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Faith 10.04.2011 16:00

Hört das irgendwann auf weh zu tun?
 
Ich habe am 2.Februar meinen geliebten Mann Norbert verloren.
Norbert hatte Ende November 2009 die Diagnosse Darmkrebs mit Lebermetastasen bekommen. Zuerst wollte das KH eine Chemo machen, aber unsere Hausärztin hatte uns überredet das KH zu wechseln, dass ein befreundeter Chirurg von ihr sofort operieren kann. Wir habn uns darauf verlassen, dass es die richtige Entscheidung war.
Dezember 2009 wurde Nobert dann operiert und damit hat unser Matürium begonnen.
Man hat uns nach der OP mitgeteilt, dass die Lebermetastasen inoperabel sind. Zwei Wochen nach der OP ist die verheilte Bauchdecke wieder aufgebrochen. Es hatte sich ein Hohlraum gebildet und darin hatte sich Eiter gebildet.
Norbert wurde an eine Vappumpe geschlossen und jeden dritten Tag operiert. Das Ergebniss war ein Riss im Dünndarm. Ende März wurde Norbert aus dem Krankenhaus entlassen. Er hatte durch die OP einen künstlichen Ausgang und diese offene Dünndarmfistel.Es war ihm nicht mehr möglich länger zu sitzen, da sonst der Beutel von der Dünndarmfistel nicht hielt und ihm der Darminhalt über den Bauch lief.
Anfang Mai hat Norbert dann mit der Chemo begonnen. Man hat uns keine grossen Hoffnungen gemacht, dass es was bringt, aber wir wollten kämpfen. Durch die Chemo sind die Tumormacker schnell runtergegangen. Man hat Norbert gesagt die Tumore wären nicht weggegangen, aber sie hätten sich verkapselt. Er hat sich so gefreut. Obwohl er seine Finger durch die Chemo bald nicht mehr bewegen konnte und auch grosse Schmerzen hatte, wenn er was angegriffen hat, war er glücklich. Wir haben ja gehoft, dass es wieder besser wird.
Weihnachten und Neujahr 2010 war so schön. Ich hatte Urlaub und Norbert ging eswirklich gut. Er hatte Appetit. Er hat an seinem Computer gearbeitet.
Anfang Januar der erste Schock. Norbert hatte einen Termin in der Onkologie und sein Arzt dem er so vertraut hatte war ohne Abschied einfach in eine andere Klinik gewechselt.
Plötzlich klagte Norbert über Rückenschmerzen. Er dachte er hätte sich erkältet. Dann fing die Dünndarmfistel an zu bluten und ich bemerkte dass seine Augen sich gelb färbten.
Montags hab ich meinen Schatz gegen seinen Willen ins KH gebracht. Die haben ihn da schon erwartet und gleich auf eine Palliativstation gebracht. Dienstags ist seine Stiefschwester gekommen. Wir wollten ihn nachhause ins Saarland holen, aber die Ärztin meinte, das er das nicht mehr packt.
Mittwoch war ich mit ihm alleine im Zimmer. Sein Atem ist immer schwächer geworden. Auf einmal ist er sehr unruhig geworden. Die Schwester hat ihm dann noch mal was gegen die Schmerzen und gegen die Unruhe gegeben. Als wir wieder alleine waren wurde sein Atem immer schwächer. Dann kurze Aussetzer. Als er ganz aufgehört hatte hab ich die Schwester gerufen. Mein Schatz war nicht mehr da.
Ich lebe jetzt bi meiner Familie im Saarland. Eigentlich wollten wir hier zusammen mal wieder herkommen. Jetzt hab ich nur noch sein Grab wo ich zu ihm kann. Mir fehlen so die Unterhaltungen mit ihm. Sein Atmen in der Nacht, seine Berührungen. Ich habe mich einigermassen hier eingelebt, aber ich frage mich, ob jemals dieser Schmerz aufhört. Ich vermisse ihn so sehr. Wir waren 25Jahre fast jeden Tag zusammen. Mein Leben ist so leer und sinnlos geworden. Obwohl ich eigentlich gerne lebefehlt mir etwas. Wenn ich mir die Blumen ansehe, oder irgendetwas schönes mache, denke ich, wie gerne hätte er das auch gemacht und da kann ich es gar nicht mehr richtig geniesen.
Wir sind beide grosse Bon Jovi Fan und meine Freundinen aus dem Bon Jovi Forum ermöglichen es mir im Juli auf das Konzert in Mannheim zu gehen. Jetzt kommen in mir aber so die Erinnerungen hoch, als Norbert mir 2008 die Karte fürs Konzert in Frankfurt gekauft hat und wie ich Nachts heimgekommen bin und ihm davon erzählt habe.
Dieses Jahr wird keiner auf mich warten und das macht mich so truarig. Machmal denke ich ich könnte ihn einfach anrufen. Wird das irgendwann mal aufhören so weh zu tun?

