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ladyfender 07.11.2011 10:32

Das Leben danach
 
Guten Morgen zusammen!

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.....

Nachdem ich vor drei Jahren zuerst die Diagnose GHK und nur drei Monate später BK bekam, war meine Welt noch einigermaßen in Ordnung. Wenigstens oberflächlich. Ich wollte kämpfen, ich habe gekämpft, ich wollte tapfer sein und ich war tapfer. Niemand wurde belastet mit meiner "Funktionsstörung", das war für mich in Ordnung. Ich habe gelitten, aber das sollte niemanden beeinträchtigen.

Davon lass ich mich doch nicht unterkriegen. Ich? Nee!
Also das ganze Prozedere:
Gebärmutter raus, Brust-OP, Chemo und als Sahnehäubchen die Bestrahlungen.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Seit zwei Jahren bin ich krebsfrei. Juhu! Das Leben hat mich wieder.
Leider habe ich das Leben bisher noch nicht wieder. Ich weiß nicht wie es Euch geht, aber ich zumindest finde nicht in meinen Alltag. Alle sagen wie froh sie sind, das ich alles überstanden habe und wie sehr ich mich erstmal darüber freuen muss. Aber wenn ich tief in mich hineinhorche ist da noch immer ein großes Nichts. Sicher, der Alltag ist eingezogen. Meine Aufgaben sind die gleichen wie vorher. Aber im Gegensatz zu allen Anderen bin ich nicht in der Lage die Dinge in einem anderen Licht zu sehen. Ich bin nicht dankbarer und schon gar nicht geduldiger geworden. Als ich krank war, da hatte ich soviel vor. Wollte "danach" alles tun, was ich bisher nicht getan habe, wollte mein Leben ändern. Das Eine oder Andere habe ich auch geschafft, zugegeben. So wie es vorher war kann es selbstverständlich nicht mehr sein. Aber das "Nachher" bekomme ich einfach nicht in den Griff. Ich könnte alles tun was ich will, sicher in gewissen Grenzen die mein Körper mir nun setzt.
Alle schütteln nur den Kopf und sagen: "Wie kann man nur so unzufrieden sein?"
Doch in meinem Kopf dreht sich noch immer alles im Kreis und was ich tue erscheint mir sinnlos.
Alles was ich früher gern getan habe macht mir heute keinen Spass mehr. Ständig habe ich das Gefühl etwas zu verpassen, verharre aber wie ein Zuschauer immer in der gleichen Position am Spielfeldrand.
Ich will keine menschliche Nähe, fühle mich aber einsam. Ich möchte ein harmonisches Familienleben, bin aber ständig gereizt und wütend. Es gibt viele Menschen die mit mir reden, aber es ist niemand da der mit mir spricht.....Ich will leben, weiß aber nicht wie.

Ich glaube ich habe vor einiger Zeit schon mal darüber geschrieben, bin aber bis jetzt noch keinen Schritt weiter gekommen. Auf einen Termin bei einem Therapeuten warte ich bis heute und selbst wenn ich endlich einen bekäme, weiß ich nicht ob ich hingehen würde.

Bin ich allein damit?

gilda2007 07.11.2011 11:04

AW: Das Leben danach
 
Das was Du sehr schön beschreibst, hört sich nach einer Depression an. Ich kenne es gut, durch den Hormonentzug hat es mich auch erwischt.

Bei der Therapeutensuche hilft Dir die Krankenkasse. Meine schickte mir eine Liste mit Psychologen, die ich durchtelefonierte. Dazu muss man sich aufraffen, aber besser eher als später, da die Wartezeiten je nach Gegend sehr lang sein können.

Suche Dir auch einen Neurologen. Mir hat neben der Therapie auch ein leichtes Antidepressivum geholfen. Wenn ich Kopfschmerzen habe, tue ich auch etwas, warum sollte man also nicht auch seine Depressionen behandeln lassen.

Nur Mut, der erste Schritt ist der schwerste!

Didla 07.11.2011 11:16

AW: Das Leben danach
 
Hallo Ladyfender,

du hörst dich genauso an, wie es mir ging.
Es ist schwer zu sagen: Ich habe Depressionen. Durch frühe Wechseljahre und dann durch BK die AHT... Mir ging es nicht gut, hatte keine Lebensfreude, fühlte mich ständig irgendwie unglücklich und lustlos. In meiner AHB lernte ich eine sehr nette Frau kennen zu der auch der Kontakt anschließend nicht abbrach. Sie empfahl mir auch zu einem Arzt zu gehen, und mir wurde eine gute Psychologin empfohlen. Ich musste zwar auch auf einen Termin warten, aber es hat sich gelohnt.
Ich benötige keine Therapie, das Antidepessiva hat gut und schnell geholfen. Außer Nebenwirkungen in den ersten Tagen, merke ich gar nichts. Außer das ich mich wieder richtig normal fühle.

Es war der richtige Schritt und ich bedauer es nur, dass ich nicht viel eher gegangen bin.

Liebe Grüße
Tina

lilok 07.11.2011 12:15

AW: Das Leben danach
 
Hallo Ladyfender,

ich möchte mich den beiden Vorschreiberinnen anschließen. Auch ich war unglücklich, dass ich noch überf zwei Jahre nach der Erkrankung nicht "normal" funktioniert und reagiert habe. Als ich kurz davor war, die Antihormontherapie wegen der Ne benwirkungen abzubrechen, habe ich mich im Frühjahr dazu entschlossen, zum Neurologen zu gehen (auf Empfehlung und Überweisung meiner Gyn). Das Antidepressivum, was ich jetzt einnehme, hat mir wirklich gut getan und ich fühle mich wie ein anderer Mensch. Die ersten zwei Wochen Nebenwirkungen, dann trat die Besserung ein.

Wenn es interessiert, kann ich Dir gern den Namen des Medikamentes per PN schicken.

ladyfender 07.11.2011 12:23

AW: Das Leben danach
 
Erstmal Dank an Euch!

Aber ich bin etwas verwirrt: Zum Neurologen? :huh:

Auf die Idee bin ich noch nicht gekommen. Zwar war ich schon mal da, aber ich dachte nicht das der für sowas auch zuständig sein könnte. Da werde ich doch gleich mal anrufen.

@Iilok: Das interessiert mich natürlich.

