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carla44 18.07.2011 09:27

Uns blieben ganze 17 Tage
 
Hallo,

vor genau 2 Wochen habe ich angefangen, im Angehörigen-Bereich unter "Schlimme Gewissheit - die Zeit läuft uns davon" von meinem Vati und seiner schweren Krebserkrankung zu berichten.

Gestern um 16.30 Uhr habe ich seine Augen für immer geschlossen. Er ist in meinen Armen friedlich und ruhig eingeschlafen.

Vor 17 Tagen hatte mir der Arzt, der meinen Vati im Pflegeheim betreute, die Wahrheit gesagt, dass mein Vati nur noch Wochen zu leben hat.
Letzten Montag habe ich den Arzt darauf angesprochen, dass ich denke, wir haben nur noch Tage und keine Wochen mehr Zeit. Das mußte er leider so bestätigen.

Am Samstag war mein Vati sehr unruhig. Mein Gefühl sagte mir, dass er nun auf dem letzten Weg ist. Er hat immer wieder versucht, sich bei mir und meinem Sohn festzuhalten. Ich war ganze 10 Stunden an seiner Seite, weil ich das Gefühl hatte, dass er mich da haben wollte.

Eine Stunde war ich ganz allein mit ihm. Ich konnte ihm da noch mal sagen, dass ich ihn sehr lieb habe, aber auch weiß, dass seine Zeit nun gekommen ist und ich ihn loslassen muss. Ich habe ihm gesagt, dass ich bis zum Schluss an seiner Seite sein werde, wenn ich merke, dass er das so möchte. Er hat immer wieder meine Hand gedrückt. Sagen konnte er nichts mehr.

Abends nach der Morphium-Tablette wurde er etwas ruhiger.

Am Sonntag hatten die Pflegerinnen sein Zimmer sehr liebvoll hergerichtet: eine Kerze brannte, kleine Engelsfiguren standen auf einem Seidentuch, ein paar Bücher und CDs lagen da, liebevoll dekoriert.

Mein Vati lag ruhig in seinem Bett, die Decke so, dass sie ihn nicht belastete.
Wir waren 2 Stunden mit dabei, als er seinen letzten Weg gegangen ist.

Mein Sohn und ich haben seine Hände gehalten, als er um 16.30 Uhr friedlich eingeschlafen ist. Ganz kurz vorher hat er noch einmal seinen Enkel kurz angelächelt und meine Hand ganz doll festgehalten.

Und dann war es plötzlich ganz still. Ruhe und Frieden waren in seinem Zimmer, nur unsere Tränen tropften aus seine Decke. Seine Hand hielt meine immer noch ganz fest.

Später fiel draußen ein leichter Regen, nur ein paar Minuten. Ich stand auf dem Balkon seines Zimmers. Der Regen war wie ein leichtes Streicheln meiner ausgestreckten Arme. Es fühlte sich gut an.

Ich weiß, dass ich in den letzten 17 Tagen alles richtig gemacht habe.
Wir konnten meinem Vati in der Zeit noch ein paar kleine Freuden bereiten: die Bilder an der Wand, seine neue Uhr, seine Enkel, die ihn noch besucht haben.
Trotzdem fühlt es sich falsch an.
Falsch, dass er so schnell gehen mußte,
falsch, dass ich nicht mehr in das Heim zu ihm fahren kann,
dass ich nichts mehr für ihn tun kann.
Und draußen Kinder spielen und lachen.

Ich kann meinen Schmerz gar nicht in Worte fassen. Es waren nur 17 Tage, in denen wir die Gewissheit hatten, dass seine Zeit hier zu Ende geht.
17 Tage, die mir wie eine Ewigkeit vorkommen und doch viel zu kurz waren.

Mein lieber Vati. Ich weiß, dass Du nun keine Schmerzen mehr hast und von Deinem Leid erlöst bist.
Aber ich vermisse Dich so sehr, dass es mir fast das Herz zerreißt und ich überhaupt nicht weiß, wohin ich mit all diesen Gefühlen soll. Ich kann fast nichts mehr sagen, weil mir die Tränen die Stimme ersticken.

Deshalb schreibe ich hier und ich werde Dich nie vergessen.

Carla

Sammarly 18.07.2011 10:45

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Hallo liebe Carla,

es tut mir leid, dass du deinen Vati gehen lassen mußtest, aus jeder deiner Zeilen spricht eine so große Traurigkeit und Liebe ... es ist schlimm, dass so etwas passieren muss... und man so hilflos zurückbleiben muss und es ist immer zu früh, egal, wie alt ein Mensch auch war.

Bei mir ist es heute auf den Tag genau 4 Monate her (ich schrieb seit 7/2010 im Lymphdrüsenkrebsforum), am Freitag waren es 17 Wochen, nicht 17 Tage wie bei dir und doch ist es so, als wäre es gestern erst passiert.... . Meine Mama fehlt mir so sehr, ich denke jeden Tag an sie und ich wünschte, ich hätte sie auf ihrem letzten Weg begleiten können, aber leider war das nicht möglich.... Wir wußten 9 Tage lang, dass sie gehen wird, dass sie nicht mehr gesund werden wird, wir hatten so gehofft, dass sie es noch nach Hause schafft und wir bei ihr sein können (meine Mama ist in der Reha gestorben).

