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Gabriele M. 21.09.2007 02:26

Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo,

meine Tochter ist gestern auf dieses Forum gestossen und auch ich möchte meine Hilflosigkeit zum Ausdruck bringen. Bei meiner Mutter wurde kurz vor Weihnachten 2005 ein Magenkrebs festgestellt. 3 Tage vor Weihnachten wurde ihr der Magen und ein Stück der Speiseröhre entfernt. Die Ärzte sagten uns damals, dass der Krebs komplett entfernt sei - aber die Möglichkeit, dass er wieder kommt ist da. Meine Mutter ist eine Kämpferin und sie hat sich einigermassen gut von dieser schweren Operation erholt und auch neuen Lebensmut geschöpft. Im Juni diesen Jahres bekam sie aber Probleme mit der Niere. Die Niere transportierte das Wasser nicht mehr und man hat eine Schiene zur Wasserabfuhr gelegt. Die Ärzte müssen da schon etwas gemerkt haben, denn es wurde eine Gewebeprobe eingeschickt. Diese Probe sei negativ ausgefallen. Wir waren wieder beruhigt. Vor 4 Wochen wurde die Schiene wieder gerichtet und bei der OP haben sie dann festgestellt, dass am Harnleiter wieder eine Krebsgeschwulst ist. Dieser und ein Eierstock wurden bei der OP entfernt. Weitere sichtbaren Tumore seinen nicht vorhanden. Heute sollte in einem Fach-Krankenhaus, welches auf Krebs spezialisiert ist und wo Mutti zur weitern Behandlung hin sollte, eine Besprechung sein, wie die weitere Therapie ist. Am Dienstag dieser Woche ist Mutti mit starken Schmerzen und Wasser im Unterbauch ins Krankenhaus gekommen.Verdacht auf Darmverschlingung. Mittwoch morgen wurde sie operiert und seitdem ist nichts mehr wie früher. Der Bauchraum soll voller Metastasen sein. Eine Probe wurde wieder eingeschickt - aber ich frage mich warum? Mein Vater und ich waren jetzt schon in 2 Krankenhäusern, beide Ärzte - der Chirurg, in unserem hiesigen KKH wo Mutti operiert wurde und der Onkologe in dem Fach-KKH, sagten beide, dass nach dem jetzigen Krankenverlauf Mutti nur noch 3-6 Monate bleiben.
Mutti ist in den letzten 6 Wochen nur noch ein Schatten ihrer selbst geworden, aus einer tatkräftigen, lebensbejahenden Frau ist eine zierliche Person von 1,60 cm mit ich weiß nicht wie wenig Kilos geworden. Und das Gewicht nimmt immer mehr ab. Die OP's gehen an ihre Substanz und ihre Kraft wird geringer.
Sie ist immer für andere da, liebt Kinder und freut sich über ihre kleinen Enkelkinder und ihr 11 Monate altes Urenkelkind.
Wir alle stehen sprachlos dieser Krankheit gegenüber, können nicht mehr schlafen. Ich habe den ganzen Tag Kopfschmerzen, kann nichts mehr essen, nicht schlafen, muss nur noch weinen.
Wer kann mir sagen, wie wir mit dieser Situation umgeht? Wir wussten alle, dass wir mit einem Rückfall rechnen müssen, aber jetzt wo er da ist fühle ich mich so hilflos, so wütend und gleichzeit so unendlich traurig. Ich habe Angst davor, dass die Schmerzen für sie nicht erträglich werden.
Bis jetzt glaubt sie, es seinen nur Verwachsungen gewesen. Wenn der endgültige Befund heute oder Montag da ist wollen wir ihr sagen, wie es um sie steht. Ich glaube sie ahnt etwas, trotzdem - wie sagen wir ihr, dass die Zeit, die sie bei uns ist nur noch so kurz ist? Dass sie die Goldhochzeit, die im Okt. 08 ansteht und auf die sie sich so gefreut hat, wahrscheinlich nicht mehr erleben wird?
Ich habe im Forum von Dr. Müller, Hammelburg gelesen. Handelt es sich um eine Privatklinik oder ist sie kassenärztlich zugelassen? Kann mir jemand sagen, ob es sich lohnt, sich an ihn zu wenden? Ich greife nach jedem Strohhalm, der sich bietet.

Gabi

PapasKind 21.09.2007 23:02

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo Gabi,
es fällt mir sehr schwer, dir zu schreiben. Was soll ich schreiben. Es wird alles gut? Mach dir keine Sorgen?
Die Diagnose deiner Mutti ist sehr schlecht, soweit ich das beurteilen kann. Ich glaube allerdings, dass sie schon weiss, wie es um sie steht. Ich finde es sehr wichtig, dass man die Kranken nicht belügt. Schliesslich geht es um ihr Leben und ich glaube, sie kommen damit besser klar als man selbst. Auch ich hatte nach der Diagnosestellung meines Papas deine Symptome. Konnte nicht schlafen, nicht essen, heulte nur. Lass es zu. Es muss sein.
Es ist schon grausam, einen Angehörigen mit Krebs zu haben. Man sieht, wie er langsam zerfällt und immer weniger wird. Er würde so gerne noch leben, aber irgenwann geht es nicht mehr. Dann, wenn man sieht, es geht nicht mehr weiter, wird der Tod ein Freund. Man ist nachher froh, wenn der gequälte Angehörige seinen Frieden gefunden hat. Bis in dieses Stadium ist es jedoch ein steiniger Weg.

Versuchs mal in Hammelburg bei Dr. Müller. Aber denk daran. Liesse sich diese Operation, die er vielleicht vornehmen würde mit dem Rest Lebensqualität vereinbaren die deine Mutter noch hat. Wie wäre es danach. Denn es ist nicht damit getan, die Metastasen im Bauchraum zu eliminieren. Die sind dann auch überall. Wenn sie jetzt schon immer schwächer wird, ist es dann sinnvoll sie weiterzu"quälen" und mit ihr durch die "Welt zu reisen". Auch ich hatte am Anfang diesen Gedanken: "Es muss doch jemanden geben, der uns helfen kann". Auch jetzt denke ich immer noch:"Hätte man nicht mehr machen können?" Es ist sehr schwer damit zu leben. Ruf ihn mal an, damit er sich wenigstens die Befunde ansieht und mit dir darüber spricht.

Je mehr Meinungen desto besser.

Schaden kann es auf jeden Fall nicht.

Frag auch einfach nach, ob sie kassenärztlich zugelassen sind. Ich denke schon, weiss es aber nicht.

Liebe Grüsse und halt uns auf dem Laufenden

Gabriele M. 22.09.2007 05:45

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo PapasKind,

ich danke Dir für Dein Mitgefühl. Die Seiten in diesem Forum haben mir schon sehr gut getan, wenn man liest, dass es viele gibt, die wissen, wie wir uns fühlen. Der Kopf weiss, wie es um Mutti steht, aber er will es nicht akzeptieren und das Herz zerbricht einem. Dazu kommt, dass auch mein Vater vor einigen Jahren an Prostatakrebs erkrankt war. Mit einer Strahlenbehandlung hat man den Krebs wohl besiegt. Vorgestern, als wir vom Onkologen kam sagte er mit ganz leise, er habe auch wieder Schmerzen, aber keine Zeit und auch keine Lust zum Arzt zu gehen. Er wolle auch nicht wissen, wie es um ihm steht - er will am liebsten sofort mit Mutti gehen. Ich glaube ich habe nicht die Kraft, Mutti zu unterstützen und Vati zu überreden, sich um sich selbst zu kümmern. Ich kann ihn verstehen.
Zu Dr. Hammelburg habe ich Kontakt aufgenommen. Er ist am Montag wieder zu erreichen und wir werden die Befunde von Mutti auch erst Montag bekommen. Der Oberarzt im hiesigen KKH macht beim letzten Gespräch den Eindruck, als wäre er für andere Ärzte und Methoden sehr offen. Ich werde mit ihm sprechen, ob er sich mit Dr. Müller auch in Verbindung setzt. Ärzte untereinander sind vielleicht ehrlicher zueinander als sie es zu uns sind. Ich habe Dr. Müller in der Mail schon geschrieben, dass ich eine Behandlung nur möchte, wenn sich die Lebensqualität meiner Mutti nicht so sehr vermindert. Jetzt habe ich im Herzen ein kleines bisschen Hoffnung - doch der Verstand kämpft mit dem Herzen.

Gabi

Gabriele M. 22.09.2007 18:28

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo,

ich komme gerade aus dem Krankenhaus und unsere Hoffnungen werden immer geringer. Mutti hat eine Drainage im Bauch und verliert ständig Bauchwasser. Seit heute morgen hat sie etwas über 100 ml Wasser verloren. Vati sagt, sie habe heute etwas gegessen und getrunken. Ca. 10 Minuten später hätte er im Schlauch gesehen, dass das Wasser lief. Ich habe Mutti heute die Haare gewaschen und sie zum 1. Mal seit längerem fast nackt gesehen. Es war ein Schock. Arme und Beine wie ein Teenager, keinen Po mehr, aber einen Bauch als sei sie im 6 oder 7 Monat schwanger. Es tat so weh, sie so zu sehen und trotzdem über die belanglosesten und unwichtigen Sachen zu sprechen und zu lachen.
Ausserdem hat sie ständig Schmerzen. Sie hat ein Schmerzpflaster und bekommt Novalgin-Tropfen. Mehr nicht. Ich habe die Schwester gefragt, ob sie Aufbaustoffe, Vitamine oder sonst etwas bekommt - nichts. Ich glaube auch, dass sie weiss, was sie hat. Sie guckt immer so tiefgründig, aber ich werde Vatis Wunsch respektieren und ihr nichts sagen, bevor der Befund am Montag da ist.
Ist doch alles sch...

Der einzige Lichtblick zur Zeit ist, dass sie sich immer wieder über ihr Urenkelchen freut. Hoffentlich bekommt sie den 1. Geburtstag in 2 Wochen noch mit. Auch die anderen 3 Enkel (7 - 2 Jahre) machen ihr immer wieder Freude.

