Verlogenheit krankmachend war. Natürlich meinten meine Eltern es gut. Und natürlich möchtest du deine Kinder schützen, sie nicht überfordern. Und lieber weiter die starke Mutterrolle einnehmen. Das haben meine Eltern, bei denen es damals in der Ehe ganz ordentlich kriselte, auch versucht. Welche wohlmeinenden Eltern würden das nicht tun? Aber: es hat nicht funktioniert. Weil viele Menschen, IMHO besonders Kinder und Jugendliche, sehr sensible "Antennen" haben - und merken werden, dass ihnen etwas vorgespielt wird, was nicht der Wahrheit entspricht. Und es fraglich ist, ob sie damit besser umgehen können als mit Offenheit und Ehrlichkeit. Anders gefragt: überforderst du deinen Sohn mehr damit, indem du ihm gegenüber die Rolle spielst, die du als Mutter glaubst spielen zu müssen - oder damit, dass du vor seinen Augen zusammenbrichst und deine Angst und Schwäche offenbarst? Die Antwort darauf kenne ich auch nicht. Ich kann nur sagen, wie sich dieses "Rollenspiel" der "Starken", das meine Eltern damals (ganz bestimmt aus guten Gründen und voller Überzeugung) bevorzugt haben, auf mich ausgewirkt hat: Nämlich mit einem (nach über 25 Jahren immer noch andauernden) grundlegenden Misstrauen gegenüber dem, was andere Menschen sagen. Und einem ausgeprägten Gespür dafür, wann andere nicht die Wahrheit sagen. Und dem"Zwang", alles und jedes, was andere sagen, erstmal zu bezweifeln und zu hinterfragen. Und der Unfähigkeit, anderen einfach so zu vertrauen. Und dem krank machenden Stress, bei anderen Menschen ständig "ziwschen den Zeilen lesen" zu müssen (was sagen sie - aber was meinen sie wirklich?). Meine Konsequenz daraus für mich ist inzwischen: absolute Tabulosigkeit. Es gbit nichts, woüber man nicht sprechen kann. Und wenn es noch so abartig und schmerzhaft ist. Eine Einstellung, mit der ich in der Praxis sehr häufig anecke. Das ist aber mein Ding. Was für deinen Sohn "das Beste" ist, kann nur er wissen - und du vielleicht verstehen, wenn ihr darüber sprechen könnt. In irgendeiner Form leiden wird er so oder so. Wie denn sonst - dass eine schwere Krankheit die Angehörigen nicht stresst, geht ja in der Praxis gar nicht. Und dein Sohn reagiert halt auf seine Art auf diesen Stress. Dafür kann er nichts und du nichts, und niemand ist daran Schuld. Ich denke, das ist einfach unvermeidbar - IMHO "schicksalhaft". Umso wichtiger und positiver finde ich, dass dein Sohn mit seinen Beschwerden schnell professionelle Hilfe gesucht hat! Nichts wäre schlimmer, als wenn dein Sohn seine Krankheit tabuisieren würde - und die Panikattacken unbehandelt 10 oder 20 Jahre lang aushalten müßte (was leider immer noch keine Ausnahme ist). Aber er hat schnell gehandelt, er hat richtig gehandelt (indem er sich vom Psychiater ein SSRI AD wie Prozac hat verschreiben lassen, statt der schnell körperlich abhängig machenden "Glückspillen" in Form von Valium, Tavor usw. vom Hausarzt), und er hat damit IMHO die Weichen dafür gestellt, diese Angststörung in den Griff zu kriegen - und künftig lebenswert leben zu können. Es ist IMHO keine Schande, Schwäche zu zeigen, zu "versagen" und oft genug im richtigen Moment genau das Falsche zu tun - das ist nur menschlich. Es sit nur traurig und fatal, dann keine Hilfe zu suchen. Das hat dein Sohn aber getan, so wie du es auch getan hast. Und deshalb bin ich der Überzeugung, dass ihr auf einem guten Weg seid, dieses Problem zu meistern. Auch, wenn dieser Weg vielelicht lang und mitunter steinig ist :-/ Viele Grüße, Stefan |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Lieber Stefans :)
schon lange verfolge ich deine Beitraege und denke, dass du in deiner Kindheit wirklich ein Problem hattest. Den Grund dafuer kennst nur du - doch finde ich gut, dass du dich damit auseinandersetzt - Schweigen + Verdraengen waere keine gute Strategie. Ich denke, dass die Krebserkrankung eines Elternteils eine Ausnahmesituation ist, soll heissen, man ist auf so etwas erziehungsmaessig ud gefuehlsmaessig nicht vorbereitet.............. Stimmt, ich bin "stark" und alles was ich will ist, dass meine Kinder diese Ausnahmesituation so verkraften, dass keine bleibenden Problem fuers weitere Leben haengen bleiben. Natuerlich schaffe ich das