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Thessa76 24.02.2009 14:48

Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Ein trauriges Hallo in meinem neuen Faden,

Ich schleppe mich beschwerlich und vollkommen angestrengt in diese Ecke. Hier möchte ich schreiben, was mir durch den Kopf geht, hier will ich an meine Mama schreiben, hier soll und darf ein Platz für alles werden, was im LK-Forum nicht passend ist.
Noch fällt es unglaublich schwer, aber immerhin will ich mir meinem neuen Plätzchen schon mal sicher sein. Darum richte ich es grob ein, das Füllen mit Leben muss ich auf einen anderen Tag verschieben. Wenn es besser geht.

Liebste Mama, ich vermisse Dich so unendlich doll, dass es mir körperlich weh tut. Wir hatten zuletzt so wenig Zeit, es ging so furchtbar schnell. Ich kann das alles noch gar nicht greifen.
Du bist weg. Und wie soll mein Leben weitergehen?
Ich wäre so viel lieber gegangen als Du, Du hast hier doch noch so viel zu tun. Eben gucke ich in Deinen Kalender, wo Du am 14.1. noch eingetragen hast, dass Hirnmetastasen festgestellt worden sind.
Ich liebe Dich unendlich. Und fühle mich noch viel zu klein und zu jung, um ohne Dich zu sein.

Wenn ich nur ein Zeichen bekäme, dass es Dir gut geht. Dass Dein Papi Dich abgeholt hat am anderen Ende.

Ich habe so schlimm Heimweh nach Dir.

Deine Thessa

Ronnya 24.02.2009 17:25

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Liebe Thessa......
Mein aufrichtiges Beileid zu deinem schwerem Verlust.......
Es gibt keine Worte des Trostes.....nichts was man jetzt sagen kann...

"Ganz am Ende des Regenbogens werde ich auf dich warten.
Und wenn du dann kommst,
werde ich mit verschränkten Armen,
auf den Knien sitzenbleiben,
damit du nicht zu früh erfährst,
mit welcher Sehnsucht
ich dich erwartet habe."

Regina

Sanni412 24.02.2009 18:36

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Meine liebe Thessa!

Ja, es tut weh diesen Schritt zu gehen, ich weiß, wir wissen es!

Aber es tut auch gut, sich alles hier von der Seele zu schreiben....

Ich mach ein bisschen Platz in meiner Seifenblase und lass Dich eine Weile mitschweben, oki?

Ich wünsche mir, dass Du es schaffst, meine Nummer zu wählen, um Dir Deinen Kummer von der Seele zu reden, oder einfach nur um zusammen zu weinen!

Ich drück Dich sehr lieb, Deine Sanni

Cindy 69 25.02.2009 10:13

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Liebe Thessa,

mein herzlichstes Beileid für diesen großen Verlust.

Alles ist noch ganz frisch... und sich daran zu gewöhnen, dass das Leben nun ohne Mama weitergehen soll, ist eigentlich undenkbar. Auch ich, mit 39 Jahren, fühle mich noch "zu jung" um ohne Mama leben zu können. Sie fehlt einfach an allen Ecken und Enden. Und alles, wirklich alles, verbindet man mit ihr. Sämtliche Situationen, Orte wo man gemeinsam war... Es tut weh, so schrecklich weh.

Ich kann dich so gut verstehen und wünsche dir, dass du diese schwere Zeit schaffen wirst. Ich glaube, nur die Zeit kann uns weiterhelfen... Aber wir beide sind wohl erst am Anfang...

Herzliche Grüße
Cindy

Thessa76 26.02.2009 09:23

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Guten Morgen, Ihr seid alles solche Schätze,

ich weiss natürlich, dass es gerade in diesem Bereich hier jedem genauso gehen wird wie mir. Aber ich frage mich, wie ist das alles auszuhalten? Wie geht das Leben weiter, wenn das wichtigste fehlt?
Ich mag nicht mehr.

Kennt es jemand, wenn man plötzlich nur noch funktioniert und die Emotionen auch teilweise so ganz verschwinden? Ich bin seit gestern so eiskalt, alles ist mir egal.
Warum sollte mich auch noch irgendwas berühren, verletzen, freuen? Meine Mutter ist nicht mehr da.

Ich neige sicher dazu, mich viel zu oft selbst zu hinterfragen. Ist das jetzt alles richtig so, wie ich trauere.... ich weiss, das macht keinen Sinn. Aber es ist jeden Tag anders....

Aber ím Moment, da kommt wirklich nichts an mich ran. Obwohl mein Herz wehtut. Aber es ist so mit Mama besetzt, da prallt alles andere ab.

Morgen fahre ich wieder nach Hause um Mamas Schrank durchzugucken. Auf der einen Seite freue ich mich auf meine Restfamilie, auf der anderen Seite habe ich so riesige Angst davor, wieder in ihre Wohnung, wieder ihr Geruch - und sie ist nicht mehr da und kommt nie wieder.

Meine Sehnsucht ist so unendlich gross. Auch, wenn die letzten Wochen schwierig waren, sie war mir immer mein wichtigster Gesprächspartner. Und ich nehme an, die Hirnmetas erklären so manches im Nachhinein, was sie sicher nicht so gemeint hat.

Ich vermisse sie so.

Eigentlich wollte ich ja hier anfangen mit der Beerdigung, die wirklich so wunderschön war, mit so vielen Menschen, mit so tollen Liedern.... aber ich merke wieder mal: ich kann noch nicht.

Danke, dass Ihr mir zu-lest und danke, dass Ihr da seid.
Das tut gut
Eure Thessa

... und Sanni, ich weiss gar nicht mehr, wie sich die Seifenblase anfühlt. Wobei: vielleicht bin ich mittendrin. Gerade weiss ich gar nicht, was da so los ist in und um mir/mich.

Lissi 2 26.02.2009 10:45

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Liebste Thessa,
ich würde dich so gerne in die Arme nehmen, Dich halten wenn es so ganz und gar nicht mehr aufhören will mit dem Schmerz. Und doch weiß ich das nichts wirklich trösten kann, nichts das gestern zurück bringen kann. Und wir beide sind noch soweit davon entfernt in Erinnerungen zuleben, noch ist alles so, wie schriebst Du "surreal". Ich will nicht sagen ich weiß wie Du Dich fühlst, aber ich glaube ich kann es ein klein wenig erahnen. Oft geht es mir ähnlich, nichts scheint mein Inneres zu berühren und dann plötzlich ohne erkennbaren Anlass bricht alles über mich zusammen und der Schmerz ist höllisch. Wie Seifenblasen eben, sie platzen auch ohne Vorwarnung. Manchmal frage ich mich ob ich noch richtig ticke, aber ich glaube es ist eine Art Selbstschutz, unsere Seele macht zu wenn wir es nicht mehr ertragen können. Ich lasse diesen Zustand jetzt einfach zu, will meine Kraft nicht dafür verwenden "richtig" zuticken.
Liebe Thessa, ich hab Eurer Schicksal von Anfang an mitverfolgt, mit Euch gehofft und gebangt, mich zerreißt es zu lesen wie verzweifelt Du bist. Ich denke da ganz besonders an Deinen letzten Satz im posting vom 11.02.
"Wie hält das jemand aus? Wie soll das Leben weitergehen? Meins ist vorbei." ich habe hier gesessen, geheult, wollte schreiben und konnte nicht, fand nicht die Worte. Dann ein wenig später stelltest Du das wunderschöne Foto von Euch rein und Sanni schrieb :"Gott seid Ihr Euch ähnlich" , genau das dachte ich auch. Liebe Thessa, ist da nicht eventuell die Antwort auf Deine Frage wie soll das Leben weiter gehen. Mädel, Deine Mama, Du siehst sie jeden Tag wenn Du in den Spiegel schaust, Du hast soviel von Ihr, sie wird immer in Dir, durch Dich lebendig sein. Und ich hoffe das Dich das in naher Zukunft trösten und auffangen kann, denn Dein Leben darf noch nicht vorbei sein, dass hätte Deine Mama nie, nie gewollt. Du wirst es schaffen, daran glaube ich ganz fest. Du wirst irgendwann Deinen eigenen Kindern von Deiner wunderbaren Mama erzählen und wenn sie Dich fragen wie hat Oma ausgeschaut dann wird ein Lächeln über Dein Gesicht huschen, und Du wirst sagen na schaut mich an. Deine Mama lebt in Dir und durch Dich weiter, dieser Gedanke ist momentan vielleicht nicht tröstlich, wo man sich doch so sehr wünscht, sie wäre wieder wie immer hier auf dieser Welt, aber glaub mir, irgendwann schaust Du in den Spiegel und lächelst Dir und Deiner Mama zu.