Sie hinterlassen einfach so große Lücken, dass es unmöglich ist, diese zu füllen, ich fühle mich auch nach 4 Monaten unmächtig und fassungslos. Manchmal rede ich mir ein, dass wir sie am Wochenende in der Reha besuchen, dass das alles gar nicht wahr ist und ich irgendwann aus dem Alptraum aufwachen kann....

So, wie du dich liest, bist du im Reinen mit dir und deinem Vati, dass ist eine ganze Menge, wenn man nicht das Gefühl haben muss, irgendetwas ist ungesagt oder wurde nicht getan.
Ich bin mir sicher, er war sehr froh, dass du ihn nicht alleine gelassen hast und du bei ihm warst.... und er weiß ganz sicher, wie sehr du ihn geliebt hast

Ich wünsch dir alles Liebe
Heike

Jaecky 18.07.2011 13:37

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe liebe Carla,

es tut mir ganz ganz doll leid. Ich weine mit Dir :cry:und nehm Dich fest in den Arm. :pftroest::pftroest:

Aber es íst schön, dass Du bis zur letzten Minute bei ihm warst. Das hat ihm bestimmt sehr viel bedeutet. Auch das du die ganzen wunderschönen Dinge für ihn gemacht hast (die Uhr, die Bilder) ist sehr schön und hat ihn glücklich gemacht.

Du hast Deinen Papa unendlich geliebt und mit dem Bewusstsein ist er eingeschlafen.

Ich weiss, meine Worte können Deinen Schmerz nicht lindern aber ich hoffe, sie können Dir ein wenig Trost spenden.

Ganz liebe Grüße
Jäcky

tatjana2208 18.07.2011 14:52

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
mein aufrichtiges beileid:cry:

carla44 18.07.2011 15:18

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Heike, Jäcky und Tatjana,

vielen lieben Dank für Eure liebe Anteilnahme.

Ja, im Reinen bin ich mit meinem Vati. Ich hatte immerhin das Glück, ihm noch alles sagen zu können, was mir wichtig war. Ich habe auch seine Reaktionen gesehen und gespürt, wenn er meine Hand gedrückt hat, dass er mich immer verstanden hat.
Und, ich konnte ihm noch viele kleine Wünsche erfüllen. Bis zu seiner letzten Minute sogar, als er meine Hand so festhielt und mir damit gezeigt hat, dass er mich in diesem Moment bei sich haben will.

Vorhin war ich mit meinem Mann im Heim. Wir haben Vati's Sachen abgeholt. Hätte zwar auch ein paar Tage Zeit gehabt, aber der Weg dahin wäre dann auch nicht leichter geworden.

Sein Zimmer sah noch so aus wie gestern abend, als wir es verlassen haben. Nur er war eben nicht mehr da.
Sogar die Wechseldruck-Matraze lief noch...

Es ist schwer, alle seine Sachen einzupacken und zu wissen, dass er sie niemals mehr anziehen wird.
Ich habe sogar noch ein Shirt von ihm hier zu Hause in meiner Wäsche, weil ich seine Sachen immer mit gewaschen habe, so lange er im Heim war.
Er hatte dieses Shirt am Samstag noch an, es riecht noch so lebendig nach ihm.
Ich kann es einfach nicht fassen, dass er nicht mehr da ist.

Wo soll ich nur mit all diesen Gefühlen hin?
Eigentlich wäre ich jetzt schon bei ihm im Heim. Gestern um diese Zeit war er noch da.....

Carla

Alpenveilchen 18.07.2011 16:22

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Carla,

auch ich möchte Dich hier in Deinem neuen Thread besuchen. Lass Dir Zeit mit allen Gefühlen. Alles hat seine Zeit. Du brauchst jetzt nichts zu überstürzen. Lass Dir Zeit.

Du hast Deinem Vater so viel Zeit gegeben, alles liegen gelassen, um für ihn und nur für ihn dazu sein. Dann kannst Du Dir jetzt auch Zeit für Dich geben. Gib Dir Zeit für alle Gefühle.

Ganz, ganz liebe Grüsse
vom Alpenveilchen

success 18.07.2011 17:41

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Carla,

genau, lass es zu. Ich habe anfangs geweint wie sonst was. Tat sehr gut. Mittlerweile wird es besser. Klar, es wird immer etwas fehlen, aber das Leben geht weiter. Du packst das!! Und ich glaube man muss sich immer eins vor Augen halten (also, so mache ich es): Das Leiden hat ein Ende. Machen hätte man nichts mehr können. Du warst aber bis zum Ende immer dort. Das ist das Wichtigste!

Tiina 18.07.2011 18:39

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Carla,
mein tiefes Beileid!

Du hast Dich so lieb um Deinen Vati gekümmert, ihm noch so viele schöne Augenblicke geschenkt, das ist so wertvoll! Und ich bin sicher, dass es eine ungeheuer große Hilfe für Deinen Vati war, dass Du bei ihm warst, er Deine Hand halten konnte.

Trotzdem tut es so weh...
Alles Liebe,:pftroest:
Anja

monika100 18.07.2011 19:28

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Carla,

mein aufrichtiges Beileid, es gibt nichts was dich trösten kann.
Ich weiss das aus eigener Erfahrung.
Aber es wird die Zeit kommen, wo du stolz auf dich bist, dass du diesen Weg mit deinem Vater gemeinsam gegangen bist und immer für ihn da warst - und das kannst du auch sein!!

