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30.06.2003 00:49

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Jetzt ist es fast ein Jahr her, als meine liebe Mutti (58) gestorben ist.
Ich fühlte und fühle mich noch immer zu jung (30) um gänzlich selbständig mein Leben zu meistern.
Ich habe einen lieben Partner, einen Job, eine Wohnung .......Freunde......eine liebe Schwester.
Aber diese Geborgenheit, die mir meine Mutter gegeben hat, immer wenn ich mich mal wieder
von niemandem verstanden gefühlt habe (kennt ihr das) dieses Gefühl fehlt mir so sehr.

Sie war der Mittelpunkt unserer Familie.

Ich habe einen lieben Vater.
Das Verhältnis zu ihm ist inniger geworden, aber das Gefühl einen Teil der Rolle meiner
Mutter nun übernommen zu haben hat vieles verändert.

Noch immer hab ich das Alles was passiert ist vor mir, als wäre es gestern oder vorgestern passiert.
Ich nehme mir die Sätze „Du hast alles Menschenmögliche getan“ zu Herzen, aber der Schock
plötzlich mit dem Thema „unheilbar krank zu sein“ sitzt noch tief.

Noch immer muß ich weinen, wenn ich daran denke, mit welcher „Kühlheit“ die Ärztin meiner Mutter
mir damals sagte „ihre Mutter wird Weihnachten nicht mehr erleben“.
Sie hat Recht behalten, aber weiß sie, wie ein junger Mensch sich fühlt,
wenn man nach solch einem Satz zurück ins Krankenzimmer seiner Mutter geht und wie gelähmt ist,
es einem die Kehle zuschnürt, die Tränen aus einem herausbrechen wollen, weil man nicht glauben kann, daß einer der liebsten Menschen bald sterben wird?

Als ich damals das Krankenhaus verließ, hab ich noch nie sooo nach Luft schnappen müssen,
ich hab noch nie solchen Schmerz verspürt.
Wenn doch mancher, wenn er über zu viel Arbeit/ schlechtes Wetter, den Kontostand stöhnt, wüßte,
was es heißt, gesagt zu bekommen „wir können nichts mehr für ihre Mutter tun, sie wird ihren Geburtstag nicht mehr erleben“, wenn dieser doch fühlen könnte, was es heißt, ein Familienangehöriger ist „unheilbar krank“.

ALLE WÜNSCHE WERDEN KLEIN, GEGEN DEN GESUND ZU SEIN !

Ich weiß das diese Ärztin die Wahrheit sagen mußte, aber warum ließ sie mich/ uns allein.
Worte wie Hospizdienst, Patientenverfügung, „die letzten Tage“ bestimmten meine Gedanken.
Wie Krebs einen Menschen verändert, wie er leiden muss, daß alles zu sehen hat mich so verändert.

Durch Briefkontakte mit jungen Frauen habe ich gemerkt, daß jene, die selbst schon Mütter sind,
anders mit dem Verlust umgehen.
Deshalb hoffe ich, daß besonders junge Frauen, die wie ich, die selbst noch keine Muttis sind,
Rat geben können, was/ wer ihnen in der schweren Zeit geholfen hat.
Ich weiß „Trauer braucht Zeit“, aber wie lange ?

Danke, dass ihr meine Zeilen gelesen habt

Sandra

30.06.2003 09:06

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Sandra,

(das ist komisch, ich heisse auch Sandra, und irgendiwe fühlt sich das so an, als würde man sich selbst schreiben...)

Es tut mir sehr leid für Dich, daß Deine Mutter gestorben ist. Ich glaube, ich kann das Gefühl von Sehnsucht und Verlassensein ganz gut nachvollziehen, auch wenn es bei jedem von uns sicherlich etwas anders aussieht.

Meine Mutter starb im Januar, und nach vier Monaten, in denen alles wunderbar geklappt hat, haut mich die Tatsache, daß ich sie nie wiedersehen werde, jetzt seit einiger Zeit total um. Ich bin manchmal kaum fähig, den Alltag hinzukriegen, der Schmerz in mir lässt nicht nach, er wird Tag für Tag schlimmer.

Du hast Recht, Probleme von früher (über die andere Menschen noch so rumjammern) sind nicht mehr so wichtig, man bekommt Gespür für das, was wirklich zählt im Leben. Und damit kommen viele um uns herum erst mal nicht klar. Ich finde plötzlich z.B. einige meiner Freunde ziemlich oberflächlich und weiss nicht mehr, worüber ich mit ihnen reden soll. Andere dafür, die ich vorher gar nicht so wahrgenommen hatte, sind mir sehr wichtig geworden.
So oder ähnlich wird es bei Dir auch sein, oder?

Daß die Ärztin so ehrlich zu Dir war, ist vielleicht gar nicht so verkehrt, aber sie hätte Dich damit nicht so alleine lassen dürfen. Denn auch wenn wir schon "erwachsene" Kinder sind (ich bin 27) tut es verdammt weh, wenn man weiss, daß die Mutter, die man über alles liebt, mit ihrem Leben kämpft.

Aber es gibt solche und solche Ärzte, mir sind aus der Rubrik "Der Angehörige ist mir egal" auch einige begegnet, und vor allem einige, denen anscheinend auch meine Mutter absolut egal war, weil man bei ihr ja sowieso "nichts mehr machen" konnte....

Ich hab`oft genug meine Wut an solchen Leuten ausgelassen, und gemerkt, daß hinter der Fassade eines "Weisskittels", die immer so gefestigt erscheinen, manchmal nur ein kleiner, selbstunsicherer Kerl steckt, der sein Unwissen über die Materie unter Arroganz versteckt.

Aber es gibt auch andere, und ich bin froh, daß meine Mutter und ich zwei Ärzte kannten, die uns wirklich geholfen haben, nicht nur meiner Mutter, auch mir. Und wenn es nur darum ging, mir Mut zu machen, nie die Hoffnung aufzugeben.

Redet Ihr eigentlich noch oft von Deiner Mutter? Ich habe das Gefühl, keiner will mehr mit mir über sie reden, dabei würde mir das so sehr helfen. Aber irgendwie zucken die Leute zusammen, wenn ich das Wort "Mama" erwähne. Ich denke manchmal, daß ich von allen um mich herum am besten mit dem Thema Tod und Krebs zurecht komme, aber das macht einsam.

Ich weiss nicht, ob ich Dir ein paar Deiner Fragen beantworten konnte, ich wünsche Dir auf jeden Fall viel, viel Kraft und alles Liebe,

Die andere Sandra ;-)

30.06.2003 12:22

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Ihr 2 Sandras ;-)
tja bei mir wird es jetzt auch bald ein Jahr. Irgendwie kommt es mir wie gestern vor. So plötzlich ist Mami schwerkrank und kämpft und Papa und ich haben alles versucht...leider war alles umsonst...
Nun ist sie nicht mehr da, kein lieber Anruf, kein Besuch... Nix nur Leere. Ich fühl mich auch so wie du Sandrah... Mama war halt immer da für einen auch wenn ich nicht immer einer Meinung war mit ihr.

Ich bin 31 Jahre und habe letztes Jahr im September geheiratet. Es war Mamis Wunsch, daß wir trotz allem heiraten und ich hab es ihr versprechen müssen. Im nachhinein war es richtig glaub ich, obwohl sie so schrecklich gefehlt hat an dem Tag.

Tja aber wie ihr schreibt, nix ist wie vorher.
Kleinigkeiten über die sich andere Leute aufregen, sind für mich nicht mehr wichtig, "Freunde" lernt man in so schweren Lebenskrisen auch gut kennen und manche Freunde verliert man auch... weil man sich selber verändert und viele Leute mit einem nix mehr anfangen können... schade eigentlich

Zum Thema Ärzte: bei meiner Mama wurde die Diagnose im Mai 02 gestellt und im August 02 ist sie eingeschlafen...
Ich und mein Dad haben auch viel Mühe gehabt aus den Ärzten was rauszubekommen und auch hatte ich den Eindruck, sie wußten bescheid nur wir alle hofften umsonst...

Was ich als positiv erachte, war für Mami der Aufenthalt in einem Hospiz 10 Tage lang wurde sie dort nicht mehr geqüalt und durfte die letzten Tage so mit uns verbringen, wie sie konnte und wollte.
Das hat ihr und uns sehr geholfen und so konnte sie auch loslassen.

Sorry, ich schreib etwas durcheinander, aber mir stehen schon wieder die Tränen in den Augen, immer wenn ich intensiv über die Zeit denke oder erzähle muß ich mich arg zamreißen...

Sie fehlt halt so arg!!

Das solls erst mal gewesen sein.
Alles Liebe für euch.

Sonja

30.06.2003 17:14

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Sandra's und Sonja,
bei mir ist es jetzt 7 Wochen her. Meine Ma 58 Jahre, ich 33 keine Kinder, verheiratet.
Letztes Jahr im Sommer stellte man Gebärmutterhalkrebs fest, sie bekam das volle Programm, alles war dann OK. Im März Untersuchung per Zufall der Lunge, Schatten???, am 09.04. hieß es dann Lungenmetastasen, am 08.05 starb sie im Krankenhaus...
Sie fehlt mir....
Manchmal ganz schlimm, manchmal geht es. Ein auf und ab.
Das Thema Freunde war bzw. ist auch was ganz spezielles...
Letzte Woche war eine " Freundin" da. Ihre Worte: Und wie geht es dir? Mittlerweile bist du bestimmt erleichtert?
HÄÄÄ, ja klar, bin total erleichtert, daß meine Ma tot ist...
Ich wußte wirklich nichts zu sagen. Mein Mann meinte dann, sooo hätte sie das bestimmt nicht gemeint! Ja, wie hat sie's denn gemeint?
Ich kann euch ein Buch empfehlen von Ruth Eder: ich spür noch immer ihre Hand. Ein spezielles Buch über den Tod der Mutter. Dort berichten mehrere Frauen über den Tod der Mutter bzw. ihre Gefühle, Verlust etc. Also, mir hat es ein wenig geholfen.
Muß rückblickend sagen, daß es OK ist, daß ich Freunde sortiert habe.
Es war eine gute Idee, einen neuen Thread zu diesem Thema zu eröffnen!!!
Liebe Grüße Tanja

01.07.2003 00:36

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Sandra, Sonja und Tanja :-)

Leider hat mich genau dieses Gefühl das Sandra beschreibt nach einem Jahr wieder hierher geführt:
„der Schmerz wird jeden Tag schlimmer“.
Aber warum ?
Zeit heilt keine Wunden, man lernt damit zu leben was passiert ist, aber warum tut es immer noch so weh ?
Sandra hat gefragt, ob in unserer Familie oft von meiner Mutter geredet wird.
Nein, nicht oft.

