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-   -   Sterbehilfe - was meint ihr dazu ? (https://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=43810)

Pfalzadler 18.01.2010 00:50

Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Hallo, Sterbehilfe ist in Deutschland verboten. Wie ist eure Meinung dazu? Sollte diese eingeführt werden? Ich meine, es gibt Fälle, bei denen der Patient kein normales Leben mehr führen kann und nur noch in Qualen dahinvegetiert. Sollte man in diesen Fällen die Sterbehilfe nicht lieber genehmigen, anstatt den Patienten in einen brutalen Selbstmord zu treiben oder einfach leiden zu lassen? Mich würden eure Meinungen dazu interessieren.

LG

christa-48 18.01.2010 01:01

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
hallo pfalzadler,
das ist ein sehr kritisches thema das du hier aufwirfst,
du hast nach meinungen gefragt.
Meine meinung ist , dass sterbehilfe in D eingeführt werden sollte.
Es sollte aber immer der Patient noch selber eintscheiden können,
was er selber möchte.
Es gibt da so nen spruch: tiere werden eingeschläfert um von ihrem leiden
erlöst zu werden,,,,,Menschen müssen manchmal "elendig" krepieren.
Das war nun meine meinung zu dem thema
lg christa

Wolfgang008 18.01.2010 02:32

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Ich versuche einmal ganz vorsichtig zu formulieren, denn solch ein sensibles Thema wird oft pers. genommen.

Sieht man sich einmal um in der Welt, den Streit, Zank, Neid, allgemein die Gemeinheiten und Boshaftigkeiten zu denen der Mensch aus Gier, Habsucht fähig ist, würde ich niemals für die Sterbehilfe plädieren.
Denn zu viele Menschen gehen schon mit Gesunden miserabel um, wird da bei Todkranken "Halt" gemacht, ich glaube es nicht!

Auntie Little 18.01.2010 08:58

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Ja, es ist tatsächlich ein sehr sensibles Thema.

Möchte mich Christa anschließen. Der/die Betreffende sollte bereits zu "gesunden" Zeiten diesen Wunsch geäußert und am besten auch schriftlich fixiert haben.

Wir haben gerade das Thema bei einem Hund daheim. Er ist alt, hat einen RIESENtumor und die Operation steht in keiner Relation zu dem Leiden das er haben würde und seiner weiteren Lebenserwartung. Ganz zu schweigen von der Lebensqualität, die eh kein Mensch beurteilen kann. Wir haben uns gegen die OP entschieden. Noch ist er munter, aber sobald er kleinste Symptome zeigt werden wir handeln.

Liebe Grüße
Birgit

PS: Ich habe in meiner Patientenverfügung aufgenommen, dass ich bei Transportfähigkeit bitte nach Benelux oder die Schweiz gebracht werde.

ABER das muss jeder für sich entscheiden. Für gläubige Menschen kommt das sicher nicht in Frage.

PetraK 18.01.2010 13:36

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Hallo Pfalzadler,

ich bin auch eigentlich für Sterbehilfe, weil selbst für einen selbst gewählten Selbstmord sind die Betroffenen dann ja oft schon zu schwach.... Es wird allerdings schwer sein, wo man die Grenzen ziehen soll, in welchen Fällen es erlaubt sein dürfte, vor allem, wenn keine Angehörigen vorhanden sind. Jeder sollte wirklich rechtzeitig eine Patientenverfügung und alles, was dazugehört, schreiben...
Ich persönlich hatte das "Glück", dass die Ärztin meiner Mutter(nach einem Gespräch mit mir) schon vor 10 Jahren etwas "nachgeholfen" hat, als es meiner Ma durch ihren Magen-Ca so schlecht ging, dass sie um den Tod bettelte....., bei meiner Schwiegermutter ging es ähnlich....aber ich denke, dass solche Ärzte leider sehr selten sind, eben weil sie sich ja auch noch strafbar machen....

Liebe Grüße

Petra

beatex 18.01.2010 13:51

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Hallo Pfalzadler,

Ich Antworte jetzt auch nur ganz Vorsichtig...
Es kommt auf die Situation an,und in wie weit wirklich nichts mehr für einen Menschen getan werden kann,nur dann denke ich sollte man auch selber entscheiden sein Leid ein ende setzen zu dürfen!!!
Meine Mama hätte es selber gewollt,wie oft sagte sie das der Herr Gott sie doch endlich holen sollte,das sie einfach nicht mehr kann...
Aber so ist es leider hier in Deutschland,man muss leiden bis zum Schluss!!!

Wolfgang008 18.01.2010 22:33

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Ich bin sehr dafür das die Sterbehilfe freiwillig angewendet darf, nur gesetzlich ist das nicht zu regeln, denn es müßten Ausnahmereglungen geschaffen werden, die ganz sicher nicht hilfreich wären, was wir anhand von Kinkerlitzchenpharagrafen täglich feststellen können.

Ebenso bin ich der Meinung, würde mehr Menschen in die Altersheime gucken, ich meine die Sozialstationen,(nicht die die ihre Kur im Ausland verbringen, Reinemachefrauen beschäftigen etc etc, sondern die die kaum noch Kleidung zum wechseln haben)) dann bin ich sicher, sie würden die Fürsprache noch einmal gründlich überdenken, denn solch ein Gesetz darf ja niemals aus egoistischen Gründen zur Geltung kommen.
Es ist oft alltäglich das die Heimbwohne 1 Mal im Monat Besuch erhalten, so meist zum 3.herum, nicht ungewöhnlich das sie lange Wochen allein gelassen werden, kurz die Fürsorge sich auf einem tiefen Niveau befindet.

Das der Gesetzgeber nicht, wie Einzelpersonen darüber hinweg sehen darf und kann, aber auch nicht die deutsche Mentalität aus dem Auge verlieren darf, ist im Grunde nicht erstaunlich, im Gegenteil, viele Menschen können froh sein das dieses Gesetz keine Gültigkeit bekommt.

Gesetze sind allgemeingültig und sich etwas heraus picken geht nun mal nicht, also müssen wir uns noch damit abfinden, der Gedanken eventuell Menschen dadurch geschützt zu haben, selbst wenn es nur einer ist, tut aber irgendwie auch gut..

illian 19.01.2010 15:03

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Haben wir denn das Recht/Pflicht über einen anderen Menschen zu entscheiden ob er leben darf oder nicht? Es ist sehr schwierig dass zu sagen. Nehmen wir an wir würden bestimmen, dass ein Komapatient keine lebensverlängernden Maßnahmen mehr bekommt (wenn man es dürfte!!!), dann wüssten wir nicht ob wir ihm damit helfen oder ob wir ihm damit sein vielleicht weiteres leben zerstören würden!

Und ich persönlich könnte es mir niee vorstellen, so etwas zu bestimmen. Es käme für mich teilweise mit Mord gleich! Selbst wenn der Patient den Wunsch vorher geäußert hat, dass er sterben möchte, wer weiß wie sich seine Chancen dann in der folgenden Zeit verändert hätten! Zu sagen dass es aus gutem Grund geschieht oder weil Gott es will, wäre aber genauso falsch, denn es wäre nur ein Fluchtversuch!

Ich fände es nicht in Ordnung zu sagen, ja freiwillige Sterbehilfe ist erlaubt! WAs würde dass bedeuten? Bzw. könnte dann jeder sagen, ich will sterbehilfe! Und den Grad zu unterscheiden wer sie wirklich "verdient" hätte, weil er so schwer krank ist (sprich vll nur noch ein Jahr zu leben hätte und nur noch unter unterträglichen Schmerzen) und dem der eigentlich Kerngesund ist nur nicht mehr leben will ist unmöglich festzulegen! Ich könnte es mir beim besten willen nicht vorstellen wie das funktionieren sollte!!

bitte nicht persönlich nehmen, ist nur meine Meinung!

Andorra97 19.01.2010 17:23

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Ich persönlich sehe das Wort "Sterbehilfe" sehr eng. Es soll für mich eine Hilfe erlaubt sein, aber keine aktive Tötung. D.h. ich verlängere das Leben nicht durch künstliche Mittel, wenn keine Aussicht auf Heilung besteht, ich nehme dem Patienten soweit wie möglich durch Medikamente alle Schmerzen und alle Angst, aber über Tod oder Leben entscheidet immer noch Gott.