Kamuffel 10.04.2011 20:33

AW: Hört das irgendwann auf weh zu tun?
 
Ich weiß wie es Dir geht... Mein Mann ist im August 2010 gestorben. Alles ist sehr leer und still. .... Man dreht sich im Kreise und weiß nicht mehr wo das Zuhause ist.... . Eine Chefin von mir erzählte mir aus ihrer eigenen Erfahrung heraus, deren Mann vor Jahren verunfallt ist, daß es Jahre braucht bis man sein Inneres wieder gefunden hat und man soll sich Zeit lassen. Aber wie man das anstellen soll, das hat sie mir auch nicht erklärt... Falls Du möchtest schreibt eine PN.
Ganz liebe und doll gedrückt

Birne 13.04.2011 15:22

AW: Hört das irgendwann auf weh zu tun?
 
Liebe Faith,

mein Mann ist am 8.4.2010 an Darmkrebs verstorben. Ich habe hier im Angehörigenforum unter "Kann es nochmal besser werden" viel Unterstützung, Trost und Tipps bekommen.
Auch jetzt, ein Jahr nach seinem Tod fehlt er mir - fast so wie am ersten Tag. Mein Lebensmittelpunkt fehlt, ich fühle mich leer und verlassen. Es ist mir, als wurde ir das Herz rausgerissen. Freundinnen, Verwandte, Arbeit - alles Hilfsangebote und gut gemeint - aber sie bringen mein Liebstes auf dieser Welt nicht zurück. So muss ich leben mit der Hoffnung, dass es vielleicht ein "Irgendwann, Später wieder" gibt.
Ich wünsche es mir so sehr von Herzen.
Glaub mir, ich kann gut nachfühlen, wie es dir geht.

Hier ein Gedicht, dass - glaube ich, auch dir aus dem Herzen spricht:

Memento
Vor meinem eigenen Tod
ist mir nicht bang.
Nur vor dem Tod derer,
die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
Das Gehen schmerzt nicht halb so
wie das Bleiben.
Der weiß es wohl,
dem Gleiches widerfuhr
-und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: Den eigenen Tod,
den stirbt man nur,
doch mit dem Tod der anderen
muß man leben.
Mascha Kaleko

Liebe Faith,
dir alles alles Liebe. Ich hoffe, du findest bald ein wenig Trost.:knuddel:

Von ganzem Herzen

Elbi

Faith 15.11.2011 03:43

Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Vieleicht kennen mich einige hier noch. Mein Schatz war im Dezember 2009 an Darmkrebs erkrankt und ist im Ferbruar 2011 nach einem schweren Kampf gestorben. Ich möchte hier über ihn und mich schreiben. Ich hoffe es wird mir helfen endlich wieder leben zu können.

Jutta 15.11.2011 06:14

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Liebe Faith,

ich wünsche es dir von ganzem Herzen, daß dir der Austausch hier hilft, wieder deinen Weg zu finden :knuddel:

Eithne_1982 15.11.2011 06:47

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Liebe Faith,

alles aufzuschreiben wird bestimmt schwierig, aber ich glaube, auf lange Sicht wird es dir helfen und gut tun. Ich freue mich schon, eure Geschichte zu lesen :-)

*drück dich*

Faith 16.11.2011 01:40

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Danke euch beiden.