nur zum Teil. Dass die Mama in der naechsten Zeit sterben kann, dieses Schwert haengt unabaenderlich ueber mir und meiner Familie. Wie nun umgehen damit ? Erst mal keine Panik, wenigstens nicht nach aussen hin. Logisch, dass ich Panik verspuere, tief im Inneren, wer denkt schon gern ans Sterben mit 46 ???? Aber das behalte ich wohlweislich fuer mich, denn noch lebe ich, gehe arbeiten und geniesse jeden Tag. Wenn man schon ueber Todesaengste sprechen will, dann bestimmt nicht mit den eigenen Kindern ! (meine Meinung) - das ist kein Verheimlichen oder ihnen etwas vormachen, sondern schlicht und einfach , was eine kranke Mutter in diesem Moment tun sollte. Vielleicht finde ich mal jemandem, dem ich diese Gedanken anvertrauen kann. Kinder halten viel aus, aber nicht alles - zu dieser Ueberzeugung bin ich inzwischen gelangt. Meine Eltern (70) leben noch, zwar mit Herzschrittmacher und anderen Wehwechen, aber sie leben. Nur der Gedanke, dass sie mal nicht mehr da sind, laesst mich schnell an was anderes denken.... Es ist unertraeglich, sich Begraebnis usw. vorzustellen - fuer mich waren/sind sie immer da, seit ich lebe - wie kann das anders sein ? Sie sind/waren immer meine Stuetze, mein Halt, trotz Problemen, die es wohl in jeder Familie gibt. Deshalb will ich mit meinen Soehnen ueber alles sprechen, nur nicht ueber den Tod - jedenfalls solange nicht, wie es mir gut geht und die Aerzte mich nicht austherapiert abschreiben. Das ist dann eine neue Situation, ueber die ich nachdenke, wenn es soweit ist. ----------------------------- Liebe Sanne :) Danke fuer die lieben Zeilen ! Die Arbeit tut mir gut - wieder ein Stueck Normalitaet, wenn auch nur "geborgt" |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Zitat:
ich halte es mit meiner Tochter ähnlich und wir fahren damit zur Zeit gut. Wie es in der Zukunft aussieht, kann man eh' nicht voraussagen. Ich bin mit dem Verlauf der Krankheit sehr offen umgegangen; schliesslich will ich mich in meinen eigenen vier Wänden frei bewegen können und ich hätte es komisch gefunden auf einmal meinen Kopf oder meine Brust zu bedecken. Das habe ich früher auch nicht getan. Ich habe allerdings immer vorgewarnt, z.Bsp. mit dem Verlust meiner Haare. Denn ich will meine Tochter ja nicht erschrecken. Und ich habe ihr gesagt, dass sie, wenn sie Fragen hat, zu MIR kommen soll und sich nichts von anderen erzählen lassen soll. Scheint zu klappen - hoffe ich jedenfalls! Man guckt ja in keinen Kinderkopf hinein. Sie ist lediglich anhänglicher geworden als früher, aber das kann auch damit zusammenhängen, dass ihr Vater vor eineinhalb Jahren ausgewandert ist und es nur noch sporadisch Kontakt gibt. Da schliesst man sich ja enger an den anderen Elternteil an. Und verdrängen tut sie auch viel, denke ich. Das ist auch so ein Familienthema bei uns. Wobei ich denke, dass manchmal Verdrängen auch hilfreich sein kann, wenn es zu schlimm wird - als Selbstschutz sozusagen. So ausführlich wollte ich eigentlich gar nicht werden, naja, wer weiss, wofür das wieder gut ist. Liebe Grüße, Ullala |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Liebe Ullala :)
stimmt - Verdraengung ist, so lange es uns aeusserlich gut geht, die einzig moegliche Strategie. Doch bricht es dann immer wieder mal durch, wie eben die Panikatacken meines Sohnes gezeigt haben..... Diese haben sich jedoch wieder gelegt, seit er Prozac schluckt und die Schule ihn wieder voll beansprucht. Anhaenglicher ist er auch geworden, er fragt mich sogar, ob er mit einkaufen gehen soll und die schweren Taschen tragen !!! :D Ansonsten hilft ein normaler Alltag, so wie vor der Erkrankung die Angst wenigstens ein bisschen zu vergessen. Ich widme ihm mehr Zeit, wir schwatzen mehr als frueher - ueber alles moegliche (ueber die Krankheit nicht) Gestern war ich bei einer Ernaehrungsberaterin, da Claudio meinte, ich solle wie er Vegetarier werden. Das finde ich bloed :confused: - puh, kein Fleisch, kein Haehnchen, kein Fisch usw - muss immer zweifach kochen fuer ihn und den Rest der Familie. Und jedesmal, wenn ich voller Appetit z.b. ein Haehnchen verspeise, macht mich mein liebster Sohn von der Seite an (gesuendere Ernaehrung und so weiter...) Also bin ich losgezogen, mit den verdammten 15 kg Uebergewicht (seit der Chemo) auf den Hueften und habe mich ernaehrungstechnisch beraten lassen. Kampf dem Speck !!! Nun ist Claudio zufrieden, raspelt sein Salatblatt und grinst mich froehlich an, wenn ich traurig vor dem Teller mit Gruenzeug und anderen "leckeren" Dingen sitze und ploetzlich gar keinen Hunger mehr habe.... :( Alles Gute fuer dich und deine Tochter ! --- lila....?? wo ist "mein" grün ???? |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Hallo Nikita,
