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mia2 19.09.2010 17:56

Das Leben nach meiner Ma
 
Meine kleine Mama starb im Mai 2010 nach nicht einmal 5 Monaten an einem Glioblastom 4 - vielleicht auch an den Folgen der Chemo? Wer weiß das schon. Fakt ist, sie hat es nicht geschafft und ist gegangen. Oft lese ich hier eure Schicksale im Kreis der Hinterbliebenen und fühle und weine mit euch.
Mein Papa starb 1997 an Krebs, das konnte ich irgendwie besser durchstehen, da meine Mama mein Fels war. Jetzt ist alles anders. Mein Fels, meine liebe Mama ist auch gegangen. Es ist schwer. Die Trauer wird nicht leichter, wie auch. Man verdrängt mit der Zeit nur besser/schneller. Glaube ich zumindest. Ich habe Tage da denke ich an sie, als ob sie noch da wäre; ich rede mit ihr, gehe ans Grab um hallo zu sagen, aber nicht zu der toten Mama. Wenn der Punkt kommt, wo es mir bewußt wird, dass sie T O T ist, dann falle ich in ein Loch, also verdränge ich und hoffe, dass es irgendwann besser wird. Jeder geht mit der Trauer anders um, es gibt kein besser und kein schlechter. Meine Ma sagte kurz vor ihrem Tod zu mir: "Das Leben ist schön, man muss es nur genießen. Ich hätte es nur zu sehr noch ein wenig länger genossen" Diesen ihren Satz versuche ich mir immer in schweren Zeiten ins Gedächtnis zu rufen. Ich habe ein großes Bild von ihr in meinem Arbeitszimmer hängen, wo sie lacht und strahlt. Ich schaue es mir täglich an. Morgens bevor ich zur Arbeit gehe und als letztes wenn ich ins Bett gehe. Ich will mich so an sie erinnern! Zu oft kommen die Bilder der letzten 5 Monate ins Gedächtnis, sie haben sich so eingebrannt - ich will sie so nicht in Erinnerung haben/behalten! Deswegen das Bild!

Das was sich grundlegend bei mir geändert hat, ist der Wegfall meiner Angst. Früher hatte ich z.B. schreckliche Höhenangst, im Grunde genommen vor allem irgendwie - diese Angst ist weg. Vieles hat sich in Luft aufgelöst, es ist schwer zu beschreiben. Sterben müssen wir alle einmal und bis dahin will ich das Leben genießen für mich und für sie. Sie hätte es so und nicht anders gewollt. Das bin ich meiner Ma schuldig.

Es ist wirr - ich weiß.

Alle die ihr trauert - euch und mir wünsche ich dass es besser wird, wann auch immer der Zeitpunkt für jeden von uns kommt.

Andy 75 19.09.2010 22:56

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Hallo Mia,

ich kenne das Gefühl...
Meine Mama ist am 10.08.2010 also Dienstag vor 6 Wochen gestorben.
Und ich fühle mich so alleine!!!! Sicher habe ich eine kleine Familie meine Tochter ist 4 Jahre und mein Mann ist auch für mich da.
Aber Eltern kann keiner einem ersetzten das geht nicht, kein Mann und auch kein Kind...
Eltern kann man bedingungslos vertrauen...
Mein Papa ist 1991 vertorben da war ich 15 Jahre..
Meine Mama hat 2,5 Jahre gekämpft...
Hab es auch bei Angehörigen geschrieben...
Es kommt mir so bekannt vor...
ich rede auch mit meiner Mama und irgendwie ist sie auch bei mir..
Reden tue ich auch mit ihr...
Mein einziger Trost ist das es ihr jetzt besser geht und sie jetzt bei meinem Papa ist.
wo ich noch mit am Kämpfen bin ist das ich nicht bei ihr war als sie eingeschlafen ist...
aber dann sag ich mir vielleicht wollte sie alleine gehen...
ich kann dir nur sagen das ich genau weiß wie du dich fühlst...
und das schöne hier ist das man hier nicht alleine ist...
Fühle dich gedrückt von mir
und ich wünsche dir noch ganz viel Kraft