Ich muss auch sagen, dass ich jetzt in gesundem Zustand nicht entscheiden kann, ab wann mein Leben nicht mehr "lebenswert" ist. Mein Opa hat 3 Jahre im Bett gelegen, konnte sich nicht mehr rühren, ja nicht einmal selbst am Kopf kratzen. Sprechen konnte er auch nur noch ganz schlecht, man konnte ihn fast nicht verstehen.
Trotzdem hatte ich immer den Eindruck, dass er noch "Lebensfreude" hatte. Wenn man ihm etwas erzählte, dann hat er gelächelt und er wusste genau, was in der Familie passierte. Er guckte den ganzen Tag Sport im Fernsehen und kriegte da alles ganz genau mit.

Oft haben wir gesagt "meine Güte, der arme Opa, das ist doch kein Leben mehr!", weil es für UNS unvorstellbar war, dass man das überhaupt so aushalten konnte, aber ich hatte nie den Eindruck, dass er unglücklich war. Er hat nie gejammert, sagte immer "Danke", wenn man etwas für ihn tat und hatte wirklich nie schlechte Laune.

Ich persönlich würde mir also die Entscheidung über mein eigenes Leben jetzt schon nicht zutrauen. Über das Leben eines anderen schon mal gar nicht!

Ich denke auch, dass aktive Sterbehilfe einfach zu gefährlich ist, um sie zu legalisieren. Die Möglichkeiten des Missbrauchs sind zu groß.

Barbara_vP 22.01.2010 22:15

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
hallo und guten abend
ich finde es ein sehr sensibles Thema.
Eine aktive sterbehilfe mittels Pillen/cocktails oder spritzen dürfte rechtlich schwierig sein....jedoch bin ich dafür im falle eines Falles die apparative Medizin abzustellen.
dem patienten schmerzmittel und sedierung zu geben und dann abzuwarten.... keine zusätzliche medikamente zu geben....
lg
Barbaar

sanne2 23.01.2010 20:56

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Hallo,
ich sehe es wie Andorra, und praktiziert wird es in auswegslosen Situationen wie von Barbara gewünscht!
In unserem Krankenhaus und nach Absprache mit den Angehörigen.
Das finde ich vollkommen in Ordnung.
Es soll und muss niemand mehr leiden!
Ich habe noch Krankenhauszeiten erlebt, in denen die Schwerstkranken selbst in der Sterbephase mit allen Mitteln am Leben erhalten wurden.
Das ist einfach Menschenunwürdig.
Heute erhalten Menschen im Endstadium Morphin und Flüssigkeit, werden von den Aparaturen befreit, kommen zu uns auf eine somatische Station, bis sie sanft einschlafen. Allerdings immernur dann, wenn sicher ist, dass das Sterben kurz bevorsteht.
Das ist Menschenwürdig.
So durfte auch meine Mutter sanft einschlafen und so würde ich es für mich auch wünschen.
Gegen aktive Sterbehilfe hätte ich allerdings auch einiges einzuwenden, aber das würde hier den Rahmen sprengen.
Viele Grüße,
Sanne

Stefans 24.01.2010 11:11

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Hallo Illian,

Zitat:

Zitat von illian (Beitrag 841461)
Ich fände es nicht in Ordnung zu sagen, ja freiwillige Sterbehilfe ist erlaubt! WAs würde dass bedeuten? Bzw. könnte dann jeder sagen, ich will sterbehilfe! Und den Grad zu unterscheiden wer sie wirklich "verdient" hätte

Eben. Genau so soll es sein: die Selbstbestimmung eines Menschen über sein Leben _und_ über seinen Tod ist eines der höchsten Güter in unserer Gesellschaft.

Gegenfrage an dich: was würde es bedeuten, "freiwillige" Sterbehilfe (damit meinst du was genau?) zu untersagen. Du nimmst jedem Menschen sein Selbstbestimmungsrecht - und andere entscheiden, was der "verdient" hat oder nicht. Die Situation haben wir heute schon. Da wird in Ethikkommissionen endlos diskutiert, ob / wann Patientenverfügungen akzeptiert werden. Es diskutieren: Pfarrer, Politiker, Ärzte, Philosophen usw. Nur die Betroffenen bleiben aussen vor. Deren Wille wird ignoriert. Nach BGH-Grundsatzurteil von anno tobak dürfen Ärzte passive Sterbehilfe, die in Patientenverfügungen verlangt wird, nur leisten, wenn die Krankheit des Patienten "zwangsläufig zum Tode führt" (hallo Richter: das ganze Leben ist eine Krankheit, die irgendwann zwangsläufig zum Tode führt). Oder hat sich die Rechtslage inzwischen verändert?

Du machst m.E. einen schweren Denkfehler: es kommt bei der Frage der Sterbehilfe im Grundsatz überhaupt nicht darauf an, ob jemand wirklich todkrank ist oder nur "flüchten" will. Jeder Mensch hat das Recht auf Suizid. Sich selbst beim Sterben zu helfen. Auch passive Sterbehilfe von privat ist in D nicht strafbar (anders als in A, da geht man für sowas in den Knast). Du kannst jedem den Giftcocktail auf Verlangen auf den Nachttisch stellen. Ob der nun eine Grippe hat oder Krebs. Genau darum geht es bei der jahrelangen Diskuassion um Patientenverfügungen: Ziel ist die verbindliche Anerkennung von Patientenverfügungen, auch wenn eine Krankheit nicht zwangsläufig zum Tode führt.

Ich finde diese ganze politisch-ethisch-religiöse Diskussion um das Thema ausgesprochen verlogen. Denn jeder, der im Medizinbereich arbeitet, weiss, dass in D selbstverständlich tagtäglich passive Sterbehilfe praktiziert wird. Redet allerdings niemand öffentlich drüber, weil kein Arzt und keine Krankenschwester mit einem Bein im Knast stehen will. Das Perserve daran ist m.E.: es passiert andauernd, aber es entscheiden Ärzte und Schwestern nach gutdünken. Bei einem Stationsarzt dürfen die Schwestern alle mal schnell eine rauchen gehen, wenn die lebenserhaltenden Systeme versagen. Beim anderen Arzt müssen sie alles tun, um den Patienten noch bis morgen früh rüber zu retten.

Das ist die deutsche Lösung: Mediziner entscheiden nach Gutdünken über Leben und Tod. Und das mist m.E. das Schlimmste, was passieren kann. Gerade im Hinblick auf unsere Vergangenheit.

Viele Grüße,
Stefan

Stefans 24.01.2010 11:32

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Hallo,

Zitat:

Zitat von Pfalzadler (Beitrag 840291)
Sterbehilfe ist in Deutschland verboten.

Ist sie nicht generell. Und ich finde die Formulierung etwas unglücklich undifferenziert gewählt.

Wenn es um Sterbehilfe geht, welche meinst du dann? Passive Sterbehilfe von privat ist in Deutschland nicht strafbar, genausowenig wie Suizid. Aktive Sterbehilfe ist grundsätzlich strafbar. Sowas gibt es in Europa meines Wissens nur in Holland und der Schweiz, und auch da nach sehr strengen Kriterien.

Passive Sterbehilfe bei Patienten, die sich selbst nicht mehr äußern und ihr Leben nicht mehr selbst beenden können, ist von medizinischer Seite nur erlaubt, wenn der Patient das in einer Patientenverfügung wünscht _und_ seine Krankheit zwangsläufig zum Tod führt.

Soweit ist die Rechtslage ziemlich klar. Welche Sterbehilfe meinst du? Grundsätzlich geht es bei der Diskussion natürlich immer nur um die Sterbehilfe, die der Patient ausdrücklich wünscht. Er muss diesen "letzten Willen" schriftlich niedergelegt haben, sonst wird er selbstverständlich medizinisch versorgt und am Leben erhalten. Die Panikmache von wegen "aber da könnte ja Missbrauch getrieben werden" finde ich nicht ganz nachvollziehbar. Das haben die Holländer auch in den Griff bekommen, dafür macht man Gesetze.