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Und auf keine davon ist mensch vorbereitet. Geht IMHO auch gar nicht. In Krisenzeiten sind nunmal Verhaltens- oder Erziehungs-Theorien vergessen - weil da der Mensch einfach nur noch Mensch ist. Zitat:
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Es ist nun mal leider so, dass psychische Krankheiten (ob Angststörungen, Depressionen, "Borderline" o.ä.) sehr oft in der Phase der Pubertät und des Erwachsen werdens erstmals auftreten. Das tun sie in D millionen-fach - und zwar ziemlich unabhängig davon, wie arm oder reich, "gesund" oder "krank", "normal" oder "anormal" das familiäre Umfeld ist. Und es ist auch leider so, dass man als Eltern oder sonstiger Angehöriger solche Krankheiten nicht einfach dadurch abwenden oder gar heilen kann, indem man sich nur "richtig" verhält. Zum Umgang damit: du kannst als Mensch und Mutter IMHO nur das tun, wovon du überzeugt bist, und womit du am besten leben kannst. Verhaltensratschläge (auch der, den ich dir indirekt gegeben habe) sind da nicht viel wert - weil niemand als Mensch "aus seiner Haut" kann, weil ihm irgendwer sagt, wie er sich da "am besten" verhalten sollte. Weil die Betroffenen IMHO immer merken, wenn sich ein Mensch nicht authentisch verhält, sondern nach "Ratgeberrat" schauspielert. Also sei so, wie du bist. Alles andere würdest du IMHO ohnehin nicht glaubwürdig verkörpern können. Ich persönlich befürworte da einen "pragmatischen" Umgang. Nämlich genau den, wie ihn dein Sohn praktiziert: Hilfe suchen, damit sich seine Krankheit nicht noch verstärkt, sondern behandelt wird. Wenn er das geschafft hat, ist das schonmal sehr viel wert. Für alle Beteiligten. Zitat:
Woraufhin ich ihr etwas hätte vorlügen können: dass mich das "nicht interessiert", dass ich das "langweilig" oder sonstwie finde. Aber worauf ich ehrlich nur antworten konnte, dass ich davor eine riesen Angst habe. Was sie natürlich nicht verstanden hat - wer kann schon angst davor haben, in Gesellschaft anderer im Restaurant was zu essen oder in den Zoo zu gehen ??? Und dann haben wir uns über Ängste unterhalten. Über ihre als Kind, wenn sie davon überzugt ist, dass in ihrem Kleiderschrank ein Monster wartet, dass erst dann rauskommt, wenn sie im Bett liegt und das Licht aus ist. Und dass es sowas gibt, und dass man davon Alpträume kriegen kann. Und dass auch viele Erwachsene solche Ängste haben. Und dass es bei der Angst keine Rolle spielt, dass man "weiss", das solche Ängste nicht "wirklich" sind. Und dass es nicht "feige" oder "kindisch" ist, wenn man sowas hat. Egal, wie alt man ist. Ich bin kein Erziehungswissenschaftler, der beurteilen kann, ob diese Unterhaltung für das Kind "gut" oder "schlecht" war. Zumindest scheint ihr das Eingeständnis, dass auch Erwachsene mitunter schwach und ängstlich sind, nicht dauerhaft geschadet zu haben. Was sicher auch an meiner Schwester liegt, die ich sehr hoch achte: weil sie ihre Tochter bei solch "sensiblen" Themen nicht reflexartig schockiert beiseite zieht, um sie davor tabuisierend zu "schützen". Viele Grüße, Stefan |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Hallo Stefans,
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Das eben ist das Problem: weil ich krank bin, ist die Sicherheit und das "sich behuetet fuehlen" von einem Tag auf den anderen weggebrochen. Und dagegen kaempfe ich an. Ich versuche, meinem nun sehr verletzlichen Sohn eben diese Geborgenheit zurueckzugeben. Leider kann man den Krebs nicht einfach so wegwuenschen, ich kann also nur bedingt Einfluss nehmen - deshalb haben wir Hilfe gesucht und gefunden (siehe Psychologin) ----- Zitat:
Sohn hat ja alles mitbekommen. Man sollte Kinder sehr wohl schuetzen, wenn man es kann - es gibt Dinge, die man als Kind oder Jugendlicher ausleben sollte, aber bitte nicht alles. Krebs gehoert auf alle Faelle nicht dazu. :( Und man sollte als Mutter oder Vater auch nicht "schwach" sein , obwohl die Krebserkrankung an sich ja schon Schwaeche in der uebelsten Form darstellt - ich hoffe, du verstehst , was ich meine mit "Schwaeche" aus der Sicht eines Kindes. Da schliesst sich der Kreis, wenn man ans "sich behuetet fuehlen" denkt. |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Hallo Nikita,
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Auch das hat ihr nicht geschadet. Andere Eltern hätten nie erlaubt, dass meine Nichte ihre Tante sterben sieht, geschweige denn zur ihrer Beerdigung geht. Die hätten aus ihrer Angst, dass das arme Kind ein Trauma davon bekommen könnte, ihr etwas vorgelogen und nur hinter ihrem Rücken davon gesprochen. Halt so, wie ich das aus meiner Kindheit kenne. Und was ich letztens als Atmosphäre der "Verlogenheit" bezeichnet habe, von der ich überzeugt bin, dass schon (oder erst recht?) kleine Kinder sie durchschauen. Dass meine Schwester dieses Thema so "normal" gehandhabt hat, hängt sicher auch damit zusammen, dass sie seit ewigen Zeiten als Krankenschwester in der Intensivmedizin arbeitet. Die hat täglich mit Sterben und Tod zu tun. Und wenn sie damit nicht "pragmatisch" umgehen könnte, könnte sie diese Arbeit nicht machen. Dass sie diesen "Pragmatismus" (mir fällt kein besseres Wort ein; Ehrlichkeit? Offenheit?) ihrer Tochter vermittelt hat, rechne ich ihr hoch an. Zitat:
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Was du pathologisch nennst, würde ich eher als "Charakter" eines Kindes bezeichnen - oder in der Folge vielleicht als "Disposition" für bestimmte seelische Krankheiten. Soll meinen: deine These, dass ein glückliches, behütetes und verstandenes Kind keine seelischen Krankheiten bekommt, erscheint mir immer unwahrscheinlicher. Das ist natürlich auch nur Spekulation. Auf die ich gekommen bin, als ich erstmals in stationärer Psychiatrie und Psychotherapie war. Wo man viel Zeit hat, sich mit Mitpatienten zu unterhalten. Und ich da plötzlich ganz oft keinen "Kausalzusammenhang" mehr zwischen der (nicht)behüteten Kindheit und den Krankheiten gesehen haben, an denen die Menschen als Erwachsene leiden. Da gab es Leute aus (sofern man das von aussen überhaupt sagen kann) glücklichen Mittelstandsfamilien, die extrem auf kleine Vernachlässigungen und Kränkungen reagiert haben. Und andere aus völlig asozialem Umfeld (Suff, tagliche Prügelei der Eltern usw.), die das bedeutend besser "weggesteckt" haben. Ich weiss es nicht. Aber ich denke, jeder hier kennt von seinen eigenen Kindern oder denen aus Verwandschaft und Freundeskreis, dass es halt Kinder gibt, die "vom Naturell her" eher verdruckst und schüchtern sind, die sich für alles, was was passiert, erstmal selbst die Schuld geben, usw... und andere, die mit einem "was kostet die Welt"-Lächeln eher locker nach vorne schauen. Und die mit (familiären) Krisen einfach besser umgehen können. Bsp.: Meine Schwester hat eine Freundin, verheiratet, 4 Kinder, im kurzen zeitlichen Abstand geboren. Alle gesund und "gut geraten", bis auf eine der "mittleren" Töchter. Die ist 13 und hat gerade wegen Borderline und Suizidalität über 6 Monate in der stationären Jugendpsychiatrie hinter sich. Die Eltern fragen sich verzweifelt: WARUM? Und warum gerade dieses Kind von den vieren? Wenn die wirklich eines ihrer 4 Kinder vernachlässigt haben (wenn man das als Ursache für diese Krankheit annimmt), dann muss es "unbewußt" geschehen sein. Sie finden keine Erklärung. Und natürlich haben sie Schuldgefühle ohne Ende - weil sie offenbar "etwas falsch gemacht" haben. Aber beim besten Willen nicht sehen, was... Zitat:
Ich hoffe sehr, dass du dir diesen Schuh nicht anziehst! Solche Überlegungen halte ich einfach für destruktiv. Du kannst dir Schuldgefühle machen und dein Handeln endlos reflektieren. Und sicher findest du, wenn's sein muss, sogar einen Diplom-Psychologen, der dir erklärt, wie und warum du das und das mit deinem Sohn falsch gemacht hast. Ich finde aber das viel besser, was ihr tut: nach vorne schauen und so eine Krankheit schnellstmöglich gut behandeln lassen. Über die Vergangenheit kann man endlos reden; und auch über die Unzulänglichkeiten, die jeder Mensch aufweist. Aber ändern kann man die Vergangenheit nicht. Weswegen ich es sinnvoller finde, nach vorn zu schauen. Wenn mensch irgendwas beeinflussen kann, dann ist es die Zukunft - auf die kommt es an. Und da glaube ich, dass ihr schon das richtige "Rüstzeug" habt, um das positiv zu meistern! Viele Grüße, Stefan |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Lieber Stefans,
ich mag deine Gedankengaenge :) - sie sind oftmals von deinen eigenen Erfahrungen gefaerbt, die ich natuerlich nur soweit nachvollziehen kann, wie du sie hier offenlegst. Zitat:
Doch gebe ich nicht auf, wie du ja an meinem Thread hier sehen kannst. Kontinuierlich setze ich alles dran, dass die Schaeden minimal bleiben. Es ist wahr, dass es in jedem Menschen eine gewisse Disposition gibt, was seeleschen Verarbeiten betrifft. Es reicht, dass ich mich mit meiner juengeren Schwester vergleiche oder meine beiden Soehne. Mein Aeltester ist sensibel und leicht aus der Spur geworfen (deshalb bin ich auch froh, dass er weit weg mit seinem Medizinstudium beschaeftigt ist) Der Juengere ist auch sensibel (siehe Panikattacken) - und doch voller Vertrauen in mich, solange ich nicht wanke.... Er versucht mich ja nun zu beinflussen, indem er mich zum Vegetarier "umerziehen" will - da es nicht klappt, hat er immer was zu meckern und letztendlich lachen wir darueber :) Das er sich bei der Psychologin mal so richtig ausweinen konnte, scheint eine grosse Befreiung fuer ihn gewesen zu sein. Ich vertraue darauf, dass seine 17 Lebensjahre voller Liebe ihn so gefestigt haben, dass er alles soweit gut uebersteht und auch, falls ich es nicht schaffen sollte, seinen Weg unbeschadet allein geht. |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Liebe Nikita,
ich habe deine Beiträge ein wenig überflogen und ein paar ganz durchgelesen. Bin leider gerade auf dem Sprung aber möchte dir doch kurz etwas erzählen. Meine Mama erkrankte im Jahr 1999 an Brustkrebs, damals war ich 12 Jahre alt. Damals habe ich nicht verstanden dass Krebs oftmals ein Todesurteil ist. Mir war es einfach nicht bewusst. Wirklich verstanden habe ich es mit 19. Davor wollte ich es nicht wirklich wissen oder...ich hab echt keine Ahnung. Und das nur, weil meine Mama plötzlich Gehirnmetastasen hatte. Ich wusste, dass diese in dieser Menge, die sie hatte, tödlich sein werden. Ich ging in Therapie, da ich auch psychische Angststörungen hatte /teilweise noch immer habe (Angst vorm alleine sein, Angst vor Strom, vorm Fön, konnte nicht alleine in kleineren Räumen sein usw usw). Mir hat die Psychotherapie sehr geholfen. Ich bin immernoch dort. Meine Mama starb vor 4 Monaten. Sie hat immer ehrlich mit mir über diese Krankheit gesprochen und das war wichtig, trotz meiner Angststörungen. Sie hat mich auf ein Leben ohne sich vorbereitet.. hätte sie das nicht, dann wäre ich jetzt wohl tot unglücklich oder hätte suizidgedanken. Meine Mama war mir immer sehr sehr wichtig weil mein Vater schon vor 16 Jahren starb. Vielleicht hilft dir meine Sicht ja etwas weiter. Dein Sohn ist nicht viel jünger als ich. Viel Kraft wünsche ich euch! Alles Liebe Angie |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Liebe Mimmi :)
lass dich erst mal virtuell von mir drücken :pftroest: , es hat mich sehr berührt, dass du noch so jung die Mama und Jahre zuvor den Vater verloren hast. Ich habe viele Fragen zu dem, was du geschrieben hast: z.b. wie dich deine Mama darauf vorbereitet hat, dass sie eines Tages nicht mehr bei dir ist. Wie packst du das Leben nun an? Ohne deine Eltern ? Hast du Geschwister ? Wer kümmert sich um dich ? Wer bezahlt die Rechnungen, wer tröstet dich, wenn du traurig bist ? Im Grunde sind es zwei Sachen , die mich beschäftigen: wie kommt man als Jugendlicher seelisch zurecht und wie gestaltet sich allein der praktische Alltag. Soviele Fragen - ich würde mich sehr freuen, wenn du antworteten würdest. Ich kann die Fragen irgndwie nicht anders formulieren, es kommt so hölzern rüber... schade, dass man immer nur schreiben kann , sich unterhalten wäre viel besser. Aber das geht ja nicht. |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Hallo Nikita und alle anderen ,