Gabi

Barbara W. 22.09.2007 20:12

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Liebe Gabriele,

es tut mir so unendlich leid, dass es Deiner Mama so schlecht geht.

Bleib so tapfer und stark, wie Du es bis dato warst, Ihr werdet es gemeinsam schaffen, diese schwere Zeit zu überstehen. Deine Mama wird den Geburtstag noch erleben und Ihr werde ihn gemeinsam feiern, denn das wünscht Ihr Euch alle gemeinsam.

Ein stiller Gruß mit ganz viel Kraft von

Barbara

mock 22.09.2007 20:14

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo Gabi,

auch ich bin Tochter eines magenkrebskranken Vaters. Er weiß seit April von seiner Krankheit (man fand bei ihm allerdings zuerst die Knochenmetastasen) und bei der geplanten MAgen-OP fand man das ganze Ausmaß: Bauchfellcarcinose, inoperabel!!
Nun hat er 6 x Chemo hinter sich, wie wir inzwischen wissen, ohne ERfolg.
Seit 3 Wochen hat er nun auch einen Aszites - wie du schon schreibst, es ist so ein furchtbar trauriger Anblick. ER hat 25 kilo abgenommen, seine HAut hängt in vielen Falten an den Armen und Beinen, aber der pralle Bauch.....
Auch ich bin immer bemüht, einen lockeren Ton anzuschlagen, obwohl ich innerlich weine und schreien möchte. Diese Krankenhausbesuche kosten Kraft; leider wohne ich 100 km weg und fahre immer wenn er Chemo hat zu meinen ELtern. Auch, um für meine MAma dazusein, die Parkinson hat, und ohne meinen Papa ziemlich aufgeschmissen ist.
Es ist alles sooooo traurig. Innerhalbe eines TAges (seit der Diagnose) ist nichts mehr wie es war, und es wird auch nie wieder so sein.
Es ist ein Abschied auf RAten, der unglaublich weh tut, obwohl ich dennoch dankbar bin,dass mich mit meinen beiden ELtern noch viele intensive Stunden verbringen darf und ihnen so nah stehe (gerade meinem Vater)wie noch nie zuvor.
Ich wünsche dir und deiner MAma alles, alles Gute, viel Kraft -
Elke

Tonja 23.09.2007 05:28

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Liebe Gabi,

Es tut mir Leid, dass es so schlecht um Deine Mutter steht. Die Gefühle kenne auch ich. Bei meiner Mutter wurde Adenokarzinom am 21.März 2007 diagnostiziert. Am 26.August, nach genau 5 Monate und 5 Tage ist sie dann von uns gegangen. Heute schreibe ich meinen ersten Beitrag, seit sie verstorben ist.

Der letzte Monat ihres Lebens war grausam. Zuerst klagte sie immer über Schmerzen im Unterleib, sobald sie sich die Ernährungssonde anschliess. Im Krankenhaus machte man verschiedene Untersuchungen, um festzustellen ob die Darmpassage überhaupt noch offen sei. Bei einer Untersuchung bekam sie ein Kontrastmittel und seither wurden die Schmerzen ununterbrochen. Ihr Bauch blähte auf, wurde hart. Sie konnte sich vor Schmerzen fast nicht mehr bewegen. Seit dieser Untersuchung konnte sie nicht mehr aufstehen.
Wie man dann feststelle war wahrscheinlich das Kontrastmittel nur der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Etwa in der zweiten Woche August überredete man uns einen künstlichen Darmausgang (Stoma) zu machen, damit das Wasser und Stuhlgang wenigstens raus konnten. Hätte man es nicht gemacht, wäre die Gefahr da gewesen, dass das Wasser und Stuhlgang (!) in die falsche Richtung laufen würde, also Richtung Lunge. Während der OP sah man dann, wie hoffnungslos es für sie stand. Der Bauch war voll Tumor.

Nun hatte sie den Stoma, dort kam aber etwa 5 Tage was raus, dann auch nicht mehr. Der Bauch wurde dann wieder voll Wasser, wie vor der OP. Seit der OP begann man die Schmerzterapie bestehend aus Morphin. Die Dosis wurde fast täglich erhöht, da sie es vor Schmerzen nicht aushielt.
Ende August ist sie dann von uns gegangen. Ihr drittes Enkelkind, das am ersten Oktober zur Welt kommt, wird sie nicht mehr kennenlernen.


Ich wünsche Dir und Deiner Familie sehr viel Kraft und drücke Euch fest die Daumen, dass Deine Mutter noch ein bisschen leben darf und trotzdem nicht zu viel leiden muss! Nutzt die Zeit und seit bei Ihr so viel es geht.

Liebe Grüsse
Tonja

Gabriele M. 23.09.2007 21:46

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo Ihr Lieben,

ich danke allen die mir antworten und auch denen, die stumm meine Hilflosigkeit teilen.

Komme gerade aus dem Krankenhaus. Heute morgen bei unserem "Morgengebet" wie mein Mann und unsere Tochter liebevoll die täglichen Telefonate zwischen Mutti und mir nennen bemerkte ich, dass Mutti eine sehr belegte Stimme hat. Das beunruhigte mich aber sie war so gut drauf und hat gescherzt und mit gesagt, dass die gleich mit Vati etwas auf dem Gang spazieren geht. Gegen Mittag rief Vati an, ich solle nachmittags zum Besuch neue Nachthemden mitbringen. Ausserdem ginge es Mutti sehr schlecht, sie habe gebrochen und man habe ihr eine Magensonde gelegt.
Als ich dann ins Krankenhaus kam der Schlag. Mutti wurde gerade nach unten gebracht zum Röntgen und Ultraschall. Diagnose: Darmverschluss!
Ich habe mit der Ärztin gesprochen, erst wollte sie nicht so richtig mit der Sprache heraus, besonders als ich wissen wollte, wie lange Mutti noch bleibt.
Ich sagte der Ärztin, sie möge uns doch bitte nicht verwehren, Abschied zu nehmen, nicht das irgendjemand von ihren Kindern, Geschwistern oder anderen Menschen die sie gern hat und die Mutti gern haben zu spät kommen und sich nicht mehr verabschieden können.
Die Ärztin sagte nur: dann fangen sie jetzt an und sagen sie allen Bescheid. Auf Vatis Wunsch haben wir ihr immer noch nicht gesagt, dass es zuende geht. Sie hat aber mehrfach gefragt, ob wir mehr wissen. Ich glaube, sie weiss was los ist, sie ist eine intelligente Frau und kann 1 + 1 zusammenzählen.
Mein Vater bleibt die ganze Nacht bei ihr, auch ihre jüngere Schwester wird lange bleiben.
Als ich den Hund meiner Eltern heute zu uns geholt habe und in mein Elternhaus ging hat es mir fast das Herz zerrissen. Alles ist noch so, wie es bei Mutti immer ist. Alles blitzeblank, alles steht am richtigen Fleck, es richt nach Mutti und an der Garderobe hängt ihre Jacke und ihre Weste als wenn die Sachen darauf warten dass sie kommt, sie anzieht und wir spazieren gehen. Es tat so fürchterlich weh. Sie wird ihr Zuhause nicht wiedersehen, ihren Garten, ihre Blumen, .....
Ich kann kaum noch sehen was ich schreibe, bin blind vor Tränen.
Ich möchte Mutti noch so gern behalten, aber wenn es für sie zu anstrengend wird gönne ich ihr die Ruhe und den Frieden.
Es werden schwere Tage kommen und ich leide auch mit allen, die nicht das Glück haben, dass ihre kranken Angehörigen im gleichen Ort sind und sie nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit zu ihren Lieben gehen können und sie drücken können.

Eine leidende Tochter
Gabi

suse52 23.09.2007 22:12

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
(((Gabi)))
Es tut mir so Leid! Gott gebe dir und euch Kraft zum Abschiednehmen.
Suse

Gabriele M. 25.09.2007 21:49

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo,

seit 2 Tagen durchleben wir ein Wechselbad der Gefühle. Gestern ging es Mutti überraschend sehr gut. Sie konnte aufstehen, im Gang hin und her gehen und sah sehr gut aus. Der dicke Bauch war weg und der Bauch war auch wieder weich. Sie wurde künstlich ernährt, was ihr sehr gut tat. Die Ärzte waren auch wieder zuversichtlich. Obwohl ich Angst vor dem "letzten Aufflackern" hatte konnten wir alle seit einigen Tagen wieder ruhig schlafen.
Heute morgen kam Vati und sagte, es sei doch alles vorbei. Der Darm sei wohl im oberen Bereich zu und Mutti wird nicht mehr viel Zeit haben. Alle Hoffnung brach zusammen.
Gegen Mittag kam er noch einmal und sagte, er habe noch einmal mit dem Oberarzt gesprochen. Man hat sich noch einmal untersucht. Eine kleine, dünne Darmpassage ist wohl doch noch frei und es besteht noch etwas Hoffnung.
Vati hat dann Mutti über ihren Zustand aufgeklärt - endlich, denn das ewige Lügen und die traurigen "weißt Du mehr" Blicke konnte ich kaum noch aushalten. Mutti hat die Wahrheit sehr gefasst aufgenommen. Als ich heute nachmittag bei ihr war haben wir lange gesprochen. Es tat uns beiden sehr gut - Mutti will sich nicht unterkriegen lassen. Auch Vati ist ruhiger geworden. Die ganze Atmosphäre ist entspannter.
Morgen wird Mutti operiert, ihr wird ein Port gelegt, damit man sie darüber künstlich ernähren kann. Wenn sie alles gut übersteht, wird man über eine Chemo sprechen. Ich habe Kontakt zu Dr. Müller aufgenommen und hoffe, dass er Mutti noch etwas helfen kann.
Hoffentlich geht morgen alles gut.

Hoffnungsvolle Grüße
Gabi

Kathleen 26.09.2007 20:04

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Liebe Gabi,

für einen Außenstehenden muss es unvorstellbar sein, was ihr alle zur Zeit durchmachen müsst.