Es geht _niemals_ um Sterbehilfe in dem Sinne "Ach, der ist todkrank, hat aber nichts festgelegt - töten wir den jetzt oder nicht?". Das fordert niemand, auch wenn bestimmte Politiker und Kirchen die Diskussion gerne unlauter in diese Richtung diffamieren wollen, indem sie die Horrorvision einer Euthanasiebewegung wie im 3. Reich beschwören. Wobei man vielleicht nicht vergessen sollte: es waren damals Politiker, Ärzte, Philosophen und auch Theologen, die Euthanasie toll fanden. Nicht die Betroffenen.

Meine Meinung dazu: ich bin für die (auch aktive) Sterbehilfe, wenn der Patient das wünscht. Egal, ob er tödlich krank oder "nur" chronisch krank ist. Das Argument, das heute immer herangezogen wird, um Patientenverfügungen zu ignorieren, ist: ach, das hat der ja vor 15 Monaten geschrieben. Vielleicht hat er seine Meinung geändert oder sich das schlecht überlegt. Fragen können wir ihn nicht mehr, also ignorieren wir seinen Wunsch.

Was soll das? Wenn ich ein Testament mache, kann das 28 Jahre alt sein, selbstverständlich wird es befolgt. Und mein Organspendeausweis kann auch so alt sein, wie er will. Klar hält man sich dran. Halten Ärzte, Politiker und Pfaffen die Menschen wirklich für so blöd, dass sie nicht in der Lage sind, eine Entscheidung zu treffen, die ihr Leben betrifft? Scheinbar ja :cry:

Meine Frau ist an BK gestorben, und sie wollte keinesfalls als Pflegefall enden. Also waren wir, ausgiebig besprochen, in Sachen Sterbehilfe vorbereitet. Und ich hätte sie getötet, wenn sie das gewünscht hätte. Ungeachtet der Rechtslage (wo kein Kläger, da kein Richter). Zum Glück ist uns das erspart geblieben.

Viele Grüße,
Stefan

Auntie Little 27.01.2010 09:50

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Gebt Euch keine Mühe. Auch hier wird er bestimmt nicht mehr schreiben.

Komischer Vogel????

illian 27.01.2010 16:59

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Zitat:

Eben. Genau so soll es sein: die Selbstbestimmung eines Menschen über sein Leben _und_ über seinen Tod ist eines der höchsten Güter in unserer Gesellschaft.

Gegenfrage an dich: was würde es bedeuten, "freiwillige" Sterbehilfe (damit meinst du was genau?) zu untersagen.
ich möchte in keinster weise jmd sein selbstbestimmungsrecht nehmen, aber wenn jeder das recht hätte zum Arzt zu gehen und zu sagen lass mich sterben (obwohl er vll gar nicht krank ist, bzw. es nur ein kurzes leiden ist), frag ich mich wie viele Menschen die eig. keinen ausweg mehr sehen dies dann nutzen würden. Natürlich hat jeder das Recht zu sterben, aber dies von einem Arzt zu verlangen oder von einer anderen Person ist mein Punkt an dem ich sage stopp!!! WEnn der Arzt dazu "verpflichtet" wäre einen Menschen zu töten, könnte er es glaub ich kaum mit seinem Gewissen vereinbaren

Stefans 29.01.2010 11:21

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Zitat:

Zitat von illian (Beitrag 847217)
aber wenn jeder das recht hätte zum Arzt zu gehen und zu sagen lass mich sterben (obwohl er vll gar nicht krank ist, bzw. es nur ein kurzes leiden ist), frag ich mich wie viele Menschen die eig. keinen ausweg mehr sehen dies dann nutzen würden.

Die Menschen, die noch in der Lage sind, zum Arzt zu gehen, betrifft das überhaupt nicht. Die machen ihre Sterbehilfe selbst: In D begehen nach konservativer Statistik jährlich etwa 10.000 Menschen Suizid - jede Stunde einer. Bei hoher Dunkelziffer, z.B. Verkehrs"unfälle". Wer noch in der Lage ist, sich ohne fremde Hilfe zu töten, braucht keine Sterbehilfe.

"Nutzen" tun die Menschen diese Möglichkeit sowieso, egal ob todkrank oder nicht. In den westlichen Industrieländern seit Jahrzehnten auf ähnlichem Niveau.

Zitat:

Natürlich hat jeder das Recht zu sterben, aber dies von einem Arzt zu verlangen oder von einer anderen Person ist mein Punkt an dem ich sage stopp!!! WEnn der Arzt dazu "verpflichtet" wäre einen Menschen zu töten, könnte er es glaub ich kaum mit seinem Gewissen vereinbaren
Auch darum geht es beim Thema Sterbehilfe überhaupt nicht. Die Forderung, dass Ärzte dazu "verpflichtet" werden sollen, hat noch niemand gestellt. Wird auch nicht passieren.

Es geht beim Reizthema Sterbehilfe nur um den Fall, dass jemand krankheitsbedingt nicht mehr in der Lage ist, sich selbst zu töten, aber den Wunsch äußert, getötet zu werden, und dass sich dann ein Mediziner findet, der das ohne Strafandrohung mit Zustimmung des Patienten tun kann. Mehr nicht. Und Mediziner in D dürfen das eben (noch) nicht. Privatmenschen dürfen das (passiv), und der Patient selbst darf das natürlich auch.

Eine beträchtliche Anzahl von Patienten wählt in der Situation aus der Not heraus das, was Mediziner als "passiven Suizid" bezeichnen: sie hören auf zu essen und verhungern irgendwann. Ob das humaner ist...

Viele Grüße,
Stefan

illian 29.01.2010 13:31

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
hi,

ok jetzt fass ichs nochmal schnell zusammen irgendwie hab ich da nicht alles richtig durchdacht glaub ich...ok zurück zur Urfrage

aktive Sterbehilfe: fände ich in keinster Weise in Ordnung (wie schon gesagt) ist ja die aktive Einwirkung zur Lebensverkürzung. Bei einer Legalisierung würde einfach die Hemmschwelle für Eingriffe in menschliches leben gesenkt und es gäbe Missbrauchsgefahren. Und das meinte ich dann auch mit freiwillger (<-- unglücklich formuliert), denn bei aktiver wären ja dann auch gesunde Menschen mit einbezogen, quasi selber sagen dass sie umgebracht werden wollen. Zum Thema Suizid ich denke es macht für einen Menschen in so einer Situation einen Unterschied ob er sich selber umbringt oder die Möglichkeit/Recht hat zu jmd. zu sagen er soll ihn umbringen ohne rechtliche Konsequenzen.

Indirekte Sterbehilfe: Nebenfolge von einer Therapie die das Leben verkürzt. Mit Zustimmung seh ich dem eig. nichts entgegen, obwohl man eben nicht weiß ob man ihm damit einen Gefallen tut oder ob er vll in zwei jahren wieder eine gute lebensqualität hätte, aber halt länger zur Genesung brauchen würde(auch so ähnlich formuliert) ohne Zustimmung ähm ne auf keinen Fall, das wäre ja dann fast schon Gott spielen

Passive Sterbehilfe: Verzicht/ Abbruch lebensverlängernder Maßnahmen mit Zustimmung OK wobei ich hier auch wieder unterscheiden müsste wie schwer krank der Mensch ist. Ohne Zustimmung ist es schwer, auch hier kommt es wieder darauf an wie schwer krank.

Nochmal zum Thema selbstbestimmung: Es wird doch auch psychisch kranken in Psychiatrien ihr Selbstbestimmungsrecht genommen, und ein Mensch der Sterbehilfe verlangt, ist ja wie gesagt die Unterscheidung ob er wirklich krank ist (körperlich) oder ob er einfach keinen Sinn mehr sieht.

lg

Stefans 29.01.2010 15:08

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Hallo,

Zitat:

Zitat von illian (Beitrag 848317)
Passive Sterbehilfe: Verzicht/ Abbruch lebensverlängernder Maßnahmen mit Zustimmung OK wobei ich hier auch wieder unterscheiden müsste wie schwer krank der Mensch ist.

Wieso müßtest _Du_ das? Der Kranke weiss am besten, ob er sterben oder am Leben erhalten werden möchte. Der hat ganz sicher lange darüber nachgedacht. Du maßt dir an, Gott zu spielen, wenn du dir zutraust, seine Entscheidung je nach Ergebnis deiner "wie krank ist der wirklich"-Überlegungen abzulehnen oder anzunehmen.