LG Anja

Altmann 07.11.2011 12:37

AW: Das Leben danach
 
Hallo Ladyfender,
kann Deine Gefühle voll nachvollziehen.
Mir ist es auch nicht gelungen, trotz Neurologen, wieder Sinn zu finden.
Die Umwelt und Ummenschen hauten noch drauf.
Die Medis behandeln ja nur die Symptome.
Du hast in Deinem Beitrag sehr gut beschrieben, wie es in Dir aussieht, das
ist das, was ich die ganze Zeit nicht zu Buche gebracht habe.
Verdrängen ist auch eine Möglichkeit, es wird uns nichts weiter übrig
bleiben.
Gruss Altmann

joanajo 07.11.2011 13:33

AW: Das Leben danach
 
Hallo
kann dich verstehen.
Auch zu mir sagen alle, sei froh, dass du alles so gut überstanden hast, sei froh, wie schön deine Brust jetzt ist. Sei froh, dass du wieder arbeiten kannst.
Klar, manchmal bin ich auch dankbar, dafür, dass alles gut gelaufen ist.(ohne Chemo und Bestrahlung, beidseitige Mastektomie, jetzt Implantate, AHT)
ABER ich wollte diese Sch... Krankheit nicht. Verdammt noch mal!
Und diese Sch... Angst wollte ich erst recht nicht.
Aber ich will mich trotzdem meinen Vorschreiberinnen anschließen, geh zu einem Psychiater- ich arbeite bei einem- der kann dir mit einem Antidepressivum helfen.
Versuch es wenigstens. Viel Glück!
LG joanajo

ladyfender 07.11.2011 13:47

AW: Das Leben danach
 
Hallo Altmann!

Du hast es auf den Punkt gebracht.

Verdrängen! Genau DAS ist mein Problem:

Im Gegensatz zu den meisten Mitpatientinnen (die Eine oder Andere trifft man doch irgendwie, irgendwo wieder) schien es mir so, als hätte ich das alles weggesteckt wie eine lästige Erkältung.
Krebs? Okay, passt jetzt nicht so wirklich in meinen Terminkalender, es war schließlich kurz vor Weihnachten, aber ich schaufel mir da was frei. Geht schon irgendwie.
Vier OP's innerhalb weniger Wochen? Das mach ich doch mit links.

Die Brust blieb dran, während alle stöhnten, über Lymphödeme klagten, und den betroffenen Arm nicht hochheben wollten hätte ich für's "Äpfelpflücken" einen Preis verdient. (Klar hatte ich Schmerzen, aber da beisst man die Zähne zusammen und heult nicht) :twak:

Die Chemo...gut, das das kein Spaziergang wird war klar.
Aber: Haare sind nur was für Weicheier, die wachsen schließlich wieder. Perücke? Hab ich zwei Stück, schweineteuer (man gönnt sich ja sonst nix) aber einmal getragen und dann blieben sie im Schrank. Ich fand's viel cooler zu zeigen wie schick ich meine Glatze finde. So blöd kann man sein.

Bestrahlung? Auch nicht schön, schließlich bin ich jeden Tag für fünf Minuten Strahlentherapie hin und zurück fast vier Stunden zur Klinik unterwegs gewesen. Aber als die Brust in Fetzen hing, weil Haut verbrannt, habe ich noch Witze gemacht: "Hhhhmmmm....Heute wurde wieder gegrillt, bald bin ich gar!"

Reha? Och nöööö, lass mal....ich will lieber wieder arbeiten. (Dümmer geht's immer.)


Nicht einen Moment lang habe ich daran gedacht aufzugeben und wenn ich in mich hineingehorcht habe war da nichts: Keine Wut, keine Trauer, kein Selbstmitleid, nicht die Frage nach dem Warum. Auch nicht in der ersten Zeit danach...da war wirklich nichts. Oft habe ich mir sogar selbst auf die Schulter geklopft dafür, das ich das so gut verarbeite. Darüber könnte ich, wenn es denn nicht so traurig wäre, heute nur lachen. Von "verarbeitet" kann gar keine Rede sein:
Wenn ich Frauen mit Kopftüchern und Perücken, ohne Wimpern und Augenbrauen sehe, möchte ich (das meine ich wörtlich) schreiend davon laufen.

Und jetzt sitze ich da wie ein Jammerlappen und möchte heulen, am liebsten meinen Alltag an der Garderobe abgeben und sagen: "Ich bin dann mal weg"......geht nicht, ist klar. Aber es ist schon eine kleine Hilfe zu wissen das es anderen auch so geht. :undecided

ladyfender 07.11.2011 14:01

AW: Das Leben danach
 
Liebe joanajo,

es tut gut zu wissen das es Menschen gibt die das verstehen, denn genau so ist es: Jeder sagt, sei froh das Du noch lebst, wieder arbeiten kannst, was auch immer! Und ich denke, die "Anderen" sind darüber froher als ich und jeder aus seinen persönlichen Gründen. Welche das sind, lasse ich jetzt einfach mal so im Raum stehen. ;)

Ich will einfach nur wieder "normal" sein....

joanajo 07.11.2011 14:09

AW: Das Leben danach
 
Genau ladyfender
normal, die heile Welt, doch leider wird es die nicht mehr geben.
Wir müssen das Beste daraus machen, aber ich kann nicht froh sein, nicht mehr so wie früher.
Aber: ich habe schon meinen Sohn mit drei Jahren an Krebs verloren und damals hat mir eine Frau einen Satz gesagt, den ich mir an ganz schlimmen Tagen immer gesagt habe:
Man kann den ganzen Tag mit dem Kopf vor die Wand rennen oder man versucht, das Beste daraus zu machen- aus dem Leben.Das habe ich dann immer versucht, ich wollte auch nicht die sein, die mit dem Kopf vor die Wand rennt.
Jetzt bin ich erkrankt und ich versuche es weiter, obwohl es manchmal schwer ist, man kann es kaum glauben, mein Sohn, meine Mutter und jetzt auch ich.
Vielleicht hilft dir der Satz auch????
LG joanajo

joanajo 07.11.2011 14:13

AW: Das Leben danach
 
Übrigens bin ich auch nach drei Monaten wieder arbeiten gegangen und habe gesagt, Reha- brauch ich nicht.
Mein Mann war mit seinem Bandscheibenvorfall sechs Monate krank und hat direkt anschließend eine ambulante Reha gemacht. während ich schon wieder gearbeitet habe.
Habe aber jetzt eine Mutter-Kind-Kur- speziell für an BK erkrankte Frauen beantragt. Ich möchte auch seelisch wieder gesund sein.
Weißt du was mir hilft? Ich habe angefangen Klavier spielen zu lernen, schon im Februar, das lenkt mich ab und fängt mich irgendwie auf, und wenn ich die Erfolge höre, bin ich stolz.
LG nochmal joanajo

ladyfender 07.11.2011 14:37

AW: Das Leben danach
 
Wenn ich Deine Worte lese, dann komm ich mir ganz klein vor und ohne richtige Probleme. :pftroest:

Ich will auch nicht die sein, die mit dem Kopf vor die Wand rennt.