Ich merke ich schreibe schon wieder endlos lang, dabei wollte ich Dir doch nur sagen das ich Dir Kraft wünsche all das zu ertragen und das Zuversicht in Dein Herz einkehren möge, das ich in Gedanken oft bei Dir bin.

Hab da noch ein Lied gefunden, ich finde es drückt so vieles aus, wofür uns oft die Worte fehlen.
http://www.youtube.com/watch?v=Hg_17ZTRBRQ&translated=1
Hoffe es funktioniert!

Alles Liebe
Lissi

Cindy 69 26.02.2009 16:52

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Liebe Thessa,

ich hatte auch Phasen mit Emotionslosigkeit. Da hab ich mich gefragt, was nur mit mir los ist. Man kann es, denke ich, einfach nicht sofort realisieren. Sie ist nicht mehr da, aber das wirkliche Gefühl dafür kommt wohl erst. Und diese unglaubliche Sehnsucht und das Vermissen, die Gedanken und die Erinnerung lassen einen wohl nie los.
Auch wir müssen ihre Wohnung noch leerräumen und das wird heftig. Wenn ich in ihrer Wohnung stehe, denke ich sie müsste gleich um die Ecke kommen. Ich stell es mir zumindest vor. Es ist alles noch an Ort und Stelle, wie sie es verlassen hatte. Wir werden ihre Wohnung dann vermieten, und es werden fremde Menschen darin wohnen. Das alles ist unfassbar...
Ich dachte mir oft, dass ich eiskalt bin, gefühlskalt. Aber ich fange erst jetzt an es wirklich zu begreifen. Ganz besonders schwer ist es, wenn andere auf das Thema kommen und es mir dann wieder ganz deutlich bewusst wird, dass sie nicht mehr bei uns ist.
Liebe Thessa, ich denke wir machen gerade das selbe durch. Und der Alltag geht weiter und die Erde dreht sich weiter. Es wird Tag und es wird Nacht, als ob nichts geschehen wäre - Nur ohne unsere liebe Mama...

Ich drücke dich mit herzlichen Grüßen :pftroest:

Cindy

Thessa76 02.03.2009 16:09

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Hallo und guten Nachmittag Ihr liebe, tollen, netten, traumhaften Schreiberlinge,

hier regnet es in Strömen und der Himmel ist grau. Heute ist meine Mami schon drei Wochen weit weg von mir und doch so nah im Herzen. Am Wochenende war ich zu Hause und habe zusammen mit meinen Schwestern den Kleiderschrank durchgeguckt. Hui, dachte ich erst vorher. Das wird heikel. Aber irgendwie war es das gar nicht.
Mein Freund hat sich der Küche angenommen und dort aussortiert, geputzt, geräumt, sortiert und wir im Schlafzimmer. Meine Mama wohnt ja in einer Mietwohnung und da müssen wir bis Ende April fertig mit allem sein um sie zu übergeben. Und da ich so weit weg bin, ist das, trotz der langen Zeit, noch irgendwie recht heftig viel.
Wir haben jedes Kleidungsstück in den Händen gehabt und mussten manchmal auch lachen. Meine Mama sammelt alles, schmeisst nichts weg. Wir haben Pullover von 1985 gefunden.
Obwohl wir uns vorher auch geschworen haben, nichts in den Altkleidercontainer zu geben: da ging es.
Ich habe viel mitgenommen, ziehe viel von ihr an. Das gibt mir total bekloppterweise noch mal mehr ein Gefühl von Nähe. Bei ihren Mützen, in denen die ganzen kurzen Haare hängen, die zum Schluss wieder ausgingen: damit schlafe ich. Das ist Mama. Ich will niemals wieder ein anderes Duschgel benutzen als das, was Mama nimmt und auch keine andere Bodylotion. Blöd, was?

Gestern haben wir die ersten Dankeskarten fertiggemacht, die Danksagung war auch am Samstag in der Zeitung, am Donnerstag bin ich wieder zu Hause und mache dann den Rest.

Gestern morgen bin ich früh aufgestanden und habe mich auf den Friedhof gesetzt, bestimmt eine halbe Stunde lang mit ihr erzählt. Früh deshalb, weil Mama fast auf dem Bürgersteig liegt, also ganz nah an der Friedhofsmauer. Wenn dann auf der anderen Seite jemand vorbeigeht, hört der mich 1:1 sprechen. Und ich wollte vermeiden, dass jemand mitbekommt, was ich ihr alles so erzähle.

Ich bin traurig, weil ich einsam bin. Weil sie mir so fehlt. Weil ich sie so sehr liebe und sie brauche. Weil sie meine zweite Hälfte ist. Und Lissi, Du hast recht: ich bin ihr unglaublich ähnlich. Am Samstag hatte ich ihre Mütze auf, da kam mein Papa rein und erschrak, weil er dachte, Mama steht da. Mit der Mütze bin ich zur Oma gefahren, die macht die Tür auf und sagt Mamas Namen, nicht meinen. Das ist eine riesengrosse Ehre und ein tolles Geschenk. Ich nehme es an und trage es sicher in meinem Herzen. Ich bin ein Stück Mama. Aber nicht so sehr, als dass es mich trösten kann. Im Gegenteil: es ist kalt und leer geworden in meinem Leben. Trotz meines Freundes, den ich abgöttisch liebe. Aber sie fehlt mir halt so sehr. Ich kann es gar nicht genau beschreiben.... ich bin nicht mehr ganz.

Und Lissi, Du schreibst so schön und immer so nett, Deine Worte habe ich mir 10 mal durchgelesen. Und irgendwie befolge ich alles, was ich von Dir aufsaugen kann: das Morrie-Buch hab ich gelesen, dann hab ich die Spuren im Sand CD bestellt und finde Lied Nummer 5 auch am schönsten, den Text von Celine hab ich sofort ergoogelt, damit es sich besser mitsingen lässt. Du tust hier sehr gut, nur lese ich Dich, wo auch immer, viel zu selten. Deine Spur, die Du hinterlässt, ist immer so warm und herzlich. Bei sowas geht mir das Herz ein bisschen auf.

Cindy, bei Dir hab ich auch immer mitgelesen, wir sind ja aus demselben Eck, Du aus BB ich aus S. Ich hoffe, Du hattest hier ein schönes Frühlingswochenende, was ein bisschen Licht und Sonne ins Innere schickt. Bei meinen Eltern zu Hause war es nass und grau. Das Wetter hier ist ein grosser Vorteil. Wie geht es Dir denn derweil?

Dani, Dich wollte ich immer nach Deinem Beruf fragen, habe das aber jetzt irgendwo erlesen und dachte mir das schon. Zum Morphium muss ich vielleicht wirklich nocheinmal was fragen. Ich bin im Moment ebenso wie bei Sanni :winke:, nicht telefontauglich, weil es mich wahnsinnig anstrengt. Aber ich würde gerne später, wenn ich kann, mal die Option annehmen, wenn sie denn noch steht. Die Nummern habe ich gespeichert.

Gabi-Diana: Dir alles, alles Liebe. Ich denke viel an Dich und an das, was bei Euch so passiert. So gerne wie ich denke: puh, krebsfrei, so leer ist es jetzt. Aber die Angst, die Du hast, die Ergebnisse, die kommen - das kann keiner abnehmen. Und ich würde es so gerne.

Sanni, ich hab Dein Foto gefunden, vor allem das 2-er Pack mit Dani: hübsche Damen seid Ihr. Und offensichtlich wohnt Ihr nicht jeweils am anderen Stadtende, oder?

Liebe Grüsse Euch allen, aus dem schwäbischen Regen.

Eure Thessa

Thessa76 03.03.2009 12:41

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Liebste Mami

Heute fehlst Du wieder so furchtbar doll, wenn auch nicht furchtbar doll traurig. Ich vermisse Dich, Dein Lachen, Deine Stimme, Deine Ratschläge. Aber ich hab Dich so eng bei mir, in mir, dass ich gar nicht glauben kann, dass Du nicht mehr wiederkommst.
So nehme ich Dich mit. So wie wir auf dem Rosenherz geschrieben haben. "Wir tragen Dich durch unser Leben", nehmen wir Dich überall hin mit. Aber dennoch ist die Lücke so unendlich gross, niemals zu füllen, sondern allzeit für Deine Besuche freigehalten.