Zitat:

Es wird doch auch psychisch kranken in Psychiatrien ihr Selbstbestimmungsrecht genommen
Da hast du wohl zu viele schlechte Filme gesehen :cry:

Also, zur Versachlichung: Du meinst mit "Psychiatrie" sicher die sog. "geschlossene" Psychiatrie, wo Patienten ohne Zustimmung des Personals nicht raus können - und gegen ihren Willen zwangsbehandelt werden. Das ist eine kleine Minderheit. Ansonsten kann jeder in einer psychiatrischen Klinik seine Sachen packen und nach Hause gehen, wann er will.

Bei der "geschlossenen" gibt es 2 Möglichkeiten, dahin zu kommen. 1. mit Einwilligung der Patienten (und das ist der Normalfall - die Leute weisen sich selbst ein und sagen "schützt mich bitte vor mir selbst"!), 2. gegen den Willen des Patienten. Bei 2. geht das in D nur unter sehr strengen Kriterien. Voraussetzung sind 1. Selbst- oder Fremdgefährdung, also z.B. nach misslungenem Suizidversuch. Oder, wenn du durch die Gegend läufst und mit einem Messer jeden bedrohst, der dir über den Weg läuft. 2. ist diese Zwangsbehandlung nur im akuten Gefährdungsfall zulässig. Spätestens am nächsten Werktag muss ein Richter die Zwangseinweisung bestätigen (nachdem er persönlich beim Patienten war); und auch das gilt nur temporär.

So einfach wird in D also niemandem sein Selbstbestimmungsrecht genommen - die Hürden dafür liegen extrem hoch. Und niemand wird hierzulande in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen, weil er öffentlich sagt "ich will nicht mehr leben" oder " ich bringe mich morgen um".

Gefährlicher in Sachen Zwangsbehandlung leben Menschen, deren Recht auf Selbstbestimmung per Gesetz eingeschänkt ist. Das betrifft 1. Minderjährige (da entscheiden Eltern und Psychiater) und 2. gesetzlich betreute (früher: entmündigte) Menschen. Bei denen entscheiden Psychiater und gesetzlich bestimmter Betreuer. Natürlich auch da der Richter, aber der wird im Zweifelsfall auf die gesetzlich bestimmten Betreuer und Ärzte hören.

Zitat:

und ein Mensch der Sterbehilfe verlangt, ist ja wie gesagt die Unterscheidung ob er wirklich krank ist (körperlich) oder ob er einfach keinen Sinn mehr sieht.
Nochmal: das ist eben nicht die Unterscheidung! Willst du im Einzelfall über Leben und Tod anderer entscheiden, indem du selektierst zwischen "wirklich krank" oder "sieht einfach keinen Sinn mehr"?

Was qualifiziert dich (oder irgendjemanden sonst) zu so einer Entscheidung?

Viele Grüße,
Stefan

Andorra97 29.01.2010 17:10

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Eben weil ich nicht Gott spielen will, würde ich keinen Menschen töten, ob er es nun verlangt oder nicht. Insofern lehne ich aktive Sterbehilfe ab.

illian 30.01.2010 12:54

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
na ja das Beamtungsgerät müsst immer noch der Arzt abstellen. Und wenn ich es als Arzt machen müsste, trotz der Zustimmung des patienten wüsste ich nicht ob ich es kann.
Aber es ist eben genau der Punkt, wenn es abgestellt wird, er stirbt, kann keiner sagen ob es ihm vielleicht in einem Jahr besser gegangen wäre. Das meine ich mit meiner "wie schwer krank er ist"

mti der psychiatrie meinte ich ja die geschlossene, aber dass sollte nicht auf Sterbehilfe bezogen sein sondern einfach ein Beispiel dass es manchmal trotzdem kein Selbstbestimmungsrecht gibt.

zu der Entscheidung wer "sie haben darf und wer nicht" ist keiner fähig, was das thema eben noch schwieriger macht.

Stefans 31.01.2010 12:15

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Hallo Illian,

Zitat:

Zitat von illian (Beitrag 848816)
Aber es ist eben genau der Punkt, wenn es abgestellt wird, er stirbt, kann keiner sagen ob es ihm vielleicht in einem Jahr besser gegangen wäre.

Das ist nicht _der_ Punkt, sondern dein ganz persönlicher. Für das Selbstbestimmungsrecht des Betroffenen über sein Leben und seinen Tod spielt es überhaupt keine Rolle, ob es ihm "vielleicht in einem Jahr besser gegangen wäre".

Entweder respektiert man den Willen des Patienten oder nicht. Und wenn man ihn nicht respektiert, kann man das durch tausend gute (Gewissens)Gründe rechtfertigen.

Nur: wenn man den Willen anderer Menschen nicht respektiert und sich darüber stellt, aus welchen Gründen auch immer, dann sollte man sich darüber klar sein, wie man da handelt und welches Grundverständnis von Selbstbestimmung und Autonomie des Menschen man hat.

Und anderen Menschen vorzuschreiben, wie sie (nicht) zu sterben haben, sondern weiterleben müssen, obwohl sie das nicht wollen... das finde ich sehr mutig - damit möchte ich nicht schlafen gehen.

Zitat:

zu der Entscheidung wer "sie haben darf und wer nicht" ist keiner fähig, was das thema eben noch schwieriger macht.
Dazu ist sehr wohl jemand fähig, und nur der: der Kranke. Die an der Sterbehilfe Beteiligten sollen diese Entscheidung doch gar nicht treffen, das verlangt niemand von ihnen. Sie sollen nur den Willen des Kranken befolgen. Was ist daran schwierig?

Viele Grüße,
Stefan

Wolfgang008 31.01.2010 13:15

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Geht es wirklich nur um den Willen des Patienten?

Es wird gedanklich einfach ausgeklammert, dass sich auch Gefahren hinter der Euthanasie verbergen.
Wir Menschen sind nun einmal keine Heilige, so mache Schwäche würde für einen Kranken, selbst wenn er sich für die Sterbehilfe entscheiden würde, auch bedeuten können, dass er früher geht als gedacht.
Wenn dabei sogar ausser Acht gelassen wird, wie Mitmenschen mit den Schwächsten, auch Kranke gehören dazu, umgehen, kann der Staat garnicht die Sterbehilfe befürworten, denn der Schutz der Kranken steht nun einmal moralisch, wie menschlich an erster Stelle!

Stefans 31.01.2010 13:52

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Zitat:

Zitat von Wolfgang008 (Beitrag 849209)
Geht es wirklich nur um den Willen des Patienten?

Ja, natürlich! Bei jeglicher Sterbehilfe, ob aktiv oder passiv, ist Voraussetzung, dass der Betroffene das will. Sterbehilfe ohne klare Zustimmung des Patienten ist und war niemals in der Diskussion! Jeder, der nicht ausdrücklich Sterbehilfe verlangt, wird natürlich wie gehabt medizinisch so versorgt, als würde er um jeden Preis am Leben bleiben wollen.

Mir ist völlig unklar, wieso das immer durcheinander gebracht wird. Vergleiche es mit der Organspende: Solange du nicht den selbst unterschriebenen Ausweis bei dir trägst, der die Ärzte zur Organspende ermächtigt, bleibst du unversehrt. Wo ist das Problem?

Im Moment ist das Problem leider, dass in der Intensivmedizin Ärzte solche Entscheidungen in einer rechtlichen Grauzone treffen. Unabhängig von Patientenverfügungen, sondern je nach Gusto. Die wären heilfroh, wenn sie ein verbindliches "ja" oder "nein" vorliegen hätten und sich danach richten könnten - und nicht Gott spielen müßten.

Zitat:

so mache Schwäche würde für einen Kranken, selbst wenn er sich für die Sterbehilfe entscheiden würde, auch bedeuten können, dass er früher geht als gedacht.
Von wem "gedacht"? Und dass er evtl. früher geht als medizinisch möglich, ist jedem Patienten klar, der für sich Sterbehilfe möchte. Der ist ja nicht blöd und hat sich seine Entscheidung schon gut überlegt.

Viele Grüße,
Stefan

Wolfgang008 31.01.2010 14:08

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Stefans,

es wird ganz bewußt die Dunkelziffer der durch die Sterbehilfe gedeckten Morde ausgeklammert.