Du spielst Klavier? Das finde ich toll, ich kann kein Instrument spielen weil ich ehrlich gesagt zu faul zum üben bin. Dafür singe ich, richtig in einer Band mit vielen Auftritten im Jahr. Klar tut das gut, vor allem der Kontakt zum Publikum, der Erfolg, die Aufmerksamkeit.... Es lenkt ab, aber hilft nicht wirklich. Denn danach kommt wieder das Loch und das muss ich füllen. Und damit fange ich jetzt an!

Danke LG Anja

Spekulazius08 07.11.2011 14:47

AW: Das Leben danach
 
Hallo,

möchte mich auch mal wieder zu Wort melden... Das was ihr schreibt kommt mir sehr bekannt vor... aber zum Glück habe ich es etwas in den Griff bekommen. Meine Diagnose ist nun etwas über 3 Jahre her und bis Anfang des Jahres ging es mir genauso wie Ihr schreibt.... Dann aber kam mein Dad und erzählte mir er hat Leukämie. Och nee immer wenn man denkt schlimmer gehts nicht gibts doch noch einen drauf... Was aber dann passiert ist, ist komisch, erst ging es mir sau schlecht und ich war glaub ganz unten am Boden und dann auf einmal, da war er wieder mein Kampfgeis und Stursinn und ich habe es tatsächlich geschafft über viel Sport mein leben wieder in den Griff zu bekommen. Ich wollte für meinen Dad nun auch da sein und für mein Kind und, und, und... Zu meinem 3 Jährigen habe ich von meinem Mann ein Pferd bekommen, dass ist es super, da kann ich mich voll auspowern und meine kleine Maus macht auch super viel Freude, arbeiten gehe ich auch wieder 15 Stunden die Woche, dass ist echt gut und macht mir wieder spaß... Nur so die richtig tiefen Gefühle sind noch nicht wieder zurück... Ich hoffe die kommen auch wieder:1luvu:

Versuch es mal über Sport und viel Frische Luft, ich habe auch Globolis Ignatia D30 genommen....

Liebe Grüße und viel Stursinn:grin:

Spekulazius

Dyara 07.11.2011 15:37

AW: Das Leben danach
 
*winkt in die Runde*

Viele liebe Gruesse.

*Ich zitiere dich mal, ladyfender*
((Klar tut das gut, vor allem der Kontakt zum Publikum, der Erfolg, die Aufmerksamkeit.... Es lenkt ab, aber hilft nicht wirklich. Denn danach kommt wieder das Loch und das muss ich füllen.))

Musik im Allgemeinen bewirkt in sich Unterhaltung, wenn man es oberflächlich betrachtetet. Aber... es gibt auch Menschen, die, die Fähigkeit besitzen, aus eine einfache Melodie etwas Großartiges zu machen. Und weiss du auch wieso? Nein?

Dann schliesse die Augen. Und summe ein einfaches Lied. Hoffnung. Liebe. Leid. Interpretiere die Musik in allen Varianten. Lass deine *Seele* und dein *Herz* mit einfliessen. Füge den Text hinzu. Und du wirst merken, wie die Melodie sich verändert. Wie sie anfängt... zu *LEBEN*.

Und auch Du wirst Dich *VERÄNDERN*. Singe! Beobachte es mal. Dein Körper wird reagieren auf Musik.

Und wo steht *DAS MUSS ICH AUSFÜLLEN*?
Befreie dich von diesem Zwang.
MÜSSEN MUSS DU GAR NICHTS!

Sehe es lieber so:
LOCKER VOM HOCKER!
DU KANNST ES, WENN DU WILLST!

Dyara

gilda2007 07.11.2011 15:49

AW: Das Leben danach
 
Entschuldigung Dyara,

eine Depression bekommt man nicht "locker vom Hocker" in den Griff. :rolleyes:

Da geht es nicht darum, dass man ja eigentlich könnte, wenn man nur genug wollte :huh:

Moonflower 07.11.2011 15:53

AW: Das Leben danach
 
Das was ihr hier beschreibt, erwischt mich manchmal jetzt schon, dabei bin ich noch in der Chemo.
Ich denke, einerseits tun da die Mittel der Chemo ihr übrigens dazu und andererseits hab ich wohl versucht, tapfer zu sein und hab verdrängt, obwohl ich von Anfang an nur Angst hatte.
Wenn ich so drüber nachdenke, was alles in den 2 Monaten gelaufen ist. Diagnose, ich wurde durch alle Röhren geschickt, die es gibt...die ständige Angst als Begleiter, dass da noch irgendwo was sein könnte und dass ich mit 28 noch nicht sterben will...dann die OP. Die erste in meinem Leben. Aber ich hab die Zähne zusammengebissen und bin da durch, am Tag danach bin ich schon soweit gewesen, dass ich keine Schmerzmittel mehr brauchte. Dann das Warten auf die Endbefunde, den Therapieplan, die erste Chemo, der Haarverlust, die Nebenwirkungen....Und jetzt überkommt mich alles, was ich nicht zulassen wollte.
Ich kann manchmal nicht mehr lachen, obwohl ich doch grade jetzt wissen sollte, dass jeder Tag zählt. Ich sitze da und schöne Momente manchen mich traurig. Ich seh meinen Freund, sehe, dass ich alles hab, was ich immer wollte und dann dieser sch*** Krebs und die Angst, dass ich das alles verlieren könnte.
Das alles ist 1000 mal schlimmer, als sie Therapie.
Ich werd mir dringend Hilfe suchen müssen, weil ich das sonst auf Dauer nicht aushalte.
Manchmal geht es mir auch gut und dann springt mich diese Angst einfach so an, dann bekomme ich direkt nen Kloß im Hals und fühle mich wie erstarrt...

ladyfender 07.11.2011 16:05

AW: Das Leben danach
 
Schöne Idee und ich weiß auch genau was Du meinst, denn es ist mein Job auf diese Art Emotionen zu transportieren :-)
Trotzdem bleibt es Ablenkung und löst demzufolge mein Problem nicht, schließlich kann ich nicht von Morgens bis Abends singen. Können schon, aber dann wäre ich vermutlich schneller in irgendeiner geschlossenen Psychiatrischen Abteilung als mir lieb ist.
Das Loch entsteht nicht durch Langeweile oder zuwenig Aufmerksamkeit, sondern dadurch, das ich mir Empfindungen regelrecht vorstellen muss. Weil ich sie eben nicht habe.