Bei Deinem letzten Beitrag habe ich viel geweint, denn ich weiß ja leider, auch uns wird dieses Szenario früher oder später bevorstehen. Ich habe unbändige Angst davor, völlig zusammenzubrechen und nicht die nötige Kraft aufzubringen, meiner Mama in angemessener Weise beizustehen.

Ich hoffe, Ihr könnt Hr. Dr. Müller schnellstens alle notwendigen Unterlagen zur Verfügung stellen, damit er sich ein Bild von Deiner Mama machen kann. Wenn nicht er, dann kann ihr wohl keiner mehr helfen. Aber er gibt fast keinen auf. Du weißt, es wird keine Heilung auf Dauer sein, aber ein Zeitaufschub.

Ich werde an Euch denken!

Lass Dich umarmen und grüße mir Deine Familie insbesondere Deine Mama!

Liebe Grüße Kathleen

Gabriele M. 29.09.2007 08:19

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo Ihr Lieben, die ihr mir in den vergangenen Tagen so viel Kraft gegeben habt.

Seit gestern geht mir Katja Ebsteins Lied "Wunder gibt es immer wieder
heute oder morgen können sie gescheh'n! Wunder gibt es immer wieder
wenn sie uns begegnen, musst du sie auch seh'n" nicht mehr aus dem Kopf.

Am Sonntag hat man unserer Mutti nur noch Stunden gegeben. Gestern sagte uns der Stationsarzt, dass sie noch einmal untersucht wird und wahrscheinlich am Montag oder Dienstag nach Hause darf. Dienstag? genau am 1. Geburtstag ihres Urenkelkindes!! Bisher kamen mir die Tränen aus Verzweiflung und Trauer, jetzt kommen sie aus Freude und Überwältigung der positiven Gefühle. Ich bin nicht gläubig im herkömmlichen Sinne aber ich habe das Beten wieder gelernt.

Seit gestern bekommt Mutti auch schon wieder ganz wenig feste Nahrung, da der Darm wohl wieder etwas freier geworden ist. Es kann jederzeit wieder etwas passieren - doch die negativen Gedanken haber jetzt erst einmal Pause und dürfen sich in die hinterste Ecke zurückziehen.

Gestern hat Mutti im Krankenbett gesessen, die Beine angewinkelt und mit uns diskutiert, ob wir ihr vorübergehend ein Schlafsofa ins Wohnzimmer stellen, damit sie die Treppen ins Schlafzimmer im 1. Stock nicht laufen soll. Als wenn es nichts wichtigeres gibt.

Nächste Woche soll dann die Besprechung zwecks Chemo sein.

Ich werde mich dann wieder melden.

All diejenigen, die jetzt Kraft und Zuversicht brauchen drücke ich.

Gruß
Gabi

suse52 29.09.2007 08:59

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Wie schön! Ich freue mich mit.
suse

mock 29.09.2007 11:15

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Liebe Gabi,

es tut sehr gut, deine Zeilen zu lesen. Du schreibst mir oft aus der Seele.
Es ist wirklich schön, dass sich das Blatt bei euch wieder gewendet hat.
Ich empfinde inzwischen jeden einzelnen Tag mit meinem Vater (und selbstverständlich meiner Mutter, auch um sie mache ich mir ja große Sorgen) als etwas so kostbares. Ich habe mir 3 Bücher von Elisabeth Kübler Ross gekauft (Sie ist so eine Art Sterbepsychologin) um mich auf die kommende schwere Zeit ein wenig einzustellen; ich möchte meinen Eltern in unseren Gesprächen ein wenig Angst nehmen - aber auch zwischen den Zeilen lesen können, wenn etwas ungesagt bleibt, lernen zu schweigen - nur dazusein. Natürlich macht mal als Tochter viel intuitiv , aber die Bücher können dabei sehr unterstützend sein.
Ich hoffe, dass uns (und allen anderen Betroffenen hier und überall) noch ganz viel Zeit mit unseren Lieben bleibt; Zeit - die auch für die Kranken noch Lebensqualität und schöne Stunden bereithält.
Alles Gute auf Euerem weiteren Weg,
liebe Grüße
Elke

Gabriele M. 02.10.2007 21:05

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo,

trotz allem auf und nieder war heute ein wunderschöner Tag. Mutti liegt zwar noch im Krankenhaus und wird erst Donnerstag entlassen, aber sie hat heute ihrem Urenkelchen zum 1. Geburtstag gratulieren können. Ich habe auch ein paar Fotos von den beiden gemacht und hoffe, dass noch ganz viele dazukommen. Gleichzeitig haben meine Eltern heute ihren 49. Hochzeitstag. Mutti hat zur Feier des Tages Schnitzel, Gemüse und Kartoffeln bekommen und heute nachmittag Schwarzwälder Kirschtorte (alles in Form von flüssiger Nahrung über ihren Port). Wir hatten uns diesen Tag ursprünglich etwas anders vorgestellt aber heute waren wir froh, dass wir ihn MIT Mutti verbringen konnten.

Ich weiss, dass wir derzeit etwas die Vogel Strauss Methode bevorzugen. Ein Blick auf ihren Bauch ruft uns auch immer wieder in die Realität zurück aber es tut gut Mutti so lebhaft zu sehen und mit ihr zu scherzen.

Nächste Woche soll die Besprechung wegen der Chemo sein. Mal sehen, was das ergeben wird. Mutti ist stark und hofft sehr auf die Wirkung der Chemo.

Ich grüsse alle und sende jedem einen kleinen Hoffnungsfunken.
Gabi

Kathleen 02.10.2007 21:34

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Liebe Gabi,

es ist schön, dass es Deiner Mama besser geht und ihr Hoffnung schöpfen könnt. Eure Familie und das kleine Urenkelchen geben ihr sicherlich zusätzlich Kraft!

Welche Chemo soll sie denn erhalten und in welchem Rhythmus?

Meiner Mama geht es nicht sonderlich gut nach der letzten Chemo. Schwäche, Appetitlosigkeit, starker Reflux. Sie kann fast keine feste Nahrung mehr zu sich nehmen, es passt immer weniger hinein. Wir werden mit Dr. Müller Kontakt aufnehmen. Seit Ihr mit ihm noch im Gespräch?

Leider ist sie auch nicht besonders positiv gestimmt. Sie hadert mit sich und diesem Schicksal. Was kann ich da nur tun?

Mein Papa wird am Sonntag 63 Jahre. An diesem Tag sind sie 40 Jahre zusammen und 39 Jahre verheiratet. Ich werde versuchen, Ihnen einen schönen Tag zu machen.

Ich bin müde und erschöpft. Gott sei Dank ist morgen ein Feiertag...

Liebe Grüße Kathleen

Gabriele M. 02.10.2007 22:24

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo Kathleen,

(schön) von Dir zu hören. Ich habe das schön in Klammern gesetzt, da ich gehofft hatte, dass Du Dich nicht meldest weil es Deiner Mutti auch besser geht. Leider muss ich jetzt lesen, dass das nicht der Fall ist. Ich würde Dir so gern einen hilfreichen Rat geben, aber ich weiss auch nicht welchen.

Dr. Müller hat eine Chemo nach dem FLOT-Schema vorgeschlagen. Ich habe daraufhin mit dem Onkologen gesprochen, der meine Mutti behandeln soll. Er sagt sie machen so etwas ähnliches, nur anstatt O nehmen sie S. Für mich sind das alles böhmische Dörfer aber ich versuche, mich immer irgendwo schlau zu machen. Wenn ich genau weiss, was wann und wie oft gemacht werden soll, werde ich wieder Dr. Müller kontaktieren. Wir würden Mutti auch gern in seine Hände geben aber sie wäre dann fast 4 Stunden Fahrzeit von uns entfernt. Was wäre, wenn dann etwas vorfällt? Dann kann ich nicht mal eben zu ihr, das ertrage ich nicht. Andererseits möchte ich ihr auf keinen Fall eine Behandlung vorenthalten, die ihr helfen kann. Es ist schwierig, hier die richtige Entscheidung zu treffen. Daher werden zu dem Gespräch wohl auch mein Vater, mein Bruder und ich gehen und wir werden dann gemeinsam mit Mutti entscheiden, was zu tun ist. Wie gesagt, ich werde dann auf jeden Fall noch Rücksprache mit Dr. Müller halten, ob er mit der dann getroffenen Entscheidung übereinstimmt. Vielleicht kann ich auch unseren Onkologen überzeugen, dass er sich mit Dr. Müller kurzschließt. Aber die meisten Ärzte sind sich untereinander nicht grün, so dass ich hier keine grosse Hoffnung habe.

Deine Müdigkeit kann ich nachvollziehen. Sie kommt von der Seele, die enorm leidet. Hast Du eine Möglichkeit zu entspannen? Sport, Meditation oder sonst etwas? Hast Du psychologische Hilfe?

Freue Dich auf Sonntag, feier mit Deinen Eltern, lass es einfach laufen und erzwinge keine gute Stimmung. Und mach Fotos - später werden wir für jedes Bild dankbar sein.

Ich wünsche Dir und Deinen Eltern einen schönen Tag, der Euch immer in Erinnerung bleiben wird.

Gruß
Gabi

Kathleen 03.10.2007 21:25

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo Gabi,

meine Eltern fahren auch ca. 3,5-4 Stunden zu Dr. Müller, aber der lange Weg lohnt sich sicherlich. Im Augenblick erhält sie die Chemo jeweils 48 Stunden in Bad Kissingen, wobei wir überlegen, eventuell die Chemo vor Ort geben zu lassen. Eine geeignete Klinik haben wir allerdings noch nicht gefunden.

Mein Papa wird morgen mit Hr. Dr. Müller Kontakt aufnehmen, da in Bad Kissingen bei der letzten Chemo kein Arzt zu sprechen war. Im Arztbrief steht wiederum: "...10x10 cm harter, nicht verschiebarer Knoten...". Nur untersucht hat sie gar niemand...?!