Ich jedoch bin der Meinung, eh`ein Mensch unfreiwillig zu früh stirbt,

(einer wäre schon zu viel, man darf doch wohl nicht menschliche Opfer bringen um selbstbestimmend wirken zu können)

sollte die Schmerzforschung intensiviert werden, denn die meisten Menschen haben Angst, berechtigterweise, vor einem qualvollen Tod.
Wenn diese Angst genommen werden kann, wird sich der Ruf nach selbstbestimmten Tod sehr schnell minimieren!

Andorra97 31.01.2010 14:53

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Zitat:

sollte die Schmerzforschung intensiviert werden, denn die meisten Menschen haben Angst, berechtigterweise, vor einem qualvollen Tod.
Wenn diese Angst genommen werden kann, wird sich der Ruf nach selbstbestimmten Tod sehr schnell minimieren!
Danke, Wolfgang. Das entspricht genau meiner Meinung!

PetraK 31.01.2010 15:51

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Hallo Wolfgang, Nicole, Stefan und alle anderen,

ich lese hier jetzt seit ein paar Tagen mit, hatte auf der ersten Seite auch schon mal was dazu geschrieben. Irgendwie finde ich, dass die meisten verständliche Ansichten haben, aber nur wenige (z.B. Stefan oder ich selbst) waren schon in so einer Situation, dass man einem Menschen, den man sehr liebt, daliegen sieht und ihm helfen möchte, menschlich zu sterben, weil er es auch selber will. Wolfgang schrieb hier über bessere Schmerztherapie, meine Mutter hatte aber z.B. dank Morphinpflastern keine Schmerzen, aber sie würgte und hustete über Wochen unerträglich, bekam Lungenentzündungen, konnte nur liegen (hatte einen künstlichen Mageneingang nach Magen-CA, aber da es keinen Ausgang gab, waren ständig die Windeln voll). Jeden Tag, wenn sie sprechen konnte (geistig war sie völlig klar) flehte sie mich an, ihr zu helfen zu sterben. Und ehrlich, hätte ich nicht die nette Ärztin gehabt (siehe mein erster Beitrag), ich hätte es getan. Aber ich hatte ja eine kleine Tochter, die noch keine 4 Jahre alt war und die brauchte mich doch......

Vor dieser Situation war ich auch eher gegen Sterbehilfe, aber inzwischen hab ich einige Fälle kennengelernt, wo es eine Gnade wäre oder war, die meistens haben gottseidank Möglichkeiten gefunden und mein Wunsch ist, dass ich, wenn nötig, auch einen menschlichen Weg finde....

Liebe Grüße

Petra

illian 31.01.2010 21:33

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
hallo

ja es stimmt es ist eig. alles sehr theoretisch geschrieben hier, aber verständlich. ich habe zum Glück noch nie so eine Situation miterlebt und wüsste auch nicht ob sich meine Meinung ändern würde, wenn ich es miterleben müsste wie jemand so leiden muss.

lg

Andorra97 31.01.2010 22:16

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Völlig theoretisch ist es bei mir nicht. Ich habe es schon bei einigen Menschen erlebt (meine beste Freundin ist an Krebs gestorben und beide Großeltern starben bei uns zuhause). Zum Glück ging es im Endeffekt bei allen dann doch immer sehr gnädig.
Trotzdem.
Ich bleibe dabei, dass ich passiv alles an Hilfe befürworte, was nur irgendwo möglich ist, aber aktive Sterbehilfe ablehne. Das habe ich auch in meiner eigenen Patientenverfügung so festgehalten.

Stefans 01.02.2010 12:38

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Hallo Wolfgang,

Zitat:

Zitat von Wolfgang008 (Beitrag 849223)
es wird ganz bewußt die Dunkelziffer der durch die Sterbehilfe gedeckten Morde ausgeklammert.

Wenn ich das nicht für eine (Verzeihung) ziemlich dumme Bemerkung halten soll, musst du erklären, was du damit meinst: durch Sterbehilfe "gedeckte" Morde ?!?! Aber bitte konkret.

Sterbehilfe folgt allein dem klar geäußerten Willen des Patienten. Alles andere ist eine Straftat. Und in der Praxis passieren solche Straftaten jetzt schon in großer Zahl. Aber nicht, wenn Patienten Sterbehilfe für sich verlangen. Sondern, wenn sie sich dazu nicht geäußert haben, mangels Pateintenverfügung, und der Chefarzt der Intensivmedizin halt nach "Laune" entscheidet. Oder wenn sie als Dauer-Pflegefall Zuhause liegen und völlig verzweifelte und überforderte pflegende Angehörige keinen anderen Ausweg mehr wissen, als die zu Pflegenden passiv oder aktiv zu töten.

Das ist beides ein Skandal, stimmt. Hat aber mit Sterbehilfe nichts zu tun.

Zitat:

sollte die Schmerzforschung intensiviert werden, denn die meisten Menschen haben Angst, berechtigterweise, vor einem qualvollen Tod.
Wenn diese Angst genommen werden kann, wird sich der Ruf nach selbstbestimmten Tod sehr schnell minimieren!
Nein. Die Schmerzforschung hat da kein Defizit. Die abgestufte palliative Schmerzbehandlung mit (in der Regel) Novalgin als Basis und Morphium zusätzlich nach Bedarf - was der Patient dank mobiler Morphinpumpe auch selbst dosieren kann, um akute Schmerzen per "Bolus" schnell zu bekämpfen - ist Stand der Praxis. Das ist heute üblich, selbst im letzten Kreiskrankenhaus.

Wer glaubt, dass ein schmerzfreies Sterben automatisch nicht qualvoll ist, sollte ein Praktikum in Altersheim, Hospiz oder auf der Onkologie-Station eines Krankenhauses machen. Ich glaube, die meisten Menschen wollen _in Würde_ sterben. Und das ist nicht gleichbedeutend mit Schmerzfreiheit. Was das bedeutet, muss jeder Mensch für sich entscheiden dürfen.

Viele Grüße,
Stefan

Wolfgang008 01.02.2010 15:11

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Zitat:

Zitat von Stefans (Beitrag 849697)
Hallo Wolfgang,


Wenn ich das nicht für eine (Verzeihung) ziemlich dumme Bemerkung halten soll, musst du erklären, was du damit meinst: durch Sterbehilfe "gedeckte" Morde ?!?! Aber bitte konkret.




@ Hallo Stefans, da ich weiß das du klare Worte bevorzugst, macht es mir vieles leichter auch klar zu antworten.
Natürlich liegen in Altersheimen auch alte Menschen ,die über eine Patientenverfügung verfügen, sowie auch die Sterbehilfe, als Ausweg ihres Leidens ansehen.
Jedoch,und das unter langjähriger Beobachtung, würde keiner, aber auch keiner meiner Kollegen, so wie ich, dem je zustimmen, denn das Verhalten der Angehörigen nimmt manchmal Aussmasse an, die allen Grund zulassen, zu befürchten das die Großmutter, der Großvater doch ENDLICH erlöst sein sollte.
Nach Hinterfragen, sich konkretem auseinandersetzen der Argumente von Angehörigen, kam es sogar vor, dass es bitte termingerecht(also Nahrungszufuhr dementsprechend absetzen, etc geschehen sollte. Möglichst noch im alten Jahr, wir hatten den 27. Dez 2008, denn erbrechtlich wäre das von Nutzen gewesen.
Das nur als kleines Beispiel, denn ich möchte niemanden zumuten die ganze Palette der (un)menschlichen Ideen über sich ergehen zu lassen.






Nein. Die Schmerzforschung hat da kein Defizit. Die abgestufte palliative Schmerzbehandlung mit (in der Regel) Novalgin als Basis und Morphium zusätzlich nach Bedarf - was der Patient dank mobiler Morphinpumpe auch selbst dosieren kann, um akute Schmerzen per "Bolus" schnell zu bekämpfen - ist Stand der Praxis. Das ist heute üblich, selbst im letzten Kreiskrankenhaus.




@Sicherlich wirst du dich erinnern, dass es erst seit ein paar Jahren möglich ist , dass alle Patienten Zugang zur Palliativmedizin bekommen können, eine Selbstverständlichkeit ist es nicht gewesen.