Warum musste das so schnell gehen? Wusstest Du davon? Hast Du es zwei Tage vorher gewusst? Als Du plötzlich so klar warst? Da hast Du die ganze Nacht mit den Nachtschwestern erzählt, sie hätten mich fast angerufen, haben sie gesagt. Weil Du so warst wie früher, vor den Bestrahlungen. Ihr habt über Deine gutriechenden Cremes gesprochen, über Deine Bobbi BrownSchminke..... so, wie immer.
Und als die Schwestern weg waren, hast Du weiter mit Dir erzählt. Sie haben die Tür aufgelassen, Du hast die ganze Nacht mit Dir gesprochen. Und Schwester Karin berichtete mir dann was von "Rabenmutter". Du kannst nicht von Dir gesprochen haben, Mami?!!!!!
Du warst uns die beste, liebste, aufopferndeste Mama, die wir haben konnten. Und das ist es, was mich so umtreibt.

Niemand würde Dich jemals so bezeichnen. Eher hast Du Dich selbst so oft vernachlässigt.
Und das wünsche ich Dir von HErzen: dass Du dort, wo Du jetzt bist, ganz viel Zeit für Dich und für die schönen, lieben, warmen Dinge in Deinem dortigen Dasein hast.

Kannst Du mir nicht mal ein kleines Zeichen schicken, dass es DIR gut geht? Du musst mir keine Kraftpäckchen schicken. Nur ein Minizeichen, dass DU zurechtkommst. Damit wäre mir unendlich geholfen.

Ich lieb Dich, Mama. Furchtbar doll.

Deine Tochter.

Thessa76 04.03.2009 10:51

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Liebe Mama,

heute habe ich schlimm schlimm Sehnsucht nach Dir. Ich habe mir gestern abend gewünscht, dass ich von Dir träume. Leider nicht in Erfüllung gegangen.
Morgen fahre ich aber wieder zu Dir, zu Papa, zu Omi. Darauf freu ich mich unglaublich. Dann fühle ich mich Dir etwas näher.

Heute morgen habe ich einen Hosenanzug anprobiert, den ich mitgenommen habe. Meine Güte, Mama, wie bist Du bloss immer so schlank geblieben. Die Hose ist 36, ich hab den Knopf zugekriegt, aber so hätte ich nicht 10 MInuten atmen können. Aber da war es dann wieder, dieses Gefühl: Du bist nah bei mir und ich hab Dich ja sowieso im Herzen.
Und ich darf etwas von Dir anziehen. Gestern habe ich mit meinem Kollegen telefoniert, mit dem ich ja auch befreundet bin. Und dem habe ich unsere letzten Stunden erzählt.
Der sagte nur, ich hab Gänsehaut. Und die bekomme ich auch, immer wieder. Es war mir eine so grosse Ehre, Dich in diesen Stunden begleiten zu dürfen, damit hast Du mir einen grossen Liebesbeweis geschenkt, Mama.

Ich hab Heimweh nach Dir. Und vielleicht überlegst Du Dir ja noch ein kleines Zeichen für mich. Omi geht es gut, aber das wirst Du wissen. Die ganze Familie kümmert sich rührend. Sogar A. ist am Sonntag aus Berlin gekommen und sie haben zusammen mit SundA Kaffee getrunken. Wir fordern sie ein wenig, sie bekommt immens viel Besuch, da soll also keine neue Baustelle für Dich werden.

Ich liebe Dich, Mama. Und Du fehlst mir so, dass ich diese Sehnsucht mit jeder Körperfaser merke.

Deine Tochter

Sanni412 04.03.2009 10:58

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Liebe Thessa!

Ich weiß was Du fühlst....ohne Frage!
Deine Zeilen berühren mich und zeigen auch wie nah Du Deiner Mama warst!

Für immer wirst Du sie in Deinem Herzen tragen, Thessa! Das kann Dir keiner nehmen, und da ist sie immer bei Dir!

Es ist schwierig die richtigen Worte zu finden, wo ich doch grad selbst so kämpfe....und grade bei Dir fühle ich mich näher an meinen Erinnerungen, als anderswo.... hatten doch unsere Eltern den gleichen "Startplatz".

Ich denk an Dich und drück Dich ganz lieb,

Deine Sanni:knuddel:

Thessa76 06.03.2009 11:54

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Liebe Sanni,

das ist schön beschrieben: der gleiche Startplatz. Ja, den gab es wohl. Und ich wünsche mir, dass dieser Startplatz gut war. Da im Wald ist es wirklich schön und ruhig.

Ich wollte immer hinfahren, um auch den Schwestern Danke zu sagen. Aber das kann ich noch nicht. Immerhin habe ich gestern einen Brief ans Krankenhaus geschrieben, um mich zu bedanken.

Heute bin ich wieder in der Heimat, hier ist eine grosse Computermesse. Und heute nacht habe ich unter Mamas Bettwäsche geschlafen wie ein Baby. Unglaublich. Das ist noch nie passiert in den letzten Wochen. Ich hatte eine ganz erholsame Nachtruhe. Und hier bin ich ihr nahe. Auch, wenn ich durch unseren Ort gehe, zum Bäcker, zur Post -man kennt sich hier- hat mich gestern wieder jemand mit dem Namen meiner Mutter angesprochen.
Das macht mich sehr, sehr glücklich und stolz.

Trotz allem: die Sehnsucht ist übermächtig.

Ich grüss Dich lieb und wünsch Dir besseres Wetter in Berlin.

Thessa

Mapa 06.03.2009 14:41

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Liebe Thessa,
habe lange überlegt, was ich Dir schreiben könnte. Ich weiß, dass es Trost eigentlich keinen gibt. Ich habe meine Mama bereits vor einigen Jahren verloren und der Schmerz und die Sehnsucht ist immer noch so groß, wie am Anfang. Das Einzige, was mir ein wenig geholfen hat, war die Tatsache, dass ich mich mit meinem Mann öfter unterhalten habe über meine Mama (und auch Papa, da ist es noch etwas länger her). Es gibt ja immer so Gelegenheiten oder Situationen, wo man besonders daran denkt. Dann haben wir darüber gesprochen und überlegt, wie Mama/Papa jetzt reagiert hätten und was sie dazu gesagt hätten. Obwohl auch dieses sehr schmerzlich war, gab es einem auch irgendwie das Gefühl, sie wären noch irgendwie da. Nachdem ich im Dezember, wie Du weißt, jetzt auch noch meinen Mann verloren habe, fällt mir diese Endgültigkeit besonders auf und das "schwarze Loch" ist größer geworden, als es jemals war. Jetzt rede ich in Gedanken, auch wenn es sich vielleicht etwas seltsam anhört, mit allen Dreien. Manchmal schimpfe ich sogar: "Was habt ihr mich hier einfach alleine sitzen lassen?" Sie nehmen also immer noch (wenn auch nur in Gedanken) an meinem Leben teil und werden es immer tun. Aber trotzdem sind der Schmerz und die Sehnsucht, sie real hier zu haben, so oft unerträglich. Manchmal weiß ich selber nicht, wie ich wieder so einen Tag rumgebracht habe. Aber so wird es auch Dir gehen, oder Lissi, Dani, Sanni. Wir können vielleicht nur hoffen, dass auch unsere Lieben uns von irgendwo noch sehen können und an unserem Leben Anteil nehmen und uns irgendwie Kraft senden, dass wir diese furchtbaren schwarzen Tage überstehen.
Sei lieb gegrüßt
Mapa:pftroest:

Cindy 69 06.03.2009 16:54

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Liebe Thessa,

deine Erzählungen... Sie ergänzen meine Empfindungen. Diese unstillbare Sehnsucht nach der Mama ist so unglaublich. Und es wird und wird nicht besser.

Gestern habe ich im Restaurant eine Frau gesehen. Sie hatte ein Aussehen wie meine Mama, nur etwas schlanker und ein paar Jahre älter. Ich war geschockt, es war unglaublich. Ich musste sie ständig ansehen...

Oh Thessa... Ich drücke dich mal ganz fest !

Schicke dir einen lieben Gruß aus BB und wünsche dir ein erholsames WE trotz allem.