ganz liebe grüße
Andrea

Blaeckjak 20.09.2010 00:45

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Hallo,
ich habe ´97 viele gekannt und all die waren meine Freunde, nur sind sie leider gestorben, wie heute schon mal erwähnt, bin der einzige übrig gebliebene . Zu letzt hatten wir uns in Kalbe / Milde zur Kur getroffen, doch als ich wieder Kontakt aufnehmen wollte ....
Ja es ist schlimm um uns bestellt, ich beneide alle, die es NICHT geschafft haben, auch wenn es für uns Hinterbliebene sehr schlimm ist .
doch überlegt, mal wie schlimm es für sie war, bis sie das Zeitliche segnen durften .
Unser Jüngster starb mit 25. Jahren an einem der seltensten Blastome in der Nasenhöhle, das sich bis ins Gehirn und sogar in die Halswirbel ausgebreitet hatte . Ihm wurden Halswirbel entfernt und er mußte ein Eisengestell tragen mit dem er wie ein Außerirdischer aussah . In die Öffentlichkeit ging er gar-nicht mehr, ..... es war eine Erlösung und dabei war er nur 1 Jahr krank, ich lebe seit 2´97 mit dem Krebs und nur weil die Ärtzte sagen ich wäre geheilt denke ich das noch lange nicht .
Mene Mutter starb nach 10 Jahren mit 64. an Darmkrebs, der sich am ende durch ihre Bauchdecke gefressen hatte, da hies es auch, geheilt und vorbei ...
Der letzte war meine Cousine letztes Jahr, die an Lungenkrebs gestorben ist .

Nein, mann kann nur alle beneiden, wenn man selbst betroffen ist . Denn nichts ist schlimmer als sich selber das Leben nehmen zu müssen, weil nichts mehr geht .
Und es scheint wirklich so zu sein, es stirbt sich leichter, je länger man mit dem tod gelebt hat .
Weinen mag einem erleichtern, doch dann schafft euch lieber ein Wesen zu mit dem ihr noch leben könnt, einen Hund .
Ich habe eine Whippet-Hündin, die schläft eben in meinem Bett, wo ich auch gleich hingehe, sie ist treu und mein Wachhund und wenn mich des Nachts die Krämpfe schütteln weckt sie mich und paßt auf das es nicht schlimmer wird oder weckt meine Frau, aber nur selten, da sie auch ihre eigenen Schmerzen hat .

Bedenkt, es gibt noch schlimmeres .

Andy 75 20.09.2010 13:39

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Hallo Blaeckjak,,
da hast du Recht. für meine Mama war es das beste was ihr passieren konnte.Sie wollten ihr noch einen Darrmausgang legen und sie haben sie gleich aber wieder zugemacht da alles voll mit Krebs war der ganze Bauch. Mich haben sie dann nach der OP angerufen und gesagt das wir uns die nächsten 3 Tage von ihr verabschieden sollen..Für sie war es das beste aber trotzdem vermissen ich sie sehr....

lg andrea

mia2 20.09.2010 20:53

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Die Pfleger im Hospiz haben mir damals auch gesagt, wenn sie alleine gehen wird, dann wird sie es auch tun und den Moment abpassen, bis ich auch nur kurz draußen bin. Meine Ma wollte wohl das ich bei ihr bin diesen Augenblick. Es war so schwer, als sie zum letzen Mal atmete, dachte ich mein Herz zerbricht. Ich biss mir auf die Lippen, ich wollte es ihr nicht schwer machen, eine kleine Träne kam aus ihrem linken Augen als sie mich noch mal mit großen Augen anssah. Wenn ich daran denke, kullern automatisch die Tränen.
Sie fehlt, sie wird immer fehlen. Heute, morgen und auch wenn ich schon alt und grau bin. Sie ist und bleibt meine kleine Ma, ein Teil von mir, das Loch wird immer bleiben.

Simone44 21.09.2010 07:46

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
liebe mia,

meine mama ist am 14.8. von uns gegangen. sie hat 18 monate gekämpft. sie war so stark. ich habe sie die ganze zeit begleitet. als ich am freitag spät abends aus dem krankenhaus ging, wußte ich, das es bald so weit ist. mein papa war bei ihr.
sie lag seit dem morgen im koma und hörte in der nacht um 2:45 auf zu atmen. ich hatte zu große angst dabei zu sein. mein papa war bis zum letzten atemzug bei ihr.