Noch heute gibt es Krankenhäuser die sich nur minimal mit der Palliativmedizin auseinander gesetz haben, denn die Kostenfrage stht immer im Raum...
Erst durch die Forschung, noch immer leiden Menschen unter Schmerzen, weil die Medizin für ihn pers nicht ausreichend ist, wird die Bandbereite von Medikamenten erhöht werden können.
. Novalgin wird zwar oft angewand, jedoch wer allergisch darauf reagiert, was zunehmend passiert, bin selbst damit behaften, und einen anaphylaktischen Schock möchte ich nicht noch einmal erleben müssen,, dem schließen sich schon Türen.

http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/33370/





Wer glaubt, dass ein schmerzfreies Sterben automatisch nicht qualvoll ist, sollte ein Praktikum in Altersheim, Hospiz oder auf der Onkologie-Station eines Krankenhauses machen. Ich glaube, die meisten Menschen wollen _in Würde_ sterben. Und das ist nicht gleichbedeutend mit Schmerzfreiheit. Was das bedeutet, muss jeder Mensch für sich entscheiden dürfen.


@Die Würde bekommt aber einen großen Knacks, wenn die Schmerzfreiheit nicht gegeben ist.Selbstverständlich versteht jeder unter Würde etwas anderes, doch ist es würdevoll sich quälend vor Schmerzen von eine Seite auf die andere zu wälzen.
Ich glaube die Würde kann nur empfunden werden, wenn der Schmerz das Fühlen, Denken noch zuläßt, dem ist leider meistens nicht so.
Und würde man einen Kranken fragen, was willst du, Schmerzfreiheit , oder Würde...was meinst du wofür er sich entscheidet?

Natürlich hat die Würde viele Facetten, jedoch hat wohl bei den meisten Menschen das Schmerzempfinden die höchste Prioriät.Wie sprechen ja nicht von Zahnschmerzen, doch auch die möchte ich nicht kleinreden.

Viele Grüße,
Stefan



Gruß
Wolfgang

Stefans 02.02.2010 14:10

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Hallo Wolfgang,

vorab: ja, in der Palliativemdizin hat sich in den letzten Jahren einiges getan, zum Glück. Und leider kann man immer noch in eine Klinik geraten, wo die Kompetenz in der Hinsicht mangelhaft ist. Aber da gibt es ja große Auswahl. (Wobei man dann u.U. schon einen interessierten und kompetenten Angehörigen braucht, der einen da rausholt und woanders hin bringt.) Und sowas wie Novalgin gibt es bei der Ersteinnahme unter ärztlicher Aufsicht, damit im Falle des allergischen Schocks schnell erste Hilfe geleistet werden kann. Sollte aber eigentlich üblich sein.

Zitat:

Zitat von Wolfgang008 (Beitrag 849781)
Natürlich liegen in Altersheimen auch alte Menschen ,die über eine Patientenverfügung verfügen, sowie auch die Sterbehilfe, als Ausweg ihres Leidens ansehen.
Jedoch,und das unter langjähriger Beobachtung, würde keiner, aber auch keiner meiner Kollegen, so wie ich, dem je zustimmen, denn das Verhalten der Angehörigen nimmt manchmal Aussmasse an, die allen Grund zulassen, zu befürchten das die Großmutter, der Großvater doch ENDLICH erlöst sein sollte.
Nach Hinterfragen, sich konkretem auseinandersetzen der Argumente von Angehörigen, kam es sogar vor, dass es bitte termingerecht(also Nahrungszufuhr dementsprechend absetzen, etc geschehen sollte. Möglichst noch im alten Jahr, wir hatten den 27. Dez 2008, denn erbrechtlich wäre das von Nutzen gewesen.
Das nur als kleines Beispiel, denn ich möchte niemanden zumuten die ganze Palette der (un)menschlichen Ideen über sich ergehen zu lassen.

Meinetwegen nicht nötig, ins Detail zu gehen. Meine Frau war im Erstberuf Krankenschwester und hat auch in Altenheimen gearbeitet, meine Schwester ist Fachschwester Intensivmedizin, und eine grute Freundin arbeitet neben ihrem Krankenschwesterjob in der ambulanten Hauspflege.

Ich weiss von daher - wenn auch nur aus zweiter Hand - sehr gut, was du da erlebst (meine Frau hat auch deswegen ihren Job geschmissen). Und wie absolut widerlich es ist, wenn Verwandte / Erben schon am Sterbebett die Kasse klingeln sehen und den Kranken lieber heute als morgen höchstpersönlich umbringen würden (wenn das nicht bestraft bzw. man dabei garantiert nicht erwischt werden würde), weil er von allein einfach nicht schnell genug den Löffel abgibt. Da kommt mir auch das Kotzen. Solchen Menschen die Entscheidung über Leben und Tod anderer zu überlassen, wäre der Rückfall in die Barbarei.

Aber: die Entscheidung über Sterbehilfe treffen ja nicht diese Leute, sondern der Patient. Per schriftlicher Verfügung oder wiederholt mündlich unter Zeugen. Wobei die Zeugen Ärzte und Pflegepersonal sind, nicht die Erbschleicher und Aasgeier. Und im Notfall, wenn es bei dem breiten Interpretationsspielraum so einer Verfügung Streit gibt, entscheidet ein Gericht.

Insofern ist mir deine Bemerkung "durch Sterbehilfe gedeckter Mord" immer noch rätselhaft.

Zitat:

über eine Patientenverfügung verfügen, sowie auch die Sterbehilfe, als Ausweg ihres Leidens ansehen.
Jedoch,und das unter langjähriger Beobachtung, würde keiner, aber auch keiner meiner Kollegen, so wie ich, dem je zustimmen
Da kommen jetzt nochmal ganz klare Worte:

Nach aktueller Rechtslage bist du (bzw. dein vorgesetzter Arzt) gesetzlich verpflichtet, dem in einer Verfügung oder sonstwie klar geäußerten Willen des Patienten zu folgen. Sicher, da gibt es oft einen großen Ermessensspielraum.

Aber wenn du ernsthaft meinst, dass dich die Rechtslage generell nicht interessieren muss, sondern du aus deiner Berufserfahrung und deiner persönlichen moralischen Instanz heraus es besser weisst und deswegen bewußt gegen das Gesetz verstößt, indem du den Willen eines Kranken ignorierst...

Dann kann ich nur hoffen, dass ich nie als Patient in deiner "Obhut" lande. Und finde, dass du deinen Job schnellstmöglich kündigen solltest, wenn er mit deinem Gewissen nicht zu vereinbaren ist. Und wenn du das nicht tust, sollte man dir sofort kündigen. Ich erwarte von niemandem, dass er den ethischen Konflikt in so einem Beruf bewältigt. Aber ich erwarte, dass er das Handtuch wirft, sobald er seine persönlichen Wertsetzungen über Recht und Gesetz stellt. Bzw. das Handtuch geworfen bekommt, wenn er das nicht einsieht.

Zitat:

Die Würde bekommt aber einen großen Knacks, wenn die Schmerzfreiheit nicht gegeben ist.Selbstverständlich versteht jeder unter Würde etwas anderes, doch ist es würdevoll sich quälend vor Schmerzen von eine Seite auf die andere zu wälzen.
Ich glaube die Würde kann nur empfunden werden, wenn der Schmerz das Fühlen, Denken noch zuläßt, dem ist leider meistens nicht so.
Wenn dem meistens nicht so ist, besteht wohl wirklich noch Nachholbedarf in der Palliativmedizin. Andererseits hat auch die (relative, ganz ist ab einem gewissen Punkt praktisch ohne Dauer-Rausch nicht möglich) Schmerzfreiheit hren Preis, das wirst du wissen. So ab 500, spätestens 1.000 mg Morphium IV täglich ist nämlich mit "Fühlen und Denken" auch nicht mehr viel los. Das Kurzzeitgedächtnis ist längst weg, das Sprachvermögen leidet (man "findet" die richtigen Worte einfach nicht mehr), mitunter kommen Halluzinationen dazu, Alpträume, chronische Verstopfung, dauernde Übelkeit und Kotzerei.