ich möchte mich auch wieder mal zu Wort melden. Es tut mir leid,dass ich nicht regelmäßig schreiben kann,auch wenn ich keine würde - aber ich habe dann regelrecht eine Schreibblockade. Nikita ich finde es bewundernswert, wie du alles anpackst,wieviel Kraft und Mut hinter deinen Worten steht,trotz all deiner Zweifel und Ängste. Ich glaube, dein Sohn könnte sich keine bessere Mutter wünschen. Ich weiß, dass ich deine Gedankengaenge nicht beurteilen kann. Ich kann auch nicht nachempfinden wie man sich als Betroffener fuehlt, als betroffene Mutter. Ich kann nur aus der Sicht eines Angehörigen schreiben. Wie gesagt war ich bei der Erkrankung meiner Mutter 17 und hatte gerade meinen Schulabschluss gemacht. Danach habe ich die Ausbildung zur Krankenschwester angefangen. Trotz allem muss man sein Leben weiterleben und ich kann heute gar nicht mehr sagen,wie ich das alles geschafft habe. In solchen Zeiten packt man so eine enorme Kraft aus, woher die kommt,weiss man meistens gar nicht. Während der Ausbildung gab es schlimme Momente für mich. Beispielsweise Unterrichtseinheiten Onkologie.. Jetzt bin ich Krankenschwester,habe schon viele Menschen mit Krebs als Patienten gehabt, schon viele auf ihrem letzten Weg begleitet. Ich sehe Mama und ich sehe die Bilder,die auf mich zu kommen können. #Ich weiss nicht,wie ich mich damit arrangieren soll?! Ich versuche weniger darüber nachzudenken, ich nehme inzwischen Antidepressiva und das allerwichtigste, ich gebe die Hoffnung nicht auf. Ich bin zur Zeit auf der Suche nach einer Wohnung. Ich halte es zu Hause einfach nicht mehr aus. Habe viele Konflikte mit meinem Vater und auch mit meiner Mutter. Wir leben einfach auf zu engem Raum zusammen,haben uns in andere Richtungen entwickelt und ich brauche meine Freiräume. Und im Gegenzug habe ich dann wieder ein schlechtes Gewissen. Das ich ausziehen will. Irgendwie erscheint es mir ein bisschen wie eine Flucht? Und dann streiten wir ständig über ganz alltägliche Dinge,weil ich das Messer nicht weggeräumt habe oder die Küche nicht geputzt habe oder oder oder. Die Streitereien machen müde und ich weiss das ich es irgendwann bereuhen werde,das wir uns so oft gestritten haben. Ich kann es schwer in Worte fassen was ich eigentlich sagen möchte. Irgendwie suche ich einen Weg mit meiner Mutter zu leben,fuer sie da zu sein, aber es geht nicht miteinander und nicht ohneeinander. Ich frage mich wie unser Verhaeltnis waere,wenn sie keinen Krebs bekommen hätte? Besser? Noch schlechter? Sie hat sich sehr verändert. Irgendwie vermisse ich meine alte Mami. Oder ich habe mich verändert? Oder wir beide? Ich weiss es nicht. Es ist schwer obwohl es doch eigentlich ganz einfach wäre,wenn man die Dinge von einer anderen Seite betrachten würde. Liebe mimmi, ich schicke dir einen ganz lieben Gruß. Ylva |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Liebe Ylva
Fein, dass du wieder in meinen Thread geschrieben hast - ich hatte schon daran gedacht, wie es dir geht. Vielleicht habe ich eine Erklärung für deine Probleme: alle Jugendlichen nabeln sich früher oder später von den Eltern ab, meist, wenn sie einen Beruf haben und an eine eigene Familie denken. Das ist das normalste der Welt - man mag das "hastduschondeinzimmeraufgeräumt" - Gemecker der Eltern nicht mehr hören :lach2: Mein älterer Sohn (22) studiert Medizin in Prag und kommt nur noch in den Ferien nach Hause und selbst das wird aufhören, wenn er endlich mal ne feste Freundin hat. Der Jüngere ist ein Mamakind, aber das ist von Kind zu Kind verschieden. Einer will so schnell als möglich weg von zu Hause, der andere bleibt kleben.... Problem nun bei der ganzen Abnablungsgeschichte ist die Krankheit. Sie haut dazwischen - nichts ist mehr normal. Alles wird in Frage gestellt, alle sind bedrückt, nervös, traurig, ungerecht.... Lass dich davon nicht so beeindrucken , lebe dein Leben, nimm deine Mama in den Arm und drücke sie ganz fest, sag, dass du sie lieb hast. Such dir eine Wohnung - du hast das Recht darauf und brauchst dich nicht schuldig zu fühlen. Wenn deine