es geht mir so wie dir. ich weiß zwar das meine mama nicht mehr bei mir ist, es ist mir aber nicht bewußt, komisch,oder ?
ich denke immer sie ist da, liegt im bett oder ist beim arzt. wenn mir dann bewußt wird, das es für immer ist, oder wenn ich am grab stehe, breche ich zusammen. es tut so weh.

ich fühle genau wie du.

mach es ganauso wie deine mama es gesagt hat. genieße das leben. wir werden unsere mamas niemals vergessen. sie sind immer bei uns, immer.

sei stark liebe mia, deine mama ist immer bei dir.
meine mama hat heute geburtstag. ich bin so traurig.

fühle dich umarmt von mir.
lg simone

mia2 21.09.2010 20:18

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Der Mensch verkraftet so viel, wenn er muss. Dieser Satz bekommt heute eine ganz andere Bedeutung für mich. Die vielen Kleinigkeiten, an denen ich sonst immer achtlos vorbeigelaufen bin, nicht gesehen habe - sie wirken für sich - in mir. Die Natur mit all ihren Facetten, wie wunderbar und klug doch alles erschaffen wurde/sich selbst entwickelt hat in all den x-Mio. Jahren.
Ja, es ist schön - das Leben trotz aller Höhen und Tiefen, wer weiß warum alles seinen Lauf nimmt. Ich glaube nicht an pure Zufälle, die sich einfach so ereignen, weil man zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Ja, ich glaube an Schicksal; kein nicht veränderbares, aber ein Art Weg? 2 Jahre vor der tragischen Diagnose meiner Ma tauchte in den unmöglichsten, bizarrsten Momenten immer ein und dieselbe Zahl auf. Im Urlaub, im Alltag, bis hin dann im Krankenhaus und Hospiz. Ihr Urnengrab liegt auf dieser Feldplatznummer. Seitdem erscheint mir diese Zahl nicht mehr, obwohl ich darauf achte. Zufall?

JeanineK 21.09.2010 20:44

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Ich kenne das mit der Zahl. Als Mama krank wurde, habe ich auch immer eine Zahl gesehen. Auf jedem Kennzeichen, sie war in der Kabine zum CT, sogar an der TAnkstelle....................
Ich glaube auch nicht an Zufälle.

mia2 04.10.2010 18:31

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Wie die Zeit verrinnt, jetzt ist schon Oktober. In 3 Tagen hätte meine liebe Ma Geburtstag gehabt. Umso näher der Tag, umso nervöser werde ich. Sie fehlt mir so unendlich. Ich versuche nicht darüber nachzudenken, aber es fällt schwer. Keine SMS mehr, keine Anrufe, kein "Kind pass auf dich auf" - so vieles ist nicht mehr! In letzter Zeit träume ich wieder sehr viel von ihr. Aber immer, die Zeit als sie schon krank war, wo ich Angst davor hatte, dass sie sterben wird...warum kann ich nicht was Schönes von ihr träumen. Ist das die Verarbeitung? Wir hatten doch auch so viele schöne Momente und nicht nur ihre letzten 5 Monate! Ich hab vor kurzem gelesen: es ist nicht wichtig, wie viele Tage dein Leben hatte, sondern wie viel Leben deine Tage. Habe lange darüber nachgedacht. Vieles hat sich geändert, vieles im Leben ist für mich nicht mehr wichtig, ich plane nicht mehr so arg in die Zukunft, versuche das Jetzt und Hier zu genießen (in ihrem Sinne) - manchmal klappt es ganz gut, manchmal fällt es schwerer. Ich kann nicht lange an Ihrem Grab stehen, irgendwie rede ich zwar mit ihr, aber ich kann es noch nicht wirklich begreifen, vor welchem Grab ich stehe. Irgendwie ist es einfach ein Grab mit Ihrem Namen - aber im Kopf oder im Herzen? ist es irgendwie noch nicht angekommen. Ich habe Angst, dass ich daran zu Grunde gehe, wenn ich es endlich zulasse. Viel ambivalentes - im Kopf und im Herzen. Einige von euch haben vielleicht das gleiche Gefühl, andere trauern/leben wieder anders.