Also das ganze hat damit angefangen mit der Heirat von meinem Bruder. Meine Schwägerin hatte einen Stiefbruder mit dem sie nicht Blutsverwandt war und der schon viele Jahre in Frankfurt am Main lebte. Als ich dann zu Ostern mit meiner Schwägerin nach Frankfurt gefahren bin um ihren Bruder für die Feiertage abzuholen lernte ich den Mann kennen mit dem ich die nächsten 25 Jahre meines Lebens verbrungen habe und den ich jetzt so sehr vermisse.
Meine Schwägerin hatte mir vor ihrem Bruder immer Angst gemacht, wie ich jetzt weiss hat sie immer versucht alle zu ihren Gunsten zu manipulieren. Sie und Norbert hatten eine Art Verhältniss. Er hatte ihr ihre Wohnung in Saarbrücken eingerichtet und ihr auch so bei allem geholfen. Als sie genug von ihm hatte wollte sie nichts mehr von ihm wissen. Auch das Verhältnis zwischen Norbert und seinem Vater war sehr schlecht, er war der Grund warum Norbert nach Frankfurt gegangen war.
Norberts Mama war gestorben als er 11 Jahre war. Norbert Vater hatte den Jungen damals losgeschickt um den Arzt zu holen, dieser dachte wenn da ein kleiner Junge kommt wird es schon nicht so schlimm sein, als er dann nach Stunden kam war alles zu spät. Diese Saxhe hat immer zwischen Norbert und seinem Vater gestanden. Als der Vater dann noch Norbert sagte er solle sich von mir trennen ich wäre nicht die richtige Frau für ihn hat er total mit ihm gerochen. Er hatte sich er einige Tage vor dem Tot seine Papas wieder mit ihm versöhnt.

So das wars für heute. Mal sehen vieleicht gehts morgen weiter.

Faith 17.11.2011 01:17

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Ja wir haben Norbert in Frankfurt abgeholt und nach Völklingen zu seinem Vater und seiner Stiefmutter gefahren. Norbert hat mich dann eingeladen über Ostern mit meinem Bruder und meiner Schwägerin bei ihm zu übernachten. Ich habe gerne zugestimmt, denn irgendwie fühlte ich mich zu diesem Mann hingezogen.
Am Abend hatte ich dann mit Norbert eine angeregte Diskusion. Er übertug die Ablehnung gegen seine Schwester auch auf meine Eltern. Wir hatten schon ein bisschen Bier getrunken und so diskutierte ich ordentlich mit ihm, obwohl ich damals noch sehr schüchtern war. Ich sagte ihm er könnte meine Eltern nicht verurtilen, wenn er sie nicht kennt. Norbert gefiehl wie ich mit ihm umging und hat mich eingeladen ihn in Frankfurt zu besuchen. Ich stimmte zu und so wurden wir zu einem Paar. Wir mussten gar nicht viel darüber reden es war einfach so.
Die nächsten vier Jahre machte ich meine mittlere Reife fertig und machte eine Lehre als Metzgereifachverkäuferin. Als ich meine Prüfung hatte meinte Norbert dass ich zu ihm nach Frankfurt kommen soll. Ich bin gerne zu ihm gekommen. Wir hatten ja vor so schnell wie möglich in sein Elternhaus nach Völklingen zu ziehen. Da Norbert sich dann aber mit seinem Vater total verstritten hatte wurde aus der kurzen Zeit 21 Jahre.

Eithne_1982 17.11.2011 16:53

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Wie alt warst du denn dann, als ihr euch kennen gelernt habt? Du musst ja noch ziemlich jung gewesen sein, oder? War dann ein deutlicher Altersunterschied zwischen euch, oder lebte er schon so früh alleine?

25 gemeinsame Jahre... Man man, so lange, und doch viel zu wenig.

Liebe Faith, ich lese gerne weiter, aber versuch auch, nachts ein wenig Schlaf zu bekommen, ja? ;-)

:knuddel:

Faith 18.11.2011 01:31

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Schön dass du mitliest. Es tut gut über ihn zu schreiben. Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen weil ich Nachts schreibe. Ich arbeite zur Zeit Nachts. Das schreiben hilft mir nach der Arbeit etwas runter zu kommen nach der Arbeit. Zu unserm Altersunterschied, Norbert war 19 Jahre älter als ich und als wir zusammen gekommen sind war ich 20. Dieser Altersunterschied war aber nie ein Problem für uns.