Herzliche Grüße
Cindy

Mapa 06.03.2009 17:30

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Hallo Ihr Lieben,
Zitat:

Aber so wird es auch Dir gehen, oder Lissi, Dani, Sanni.
möchte nur noch dazu etwas anfügen, da ich die Füllungspunkte vergessen habe in meinem Satz. Natürlich meine ich auch all die anderen lieben Leser und Schreiber hier, die einen ihrer Angehörigen verloren haben. Die aufgezählten Namen fielen mir nur gerade spontan ein und sollten keinesfalls eine "Wertung" darstellen, sondern der Anfang in einer langen Reihe sein. Man könnte leider noch so viele Namen nennen von Menschen, die gerade diese schlimme Zeit durchleben müssen.
Euch allen liebe Grüße
Mapa

Thessa76 09.03.2009 11:45

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Liebe Mapa, liebe Cindy,

ja, die Sehnsucht. Ich glaube, sie wird immer da sein. Ich weiss, dass ich meine Mutter ganz, ganz eng bei mir habe, im Herzen, unter dem Herzen, im Arm, im Kopf, vor Augen. Das ich manchmal ihre Hand spüren kann, wie sie mir ab und zu über die Wange streichelt.
Im Grunde ist sie also da, oder? Und doch so wahnsinnig weit weg. Es gibt gute Momente und es gibt schlechte Momente. Zur Zeit überwiegen noch die schlechten.
Einfach, weil ich sie nicht hab gehen lassen können, sondern sie noch für so vieles gebraucht hätte.
Ich spreche auch mit ihr, laut und auch leise. Immerzu. Jetzt gerade kann ich wieder nicht glauben, dass sie für immer weg ist.
Und meine Traurigkeit kommt wirklich spitzenweise. Gestern im Zug. Peng. Ich fange an zu heulen und kann mich nicht mehr beherrschen. Gestern morgen als ich ihren Pulli agezogen habe und der so sehr nach ihr roch. Witzigerweise nicht am Grab. Da muss ich nicht weinen.
Und manchmal kommen mir Gedanken, die mich quälen. Wenn ich darüber nachdenke, dass sie zwei Tage vor ihrem Tod nochmal so klar war. Und als ich mit meinem Freund in ihr Zimmer kam, sagte: "Jetzt bleibt Ihr mal schön lange hier, dann fühle ich mich sicherer." Sie war beeindruckend wach, wie schon ewig nicht mehr.

Dann, in der folgenden Nacht, als mich die Schwester fast angerufen hätte. Sie hat ja die ganze Nacht durchgequasselt. Mit sich selbst.
Gestern habe ich ein Buch fertiggelesen, von Mitch Albom, den Tipp habe ich von Lissi. Dienstags bei Morrie ist mein absoluter Favorit, gestern habe ich "Ein Tag mit Dir" beendet und da geht es auch um den Tod. Dass die Menschen, die einen abholen und schon auf der anderen Seite der Brücke sind, sich vorher schon mal zeigen. Hat meine Mama in dieser ihrer vorletzten Nacht schon mit jemandem gesprochen, der sie abgeholt hat?

Das sind so Fragen, die mir durch den Kopf gehen.

Ich hätte einfach nur so gerne ein Zeichen von ihr. Dass es ihr gut geht. Ich werde sie immer bei mir haben,immer mit ihr sprechen. Aber so in echt spüren, das würde mir einfach immens gut tun. Und würde mich beruhigen.

Liebe Grüsse, es ist zum verzweifeln.

Eure Thessa - traurig- :sad:

Thessa76 10.03.2009 15:24

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Liebe Gabi-Diana, liebe andere Mitleser,

heute ist grauer Tag. Wobei es bei mir heute geht, ich weiss nicht warum. Ich bin schlapp und traurig wie immer, aber bis jetzt noch keine Tränen.
Ist doch schon mal was.

Gestern abend habe ich zum ersten Mal erfolgreich gegoogelt. Denn, dieses Kapitel habe ich für mich selbst noch nicht abgehakt: warum ging es so schnell? Was ist da nun genau passiert.
Ich dachte ja immer, die Bestrahlung hat dreimal nichts genutzt, aber, nun bin ich schlauer: die Bestrahlung kann sehr wohl etwas genutzt haben. Dadurch, dass die Metas im Kleinhirn sassen, muss nur eine minimal gewachsen sein, um so Platz einzunehmen, der eben im Kopf nun mal nicht da ist. Und Metas im Kleinhirn drücken zügig aufs Atemzentrum.
Dass bei multiplen Metas wie Mama es hatte, jede einzelne auf die Bestrahlung anspricht, ist selten. So hab ich es jetzt gelesen. Und damit kann ich nun meinen Frieden finden.

Auch die Protokolle von Begleitern, die die Kranken bis an die Brücke begleitet haben, ähneln sich: friedlich, ruhig, ohne Schmerzen.
Das ist es, was mir unglaublich viel bedeutet. Es war sooo ruhig und friedlich.

Gestern war ich beim Arzt, dem habe ich davon erzählt, wie Mama gestorben ist. Auch er meinte, 6 Stunden, 6 finale Stunden sind sehr, sehr kurz. Das glaube ich auch. Und ich glaube auch, dass es daran liegt, dass wir ihr gesagt haben, dass sie gehen kann. Dass wir sie loslassen.

Mama hat ja bei der Kirche gearbeitet und die Beerdigung wurde komplett von ihren Kollegen organisiert. Ich habe noch nie etwas so schönes und so trauriges zugleich erlebt.
Die Musik, die ihr direkter Chef ausgesucht hat, begann traurig schwer und wurde immer leichter, die Kollegen hatten ihr sogar noch ein Lied geschrieben und getextet. Ein Gruppenleiter spielte die Orgel, der andere sass am Klavier und hatte noch ein paar Muckerkollegen mitgebracht. Der BigBoss, der schon am Kranken- und am Sterbebett war, hat die Predigt gehalten. Und es war einfach nur schön. Es waren so unendlich viele Menschen da, die Bestatterfamilie, bei der die Frau auch gut mit Mama bekannt war, hat extra den Urlaub abgebrochen, um zu dekorieren. Ihr Mann fragte mich, was Mama denn so mochte, wer sie war. Und da gibt es eigentlich nur eine ANtwort drauf: Sylt. Sie war Sylt. Hat diese Insel geliebt wie nur was.

Dementsprechend war rund um den Sarg Sylt: mit Sand, Muscheln, einem Leuchtturm, blauschimmernden Stoff fürs Meer, Möwen.... es war unglaublich. Überall Kerzen, dazu noch ein Foto, was irgendjemand mal von Mama gemacht hat, ich stell es hier mal rein: sie am Strand, gegen die Sonne fotografiert, auf Sylt.

Mamas Chef hat so schön von ihr erzählt, so persönlich, keine Schleife in ihrem Lebensweg ausgelassen. Das war unglaublich.
Zwischendrin gab es noch ein Männerquartett, ganz toll gesungen, zum Schluss ein Lied von Kurt Rose, von ihrem direkten Chef zusammen mit einem Bläser.
Als die Tür der Kapelle aufging, schneite es noch und nöcher. Wir sind dann Richtung Grab, das dauerte eine Weile. Als wir noch so 200 Meter entfernt waren, sah ich auch in der Nähe des Grabes sechs Bläser, ich glaube,m es waren Posaunen, stehen. Die haben den ganzen Weg gespielt, es hat aber so schlimm geschneit: ich dachte noch: Oh weh, die Armen.

Aber es war bewegend. Die schönste Beerdigung, wenn man so sagen darf, die ich mitgemacht habe. Persönlicher hätte man so etwas nicht gestalten können. Und das gibt mir in einigen Momenten doch viel Ruhe.
Es war grosse Bahnhof. Das hat sich Mama gewünscht. Ein riesengrosser Bahnhof sogar. Wir wollten keine Beileidsbekundungen, sind dann aber doch am Grab stehengeblieben. Und so viele Leute, die ihr die letzte Ehre erwiesen haben... die Kapelle hat nicht ausgereicht, die Leute standen draussen und haben nur durch die Lautsprecher gehört.... bei diesem Schnee....
Mama hat es gefallen. Ich bin mir sehr, sehr sicher.

Und nun sitze ich hier und heule wieder Rotz und Wasser. Sie fehlt halt so sehr.