Ach sie fehlt mir einfach - heute irgendwie besonders arg.

mia2 14.10.2010 17:44

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Wird man erwachsener, wenn irgendwann beide Elterteile nicht mehr sind?
Meine Ma hat mir so viel beigebracht für mein Leben, und das merke ich erst jetzt, wo sie nicht mehr ist. So viele Gemeinsamkeiten - in mir lebt sie weiter und ich bin dankbar, dass ich ihr Kind sein durfte.
Immer in meinem Herzen - jeder Atemzug gehört dir! :engel:

mia2 25.10.2010 16:16

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Die Welt dreht sich einfach weiter - egal, wie viele von uns sterben, ob wir Mutter, Vater, Kind, Partner...und wen auch immer oder was auch immer betrauern und beweinen, der Welt ist es einfach egal. Vielen anderen "Nächsten" genauso, denn jeder ist sich doch selbst der Nächste. Wir hören "wie geht es dir" und wissen doch, dass die Wahrheit keiner hören möchte, "du bist stark, du packst das schon" - ist nichts anderes als "fang jetzt bloß nicht zu heulen an, reiß dich zusammen" ... denn die Welt - jede eigene - dreht sich immer weiter, bis sie zum eigenen Stillstand kommt. Leben - Tod - am leben sein - tot sein ... was macht das für die Welt an sich schon aus? Nichts! In dem Moment des Schreibens sterben etliche, ob an Krankheiten, Hunger, Kriegen ... jeder verliert irgendjemanden - warum soll meine Trauer was Besonderes sein? Ist es nicht! Sie ist einfach nur subjektiv und tut deshalb weh. Schmerzt es wirklich oder baden wir einfach nur mit viel Schaum im Selbstmitleid? Ist Heulen nicht einfacher als sich zusammenzureißen? Ist Lethargie nicht einfacher als aktiv sein?
Nichts ist Selbstverständlich - kein Morgen - kein Mittagessen - kein Schnee - kein toller Partner - keine anregende Diskussion - kein Regenbogen - kein tolles Buch - nichts. Das einzig Selbstverständliche ist der Tod, der eines Tages bei jedem von uns anklopfen wird und uns auf seine Reise mitnehmen wird. Was danach kommt? Nichts? Oder...? Wenn wir wissen würden, unser eigenes Leben geht seinem Ende zu - nicht erst in 30 Jahren - sondern vielleicht doch schneller als wir dachten - würden wir die Trauer nicht lieben, weil wir noch fühlen können?
Der Welt ist es egal - also warum nicht auch mir?!!

mia2 28.10.2010 09:37

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Sie sagten es mir, ich soll Urlaub nehmen - es würde langsam zu Ende gehen. Ich hab es nicht glauben können. Ihre letzten 2 Wochen war sie nur noch eine körperliche Hülle, die Töne von sich gab.
Ich kann diese Bilder nicht vergessen, nicht verdrängen.
Ich bin zynisch, makaber, überspitzt...rein äußerlich bin ich Rambo, innerlich ein Hauch von Selbst.

mia2 12.11.2010 17:24

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Einen Brief bekommen von der Hopizgruppe - zum gemeinsamen trauern. Es traf mich wie ein Blitzschlag! Ich will nicht daran erinnert werden, ich will nicht hören, dass sie nicht mehr ist. Für mich existiert diese schreckliche Wahrheit nicht. Sie ist da; nur muss ich mir jetzt keine Sorgen mehr machen, ob es ihr gut geht. Ja, das rede ich mir ein.
Und damit fahre ich auch gut. Also warum soll ich der Realität ins Auge blicken, wenn es doch nur schmerzt; dann lieber mit der eigenen Lüge leben.

Mein Engel :engel:
du bist nicht fern

mia2 20.11.2010 21:59

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Weihnachten naht - das 1. Fest ohne Sie.
Wie kann ich mich darauf freuen, wie? Das geht nicht. Am liebsten würde ich Weihnachten dieses Jahr ausfallen lassen, für mich - für die ganze Welt.
Bin ich neidisch auf das Glück der Anderen? Nein, ich freue mich mit Ihnen; zu wissen, es ist auch anders. Vielleicht sind es immer die ERSTEN Ereignisse, die so schwer sind, bis man sich daran gewöhnt? Ich hoffe es.

mia2 12.12.2010 14:26

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Jede Nacht stirbt sie mir immer wieder...die letzten Tage, die letzte Minute, der letzte Atemzug...immer wieder kommt es in den Träumen durch und ich kann nichts dagegen tun. Der Traum ist so realistisch, dass ich schreiend und weinend aufwache und das Gefühl nicht mehr loswerde.
Ich will so gern bei ihr sein, mich wieder so geborgen fühlen; und jetzt ist alles einfach weg. Keine Mama, tote Mama und ich lebe und bin doch so oft mit ihr tot.