Als ich nach Frankfurt gekommen bin hatte Norbert unsere Einzimmerwohnung schon komplett eingerichtet. Das war ein kleines Problem zwischen uns, aber ich hab mich nie darüber beschwert. Norbert war sehr dominant. Vieleicht liegt das auch daran dass er so lange allein gelebt hat. Er hat immer alles ausgesucht und ich hab mich darüber gefreut. Bis dahin hatte ich ja auch noch nicht viel gehabt. Unsere Familie hatte nicht viel Geld. Norbert hat mir jeden Wunsch erfüllt.
Wir wohnten im 5.Stock in einer Altbauwohnung im Frankfurter Bahnhofsviertel. Das Haus war im Besitz von Norbert Chef und die Metzgerei befand sich im Erdgeschoss. Das erste Jahr habe ich nicht gearbeitet. Norbert wollte dass ich Zeit habe mich einzuleben. So konnte ich auch immer wenn ich Heimweh nach meiner Familei hatte mal einen Besuch im Saarland machen.
Nach einem Jahr hatte eine Verkäuferin in Norbert Betrieb aufgehört und Norberts Chef meinte, was ist denn mit deiner Freundin, die hat doch Verkäuferin gelernt, will sie nicht bei uns arbeiten. Ich habe mich vorgestellt und hatte meine Arbeitsstelle.
Ab jetzt waren Norbert und ich Tag und Nacht zusammen. Der Betrieb war uns sehr ans Herz gewachsen. Es war ein richtig kleiner Familienbetrieb und wir hatten immer Familienanschluss. Als die Tochter von unserm Chef und ihr Mann das Geschäft übernommen haben wurde das Verhältnis noch besser. Die beiden sind in meinem Alter und wir hatten ein Freundschaftliches Verhältnis. Als der Betrieb am Anfang der Übernahme nicht so gut gelaufen ist haben Norbert und ich sogar auf einen Teil von unserm Lohn verzichtet bis es wieder besser lief.

Faith 27.11.2011 02:01

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Obwohl ich heute frei habe kann ich mal wieder nicht schlafen, also will ich mal wieder etwas schreiben.

Norbert und ich sind irgendwann vom 5.Stock in den 3. gezogen. Da hatten wir dann eine schöne zwei Zimerwohnung. Nur von an ist uns alles über den Kopf gewachsen. Norberts Vater war inzwischen gestorben und er hatte das alte Häuschen im Saarland geerbt. Wir hätten damals unsere Zelte in Frankfurt abbrechen sollen und in das Häuschen ziehen, aber wegen unserer Arbeit haben wir das nicht gemacht. Also haben wir versucht das Haus zu halten. Sind in unseren Urlauben immer hin und haben versucht alles in Ordnung zu bringen. Das ganze hat eine Menge Kraft gekostet und finanziel hat es uns auch erschlagen.
Irgendwann hat Norbert durch seine Diabetis, die viel zu spät erkannt wurde ein offenes Bein bekommen. Die Ärzte haben daran herumgedoktert, aber es ist nicht geheilt. Irgendwann ist mein kleiner Dickkopf dann nicht mehr zum Arzt. Er hat sich jeden Tag das Bein selbst verbunden und hat so ahre gelebt.Wir sind dann nicht mehr in unser Haus gefahren weil durch die Wunde Norberts Bein immer dicker wurde und er in keine Schuhe mehr kam. Auch diese Sache haben wir durch unsere Liebe bewältigt. Mein Norbert hat nie geklagt. Er hatte ja seine grosse Leidenschaft, seinen Computer. Da hat er manchmal Nächte drangesseen, ja so wie ich heute.
Irgendwann hat er angefangen Musik aus dem Internet hochzuladen. Später waren es dann Live Konzerte. Eine Band hatte es uns besonderst angetan und zwar die Jungs von Bon Jovi. Als die dann 2007 ein Konzert in Frankfurt gaben hat Norbert gemeint, wenn er schon nicht hin kann soll ich gehen und ihm dann Bericht erstatten. Norbert war auch der dem ich es zu verdanken habe dass ich dann ins BJ Forum kam. Wenn ich die lieben Leuten in unserer schwersten Zeit nicht gehabt hätte wäre ich vieleicht nicht mehr hier.

Eithne_1982 27.11.2011 11:57

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Liebe Faith, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Das muss eine schwierige Zeit gewesen sein. Dein Norbert kann ja gar nicht mehr viel aus dem Haus gegangen sein. Toll, dass ihn das nicht runter gezogen hat und ihr das als Paar gemeinsam durchgestanden habt.

Durch deinen Beitrag habe ich aber auch einen ganz dicken Klos im Hals bekommen, denn Bon Jovi war auch Mamas und meine große Leidenschaft. Keine Tour haben wir verpasst seit 1994 Crossroads erschien. Am 13. Juli war das letzte Konzert in Düsseldorf. Mama hat es um zwei Tage verpasst. Der Gang dahin war schwerer als die Beerdigung, so blöd es vielleicht klingen mag und "In these Arms" war kaum zu ertragen. Trotzdem werde ich beim nächsten Mal wieder dabei sein.