Sport und Meditation wären im Augenblick sicherlich sinnvoll, aber dafür bleibt mir absolut keine Zeit. Ich arbeite halbtags, rase mittags Richtung Kindergarten, kochen und dann beginnt mein Nachmittag für unsere Tochter. Nebenbei putzen, einkaufen - das übliche. Früher hat mir das gar nichts ausgemacht, nur zur Zeit bin ich wirklich völlig kraftlos. Die freie Zeit am Abend verbringe ich im Forum, ein paar Kleinigkeiten hier und da und dann falle ich todmüde ins Bett. Es werden sicherlich wieder andere Zeiten kommen...!!!

Euch wünsche ich ein konstruktives und offenes Gespräch mit Eurem Onkologen. Vielleicht sind sie doch bereit, die Chemo nach dem von Dr. Müller vorgeschlagenen Schema durchzuführen.


Liebe Grüße Kathleen

Gabriele M. 05.10.2007 20:42

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo Kathleen,

ja, das auf und ab habe ich in den letzten 2 Wochen nur zu gut kennen gelernt. Eigentlich sollte Mutti ja diese Woche nach Hause kommen. Jetzt liegt sie immer noch im Krankenhaus.
Gestern morgen haben die Ärzte noch gesagt, dass sie nachmittags nach Hause kommt. Es müsse nur alles mit dem Pflegedienst geregelt sein. Nachmittags haben sie dann festgestellt, dass sich der Port wohl entzündet hat. Vati sagt, sie haben die Nadel herausgezogen und da sei so ein schwarzes Zeug herausgelaufen. Dann haben die Ärzte wohl herumgedrückt und alles herausgeholt. Mutti sollte heute morgen dann wieder operiert werden. Nachsehen, wie weit die Entzündung ist, evtl. Port auf der anderen Seite legen, usw.
Heute Mittag kam Vati dann und erzählte mir alles. Auch, dass die Ärztin gesagt hat, dass der Krebs im Bauch weiter wütet. Es kann mit Mutti noch eine ganze Weile so weiter gehen, es kann aber auch ganz plötzlich vorbei sein. Keiner kann auch nur annähernd sagen, wie lange es noch dauert. Von einem Gespräch mit dem Onkologen hat die Ärztin gar nichts gesagt. Entsprechend gedrückt ist die Stimmung wieder.
1 Woche in der wir Hoffnung und Zuversicht hatten, Kraft tankten, wieder etwas in die nahe Zukunft planten - wie schnell ist diese Woche vergangen - wo ist sie geblieben? Aber danke dafür, dass wir diese Woche hatten und trotz aller negativen Mitteilungen - immer noch regt sich das kleine Pflänzchen Hoffnung, dass wir noch viel Zeit mit Mutti verbringen dürfen.
Heute habe ich ihr im Krankenhaus die Haare gewaschen und anschließend gefönt. Beim Fönen bin ich immer mit den Händen durch Ihre Haare, hab ihr immer wieder den Kopf gesteichelt und dieses Gefühl so genossen. Ich erinnerte mich daran, als ich klein und krank war und Mutti mich dann an ihre Brust nahm und den Kopf streichelte, dann war alles nicht mehr so schlimm. Ich wünsche mir so sehr, dass ich meiner Mutti auch dieses Gefühl geben konnte.
Nachher haben wir noch Babyfotos angesehen. Ich habe für unseren Enkel - Muttis Urenkel - ein Fotoalbum angelegt und jetzt noch ettliche Bilder entwickeln lassen. Diese haben wir gemeinsam angesehen und Mutti hatte dabei ein wunderschönes Strahlen in den Augen.
Auch wenn heute bei mir wieder viele Tränen geflossen sind - es waren 3 schöne Stunden im Krankenhaus, die ich wie einen Schatz hegen werde - in der Hoffnung, dass noch ganz viele Schätze hinzukommen.
Ach so - operiert wurde sie nicht. Ultraschall und Untersuchung haben ergeben, dass es wohl keine grosse Entzündung ist und man will morgen den Port wieder anschließen. Mal sehen was dann kommt.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall die Kraft und Stärke, die Du braucht um alles zu bewältigen. Wenn Du am Sonntag bei Eurer Feier einen Windhauch spürst - ich bin in Gedanken bei Dir.

Schöne Grüße
Gabi

Gabriele M. 09.10.2007 18:28

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo Ihr Lieben,

meine Mutti ist heute nach Hause gekommen!!!

Der Port ist wieder ok, so dass die künstliche Ernährung wieder klappt.

Donnerstag morgen ist die Besprechung mit dem Onkologen wegen der Chemo.

Hoffnungsvolle Grüße
Gabi

Der Himmel hat den Menschen als Gegengewicht zu den vielen Mühseligkeiten
des Lebens drei Dinge gegeben: Die Hoffnung, den Schlaf, und das Lachen.
(Immanuel Kant)

Gabriele M. 11.10.2007 21:09

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo,

wir waren heute beim Onkologen. War ein brutales aber sehr offenes Gespräch. Ich dachte, meine Mutter steht das nicht durch. Je mehr sie begriff, wie ernst es um sie steht, dass die Aussichten mehr negativ als positiv sind, desto mehr sank sie im Sessel zusammen. Zum Schluss sagte sie nur noch ganz leise "Und was soll ich jetzt machen?" Der Onkologe sagte ihr, dass man aufgrund ihres Gesundheitszustandes nur eine ganz leichte Chemo machen kann. Während der Chemo kann sie über den Port 24 Stunden nicht ernährt werden. Auch kann er ihr nicht sagen, inwieweit die Chemo anschlägt. Ausserdem müsse man die Nebenwirkungen beachten. Wir haben uns alle beraten, viele Fragen gestellt und Mutti hat dann entschieden, dass sie die Chemo macht. Dienstag fängt sie an.

Nach der Besprechung gingen Mutti und ich draussen spazieren bis das Taxi kam und haben viel geredet. Ergebnis war, dass Mutti kämpfen wird. Sie wird sich nicht unterkriegen lassen und weiss, dass die beste Medizin in ihr wohnt. Zuversicht, eine positive Lebenseinstellung und die Liebe zu und von ihrem Mann, ihren Kindern, Enkeln, Urenkel und dem Hund. Wir werden jetzt versuchen, trotz des riesigen Korbes voller Medikamente, ihrer sichtbaren künstlichen Ernährung und vielleicht auch wieder eintretenden Rückschläge das Leben so normal wie möglich aufzunehmen. Ich habe ihr gesagt, dass ich es mir nicht nehmen lasse, sie jeden Tag zu besuchen und sei es nur um kurz hallo zu sagen und dann wieder zu fahren. Das ist der riesige Vorteil, wenn man am gleichen Ort wohnt.

Als einziges macht uns ihre Verdauung Sorgen. Die muss laufen, ansonsten sieht es schneller wieder schlecht aus als wir denken.

Nun werde ich mich noch mit dem Hospiz in Verbindung setzen, da Mutti sich mit einer geschulte Person unterhalten soll. Bei uns behält sie ihre Gefühle bei sich aber ich weiss, dass auch sie darüber reden und sich mit allem auseinandersetzen muss.

Jetzt habe ich erst einmal genug getextet und mir mal wieder alles von der Seele geschrieben. Die ganze Anspannung der letzen Tage fordern doch ihren Tribut und ich fühle mich wie ausgelaugt.

Gruß
Gabi

Gabriele M. 18.10.2007 16:56

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo,

ich habe eine schwere Last auf dem Herzen.

Am Dienstag hat meine Mutti die erste Chemo bekommen. Sie hat die Chemo mit viel Hoffnung begonnen. Die Übelkeit und die Kopfschmerzen nimmt sie klaglos hin. Ich merke aber, dass sie alles sehr beschäftigt, aber sie redet mit uns nicht darüber. Sie macht alles mit sich selbst ab. Vati redet wenigstens ab und zu darüber, wie schwer ihn alles belastet, wie stark er jetzt schon bei dem Gedanken leidet, wenn Mutti nicht mehr da sein wird. Er hat sich seinen Lebensabend mit Mutti anders vorgestellt. Er war Monteur, viele Jahre ihrer Ehe war er im Ausland und jetzt wo beide ihr Leben zusammen geniessen könnten - jetzt ist Mutti so krank und wird sterben. Ich kann ihm aber nicht helfen, was soll ich ihm sagen, mir laufen dann doch auch die Tränen und wie soll ich ihn trösten, wenn ich selbst getröstet werden möchte?

Jetzt hatte ich mir gedacht, ich wende mich an den Hospiz. Die Dame war auch sehr freundlich, verständnisvoll und nett. Ich habe ihr gesagt, dass es in erster Linie um Vati geht - er braucht jemanden, bei dem er sich aussprechen kann, der ihm zur Seite steht. Mutti weiß, dass es ihr sehr schlecht geht, aber sie hat doch jetzt wieder so große Hoffnung und ich habe Angst, dass sie genau diese Hoffnung aufgibt, wenn man ihr vom Hospiz sagt, dass sie zur Sterbebegleitung kommen. Ich möchte für Mutti keine Sterbebegleitung sondern jemanden, bei dem sie ihre Sorgen, die sie hat, abladen kann. Der ihr verständnisvoll zuhört und nicht sofort mit den Tränen kämpft. Mit anderen Worten - Vati: Sterbebegleitung ja, Mutti: auf keinen Fall auch nur ein Wort bezüglich Sterbebegleitung. Vom Hospiz sagte man mir, dass man diese Gratwanderung nicht macht. Sie haben sich die Offenheit auf's Banner geschrieben und sie könnten nicht mit Mutti sprechen ohne ihr zu sagen, dass die Hoffnung absolut gering ist.