Wünsch dir viel Kraft.

LG Monika

carla44 18.07.2011 21:14

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Hallo Ihr alle, die mir hier direkt schreiben oder auch per PN.

Vielen lieben Dank für Eure große Anteilnahme. Es ist schön, dass so viele von Euch mitfühlen und so liebe Worte finden.

Vorhin konnte ich mit einer Freundin länger über das Geschehene der letzten Tage reden. Das tat auch sehr gut. Aber hier schreiben ist doch einfacher.

Ich glaube auch, dass ich das noch gar nicht richtig realisiert habe, dass er wirklich nicht mehr hier ist. Vorhin, als ich los bin, um meine Pferde zu versorgen, fühlte sich das falsch an. Die letzten Tage war ich um die Zeit immer im Heim bei meinem Vati.

Als ich wieder auf dem Heimweg war, hatte ich plötzlich das Bild vor Augen, wie er gestern in den letzten Sekunden seines Lebens aussah und wie ich ihm die Augen zugemacht habe. Mein Kopf sagt, er ist nicht mehr hier. Aber mein Gefühl schreit: ich will ihn doch einfach nur wieder in den Arm nehmen können. Gestern ging das doch auch noch.

Ich war 17 Tage für ihn stark und nun kann ich einfach nicht mehr. Keine Kraft mehr, es macht alles irgendwie keinen Sinn mehr und ich kann es kaum aushalten, so weh tut es.
Zeit hat irgendwie keine Bedeutung mehr.

Carla

Rheingoldcat 18.07.2011 21:33

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Carla,

ja jetzt kommt die Zeit, wo du merkst wie dich die Kraft verlässt.

Du hast die letzte Zeit , soviel kraft für deinen Vati gehabt. Ihm die letzten Tage so viel liebe gegeben. Diese Erinnerungen können Dir in der schweren Zeit etwas helfen.
Es ist so verständlich, dass Du jetzt den Einbruch hast.
Passe auf dich auf, den auch die kommende Zeit wird nicht einfach für dich.

Ich schicke Dir sehr viel Kraft und bin im Gedanken bei Dir.

Lieben Gruß
Sabine

carla44 18.07.2011 21:46

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Sabine,

ich danke Dir. Du schreibst schon so lange bei mir und es sind immer so liebe Worte.

Schon als ich gestern abend dann endlich zu Hause war, merkte ich, wie viel Kraft mich das in den letzten Tagen wirklich gekostet hat. Ich war sooo müde und konnte doch nicht schlafen. Ich dachte auch einen Moment lang, dass ich das nicht mehr länger geschafft hätte. Aber ich weiß, dass ich auf jeden Fall durchgehalten hätte.

Ich bin schon wieder so müde und wenn ich jetzt ins Bett gehe, kann ich eh wieder nicht schlafen.

Carla

Rheingoldcat 18.07.2011 21:53

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Carla,

ich wünsche Dir, das Du einen sehr tiefen Schlaf findest mit guten Träumen.

Ich schreibe dir gerne, ich bin voll der Bewunderung wie Du alles meisterst.

Ich wünsche Dir auch so, dass Du keine Probleme mehr mit der Familie bekommst.

Den Wunsch deines Vati erfüllen kannst.

Schlaf gut

lieben Gruß
Sabine

carla44 18.07.2011 22:03

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Sabine,

ich habe beschlossen, dass ich keinen Kampf gegen den Rest der Familie wegen der Beisetzung führen werde. Dafür reicht meine Kraft nicht mehr aus. Ich war für meinen Vati da, als er mich am meisten brauchte auf seinem letzten Weg.

Ich konnte ihn nicht mehr selber dazu fragen, ob die jetzt geplante Beisetzung für ihn so in Ordnung wäre.
Vielleicht ist das ja auch so. Ich weiß es nicht.

Ich habe diesen Streit jedenfalls von ihm ferngehalten. Sonst wäre er bestimmt nicht so ruhig und friedlich eingeschlafen.

Wahrscheinlich wird die Beisetzung am Freitag sein.
Danach werde ich dem Rest der Familie für lange Zeit den Rücken kehren.

Carla

Rheingoldcat 18.07.2011 22:19

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Carla,

das ist gut so, den mit diesem Kampf würdest du noch mehr leiden.
Das leid das dich gerade begleitet ist schon schlimm genug.

Ich bin fest davon überzeugt, das unsere lieben uns auch danach noch begleiten.
Dein Vati, würde dem genau so zustimmen. Den er würde gewiss nicht wollen, das dich damit kaputt machst.

Ich werde am Freitag auf jeden Fall im Gedanken bei Dir sein.
Ich hoffe das hilft dir etwas.

Gute Nacht wünscht Dir
Sabine

babsi53 18.07.2011 22:33

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Carla,

erstmal mein tiefes Mitgefühl, zu Deinem schweren verlust,
und danke für deine tröstenden Worte.