Ich hab nicht das Gefühl keiner will mehr mit mir über SIE reden, aber ich merke, dass sich entweder
niemand traut davon anzufangen, Freunde und Bekannte sprechen mich nicht an, weil sie nichts „aufrühren“ wollen und oft denken sie bestimmt auch, es geht mir gut.

Ich muß ehrlich zugeben, daß ich oft schauspielere, werd ich im Büro gefragt „wie geht’s ?“ könnte ich
losheulen weil mein Kopf voller Sorgen und Ängste ist, ich würde am liebsten sagen „ich muß sooo oft an meine Mutter denken .....
das Erlebte, ich kanns nicht vergessen, das Leiden mit angesehen zu haben.
Und was sag ich ? Mir geht’s gut.
Toll, oder ?
Aber sagt doch, seid ihr immer ehrlich ? und gebt zu wie es euch gerade wirklich geht ?
oder das ihr über das Erlebte sprechen wollt, über den Tod, die Krankheit Krebs.
Ich denke oft, niemanden belasten zu wollen, der selbst noch nicht mit der Krankheit konfrontiert wurde.
Aber dieses „Schweigen“ ist wahrscheinlich mit die Ursache, daß man oft sich selber Fragen stellt und
nach Antworten sucht. Vergebens.

Ich habe nicht die Hand meiner Mutti halten können, als sie einschlief,
bis heute quält mich die Frage, wie starb sie.
Meine Schwester und mein Vater kamen damals 10 min zu spät. Auch sie waren nicht dabei.

Den Arzt danach zu fragen hab ich mich nie getraut, Angst vor der Wahrheit gehabt ?

Was ich im Moment hoffe ist, daß ich und jede der jungen Frauen, die hier meine und eure Zeilen liest vielleicht doch auf eine oder andere Frage eine Antwort bekommt oder merkt, man ist doch nicht allein.

Ich lese Sonja’s Satz „mir stehen schon wieder die Tränen in den Augen“
Oft gibt es schöne Momente, wo ich lache, von Herzen, ich höre ein Lied, was mich mitreißt,
spiele sogar Luftgitarre dabei *hihi* und plötzlich ........ verstumme ich, da rasen die Bilder an mir vorbei,
die Gesichter ....... und ich könnte losweinen
So wie Tanja es beschreibt „ein auf und ab“

Als ich gestern im Internet vergebens nach einer Selbsthilfegruppe für jungen Frauen suchte, die mit
dem Tod der Mutter nicht zurechtkommen oder nur wenige Büchertips angezeigt wurden bei der Stichworteingabe „Töchter“, „Tod der Mutter“ „jung“, da hab ich nicht aufgegeben.
Nun bin ich wieder hier.
Nach dem Buch von dem Tanja geschrieben hat, von Ruth Eder, werde ich mal bei AMAZON schauen.

Ich lese so oft (immer bekomm ich Gänsehaut) wie jung die Mütter sind, die sterben, meistens nicht mal 60 Jahre alt, die Töchter noch nicht mal 30 oder knapp drüber.
Eure Väter, wie haben die den Verlust verkraftet?
Mein Vater hat am Anfang alles weggeschoben, sich in die Arbeit gestürzt, doch vor einigen Wochen kam auch bei ihm die Trauer.
Ich mach mir viel Gedanken was er so denkt.
Stehen wir beide am Grab finde ich keine Worte.

Habt ihr eigentlich mal daran gedacht, wenn der Schmerz über den Verlust doch unerträglich werden sollte, vielleicht auch durch doppelte Belastung (Beruf) „professionelle Hilfe“ zu suchen?
Eine/n Psychologin/en aufzusuchen?
Ich hab Geduld und den Willen, dass die Trauer nicht mein Leben bestimmen soll, aber wenn ich es nicht schaffe ?
Wie schaut ihr denn in die Zukunft ?

Liebe Grüsse
Sandra(h)

01.07.2003 09:18

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo ihr Lieben
tja Sandra du sprichst mir mit vielen Sachen aus der Seele.
Zu deinen Fragen:
Also das mit dem reden, ja das stimmt keiner traut sich zu fragen und irgendwie versteht auch keiner so richtig was in einem vorgeht... jedenfalls keiner der es selber schon erlebt hat.

Bei mir kommen auch immer wieder die Bilder von letztem Jahr. Bei Mami ging zwar alles so schnell nur 3 Monate... aber diese Zeit war so hektisch und immer wieder voll Hoffnung und dann wieder Rückschlägen, jeden Tag waren wir (Dad und ich) im Krankenhaus und sahen wie sie immer weniger wurde, wie es rapide bergab ging und konnten nix tun... Ich glaube das "nix tun können" war eins der schlimmsten Tatsachen für mich...

Tja mein Vater versucht sein Leben zu meistern, er ist ständig auf Achse, und reden über Mami fällt uns beiden schwer...

Ich muß auch sagen im Moment je näher der erste Todestag kommt, desto schlechter gehts mir... ich kanns manchmal einfach nicht glauben. Das ganze Leben hat sich gedreht, nix ist wie vorher.

Im Krankenhaus gab es einen Seelsorger einen Pater (ich bin nicht sonderlich gläubig, Mami dagegen war es sehr).
Als es so schlimm war und eigentlich jede Hoffnung vorbei, da halfen Gespräche mit dem Pater ganz gut.
Dad und ich wir waren dann nochmal im September bei ihm und wir sprachen eine Stunde über alles...
Dann sagte er einen Satz der ist vollkommen richtig und trifft den Nagel auf den Kopf

"Es wird wieder gut, aber anders"

Ja da hat er recht. Man lebt weiter, aber anders.

Oft denke ich auch daran eine Selbsthilfegruppe zu suchen, aber irgendwie hab ich noch nicht die Kraft dazu...

Mir kommen immer gleich die Tränen und so ganz verarbeitet hab ich das eh auch noch nicht...

Zukunft hoff ich wird wieder positiver, wir wollen auch eine Familie gründen. Das hätte Mami bestimmt auch gefreut, wobei ich schon daran glaub, daß sie immer noch da ist und alles mitbekommt...

Liebe Grüße
Sonja

01.07.2003 12:07

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo an alle hier,

auch ich habe meine Mutter im Febr. diesen Jahres verloren. Ich bin zwar jetzt "schon" 38 Jahre, aber ich vermisse meine Eltern (mein Vater ist vor 7 Jahren gestorben) furchtbar. Die letzten Jahre habe ich sehr intensiv mit meiner Mutter durchlebt, da es immer wieder auf und abs durch die Krankheit Krebs waren.

Ich habe keine eigenen Kinder, aber einen sehr langjährigen lieben Lebensgefährten. Ich bin Einzelkind und habe seit Februar das Gefühl kein vollwertiger Mensch mehr zu sein. Ich war die letzten Minuten alleine bei meiner Mutter und hab sie ersticken sehen. Danach bin ich zusammengebrochen und der Arzt hat mich aus dem Zimmer geholt. Ich werde das nie mehr vergessen und es belastet mich zusätzlich so sehr.

Ich habe einen sehr gefestigten und langjährigen Freundeskreis, die mich wirklich unterstützen und die jetzt ein klein wenig meine Familie geworden sind. Obwohl allesamt noch ihre Eltern haben, werde ich auch seelisch in jeglicher Hinsicht unterstützt. Keiner fragt im Moment wie es mir geht, da sie alle wissen, wie schlecht es mir geht. Sie sind einfach immer für mich da, auch stillschweigend.Dafür bin ich sehr, sehr dankbar.

Ich habe mir auch schon überlegt eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen, habe aber so etwas selbst hier im Frankfurter Raum nicht für meinen Fall gefunden. Ich lese im Moment sehr viele Bücher über das "danach". Bis jetzt war ich eigentlich ein sehr ungläubiger Mensch, aber ich hatte tatsächlich nach dem Tode meiner Mutter ein Erlebnis, was mich daran glauben läßt.

Ich hoffe, Ihr haltet mich jetzt nicht für zu alt, um mich bei euch einzureihen. Meine Eltern sind auch sehr jung gestorben (60 und 65 Jahre). Ich kann sehr gut nachfühlen, wie es jedem von euch geht und ich glaube auch nicht daran, daß es mir in einem Jahr besser geht, weil ein Teil von mir ist mitgestorben.

Liebe Grüße an alle
Heike

02.07.2003 00:08

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo, ihr Lieben!!
Ich habe im Mai meine Mutter verloren und es ist wirklich so, erst ging es so prima, ich war froh, dass sie es "geschafft" hat, keine Schmerzen mehr, keinen Schlauch mehr im Magen....... FRIEDEN!!! Und wie ruhig sie aussah.... . Und jetzt überfällt es mich urplötzlich immer öfter.... SIE KOMMT NICHT MEHR WIEDER!!!!!!!!! Oder ist Sie hier bei uns, anders, nur ich habe nie gelernt sie wahrzunehmen?? Ich habe übrigens Kinder und bin Mitte 30, die Kinder lenken zwar ab...- aber was soll ich sagen, wenn unser Großer (7) sagt, er sei böse auf Gott, weil Oma so krank wurde??!!! Manchmal bin ich so traurig.... . Grüße, Heike

02.07.2003 08:27

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo ihr alle
Jeder von uns hat so sein persönliches Erlebnis... aber eigentlich gleichen sie sich alle. Wir haben alle einen ganz ganz lieben Menschen verloren - unsere Mütter -
Ich dachte nicht, daß mich das manchmal so heftig aus der Bahn wirft. Ich bin froh, daß ihr alle da seid und ich hier einfach alles schreiben kann, was mich bewegt... Ihr versteht mich wenigstens.

Bei mir ist es auch die Tatsache, wie Elka schon schreibt SIE KOMMT NIE WIEDER!! NIE WIEDER KANN ICH IHR MEINE SORGEN, ÄNGSTE, WÜNSCHE ERZÄHLEN! EINFACH RATSCHEN UND LACHEN

Mami ist genau am Tag meines 30. Geburtstag ins Krankenhaus gekommen. Ich glaube die nächsten Jahre werden meine Geburtstage nicht mehr so fröhlich werden... SIE FEHLT!!