Ich weiß nicht, ob der Hospiz die richtige Einrichtung ist. Ich war vor 3 Wochen die treibende Kraft, dass Mutti erfährt, dass sie unheilbar erkrankt ist. Genauso wehement wehre ich mich jetzt dagegen, ihr zu sagen, dass die Hoffnung so klein ist und sie sich mit dem herannahenden Tod beschäftigen muss. Die Ärztin im KKH hat vor 3 Wochen schon gesagt, dass Mutti nur noch Stunden hat - jetzt hat sie schon so viele Stunden dazu bekommen. Wenn der Hospiz ihr jetzt sagt, dass sie zur Sterbebegleitung kommen - ich glaube Mutti wird dann den Funken Hoffnung verlieren, der aufgrund der Chemo bei ihr glimmt. Und jeder weiß - kein Arzt und kein Medikamt ist so stark wie die Hoffnung und der Wille zu Leben.

Jetzt weiß ich nicht, was ich machen soll - wer kann mir Erfahrungen mit dem Hospiz nennen? Gibt es vielleicht noch jemand anderes (eine andere Einrichtung) an die ich mich wenden kann?

Liebe Grüße
Gabi

Gabriele M. 21.10.2007 09:45

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo,

seit heute Nacht bricht Mutti ständig. Sie hatte seit ca. 3 Wochen keinen Stuhlgang. Lt. dem was ich im Internet gefunden habe handelt es sich um "Miserere". Einen Einlauf möchte man bei ihr nicht machen, da der Darm durch die Tumore zu porös ist. Jetzt versuchen die Pfleger in Absprache mit dem Arzt mit Abführzäpfchen etwas zu bewirken.

Ich glaube da nicht mehr dran. Was gibt es noch für Möglichkeiten Mutti zu helfen? Sind die Prognosen wirklich hoffnungslos?

Jetzt bin ich wieder so verzweifelt und hätte doch so gern noch einige Zeit mit Mutti verbracht. Die schönen Tage sind so schnell vergangen und jetzt sehen wir Mutti wieder so leiden.

Wie können wir ihr helfen? Was können wir noch tun?

Verzweifelte Grüsse
Gabi

Kathleen 21.10.2007 10:44

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Liebe Gabi,

es tut mir unglaublich leid, dass sich der Gesundheitszustand Deiner Mama jetzt so schnell dramatisch verschlechtert hat.

Ich habe leider keinerlei Erfahrung mit "Misere" und kann Dir keinen Rat geben, was im Augenblick für eine Behandlung erfolgen sollte. Ist Deine Mama daheim, kann ihr Hausarzt nicht eingreifen?

Ich bin Dir leider keine große Hilfe, denn das, was Ihr im Augenblick durchmacht, wird uns früher oder später auch bevorstehen. Davor habe ich unbändige Angst und diese Angst lässt mich immer mehr resignieren... Verzeih!

Lass Dich ganz fest von mir umarmen! Ich bin in Gedanken bei Euch!

Herzliche Grüße Kathleen!

Gabriele M. 21.10.2007 11:11

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo Kathleen,

es geht mir oft wie Dir. Ich lese still die Beiträge, möchte gern selbst etwas schreiben aber weiss nicht was oder schreibe es und lösche es hinterher wieder.

Mutti ist zu Hause und wir werden sie auch so lange wie möglich da behalten. Das Haus war immer ihr liebster Ort. Es muss immer alles adrett aussehen, selbst jetzt jagt sie meinen Vater von einer Ecke in die andere, Staub putzen, saugen, Flecken wegwischen .... Die Pfleger kommen doch und wie sieht es hier aus. Das Regal, in welchem ihre ganzen Medikamente und Schläuche sind muss mit Körben ausgestattet sein, damit die Sachen nicht so durcheinander rumliegen. Das Herz schmerzt mir immer bei diesen Gedanken - als wenn es nicht wichtigere Dinge gibt als Staub und etwas Unordnung.

Sie hat heute auch nach dem Arzt gerufen. Ich kann mich nur ein Mal daran erinnern, dass Mutti gesagt hat ein Arzt soll kommen - da hatte sie Gallenkolliken. Mussten höllische Schmerzen sein. Was muss sie jetzt durchmachen?

Ich kämpfe immer noch mit dem Gedanken ob ich mich jetzt nicht doch mit dem Hospiz in Verbindung setzen soll. Es nutzt nichts, die Augen zu verschließen und auf Besserung zu hoffen. Und wie soll ich Mutti Hoffnung und Trost schenken, wenn ich die Hoffnung selbst fast aufgegeben habe?

Ich habe Angst vor den nächsten Stunden und Tagen und dem, was uns bevorsteht. Mutti leiden zu sehen, Vatis besorgten, verweinten Blicken standzuhalten, die unausgesprochenen Hilferufe in seinen Augen zu sehen, das geht fast über meine Kraft. Doch welche Alternative habe ich? Weglaufen - wohin? Bringt auch nichts.

Ich bin so verzweifelt.

Gabi

Kathleen 21.10.2007 11:30

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo Gabi,

Weglaufen bringt tatsächlich nichts. Aber wer will es Dir verdenken?! Oft wünsche ich mir auch, die Probleme würden sich einfach mal ohne eigenes Zutun in Luft auflösen.

Die Frage ist aber, möchte Deine Mama in ein Hospiz? Möglicherweise könnt Ihr sie auch in den letzten Tagen gar nicht mehr allein optimal betreuen. Ich selbst habe mich bisher innerlich dagegen gesperrt, sie in den letzten Tagen "wegzugeben". Allerdings kann ich mir auch nicht vorstellen, wie es sein wird, wenn sie zu einem Pflegefall wird.

Was Du über Deine Mama geschrieben hast bzgl. Hausarbeit kommt mir mehr als bekannt vor. Alles hat seine Ordnung und es darf kein Stäubchen zu sehen sein. Laut Aussage meiner Mama, macht mein Papa inzwischen "ganz gut Geschicke" an die Hausarbeit. Vor zwei Wochen lagen 3 Mädchen aus 3 Generationen (Oma, Mama, Enkeltochter) auf der Couch, während der Opa den Wischmop in der Hand hielt. Meine Tochter fragte: "Na Opa, wie läuft es denn so mit der Hausarbeit?". Ich kann Dir gar nicht sagen, wie wir gelacht haben. Der Opa fand es zwar nicht gar so lustig, wir aber konnten gar nicht mehr aufhören...

Ich muss meinen Papa bewundern, wie er das alles so toll hinkriegt. Job, Haushalt, Einkaufen, viele Hilfestellungen für meine Mama, Organisation... Viele Dinge hat er von jetzt auf gleich übernehmen und lernen müssen. Die Beiden leben den Spruch: "Bis dass der Tod Euch scheidet..."

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und das sage ich Dir mit Tränen in den Augen.

Jetzt werde ich mit Michelle einen Kuchen backen und kochen. Meine Eltern wollen heute nachmittag noch auf einen Sprung vorbeikommen. Meine Mama fühlt sich aber nicht so gut, dass sie bleiben möchte.

Bis später Kathleen

PapasKind 22.10.2007 12:57

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo Gabi,
es gibt auch ambulante Hospizhelfer. Die kommen einen besuchen und reden mit allen oder helfen, wo sie helfen können. Manchmal ist es schon nicht schlecht, wenn unabhängige Leute neutral sprechen können.
Leider war die ärztin, die das bei uns macht, immer in Urlaub oder gerade nicht da, wenn wir jemanden gebraucht hätten.
Es ist allerdings in meinen Augen auch ein grosser Schritt, den man selbst machen muss. Man muss zugeben, dass jemand stirbt. Und diesen Gedanken, will man soweit wies geht fortschieben.

Die zeit erscheint einem hinterher so kurz, und man denkt sich immer:"Ach hätte ich sie besser genutzt".

Es ist keine schöne Zeit, aber noch eine wertvolle, die man nie mehr vergisst.
Wir sind auch sehr froh gewesen, dass mein Papi in seinem Haus sterben durfte, dass er selbst gebaut hat. Er war zuhause und wir waren alle bei ihm.

Ich wünsche euch eine starke Zeit.
Liebe Grüsse.
Silvia

P.S. Die Verstopfungen kommen bestimmt auch durch die starken Schmerzmittel.
bei unserem Papa haben sie auch noch einen Einlauf gemacht, drei Tage vor seinem Tod. Aber ich finde diese Quälerei furchtbar. Denn wenn man nichts zu sich nimmt, kommt auch nicht viel raus. Die Schmerzen können, müssen aber nicht davon verursacht werden.
Es ist sicherlich eine schwierige Entscheidung.

der_weg 28.10.2007 19:48

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Zitat:

Zitat von astrid566 (Beitrag 475368)
Nur mit der Bauchspiegelung das verurnsichert mich schon.

Es wurde auch ganz klipp und klar gesagt, wenn das Bauchfell befallen ist, das es keine Aussicht auf Heilung gibt.

Stimmt das ?

Ja, das stimmt leider. Es gibt auch kein bildgebendes Verfahren, was einem SICHER sagen kann ob das Bauchfell befallen ist oder nicht. Bauchwasser kann ein Hinweis dafür sein; es kann aber auch andere Gründe haben dass Bauchwasser entsteht. Würde erstmal die Bauchspiegelung abwarten; da kann man es mit Sicherheit sehen.
Wenn das Bauchfell befallen ist handelt es sich um ein metastasiertes Stadium und da ist keine Heilung mehr möglich, da man mit einer OP nicht mehr alles entfernen kann. In dem Fall wird nur eine Chemo gemacht, die den Tumor zurück drängen soll und eventuell noch operiert um die Funktion zu verbessern, aber nicht mehr kurativ.
Aber auch mit der Chemo kann man wenn sie anschlägt noch mal viel Zeit gewinnen und Verbesserung erreichen.
Ich hab zwar mal gehört, dass es Versuche gibt, das Bauchfell zu operieren, aber darüber weiss ich nichts näheres. Gibt auch nur ganz wenige Ärzte, die das machen; und ob es wirklich einen Vorteil bringt ist fraglich (sehr komplikationsreich). Wenn es Dich interessiert dann suche mal im Netz danach oder frag KL; der müsste das wissen.