Eltern sehen, dass du glücklich und ausgeglichen bist, wird es auch für sie einfacher sein. Solange wie es meinem Sohn nicht gut ging, war ich auch gereizt, wütend, ungerecht - böse mit dem Leben. Jetzt geht es Claudio bedeutend besser, die Medis hat er wieder abgesetzt , hat sich bei den Pfadfindern eingeschrieben und plant eine Reise in die Schweiz. Zu Weihnachten will er ein Moped, was ich ihm auch schenken werde. Geht es ihm gut - geht es mir gut - so einfach ist das :) Denn der Gedanke, dass er verloren dasteht, wenn ich mal nicht mehr bin, raubt mir den Schlaf. Weiss ich, dass er einen guten Beruf hat, Freunde, dass er mit sich selbst zurecht kommt, dann fällt auch der Abschied nicht so schwer. |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Hallo nikita,
wie hat mich meine Mama darauf vorbereitet...ich habe oft ihr Leid miterleben müssen. Sie wollte mich immer schützen. Wenn ich bei meinem Freund war und zu ihr wollte weil ich nicht wollte dass sie alleine war, sagte sie immer: Nein, mein Schatz du brauchst nicht extra vorbeikommen, mir gehts gut. Sie wollte dass ich so eigenständig wie möglich bin. Wir haben viel geredet und sie hat mir vermittelt wie wichtig ihr es ist, dass ich, wenn sie mal sterben sollte, mein Leben weiterlebe. Dass ich ein selbständiger Mensch bin mit Zielen und glücklich werde. Sie hat mir immer wieder gesagt dass sie mich nicht auf die Welt gebracht hat, um ein unglückliches Kind zu haben - sie will dass ich glücklich bin. Sie hat auch gesagt: Wir brauchen uns nichts vormachen - ich werde eines Tages an dieser Krankheit sterben, aber ich will wenigstens durchhalten bis du volljährig bist. Damals verstand ich das nicht... heute verstehe ich alles. Ich habe auch ihr das Versprechen gegeben, wenn sie einmal sterben sollte, dass es mir wahnsinnig wehtun würde, ich es aber schaffen werde. Das habe ich ihr versprochen und das will ich auch halten. Wie packe ich das Leben an...nun...anfangs war alles unwirklich - wie in einem Film. erst jetzt, 4 Monate später, tut es wahnsinnig weh weil ich es anfange zu realisieren. Ich bin mit meinem Freund zusammengezogen (er hat sich total um eine Wohnung bemüht und alles arrangiert). Er hat geguggt, wie man die Formalitäten regelt, denn ich war dazu nicht in der Lage. Die Zeit rannte nur so dahin. Ja, Geschwister habe ich, allerdings nur Halbgeschwister von meinem Vater. Zu beiden hatte ich keinen Kontakt, sie sind auch wesentlich Älter. Zu meinem Bruder habe ich Kontakt aufgenommen, er ist 37 und wohnt in Hamburg, ich in München. Er hat mich dann mal besucht, das war toll. Mein Onkel (Bruder meiner Mutter) ist auch für mich da, sowie seine Familie (Tante, Cousinen). Allerdings eher selten. Vielleicht liegt es auch an mir. Ich WILL selbständig sein, ich hasse es bemuttert zu werden. Also zumindest von Menschen, die nicht meine Mutter sind. Rechnungen...hm. also ich bin in der Ausbildung und mein Freund seit 1.9. Festangestellt nach der Ausbildung. Wir verdienen soviel, dass es reicht um Miete Strom etc zu zahlen, aber das schaffen wir alles auch nur dank seiner Eltern. Die haben uns einiges dazugegeben, sowie ehemalige Arbeitskollegen meiner Mutter, was nicht selbstverständlich ist. Wenn ich traurig bin kann ich mit meinem Freund sprechen. Er versucht mir zu helfen so gut es geht, ist aber auch nicht ganz einfach für ihn. Seelisch...nunja...ich habe meiner Mutter wie gesagt einiges versprochen. Dass ich meinen Führerschein fertig mache solange sie lebt (habe ich leider psychisch nicht geschafft, ich mache aber im Dezember weiter.), dass ich meine Ausbildung gut bestehe und ich schreibe in 2,5 Wochen meine Abschlussprüfung. Ich versuche das hinzubekommen so gut es geht. Ich bin immernoch bei meiner Psychologin, das ist schon sehr wichtig für mich, weil sie mir stückweit aus meinen Depressionen und Verzweiflungen raushilft. Im Alltag bin ich zum Glück ja nicht alleine. Mein Freund ist ja bei mir, wir haben 2 Kätzchen und einige, wenige Freunde, die verstehen wenn es mir schlecht geht und damit umgehen können. Aber es geht mir nicht nur schlecht! Ich kann auch wieder lachen und etwas glücklich sein. Zwar lange noch nicht Glück wirklich in dem Ausmaß