Tortzdem glaub ich, daß Mami mich sieht, da ist, obwohl ich sie nicht wahrnehme.

Ich wünsch euch allen viel Kraft und bin froh, daß ihr mir zuhört.

Liebe Grüße Sonja

02.07.2003 10:10

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo ihr Lieben,

ich bin 23, meine Mutter war 60 und ist vor zwei Tagen an Lungenkrebs gestorben. Es ist schon komisch, dass ausgerechnet an ihrem Todestag dieser Thread eröffnet wurde.
Ich kann noch nicht so recht mitreden, denn die meisten von euch sind in ihrer Trauerarbeit schon viel weiter als ich. Aber es gibt etwas, dass mich sehr beschäftigt:

Ich weiß, dass es Menschen gibt, die nach dem Tod einer geliebten Person nicht weinen können. Ich war überzeugt, dass ich nicht dazugehören würde. Ich dachte, wenn meine Mutter stirbt, würde ich tagelang ununterbrochen weinen und der Schmerz in der Brust wäre unerträglich.
Aber das ist so nicht! Ja, ich weine mehrmals am Tag. Aber es gibt dazwischen lange Phasen, in denen ich so furchtbar gefasst bin. In denen ich ganz normale Dinge tue. Wo ich keinen Schmerz fühle.

Es wäre mir lieber, ich müsste mehr weinen, und er Schmerz wäre allgegenwärtig. Denn so komme ich mir gefühlskalt und gleichgültig vor.

Ihr habt doch dasselbe mitgemacht. Wie erging es euch in den ersten Tagen? Dauert es wirklich eine Zeit, bis man den Verlust begreift?

Ich wünsche euch allen alles Liebe und sende euch viele herzliche Grüße!

Katrin

02.07.2003 11:17

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Katrin,
ich bin Hinterbliebene und auch noch im Lungenkrebsforum stille Mitleserin und habe deinen Bericht dort gerade gelesen. Mein Papa ist Mitte Mai von uns gegangen, meine Mutter habe ich vor 25 Jahren mit 15 verloren.

Erstmal, mein ganz herzliches Beileid viel Kraft für die nächste Zeit für dich und deine Familie!

Du machst dir Vorwürfe, weil du nicht genug weinst - das darfst du nicht!!! Es kommt bei jedem anders! - Auch die innere Leere, das taube Gefühl ist Trauer! Und es wird für lange Zeit ein auf und ab sein.
Ja, ich habe in den ersten Tagen fast nur geweint, aber dafür konnte ich die ganzen Monate der Krankheit meines Vaters überhaupt nicht. Und dann hörte es fast plötzlich ganz wieder auf - für Wochen, wie du hatte ich einfach kein Gefühl mehr und habe gedacht, "wie kann ich so schnell aufhören zu trauern?". Aber jetzt fängt es wieder etwas an. Ich glaube ganz fest, es ist eine Schutzreaktion des Körpers und der Seele, damit man es verkraften kann.
Eine Freundin von mir hat Ende 2002 ihren Vater verloren und konnte seither die ganze Zeit nicht weinen, bis sie mir im Mai durch die ersten schweren Tage geholfen hat - da kam es auch bei ihr plötzlich hoch - tagelang.
Ob und wann es kommt, das weiß man nie, fühle was du in jedem Moment fühlst, wenn du weinst, unterdrücke es nicht - es hilft. Wenn du nicht weinst, hab keine Schuldgefühle! Und wenn dich sogar nach einem Lächeln fühlst auch nicht!!!

Ich konnte aus Gesundheitsgründen nicht zur Trauerfeier meines Vaters, weil ich nicht nach Deutschland fliegen konnte (lebe in Australien), aber am Tag der Trauerfeier habe ich mich mit Fotoalben und Kerzen in ein Zimmer gesetzt und mir unser gemeinsames Leben in Erinnerung gerufen - ja, ich habe dabei heftig geweint - aber auch gelächelt und sogar gelacht, wenn mir lustige Begebenheiten einfielen. Vielleicht würde es dir helfen es auch zu tun - ganz für dich alleine.

Liebe Katrin, ich denke an dich.
Mit stillen Grüßen
Astrid

02.07.2003 11:47

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Katrin,

Du bist nicht gefühlskalt. Jeder verarbeitet das ganze auf seine Art und Weise, jeder ist anders.

Aus meiner Situation heraus kann ich sagen, daß es bei mir am Anfang noch extremer war wie bei Dir. Ich mußte gleich nach dem Tod meiner Mutter sozusagen ein ganzes Leben auflösen. Ich habe einfach funktioniert und versucht abzuschalten, was ich hier eigentlich tue. Da ich keine Geschwister und keinen Vater mehr hatte, habe ich einfach versucht, alles zu tun, was man in so einem Fall tun muß. In den ersten Wochen habe ich selten geweint. Erst fast 2 Monate später kam mein Zusammenbruch. Und im Moment geht es mir von Tag zu Tag schlechter.

Du stehst außerdem am Anfang immer unter Schock und dann dieses nicht wahrhaben wollen, was passiert ist. Diese Endgültigkeit, die man erst später begreift und die einen irgendwann bei vielen tagtäglichen Dingen ständig einholt.

Ich wünsche Dir viel Kraft für die kommende Zeit und liebe Grüße. Heike

02.07.2003 13:32

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
hallo

bei mir ist es jetzt schon über 11 jahre her, dass meine mutter gestorben ist - das war 10 tage nach meinem 9 geburtstag, bin jetzt also 20 jahre alt
sie wurde leider nur 37 jahre alt.

ich vermisse sie - jeden tag - mal mehr mal weniger aber immer und es wird einfach nicht weniger.

ihr seid ja alle älter hier als ich und wußtet vor dem tod, dass eure mütter sterben würden ich hoffe ihr hab die chance genutzt um euch zu verabschieden,
mir wurde diese chance damals leider nicht gegeben.
mein opa ist dieses jahr ebenfalls an brustkrebs verstorben- ich wusste seit nov.2002 das er ziemlich wahrscheinlich sterben wird und konnte mich so langsam an den gedanken gewöhnen, dass er nicht mehr lange bei uns sein wird- das hat mir den abschied leichter gemacht, aber natürlich sehe ich auch den großen unterschied zwischen dem verlust eines opas und einer mutter, dennoch glaube ich das es wichtig ist die wahrheit zu wissen um den abschied zu erleichtern.

in meiner "rest"familie (eigentlich nur noch meine oma und mein bruder) wird auch sehr selten über meine mutter gesprochen, obwohl mir das sehr helfen würde, weil ich meine mutter meiner meinung nach viel zu wenig kannte- nur verblasste erinnerungen( die meistens auch nur aus den letzten 2 harten jahren des kampfes für´s leben) und fotos.
aber immer wenn ich mit meiner oma über mutti (ihre tochter) rede stehen uns beiden gleich die tränen in den augen. es ist hart. ich kann nur selten länger über sie nachdenken oder hier etwas schreiben ohne zu weinen

fight on!!

liebe grüße von christiane

Tanja H. 02.07.2003 13:48

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Katrin
kenne dich auch aus Diagnose LK, habe auch still mitgelesen.
Meine aufrichtige Anteilnahme zum Tod deiner Ma.
Der Ablauf der Beerdigung erinnerte mich an den meiner Ma. Sie hatte auch eine Verabschiedung mit Musik von Neal Diamond, einen Trauerredner anschließend Unernbeisetzung.
Deine Trauerverarbeitung ist vollkommen OK, da jeder seine eigene hat. Ich hatte auch Angst, bei der Trauerfeier zu sammen zubrechen...es war auch sehr schlimm. Die Tage nach ihrem Tod war ich wie in Watte gepackt. Es war alles noch nicht greifbar. Der Verstand sagte mir, daß sie jetzt tot ist aber das verstehen und wahrhaben dauert bei mir noch an. Es passiert mir manchmal für einen kurzen Moment, daß ich denke: sie hat heute noch nicht angerufen...
Mal bin ich unendlich traurig ( auch ohne weinen ), mal bin ich in Hoch Stimmung. Dafür gibt es keine Gebrauchsanweisung. Meine Ma ist jetzt fast 2 Monate.
Das Problem ist, das Bekannte und Freunde denken: so, jetzt ist gut, es ist Zeit verstrichen....wenn ich dann von jetzt auf gleich nicht mehr lustig bin, können sie wohl nicht verstehen, daß ich "immer noch" traurig bin.
Ich wünsch dir für Freitag (?) viel Kraft, rück blickend muß ich sagen, es war schlimm und schön gleichzeitig. Laß deinen Gefühlen freien Lauf.
Liebe Grüße Tanja H.

02.07.2003 20:35

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo an alle
besonders auch an Katrin.
Im August wird es jetzt ein Jahr, daß Mami nicht mehr hier auf Erden ist.
Liebe Katrin, erstmal wünsch ich dir ganz ganz viel Kraft besonders für die Beerdigung. Ich kann aus meiner Erfahrung sprechen, ich hab alles gar nicht richtig mitbekommen, es waren auch nur die engsten Familienmitglieder und das war gut so...
Das mit dem weinen ist so eine Sache. Jeder Mensch ist da anders, ich hatte auch Phasen, wo ich ganz "cool" war und einfach meine Sachen erledigt hab und plötzlich überkam es mich und ich weinte dann eine ganze Weile.

Wie auch Tanja schon schriebt, die Leute erwarten, daß du funktionierst. Und die ,meisten verstehen es nicht, wenn man es nicht kann.

Darum fühl dich hier gut aufgehoben, hier sitzen wir alle in einem Boot und trauern um unsere lieben Mamis...
lG Sonja

03.07.2003 10:31

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Ihr Lieben,
vielen Dank für eure lieben Worte!
Ich kämpfe immer noch mit dem Schuldgefühl, eigentlich trauriger sein zu müssen. Ich will nicht nur dann weinen müssen, wenn ich das Lied höre, was auf der Trauefeier gespielt wird! Ich will von ganz alleine weinen müssen!