Aber warte erstmal die Spiegelung ab; vielleicht ist das Bauchfell ja auch gar nicht befallen.
Dass sie überhaupt eine Spiegelung machen ist schon ein Zeichen, dass das sehr gründliche Ärzte sind, die jeder Möglichkeit nachgehen, um das absolut optimalste zu finden und von anfang an richtig zu behandeln. Die Art der Chemo ändert sich nämlich wenn das Bauchfell befallen ist und oft ist es leider so, dass der Befall erst bei OP bemerkt wird, wenn vorher schon mit einem anderen Ansatz therapiert wurde und dann erst umgestellt wird.
Ich verstehe dass es dich beunruhigt, aber dass die Ärzte gründlich sind heisst ja nicht, dass da auch wirklich was ist !

Da es sonst nirgends Metastasen zu geben scheint, sieht es im Moment sehr gut aus !

Ich drücke euch die Daumen.

Liebe Grüße
Sophie

AnnaR 28.10.2007 19:49

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo Gabi, ich habe auch deine Berichte gelesen und und kann mich sogut in deine Lage vesetzten. Bei meiner Ma hat sich die letzten 2 tage der Zustand auch sehr verschlechtert. Sie ißt 2 Löffel Suppe oder trinkt ein paar schlückchen Tee und einen halben Liter erbricht sie gleichzeitig kommt auch hinten immer was heraus. Schleim erbricht sie x-mal am Tag. Heute wars die zweite Nacht in der sie morgens aufwacht und die Windel bis zur Betteinlage total naß (rotbraune Flüssigkeit) war. Ins Krankenhaus will sie nicht mehr und so bin eben ich ständig bei meinen Eltern, das es Papa alleine nicht schaffen würde. Er ist schon so verzweifelt und weint dann gleich. Du wirst es nicht glauben, obwohl ich schon sehr sehr erschöpft bin und oft einfach losheulen möchte, habe ich es wegen Mama noch nie getan. Vielleicht kannst du dir vorstellen, welcher Druck da in mir ist. Wenn mein Mann uns alle paar Tage mal besucht dann erzähl ich ihm alles bis ins kleinste Detail und ich fühl mich dann ein bisschen wohler. Er ist es auch der mich immer wieder etwas aufbaut. So jetzt werde ich ein Entspannungsbad machen.
Ich wünsch die noch viel viel Kraft.
AnnaR

Gabriele M. 29.10.2007 21:35

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo Ihr Lieben,

ich muss mich mal wieder melden. Wie geht es Euch? Zur Zeit finde ich nicht oft den Dreh zum schreiben obwohl ich jeden Tag im Forum lese.

Kathleen - geht es Deiner Mutti gut genug für die OP übermorgen? Wie geht es Dir?

Nicole - was macht Deine Schwiegermutter und wie geht es Dir und Lea? Gehst Du noch arbeiten oder hast Du gekündigt?

Bianca - wie geht es Deiner Mutti. Liegt sie noch im Krankenhaus?

AnnaR - Es tut mir so leid, dass auch Du dich hier einreihst. Ich wünsche Dir viel Kraft und auch, dass Du Deinen Tränen mal freien Lauf lassen kannst. Es tut gut, sich einfach mal alles von der Seele zu weinen.

Nun zu meiner Mutti. Sie liegt seit heute morgen wieder im Krankenhaus. Sie hat seit einigen Tagen immer öfter gewürgt oder auch gebrochen obwohl sie nichts mehr getrunken hat und auch nur künstlich ernährt wird. (da sie immer noch einen Darmverschluss hat kann sich jeder vorstellen, was sie erbricht). Es ist schlimm zu sehen, wie Mutti sich beim erbrechen quält. Sie hat in der letzten Woche sehr abgebaut. Letzte Woche liefen wir noch durch die Wohnung, gingen 2 x die Treppe rauf und runter und einmal sogar durch den Garten. Samstag sind wir nur die Treppe rauf gegangen und Mutti war ganz fertig und musste wieder würgen. Als wir wieder unten waren legte sie sich nur noch auf das Sofa und machte vor Erschöpfung die Augen zu. Sie ist nur noch Haut und Knochen, die Wangen eingefallen und ganz blass. Das ist irgendwie nicht die Mutti, die ich kenne und doch ist sie mir so vertraut. Jede Geste, jeder Blick, jedes Wort. Während sie früher immer sagte: ach, Du musst zu Hause auch so viel machen - ich krieg das hier schon hin heißt es jetzt: kannst Du noch etwas bleiben und ... machen. Dass meine Mutter um etwas bittet, eine neue Erfahrung für mich und dann habe ich es gar nicht mehr eilig. Die Arbeit zu Hause läuft nicht weg also kann sie auch warten.

Nachdem meine Mutti heute Nacht Schüttelfrost hatte, mehrfach erbrach und mein Vater sagte, sie habe noch nicht mal mehr die Kraft auf die Toilette zu gehen habe ich mit dem Onkologen gesprochen. Der hat eine sofortige Einweisung empfohlen. Dies haben wir dann gemacht. Dort haben sie mit Mutti das übliche Aufnahmeverfahren durchgezogen. Morgen werden wir erfahren, was sie machen werden oder ob Mutti nur noch palliativ behandelt wird. Die Chemo für morgen ist erst einmal abgesagt. Mal schauen, was der Arzt morgen sagt und dann sehen wir weiter. Heute nachmittag sah Mutti schon wieder etwas besser aus. Sie war nicht mehr so blass und ich konnte mich mit ihr unterhalten. Aber sie war sehr müde, wahrscheinlich weil sie ein neues Schmerzpflaster bekommen hat.

Ich habe die Befürchtung, dass meine Mutter diesmal nicht mehr nach Hause kommt. Gleichzeitig habe ich die Hoffnung, dass ihr Kampfgeist immer noch stark ist. Da ist wieder mein Kampf Kopf gegen Herz. Der Kopf sagt - sie hat es nicht verdient so zu leiden, das Herz sagt - ich will sie aber noch nicht verlieren.

Tränen über Tränen.

Gabi

Kathleen 29.10.2007 22:20

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Liebe Gabi,

auch ich habe heute schon viele Tränen gemeinsam mit meiner Mama geweint... wir wollten beide stark bleiben, haben es aber nicht geschafft. Sie fährt nun morgen ins Krankenhaus zu einer weiteren schweren OP - mit Sicherheit die schwerste ihres Lebens...

Ich hoffe, liebe Gabi, Du kannst Deine Mama nochmal mit nach Hause nehmen. Vielleicht erholt sie sich und ihr verbringt noch eine schöne Zeit miteinander.

Dieses Auf und Ab quält, ich weiß. Hilflos zusehen zu müssen, es gibt nichts Schlimmeres.

Ich wünsche Dir und Deiner Familie viel Kraft, wie Jedem hier, der als Patient oder Angehöriger gegen diese Sch...Krankheit kämpft.

Alles Liebe für Euch, Kathleen.

P.S. Auch ich habe die letzten Tage hier stumm gelesen, unfähig auch nur ein Wort zu schreiben...

Bianka.N. 31.10.2007 01:31

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Liebe Gabi,
es tut mir so Leid zu hören, das deine Mutti wieder im Krankenhaus ist. Dieses ständige Auf und Ab macht auch mich total fertig.
Ich hoffe die Ärzte können deine Mutti wieder so stabilisieren, das sie nochmal wieder zu Euch nach Hause kommen kann, denn sicher wird es auch der Wunsch deiner Mutti sein, da sie doch so sehr kämpft...
Ich würde dich gern in den Arm nehmen, denn wir brauchen in dieser schrecklichen Zeit, eine Schulter zum Ausweinen, da wir am Krankenbett doch immer versuchen so stark zu sein.
Auch ich lasse viele Arbeiten zu Hause liegen, auch wenn es mich im Innersten stört aber die Zeit bei meiner Mom im Khrs. ist mir einfach Wichtiger und ich weiss genau, so machen wir es Richtig, egal was unsere Männer und Kinder denken !!!

Bei uns ist es im Moment so, das sie meine Mom mit Untersuchungen überhäufen, dass was sie im ersten Krankenhaus entweder versäumt oder nur halb gemacht haben. Jeden Tag muß ihre Wunde von dem 1. def. Portkatheter gereinigt werden und diese sieht so schlimm aus, das eine richtige Heilung des Gewebes wohl kaum noch möglich ist, sagt die Ärztin. Außerdem bekam sie in den letzten Tagen nochmals ein CT, ein Knochenzintigramm, eine Darmspiegelung (allerdings nur bis 35cm möglich) und ein Herz- und Lungenuntersuchung. Dies hat sehr an ihren Kräften gezehrt und dadurch ist sie immer sehr Müde und liegt nur noch im Bett, manchmal wenn ich dann bei ihr bin, helfe ich ihr und sie läßt wenigsten ihre dünnen Beinchen etwas heraus baumeln und ist dann richtig Glücklich, wieder einmal zu Sitzen.

Die Oberärztin der Palliativstation hat mir versprochen, wenn alle Ergebnisse vorliegen wird sie erstmal mit mir sprechen, bevor wir dann gemeinsam mit meiner Mom+Papa zusammen setzen und uns dann alle weiteren, möglichen Behandlungen (OP,Chemo ?) durch sprechen. Ich bin deshalb nochmal sehr aufgewühlt, da ich meine Hoffnung auf ein "kleines Wunder" doch nie auf gebe.

Gabi, Kathleen AnnaR und alle hier betroffenen Töchter (+Söhne) wünsche ich die Kraft für eure kranken Mütter und Väter durch zu halten und zu kämpfen. Wir lieben sie und werden die Hoffnung gegen diese Sch...krankheit nie aufgeben !

Kopf hoch ...

Bianka

Gabriele M. 31.10.2007 07:06

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo Ihr Lieben,

danke dafür, dass Ihr mir helft, diese schwere Zeit zu überstehen. Obwohl -oder gerade weil - jeder von Euch das gleiche Päckchen zu tragen hat tut es gut zu wissen, dass Ihr da seid und meine Hilflosigkeit und Schmerz versteht. Gestern konnte ich mich nicht melden, da ich nach dem Krankenhausbesuch arbeiten musste und dann stumpf auf dem Sofa eingeschlafen bin.