Bis bald,

Eure Thessa

annika33 10.03.2009 15:47

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Liebe Thessa,


Zitat:

Denn, dieses Kapitel habe ich für mich selbst noch nicht abgehakt: warum ging es so schnell? Was ist da nun genau passiert.
......
So hab ich es jetzt gelesen. Und damit kann ich nun meinen Frieden finden.

Auch aus meiner jetzigen Position heraus, kann ich sehr gut nachfühlen, was Du mit dem Frieden, den Du jetzt gefunden hast, meinst. Ich denke das wäre mir auch irgendwo sehr wichtig, diesen zu finden.

Das Sterben an sich - davor habe ich sehr große Angst. Ich denke diese Angst ist Dir sehr vertraut und Du weißt genau was ich meine. Ich möchte meine Mama, wie jeder von uns, so lange wie irgend möglich bei mir haben, aber wenn eines Tages mal der Zeitpunkt gekommen sein sollte, wenn auch sie gehen muss, dann würde ich mir ein ruhiges und friedliches Sterben wünschen.

Zu lesen wie traurig Du bist, tut mir ganz aufrichtig leid. Ich wünschte es gäbe etwas, womit ich Dir helfen könnte. Aber leider kann ich nur hier für Dich dasein und mich mit Dir austauschen :remybussi. Unsere Mamas haben uns so viel mit auf den Weg gegeben. Sie haben uns geprägt und oftmals sagt mein Mann zu mir, dass ich dieses oder jenes genau so sage oder mache wie meine Mutter. Du hast, wie Du schreibst, sehr viel von Deiner Mama. Und ich glaube das beschränkt sich bei Weitem nicht nur auf das Aussehen.

In uns steckt ja ein Großteil der Mamas und wir werden sie für immer in unseren Herzen bewahren, liebe Thessa. Und es wird sicher Augenblicke geben, wo sie Dir noch sehr präsent sein wird, wo es Dir gewiss vorkommt, als sei sie ganz nah bei Dir. Es ist ja auch so.

Du weißt ja, das mit den Tränen. Die aus Trauer geweinten Tränen sind sowas wie der Katalysator für die Seele. Weine liebe Thessa. Ich bin mit Dir traurig.

Sei umarmt

Annika :1luvu:

Bianca-Alexandra 10.03.2009 16:03

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Liebe Thess....

ich würde dir so gern das richtige schreiben. sollte doch leicht sein, bei so ähnlichen situationen, oder etwa nicht? aber es funktioniert nicht. 18 monate war jede minute von mir mit sinn erfüllt, einem ganz bestimmten sinn. nun ist er weg, der sinn. der sinn, der mich antrieb, verzweifeln ließ, wütend, traurig, ängstlich, fröhlich machte. einfach weg. und ich weiß nicht wie damit umgehen. manchmal fühlt es sich an als sei es ewig her. dann sitze ich bei meiner oma, nehme mir vom blattsalat mit sahnesoße und alles unter meinen füßen bricht weg.

meine ma und ich haben uns immer um die soße geflickt.

einfach weg.

Thessa76 12.03.2009 11:19

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Hallo Ihr Lieben

Ich bin heute ehrlich gesagt noch etwas schockiert von diesem Amoklauf bei uns ums Eck. Das hat mich gestern den ganzen Nachmittag beschäftigt... und auch viele Zusammenhänge mit Mama in meinen Kopf gerufen.

Das ich dem lieben Gott sehr dankbar bin, dass ich trotz Krankheit, trotz einem Jahr voller Tränen, Angst und Panik, das erleben durfte, was ich erlebt habe.
Ich glaube sagen zu können, dass es für mich als nun hinterbliebene Tochter ein wenig leichter ist, meine Mutter durch die Krankheit begleitet zu haben und dann dieses wahnsinnig liebevolle Hineinbetten ín Ihr neues Sein mitgestalten zu können als meine Mama von jetzt auf gleich durch z.B. einen Verkehrsunfall hergeben zu müssen.
Ich hoffe, Ihr versteht das richtig.

Wir haben im Angesicht der Krankheit gerade was die Familie betrifft (meine Eltern sind ja geschieden) ganz innige und wunderschöne Momente erlebt. Das war traumhaft und treibt mir auch jetzt noch die Tränen in die Augen - vor Freude. ..... Das wäre ohne Krankheit sicher nicht in diesem Schweinsgalopp passiert, in dem wir es erleben konnten.

Das macht mich froh. Ich bin trotzdem unendlich traurig, dass ich sie nicht mehr habe. Gleichzeitig aber auch froh, dass wir alles, alles, alles miteinander und gemeinsam erlebt und durchgestanden haben. Mit meiner Mutter ist ein Teil von mir gestorben. Und in mir lebt ein Teil meiner Mutter weiter.
Je nach Tageslaune nehme ich das eine oder das andere an.

Wenn ich mir dann aber vorstelle, dass gestern morgen viele Kinder aus dem Haus gegangen sind und sich verabschiedet haben mit so Worten wie "Bis später" und dann gibt es kein später.... dann kann ich -sehr egoistisch, das weiss ich- aus meiner momentanen Lage aber auch wieder etwas positives sehen.

Ich hoffe, jetzt steinigt mich niemand.

Ich grüsse Euch lieb

Eure Thessa

Bianca-Alexandra 12.03.2009 13:03

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Liebe Thess,

warum sollte Dich jemand steinigen? Im Grunde sprichst Du mir aus dem Herzen. Als meine Ma noch gelebt hat, schon da habe ich mir in den schlimmen Zeiten immer wieder gesagt - und es auch hier geschrieben - dass wir die Krankheit als Chance begreifen.

Als Chance, das zu tun was man miteinander (MIT!) tun möchte, das zu klären, was man klären möchte, die zeit miteinander so zu verbringen wie man möchte und und und

es gab so wahnsinnig viele innige momente, so wie du sie beschreibst. so viele wertvolle, traurig schöne davon. traurig weil man sich immer wieder fragte warum muss erst sowas damit man begreift ? aber eben dennoch schön. mit lichtechter farbe an die schönste seite meines herzens gemalt. wachen drum herum... beschützt für die ewigkeit.

oft fand ich es unendlich grausam zu wissen wo es hinläuft. eben weil jeder schöne moment von der frage gehetzt war "wie oft noch? wie lange noch? das letzte mal?". ich glaube, es gibt wie immer die verfluchten zwei seiten. für uns als angehörige gibt es sehr viel zeit, abschied zu nehmen. gutes zu tun. dazusein.

das gibt es auch für die betroffenen. aber ich bin sicher, für diejenigen, die gehen müssen ist es besser, sie wissen vorher nicht davon. eben so wie di e in deinem amoklauf.

Summer 175 12.03.2009 13:49

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Liebe Thessa,
das sind ganz normale Gedankengänge!
Wir hatten die Chance, auf die eine oder andere Art die letzte Zeit intensiver zu erleben, wir hatten Zeit, um uns auf die Stunde Null vorzubereiten - und vor allem Dingen konnten wir doch wenigstens ein ganz kleines bisschen dankbar sein, dass unsere Lieben nun keine Schmerzen, keine Ängste mehr haben ... So schwer es ist, unsere Eltern, Ehepartner oder Geschwister beim Sterben zu begleiten, so trifft uns das wenigstens nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel ...
Aber wie du sagt: morgens gibt's ein fröhliches "Tschüss bis heut Mittag, koch was Leckeres!", und dann kriegst du einen Anruf, erfährst, du siehst dein Kind nie mehr ... Vielleicht gab's morgens auch noch Knatsch um nix und wieder nix (jeder der Teenager zu Hause hat, kennt das doch ...), und du hast keine Gelegenheit mehr, deinem Kind zu sagen, dass es trotz allem furchtbar lieb hast, auch, wenn's dich morgens grad wieder die Wände hochgejagt hat ...
Ich darf gar nicht dran denken, was die Eltern da gerade durchmachen - sie müssen durch die Hölle gehen ... Oder die Angehörigen der Passanten, die einfach "zur falschen Zeit am falschen Ort" waren ...
Man sagt zwar oft, ein Sekundentod sei das beste, was sich ein Mensch wünschen könnte - für ihn vielleicht, aber für seine Angehörigen?

Nein, Thessa - in gewisser Weise haben wir's besser - wir konnten Unausgesprochenes, vielleicht Belastendes, bereinigen, konnten uns verabschieden, wissen, dass es unseren Lieben jetzt besser geht ...