Es ist so schwer den geliebten Menschen gehen zu lassen und der Schmerz sitzt tief, ich finde es wunderbar, wie sehr du dich um Deinen Vater gekümmert hast und ich denke dadurch konnte er in Frieden gehen.
In stiller Umarmung


Babsi

Beab 19.07.2011 00:37

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Ich habe still mitgelesen. Meinen vater hab ich fast ein jahr gepflegt, er hatte einen Hirntumor. der konnte entfernt werden. dann war er auf dem weg der besserung - und bekam Peniskrebs.

dann erlitt er plötzlich einen Herzinfarkt, in der klinik, und starb. wurde reanimiert, lag im künstl. koma, dank patientenverfügung ließen sie ihn gehen. keine hirnfunktion mehr.

er hatte auch große angst vor dem Peniskrebs. Ich habe mir vorgenommen mich für meinen vater zu freuen. darüber froh zu sein, dass er das nicht mehr erleiden musste.
sicher fehlt er mir. er war immer alles für mich. trotzdem weiß ich, dass er das nicht mehr ertragen wollte.

vielleicht kannst du das auch ein wenig so sehen?

Mein herzliches beileid. und dein vater kann stolz auf dich sein.

bea

carla44 19.07.2011 08:24

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Bea,
vielen Dank für Deine Anteilnahme.

Dass Du Deinen Vater ein Jahr lang gepflegt hast, davor habe ich den größten Respekt. Diese Belastung kann ich mir gar nicht vorstellen. Bei mir waren es ja nur diese letzten Tage hier im Heim un d vorher die Besuche in der Klinik.
Und mir kommen diese 17 Tage schon vor wie Wochen oder Monate.

Mein Vater hatte zum Glück auch eine Patientenverfügung. Weitere Maßnahmen hätten jetzt nicht mehr durchgeführt werden dürfen. Das ist auch gut und richtig so. Damit ist unseren beiden Vätern sicher viel weiteres Leiden erspart worden.
Und wir als Angehörige hätten daneben sitzen müssen und können dann doch nichts ändern.

Es ist so schon schwer genug.

Es tut mir sehr leid, dass Du auch Deine Stiefmutter noch verloren hast.
Ich schicke Dir eine stille Umarmung.

Carla

Jaecky 19.07.2011 13:45

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Carla,

ich denke, es ist richtig, dass du dir den Kampf mit deiner Familie nicht auchnoch aufbürdest. Das würde dich wahrscheinlich noch so viel Kraft kosten, die du ja schon gar nicht mehr hast. Das hätte dein Papa bestimmt nicht gewollt, das du dich da noch selber kaputt machst.

Es ist schön, dass du Menschen an Deiner Seite, die dir zuhören und Trost spenden so wie deiner Freundin. Aber du hast auch recht, hier zu schreiben fällt mir auch leichter. Ich finde, wenn man es ausspricht ist es so wirklich und wahr und wenn man es schreibt irgendwie nicht. Ich weiss ich bin ein bisschen doof, aber ich empfinde das so.

Ich wünsche Dir noch die Kraft für Freitag, dann kannst auch du hoffentlich zur Ruhe kommen.

Fühl dich umarmt. :pftroest:

Alles Liebe Jäcky

carla44 19.07.2011 21:59

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Jäcky,

den Kampf mit meiner Familie, das war jetzt fast aussichtslos. Ich hätte über Anwälte oder einen Notar gehen müssen mit sehr fraglichem Ausgang.

Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die man nicht (mehr) ändern kann...

Es fühlt sich immer noch alles richtig an, was ich in den letzten Tagen für meinen Vati machen konnte und wie er so friedlich eingeschlafen ist.
Ich habe heute noch mal mit meinem Sohn gesprochen, der in den letzten Momenten mit im Zimmer war, als mein Vati eingschlafen ist. Er hat auch diese Ruhe und den Frieden in diesen Sekunden wahr genommen.

Aber ihm gehen natürlich auch die Bilder der letzten Sekunden nicht aus dem Kopf. Genau wie bei mir. Ich sehe das immer wieder vor mir.

Ich habe mich auch entschieden, die Uhr, die wir meinem Vati noch am Freitag gegeben haben, zu behalten und zu seiner Beisetzung zu tragen.
Theoretisch könnten wir die Uhr sogar noch zurück schicken, weil die 2 Wochen ja noch nicht um sind. Aber kann ich das? Nein. Dann würde irgendwann ein Fremder die Uhr tragen, die mein Vati an seinen letzten beiden Tagen um hatte. Das geht für mich vom Gefühl her gar nicht. verstehst Du das?

Heute war der Schmerz nicht ganz so groß. Irgendwie fühle ich mich recht leer. Ich konnte sogar über alles reden, als ich von Freunden darauf angesprochen wurde. Ohne große Tränenausbrüche, irgendwie als wenn ich gar nicht daran beteiligt war, sondern es nur als Außenstehender gesehen hätte.

Dafür habe ich mir heute mal was gegönnt. Wollte ich schon lange gemacht haben. Mal in aller Ruhe zum Friseur gehen. Alles mal richtig schön in Ruhe machen lassen, neuer Schnitt, neue Farbe.

Das tat mir richtig gut.