Käte 14.12.2010 02:57

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Liebe Mia!

Die Träume und Gedanken sind mir sehr bekannt. Ich kenne ähnliche - sie rauben mir den Schlaf. Erst jetzt bin ich wieder aufgestanden, weil mir tausend Bilder durch den Kopf wandern.
Meine Mama starb am 13. August mit 54 Jahren. Sie hatte Eierstockkrebs. Vier Jahre lang hat sie gekämpft, ist gefallen und wieder aufgestanden, hat die Hoffnung nie verloren.
Die letzten neun Wochen vor ihrem Tod verfiel sie regelrecht. Sie wollte in kein Krankenhaus, erst recht in kein Hospiz. Da sie zu Hause war, konnten meine Familie und ich sie intensiv "begleiten", wir waren dabei als sie ihren letzten Atemzug tat. In diesen Wochen habe ich eine Tochter zur Welt gebracht.
Diese ganze Zeit war anstrengend und verwirrend und teilweise so unwirklich.

Jetzt ist da nur noch Leere. Nachts liege ich wach und glaube, ihre Angst zu spüren, die sie in den letzten Wochen vor der Ungewissheit und dem unumgänglichen bevorstehenden Tod gehabt haben muss.
Ich sehe ihre traurigen Augen, ihren abgemagerten Körper. In meinen Träumen lebt sie zwar, dennoch ist sie sterbenskrank.
Wann hört das auf???
Ich wünschte mir, ich könnte endlich schöne Träume von ihr haben!
Ich bekomme diese Bilder nicht mehr aus meinem Kopf!

Abgesehen davon, dass ich sie unendlich vermisse, tut sie mir immer noch wahnsinnig leid dafür, was sie alles ertragen musste.

Mia, ich kann gut nachempfinden, wie du dich fühlen musst. Und es tut mir sehr leid :pftroest:

mia2 26.12.2010 18:17

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Ich würde dir so gerne "Frohe Weihnachten" wünschen, ich würde dich so gerne anrufen und fragen "und was machst du gerade, wie ist das Wetter bei dir"... ich würde so gern mit dir schmusen wollen, ja ich als deine erwachsene Tochter...du fehlst, gestern - heute - immer. Das 1. Weihnachtsfest ohne dich...es ist nicht mehr dasselbe. Du bist gegangen, heim zu Pa. Ihr zwei habt jetzt euch...wen hab ich? Eltern sind unersetzbar, v.a. du meine liebe Mama; meine beste Freundin und Vertraute. Bitte komm zurück, lass meine Welt wieder bunt sein.

diana24 27.12.2010 13:27

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Mia,

ich habe letztes jahr meine mama verloren u.wenn ich jetzt daran denke steckt mir sofort wieder ein kloß im hals. Das leben ist so anders geworden, mein dad und mein bruder haben sich komplett abgekapselt. Weihnachten wollten alle ganz schnell wieder weg und ich saß allein da.
Auch deine träume kenne ich gut. Wenn ich wieder eine schwere phase habe, träume ich oft vom kh, ich sehe meine mama im bett liegen und sie sagt zu mir dass alles wieder gut wird, ich weiß aber eigentlich schon dass sie eingeschlafen ist... Eine mutter zu verlieren ist so unheimlich schlimm:pftroest:

Iso 27.12.2010 22:35

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Liebe Mia,
deine Geschichte ist irgendwie auch meine Geschichte. Ich habe am 16 Nov.2010 meine Mama zu ihrer letzten Reise "verabschiedet" - es ist unendlich schwer die Mutter zu verlieren. Nichts kann einen darauf vorbereiten. Sie kämpfte 20 Jahre mit Eierstockkrebs und war so unendlich stark. ALl diese Chemos, Bestrahlungen, Operationen, Amputationen. Es hörte nie auf und immer wieder hatte ich Angst vor dem Morgen. Irgendwann gab es dann kein Morgen mehr für sie - aber für mich. Jetzt lebe ich in einer Leere, einer Zwischenwelt. Sovieles trage ich in mir - sovieles fühle ich und oft rede ich mit ihr. Zu ihrem verschneiten Grab gehe ich - aber das ist nicht ihr Platz. Mein Herz, mein Dasein darin ist sie und da spüre ich sie. Trauer ist mein ständiger Begleiter und doch! Ich werde lernen müssen ohne sie meinen Weg zu beschreiten, so wie du auch. Weihnachten ohne sie - ohne Glanz und ihr Lachen - trotzdem haben wir ihren Tannenschmuck aufgehängt, ihr Lieblingsgebäck gebacken und viel von ihr erzählt. Ach Mia ja ich fühle vielleicht ähnlich wie du und es gibt einfach keine Antwort auf all das.