Faith 27.11.2011 14:36

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Ja die Jungs sind schon was ganz besonders. Als wir 2010 erfahren haben dass sie 2011 wieder auf Tour in Deutschland sind hab ich Norbert gefragt ob ich hingehn kann. Er meinte es wäre ihm lieber wenn nicht. Es ist dann leider anderst gekommen. Ich war dieses Jahr auf zwei Bon Jovi Konzerten in München und in Mannheim. Mannheim war supper. Ich hatte eine liebe Freundin dabei. Ich hatte mir immer gewünscht Haleluja mal live zu hören. War unser Lieblingslied. Als die Jungs zum zweiten mal von der Bühne gingen hab ich zu Moni gesagt, jetzt hör ich das wieder nicht,aber dann haben sie noch eine Zugabe gegeben und rat mal was sie gesungen haben. Ich hab nur in den Himmel gesehen und danke gesagt.
Übrigens am letzten Wochenende waren Moni und ich in Lorsch bei einer Coverband von Bon Jovi. Die Jungs heissen Bounce und sind echt spitze. Mir hilft die Musik wirklich viel weiter. Das schlime bei mir ist aber immer noch dass ich mich körperlich nicht richtig erhole. Ich hab ja Norbert gepflegt und bin noch arbeiten gegangen. Ende Oktober letzten Jahres bin ich dann auf der Arbeit zusammen gebrochen und mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht worden. Ich bin dann auf eigene Verantwortung Abends wieder heim, weil Norbert ja allein war. Irgendwie kann ich nicht mehr die Leistung bringen wie vorher.

Faith 04.12.2011 02:00

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Norbert hatte vor ein paar Jahren einen Arbeitsunfall und zwar hatte er sich mit einer Maschine den rechten Zeigefinger bis zum Mittelglied abgetrennt. Das war eine schlimme Sache, aber auch das konnte meinen Mann nicht erschüttern. Ich kann mich noch erinnern er hatte zuerst aus der Maschine das Stück Finger geholt, aus dem Gefrierhaus Eis geholt und das Stück in eine Tüte mit dem Eis gesteckt, dann ist er zu unserm Chef und hat gemeint er müsse ihn mal ins Krankenhaus fahren.
Durch diesen Unfall ist er dann zu meiner Hausärztin gekommen. Die hat dann festestellt dass er Diabetis hat und hat ihn mit Tabletten behandelt. Sie hat ihn dann auch zu einem befreundeten Arzt geschickt der dann sein Bein behandelt hat. Dieser Arzt war ein älterer Chirurg der in einer Schönheitsklinik arbeitet und nur solche Fälle behandelt. Mein Norbert ist über ein Jahr zwei mal die Woche in die Klinik und das ganze hat sich gelohnt. Die Wunde wurde immer kleiner.
Jetzt hätten wir endlich wieder ein normales Leben beginnen können, aber aus irgendeinem Grund ging es Norbert immer schlechter. Er sagte mal zu mir er würde sich fühlen als wären seine Akkus leer und würden sich nicht mehr aufladen. Als er das letzte mal zu seinem Chirurgen gegangen ist, hat er mich gebeten mitzugehn. Ich bin an diesem Morgen so erschrocken. Mein einst so starker Mann konnte keine zehn Schritte gehen ohne stehen zu bleiben. Am nächsten Tag sind wir dann zur Hausärztin die zuerst vermutete dass es etwas mit dem Herzen zu tun hat, aber eine Blutuntersuchung zeigte wie schlimm sein Zustandwirklich war.

Eithne_1982 04.12.2011 12:57

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
...das nennt man wohl eine dramatische Pause...

Liebe Faith, mir war gar nicht bewusst, wie viel und lange ihr mit den verschiedensten Problemen kämpfen musstet! Ihr wart beide so tapfer, es ist einfach nicht fair, dass es immer schlimmer statt besser wurde.

Irgendwie hab ich das Gefühl, dass es häufig so ist. Bei uns ging es zwar nicht über so lange Zeit, aber auch ich hab das Gefühl, dass es wie ein Schneeball war. Erst gehen Kleinigkeiten schief und dann wirds immer größer und man ist nicht mehr Herr darüber :-(

Ich lass mal liebe Grüße hier und drück dich virtuell ganz feste!