Obwohl: die Vorstellung morgen beim Metzger "ich hätte gern zwei Schnitzel" zu trällern, hat irgendwie ihren Reiz.

Ich brauche Hilfe, das ist mir klar. Aber die habe ich bisher weder bei Atemkursen, noch in Meditationen oder Globuli gefunden. Medikamente sind vielleicht kurzfristig eine Hilfe, können aber ebensowenig die Empfindungen die mir fehlen wieder anknipsen. Eingemauert sein kann nicht schlimmer sein. :rolleyes:

Dyara 07.11.2011 16:23

AW: Das Leben danach
 
Vielleicht hätte ich eher eine andere Wortwahl nehmen sollen, die verständlicher ist. Denn das ist richtig, dass man eine Depression nicht *Locker vom Hocker* vom Tisch bekommt.

Diesen Begriff *Locker vom Hocker* hatte ich gewählt, weil ich damit aussagen wollte, dass es Zeit wird, langsam und behutsam die Vergangenheit aufzuarbeiten unter fachärztlicher Hilfe. Denn es sieht nicht nur nach einer Depression aus, sondern nach einem ganzen Kartenhaus.

Deshalb locker an die Sache heran gehen. Ärztliche Hilfe suchen. Und nach und nach die Depressionen in den Griff bekommen.

Dyara

gilda2007 07.11.2011 16:44

AW: Das Leben danach
 
Zitat:

Zitat von ladyfender (Beitrag 1072851)
S Medikamente sind vielleicht kurzfristig eine Hilfe, können aber ebensowenig die Empfindungen die mir fehlen wieder anknipsen. Eingemauert sein kann nicht schlimmer sein. :rolleyes:

Ich denke nicht, dass dir die Empfindungen fehlen, du kannst sie nur nicht spüren. Mein Neurologe ist jemand, der sehr bildlich ist. Es kann das schönste Essen auf dem Tisch stehen, aber wenn der Tischnachbar es nicht weiterreicht, hat man nichts davon. Bei einer Depression ist der Stoffwechsel durcheinander geraten, die Botenstoffe fehlen bzw. arbeiten nicht. Medikamente können dabei helfen.

Ingrid 07.11.2011 17:13

AW: Das Leben danach
 
Meine Diagnose war vor 3,5 Jahren, letztes Jahr bin ich in eine Depression gefallen, aus der ich nicht mehr rausgekommen bin. Die ganze Welt war nur grau, ich konnte mich auf und über nichts mehr freuen - aber ich habe prima funktioniert. Ich habe mich gefühlt, als säße ich in einem tiefen dunklen Loch mit ganz steilen Wänden. Oben blauer Himmel und Sonne, aber für mich nicht zu erreichen. Gleichzeitig stand ich neben mir und dachte, wer ist dieser Jammerlappen? Das bin ich nicht!

Ich habe auch immer gedacht, ich habe doch wirklich Schwein gehabt. "Nur" zweimal OP und Bestrahlung, keine Chemo und bloß das bisschen AHT. Warum bin ich nicht so wie viele, die dann ein neues Leben beginnen, ihre Träume erfüllen, Glück jetzt erst richtig zu schätzen wissen, den Tag genießen, den Sinn des Lebens erkennen und das sonstige Bla, das man immer wieder lesen kann? Ich denke bloß, scheiß Krebs, hätte ja nicht wirklich sein müssen!

Seit Ende letzten Jahres nehme ich ein Antidepressivum, das hat mir enorm geholfen. Klar ist es eine Krücke, aber wenn ich ein Bein gebrochen hätte, dann würde ich doch auch eine Krücke akzeptieren. Mit den Tabletten bin ich jetzt wieder der Mensch, als den ich mich kenne. Viele Frauen haben auch einfach "nur" mit den Wechseljahren Probleme, dabei ist da der Hormonentzug sehr langsam und der Körper hat die Möglichkeit, sich ein bisschen anzupassen. Ich bin von jetzt auf gleich vom Hormonstatus prämenopausal auf vielleicht 70 Jahre geworfen worden - dass der Körper darauf heftig reagiert braucht nicht zu verwundern.

Nov06 07.11.2011 20:05

AW: Das Leben danach
 
Ja ihr Lieben, das Leben danach ist wirklich nicht einfach.
Ich bin damals vor 4,5 Jahren, nach der Ablatio in ein tiefes Loch gefallen und das Loch wurde noch tiefer, als ich mit den Therapien durch war. Verschiedene Antidepressiva wurden teilweise ohne Erfolg ausprobiert, bis ich dann endlich das passende bekam.
Aber ehrlich...meine Diagnose ist jetzt 5 Jahre her, aber depressionsfrei war ich nie wieder, mit den Medikamenten ging es so einigermaßen, also ich kann mein Leben leben, aber es ist nicht mehr das was es bis vor 5 Jahren war, es ist ein anderes. Die Unbeschwertheit ist weg, auch die Zufriedenheit mit mir selbst, ich kann meinen veränderten Körper nicht akzeptieren, auch die körperliche Belastbarkeit ist nicht mehr zurückgekehrt, okay - es geht mir besser als z.B. vor 2-3 Jahren, aber so wie vor 5 Jahren....neee....überhaupt nicht.

Gruß Kirsten

bergmädel 07.11.2011 20:51

AW: Das Leben danach
 
Hallo zusammen

Ich finde es mittlerweile sehr schwer, Menschen, die man nicht wirklich gut kennt, zu etwas zu raten. Außerdem finde ich hier, Ratschläge können auch echt Schläge sein.

Wir alle müssen unseren ganz eigenen Weg in der Krankheitsbewältigung finden.