mia2 01.01.2011 11:41

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Ein neues Jahr - was es bringt? Wer weiß das schon. Ich glaube heute, dass es nur besser werden kann, aber wissen - nein, ich hoffe es. Ich möchte glücklich sein und das Leben so hinnehmen können, wie es ist. Tiefen gehören dazu, ja ich weiß. Der Tod gehört zum Leben. Manchmal ist der Verstand so klar, aber das Herz will nicht auf den Verstand hören. Eine Gradwanderung...wie ihr selber alle wisst.
Ich wünsche euch allen ein gutes Jahr, wo Erinnerungen an unsere Lieben ein Lächeln herbeizaubern und nicht schmerzen, denn wir können nichts verändern, sondern nur hinnehmen.

Petra8 02.01.2011 19:26

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Liebe Mia,

es gibt einen Spruch, der lautet: die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber
sie lehrt uns mit dem Schmerz zu leben.
Und so ist es auch, ich möchte dich fest drücken und dir Trost spenden.
Ich, 47, habe auch mit 26 meinen Papa verloren, mit 34 Jahren meine Mama und nun vor einem halben Jahr meine liebe Schwester, die nur 56 Jahre werden durfte. Sie hatte auch Ek und leider von der Prognose nur noch 10 Monate zu leben, trotz Op und Chemo.
Ihrer Tochter , 25 Jahre, geht es nach einem halben Jahr jetzt richtig schlecht, sie hat alles verdrängt, aber jetzt zur Weihnachtszeit kommt alles hoch. Ich möchte ihr so gerne helfen, aber man kann nur reden und für sie da sein. Die Mama kann ihr niemand ersetzen, wie man auch die Schwester nicht
ersetzen kann. Ich dachte, jetzt bin ich schon "so alt", habe das schon 2x erlebt und ich täte mich leichter das zu verarbeiten. Aber es ist nicht so, ich kann euch hier so gut verstehen.
An Silvester steht man fassungslos da, sieht die Raketen alle freuen sich und selbst ist man am Weinen.
Ich sage immer, wir müssen das Beste aus unserem Leben machen , dürfen nicht nur traurig sein, denn unsere Lieben hätten so gerne noch gelebt, und hätten sich gefreut bei uns bleiben zu können.
Ich kann nur sagen, es wird nicht mehr so , wie es einmal war, aber es wird leichter, wenn es auch eine Zeit dauert, und man ordnet sein Leben wieder,
denkt an die schönen Erlebnisse die man zusammen hatte,freut sich darüber in liebevoller Erinnerung.
Ich wünsche euch ein leichteres und gutes Jahr 2011
lG Petra8

mia2 24.02.2011 19:43

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Manchmal muss ich die Luft tief ausatmen, die Augen öffnen und bewußt an was anderes denken, weil die Bilder hochkommen. Manchmal sage ich auch zu ihr, sie soll das lassen und mich auf andere Weise besuchen. Dann ist es wieder vorbei und es geht weiter.
Komisch, wie verrückt man wird.

Shamo 25.02.2011 17:55

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Die Zeit kann zumindest bei mir nie alle Wunden heilen!

Christian

mia2 23.03.2011 17:40

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
warum bin ich wieder hier im Forum...??
wenn ich hier lese, schreibe - dann ist alles wieder so greifbar nah, der Zug in meine persönliche Hölle - das kostenlose Ticket für schlechte, schwarze Scheiß-Gefühle.
:twak:
Zusammenreißen und weiter...
Kein Heulen, keine schmerzhaften Erinnerungen aufkommen lassen...
So tun als ob...
Lächeln...Kopf hoch...Brust raus...
Wir haben alle keine Wahl...keiner von uns...
Egal wer, egal wo, kein warum, kein "hätte"...
Sie sind gestorben und sie bleiben tot...