Aber vielleicht ist es gut, dass ich jetzt nicht so viel weinen muss, dann bin ich morgen noch nicht so erschöpft davon. Versteht ihr, was ich meine?
Auch heute abend wird es schon schlimm genug. Meine Schwester will meine Mutter nochmal sehen, also fahren wir heute abend zu der Kapelle, wo dann schon der Sarg steht. Ich werde meine Schwester begleiten, auch hineingehen, aber ich will meine Mutter nicht nochmal sehen. Doch schon den Sarg zu sehen und das drumherum, das wird mich schon zerreißen.
Aber da muss ich jetzt durch, ebenso wie jeder andere in meiner Familie. Aber ich habe wirklich eine verdammte Angst!

Liebe Grüße an jeden hier!

Katrin

03.07.2003 11:55

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Ihr Lieben,

hat jemand das Buch von Kübler-Ross gelesen über das Leben danach. Es gibt dort einen Passus, daß die Seelen sogar der Beerdigung beiwohnen.

Ich bin zwar nicht gerade der gläubigste Mensch, aber an den Beerdigungen von meinen Eltern habe ich versucht daran zu denken, daß sie jetzt bei mir sind, mich sehen und mich trösten wollen und vieleicht selber noch nicht begreifen, daß sie tot sind. Ich habe in Gedanken mit ihnen gesprochen. Mir hat es geholfen.

Liebe Katrin, ich wünsche Dir viel Kraft für den morgigen Tag und denke an Dich.

Liebe Grüße Heike

03.07.2003 16:09

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
hallo katrin

ich wünsche dir ganz viel kraft für morgen
und die tränen konmmen auch noch ganz bestimmt mehr als man meistens will wenn der erste schock überwunden ist auch wenn das dauern kann. meine oma kann auch noch nicht weinen seit mein opa im märz verstorben ist. lass dir zeit, nimm dir zeit, gib dir zeit

alles liebe
christiane

03.07.2003 21:54

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo zusammen,
mein name ist stephanie und ich habe meine mama am 11.04.03 verloren. es kam für alle überraschend...ich pflegte sie die letzten monate gab meinen job in deutschland auf und blieb bei ihr bis zu ihrem letzten atemzug. mein körper funktionierte 5 monate...aber seitdem sie verstorben iss, gehts mir hundeelend, ich leide unter panikattacken und wache alle 2 std. in der n8 auf....seit 4 wochen bin ich in professioneller behandlung, aber ich habe angst, es nicht zu schaffen, der schmerz wächst jeden tag mehr.....ich träume seit 2 wochen sehr intensiv von ihr....wache dann weinend auf....ich vermisse sie so sehr....oft greife ich nach dem telefon, um ihr was zu erzählen...und geschockt lege ich es dann wieder hin. das einzige was mir hilft...ich schreibe an sie, ich spreche mit ihr jeden tag.....ich kämpfe für sie, will wieder ohne diese angstattacken leben, aber es will noch nicht klappen....immer wieder denke ich an ihren lieblingsspruch: alles geben die götter ihren lieblingen ganz...alle freuden, die unendlichen...alle leiden, die unendlichen, ganz.....erst nach ihrem tod verstand ich ihn.....ich bin dankbar dass ich so eine mama 26 jahre haben durfte...aber gleichzeitig traurig, dass sie nicht mehr bei mir ist....ich probiere mir zu sagen dass es lauf der zeit in der natur liegt, aber ich komme einfach nicht zurecht :-(.....sie war nicht nur meine mama sondern meine beste freundin ....ich wünschte sie würd emir ein zeichen geben. irgendeins, dass ich glauben kann...an irgendetwas...aber da iss einfach nichts.....ich wünsche euch allen hier viel kraft !!!
Katrin, in gedanken bin ich bei dir, es iss ein schwerer tag...aber leider musste ich feststellen, dass die tage "danach" nochschlimmer sind....wenn der alltag wieder einkehrt....dann kommt es richtig hoch...und dazu wünsche ich dir besonders viel kraft.....für mich iss meine mama noch amleben, sie iss ein teil von ir, sie hat mir das leben geschenkt und daran halte ich mich....ein leichter trost, aber ich weiß, dass sie ne glückliche stephie sehen möchte...momentan scheitertdas noch an der umsetzung....liebe grße an alle hier
stephie

04.07.2003 01:25

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo ihr Lieben,

ich habe gerade all das gelesen, was ihr in den letzten 2 Tagen geschrieben habt.
Ich bin froh, den Beitrag geschrieben zu haben.
Alles ist so treffend, immer wieder Parallelen zu dem eigenen Erlebten.

Liebe Katrin, mein aufrichtiges Beileid.
Wenn Du meine Zeilen liest ist die Beerdigung schon gewesen.
Ich muß zurückdenken, an die meiner Mutter und ich muß sagen, die Tränen wollten auch da noch nicht fließen, erst ca. 4 Wochen später hatte ich das Gefühl
aufzutauen, zu begreifen, daß diesmal der Abschied von meiner Mutti endgültig war.
Wirklich endgültig!

Und im Moment, fast 1 Jahr danach?
Ich hab uuuuuunendlich Sehnsucht !
Sehnsucht nach unseren Gesprächen, ihrer Umarmung, nach ihren Briefen
(ich wohne weit von zu Hause weg)
und nach dem Satz, den sie so oft zu mir gesagt hat „mein Mädel“.
Obwohl ich gar kein’s mehr so richtig bin :-)

Liebe Heike, Dein „Einreihen“ ist erwünscht :-) !
ich hoffe, ich hab mit meiner Überschrift niemanden am Schreiben gehindert.

Erst wollte ich ja schreiben „Töchter und der Tod der Mutter“ aber durch meinen
Eindruck, daß Frauen mit Kindern, eine Verantwortung haben, die sie schneller
wieder nach vorn schauen läßt, schrieb ich „junge Frauen ............“

Doch nun las ich Elka’s Zeilen und ich merke, Kinder bekommen ja auch mit
was passiert/ passiert ist und fragen ............. WARUM ?
Das wirft einen bestimmt auch oft zurück !?

Stephanie, Du schreibst, daß Du professionellen Rat gesucht hast.
Ich dachte auch schon ab und zu in einer ganz schweren Minute daran,
aber hab im Moment das Gefühl, nur mit jemandem reden zu können, der genau
dasselbe erlebt hat, der weiß wovon ich spreche.
Ein ER scheidet also somit schon mal aus und eine Psychologin, die logischerweise
bestimmt um einiges älter als ich ist und ihre Mutter noch hat, redet sie nicht nur
schlau daher ? ?
Was wenn auch sie diese aberschlauen Sätze sagt „Zeit heilt alle Wunden“ oder
„Das Leben geht weiter“, „sie müssen das Geschehene akzeptieren“ ?

Kannst Du uns denn einen kleinen Satz (professionellen Rat) verraten,
der Dir schon geholfen hat ?

Liebe Sonja, Deine Mami ist auch fast ein Jahr tot , ich hab dolle Angst vor dem 31.7.
Ich werde bestimmt zur Uhrzeit, als meine Mutti eingeschlafen ist, tief Luft holen müssen :-(
Es wird bestimmt ein ganz trauriger Moment sein. Sie fehlt mir sehr !

Ich bin auch froh, daß ihr mir zuhört, hab wirklich das Gefühl
„hier werden sie geholfen“ :-)

Allen „Mädels“ hier ganz liebe Grüße!
Sandra(h)

04.07.2003 10:52

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo ihr Lieben,
ich gehöre eigentlich nicht hierher. Ich habe nicht meine Mama verloren, sondern meinen Partner. Er hinterlässt auch noch 2 kleine Kinder.
Und trotzdem sind meine Gefühle genau wie die euren. Wenn ich eure Zeilen lese, gibt es mir einen Stich ins Herz.
Die erste Zeit konnte ich auch fast gar nicht weinen. Eine Tante hat zur Beerdigung zu mir gesagt, wie tapfer ich doch bin. Es war für mich selbst auch sehr irritierend. Aber ich glaube auch, dass es eine Art Selbstschutz unseres Körpers und unserer Seele ist, weil man sonst einfach verrückt werden würde. Man ist irgendwie in einer Art Schockzustand.
Jetzt ist es schon fast 3 Monate her, dass mein Schatz nicht mehr bei uns ist. Und mir geht es immer schlechter. Es wird mir immer mehr bewusst, dass er nie mehr wieder kommt. Und dieser Gedanke macht mich wahnsinnig. Mittlerweile fange ich bei jeder Kleinigkeit an zu heulen. Gerade jetzt, wo alle denken, es ist Zeit verstrichen und es geht immer mehr aufwärts. Dabei geht es immer mehr bergab. Mich fragt keiner mehr, wie es mir geht. Und wenn, dann kommen dann sofort irgendwelche Floskeln "Es muss weitergehen" usw.

Zum Thema Kinder. Ja, die Kinder lenken einen wirklich sehr ab. Man zwingt sich automatisch, so normal wie möglich weiterzumachen und stark zu sein. Aber im Moment weiß ich noch nicht, ob das alles so gut ist. Weil man dadurch alles noch weiter verdrängt und es so nicht verarbeitet. (Wie kann man das jemals verarbeiten?) Vielleicht ist die Ablenkung auch gut.
Was soll ich tun, wenn die Kleine (gerade mal 2 Jahre) plötzlich anfängt, ganz laut nach Papa zu rufen und zu mir sagt, ich soll mitrufen, damit er hört??? Wenn ich ihr sage, ihr Papa ist bei den Engelchen, dann sagt sie, sie will auch dorthin. Es tut mir so leid, dass sie ihren geliebten Papa nie mehr wieder sieht. Mein Sohn (9 Jahre) redet gar nicht mehr darüber. Und ich weiß nicht, was er denkt.
Naja, jetzt habe ich mir auch mal wieder was von der Seele geredet (geschrieben) und es geht mir schon besser.
Es tut mir leid, wenn ich mich einfach bei euch "reindrängle", aber vielleicht könnt ihr mich ja trotzdem verstehen. Ich verstehe eure Trauer jedenfalls sehr gut, egal ob man seine Mama oder den Partner verloren hat. Man hat einen geliebten Menschen verloren.