Carla

MavoLiMa 19.07.2011 22:17

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Zitat:

Zitat von carla44 (Beitrag 1047453)
Heute war der Schmerz nicht ganz so groß. Irgendwie fühle ich mich recht leer. Ich konnte sogar über alles reden, als ich von Freunden darauf angesprochen wurde. Ohne große Tränenausbrüche, irgendwie als wenn ich gar nicht daran beteiligt war, sondern es nur als Außenstehender gesehen hätte.

Dafür habe ich mir heute mal was gegönnt. Wollte ich schon lange gemacht haben. Mal in aller Ruhe zum Friseur gehen. Alles mal richtig schön in Ruhe machen lassen, neuer Schnitt, neue Farbe.

Das tat mir richtig gut.

Carla

mein beileid! es sieht aus, als hättest du alles richtig gemacht. ich würde die uhr auf jeden fall behalten! das wird eine riesen erinnerung sein!

genau so geht es mir auch. meine mama ist ja vor 12 tagen eingeschlafen, nach 14 monaten...
ich kann meistens auch ganz normal drüber reden, als sei ich nicht beteiligt. ich finde es irgendwie erschreckend. aber es scheint normal! für andere sieht es dann vielleicht kalt aus, aber es geht nicht anders. es kommt wie es kommt, denke ich.

schön, dass du beim friseur warst (muss ich auch mal wieder)

ganz liebe grüße
annika

carla44 19.07.2011 22:29

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Annika,
vielen Dank.

Es tut mir sehr leid, dass Du Deine Mama auch gerade erst verloren hast. Ich umarme Dich mal ganz fest.

14 Monate mit dieser Gewissheit zu leben, das stelle ich mir sehr schwer vor. Bei uns war es nur eine kurze Zeit und ich hatte schon oft das Gefühl, es nicht länger zu schaffen. Aber ich weiß, dass ich durchgehalten hätte. Keine Ahnung, wo die Kräfte immer wieder herkommen.

Irgendwie ist das alles so unreal. Manchmal denke ich, das passiert doch nicht wirklich, es ist nur ein böser Traum.
Vielleicht begreife ich es irgendwann, dass ich aus diesem Alptraum nicht aufwachen werde, sondern dass mein lieber Vati nicht mehr hier ist.

In den letzten Tagen hat Zeit einfach keine Rolle mehr gespielt. Ich habe kaum auf die Uhr gesehen, wenn ich bei ihm im Heim war.
Jetzt erwische ich mich dauernd dabei, auf die Uhr zu schauen. Die Zeit vergeht so langsam plötzlich.

Carla

Rheingoldcat 19.07.2011 22:35

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Caral,

ja die
Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die man nicht ändern kann..., das ist eines der schwersten Aufgaben.
Denn die Dinge Ändern die man Ändern kann ist meist zu meistern.
Die Weisheit, dass eine von anderen zu unterscheiden gestaltet sich manchmal etwas schwieriger.

Aber Du machst alles so gut, dein Vater wäre jetzt sehr stolz auf dich. Er würde auch nicht wollen, dass Du deine Kraft für diese Dinge gibst.

Diese Ruhe und sich was gutes tun ist jetzt für dich sehr sehr wichtig. Versuche so viel wie möglich für dich zu tun.

Ich wünsche Dir eine Gute Nacht
Lieben Gruß
Sabine

carla44 19.07.2011 23:01

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Danke, liebe Sabine,

ich habe nur so ein bißchen Bammel, dass mich heute abend im Bett noch das große heulende Elend überkommt, weil es mir eigentlich zu gut ging heute und ich dieser innerlichen Ruhe so gar nicht traue.

Ist das nicht blöd? Die letzten Tage hatte ich einfach keine Zeit, auf mich selber zu achten. Und nun, wo ich alle Zeit der Welt habe, traue ich mich nicht mal, meinen momentan doch sehr ruhigen Gefühlen zu glauben.

Ich habe heute auch festgestellt, dass ich mit meiner Mutter so gar nicht wirklich mitfühlen kann. Wenn wir telefonieren nicht und wenn ich sie sehe irgendwie auch nicht. Sie tut mir schon leid. Aber ihre Art, mit Vati umzugehen besonders in seinen letzten Tagen und jetzt schon wieder das Gejammer, dass sie ja nie übrig bleiben wollte.

Ja, sie hat ihren Mann verloren. Aber sie lebt und ist gesund.
Ist schon so, wie ich immer vermutet habe. Die beiden hatten sich zwar schon lange nicht mehr viel zu sagen, aber ohne den Anderen, das geht dann auch nicht.
Im Moment bin ich aber nicht bereit, ihr weiterhin alles abzunehmen, wie in den letzten Tagen. Mal sehen, wie das noch weiter geht.

Carla

Rheingoldcat 19.07.2011 23:23

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Carla,

es werden bestimmt noch sehr viele Momente geben, wo deine Trauer dich wider überfällt.Also lass es ruhig zu, alle Gefühle und Empfindungen sind richtig.

Ich kann sehr gut verstehen, nach dem was alles in der letzten Zeit passiert ist, dass Du so für für deine Mutter empfindest.
Aber gehe nicht zu hart mit Ihr ins Gericht, man weiß nie warum jemand so handelt.
Ihr alles abnehmen, dass würde ich auch nicht. Den sie ist für sich selbst verantwortlich.