In diesem Zusammenhang habe ich persönlich sehr von Psychotherapie profitiert. Die Impulse meiner Psychologin, und die Lernprozesse, die sie begleitet hat, hätte ich durch nichts anderes bekommen oder ersetzen können.
Dabei war ich eigenverantwortlich unterwegs und konnte Kraft aus mir selbst schöpfen.

Jede Wartezeit geht auch mal vorbei.
LG, Sandra

ladyfender 07.11.2011 20:53

AW: Das Leben danach
 
@Ingrid: Hm, an den Hormonentzug hatte ich gar nicht gedacht. :rolleyes: ist das echt so dramatisch? Ich dachte immer da hat man Schwindelanfälle oder Schweißausbrüche. So beschreibt es meine Mutter jedenfalls.

Scheiß-Krebs...ja das denke ich auch oft. Gut, er ist jetzt nicht mehr in meinem Körper, jedenfalls hoffe ich das er sich nirgendwo versteckt hat, aber trotzdem allgegenwärtig


@gilda: Stimmt, Du hast Recht...ich spüre sie nicht. Ich versuche mittlerweile die Erinnerung an Freude ins Gedächtnis zu rufen, damit ich auf solche Dinge wie beschenkt oder überrascht werden "richtig" aber nicht zu übertrieben reagiere. Bei Bekannten geht es noch, aber Freunde und Familie sind da misstrauischer.
Ich dachte immer ich wüßte gut Bescheid über viele Dinge, aber das Depressionen mit Botenstoffen im Gehirn zu tun haben, ist mir neu. Ich dachte immer das beträfe nur Patienten mit Bi-Polaren Störungen.

@moonflower: ich weiß was Du meinst. Manchmal kann ich auch nicht lachen, obwohl sich alle anderen um mich herum köstlich amüsieren. Dann wiederum gibt es Tage, an denen kann ich gar nicht mehr aufhören zu lachen. So wie vorhin, da hatte ich Kopfkino: Mein Mann legt sich seit neuestem zwei Kochbeutel mit Reis ins Auto, weil er mal irgendwo gelesen hat das das gegen Feuchtigkeit und Scheibenbeschlag hilft. Als ich das gesehen habe, kam mir sofort in den Sinn, das er eines Tages ins Auto steigt, das Schiebedach aufmacht und ich den Reis mit dem Bagger oben reinkippe. Saublöd und für den Aussenstehenden nicht nachvollziehbar, ich weiß. Aber ich fand's saukomisch.... aber trotzdem, mein Gelächter hatte was hysterisches, das muss ich zugeben.
Meist ist es aber so wie Du es beschreibst: Ich habe große Angst davor das alles wieder von vorn losgeht. Eben weil ich die Zähne zusammengebissen habe und immer stark sein wollte "kauft" mir nun niemand ab das es mir, jetzt wo ich "gesund" bin, schlecht geht. Es sind auch bei mir eben gerade die schönen Momente die ich oft nicht geniessen kann, oder man könnte fast sagen geniessen WILL, weil ich dann daran denke das es das letzte Mal gewesen sein könnte. Nicht nur für mich, sondern auch für denjenigen, der diesen Augenblick mit mir erlebt.

@Nov06:

Ja, das kann ich gut verstehen. Mein Körper hat sich durch die Brusterhaltende OP nicht sooooo sehr verändert. Aber auch ich hadere damit das ich nicht mehr so belastbar bin. Mein Körper funktioniert nicht mehr in der gewohnten Weise und das macht mich echt krank. Ich hatte immer irgendwas zu tun: Es gab immer was zu streichen, zu tapezieren oder zu basteln...das gibt es heute auch noch, findet aber meist ohne mich statt- denn was ich anfgange bringe ich heute selten zu Ende, also lass ich es gleich.

Das ist ein endloses Thema und ich muss es bearbeiten...aber für heute sage ich Euch allen Gute Nacht schlaft gut. :pftroest:

LG Anja

Didla 07.11.2011 21:14

AW: Das Leben danach
 
Hallo,

ich muss Gilda recht geben. Es ist ein unterschied, ob ich wegen gewisser Lebensumstände oder Sitationen depremiert bin oder ob ich Depressionen habe.
Ich hatte diese Depressionen schon vor der Erkrankung und bin auch deshalb auch in Richtung Cool damit gut klar gekommen. Andere waren von meiner "optimistischen" Art, wie ich damit klar komme begeistert. Es lag aber mehr daran, dass es mich nicht so berührt hat ob ich daran mal sterbe. Ich dachte, wenn es dann so ist habe ich wenigstens meine Ruhe.

Nachdem ich jetzt Antidpressiva nehme, habe ich wieder ein andere Sichtweise für mein Leben bekommen, und es hat mir jetzt auch sehr geholfen nachdem Metas aufgetreten sind.

Das unglückliche Gefühl ist ein ganz anderes, als das Gefühl heulen zu können weil der Krebs wiederkam.

Damals dachte ich, kämpfe gegen deine negativen Gefühle an. Es ging nicht.
Die kurze Momente, wenn ich mir mal was Schönes gegönnt habe reichten nicht aus.

Deshalb bin ich froh, dass die liebe Bekannte mich auf den richtigen Weg, ob Neurologe oder Psychologe, gebracht hat.

Für mich sind Depressionen die Folge einer Fehlfunktion im Körper, z.B. durch den Östrogenentzug, die behandelt werden können, damit ich wieder ein ausgeglichenes Leben führen kann und in dem ich auch Lebensfreude empfinden kann.

Ich hoffe ich höre mich nicht wie Mrs. Oberschlau an. Es ist das was ich empfinde.

Liebe Grüße an Euch alle
Tina

lilok 07.11.2011 23:13

AW: Das Leben danach
 
Tina, du bringst es auf den Punkt. Eine Fehlregulation im Gehirn (Stoffwechselstörung hat uns mal ein Arzt geraten es zu nennen) und eine solche Störung kann man behandeln, so wie man Diabetes auch nicht unbehandelt läßt. Man muss ab er vielleicht verschiedene Medikamente ausprobieren, um das richtige für sich selbst zu finden.