mia2 01.05.2011 20:24

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
ich lache viel...
laut und schallend...
hier - dort - überall...
ich raste nicht...
bin viel unterwegs...
denke nicht viel nach...
agiere...reagiere...
rede mir das leben schön...
mache mir das leben schön...
so gut ich kann...
so gut man mich lässt...

du fehlst mir so...
nur in meinen träumen weine ich...

mia2 14.05.2011 13:16

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Jetzt ist es über ein Jahr her...seit ich dich das letzte Mal lebend sah, das letzte Mal berührte, dir den letzten Kuss gab, das letzte Mal über deinen Kopf strich...das letzte Mal, als ich noch eine Mama hatte. Es schmerzt. Muttertag ohne dich ist schwer. Ich hoffe, dir und Pa geht es jetzt gut auf der anderen Seite und ihr passt jetzt von oben auf eure Kleine auf.
Ich liebe euch, ihr fehlt mir.
Wir sehen uns wieder - ihr seid nicht weg, nur auf der anderen Seite :engel::engel:

hema61 14.05.2011 18:51

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Ich habe all eure Threads gelesen - Leben ohne Ma - und mit euch geweint. Meine Ma liegt derzeit auf der Intensiv. Sie bekam Ende Januar 2011 die Diagnose Darmkrebs, wurde Anfang Februar 2011 operiert, begann Anfang März 2011 Chemo und liegt nun seit 18.04. in der Klinik.
Sie wurde vergangene Woche verlegt und sofort operiert - Darm abgestorben - schwere Sepsis. Seit Donnerstag letzter Woche musste sie 4 OP`s durchstehen. Gestern wurde ihr der Tubus entfernt, so dass sie mit uns sprechen kann - sie möchte sterben - ist am Ende der Kraft.....
Meinen Mann habe ich durch einen Gehirntumor verloren, zurück blieben wir - meine Kinder und ich (damals 7 + 10 Jahre).
Jetzt in der Krankheit meiner Mutter durchlebe ich (50) dies alles noch einmal. Am vergangenen Donnerstag, bevor meine Mutter in den OP kam, hat sie mich noch einmal angerufen und sich von mir verabschiedet....... 250 km liegen zwischen uns und es ist für mich sehr schlimm, wenn ich sie zurücklassen muss, denn ich weiß nicht, ob es das letzte Mal ist, dass ich meine "kleine" Mum in den Arm nehmen konnte.
Sie hat sich aufgegeben....und ich muss lernen loszulassen.......

mia2 10.02.2012 17:42

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Hallo meine liebe,

lange bin ich hier fern geblieben, weil es schmerzt, weil mir hier bewusst wird, was passiert ist - ohne ist es leichter, nicht ständig daran zu denken...ungeschehen machen kann ich es nicht, aber ich kann versuchen, in deinem Sinne weiterzumachen...
Ich schaue nach oben und drücke dich in Gedanken!!!!
***
und doch...ich träume in letzter Zeit wieder viel von dir...das du krank bist, ich mir im Traum aber sage, dass du zumindest noch lebst...das es schlimmer wäre, wenn du tot wärst...wenn ich wach bin, heule ich, weil ich weiß, dass es nur ein Traum war und ich dich schon verloren haben...scheiße!

mia2 09.04.2012 18:58

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
Tot ist überhaupt nichts:
Ich glitt lediglich über in den nächsten Raum.
Ich bin ich, und ihr seid ihr.
Warum sollte ich aus dem Sinn sein,
nur weil ich aus dem Blick bin?
Was auch immer wir füreinander waren, sind wir auch jetzt noch.
Spielt, lächelt denkt an mich.
Leben bedeutet auch jetzt all das,
was es auch sonst bedeutet hat.
Es hat sich nichts verändert,
ich warte auf euch, irgendwo sehr nah bei euch.
Alles ist gut.

Annette von Droste-Hülshoff


und trotzdem kommen die Tränen...

mia2 08.09.2012 22:57

AW: Das Leben nach meiner Ma
 
war heute bei dir...
denke an meinen Verlust und es wieder kommen die Tränen...wie egoistisch von mir...was ist mein Verlust im Gegensatz zu deinem Leben...sorry.
aber es gibt auch schöne Momente
Du siehst sie von oben - ich weiß - sorry, für die Tränen.


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 19:53 Uhr.

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