empfinden wie früher, aber ich denke das kommt auch wieder. Ich schreibe meiner Mama auch in diesem Forum. Ich muss mit ihr reden und ich denke sie lebt irgendwo weiter. Das denke ich nicht nur weil sie gestorben ist. Daran glaube ich denke ich schon mein ganzes Leben. Quatsch, die Fragen kommen nicht Hölzern rüber. Du bist Mutter und anhand eines Lebens, das diese Situation schon durchgemacht hat, kann man doch am besten "messen" wie man seine Kinder drauf "vorbereitet". Aber jeder Mensch ist anders. Es gibt Menschen die brauchen keinen Psychologen oder wollen keinen. Manche kommen damit irgendwann klar, andere hadern ihr ganzes Leben mit sich. Ich lese hier im Forum oft, dass Kinder ihren Eltern noch nach Jahren schreiben. Ich will meine Mama auch nicht vergessen, aber ich denke irgendwann werde ich nur noch in Gedanken mit ihr reden, so wie mit meiner Oma (für mich war sie wie meine 2. Mutter), die vor 4 Jahren gestorben ist. Ich habe eine extra "Ecke" in der Wohnung für meine Mama und Oma eingerichtet. Dort stehen Fotos und Dinge von Ihnen, die mir wichtig sind. Wenn du noch Fragen hast, frag ruhig, ich bin sehr offen erzogen worden, auch was den Tod angeht. Wie geht es dir denn im Moment gesundheitlich und seelisch? Viele Grüße Angie |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Liebe Mimi :)
Nach dem Lesen deiner Antwort musste ich an meine Mama denken, (sie lebt mit 70 Jahren und es geht ihr gut) Ich habe sie in der Phantasie vor mir gesehen, ohne Haare, vom Cortison aufgeschwemmt, sterbend - und dann im Grab... Gott, es ist alles so unfassbar ! Ich kann nicht verstehen, wie man so etwas ertragen kann, ohne verrückt zu werden. Und doch: es gibt ein Leben für die Angehörigen nach dem Verlust, du selbst beweist es mit einer Stärke, die mich schwer beeindruckt. Das Lebe geht weiter, das beruhigt mich ein bisschen. Wichtig ist, dass man selbst mit sich im Reinen ist, einen Beruf und gute Freunde hat. Wie du siehst, bin ich wieder mal in einer seelisch zwiespältigen Phase, obwohl es mir gut geht, soll heissen, der Krebs hat sich bis jetzt nicht zurückgemeldet. Doch fange ich an einzusehen, dass ich mich ein weniger mit dem Krebs auseinander setzen sollte - sprich, nicht mehr so oft ins Forum kommen. Ich mache mich selbst krank, sehe geistig alle meine Lieben sterben oder leiden, sehe mich selbst im Endstadium an Schläuche angeschlossen , fühle die Schmerzen, die Tränen - das muss aufhören. Ich lebe ja und was die Zukunft bringt, weiss keiner. -- Claudio geht es wieder wunderbar, er hat sich von mir überzeugen lassen, dass ich ihn ganz bestimmt nicht so bald verlasse - er lebt wieder sein Leben ohne (sichtbare) Angst. Fragen hab ich keine mehr, du hast alles wunderbar beantwortet. Du hast mich einerseits aufgewühlt, aber nach einigem Nachdenken auch beruhigt. Nun weiss ich, wie es geht und dass ich mir keine absolut unerträglichen Gedanken machen muss. Furchtbar ist die Krankheit, aber man kann noch viele Jahre mit ihr leben und das ist im Moment wichtig für mich. Was später mal kommt - darüber denke ich nach, wenn es soweit ist. Sei lieb umarmt und Grüsse ins schöne München von Nikita :) |
AW: mein Sohn hat Panikattacken
Hallo Nikita,
ich war ehrlich zu dir, es ist klar, dass dich das aufwühlt. Aber ich bin froh, dass ich dich auch beruhigen konnte. Hört sich jetzt vielleicht doof an, aber wenn dir das so Kopfzerbrechen bereitet, vielleicht würden dir Gespräche helfen. Von einem Psychologen oder so. Ich empfehle das so gerne weiter, weil mir das wahnsinnig gut tut. Anfangs sträubte ich mich dagegen, alle die zum Psychologen müssen sind geistig krank. Das ist die Ansicht der meisten Menschen,die in meinem Umfeld leben. ich bin nicht geistig krank, sondern seelisch. Meine Psyche leidet, weil ich viel durchmachen musste. Und ein Psychologe kann Balsam für die Seele sein. Sie ist teilweise mein Leitfaden im Leben, ohne mich wirklich von ihr abhängig zu machen. Genieße dein Leben, freu dich, dass du diese Krankheit bis jetzt überstanden hast und glaube daran, dass du gesund bleibst! Es kann immer anders kommen- aber das kann auch jedem so gehen. Alles Liebe!!! |
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