Ich habe Heute einen fürchterlichen Tag, aber es tut mir gut, hier zu lesen und auch vielleicht etwas Trost und Unterstützung zu bringen.

Bis bald

Sabine

Jaecky 20.07.2011 14:48

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Carla,

ich hoffe, du bist ein bisschen zur Ruhe gekommen bist und konntest gestern mal ein wenig schlafen. Ich wünsch es dir. :pftroest:

es ist gut für dich, den Kampf mit deiner Familie nicht auch noch aufzunehmen. Ich denke du machst das richtig.

Auch das du die Uhr behälst find ich toll. Würde ich genauso machen, ich würd sie auch nicht zurück schicken. Sie hat, obwohl er sie nur kurz tragen konnte, einen großen Wert für dich. Und das du sie tragen möchtest finde ich auch super. Ich würde das alles nicht anders machen.

Das du beim Friseur warst, ist echt schön. Man sagt immer, Menschen gehen in einen neuen Lebensabschnitt, wenn sie ihren Typ verändern. Vielleicht ist das der erste Schritt in der Hinsicht, das du anfängst es zu akzeptieren. Du musst auch einfach mal an dich selber denken und dir ein wenig Zeit für dich nehmen. Ich hab mir gestern auch die Haare machen lassen. Was fürn Zufall.

Ich drück dich :pftroest:

Liebe Grüße Jäcky

carla44 21.07.2011 08:45

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Jäcky,

mit dem Friseur das wollte ich schon lange mal machen. Aber diese Zeit hätte ich dann nicht für meinen Vati da sein können. Und das war einfach wichtiger, jede freie Minute bei ihm zu verbringen.
Schön, dass Du Dir das auch mal gegönnt hast. Wenn man sich schon nicht gut fühlt, muss es ja nicht gleich jeder sehen, oder?

Ich habe nun auch noch die ganze nächste Woche frei. Eigentlich bin ich ja im Urlaub. Zum Glück. Sonst hätte ich auch nicht so viel Zeit für Vati gehabt.
Gestern, als ich das im Büro soweit geregelt habe, traf ich natürlich jede Menge Kollegen. Alle haben sehr großen Anteil daran genommen. Das tut schon sehr gut.

Auf dem Weg nach Hause muss ich immer durch die Straße fahren, wo auch das Heim in einer Nebenstraße ist. Das sind die ganz schlimmen Momente. Ich möchte dorthin abbiegen, einfach durch die Gänge in sein Zimmer gehen und ihn in den Arm nehmen. Und das geht einfach nicht mehr...
Es ist noch nicht in mir drin, dass er gar nicht mehr da ist. Es fühlt sich eher an, als ob er nur mal für eine Weile weg ist und dann doch wieder kommen wird.
Oder ich einfach in mein Auto steigen und zu meinen Eltern in die Nachbarstadt fahren kann.

Ich sehe in der Erinnerung oft die letzten Minuten vor mir. Dafür fehlen mir viele Erlebnisse der letzten Woche mit ihm. Ich weiß manchmal gar nicht, was wir da alles noch gemacht haben.

Vielleicht waren die letzten 2 Stunden mit meinem Vati neben der Geburt meiner Kinder die wichtigsten Momente in meinem Leben.

Oh Mann, ich möchte das alles irgendwie begreifen, die Zeit anhalten, ihn festhalten.

Morgen um 13.00 Uhr wird die Beisetzung sein. Ich weiß noch gar nicht, wie ich das überstehen soll.

Carla

Rheingoldcat 21.07.2011 09:51

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Carla,

ich werde Morgen im Gedanken bei Dir sein. Es wird noch mal ein schwerer Tag.

Die letzten Tag mit den lieben Menschen sind sehr wichtig, es ist für dich schön das Du dies Erinnerungen hast.

Danke auch für die lieben Worte in meinem Thrade. Kann Heute nicht die richtigen Worte finden.
Ja die liebe die uns verbunden hat war etwas ganz besonderes.

Es ist eine gute Erinnerung für uns die zurück bleiben, dass der Liebe im Bewusstsein gegangen ist das er sehr geliebt wurde.

Lieben Gruß
Sabine

Jaecky 21.07.2011 12:54

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Carla,

Es ist doch normal, dass du es alles noch nicht realisiert hast. Ich denke, dass kommt morgen wenn die Beerdigung ist. Ich werde ganz doll an Dich denken und Dir Kraft schicken! :pftroest:

Ich find es richtig, das Du deiner Mama nicht alles abnimmst. Als sie die Entscheidung mit der Beerdigung traf, hat sie Dich doch auch nicht um Hilfe gebeten. Aber sei nicht zu streng mit ihr. Jeder trauert anders. Wenn sie sich so verhält, heisst das nicht dass sie Deinen Paps nicht geliebt hat. Ich kenn Deine Mama nicht, aber ich schätze das so ein.

Wird denn Dein Bruder von seiner Auslandsreise heim kommen und morgen dabei sein?

Ich glaube Dir und kann dich gut verstehen, wenn du die Zeit einfach zurück drehen möchtest und ihn einfach in die Arme nehmen möchtest. Du hast ihn ja schließlich ganz doll lieb gehabt.

Ich drück dich mal ganz doll :pftroest:

Liebe Grüße Jäcky

Liebe Tanja!