Ich wünsche dir viel Kraft für deine Trauerarbeit - ich denke, du wirst dafür noch eine lange Zeit brauchen ... Aus deinen Zeilen spricht so viel Traurigkeit, Einsamkeit ...

Alles Liebe für dich und alle anderen hier,
Karin

Bremensie 13.03.2009 19:08

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Hallo Tessa,
dich steinigt ganz betimmt niemend. Ich kenne aus eigener Erfahrung beide Seiten der Medallie. Im August 2001 ist mein zweiter Mann ganz plötzlich getorben. Da er aus Bayern kam hatten wir in Bad Neustadt wo er jahrelang ein Altrnheim geleitet hat eine kleines Appartment. Einen Bayern dazu noch waschechten Franken kann man im Alter nicht ganz in den Norden Deutschlands verpflanzen. Ich hatte und habe halt hier im Norden meine Arbeitsstelle und er war schon Rentner. Die Ferien haben wir dann in Bayern verbracht. So war es auch im August 2001. Ich bin schon mal (weil die Schule wieder anfing) mit dem Zug am 6. August zurück grfahren. Mein Mann wollte dann Nachkommen. Da er eine Schwere Herz OP hinter sich hatte(in Bad Neustadt ist ja auch das große Herzklinikum) wollte er nach einer betimmten Untersuchung eine Woche später nachkommen. Am 7. August rief mich dann mein Stiefsohn aus Bayern an dass mein Mann am Vormittag den Plötzlichen Herztot gestorben ist. Es hat danach lange gedauert bis ich damit klar gekommen bin dass ich mich von ihm nicht mehr verabschieden konnte. Gut ich hätte es in dem Fall auch nicht können wenn ich noch in Bayern gewesen wäre. Anfang letzten Jahres ist dann mein Lebensgefährte(wir waren nicht verheiratet) an Lungenkrebs gestorben. Von ihm konnte ich mich verabschieden. Ich habe im KH 7 Stunden an seinem Bett gesessen und seine Hand gehalten. Auch wenn er in der ganzen Zeit nicht mehr aufgewacht ist wird er gespürt haben dass ich bei ihm war.
Ja dass mit dem Amoklauf in der Schule ist schlimm. Ich arbeite selber in einer Grundschule und hoffe dass sich dorthin kein Amokläufer kommt.
Alles liebe für alle hier von Erika

Thessa76 14.03.2009 10:42

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Liebste Mami,


heute ist ein besonderer Tag. Heute wärst Du mit Deinem Jüngsten ins Stadion gegangen. Er als BVB-Fan in Hannover im Stadion in der Dortmund-Kurve, so, wie Ihr es die vielen letzten Jahre gemacht habt. Die Karte hatte er schon so lange für Dich gekauft.

Gestern rief er mich an und fragte, wo wir Deinen BVB-Schal hingepackt haben. Der muss zwingend mit und bei ihm am Körper sein. Er widmet Dir den Tag heute, geht mit zwei sehr guten Freunden hin, die gemeinsam mit ihm um dieses besondere Spiel wissen.
Gestern sagte er mir: Das wird Mamas Tag morgen. Sie hat uns schon mal gutes Wetter geschickt, dafür bin ich ihr sehr dankbar.
Und dann noch etwas, wo ich schon wieder angefangen habe zu heulen: die Bundesliga spielt heute wegen des Amoklaufs mit Trauerflor. Ausgerechnet heute. Für ihn, für mich und für die restliche Familie, trägt Hannover 96 und auch der BVB das für Dich, Mama. Dieser Termin heute ist seit Jahren fix. Dies ist das este Mal, dass Du nicht dabei bist. Wir sind traurig.

Wir halten, wo wir auch sind, in der Republik verstreut, heute kurz vorm Anstoss inne und denken uns Dich auf die Bank zu Deinem Nesthäkchen.

Du fehlst so sehr. Wir sind so unendlich traurig.

Deine Tochter, die Dich so eng im Herzen hat

Thessa76 17.03.2009 13:52

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Liebe Gabi-Diana,

danke für den Lichtblick, den Du aber genauso dringend, wenn nicht sogar dringender brauchst. Ich wünsche Dir einen besseren Tag. Von Herzen.

Liebste Mami,

heute ist Dienstag, gestern abend warst Du schon fünf Wochen nicht mehr da. Ich habe riesige Probleme mit den Montagen um 18:20. Sie sind schlimm.
Am Samstagabend hat S. mir nochmal neue Fotos geschickt von Dir, aus Bückeburg, als Ihr beim Kleinen gewesen seid im letzten Jahr. Die habe ich nun hier auf dem Rechner und jedes Mal, wenn ich sie öffne, ist es, als dreht man mir das Messer um. Jedesmal aufs Neue wird klar: Du kommst nicht wieder.
Weisst Du, wie schwierig das ist? Für uns alle, die Du uns so sehr zusammengehalten hast?
Ich kann das so oft nicht glauben. Auch im Kloster fehlst Du so sehr, das hat W.T. gesagt.

Heute scheint hier die Sonne. Und in mir ist es so rabenschwarz traurig. Deine Lücke, die so riesig ist, tut mir so sehr weh. Wie soll ich denn weitermachen?
Meine Freundin schrieb mir neulich, dass alles, was ich tun werde, jede Entscheidung, die ich treffen werden, schon vorher abgesegnet ist von Dir. Damit hat sie recht. Aber ich warte trotzdem noch so sehr auf ein kleines Zeichen.
Gestern abend hatte ich meine erste Freundinnen-Verabredung in Stuttgart. Erst hatte ich ganz viel Angst, dann war es aber schön. Ich habe alles erzählt, die beiden haben dann auch angefangen zu weinen.
Wir sind den letzten Weg sehr schön gegangen. Das weiss ich. Und es hilft mir, wenn man denn sagen kann, irgendwas kann helfen.

Die Sehnsucht nach Dir, nach Deinem Rat, Deiner Liebe und Deiner Wärme, die kann mir aber niemand nehmen.
Und sie wird immerimmer grösser.

Ich liebe Dich so sehr, meine Mama.

Deine Grosse, die heute wieder ganz schlimm traurig ist

Thessa76 20.03.2009 22:42

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Guten Abend Ihr drei Viertel und Ihr anderen,

Ich hatte heute einen blöden Tag. Ich weiss gar nicht so genau, warum er schon blöd anfing.
Sie fehlt mir. Drei Worte, das ist alles. Ich möchte so gerne bei ihr sein. Und manchmal hab ich es auch immer noch nicht ganz raus, dass sie weg sein soll.

Gestern habe ich lange mit der Krankenschwester telefoniert, eine ganz liebe Seele, die wir sehr mochten und die uns auch sehr mochte. Sie hatte Nachtschicht, war also nicht dabei, als Mama eingeschlafen ist. Aber sie hatte eben die Nächte davor Nachtdienst und sagte mir gestern, was sie sich für Vorwürfe macht, mich nicht angerufen zu haben in Mamas vorletzter Nacht, als sie so klar war. Das sagte sie gestern immerzu: sie war so liebevoll, so besorgt um das Pflegepersonal, hat sich tausendmal entschuldigt für ihre missliche Lage mit dem Toilettenstuhl und den Windeln.... die Schwester sagte, es war unglaublich.

Sie hat lange mit Mama gesprochen, dann ist sie wieder raus, aber die Tür auf. Und immer, wenn sie in die Nähe kam, dann hat Mama geredet. Sie sagte es kann auch sein, dass sie geträumt hat- und im Schlaf gesprochen hat. Aber sie hat immerzu geredet.
Am Morgen des Sterbetages, also eine Nacht später, hat diese liebe Seele sie zusammen mit Mamas absoluter Favoritenschwester, die eine Station weiter Nachtwache hatte und ganz oft extra zu Mama ins Zimmer gekommen ist, Mama gewaschen.
Da war meine Mutter vollkommen apathisch. Hat alles mit sich machen lassen, aber kein Wort mehr gesagt.
Das zerreisst mir das Herz.

Und dann, ich dachte, ich hab das nun kapiert: warum diese aufgerissenen Augen mit dem Blick nach oben in die Zimmerdeckenecke, warum das TROTZ Morphium. Hatte sie solche Angst? Nachdem ich da war, wurde es ja besser. Warum musste sie so lange Angst haben.