Viele liebe Grüße
sendet euch allen Wonni

04.07.2003 20:14

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Wonni,

ich melde mich nur kurz, wollte aber unbedingt was zu deinem Beitrag schreiben.
Heute war die Trauerfeiern meiner Mutter. Nach außen hab ich vielleicht auch tapfer gewirkt, und bin selbst davon erschüttert, mit wie wenig Tränen ich davon gekommen bin, obwohl ich mir das schlimmste vorgestellt hatte.
Da erkenne ich mich in deinem Beitrag wieder, denn das ist wohl tatsächlich noch der Schock in mir und auch der Selbstschutz der Seele. Doch mir wurde heut zum ersten Mal bewußt, wie sehr meine Mama fehlt. Vielleicht bröckelt dieses Gebilde aus Fassunf, Leere und Betäubung langsam. Ich hoffe es jedenfalls, denn meine Mutter hat es verdient, dass sich schrecklich um sie weine!

Ich werde sicher bald mehr schreiben, doch ich glaube, ich brauche einige Tage, um erstmal meine Gedanken zu sammeln und für mich selber ein bißchen klarer zu werden.

Ich hoffe sehr, dass dieser Thread nicht einfach im Sande verläuft, sondern noch ein wenig bestehen wird.

Liebe Grüße an alle !

Katrin

05.07.2003 17:24

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo an alle!

Wenn ich jetzt könnte würde ich Euch alle umarmen und Euch sagen, wie leid es mir für Euch tut. Ich bin dankbar, dass ich diese Seite gefunden habe und sehe, dass es dort draussen Menschen gibt, die genauso fühlen wie ich..es gab eine Zeit, da war ich ein Sonnenschein, doch vor einem halben Jahr wurde mir die Energie genommen zu strahlen...meine Ma starb im Alter von 42Jahren und mit ihr auch ein Teil von mir. Ich werde in drei Wochen 25Jahre und es wird ein sehr schlimmer Tag für mich..Sie bekam an jedem meiner Geburtstage einen schönen Blumenstrauss von mir, weil ich ihr zeigen wollte, wie dankbar ich ihr bin, dass sie mir das leben schenkte....ich habe sie zwei jahre in ihrer Krankheit begleitet, konnte immer bei ihr sein und sie bis zum Schluß "pflegen". Auch dafür bin ich sehr dankbar, auch das ich ihr den letzten Wunsch erfüllen konnt, zu Hause zu sterben, aber oft wünsche ich mir, das diese Erinnerung, die mich so sehr verfolgt, einfach aus meinen Hirn verschwindet.....
ich könnte jetzt stundenlang weiter schreiben, aber irgendwie fehlen mir die Worte...ich kann auch nicht weinen....ich denke, heute ist es das erste Mal nach vielen Monaten...

Ich danke Euch....wünsche Euch allen viel Kraft und Stärke...mein Psychotante (kann ich nur jedem empfehlen)sagte mir, dass es oft Jahre dauert, bis man mit diesem Verlust "klarkommt", um dann wieder ein normales Leben führn zu können.....

also...you never walk alone...lieben gruß, Janine

05.07.2003 18:10

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo an alle hier!!!

Meine geliebte Mama ist am 07.März gestorben an Gebärmutterhalskrebs. Ich suche jemanden den es genauso geht wie mir. Tja leider geht es hier allen so wie mir. Aber ich suche jemanden mit den ich eine Brieffreundschaft aufbauen kann und einfach austauschen kann. Über Gefühle usw..

rbeer@surfeu.de


Ich wünsche euch allen von Herzen viel Kraft
Viele liebe Grüße
Michi

06.07.2003 20:33

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Ihr Lieben,

ich schreibe jetzt, obwohl sich meine Gedanken immer noch nicht besonders geordnet haben. Aber ich möchte euch etwas fragen.

In meinem ersten Beitrag habt ihr ja gelesen, dass ich mich schuldig fühle, weil ich so wenig weinen muss, weil ich mich so normal fühle.

Ich habe mich auch mit meiner Schwester darüber unterhalten. Und in diesem Gespräch konnte ich es dann plötzlich auf den Punkt bringen: ich habe Angst, dass ich Mama vielleicht doch nicht so lieb hatte, wie ich mir immer eingebildet habe.

Ich wüßte gerne, ob jemand von euch denselben Gedanken hatte. Oder einen ähnlichen.
Ihr habt mir ja geschrieben, wie unterscheidlich ihr alle getrauert habt, bez. es noch tut. Und einige von euch haben auch eine ganze Zeit nicht weinen können. Aber wie habt ihr euch damit gefühlt? Habt ihr euch auch so gewundert, wie wenig ihr weinen müsst? Hattet ihr auch Schuldgefühle deswegen?

Ihr seht, das Thema lässt mich nicht so recht los. Ich hoffe, ich gehe euch damit nicht auf den Keks, aber es beschäftigt mich Tag und Nacht.

Viele liebe Grüße sendet euch

Katrin

07.07.2003 04:26

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Katrin, Du hast Deine Mutter geliebt, so unendlich geliebt, hab keine Zweifel daran!!!
Glaube den anderen und glaub mir,
es ist ein Schutzmechanismus Deines Körpers
dass Du nicht weinen kannst.

Weisst Du, ich wollte es auch nicht glauben.
Eigentlich bin ich eine totale Heulsuse und Emotion pur!
Nachdem die Diagnose bei meiner Mama feststand (das war am 20. Juni 2002) merkte ich, wie mir allein der Gedanke daran, sie würde sterben, wirklich den Boden unter meinen Füssen wegriss.
Immer, wenn ich in Gedanken auf die "Idee"
kam, sie sie könnte sterben, merkte ich einen Schwindel im Kopf, der mich ohnmächtig werden lassen wollte.
Seitdem funktioniert mein Schutzmechanismus 100%ig!
Niemals hätte ich gedacht, dass ich meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle haben könnte, er irgendetwas macht, was ich nicht will.
Aber es geht!!!
In Gedanken frag ich mich dann, ob ich noch normal bin.
Da sitzte ich, starre blöd durch die Gegend,
heulen hat mein Körper mir untersagt.

Katrin, Du weisst, Ihr alle wisst, diese Schmerzen sind nicht vergleichbar, dass Herz wird einem rausgerissen, so weh tut es.

Und dann will ich es rauslassen, ich will weinen, ich will schreien - wie sehr sie fehlt und dass mich dieser Schmerz wahnsinnig macht.
Und weil ich sie so liebe!!!!

Und Dein meint mein Körper, er muss stark sein. Und er lässt mich nicht schreien, erlässt mich nur da sitzen.
Er lässt mich nicht trauern, er lässt mich versteinern, Tag für Tag ein wenig mehr.

Niemals werde ich wieder die sein, die ich war mit ihr.
Meine Mama war 57, sie ist am 10. August im letzen Sommer von uns gegangen.
Ich war irgendwo auf der A1 im Stau als Sie starb, es waren Ferien und es war so paradox zwischen all den Urlaubern zu stehn und zu seiner sterbenden Mutter zu wollen.
Nach 390 km und nach sechs Stunden Fahrt in strömenden Regen (wirklich, es regnete, es goss es gewitterte, bis kurz bevor ich ankam),war ich endlich bei Ihr.
Ich hatte sie fast drei Wochen nicht gesehen, und wollte doch eigentlich am liebsten die ganze Zeit bei Ihr sein.
Ich fuhr auf den Parkplatz und als die gesamte Familie langsam aus dem Haus kam, wusste ich, da stimmt was nicht. Wieso bleibt keiner bei Ihr, hab ich gedacht, und da wusste ich es, sie war tot und ich kam wie immer, zu spät.
Seitdem regierte mein Körper und lies mich immer kleiner werden unter dem Schmerz.
Ja, es ist so, mit Ihr ist ein ein grosser Teil von mir mitgestorben und hat mir mein Herz aus der Brust gerissen.

Was war ich doch für ein glücklicher Mensch - mein Lachen ist ausgezogen,
hat alle Energie und Lebensfreude,
alles Glück und alle Zufriedenheit,
alle Ruhe und alle Lebensfreude -
ja, einfach alles, was mich ausmacht, alles, was ich bin, mitgenommen.

Ich bin eine fremde Person ohne Gefühle.
Die Worte, die ich aufzählte, hören sich an in meinen Ohren wie "grün" und "Staubsauger" und "Eimer".

Glück? Was war das nochmal?
Wie fühlte sich das nochmal an?
Bei "Eimer" kommen mehr Gefühle hoch.Und ich stelle erschreckt fest,ich kann "Glück" und "Liebe", "Ruhe" und "Zufriedenheit" nicht mehr fühlen.
Keine Gehirnwäsche - mein Kopf weiss ja Bescheid - aber eine Herz-Wäsche war es.
Und alles, was immer da war, ist gelöscht,
uns bleibt nur in Erinnerung.

Mama? Schön, dass Du meine Mama warst1
Schön dass Du Helenas und Daniels Oma warst!
Wir vermissen Dich so!
Am Schönsten aber, Mama, ist, dass wir uns
wiedersehen werden und uns dann nie wieder trennen müssen!
Bis dann, Mama



Sorry, ihr Lieben, es ist einfach endlich mal was rausgeplatzt.
Sorry wegen der Länge,
danke für´s "Zuhören"

Bis demnächst, wenn ihr mögt,
Damaris




Bis zu meinem Geburtstag am 4. Juli war ich versteinert.
Dann konnte ich endlich wieder weinen.

07.07.2003 13:07

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Damaris,
deinen Worten kann man nicht mehr viel hinzu fügen...
Du hast es wirklich schön erklärt, dafür brauchst du dich doch nicht entschuldigen, ganz im Gegenteil...deine Erklärung trifft den Nagel auf den Kopf. Diese Leere, der Schmerz, die Trauer. Ich denke, die Gefühle sind bei uns allen sehr ähnlich mit dem Unterschied der Zeit. Bei manchen wird das sofort erlebt, bei anderen braucht es seine Zeit. Es sind dann oft Kleinigkeiten, die einen furchtbar traurig machen. Bei mir war es vor einigen Tagen ein Plastikfeuerzeug. Meine Ma hat immer geraucht und ich tue es leider immer noch. Beim Räumen ihres Zimmer im Krankenhaus hatte ich mir dieses Feuerzeug eingesteckt und seit dem immer benutzt. Am Samstag war es dann leer....ich in dem Moment auch.
Es sind dann wirklich die Kleinigkeiten....
Die Trauer sucht sich ihren Weg!