Bisher hast Du ja immer von Deiner Freundin geschrieben. Aber es gibt auch bei Dir noch mehr Leid. Ich möchte Dir sagen, das es mir ganz doll leid tut.

Ich umarme Dich still :pftroest:
Jäcky

carla44 21.07.2011 13:54

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Tanja,

Du brauchst Dich nicht entschuldigen. Ganz bestimmt nicht. Ich weiß, dass Du selber sehr viel um die Ohren hast und ich danke Dir für Deine lieben Worte.

Ich habe in Deiner Signatur gelesen, welche großen Verluste Du schon erlitten hast. Das tut mir sehr leid. Ich wünsche Dir viel Kraft weiterhin.


Liebe Jäcky,

ja mein Bruder ist morgen mit dabei. Er wurde ja am Sonntag abend informiert, dass unser Vati gestorben ist und konnte seinen Chef noch erreichen. Diese Woche ist er komplett hier und wohnt bei meiner Mutter.
Montag abend wäre er sonst nach Asien unterwegs gewesen. Da hätten wir ihn über viele Stunden gar nicht erreichen können.
Außerdem wäre ein Rückflug wohl auch nicht so schnell gegangen.

Insofern war das Timing für ihn noch perfekt.
Allerdings wollte er unseren Vati eigentlich noch mal sehen. Aber das wußte ich nicht. Das Beerdigungsinstitut hatte ihn ja schon Sonntag abend aus dem Heim abgeholt.
Mein Bruder ist wohl die halbe Nacht durchgefahren, konnte eben auch nicht schlafen und war dann morgens im Heim. Aber da war Vatis Zimmer schon abgeschlossen.

Leider kann mein ältester Sohn morgen nicht dabei sein. Er hat eine wichtige Prüfung in seinem Studium. Aber auch er wird in Gedanken hier sein und konnte sich zum Glück am Sonntag ja persönlich bei seinem Opa verabschieden.

Wird ein schwerer Gang morgen. Möchte jetzt eigentlich noch gar nicht daran denken, aber ich weiß, dass morgen einfach kommen wird und ich da durch muss.

Carla

Jaecky 21.07.2011 14:04

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Caral,

ich würde dir gern die Angst vor morgen ein wenig nehmen, aber das kann ich nicht. Es ist schlimm, es ist so endgültig. Aber vielleicht kommst Du dann endlich ein wenig zur Ruhe. Und dir bleiben die vielen schönen Erinnerungen mit ihm und wie sehr er sich über deine kleinen Geschenke gefreut hat und wie sehr er dich geliebt hat und du ihn.

Das dein Bruder nocheinmal zu ihm wollte, konntest du ja nicht wissen. Also mach dir da keine Gedanken. Er hätte einfach was sagen müssen.

Das dein Sohn nicht dabei sein kann ist für ihn bestimmt nicht leicht. Sich in diesem Moment auf eine Prüfung zu kenzentrieren ist wahrscheinlich ganz schön schwer. Ich drück ihm die Daumen, unberkannter weise.

Ich wünsch dir ganz viel Kraft und umarme dich :pftroest:

Liebe Grüße
Jäcky

Sammarly 21.07.2011 14:09

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Carla,

das wird morgen ganz sicher nochmal ein schlimmer Moment für euch werden, aber auch ich möchte dir sagen, dass ich morgen ganz fest an dich denken werde.

Liebe Grüße und alles Gute
Heike

Zeit anhalten und zurückdrehen, ja, das wünsche ich mir auch sehr oft ....

success 21.07.2011 17:09

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Carla,

ich werde morgen auch an Dich denken. Das schaffst Du! Die Beisetzung meines Vaters war heute. Ich habe es mir schlimmer vorgestellt. Na gut, wir hatten auch keine heulenden Verwandte und Freunde drumherum. Es wurde ganz klein gemacht, so wie er es gewünscht hat.

Bekommt Dein Pa nun eigentlich die gewünschte Beerdigung. Wenn nicht, mach Dir keinen Kopf. Mir ist heute was klar geworden. Im Nachhinein sind die Trauernden auch seh wichtig. Mein Pa liegt jetzt auf einem kleinen Dorffriedhof und ist anonym beigesetzt. Die Rasenfläche ist so klein und das Grab vor einer nicht anonymen Urnengrabstelle. So finden wir es auf jeden Fall wieder. Meine Ma fragte heute, ob wir nicht doch noch eine Granitplatte drauf machen können. Es ist wohl wichtig für sie, damit sie noch mal Blumen hinlegen kann und so. Das ist sogar auch möglich im Nachhinein und wir sind am überlegen. Ich weiß, es war nie sein Wunsch, aber meine Ma ist jetzt auch wichtig und ich auch. Und die Beisetzung war ja anonym, so wie auch ohne große Trauerfeier.

Viel Kraft für Morgen!

success

monika100 21.07.2011 20:53

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Lieb Carla,

werde morgen an dich denken...