Gute Nacht

anonymousC 08.11.2011 00:29

AW: Das Leben danach
 
Hallo zusammen,

meine Mutter hat auch eine Chemotherapie hinter sich. Körperlich ist sie schon wieder wesentlich fitter. Jedoch glaube ich ihr psychische Probleme anzumerken. Nach der Reha hat man ihr auch psychologische Hilfe verschrieben, leider dauert das aber recht lange.

Ich habe meine Mutter seit Diagnosebeginn immer nach bestem Gewissen unterstützt. Jedoch eher oberflächlig (Hilfe im Haushalt, Verwöhnen mit Essen...) Die Beschreibungen eurer Gefühlslagen kann ich häufig für meine Mutter nachempfinden. Wenn ihr schreibt, dass ihr euch mit euren Problemen allein gelassen fühlt, wie würde ihr euch wünschen, dass man auf euch zukommt? Ich breche jedoch nicht durch, sondern entweder geht es ihr, laut ihrer Aussage gut, oder sie sagt, dass es ihr schlecht geht. Aber ich kratze nur auf der Oberfläche.

Ich kann sie sehr gut verstehen, dass sie ihren Sohn nicht belasten will mit Ängsten und Sorgen. Aber ich denke einen Großteil dieser Sorgen kann ich nicht nur Nachempfinden, sondern auch ich lebe mit solchen Ängsten Tag für Tag.

Wie würdet ihr euch wünschen, mit einem Angehörigen über eure Ängste zu sprechen? Was würde euch helfen und eurem Leben wieder mehr Farbe geben? Was kann ich meiner Mutter mit ihren Sorgen helfen? Was hättet ihr gerne von euren Angehörigen um euer Wohlbefinden zu steigern?

Ich würde mich sehr über jede Form von Tipps freuen.

Viele Grüße
Christoph

Ingrid 08.11.2011 09:19

AW: Das Leben danach
 
Christoph - es ist sehr lieb von Dir, dass Du Dir Gedanken machst, wie Du Deiner Mutter helfen kannst. Natürlich ist jeder anders, ausgehend von mir würde ich Dir raten, sie weiterhin praktisch zu unterstützen, Dich über Therapien zu informieren und - wenn Deine Mutter das will - mit zu Arztterminen zu gehen. Aber ich glaube nicht, dass Deine Mutter mit Dir über ihre Ängste sprechen wird. Gerade diejenigen, die mir am nächsten stehen, die will ich nicht zusätzlich belasten. Geteilte Ängste sind nämlich nicht halbe, sondern doppelte.

Vielleicht würde es Deiner Mutter helfen, wenn sie in eine Selbsthilfegruppe gehen würde. Allerdings nur, wenn sie es selbst will und auch erst dann, wenn sie will. Vor meiner Erkrankung war ich schon sehr gut informiert und habe viele Gespräche mit Betroffenen geführt (meine Lieblingstante und eine Freundin hatten Brustkrebs), aber jetzt weiß ich, dass Reden mit Betroffenen was anderes ist. Abgesehen davon kann man auch eine Menge praktische Tips bekommen ...

Vielleicht am meisten wird es Deiner Mutter helfen, wenn Du auch in der Zukunft daran denkst, dass sie Krebs hatte. Ich glaube, es belastet sehr viele hier, dass sie nach Abschluss der "sichtbaren" Therapie wie OP/Chemo/Bestrahlung wieder als komplett "Gesunde" betrachtet werden und niemand versteht, warum sie physisch und/oder psychisch nicht wieder genau so sind wie früher. Mal abgesehen von den Folgen und Nebenwirkungen der Therapien - selbst wenn der Krebs nicht wiederkommt bleibt er doch im Kopf sitzen. Niemand vergißt, dass er mal Krebs gehabt hat.

joanajo 08.11.2011 10:28

AW: Das Leben danach
 
Hallo noch mal
da muss ich auch Ingrid zustimmen, man möchte zwar wieder den Alltag in sein Leben lassen, aber es soll auch keiner die Krankheit vergessen, man kann es selbst doch auch nicht.
Ich weiß, das ist schwierig, mir haben die Freunde geholfen, welche auch mal mit mir geweint haben und die, die trotzdem zu mir gekommen sind, auch wenn ich nur auf der Couch gelegen habe.
Oder die, die gesagt haben, was kann ich tun, auch wenn es nicht viel gibt, man spürt, ob es Ernst ist oder nicht.
Was mich genervt hat, sind Leute, die nur gesagt haben, schau nach vorne, genieß jetzt dein Leben.
Aber es können sich nicht alle in einen reinversetzen, ist auch klar.

Zu den Antidepressiva möchte ich auch noch etwas schreiben, ich persönlich nehme sie nicht, aber für Depressionen sind sie notwendig, es ist eine Sache des Gehirns- wie hier auch beschrieben. Das kann behandelt werden!!! Auch ausreichend. Wie gesagt, ich arbeite beim Psychiater, das sehe ich dort jeden Tag.

Natürlich kann uns keiner die Angst nehmen, aber es kann weitergehen.

Ich werde jetzt Yoga versuchen, mir wurde das ans Herz gelegt, ich soll mir das mal ein halbes Jahr anschauen- bzw. mitmachen und dann gucken, was seelisch mit mir passiert. Einen Versuch ists doch wert!
LG
joanajo

ängel 08.11.2011 10:41

AW: Das Leben danach
 
Hallo alle,
ich finde mich in vielen eurer Antworten wieder.
Ich habe auch die Krebserkrankung erst ziemlich cool weggesteckt, aber auch zum Teil, wie Tina, was soll schon sein dann sterbe ich.
Hatte auch vorher schon immer Depressionen, war nach Selbstmordversuchen öfter im KH aber nie in Behandlung.
Ins Loch fiel ich erst nach Abschluss der Behandlung. Keine Kontrollen, keine Tabletten. Ich sollte wieder da anfangen wo ich aufgehört hatte vor dem Krebs. Konnte ich aber nicht. Lag sicher auch daran dass ich meine Arbeit verloren hatte und keine neue bekam.
Dann endlich raffte ich mich auf, nach 2 1/2 Jahren dachte ich, nun den Port raus und die Ärmel hochkrempeln. Und dann kam das Rezidiv. Und du hörst die Ärzte, wir wissen gar nicht wie wir Sie hehandeln sollen, Sie haben so einen bösen Krebs, unsere Karboplatinpatientin, eine der wenigen die wir haben usw.
Und nach Chemo und OP stehst du plötzlich wieder alleine da.
Ich dachte, nun müssen sie doch einsehen, dass du da nicht anfangen kannst wie vorher.
Aber ich fühle mich ganz alleine. Mein Sohn sagt, ach, du hast ja nur <Krebs und willst du etwa den ganzen Tag auf dem Sofa liegen (weil ich Rente beantragt habe). Und ich habe das Gefühl meine ganze Umgebung denkt so.
Wahrscheinlcih wissen viele einfach nicht damit umzugehen.
Ich habe jetzt Tabletten bekommen gegen Depression, aber die sind so stark, da liege ich wirklich den ganzen Tag auf dem Sofa. Die kann ich nicht nehmen, denn meine Ärztin, die Gleiche die die Tabletten verschrieben hat, hat mich nur 50% krank geschrieben. Wie soll ich arbeiten mit den Tabletten im Blut, besonders wenn sie erst nach 1/2 Jahr helfen und vorher noch die Depri verstärken.
Aber das es so vielen so geht wie mir, sagt mir dass es nicht nur an mir liegt.
Ich fühle mich als rudere ich gegen den Strom.
Das Forum hier ist mein Psychologe, einer mit dem ich reden kann.