Im Krankhaus haben sie Mutti wieder aufgebaut. Sie hat Mittel gegen die Übelkeit bekommen und ganz viel Flüssigkeit. Ich vermute, dass Mutti dadurch, dass sie nichts mehr getrunken aber trotzdem erbrochen hat, nicht mehr genügend Flüssigkeit im Körper hatte. Jetzt hat sie einen 3-Wege Port und bekommt zusätzlich zu Ihrer Nahrung noch Infusionen. Sie sieht schon wieder besser aus, macht sich Gedanken über ihre Haare, ob Vati genug isst, etc.. Von der Seite aus ist sie wieder die alte (ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich mich über die ständigen Nörgeleien meiner Mutti mal freue).

Der Arzt sagte, dass Mutti zur Zeit keine Chemo bekommen kann, dafür ist sie zu schwach. Die Bekämpfung der Übelkeit und des Erbrechens hat erste Priorität. Das hat ihr wohl auch sehr viel Kraft gekostet. Wenn das behoben ist, will man sehen, ob die Chemo weiter gegeben wird. Mutti ist in dem Krankenhaus, in dem die Chemo gemacht wurde. Hier ist man auf krebskranke Patienten eingestellt und hat die entsprechenden Mittel und Erfahrungen. Die Stationsärzte der Inneren-, Palliativ- und Onkologiestation stehen alle in Kontakt. Das hat es im hiesigen Krankhaus nicht gegeben. Ausserdem sind alle Ärzte unwahrscheinlich nett, nehmen sich trotz voller Belegung Zeit und erklären alles.

Bianca, ich wünsche Deiner Mutter alles Gute und dass die Ergebnisse der Untersuchungen Hoffnung geben.

Gabi

Gabriele M. 10.11.2007 17:26

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo Ihr Lieben,

ich konnte mich einige Tage nicht melden obwohl ich jeden Tag im Forum war. Jedesmal wenn ich anfing zu schreiben saß ich vor dem Computer und konnte nicht schreiben oder habe es wieder gelöscht. Warum? Ich weiß es nicht.
Wie es meiner Mutti geht? Wenn ich das nur sagen könnte. Am 1.11. war ich morgens bei ihr, hab ihr die Haare gewaschen, wir haben gescherzt. Während der ganzen Zeit hat Mutti öfter gebrochen, klagte über Bauchschmerzen und erbrach einmal solche Mengen, dass mir Angst und Bange wurde. Alles andere möchte ich jetzt hier nicht schreiben. Jedenfalls hat sie nun auch eine Magensonde, mit der alles herausgezogen wird. Hinterher legte mir Mutti nur die Hand auf meinen Arm und sagte: Ich bin so froh, dass du hier warst als das passiert ist.
Ich weiß nicht, was das alles ist, was nun über die Magensonde herausgekommen ist. Es erklärt mir auch keiner. Der Arzt sagt immer nur, das sind Verdauungssäfte. Nur wenn es Verdauungssäfte sind - warum sieht es aus als seien feste Stücke dabei? Mutti hat seit der Darmverschluß vor einigen Wochen begann, öfter Zwieback gegessen. Wo ist der geblieben? Hat der sich festgesetzt und kommt nun heraus? Fragen, die mir keiner beantwortet.
Mutti ging es die nächsten Tage sehr schlecht. War sehr blass, sehr müde und irgendwie "durch den Wind". Kommt durch die Medikamente, sagt man. Darf ich das glauben?
Seit vorgestern geht es ihr wieder etwas besser. Sie ist wieder voll da, wir können mit ihr sprechen und sie ist auch nicht mehr so müde. War wohl wieder eine Krise, die sie überstanden hat. Nur sehr schwach ist sie. Aber ich brauche mir trotzdem nicht einbilden, dass sie deshalb nicht etwas zu meckern findet. Du hast neue Nachthemden gekauft - was für ein Quatsch, ich hab doch genug. Klar Mutti, 5 Stück. Ich wasch mir nen Wolf und das bei einer halben Maschine. Was ist das für eine Qualität, du weisst, ich trage kein Kunststoff Nein Mutti ist alles Baumwolle. Zeig mal her. Ist es nicht schön, dass Mütter uns Kindern nichts zutrauen und immer an uns herumnörgeln?
Im Krankenhaus haben die Ärzte sie aufgegeben. Die Chemo wird aufgrund ihres Gesundheitszustandes nicht fortgeführt. Eine OP kommt ebenfalls nicht in Frage.
Jetzt zu Dir Kathleen. Deine Berichte über Deine Mutter haben mich dazu gebracht noch einmal Kontakt mit Dr. Müller aufzunehmen. Ich glaube, wenn, dann kann nur noch er uns helfen. Er braucht jetzt die neuesten Befunde und CTG, die aber erst frühestens Montag gemacht werden können.
Hallo Bianca - jetzt bin ich auch in der Situation, dass ich schnellstens neue Befunde und ein CTG meiner Mutter brauche. Ich hoffe, dass sie das im Krankenhaus machen. Bisher waren sie ja sehr kooperativ.
Zu Deiner Frage bzgl. des homöopatischen Mittels. Es hilft mir sehr gut. Ich nehme die Tabletten bei Bedarf. Das heißt, wenn die dunklen Gedanken heraufziehen und der Wasserstand in den Augen steigt, nehme ich eine Tablette. An einigen Tagen brauche ich nur eine, an anderen mehr. Ca. 15 Minuten später geht es dann wieder.

So - nun hilft nur noch hoffen und beten, dass Dr. Müller ihr helfen kann.

Ich grüsse alle und wünsche Euren Muttis, Vatis und allen die es brauche alles alles Gute.
Gabi

Kathleen 10.11.2007 20:27

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo Gabi,

ich habe Deine Beiträge in den letzten Tagen schon vermisst. Schön, dass Du Dich wieder gemeldet hast, auch wenn was Du schreibst, weniger schön ist.

Mir ging es sehr oft so, ich habe in den letzten 26 Monaten hier viel gelesen, aber schreiben konnte ich nicht. Es gab so vieles, was ich gerne losgeworden wäre, aber ich habe weder einen Anfang noch ein Ende gefunden. Es ist für mich auch eine völlig neue Erfahrung, öffentlich in einem Forum über unsere Probleme zu schreiben und mich mit "Fremden" auszutauschen. Inzwischen bin ich sehr froh, dass ich diese "Blockade" überwunden habe.

Leider kann ich Dir gar nichts raten, wir haben noch keine Erfahrung mit einer Magensonde. Ich hoffe auch für Euch, wie für Bianca, dass Dr. Müller noch einmal eine Verbesserung herbeiführen könnte. Hoffentlich bekommst Du schnell alle notwendigen Unterlagen zusammen.

Wenn Du über die Aussagen Deiner Mama schreibst, muss ich oft schmunzeln, weil es mir so bekannt vorkommt. Ich habe mir heute abend am Telefon angehört, dass ich bei meinen Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit nie ohne Schal gehen sollte. Bin ich auch nicht, aber da gab es auch gleich noch einen Nachschlag. Herrlich! Aber ich bin froh eine Mama zu haben, die sich immer um ihre Lieben sorgt. Nur sollte sie sich im Augenblick etwas mehr um sich sorgen...

Ich wünsche Dir viel Kraft und auch Deiner Mama noch viel Kraft zum Durchhalten!

Liebe Grüße Kathleen

Gabriele M. 12.11.2007 20:35

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo,

komme gerade mal wieder aus dem Krankenhaus. Heute ging es Mutti wieder mittelprächtig. Sie war zwar müde, aber sonst ging es. Vati hat mit dem Chefarzt der Palliativ gesprochen. War ein langes Gespräch. Er meint, der Tumor bei Mutti im Bauch sei viel zu groß um operiert zu werden. Ausserdem würde sie eine OP nicht überleben, sie sei zu schwer. Er hat aber sofort einen Ultraschall gemacht und viele Bilder gedruckt. Mein Vati versteht leider überhaupt nichts davon und kann daher nicht sagen was dort zu sehen war. Nur dass immer wieder einige Stellen zwischen den weißen Kreuzen eingefasst
und dann der Druck ausgelöst wurde. Ich vermute, dass er sich heute mit dem Onkologen zusammensetzt und berät wie es weiter gehen wird. Morgen haben wir ein Gespräch mit dem Doktor. Bin massig gespannt was er uns sagen wird und habe genau so viel Angst vor diesen Gespräch. Gehe in Gedanken immer wieder durch, was er sagen und was ich antworten könnte. Obwohl ich weiss, dass diese Zwiegespräche mit einem selbst so effektiv sind wie der Wunsch, dass einem die neue Hose in 2 Nummern zu klein irgendwann passt. Aber ich komme nicht davon los und quäle mich weiter.

Ich will auf jeden Fall das CTG. Irgendwie muss ich es hinbekommen, dass die Aufnahmen gemacht werden und zu Dr. Müller kommen.

Kathleen - Deine Mutti ist zur Zeit mein Silberstreif am Horizont, das Exit aus dem großen Nichts der Hoffnungslosigkeit. Ich werde morgen mit aller Kraft an Euch denken, wenn es sein sollte, dass ich rhetorisch gegen einen Arzt ankämpfen muss. Allerdings hoffe ich, dass es nicht so weit kommt und er die Aufnahmen auch so macht.

Ich grüsse alle.

Gabi

Bianka.N. 13.11.2007 01:53

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Liebe Gabi und Kathleen,
wir waren den ganzen Sonntag bei meiner Mom und waren so erstrocken als wir sie da so im Bett liegen sahen, wo sonst die dünnen Ärmchen und Beinchen waren ist jetzt alles aufgedunsen. Im Gesicht sieht sie dadurch natürlich gesünder aus aber die Haut ist so prall, das man denken könnte, sie platz gleich.

Ihr Zustand hat sich seit Freitag total verschlechtert, sie nimmt gar nichts mehr richtig wahr und schließt immer ihre Augen, wir hatten sogar das Gefühl das sie unserer Besuch überanstrengte, trotzdem sie am Samstag noch gesagt hatte sie freut sich auf uns DREI !