An alle liebe Grüße
Tanja

07.07.2003 13:28

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo an alle,

liebe Katrin, ich finde , dass es die Antwort von Damaris ganz genau trifft. Mein Papa ist im Alter von 50 Jahren am 18. Januar gestorben. Bei mir war es genauso, wie bei Damaris, seit der Diagnosestellung (Juli 2002) schwirrte mir nur noch der Gedanke Krebs und Angst vor dem Schlimmsten durch den Kopf. Obwohl ich im Hinterkopf eventuell wusste, dass Papa die Krankheit nicht überstehen könnte, hab ich den Gedanken ans Sterben nie an mich rangelassen. Immer, wenn der kleinste Anflug an Gedanken kam, dann hab ich sie verdrängt und mich an Strohhalme geklammert. Nicht nur, dass der Gedanke an den Verlust so unerträglich weh getan hat, ich glaube, ich hatte auch immer ein schlechtes Gewissen, an so etwas zu denken. Es war für mich, als ob ich ihn aufgegeben hätte. Trotzdem wir alle ein halbes Jahr von der Krankheit wussten und auch sahen, dass Papas Zustand sich verschlechterte, kam für mich der Tod ganz unerwartet. Und dann kam das große Loch... Ich glaube, in diesen Momenten und gerade auch in dem Moment, in dem man es erfährt, ist der Kopf leer und voll zugleich. Ich hab einfach nichts gedacht, außer, dass das nicht wahr sein kann, dass ich jeden Augenblick aufwache. Die nächsten Wochen habe ich nur funktioniert. Genau das war vorher auch für mich unvorstellbar. In Zeiten, wo das alles noch ganz weit weg war, da hab ich immer gedacht, man könnte danach nicht weiterleben. Ich dachte, alles hört auf. Bei mir war das immer wie eine Klippe, ich kann genau bis dahin schauen, und dann sehe ich nichts mehr. Das Schlimmste, was ich in den ersten Wochen akzeptieren musste, war, dass die Welt sich weiterdreht. Das man plötzlich zum Bestatter laufen kann und einen Sarg aussucht, Todesanzeigen verfasst, Blumen bestellt, Sachen aussortiert etc. Das alles war unfassbar für mich. Manchmal hätte ich alle anschreien können, dass sie verdammt noch mal aufhören sollen, sich um ihr „normales“ Leben zu kümmern. Schlimm wurde dann auch, wieder auf die Arbeit zu gehen. Zu merken, dass man den ganzen Tag arbeiten kann und sich auf andere Sachen konzentriert. Sobald ich in der Tiefgarage im Auto saß, war es dann wieder da. Der Gedanke, mit dem ich früh aufgewacht und abends eingeschlafen bin. Auch ich hab mich so oft gefragt, ob das normal ist, ob ich nicht 24h weinen müsste, ob ich nicht im Bett liegen bleiben und nie mehr aufstehen müsste. Ich denke, es gibt darauf keine wirkliche Antwort. Ich glaube wie Damaris, dass das der eigene Körper für einen regelt. Er funktioniert weiter, lässt uns rational handeln und schützt uns davor durchzudrehen. Langsam vermute ich aber, dass unser Körper diese Kraft nur eine gewisse Zeit durchhält. Ich merke das bei mir, dass ich oft müde und ständig erkältet bin und manchmal bei irgendwelchen Kleinigkeiten „durchdrehe“. Ich weiß nicht, wie man so etwas verarbeiten kann, und ich weiß auch nicht, ob es jemals wieder aufhört. Ich bin aber mittlerweile auch aus eigener Erfahrung der Meinung, dass die Anzahl der Tränen eben nicht den Umfang der Trauer beschreibt.

Liebe Katrin, auch ich hab mich schon manchmal Vorwürfe gemacht, weil ich mich Tage nicht in einem „typischen“ Trauerzustand befand. Manchmal kann ich an Papa denken, und lache über seine Witze oder ich freue mich, mit ihm die ganzen Sachen erlebt zu haben. Dann erschreck ich mich manchmal und rufe mich in die Realität zurück. Auch ich stell mir dann manchmal die Frage, ob ich Papa doch nicht so doll lieb gehabt habe, wenn ich scheinbar so stark mit der Situation umgehen kann. Aber ich weiß, wie sehr ich ihn vermisse, wie sehr er mir fehlt, wie viel ich dafür geben würde, nur ab und an seine Stimme zu hören, in den Arm genommen zu werden. Ich glaube, gerade diese Versteinerung, dieses innerliche Verdrängen, die Angst überhaupt darüber nachzudenken, zeigt, wie sehr du deine Mama geliebt hast, und wie schwer das alles für dich ist. Dein Körper schützt dich davor, völlig zusammenzubrechen. Es ist alles noch so unbegreiflich und so frisch. Lass dir Zeit damit, dass alles zu verarbeiten, und lass deinen Körper es auf deine Art und Weise verarbeiten. Du weißt doch für dich, wie lieb du deine Mum gehabt hast. Was mir in der ganzen Zeit klar geworden ist, ist, dass es sch...egal ist, was andere denken, du ganz allein (natürlich mit Hilfe von anderen) musst da durch. Wenn ich früher z.B. Menschen lachen sehen habe oder im Kino oder sonst was, und dann hinterher erfuhr, dass Vater oder Mutter erst vor kurzem gestorben wären, dann hätte ich wohl auch gedacht, oh, und da kann sie schon wieder lachen oder rausgehen!? Damals wäre ich niemals auf den Gedanken gekommen, dass das Leben weitergeht. Heute weiß ich, dass es anders ist. Egal was ich tue, egal wie lang ich abgelenkt bin, immer wieder kommen traurige Gedanken. Manchmal ganz plötzlich, du isst ein Eis und im nächsten Moment bist du traurig und könntest dich verkriechen. Bei mir ist es jetzt fast ein halbes Jahr her, und es ist mein „Tagesinhalt“. (Ich weiß nicht, ob das alles so nachvollziehbar ist, wahrscheinlich ist alles etwas konfus). Momentan helfe ich mir ein wenig mit Verdrängen, sobald schlimme Bilder hochkommen, denke ich an schöne Zeiten mit meinem Papa. Manchmal sage ich ihm dann auch laut vor mich hin, wie sehr ich ihn vermisse. Ich glaube, je schöner die Zeit mit Mama oder Papa war, desto mehr hat man hinterher auch davon (eigentlich abstrus, denn umso mehr vermisst man sie ja auch) Trotzdem hilft es mir manchmal zu wissen, was wir für eine schöne Zeit mit einander hatten.

Oh je, jetzt hab ich so viel geschrieben. Ich glaube, gerade das hat mir in den vergangenen Monaten auch viel geholfen. Man ist mit seinen Gedanken nicht alleine...

Liebe Grüße an Alle

07.07.2003 13:53

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Namensvetterin!
Würde es Dir etwas ausmachen, wenn Du bei deinen zukünftigen Postings vielleicht eine 1 oder sowas hinter Deinen Namen setzen würdest? Ich schreibe schon recht lange und auch sehr häufig im Forum und so wäre es doch besser, um Verwechslungen zu vermeiden.
Danke schon mal im voraus...alles Gute für Dich und Deine Lieben, Michi

07.07.2003 15:05

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Katrin,
ich hoffe, dieses kommt richtig an, ich weiß nicht wirklich, wie ich ausdrücken soll, was ich sagen möchte, aber ich möchte es trotzdem versuchen.

Weißt du, ich glaube nicht, dass man daran, wie mies man sich fühlt, die "Tiefe" der Trauer messen kann - oder wie sehr man einen Menschen geliebt hat!!!

Siehst du, als mein Papa vor nun schon fast 2 Monaten gestorben ist, brachen die Tränen gleich über mir zusammen und ich hatte auch schon während seiner Krankheit einen Nervenzusammenbruch nach dem anderen (ich leide seit Jahren an klinischen Depressionen, seine Krankheit hatte mich wieder in eine schwere depressive Phase geworfen).
Seit etwa einem Monat wird es nun besser und ich fange ganz langsam an, mich zu erholen, auch wenn ich noch viel an ihn denke und oft ungewöhnlich emotional bin. Ich denke auch manchmal, das ist zu schnell, aber ich versuche, diese Gedanken mit allen Mitteln zu bekämpfen.

Aber der Tod meines Vaters hat mich auch zum Nachdenken gebracht. Ich stelle auf einmal fest, dass ich eigentlich nicht annähernd so "tief" getrauert habe, als meine Mutti vor 25 Jahren gestorben war (ich war 15) - ich hatte es "gut weggesteckt", habe kaum geweint und den "normalen Alltag" eigentlich sehr schnell wieder aufgenommen.
Dabei habe ich meine Mutter so viel mehr geliebt als meinen Vater, was nicht heißen soll, ich habe ihn nicht geliebt, sondern nur, ich habe sie mehr geliebt und sie fehlt mir auch heute noch manchmal.

Was ich fühle? Ich fühle, dass der Verlust meines Vaters mich viel mehr getroffen hat, weil ich heute gefühlsmäßig nicht mehr so stark und widerstandsfähig bin, wie ich es damals bei Mutti war. Manche mögen denken "na ja, sie war ja erst 15", aber ich glaube nicht, dass das der Grund ist. Ich war damals reif genug um die 2jährige Krankheit (nicht Krebs aber auch sehr schlimm) meiner Mutter mit anzusehen und zu verstehen, dass sie keine Lebensqualität mehr gehabt hätte, wenn sie die letzte in einer ganzen Serie von Hirnblutungen völlig gelähmt überlebt hätte. Auch mein Vater hätte jetzt durch den Krebs keine Lebensqualität mehr gehabt, somit waren die Situationen ähnlich und doch fühle ich mich soviel schlechter als damals. (Mein Arzt hatte mich übrigens gleich nach Papas Tod "gewarnt", dass irgendwann auch eine Erleichterung kommen wird, mir nicht mehr Sorgen um Papa machen zu müssen - und er hat mir gleich dazu gesagt, dass ich mir nicht erlauben darf, mich deshalb schuldig zu fühlen, wenn es soweit ist und daran versuche ich, mich zu halten)

Liebe Katrin, versuche zu akzeptieren was immer du fühlst! Du trauerst sehr um deine Mutter, du hast sie sehr geliebt!!! Das sieht man schon alleine daran, dass du so schockiert darüber bist, dass du dich nicht so schlecht fühlst, wie du erwartet hast. Ob es bei dir verspätet kommt, weiß auch keiner - oft ist es so, aber nicht bei jedem! Vielleicht hast du schon während ihrer Krankheit so viel getrauert, dass du jetzt loslassen kannst - ich denke, dass es bei mir bei meiner Mutter so war und auch jetzt bei meinem Vater wieder so ist.