Ich versteh die Welt nicht mehr.

Heute kam dann noch ein Päckchen von meiner Patentante, die nicht viel älter als ich ist. Mama hat ihr am 14.12. eine Email geschrieben, die hat sie mir beigelegt. Und da schreibt sie, dass die Familie DURCH ihre Krankheit endlich wieder heile ist.
Das macht mich krank. Meine Eltern sind geschieden und meine Mutter ist damals diejenige gewesen, die die Trennung wollte. Alle Kinder sind beim Vater geblieben, weil wir mit Mamas neuem Lebensgefährten nicht zurecht kamen (war wirklich ein Idiot). Das hat sie nie verkraftet. Dass sie ihre Kinder zurücklassen musste.
Nun schreibt sie DURCH ihre Krankheit ist alles wieder gut. Wir sind im letzten Jahr zusammengerückt und ganz eng geworden, unser Papa inklusive. Aber dachte sie, das ist jetzt richtig so und darum ist sie krank geworden? Damit sie, die die Familie damals getrennt hat (was ja auch Blödsinn ist, denn dazu gehören immer mehr als eine Person) sie auch wieder zusammenführt?

Ich würde meines Lebens nicht mehr froh werden, wenn das ihre Gedanken gewesen sind. Oder auch die, dass sie eine schlechte Mutter gewesen sein soll.
Die Nachtschwester hat ja irgendwas von Rabenmutter gehört.... das beschäftigt uns alle noch jeden Tag.

So, verquer geschrieben, aber es tat gut, das mal rauszulassen.

Ich schick Euch liebe und schlaflose, heute aber mal wieder unendlich traurige Grüsse in den Freitagabend.

Eure Thessa

Thessa76 23.03.2009 20:41

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Hallo liebe Dani,

Du bist lieb. Ich bin noch zu Hause, morgen geht es wieder in "meine" Wahlheimat, wir haben heute geräumt. Das war grausam.

Ich berichte morgen mehr und grüsse Dich liebst,

Thessa

Diana Valesko 23.03.2009 21:49

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Liebe Thessa, (liebe Dani)

ich kann mir "Räumarbeiten" sehr grausam vorstellen, das geht an die Substanz.
Woher nehmt ihr bewundernswerten Frauen die Kraft?

Es ist eine unglaubliche Leistung, die ihr zustande bringt, da wird mir allein schon beim dran denken ganz anders....

Aber ich denke vielleicht wachse ich hinein, einen Tag nach dem anderen, und irgendwann....

Ich wünsche euch eine erholsame Nacht mit angenehmen Träumen


Gbai-Diana

Thessa76 29.03.2009 10:42

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Hallo liebe Dani,

vielen Dank. Ich hoffe, Du, Sanni und vor allem Gabi-Diana habt ein bisschen Ruhe. Ich mache mir so viele Gedanken um sie... weil ihr Päckchen so schwer ist....

Liebe Grüsse

Thessa

Thessa76 29.03.2009 10:55

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Über alles geliebte Mama,

morgen sind es nun schon acht Wochen. Kann das sein? Wie können acht Wochen einfach so rumgehen?
Ich habe nach wie vor Probleme damit, dass dieses Leben einfach weitergeht. Dass die Welt sich weiterdreht.
Am WE war ich bei N. in Do. und habe auch dort viel erzählt, ihre Eltern waren ganz suckersüss und dann doch auch so voller Angst. Kann ich auch verstehen, Ihr seid alle ein Alter und plötzlich ist der Tod so da, ganz in unserer Mitte und keiner kann ihn wegleugnen.

Ich denke so wahnsinnig viel an Dich, vermisse Dich immer, immer mehr. Ich wusste nicht, dass das geht. Deine Stimme ist mir so präsent, Deine Art... letztes WE waren wir ja bei Papa, haben Deine Wohnung leergeräumt. Omi war nicht ganz so gut drauf, sie hat mir nicht gefallen.
Aber wir waren fleissig und Deine beiden Antiquitätenschätze sind jetzt bei uns, inklusive aller Mokkatassen und den anderen Habseligkeiten.
Es ist ein bisschen "MAMA" eingezogen bei uns. Darüber bin ich unglaublich froh. So bescheuert es auch ist, sich an diese materiellen Dinge zu hängen, so oft habe ich Dinge von Dir in der Hand, bei denen ich denke: Das vorletzte Mal hattest Du sie in der Hand.
Und dann fasse ich sie noch ein bisschen doller an. Ist das nicht blöd?

Ich habe so unendlich grosse Sehnsucht nach Dir, denke auch heute noch: ach, jetzt Dich schnell anrufen. Ich habe die letzten Wochen im KH natürlich sehr präsent, aber ab und an kommen auch Bilder von Dir zu Hause durch. Und da ging es Dir ja gut.
Ich wünsche Dir so sehr, dass Du es gut hast, dort wo Du jetzt bist. Dass Du nach uns allen guckst, dass Du uns ab und zu ein Lächeln schickst, das fällt so schwer.
Erst jetzt merke ich, wie sehr ich eigentlich Du bin. Wie sehr Du mich mit Deinen Werten, Gedanken und Deiner Liebe geprägt hast. Und diese Prägung ist ja nicht fertig. Ich möchte für mich einen Weg finden, wie ich mit Dir weiterhin leben kann. Gerade gehören dazu sehr viele Zwiesprachen mit Gott.

Trotzdem steht meine Welt still, Mami. Ich weiss nicht, wie es weitergehen soll. Ich weiss aber, dass wir durch diesen unglaublichen Abschied, den wir erleben durften, sehr viel Ruhe in uns haben. Dein Abschied, der jede Stunde einmal abläuft vor meinem inneren Auge macht mich sehr ruhig und tief dankbar. Nicht weniger traurig. Aber er war so besonders wie Du und damit kann ich mich arrangieren. Nicht damit, dass ich Dich niemals wieder umarmen kann. Und da helfen mir dann auch Deine Lieblingsmöbel nicht.

Es ist wie es ist. Du fehlst. Du bist meine beste, beste Freundin. Und diese Liebe, die ich Dir geben möchte, muss ich jetzt anders kanalisieren.
Darum: ein kleines Zeichen, ein kleiner Traum... irgendwas. Ich wäre Dir so dankbar.

Ich lieb Dich doch so sehr, Mama.

Deine Tochter

Sanni412 07.04.2009 13:35

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Liebe Thessa!

Jetzt hätte ich Dich auf meinem Rundgang beinahe vergessen!
Ich machs wieder gut, und bringe Dir eine besonders schöne Rose mit!

http://www.animaatjes.de/bilder/b/blumen/1as1.gif

Liebe Grüße und eine Sonnendurchflutete Umarmung von einem http://www.animaatjes.de/bilder/k/klee/1.gif

Deine Sanni :remybussi

Summer 175 10.04.2009 10:51

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Liebe Thessa!
Man sieht doch grad bei Kindergräbern öfters mal Luftballons oder ähnliches ... Warum sollte das grundsätzlich nicht möglich sein? Ich denke, dass die meisten Friedhofsverwaltungen das nicht so eng sehen würden - und solange sich kein anderer beschwert?
Versuch's doch einfach mal - ich halte dir die Daumen, dass es klappt ...

Es ist ein komisches Gefühl - wir waren vorhin in der Kirche, auch beim Abendmahl, und es war irgendwie anders als sonst ... Einerseits bedrückender, ich habe vieles aus der Predigt tiefer aufgenommen als sonst am Karfreitag - aber andererseits hab ich so viel Kraft und Hoffnung gespürt ... Ich merke das bei mir, wenn ich richtig tief durchatmen kann - meist geht die Luft nur bis knapp unter'n BH (zumindest kommt es mir so vor), aber heute war ich in gewisser Hinsicht wie befreit ... Ich hoffe, dass ich dieses Gefühl über die Ostertage mitnehmen kann.

Am Sonntag kommt die Familie zum Kaffeetrinken, die Kinder sind schon zum Mittag da - und mir graut irgendwie vor der nächsten Zeit: das erste Osterfest ohne meine Mutter, der erste Geburtstag meines Vaters (nächsten Samstag - da wollten sie eigentlich noch mal wegfahren ...) ohne sie, dann im Mai mein Geburtstag, zwei Wochen später wäre sie 70 geworden ... Alles so Tage, vor denen ich mich fürchte ...