Eithne_1982 05.12.2011 06:47

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Liebe Faith, danke für deine Profilnachricht.

Ja die Fröhlichkeit, die darf man nicht verlieren. Ich habe schon einmal an anderer Stelle geschrieben, dass ich glaube, dass es unterschiedliche Schmerzen sind, jenachdem wen man verliert. Bei den Eltern, ja das ist hart, schwer und traurig, das weiß ich grade wohl selbst am besten ;-) Gerade, wenn man so eine gute Beziehung wie meine Ma und ich hatte. Aber möchte ich diese tolle Beziehung missen und sie dafür jetzt weniger vermissen? Nein, auf keinen Fall! Bei den Eltern ist das außerdem der Gang des Lebens, dass sie irgendwann gehen müssen und ich wünsche allen Kindern, dass dieser Punkt so spät wie möglich kommt!

Aber bei Partnern oder Geschwistern, da wirft es gleich das ganze Leben aus der Bahn. Das war so nicht geplant, sollte so nicht laufen. Man wollte doch zusammen alt werden. Ich kann nur erahnen, wie unendlich viel schwieriger das ist! Darum, fühl dich gedrückt, tapfere Faith.

Mel_1 05.12.2011 17:23

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Ich hab das hier grad mal überflogen und will meine Meinung schreiben.
Ich würde nie so in aller Öffentlichkeit private Dinge über meinen verstorbenen Mann schreiben.Das würde er nie wollen. Wenn man einen Menschen nicht mehr fragen kann, sollten Privatsachen auch privat bleiben.
Geldangelegenheiten usw sind intim und das breit treten?
Meine persönliche Meinung.
Mein Mann ist jetzt das 4 Jahr tot und auch heute noch gebe ich so private Dinge nie nach aussen, das wissen nur unsere gemeinsamen Freunde.

Faith 05.12.2011 18:57

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Liebe Mel,
ich kann dich verstehen und ich habe auch lange überlegt ob ich das hier alles schreiben will. Ich glaube nach 25 Jahren kannte ich meinen Mann so gut um zu wissen dass er damit einverstanden wäre. Wir waren immer sehr offen mit unseren Freunden und Kollegen. Irgendwann konnten wir auch nicht mehr verheimlichen wie schlecht es uns auch finaziell geht. Ich bin der Meinung wenn Norbert und auch ich noch mehr mit Leuten hätten reden können wäre das alles nicht so schlimm gekommen. Ist es eine Schande wenn einem durch Krankheit usw alles über den Kopf wächst. Ich habe hier ja nicht meinen realen Namen geschrieben und ich schreibe das alles auf anraten von meiner Terapoltin. Jeder muss selbst für sich entscheiden was er tut. Ich bin ganz alleine und ich muss mich jemanden öffnen können.

Rommy 10.12.2011 00:47

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Liebe Faith,
ich verstehe dich sehr gut und glaube, dass das Schreiben hilft.Man schreibt sich was von der Seele runter und fühlt sich ein wenig freier oder leichter.es ist doch eine schwere Last,so ein Schicksal.Ab einem gewissen - meist schweren- Moment im Leben hört man auf mit dem Poker Face, man will nur noch frei atmen.
Gruss

Faith 17.12.2011 03:57

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Ich bin gerade sehr traurig. In einem anderen Forum habe ich eine sehr gute Freundin. Sie ist erst 40 Jahre und leidet seit ein paar Jahren an Leberkrebs. Alle Terapien haben nichts gebracht und heute Nacht hat sie uns mitgeteilt, dass sie sich im Forum abgemeldet hat und hat uns alles gute gewünscht. Es geht ihr so schlecht dass sie noch nicht mehr mal an den Comuter kann. Ich hasse diese Krankheit.

Eithne_1982 17.12.2011 17:22

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Ach Faith, ich weiß. Keiner hier wird dir widersprechen. Alle Menschen denken, Krebs ist schlimm, aber erst wenn man seine Erfahrung damit macht, weiß man, WIE schlimm er wirklich ist.