LG Monika

MavoLiMa 21.07.2011 21:35

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
liebe carla,

meine mama wurde letzten freitag beigesetzt. wir wissen wohl alle hier wie schwer dieser gang ist! ich wünsche dir ganz viel kraft für morgen!

ich kann nur sagen, dass es mir vorher auch ging wie dir. die zeit rast an einem vorbei. alles passiert einfach nur, aber man nimmt vieles nicht wahr.
ich dachte noch auf dem weg zur kapelle "och, geht ja noch". keine zwei sekunden später hab ich geheult wie ein schloßhund :( auch die trauerfeier war natürlich traurig. mir hat das singen unheimlich geholfen.

alles liebe, nehmt abschied!
annika

carla44 21.07.2011 21:50

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Ich kann gerade nicht mehr klar denken.

Nach Vatis Tod kamen mir diese 17 letzten Tage wie Wochen vor, weil jeden Tag so viel passiert ist. Jetzt kann ich mich fast an nichts erinnern. Als wenn das alles ausgelöscht ist.

Vielleicht ist das eine Art Selbstschutz, weil der Schmerz kaum auszuhalten ist. Aber dadurch eben auch der Rest der Erlebnisse gleich mit unterdrückt wird. So auf die Art: was nicht da ist, hat es auch nicht gegeben, versteht ihr?

Es ist für mich immer noch unbegreiflich, dass ich ganz ruhig und still daneben gesessen habe, als ein Mensch gestorben ist. Ich habe es einfach so geschehen lassen.
Mein Verstand sagt mir, dass das genau so richtig war, weil es eben keine Hoffnung mehr gab und mein Vati mich an seiner Seite haben wollte. Aber ich komme mit den Gefühlen im Moment einfach nicht klar.

Einen Menschen einfach sterben lassen, nicht Erlösung, nicht seinen Weg gehen lassen. So fühlt sich das gerade in mir an. Ich habe in dem Moment nichts getan, damit er hier weiterleben kann.

Vielleicht finde ich morgen die Ruhe und Kraft wieder, wenn die Beisetzung vorbei ist. Wenn ich dann endlich begriffen habe, dass dort mein Vati zu Grabe getragen wurde. Es fühlt sich alles sehr verwirrend und fremd an.

Carla

success 21.07.2011 22:07

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Carla,

mir ging es auch nicht anders. Als er starb habe ich nur geweint und dann war mir plötzlich anders zu Mute. Vor einigen Tagen konnte ich plötzlich nicht mehr richtig weinen. Zwischendurch wird es aber sicherlich mal wieder hoch kommen.

Ich kann mich wieder gut an alles erinnern was war, also im Khs und so. Glaube mir das kommt wieder. Momentan bist Du mit anderen Dingen beschäftigt. Auch damit wieder zu Dir zu finden. Und das ist das Schwerste, also so empfinde ich es. Als ich am letzten Wochenende beim Sport war da habe ich null Bock gehabt. Es ging überhaupt nicht, dabei ist es sonst meine große Leidenschaft.

Du warst die ganze Zeit für Deinen Vati da und das ist gut so. Im Moment ist es sicher noch der Schock und dieses "es nicht wahr haben wollen", wer will das schon, ist ja schwer. Aber eines müssen wir uns immer klar machen: Wir waren immer da und das ist toll. Und sie müssen nicht mehr leiden. Das waren keine Leben mehr. Wenn man so leben muss ist man irgendwie lebendig tot, oder nicht? Und unsere Väter wollten richtig leben und nicht so. Also sollten wir wohl froh und dankbar sein, dass sie nicht so ewig leiden mussten wie manch anderer. Aber das ist natürlich auch leichter gesagt als getan.

Kopf hoch Carla! Ich denk morgen an Dich und bin mir sicher, dass Du das ganz toll machen wirst! :knuddel:

Jaecky 21.07.2011 22:21

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Carla,

dass du heute nicht mehr klar denken kannst und dich nicht erinnerst ist doch ein ganz normales Gefühl. Der Stress der dich sehr belastet hat, beherrscht dich eben noch immer. Ich denke, wenn du den Tag morgen geschafft hast, kommst du langsam zur Ruhe und die Erinnerung kommt zurück.

Ich wünsch dir morgen ganz viel Kraft und denke an dich :pftroest:

Sei lieb umarmt

Jäcky

Rheingoldcat 22.07.2011 02:54

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Carla,

ich werde Heute im Gedanken bei Dir sein.

Ich Umarme Dich
Lieben Gruß
Sabine

carla44 22.07.2011 08:59

AW: Uns blieben ganze 17 Tage
 
Liebe Sabine,

heute nacht gegen 2.30 Uhr war ich plötzlich hellwach, konnte nicht mehr einschlafen.
Ich habe noch gedacht, wenn jetzt noch jemand im Forum ist, könnte ich wenigstens mit jemandem reden.

Gerade habe ich gesehen, wann Du mir geschrieben hast. Das hätte ja wirklich gepasst. Du konntest also auch nicht schlafen.

Euch allen: Vielen Dank für die lieben Worte und die Unterstützng für heute.

Eine Freundin sagte gestern noch zu mir, dass sie immer nach Beerdigungen das Gefühl hat, mit den schwarzen Sachen dann auch vieles andere abzulegen. So als Ritual. Sie hatte auch einige schlimme Verluste in den letzten Jahren und ihr hat das sehr geholfen.
Ich werde daran denken, wenn ich heute abend die Sachen dann ausziehe.

Vielleicht hilft das ja wirklich ein wenig.
Liebe Grüße an Euch alle.

Carla


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