Sim36 11.11.2011 14:29

AW: Das Leben danach
 
Zitat:

Zitat von ladyfender (Beitrag 1072761)
Guten Morgen zusammen!
Ich wollte kämpfen, ich habe gekämpft, ich wollte tapfer sein und ich war tapfer....
Leider habe ich das Leben bisher noch nicht wieder. Ich weiß nicht wie es Euch geht, aber ich zumindest finde nicht in meinen Alltag. ...

Bin ich allein damit?

Hallo Ladyfender,
und ein Hallo an all die anderen Taffen...

Ich bin mal mehr und mal weniger hier anwesend...
In euren ganzen Posts kann ich mich so gut wieder finden.
Eigentlich möchte ich soviel schreiben und es fehlen mir trotzdem die Worte.

Ich hab das Leben auch noch nicht wieder gefunden, geschweige denn den Alltag - ich hangel mich von einem Tag zum Nächsten... von einem Hoch zum nächsten Tief und wieder zurück...!
Was ich mom sagen kann ist - war es denn all das wirklich wert (zumindest für mich)?!

Ich sende euch Glück und Sonnenstrahlen und verabschiede mich vorerst mit einem Zitat aus "Der kleine Prinz"

Brief an einen Ausgelieferten

"In dieser Stunde fanden wir uns. Man geht so lange nebeneinander her, jeder in seinem Schweigen befangen, oder man wechselt Worte, denen man nichts mitgibt. Da kommt die Stunde der Gefahr, man sucht Schulterfühlung und entdeckt, daß man zusammengehört. Diese Entdeckung anderer bewusster Wesenheiten weitet den Menschen. Man sieht sich an mit lächelndem Verstehen. Es ist einem zumute wie dem befreiten Gefangenen, der staunend die Unendlichkeit des Meeres erkennt."

ladyfender 16.11.2011 13:11

AW: Das Leben danach
 
Hallo zusammen!

Heute habe ich den Hausarzt gewechselt. Er hat sich sehr viel Zeit genommen für mich und mir für's Erste Medikamente verschrieben. Eins für Nachts damit ich schlafen kann und zur Ruhe komme und ein Anderes gegen die Depression und die Angst. Eigentlich halte ich nicht soviel von Medikamenten, aber ich denke ich sollte diese Krücke nutzen. Wie hat hier jemand so schön gesagt: "Wenn ich Kopfschmerzen habe nehme ich schließlich auch was dagegen!"

Liebe Grüße an Euch alle

Anja

ängel 16.11.2011 19:32

AW: Das Leben danach
 
Ich war jetzt 2 mal zum Psychologen aber der fragt mich: was willst du nun von mir? Der hat mir gar nicht geholfen.
Meine Ärztin hat mich nun ganz krank geschrieben. Nun nehme ich die Depri-Tabletten doch. Am Anfang verstärkt sich wohl die Depression, denn ich habe zur Zeit zu nichts Lust. Zu allem muss ich mich zwingen.
Ausserdem will die Vers.Kasse nun die Voll-Krankheit nicht bezahlen. Das haut mich wieder um.
Mir ist alles so über. Immer das Kämpfen und Erklären dass man sich nicht wohl fühlt.
Ich hoffe nur, dass die Tabletten irgendwann mal anschlagen.:augendreh

lilok 16.11.2011 19:40

AW: Das Leben danach
 
Liebe Ängel, :knuddel:

halte durch, die ersten Tage und Wochen sind nicht so toll. Aber je nach Medikament kannst Du nach zwei bis drei Wochen, manchmal auch noch etwas länger, eine Wirkung verspüren. Dann hat sich die Mühe gelohnt, und du wirst auch wieder besser kämpfen können.

Bei mir hat es glücklicherweise schon nach zwei Wochen angeschlagen, und ich war heute wieder bei meiner Gyn zur Kontrolle. (Das letzte Mal vor 6 Monaten) Sie war wohl recht beeindruckt von meiner Veränderung.

Wenn Du nach 4 - 6 Wochen gar keine Wirkung spürst, muss man vielleicht auf ein anderes Medikament umstellen .

Wünsche Dir viel Erfolg.

Herbstlaub 18.11.2011 17:12

AW: Das Leben danach
 
Zitat:

Zitat von Moonflower (Beitrag 1072846)
Wenn ich so drüber nachdenke, was alles in den 2 Monaten gelaufen ist. Diagnose, ich wurde durch alle Röhren geschickt, die es gibt...die ständige Angst als Begleiter, dass da noch irgendwo was sein könnte und dass ich mit 28 noch nicht sterben will...dann die OP. Die erste in meinem Leben. Aber ich hab die Zähne zusammengebissen und bin da durch, am Tag danach bin ich schon soweit gewesen, dass ich keine Schmerzmittel mehr brauchte. Dann das Warten auf die Endbefunde, den Therapieplan, die erste Chemo, der Haarverlust, die Nebenwirkungen....Und jetzt überkommt mich alles, was ich nicht zulassen wollte.

Hallo ihr Lieben,

ganz genauso läuft es auch bei mir ab. Das war alles so anstrengend, so verwirrend, von der Angst ganz zu schweigen. Meine Umgebung möchte natürlich auch, dass ich wieder ganz die Alte bin. Aber das geht nicht mehr.
Ich kann das eigentlich nur so formulieren:
Alles ist wie immer - aber nichts wie vorher. Für mich.