Jedenfalls, meine Frau hat unter Würde nicht Schmerzfreiheit verstanden - die war durch gute Schmerzbehandlung gegeben, soweit möglich - sondern ein Leben ohne dauerhafte fremde Hilfe. Mir ist das sehr verständlich, anderen vielleicht nicht. Es gibt Menschen, die finden es würdelos, die Grundfunktionen ihres Körper nicht mehr kontrollieren zu können und mit Blasenkatheter und gewindelt in ihrem Kot liegen zu müssen, bis endlich jemand kommt und sie sauber macht. Und können nichtmal mehr den Notruf-Knopf auf dem Telefon treffen oder gar sagen, was sie gerne hätten. Klar, in so einem Zustand kann mensch noch jahrelang leben; und je nach Qualität der Pflege 2 oder 20 Stunden hilflos im eigenen Kot liegen.

Aber wer will das? Und wer will sich anmaßen, Menschen, die das nicht mehr wollen, diesen Zustand dauerhaft gegen ihren Willen aufzuzwingen?

Viele Grüße,
Stefan

Andorra97 02.02.2010 14:28

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Auch ein Aspekt: Ist es zumutbar für Ärzte etc auf Verlangen zu töten?

Für mich undenkbar.

Auf der anderen Seite gibt es ja genug Ärzte die Abtreibungen vornehmen. Auch eine Tötung auf Verlangen. Diese wären dann vielleicht auch bereit aktive Sterbehilfe zu leisten.

Stefans 02.02.2010 15:09

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Hallo Andorra,

Zitat:

Zitat von Andorra97 (Beitrag 850365)
Auch ein Aspekt: Ist es zumutbar für Ärzte etc auf Verlangen zu töten?

Für mich undenkbar.

"Zumutbar" ist das für denjenigen, der es mit seinem Gewissen vereinbaren kann.

Wer das nicht kann, ist an diesem Arbeitsplatz halt verkehrt. Kein Mensch ist hierzulande gezwungen, als Arzt oder Pflegekraft zu arbeiten, wenn er sich persönlich aus ethisch-moralischen Gründen ausser Stande sieht, dem Gesetz zu folgen und Patientenverfügungen ernst zu nehmen. Ich würde auch viele Jobs "aus Gewissensgründen" nicht machen...

Das ist aber ein individuelles Problem. Auch ein gelernter Mediziner kann Taxi fahren, Bio-Bauer werden oder von Hartz IV leben, wenn es ihm damit psychisch besser geht als in seinem erlernten Beruf.

Viele Grüße,
Stefan

Wolfgang008 02.02.2010 16:07

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
StefanS,

du klammerst die Schwächen der Menschen bewußt aus und rettest dich in die Patientenverfügung, dass obwohl oftmal, diese sogar eingeklagt werden muß!
Wir können, bei unserem gesichtlichen Hintergrund froh sein, dass die aktive Sterbehilfe verboten ist, wie ich pers. meine auch bleiben sollte.
Da wir auch hier nur unsere pers. Ansichten wiedergeben können, ist es von Vorteil das die Regierung sich damit auseinander setzen muß. In deren Haut möchte ich nciht stecken, jedenfalls bei diesem Thema nicht.

P.S

Pflegepersonal etc sind auch nur Menschen, wenn ich nur an die Schläge in Heimen zurück denke.
Es ist kein Privileg Krankenschwester , Arzt zu sein, schon garnicht sind deren Stimmen gewichtiger, denn auch beim Personal stehen Kostenfaktoren etc an erster Stelle, diesem Druck sind sie ausgesetzt. Wer da nicht mitziehen kann, gegen seine Überzeugung arbeiten muß, der geht kaputt, oder sieht sich nach Menschlicherem um.

Wolfgang008 02.02.2010 16:21

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
StefanS,

du klammerst die Schwächen der Menschen bewußt aus und rettest dich in die Patientenverfügung, dass obwohl oftmals, diese sogar eingeklagt werden muß!
Wir können, bei unserem gesichtlichen Hintergrund froh sein, dass die aktive Sterbehilfe verboten ist, wie ich pers. meine auch bleiben sollte.
Da wir auch hier nur unsere pers. Ansichten wiedergeben können, ist es von Vorteil das die Regierung sich damit auseinander setzen muß. In deren Haut möchte ich nicht stecken, jedenfalls bei diesem Thema nicht.
Jedoch befürchte ich, dass die Patientenverfügung falsch verstanden werden kann, denn die läßt ebenfalls keine aktive Sterbehilfe zu.

http://patientenverfuegung-jetzt.de/...nd-sterbehilfe

P.S
Da Ärzte , Schwestern, das Pflegepersonal keine gewichtigere Aussage für sich in Anspruch nehmen können, als Mitglieder von Familien, die oftmals auch unter diesem Personal leiden, sollten wir zumindest die Annahme relativieren, wer mehr med. Kräft. im Hause hat, der hat auch eher Recht. Dafür sind mir die Schläge in den Heimen noch zu sehr bewußt.

Stefans 02.02.2010 17:07

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Hallo Wolfgang,

Zitat:

Zitat von Wolfgang008 (Beitrag 850417)
du klammerst die Schwächen der Menschen bewußt aus und rettest dich in die Patientenverfügung, dass obwohl oftmals, diese sogar eingeklagt werden muß!

Hm... wenn das so angekommen ist, habe ich mich ganz missverständlich ausgedrückt. Die Schwächen der Menschen sehe ich sehr wohl. Es gibt auch in meinem Umfeld nur wenige, denen ich so vertraue, dass ich mein Leben in ihre Hände legen würde (und genau die haben eine Vorsorgevollmacht von mir).

Aber was heisst "rettest dich in die Patientenverfügung"? Die Patientenverfügung _ist_, wenn keine aktuellere, persönliche Äußerung des Kranken vorliegt, nunmal das Dokument, an das sich die Behandler zu halten haben. Oder habe ich da grundlegend etwas falsch verstanden?

Ich "rette" mich nicht irgendwohin. Sondern bestehe nur darauf, dass Menschen, die - wie du? - von Berufs wegen mit der Pflege und medizinischen Versorgung von Kranken betraut sind, sich an Recht und Gesetz halten.

Du hast hier gesagt, dass du (und deine Kollegen) in deiner Position den Willen der Kranken grundsätzlich missachten ("keiner meiner Kollegen, so wie ich, dem je zustimmen"). Damit machst du dich - wenn du deine Position in der Praxis umsetzt - strafbar. Das ist dir schon klar, oder?

So ein Verhalten finde ich völlig inakzeptabel. Ich möchte auf den Rechtstaat vertrauen können. Auch als schwer kranker Patient, der Ärzten und Pflegern hilflos ausgeliefert ist. Aber wenn die schon vorher öffentlich bekannt geben, dass ihnen die Gesetze in diesem Land am A*sch vorbei gehen... dann liege ich mit meiner Vorstellung vom persönlichen "final exit" wohl doch nicht so ganz verkehrt :cry: Meine Frau wußte als Krankenschwester schon sehr genau, warum es ihr größter Horror war, im Krankenhaus oder Pflegeheim zu sterben. War mir zwischenzeitlich entfallen, bis ich mal wieder statements wie deines gehört habe.

Zitat:

Jedoch befürchte ich, dass die Patientenverfügung falsch verstanden werden kann, denn die läßt ebenfalls keine aktive Sterbehilfe zu.
Ja, und die Grenzen zwischen passiv und aktiv sind fliessend. Das berührt aber das Thema im Grundsatz nicht.

Viele Grüße,
Stefan

PS: Zu deiner infamen Behauptung "durch Sterbehilfe gedeckter Mord" hat du dich immer noch nicht geäußert. Kommt da noch irgendwas?

Wolfgang008 02.02.2010 17:34

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Stefans


@Du hast hier gesagt, dass du (und deine Kollegen) in deiner Position den Willen der Kranken grundsätzlich missachten ("keiner meiner Kollegen, so wie ich, dem je zustimmen"). Damit machst du dich - wenn du deine Position in der Praxis umsetzt - strafbar. Das ist dir schon klar, oder?