Aber es hilft uns alles nichts - wir müssen da durch, ob wir wollen oder nicht, ob wir die Kraft dazu haben oder nicht ...

Ich wünsche dir und allen anderen, die an diesen Tagen so traurig sind, ein ganz klein wenig Sonne ins Herz und in die Seele - vielleicht schicken uns ja unsere Lieben diesen Sonnenstrahl ...

Alle liebe Umarmung für euch alle,
Karin

Sanni412 11.04.2009 13:53

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Mein liebes Thessa Kleeblattblatt!

Wie schwer es ist, schöne Tage zu geniessen, das weiß ich wohl, aber probiers, ich tus auch....und gemeinsam....

http://www.animaatjes.de/bilder/o/ostern/ost00158.gif

Ich denk an Dich und schick Dir ganz viel Wärme und Sonne und liebe Gedanken!

Deine Sanni:remybussi

Thessa76 13.04.2009 19:26

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Ihr ganzen lieben Seelen,

Ihr seid wirklich toll. So nachhaltig und präsent, das tut einfach gut. Nun ist Ostern rum. Ein "erstes Mal" ohne die vielen Lieben. Ich hoffe, Ihr habt es mit dem guten Wetter einigermassen überstanden.

Bei mir ging es. Irgendwie. Ich wollte so oft in die Kirche, dabei ist es dann aber geblieben.
Heute war ich das erste Mal wieder auf dem Golfplatz, seit langer langer Zeit, dort haben wir dann noch Freunde getroffen und nun bereite ich mich auf morgen vor. Auf Mamas Ehrentag. Auf ihren 63. Geburtstag.

Ich bin mit dem Luftballon noch nicht weiter, aber ich denke, ich mache das. Dann, wenn ich morgen abend wieder in Stuttgart bin, werde ich noch eine Himmelslaterne anzünden, sofern ich die irgendwo kaufen kann und nicht im Internet bestellen muss.

Bei meiner Mama hat man das Grab leergeräubert. Die Kränze waren ja abgeräumt, aber es waren noch zwei grosse Schalen drauf und zwei Blumensträusse. Und noch zwei Kugeln, auf denen irgendwas stand. Alles geklaut. Ist das nicht eine Sauerei?

An meine Mama schreibe ich morgen. Es könnte sein, dass es nämlich noch ganz schlimm wird bei mir heute und wenn ich ihr nun heute noch ein paar Zeilen hier hinterlasse, dann WIRD es schlimm. Ich kann die Wogen und Wellen, die mich ereilen, meist ganz gut einschätzen. Im Moment sind sie wieder oft, sehr oft. Viel Weinen, viel Kummer und eigentlich Ruhe, die ich mir nehmen will und die aber nicht geht.

Ich wünsche Euch einen schönen Sonntagabend und schreibe Euch allen in Eure Büchlein, wenn ich mich sicherer fühle. Im Moment flüchte ich lieber vom Rechner und schäle Spargel.

Alles Liebe für Euch,

Eure Thessa

Thessa76 14.04.2009 22:02

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
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Geliebte Mami,

nun bin ich wieder zu Hause. Mein Tag ohne Dich war grauenvoll. Ich habe so geheult, dass es mir selbst schon peinlich war. Wie immer: im Zug, auf dem Weg zum Friedhof, bei Dir an Deinem Grab, bei Papa, auf dem Weg zurück.

Heute vor einem Jahr, als wir Deinen Geburtstag gefeier haben, hattest Du gerade die erste Chemo hinter Dir. Nach Tagen der :smiley11: warst Du einigermassen zu Pass, zumindest für ein Stück Geburtstagskuchen. Alle waren da, es war so schön.
Und heute waren auch alle bei Dir, nehme ich an. Ich hatte zwei Stunden alleine.

Du fehlst mir unendlich, Mama. So sehr, dass es in der Tat weh tut. Heute ist es schlimm. Wir haben bei Omi Kaffee getrunken hinterher, Papa, Omi, ich. Das war schön. Wir haben an Dich gedacht und haben Dich alle in unserem Herzen. Ganz, ganz eng.

Ich wünsche Dir einen schönen ersten Himmelsgeburtstag, wünsche Dir alles unendlich Gute, dort, wo Du jetzt bist.
Ich bleibe immer an Deiner Seite.

Ich lieb Dich, Mama.

Deine Tochter

annika33 24.04.2009 08:52

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Liebe Thessa,

da ich Dich schon ein paar Tage nicht gelesen habe, vermute ich Du bist im Stress.

Ich lasse Dir liebe Wochenendegrüße da und wünsche mir so sehr, dass die Traurigkeit Dich zur Zeit nicht ganz so eng umklammert.

Fühl Dich umarmt

Annika :knuddel:

Diana Valesko 29.04.2009 21:31

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Liebe Thessa,

auch vom letzten Kleeblatt-Viertel einen ganz lieben Gruss an Dich, verbunden mit der Hoffnung, dass es Dir gut geht?

Gabi-Diana:knuddel:

Sanni412 29.04.2009 21:38

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Na da darf ja das vom ersten Kleeblattviertel nich fehlen!

Dann sind wir wieder komplett, liebe Grüße auch von mir :remybussi

Sanni412 29.04.2009 21:44

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Du bist aber das 2. meine Liebe!

Thessa76 03.05.2009 13:18

AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.
 
Ihr Lieben, in den letzen zwei Wochen war es das erste Mal, das es mir schwer fiel, in meiner Ecke zu lesen und zu schreiben. Ganz komisch.

Vor allem, weil auch meine Trauer mal so und mal so ist. Ich hatte ein paar Tage, vorletzte Woche, da kam ich so überhaupt nicht an mich dran, an meine Traurigkeit, die war wie zugedeckt, aber offensichtlich nur zugedeckt, denn fröhlich sein ging auch nicht.

Das hat sich in der letzten Woche mal wieder geändert. Ich HÄTTE sicher auch viel Ablenkung, aber ich mag sie nicht so zulassen. Das geht mal so stundenweise, aber dann kommt wieder die harte Realität und macht mich traurig.
Es ist so merkwürdig. Im Moment geht es mir wieder ziemlich bescheiden.... mal sehen. Ich dachte immer, die Sonne würde helfen... aber: Pustekuchen.



Meine über alles geliebte Mama,

weisst Du was? Heute nacht habe ich das allererste Mal von Dir geträumt. Nicht, dass wir etwas zusammen erleben, sondern eher so in der dritten Person. Ich habe eine Geschichte von Dir geträumt. Davon bin ich dann aufgewacht und bin seitdem komplett neben der Spur. Ich denke oft an den Friedhof, wie Du da jetzt in 160 cm Tiefe liegst, ob Dir kalt ist. Wo Deine Seele ist? Ob Du auf und aufpasst. Ich spüre Dich sehr, aber doch immer in den Zeiten der Krankheit und dann wieder besonders die letzten Stunden. Ich glaube mehr und mehr, dass Du nun wusstest, weil es dann einfach so schnell ging, nachdem A. gekommen ist.
Eins hat sich geändert: ich bin wirklich sehr, sehr dankbar, dass ich das mit Dir erleben durfte. Das hilft. Nicht auszudenken, was gewesen wäre, hätte ich das nicht geschafft, wäre nicht da gewesen.

Aber Dein Fehlen schmerzt so sehr,immer so, als ob ein Stück vom Herz rausgerissen wird. Das meine ich gar nicht als Vorwurf, aber wie soll das mal besser werden? Du wirst hier noch so sehr gebraucht, bei jeder Fragestellung, die ich habe, will ich anrufen. Wie soll denn mein Leben weitergehen? Wo bist Du?
Ich liebe Dich, vielleicht sage ich das nicht oft genug? Aber Du kannst Dir gewiss sein, dass ich es ganz oft denke. Dass Du fehlst, dass Du ganz tiefe und grosse Lücken hinterlässt. Wie können wir denn mal wieder glücklich werden?
Du warst unser Bindeglied, unser Magnet, der die Familie zusammenhielt. Merkst Du das dort, wo Du jetzt bist?

Mamilein, ich vermisse Dich. Und mache jetzt für heute Schluss. Ich bin traurig.

Deine Tochter

Und all den anderen lieben Seelen hier einen schönen Sonntag mit viel Sonne. Und den besten Gedanken.

Danke fürs Schreiben, Ihr seid echt toll.

Eure Thessa


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 13:47 Uhr.

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