Heute morgen (Montag) haben sie bei der Visite besprochen, das sie nun die Uretaschienen (erst am 15.10. eingesetzt) wechseln wollen und so bekommt sie morgen nochmals Neue eingesetzt, in der Hoffnung das die Nieren dann wieder arbeiten.

Sie hat heute dafür ihre Unterschrift gegeben, sagt mein Papa aber wußte gar nicht wirklich warum und wofür... Liegt das mit der schlechten Verfassung und dem Gedächnis auch daran, das die Nieren nicht richtig arbeiten ? So nun heißt es wieder hoffen, das sich der Allgemeinzustand meiner Mom nochmal etwas verbessert, damit ich meinen Wunsch (mein Verlagen) doch nochmal bei Dr.Müller nach zu fragen, ob er noch eine Chance sieht.

Liebe Gabi genau das Gleiche habe ich von dem Chirurgen, nach der versuchten OP am Dienstag gehört, das Ausmaß des Tumors läßt keine OP mehr zu, außerdem würde sie so eine Tortur (Dr.Müllers OP-Methode) nicht mehr durch stehen. Auch meine Mom muß sich auch ständig übergeben und mit dem großen Bauchschnitt ist das wirklich eine schmerzhafte Angelegenheit. Du schreibst davon das deine Mama eine Magensonde dagegen bekommen hat, ist das ok und kommt sie damit besser klar. Vielleicht wäre das für meine Mom auch eine Erleichterung, werde wenn ich morgen mit der Ärtzin vor dem Eingriff noch telefonieren kann, sie mal darauf ansprechen.

Ich wünsche euch jedenfalls für morgen, die Kraft für ein klärendes Gespräch mit dem Doc auch wenn es sicherlich auch nicht das sein wird, was ihr bzw. wir hören möchten ...
Leider ist das mit dem CTG eine Kostenfrage und das Krankenhaus muss der Krankenkasse darüber Rechenschaft ablegen, wünsche dir jedenfalls Glück, das du es hin bekommst !

Auch für mich ist Kathleens Mutti im Moment, das Bild von meinem rettenden Strohhalm, ich freue mich immer riesig wenn Kathleen die guten Neuigkeiten berichtet...

Ich wünsche euch ALLEN eine gute Nacht
Bianka

Gabriele M. 13.11.2007 20:35

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo Bianca,

es stimmt mich traurig, dass es Deiner Mutti plötzlich so schlecht geht. Ich wünsche Euch von ganzem Herzen, dass sie sich von der Krise erholt. Das mit dem Übergeben ist bei meiner Mutti vorbei seitdem sie die Magensonde hat. Dafür hat sie jetzt immer das Gefühl eines Fremdkörpers im Rachen, durch das viele Schlucken hat sie Halsschmerzen und der Mund ist immer trocken. Trotzdem nimmt sie diese Beschwerden gegenüber dem Erbrechen in Kauf. Ist schon traurig, dass sie unter zwei Alternativen die wählen muss, die ihr persönlich am erträglichsten ist.

Das Gespräch mit dem Doktor lief heute sehr gut. Mutti hat im Unterbauch mindestens einen großen Tumor, der sogar von aussen zu ertasten ist. Mehrere kleine Tumore sind auch im Bauchraum zu sehen. Morgen wird das CTG gemacht. Dann werden wir uns wieder zusammen setzen. Ich habe allerdings das Gefühl, dass es mit Muttis Zustand immer mehr bergab geht. Heute morgen habe ich ihr die Nägel gefeilt. Dabei ist sie immer eingeschlafe. Ich habe es auf das schaukeln des Bettes geschoben, weil ich auf der Bettkante gesessen haben. Vati sagte aber vorhin, dass Mutti den ganzen Nachmittag geschlafen hat. Sie sei immer nur kurz wach gewesen und habe dann wieder die Augen zugemacht und geschlafen. Vielleicht fehlt ihr doch die Kraft um eine weitere OP durchzustehen. Ende diesen Monats muss bei ihr auch die Uretaschiene gewechselt werden.

Auch mein Vati nimmt mir viel Kraft. Er ist immer so pessimistisch eingestellt. Jedesmal wenn sich eine Änderung ergibt schaut er mich mit so traurigen Augen an oder sagt "jetzt geht es mit Mutti doch zu Ende". Manchmal möchte ich ihn einfach nur anschreien, dass er mich mit den negativen Gedanken in Ruhe lassen soll. Ich weiss selbst wie es um Mutti steht, das braucht er mir nicht ständig zu sagen. Aber dann denke ich wieder, dass er schließlich seine Frau verliert und damit seinen ganzen Halt. Er hat eben auch Angst und weiß nicht, wie er sie anders ausdrücken soll. Wenn Mutti nicht mehr da ist werde ich noch meinen Mann, unsere Tochter und Enkelin haben. Mein Vater nur noch das Grab meiner Mutti. OK, er hat zwar noch Kinder, Enkel, Urenkel und Freunde. Aber sie sind kein Ersatz für eine Lebensgefährtin mit der er 49 Jahre seines Lebens geteilt hat. Und dann schlucke ich eben alle Wut auf ihn runter und versuch ihm etwas positives zu sagen. Aber meistens bleibt es bei dem Versuch, denn allzu positives fällt mir auch nicht mehr ein.

Jetzt heule ich mir wieder die Augen wund aber es tut gut sich mal wieder den Ballast von der Seele zu schreiben.

Lieber Gott, gib mir die Kraft, für alle da zu sein und mich selbst nicht zu vergessen.

Verheulte Grüsse
Gabi

Bianka.N. 14.11.2007 01:13

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Liebe Gabi und liebe Kathleen,
am liebsten hätte ich heute nur gelesen aber meine Freude über Kathleens Mama ist riesig und ich denke daraus schöpfen wir alle Kraft. Es ist einfach schön auch mal positive Nachrichten, hier im Forum zu hören es freut mich so für Sie und sicher auch ein weiterer Erfolg für Dr. Müller.

Leider ist es bei uns im Moment extrem schwierig, heute bekam meine Mom einen DJ-Wechsel (Uretaschiene) und da sie nach der Narkose sehr hohen Blutdruck hatte, mußte sie sehr lange auf der Aufwachstation verweilen. Ich hatte gestern Abend noch und heute morgen versucht sie telefonisch zu erreichen aber sie geht nicht mehr ans Telefon, ist sie so schwach das es ihr nicht mehr möglich ist oder will sie nicht mehr reden ?
Auch am Sonntag als wir zu Besuch waren, hat sie die meiste Zeit geschlafen und kaum mit uns gesprochen. Das ich sie jetzt noch nicht mal mehr sprechen kann, tut verdammt weh, denn das ist morgens immer mein erstes Bedürfnis zu hören, wie sie geschlafen hat und wie es ihr geht. Ich hoffe sehr, das sich ihre Schwäche und extrem schlechter Zustand, in den nächsten Tagen bessert, da die Ärztin meinte es hängt natürlich auch mit dem Nierenstau zusammen.

Liebe Gabi, ich habe auch große Probleme mit meinem Papa, er raubt mir meine letzte Kraft, da er denkt es ist alles nur ein böser Traum und mir folgende Dinge sagt... Warum geben sie Mama nichts richtiges zu Essen, sie muß doch wieder zu Kräften kommen, um laufen zu können. Warum machen sie nicht ihr Gebiß rein, sonst verändert sich doch der Kiefer aber das es nicht mehr paßt und sie dann noch mehr würgen muss, will er nicht hören. Er hat die Fenster geputzt und die Betten frisch bezogen, wenn Mama nach Hause kommt soll alles sauber sein. Wenn er bei ihr ist, unterhalten sie sich nur über den normalen Alltag (Sonderangebote bei Aldi) Wetter oder er liest aus der Tageszeitung vor. Seit Samstag macht meine Mama einfach dicht schließt die Augen und antwortet nur selten. Am Samstag war deshalb ein Psycholge bei ihr, er denkt sie will nicht mehr antworten, denn auch mit den netten Schwestern spricht sie kaum noch, resigniert sie etwa und gibt auf ?

Auch ich habe das Gefühl, das die Welt um mich herum völlig in den Hintergrund tritt und man sein Leben total vergißt...
Wir sollten jedoch daran denken wir haben auch noch Männer, Kinder und Freunde ! Sie können uns etwas auf andere Gedanken bringen, denn das brauchen wir um stark sein zu können um weiter für unsere Mütter zu kämpfen.

Ich hoffe ganz doll, das es meiner Mom schnell etwas besser geht und ich mit ihr wieder täglich telefonieren kann, das brauche ich für meine Seele.

Gute Nacht wünscht euch ALLEN
Bianka

der_weg 14.11.2007 01:36

AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
 
Hallo Bianka,

das hört sich ja gar nicht gut an :(
dass sie verwirrt ist kann an den erhöhten harnstoffwerten wegen der schlechten niere liegen. wenn der harnstoff wieder runter geht wirds eventuell besser.

das nicht mehr sprechen wollen kommt mir leider sattsam bekannt vor. und dass dannn erstmal der psychologe eingeschaltet wird, auch.

ich hab ja viele solche patienten gesehen; und kamen fast alle an den punkt, wo sie plötzlich von heute auf morgen nichts mehr gesagt haben.
ich denke, das ist der punkt, wo sie selbst realisieren, dass es vielleicht nichts mehr wird. man sagt den leuten das ja nicht so explizit, aber es gibt so einen punkt, wo denen das ganz plötzlich bewusst wird. und an dem punkt hören viele auf zu reden. hab ich mehrfach gesehen.
das verhalten deines vaters und von ihr zusammen ist auch relativ typisch.
die sind mit dem gedanken, dass es bald vorbei sein könnte, überfordert, und flüchten dann in alltägliche dinge, die ihnen ein stück sicherheit geben.
vielleicht hat sie selbst aufgegeben und will euch damit nicht verletzen und schweigt deswegen.
hat sei eigentlich irgendwo metastasen ?

liebe grüße
sophie


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