Diese Schuldgefüle solltest du bekämpfen, sie machen dich sonst noch krank und damit wäre keinem geholfen.
Deine Mutter wusste, wie sehr du sie geliebt hast - und jetzt ist es an dir, dich selber davon zu überzeugen. Wäre das nicht auch im Sinne deiner Mutter? Würde sie wollen, dass du dich krank machst?

Vielleicht hilft dir der Spruch, den wir auf Papas Todesanzeige hatten:

Weinet nicht, ich hab's überwunden,
bin erlöst von meiner Qual.
Doch lasst mich in stillen Stunden
bei euch sein so manches Mal.

Ich denke, dass Papa genauso gedacht hätte, und ich denke auch, dass die meisten unserer Lieben es so sehen würden, wenn wir sie fragen könnten!

Ich drücke dich und denke an dich!
Liebe Grüße,
Astrid

07.07.2003 21:45

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Katrin,

So viele verschiedene Gefühle und Gedanken gehen einem durch den Kopf.
Auch ich habe zeitweise Schuldgefühle, weil ich mich zu wenig um sie gesorgt habe, die letzten Jahre mich nur um mich und meine Familie gekümmert habe.
Weil ich meine Mama nicht mehr an mich ran liess, weil ich verletzt war durch Dinge, die vor Zehn Jahren passierten.
Meine Mutter hat mir Stärke gelehrt,
jetzt erst merke ich, dass meine Mutter nicht so stark war, weil es keine Stärke ist, nie zu weinen und immer nur nach vorne zu schauen.
Mit Ihrer Art, immer alles als "nicht so schlimm" anzusehen, fühlte ich mich irgendwann nicht mehr ernst genommen, fühlte mich zwar geliebt und geborgen, aber die Zeichen der Liebe konnte sie nicht senden, und so fehlte mir immer irgendwas.

Jetzt erst weiss ich, warum es so war, dass sie auch nicht gelernt hatte, ihre Gefühle zu leben und herauszulassen.
Jetzt erst sehe ich, wie ähnlich wir uns darin sind, und dass ich meinen Kindern auch oft genug nicht die Liebe und Anerkennung gebe, die sie verdient haben.

Ich habe meine Mutter nie, und das ist war, ich habe sie nie jammern hören, selbst in der Zeit vor Ihrem Tod nicht.
Sie lag da und wartete einfach ab.
Und wenn man fragte warum, dann sagte sie,tja, das ist halt einfach so.
Aber dann sagte sie zum Glück auch: Wenn ich meinen Glauben nicht hätte, dann würde ich den ganzen Tag schreien.

Ich weiss jetzt, meine Mama war nicht
gefühlskalt. sie konnte ihre Gefühle nur nicht aussprechen. Und auf einmal sind da keine Vorwürfe mehr, sie tut mir total leid deswegen. Wie fühlt man sich wohl, wenn man so alles schluckt?
Manchmal frag ich mich, ob sie deswegen an Gallenblasenkrebs gestorben ist, weil sie alles in sich reinfrass.
Wir hatten nur 7 Wochen von Diagnosestellung an bis zu Ihrem Tod.
Und wir zwei sassen zusammen und keiner konnte was sagen. Ich hab mich dann dazu gezwungen, Ihr wenigstens nochmal die Wichtigsten Sachen zu sagen, ich rasselte sie runter, all die Dinge, die Sie verletzt haben, alle Dinge, die sie nicht verstand, weil wir auch so verschieden waren.

Manchmal bin ich wütend darüber, dass von ihr immer noch nichts kam,
dann bin ich wieder dankbar. Dankbar, dass sie mir ihre Liebe doch irgendwie zeigte, und dankbar,dass ich meinen inneren Schweinehund überwinden konnte und ihr sagen konnte, was sie nie vermochte:
Ich hab´ Dich so lieb Mama!!!
Am Telefon sagte ich es, immer wieder.
Nie hatten wir uns das gesagt, und es fehlte mir so!!!
Ich hab Dich so lieb Mama!!!
Und dann bekam ich die so sehnlich
vermissten Worte
Ich hab Dich so lieb Mama!!!
Ich Dich auch, mein Mädchen!!!
Oh, mein Gott, wie lange schon hatte sie nicht mehr mein Mädchen gesagt.
Da merkte ich, auch ich nannte sie wieder Mama, wo sie doch mein ganzes Leben unsere Mutti war. Als sie krank wurde nannte ich sie unbewusst wieder Mama.
Hätte ich mich nicht aufgerafft, diese Worte zu sagen, dann hätte ich sie nie gehört.
Und nie hätte ich gewusst, wie sie fühlt.

Lass Deine ganzen Gefühle raus, Katrin, lass sie alle raus.
Gefühle und Gedanken, die nicht war sind, verschwinden auch wieder.
Aber ich glaube, man kann diese Gedanken und Gefühle nicht ausschalten, sie rennen einem eh durch den Kopf.
Und sie müssen raus.
Ich war teilweise so wütend, ich wusste nicht, auf wen ich es sein sollte, aber ich war´s.
Und Schuldgefühle mache ich mir tagtäglich mit vielen einzelnen Gedanken. Aber ich weiss, ich muss diese erst haben, um dann sagen zu können, nein,ich habe keine Schuld.

Karin, es tut mir so leid für Dich, dass Du das erleben musst.

Es tut weh, zu sehen, wie viele Menschen auch dieselben Schmerzen haben und so leiden.


ich denke an Euch, es tut mir so leid für Euch

Damaris

Cas, Du hast recht, irgenwann funktioniert der Schutzmechanismus nicht mehr, aber das ist auch gut so.
Die letzten Wochen waren so schlimm für mich, weil es sich immer mehr staute, der Schmerz immer grösser in mir wurde, und ich keinen zum Reden hatte.
Mein Herz war wie gefangen.Es fühlte sich an, als würde der Käfig immer enger. Endlich ist was geplatzt. Es tut verdammt gut, endlich zu weinen.

Das wünsche ich Euch allen, und irgendwann kommt es bei jedem raus.

07.07.2003 22:36

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Ich danke euch allen für eure lieben Worte. Mehr kann ich jetzt nicht schreiben, aber das wollte ich euch doch wenigstens sagen.

Ich fühle mit jedem von euch und schicke euch eine große dicke Umarmung!

Ich melde mich bald wieder. Bis dahin alles Liebe!

Katrin

09.07.2003 00:48

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
es ist jetzt ein Jahr und 4 Monate her, seitdem meine Mama eingeschlafen ist. Und der Schmerz lässt nicht nach. Ich weine nicht mehr so oft wie noch vor einiger zeit, doch das liegt wahrscheinlich nur daran, dass ich gelernt habe mich anzupassen- anzupassen in einer Gesellschaft, die zwar am leid anderer interessiert ist, aber sich damit nicht auseinandersetzen will. Wie oft wird floskelhaftig gefragt: wie geht es dir? Oft. Aber niemand will es wirklich wissen. Sie wollen hören, dass es dir schlecht geht, dass du am liebsten auch mitgehen würdest. Aber sie wollen nich reagieren. denn sie wollen sich meiner Meinung nach nur am Leid der anderen ergötzen, um zu sehen, dass einem selbst doch ganz gut geht. Wer fragt nach, wer will wirklich wissen, was passiert in mir? Niemand. Daher habe ich gelernt, meine unendliche Trauer zu überspielen, indem ich freundlich und nett bin. Den meisten fällt es garnicht auf, dass ich auf die Frage wie es mir geht nicht antworte, sondern sie reden weiter. Und vielleicht ist es auch gut so. Mir zerreist es das Herz, dass meine Mama nicht mehr hier sein darf. Zum einen weil ich sie unendlich vermisse - also aus Egoismus - aber vielmehr darum, weil sie nicht gehen wollte und auch nicht sollte. Sie war und ist immer noch der wunderbarste Mensch den ich kenne. Sie hat es nicht verdient - im Gegenteil. Ich sehe sie in meinen Träumen, ich halte mich an ihren Orten. Ich versuche, so zu leben wie sie es tat. Doch es gelingt mir nicht wirklich. Ich habe auf so viele Menschen gebaut. Aber es haben sie viele Menschen abgewandt. Und ich habe so auf sie gehofft. Ich muss damit weiterleben, auch wenn mir oft der Mut dazu fehlt. Ich habe zwar Vater und Schwester, aber ich bin ich und niemand kann meine Gefühle wirklich nachvollziehen. manchmal denke ich, ich sollt e auch gehen, dann käme ich zur Ruhe. ich bin nur noch Maschine - ein mensch der funktioniert. Mag sein,dass sich meine Worte recht barsch anhören, aber ich finde derzeit keine anderen, passenderen.
Liebe Mama, ich liebe dich unendlich!

09.07.2003 12:48

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Alessa!

Mir gehr es genauso wie dir. Man soll einfach weiter funktionieren, aber wirklich interessieren tut es keinen wie es einen wirklich geht. Die blöde Frage " Na geht es dir jetzt besser". Da würde ich am liebsten abhauen.
Am Anfang habe ich alles verdrängt und jetzt kommt es erst richtig raus. Ich leide unter Deppresionen, starke Kopfschmerzen usw. Man Mann meint ich bilde mir das alles nur ein.
Ich fühle mich so alleine gelassen von der Person die mir auch so viel bedeutet hat. Aber dann muß ich immer wieder daran denken wie schlecht es ihr hier auf Erden doch ging und das sie es nicht verdient hat sich so zu quälen.

Ach man warummußte meine Mama sterben???????