Die beste Freundin meiner Mama hat morgen ihren ersten Todestag. Sie hatte irgendwie immer die gleichen Symptome wie Mama und die beiden haben noch gescherzt, dass das ja wie mit den Männern bei Schwangerschaften sei, denen auch morgens übel wird. Irgendwann fand dann ein Arzt heraus, dass sie Gallengangskrebs hatte. Er hatte schon praktisch überall hin gestreut und wie bei Mama und deiner Freundin war es dann letztendlich die Leber, die schlapp machte. Mamas Freundin hatte nach der Diagnose noch 5 oder 6 Monate, das hätte damals niemand erwartet

Ich denk an dich und deine Freundin und drücke die Daumen, dass doch noch mal alles besser wird! Irgendwann muss es ja mal besser werden

Eithne_1982 10.01.2012 15:43

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Heute vor 6 Monaten habe ich Mama das letzte Mal lebend gesehen, hat uns die Ärztin gesagt, dass sie schon im Leberversagen ist, und dass es nicht mehr lange dauert. Hätte ich gedacht, dass es so schnell geht? Nein. Hätte ich gedacht, dass mein Leben ohne sie, so ist, wie es ist? ich will sie einfach mal wieder anrufen, ein bisschen quatschen... Ihr "hey Schatz" hören

Faith 24.01.2012 01:10

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Ich kann dich so gut verstehen meine Liebe. Ich hab letztens unsere Telefonnummer von Frankfurt angerufen. Ich war so erschrocken dass da ein Freizichen kam. Die haben die Nummer wohl sch wieder vergeben. Ich habs einige Minuten klingeln lassen und dachte Norbert wird jetzt gleich drangehn wie er es immer gemacht hat. Es hat keiner abgenommen.
Selbst als mein Norbert auf der Paliativstation lag dachte ich er würde noch weiterleben. Ich hab die Ärztin gefagt ob ich ihn mit ins Saarland nehmen kann damit wir bei meiner Familie sein können, da hat sie mich in den rm genommen und hat gemeint, diese Zeit haben wir nicht mehr.
Was ich damit sagen will, solange der liebe Mensch noch atmet, hält man sich an einem Stohalm fest.
Ich werde bald hier weiterschreiben. Bis dann alles gute.

Nimm2 24.01.2012 11:31

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Hallo Faith

Auch ich habe meinen Partner verloren. Es ging sehr schnell. Ich wollte Dir einen Gruß dalassen, und Dir sagen, Du bist nicht alleine damit

liebe Grüße
N.

Eithne_1982 26.01.2012 18:26

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Liebe Faith,
die Nummer angerufen? Ich habe Mamas Handynr. auch noch gespeichert, aber anrufen, das würde ich mich nicht trauen. Wenn jemand anderes dran geht, dann ist die Illusion irgendwie weg. Schon dumm, ich weiß. Aber ich bringe es nicht übers Herz sie zu löschen. Habe schon x-mal überlegt, ob ich meinen Freund bitten soll, es zu machen. Denn immer wenn ich ihn (er heißt Martin) anrufe, dann kommt natürlich erst "Mama". Und das sticht jedes mal ins Herz, schlägt in den Magen. Aber löschen geht dann eben auch (noch) nicht...


Liebe Nimm2,
mein herzliches Beileid!

Leben28 26.01.2012 18:58

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Hallo zusammen,

dieser scheiss Krebs. Ich mußte meine Frau für immer gehen lassen.
Wir hatten noch so viel vor. Meine Kinder müssen ohne Mama aufwachsen.
Ich komm damit nicht klar. Immer wieder die Frage warum, warum mußte Sie sterben.
Fühle mich kraftlos und Funktioniere nur noch.
Denke immer das sie wieder kommt.
Ich denke auch daran mein leben zu beenden. Finanzell hab ich meine Kinder abgesichert.
Sehe kein Sinn mehr weiter zu machen.

Markus

Alpenveilchen 26.01.2012 20:13

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Liebe Edna,

ich kann Dich gut verstehen. Ich habe vor ein paar Tagen erst die Nummer einer Grosstante gelöscht, die vor 15 Jahren verstorben ist. Irgendwie hat man das Gefühl die Person abzuweisen, wenn man sie aus dem Adressbuch löscht.

Vielleicht kannst Du den "Namen" Deiner Mutter ändern in "Mama Ichhabdichlieb" oder sowas? Dann ist ihr Name nicht nur an das Ziel, bei ihr anzurufen, gebunden. Jedesmal, wenn Du es siehst, kannst Du dann denken "ja. Genau."