Natürlich werde ich mich nicht an aktiver Sterbehilfe beteiligen, sondern setze immer noch die Gewichtigkeit dahin, den Menschen Leid ersparen zu wollen, werde die künstliche Ernährung nicht frühzeitig absetzen, keine Spritze zu viel verabreichen .
Wenn ich mich dann schuldig gemacht haben sollte, dann werde ich es weiter tun, denn mit meinem Gewissen muß ich leben .Und das sagt mir, erst alle Hilfen, vorausgesetzt der Patient leidet durch die nicht, im vollen Umfang anbieten, denn auch da wird gern , weil es eine Priesfrage ist, geschludert.


Die Antwort auf die Mordfrage würde wieder einmal eine Diskussion herauf beschwören, denn auch Mord hat schleichende Übergänge, gerade in der Gesundheitsmedizin. Oder ist dir auch entgangen ,dass viele Morde nicht aufgedeckt werden, was schon oft beklagt wurde?!

Tut mir leid, du pickst dir Rosinen raus, doch dir Herauslösung eines Parameters ist keine Lösung, man muß das Ganze sehen.

Zum Abschluß!


http://www.sueddeutsche.de/panorama/275/445012/text/


Die Dunkelziffer der zu früh Versorbenen ist mir zu hoch, alsdass ich einen Freifahrtsschein dafür ausgestellt sehen möchte.
Mir ist das Risiko einfach zu groß, die kriminellen Energien sind mir zu ausgeprägt , weshalb ich froh bin ,wenn kein einziger Mensch wegen pers .Ansichten zu früh gehen muß.

Stefans 03.02.2010 11:19

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Zitat:

Zitat von Wolfgang008 (Beitrag 850466)
werde die künstliche Ernährung nicht frühzeitig absetzen, keine Spritze zu viel verabreichen .

Also, Klartext, konkretes Beispiel:
Meine Frau ist an Krebs gestorben. Sie hat schriftlich, durch notariell beglaubigte Patientenverfügung, als auch mündlich in der Klinik, gegenüber Pflegepersonal, Stationsarzt, Onkologin, Oberarzt wiederholt klaren Geistes geäußert, dass sie die parenterale ("künstliche") Ernährung für sich nicht will. Patientenverfügung war nicht aktuell, weil sie geistig völlig klar war. Ebenso klar war, dass sie auf dieser Art passiver Sterbehilfe besteht. Sie wollte langsam aber sicher verhungern. Und als Krankenschwester war ihr auch völlig klar, was das für sie bedeutet.

Sie hat ihre Entscheidung zu einem Zeitpunkt gefällt und geäußert, der dir sicher als "frühzeitig" erscheinen mag. Zu dem die Ärzte sagten: "wir sind medizinisch noch lange nicht am Ende, wir können noch ganz viel für sie tun. Aber sie hat NEIN gesagt. Obwohl sie weitmöglichst schmerzfrei war und klar im Kopf. Sie konnte sogar noch allein auf den WC-Stuhl, konnte mit Besuchern sprechen, telefonieren, lachen usw.

Nach dem, was du hier über deine Berufsauffassung gesagt hast, hättest du meine Frau in dieser Situation gegen ihren Willen parenteral ernährt. Sehe ich das richtig?

Zitat:

Wenn ich mich dann schuldig gemacht haben sollte, dann werde ich es weiter tun, denn mit meinem Gewissen muß ich leben .Und das sagt mir, erst alle Hilfen, vorausgesetzt der Patient leidet durch die nicht, im vollen Umfang anbieten, denn auch da wird gern , weil es eine Priesfrage ist, geschludert.
_Anbieten_ kannst du gerne. Aber du sprichst nicht von 'anbieten', sondern von "gegen den expliziten Willen des Patienten zwangsverabreichen". Ob du dich damit 'schuldig' machst, ist eine Frage deines Gewissens. Auf jeden Fall machst du dich eindeutig strafbar. Eine Behandlung gegen den Willen des Patienten ist Körperverletzung und wird strafrechtlich auch so behandelt.

Und wenn meine Frau auf ihrem Leidensweg jemandem wie dir - dem die Rechtslage nach eigenem Bekunden völlig egal ist und der sein "Gewissen" über den erklärten Willen seiner Schutzbefohlenen stellt - als Pflegepersonal begegnet wäre, dann hätte ich alles daran gesetzt, dass du nicht nur umgehend deinen Job verlierst, sondern wegen vorsätzlicher schwerer Körperverletzung bestraft wirst. Das ist doch wohl völlig klar.

Zitat:

Die Antwort auf die Mordfrage würde wieder einmal eine Diskussion herauf beschwören, denn auch Mord hat schleichende Übergänge, gerade in der Gesundheitsmedizin. Oder ist dir auch entgangen ,dass viele Morde nicht aufgedeckt werden, was schon oft beklagt wurde?!
Du hast den Begriff hier eingeführt, nicht ich! Dass es Tötungen von Pflegefällen mit großer Dunkelziffer gibt, ist mir nicht entgangen, sondern ich habe es in meinem posting vom 1.02. explizit angesprochen. Darfst du gerne nachlesen.

Zitat:

Mir ist das Risiko einfach zu groß, die kriminellen Energien sind mir zu ausgeprägt
Der einzige, der in diesem thread unzweifelhaft ausgeprägte kriminelle Energie zeigt, bist du. Bei der Vorstellung, als Pflegefall von deinem Gewissen abhängig zu sein, läuft es mir eiskalt den Rücken runter...

Zum Glück war meine Frau in einer guten Klinik, wo niemand ihren Willen in Frage gestellt hat. Ich hielt das damals für selbstverständlich. Aber wenn ich dich so reden höre, wird mir langsam klar, dass ich für diesen Glücksfall wohl ziemlich dankbar sein sollte.

Viele Grüße,
Stefan

Wolfgang008 04.02.2010 01:33

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Stefans

Bist du dir sicher, das hier keine Mißverständisse aufkommen können, dass das Gegenüber anders verstanden werden kann, als es gemeint hat?
Nun ich bin nicht unfehlbar und entschuldige mich dafür ,dass ich dir ein Bild bot, dass ich so wie du mich wohl verstehen musstest, nicht lebe, gearbeitet und es auch nie gewollt hätte.

Mit freundlichem Gruß

Wolfgang

sanne2 04.02.2010 11:39

AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?
 
Ich möchte mich auch noch einmal an diesem Thema beteiligen!
Stefan gebe ich in allen Punkten vollkommen recht.
Einen Menschen im "Endstadium" noch "künstlich zu ernähren geht schon mal gar nicht!
Der Körper kann die Nährstoffe nicht mehr umsetzen, ebenso muss mit Flüssigkeiten aller Art begrenzt umgegangen werden, da der Körper das ebenfalls nicht mehr umsetzen kann und es im Körper einlagert.
Die Folge ist häufig ein Lungenödem mit Luftnot, oder es wird im Körper eingelagert, mehr werde ich dazu nicht schreiben, denn die Folgen sind nicht schön anzusehen.
Ich bin nur froh das ich in einer Klinik arbeite, die den sterbenden Menschen das nicht antun.
Patientenverfügungen werden IMMER berücksichtigt, es wird immer als erstes danach gesehen, ob diese vorhanden ist.
Nur wer einen geliebten Menschen auf seinem letzten Weg begleitet hat, mit all den unschönen Begleiterscheinungen (von Stefan bereits beschrieben), kann sich in so eine Situation hineinversetzen.
Bis heute bin ich froh, dass wir dafür gesorgt haben, dass meine Mutter würdevoll einschlafen durfte. Sie hatte Lungenkrebs im Endstadium, mit Luftnot, Erstickungsanfällen und panische Angst vor dem was noch kommen könnte. Die Stationsärztin und ich haben dafür gesorgt, dass meine Mutter friedlich einschlafen durfte, alles im rechtlichen Rahmen.
Nachdem sie bereits nicht mehr ansprechbar war, sollte sie noch einen Shunt erhalten da die Krebszellen den Liquorabfluss verhinderten. Danach hätte sie, mit viel Glück, vielleicht noch ein paar Tage oder wenige Wochen überlebt.
Die Frage ist nur WIE?
Ich habe dieen Eingriff verweigert und die Ärztin gab mir vollkommen recht.
Wenige Stunden später verstarb meine Mutter, ganz ruhig und friedlich.
Das ist passive Sterbehilfe und damit kann ich sehr gut leben.
Meine Mutter durfte würdevoll gehen und genau das wünsche ich jedem sterbenden Menschen!!!


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