Viele Liebe Grüße
Michele

09.07.2003 13:04

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Wonni,
du drängelst dich nirgendwo rein, wie du ja selber sagst: wir haben alle einen geliebten Menschen verloren....obwohl ich mir den Verlust des Partners anders schlimmer vorstelle. Als Kind weiß man ja, daß die Eltern vor einem gehen...normalerweise.
Als du von deinen Kindern erzählt hast, wurde mir ganz anders, obwohl ich selbst keine Kinder habe...spricht dein "großer" gar nicht darüber?? Hast du mal ein Gespräch versucht? Ich denke, für ihn ist es schlimmer, der Verlust bewußter, als für die kleine.
Ja, die Mitmenschen sind oft sehr komisch in ihren Reaktionen, sie meinen, nach 3 Wochen sei alles wieder fast normal...
Ich erfahre das auch oft und habe, ehrlich gesagt, kein Verständnis dafür. Eine Bekannte von mir hat vor einigen Jahren ihr junges Kind verloren, da kamen dann Sätze wie: du bist ja noch jung, kannst doch noch Kinder kriegen....
Hääää, ja was denken die sich dabei??
Jetzt bin ich aber wech vom Thema...
Liebe Wonni, ich wünsch dir, daß es irgendwann mal besser wird, komm her, wenn dir danach ist.
Liebe Grüße Tanja

09.07.2003 20:08

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Liebe Alessa,
Deine Zeilen könnten von mir sein....Michelle geht es genauso und auch MEINE Gefühle sind die selben!
Die gleiche Gefühle....lernen sich anzupassen......niemanden interessiert wirklich, wie’s dir geht - im Gegenteil,
man hat das Gefühl, sie wollen lieber Dein Leid hören, als sich mit dir über was zu freuen.....habe Vater und
Schwester.........doch meine Gefühle kann niemand wirklich nachvollziehen.

Das wir unsere Mamis unendlich vermissen wäre nur dann Egoismus, wenn wir uns dauernd fragen würden
„Wie soll ich jetzt bloß ALLEIN dies oder das?“
Vieles hat man vielleicht vorher wirklich zusammen gemacht, aber ich vermisse meine Mutti weil sie ein Teil
meines Lebens war, sie war einer der liebsten Menschen, die ich hatte.

Oft ist es der Gedanke, daß ich in meiner Zukunft, in schönen Augenblicken, der eigenen Hochzeit oder das
eigene Kind kommt zur Welt unendlich glücklich sein werde und gleichzeitig unendlich traurig, weil meine
Mutti dann nicht bei mir ist und an meinem Glück teilhaben kann.

Meine Erinnerung

Ein großer Verlust, eine leere Stelle wo Du nicht mehr bist,
die Erinnerung ist alles was mir geblieben ist.
Die Frage wo Du jetzt wohl bist, sie ist mir eine Last,
ich kann die Liebe noch fühlen, die Du mir gegeben hast.
Dich zu kennen berührte mich tief im Herz,
Dich gehen zu lassen verursachte mir Schmerz.
Als Teil meines Lebens vermisse ich Dich,
doch in meiner Erinnerung wirst Du immer da sein für mich.

Meine liebe Mutti, Du fehlst mir so sehr!

Deine Sandra

10.07.2003 00:27

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
hallo sandrah,
ich weiss nicht, wie du fühlst - das kann ich nicht, ich kann nur von mir reden und selbst das fällt mir schwer in Worte zu fassen. Ich möchte mich auch nicht beschweren über die Gesellschaft, das heisst über die die Menschen um mich. Keiner hat auch nur ähnliches erlebn müssen. und dennoch suche und hoffe ich immer noch. leider zeigt sich, dass sich alle Hoffnungen langsam in Luft auflösen. ich weiss nicht, wie ich reagiert hätte, hätte ich bisher ein sorgloses Leben gefürt. ich möchte nicht verurteilen, aber ich kann nunmal nur aus meiner Perspektive erzählen. Es sind die nahezu unendlichen Qualen die mich umgeben - nicht Schuldgefühle sondern Hilflosigkeit - alleine zu sein - alle Entscheidungen selbst fällen zu müssen - ohne sie. Das fällt mir so schwer. Ich habe einen lieben Freund, wie sehr weiss ich, dass meine Muter ein Enkelkind gehabt hätte. Sie wäre die erste gewesen, de kleine Petit Bateuau Unterwäsche gekauft hätte. Sie hätte so gerne eine grosse Hochzeit mit meinen Freund gehabt. Nichts konnte ich ihr erfüllen. Weil ich nicht glauben konnte, dass sie jemals gehen könnte. und heute? Keine Hochzeit, kein Kind. Alles ist stehen geblieben. Und es kann auch niemals wieder so werden. Meine "Schwiegereltern" ein einziger Horrortrip. Kein Halt - nichts. Ich würde meinen Freund heiraten, aber ohne meine Mutter unvorstellbar. Die Aussenwelt glaubt, dass ich mich - damit - langsam abgefunden habe, aber das ist nicht so. ich habe nur dazugelernt. Ich leide alleine für mich, wenn es niemand sieht. das ist für alle besser. Dann bin ich ICH.
mein Problem im Chat ist wohl, dass ich keine Floskeln bringe, und damit eher kühl wirke. Aber das ist eben ein teil meines Prozesses. Aber das bin ich nicht. Ich bin eigentlich nur noch eine Marionette die nach aussen hin agiert und innen fühlt. Ich darf wohl nicht zur Ruhe kommen. ich würde lieber leiden als mich immer zu verstellen. Aber dieser Schutzmechanismus macht es eben erträglicher. Ein irrer Zirkel.
Liebe Sandrah, auch wenn wir uns nicht kennen, ich wüsche dir Kraft
Alessa

10.07.2003 07:07

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
liebe alessa,
es ist ganz komisch deine zeilen zu lesen.
ich dachte hier immer ehrlich meine gefühle geschrieben zu haben.
lese ich deine zeilen, merke ich, daß ich immer noch alles in watte gepackt habe.
vielleicht hätte ich mal an einem meiner schlechten tage schreiben sollen oder einfach nur richtig, 100prozentig, ehrlich sein.
ich bin noch immer die, die wenn mein freund fragt „was ist los“ sagt „NIX“,
beim zweiten mal „nein, es ist wirklich NIX“

ein klein wenig hab ich hier aber auch gemerkt, daß durch die vielen beiträge der eigene oft gelesen aber nicht beantwortet wird.
ich bin froh, daß sich meinem ersten brief viele angeschlossen haben, nur muß ich ganz ehrlich sagen, bin ich etwas traurig, daß meine fragen nun doch unbeantwortet blieben.

so komm ich mir doch irgendwie ALLEIN vor, obwohl ich jederzeit auch meine schwester,
meinen paps, meinen freund ansprechen könnte, sie alles miterlebt haben, antworten könnten,
aber sie sind nunmal nicht die (jüngste) tochter.

ich schreibe hier oft wie in ein tagebuch, ich schreibe meine gedanken, gefühle und auch fragen. werden sie beantwortet bin ich froh, wenn nicht stecke ich natürlich nicht den kopf in den sand, es gibt ja hier so viele andere threads mit vielen briefen und antworten.

liebe alessa, wenn du magst kannst du mir gerne mal per e-mail schreiben!?
sandrah-@gmx.de
(auch wenn jemand hier vielleicht nicht schreiben möchte???)

auf alle fälle werde ich hier aber immer und immer wieder nach antworten suchen und so
versuchen die zeit der trauer zu leben und nicht diese wochen, monate, jahre, was auch immer
verstreichen zu lassen (ich hoffe ihr wißt was ich meine)

ich werde es wenigstens versuchen. ob der schmerz stärker sein wird ?

liebe grüße sandra

10.07.2003 07:42

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Sandrah und alle anderen

Sandrah ich hab jetzt nochmal vorgeblättert und deine ersten Zeilen gelesen. Du fragst ob jemand Rat geben kann, wie du mit Trauer fertig werden kannst. Oder ob jemand professionielle Hilfe in Anspruch nimmt.
Also ich kann nur von meiner Erfahrung reden. Ich habe mir oft gedacht, daß ich mir auch "Gleichgesinnte" such in einer Gruppe oder so such, aber hab dann immer wieder einen Rückzieher gemacht. Ich glaube einfach, für mich ist es noch zu früh, nach wie vor fällt es mir schwer darüber zu reden oder zu erzählen ohne zu weinen. Ich kann auch keine Bücher lesen, die von Thema Tod oder ähnlichem handeln. Ich persönlich brauche noch Zeit um erst mal wieder mit mir selbst klar zu kommen.

Zum Thema wer hilft... naja ich habe meinen Mann, der stand und steht mir immer zur Seite, er versteht mich sehr gut und hilft mir wo er kann.
Freunde können glaub ich nicht viel helfen, außer sie haben es selbst auch schon erlebt, daß ein lieber Mensch sie verlassen hat.

Ich glaub es ist einfach wichtig, wieder zur Ruhe zu kommen und irgendwie muß man es doch mit sich allein ausmachen und damit fertig werden. So mein ich.

Dieses Forum find ich hilft mir auch dabei, wieder weiterzumachen. Es muß ja auch weitergehen, unsere Mütter würden das nicht wollen, daß wir vor Trauer versinken.

Meine Mama war eine sehr starke Frau, sie hat stets nie geklagt und gejammert. Als es ihr so schlecht ging, und ich sie jeden Tag besuchte, sagte sie immer "So jetzt gehst du heim, genießt den Tag und sei glücklich"
Es war immer schwer für mich zu gehen, aber jetzt versuche ich wirklich wieder intensiv zu leben und zu erleben... jede Blume, jeden Tag, jeden Sonnenstrahl usw...

Ihr Lieben hier helft mir auch viel, ihr versteht.

Alles Liebe Sonja

10.07.2003 08:43

junge Frauen und der Tod der Mutter
 
Hallo Ihr Lieben,

gestern hat eine sehr gute Freundin von mir ein Baby bekommen. Es ist die einzige in meinem Freundeskreis, die wie ich keine Mutter mehr hat und die diese bereits mit 15 Jahren an Krebs verloren hat.

Sie rief mich gestern abend an um mir die freudige Mitteilung zu machen und mit mir zu reden. Trotz dieses freudigen Ereignisses überwiegt heute noch nach 19 Jahren die Trauer um ihre Mutter und das diese das nicht mehr erleben kann. Es war das erste Mal, das sie so offen mit mir geredet hat und sie hat sehr geweint dabei.

Es wird immer wieder hochkommen, bei allem was ich erlebe, egal ob es mich glücklich oder traurig macht, werden mir meine Eltern fehlen. Bin jetzt noch depremierter und kann auch nix mehr sagen im Moment.

Liebe Grüße an alle. Heike


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