Ganz liebe Grüsse
vom Alpenveilchen

Alpenveilchen 26.01.2012 20:24

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Lieber Markus,

Deine Kinder brauchen Dich. Deine liebe Frau, wäre sicherlich todtraurig, wenn Du die Kinder jetzt im Stich lassen würdest. Kinder brauchen nicht nur eine finanzielle Absicherung. Jetzt haben sie schon keine Mutter mehr, dann brauchen Sie vor allem Dich!!!

Das Leben kann brutal und ungerecht sein. So ist es einfach. Manche haben immer Glück, andere trifft es gleich mehrfach. Aber auch Dein Leben wird sich mit Sicherheit wieder zum Guten wenden bei drei lieben Kindern, die alle auf dem Weg sind, eines Tages erwachsen zu werden und vielleicht eigene Familien zu gründen. Da gibt es noch so viele schöne Tage, die auf Dich warten.

Du hast Deiner Frau so lieb beigestanden während ihrer Krankheit, Dich für sie eingesetzt, gemeinsam mit ihr gekämpft. Jetzt musst Du auch für sie für Eure Kinder da sein. Das ist ganz wichtig und sie ist Dir bestimmt sehr, sehr dankbar dafür, wie Du das alles machst.

Ganz liebe Grüsse
vom Alpenveilchen

Eithne_1982 26.01.2012 20:54

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Lieber Markus,
auch dir mein herzliches Beileid. Lass dir aus der Sicht eines (erwachsenen) Kindes sagen, dass es ganz furchtbar ist, die Mutter zu verlieren. Aber wenn man dann auch noch zusehen muss, wie der Vater verzweifelt, aufgibt und mutlos ist, dann ist die Machtlosigkeit, die man empfindet, gar nicht auszuhalten. Du sollst diese Gefühle nicht unterdrücken, aber versuch für deine Kinder trotzdem da zu sein, ihnen Kraft und Halt zu geben. Deine Liebe brauchen sie jetzt mehr denn je!

Liebes Alpenveilchen,
mein Adressbuch im Handy entwickelt sind langsam zu einem "Ort der Erinnerung". Oma, Mamas beste Freundin, Mama... Alle seit Weihnachten 2009 verstorben und noch keiner gelöscht. Deinen Vorschlag finde ich schön, werde ihn aber nicht umsetzen, weil schon der Gedanke, diese Worte zu lesen mir momentan den Hals zuschnürt. Das Wort "Mama" ist aussagekräftig genug. Genau wie "Oma" ;-)

Faith 27.01.2012 01:50

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Lieber Markus,
bitte trauere um deine liebe Frau. Das braucht sehr lange und geht auch nur in kleinen Schritten. Ich kann dir aber versprechen dass wenn du es zulässt es auch wieder besser wird. Lebe für deine geliebte Frau das Leben mit. Ich rede oft mit Norbert. Es ist schwer weil er mir nicht mehr antwortet. Sei für eure Kinder da. In ihnen wird immer ein Teil deiner Frau sein.

Effie 27.01.2012 02:44

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Lieber Markus,
Du musst den Schmerz annehmen, ihm Raum geben, mit ihm leben. Nur dann kann er sich allmählich in eine positive Kraft verwandeln. Ich weiß, wovon ich rede, ich habe meinen Mann auch verloren.
Und tu Deinen Kindern den Selbstmord nicht an. Meine Mutter hat sich umgebracht, als ich zehn Jahre alt war. Das ist ein Mal, das einem eingebrannt wird, für immer. Man ist nie mehr so wie andere.
Liebe Grüße
Effie

Faith 03.02.2012 19:23

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Gestern war der erste Totestag von meinem Schatz und es geht mir im Moment ziemlich schlecht. Irgendwie holt mich das alles wieder ein und ich weiss nicht was ich dagegen tun kann. Ich träume wenn ich mal schlafen kann so real von ihm und die Sehnsucht wieder einmal mit ihm zu reden, ihn zu fühlen wird immer stärker. Ich bekomme sogar schon auf der Arbeit Probleme weil ich wieder total neben der Spur bin. Natürlich kann da keiner Rücksicht drauf nehmen.

Eithne_1982 04.02.2012 15:15

AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance
 
Wow, ein Jahr schon. Liebe Faith, das ist doch klar, dass sich das alles einholt und das es jetzt gerade wieder besonders schwer ist. Aber du hast jetzt ein ganzes Jahr lang gezeigt, was für eine strake Frau du bist!!!


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