Depressionen hatte ich vorher schon und nehme seit Jahren Antidepressiva. Mag mir gar nicht vorstellen, wie es "ohne" wäre. Nun ist ja eigentlich bekannt, dass Rückzug der falsche Weg ist. D.h., man SOLL unter Leute gehen, man SOLL Freundschaften pflegen, u.s.w.
Aber ich habe für mich entschieden, erstmal zur Ruhe zu kommen. Jede gutgemeinte Einladung, ebenso Besucher (ob angekündigt oder spontan), strengen mich dermaßen an, dass ich den ganzen nächsten Tag noch damit zu tun habe.

Ich werde mir überlegen, ob ich nicht doch mein AD über den Winter erhöhen werde. Meine Frauenärztin hat mir dazu geraten. Ja, und warum eigentlich nicht? Wozu sich quälen?
Noch zur Info: Man muss ganz schön Geduld aufbringen, bis ein Antidepressivum greift. Bei mir hat es über 4 Wochen gedauert, bei den meisten geht es aber schneller. Auf alle Fälle lohnt es sich und bringt doch ein Stück Lebensqualität zurück.

Ich danke Euch allen für die Beiträge - dachte schon, dass nur ich wieder durchhänge ...:winke:

LG,
Herbstlaub

beate70 29.11.2011 19:12

AW: Das Leben danach
 
hallo an alle,

ich habe eine Frage seid ca. 7Wochen habe ich Schmerzen im Rücken genaugenommen unterm Schulterblatt. Die Schmerzen sind nicht immer da nur wenn ich den Arm strecke oder ihn nach hinten drehe ich habe solche Angst, dass das schon Metastasen sind ich trau mich auch nicht zum Arzt.
Kann das sein das es von der AHT kommt? Ist es überhaupt möglich, dass sich nach so kurzer Zeit schon Metastasen bilden?
Anfang August hatte ich die letzte Bestrahlung. ich nehme Tamoxifen und die Zoladexspritze und Ostac wegen Krebszellen in Knochenmark.
Ich hatte auch Chemo 6x FEC.
Wäre lieb wenn mir Jemand antworten würde.
Eigentlich dachte ich dass ich jetzt zu ruhe kommen könnte nach so einen schlimmen Jahr aber es kommt immer was neues.
LG Beate

gilda2007 29.11.2011 21:37

AW: Das Leben danach
 
Ich will hier keine Ferndiagnose stellen, aber genau da hatte ich auch Schmerzen und rannte panisch zum Arzt. Es waren Verspannungen :o

ladyfender 29.02.2012 01:01

AW: Das Leben danach
 
Ich hoffe es waren tatsächlich Verspannungen :-)

Aber ich verstehe das total gut. Ich denke auch immer gleich das Schlimmste wenn es mal irgendwo zwickt. Obwohl ich dazu keinen Anlass habe. Trotzdem würde ich am liebsten für jeden Pups zum Arzt rennen, der verdreht mittlerweile bestimmt schon genervt die Augen wenn er meine Karte auf seinem Schreibtisch liegen sieht. However, was ich eigentlich sagen wollte ist folgendes:

Es ist nicht immer leicht, aber ich versuche mir vorzustellen, das jeder Tag mein Letzter sein könnte. Sogar ganz ohne Krebs könnte es mich im nächsten Augenblick vom Schlitten hauen.

Klingt wie ein Mantra? Das ist es auch, ansonsten würde es mir noch schwerer fallen die miesen Tage zu überstehen :o

G.Sundheit 29.02.2012 17:45

AW: Das Leben danach
 
Zitat:

Zitat von ladyfender (Beitrag 1100260)
Es ist nicht immer leicht, aber ich versuche mir vorzustellen, das jeder Tag mein Letzter sein könnte. Sogar ganz ohne Krebs könnte es mich im nächsten Augenblick vom Schlitten hauen.

Klingt wie ein Mantra? Das ist es auch, ansonsten würde es mir noch schwerer fallen die miesen Tage zu überstehen :o

Liebe ladyfender :).

Wie geht es dir, nimmst du das AD und hat es dir geholfen?

Es ist gut, daß dir dein Mantra hilft :)....mir wäre es zu anstrengend jeden Tag zu denken, daß es mein letzter sein könnte und ich ihn deshalb irgendwie besonders leben sollte.;)

Eine liebe Bärbel hat mir mal ins Ohr geflüstert "Einfach leben!" das war ein paar Tage nach meiner Diagnose und ein paar Monate nachdem sie plötzlich ihren Mann verlor und mit weit forgeschrittenen Krebs und zwei kleinen Kindern allein dastand.

Die zwei Worte fand ich ungeheuer kraftvoll und sie drücken für mich das verschiedenste aus: die Einfachheit des eigenen Seins, sich nicht sooo wichtig nehmen, die kleinen Augenblicke mögen und sich hinterher dran erfreuen.

Es hat geklappt, ich kann es:
Heute traf ich eine nette Frau die ich vor Monaten in der Chemo kennenlernte und mit der ich tel. Kontakt halte.
Wir standen so auf der Straße und sie sah mich an und sagte "Wollen wir uns gegenseitig unterstützen?" und ich sagte "Ja, das machen wir!"

Das hat mich einfach nur gefreut, dieser Moment war klasse...einfach leben, das wird mein Motto, denke ich....

Alles Gute für dich,:winke:

LG
Gesine

ladyfender 02.03.2012 13:03

AW: Das Leben danach
 
Hallo Gesine!

Also ich sag mir nicht jeden Tag gleich morgens vorm Aufstehen: "Das kann Dein letzter sein" ;) Nur dann, wenn ich wieder durchhänge und das kommt im Augenblick nicht mehr so oft vor. Mit dem AD war ich sehr zufrieden. Es hat zwar ein paar Tage gedauert bis es gewirkt hat, aber dann war ich wieder richtig klar im Kopf und das Gedankenkarussell hörte auf sich zu drehen. Das war eine echte Erleichterung. Im Moment nehme ich sie nicht mehr, aber jetzt habe ich wenigstens genügend Kräfte sammeln können um mit den "bad days" fertig zu werden. "Einfach leben" klingt gut :)


Auch Dir alles Gute

LG Anja :)


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